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Zur Idee der Unsterblichkeit bei Fichte und bei Schelling

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Disjunktionen sind die inneren Modifikationen des Lichts. In <strong>der</strong> Erlanger Vorlesung vom<br />

Jahre 1805 wird „das inwendige Licht“ – das irreduzibel, weil allumfassend ist – zum<br />

vereinheitlichenden, als intellektuelle Anschauung fungierenden F<strong>und</strong>ament des Seins <strong>und</strong><br />

des Ich. 1 In <strong>der</strong> Form des sich abstufenden Lichts existiert Gott, dessen ruhiges Ansichsein<br />

eigentlich hinter dem Licht verhüllt ist. 2 Der Urgr<strong>und</strong> verbleibt im irrationalen Dunkel, das<br />

nicht mehr im Licht aufgeht. 3 In <strong>der</strong> Transzendentalen Logik wird das Licht zum lebendigen<br />

Erscheinen des Absoluten, worin Denken als gehaltloses Bilden <strong>und</strong> Anschauung als<br />

Hinwendung zum Sein ihren Ursprung haben. 4 Die WL 1812 beschreibt das Licht als an sich<br />

unsichtbar, sichtbar nur in Bezug auf das in ihm erscheinende Bild; in <strong>der</strong> Sichtbarkeit wird<br />

<strong>der</strong> Aspekt <strong>der</strong> Beständigkeit (des Seins) mit dem <strong>der</strong> Genese (des reflexiven Erscheinens)<br />

verflochten; das erkennende Ich hängt vom Wesen des Bildes ab, das seinerseits im Lichte<br />

seine Grenze hat.<br />

b. Selbstvermittlung<br />

War <strong>bei</strong> <strong>Fichte</strong> das göttliche Licht die allumfassende Unterlage des Seins, so ist das<br />

pantheistische Motiv <strong>bei</strong> <strong>Schelling</strong> die Totalität <strong>der</strong> ans Absolute angeschlossenen<br />

Selbstvermittlung. Wir wenden uns nun <strong>der</strong> Identitätsphilosophie zu, wo diese Struktur am<br />

augenfälligsten ist. 5 In <strong>der</strong> Philosophie <strong>der</strong> Kunst wird die höchste Form <strong>der</strong><br />

Selbstvermittlung eingeführt in <strong>der</strong> <strong>Idee</strong> des sich unendlich bejahenden Gottes:<br />

„Gott begreift durch seine <strong>Idee</strong> sich selbst als unendlich Affirmirendes (denn er ist die<br />

Affirmation von sich selbst) <strong>und</strong> als unendlich Affirmirtes aus demselben Gr<strong>und</strong>e. Da<br />

es ferner ein <strong>und</strong> dasselbe ist, das affirmirt <strong>und</strong> das affirmirend ist, so begreift er sich<br />

auch als Indifferenz. Aber er ist selbst keines davon insbeson<strong>der</strong>e, denn er selbst ist<br />

nur die unendliche Affirmation [...].“ 6<br />

Wissenschaftslehre von 1805, in: „<strong>Fichte</strong>-Studien“ 7/1995, S. 56 f., wo <strong>der</strong> Autor das Ansich des Absoluten als<br />

die Projektion <strong>der</strong> unableitbaren Faktizität des Wissensvollzugs des Lichts deutet.<br />

1 Vgl. Wissenschaftslehre 1805, a. a. O., S. 40, 42 f. (7. St<strong>und</strong>e). – M. Brüggen, a. a. O., S. 74, hebt die<br />

Selbstbezogenheit des Lichts hervor als des existentiellen Aktes des Absoluten – in den Prinzipien <strong>der</strong> Gottes-,<br />

Sitten- <strong>und</strong> Rechtslehre (Winter 1805); vgl. auch ebd., S. 98.<br />

2 Vgl. Wissenschaftslehre 1805, a. a. O., S. 52, 54 f., 60 (9. bis 11. St<strong>und</strong>e).<br />

3 Vgl. ebd., S. 67 f. (12. St<strong>und</strong>e); dazu M. Brüggen, a. a. O., S. 101. Auf <strong>der</strong> Seite 66 des Vorlesungstextes verrät<br />

<strong>Fichte</strong> sein besseres Wissen über die subjektiven Bedingungen <strong>der</strong> Anwesenheit des Absoluten: nur dann, wenn<br />

man an sich selbst nicht mehr glaubt, öffnet sich das Absolute. Wir dürfen darin den Einfluß <strong>Schelling</strong>s spüren.<br />

4 Vgl. Ueber das Verhältniß <strong>der</strong> Logik..., a. a. O., S. 203.<br />

5 Für Walter Schulz (Die Vollendung des deutschen Idealismus in <strong>der</strong> Spätphilosophie <strong>Schelling</strong>s, Stuttgart u.<br />

Köln, W. Kohlhammer, 1965) hat die Selbstvermittlung des Subjekts ihre reale Gestalt erst in <strong>der</strong><br />

Spätphilosophie <strong>Schelling</strong>s erhalten.<br />

6 Philosophie <strong>der</strong> Kunst, a. a. O., S. 202.<br />

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