Brüsseler 1x1 für Umweltbewegte - EU-Koordination
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luationen ebenfalls. Wenn sich herausstellen sollte, dass in der<br />
Planung etwas nicht stimmt, muss man auch den Mut haben,<br />
gegebenenfalls alles radikal zu ändern.<br />
13. Wie möchte ich in Brüssel präsent/vertreten sein?<br />
Es gibt vier grundsätzliche Möglichkeiten:<br />
• Man kann es über ein eigenes Büro machen. Das kann recht<br />
kostspielig werden: mit zwei, drei, vier Mitarbeitern und der<br />
ganzen damit zusammenhängenden Infrastruktur.<br />
• Man bedient sich eines schon in Brüssel ansässigen freien<br />
Lobbyisten, eines Beraters, der stellvertretend <strong>für</strong> einen<br />
selbst in Brüssel tätig ist. Da gibt es viele Möglichkeiten in<br />
Brüssel: kleinere und größere Public-Affairs-Firmen, die<br />
man ansprechen kann, gute und weniger gute, profilierte<br />
und weniger profilierte. Ein Problem ergibt sich aber immer:<br />
das der Glaubwürdigkeit. Stellen Sie sich vor, Sie haben sich<br />
<strong>für</strong> einen auf Energiefragen spezialisierten Berater entschieden,<br />
der <strong>für</strong> Sie im Bereich Windenergie tätig sein soll, der<br />
aber vor einigen Monaten bei denselben Leuten vorsprach<br />
– damals aber im Auftrag der Atomindustrie.<br />
• Man betreibt das Lobbying vom Sitz der Organisation außerhalb<br />
Brüssels. Konkret heißt das, man ernennt einen<br />
Mitarbeiter zum „Brüssel-Beauftragten“ und der fährt dann<br />
vier- oder fünf- oder sechsmal im Jahr nach Brüssel – zu<br />
Schlüsselmomenten, wenn eine bestimmte Sitzung in Brüssel<br />
stattfindet – und hängt noch ein, zwei Tage an, in denen<br />
er begleitende Gespräche führt. Wählt man diese Version<br />
(Lobby vom Sitz der Organisation), dann ist es in der Regel<br />
produktiv, sich einen freien Berater als begleitenden Coach<br />
zu suchen. Das ist auch die Rolle, die ich selbst häufig spiele.<br />
Ich arbeite also nie stellvertretend <strong>für</strong> jemanden, sondern<br />
immer mit jemandem.<br />
• Man bedient sich einer der in Brüssel ansässigen Rechtsanwaltskanzleien.<br />
Hochqualifizierte und hoch bezahlte<br />
Spitzenkräfte machen dann ein Monitoring darüber, was<br />
in Brüssel in einem bestimmten Bereich passiert. Ich habe<br />
beobachtet, dass dieses Verfahren häufig unbefriedigend<br />
endet. Der Grund liegt in den hohen Kosten und darin, dass<br />
viele Kanzleien mehrere Kunden im selben Bereich betreuen<br />
und dann denselben Monitoringbericht an mehrere Kunden<br />
schicken, wobei jeder Kunde davon ausgeht, dass es sich<br />
um ein nur <strong>für</strong> ihn exklusiv verfasstes Monitoring handelt<br />
– von dem man nicht will, dass der Mitbewerber dieselben<br />
Informationen bekommt.<br />
14. Wie sieht das Profil eines <strong>Brüsseler</strong> Lobbyisten aus?<br />
Es ist, wie alles im Leben, ein Mix. Zu dieser Mixtur gehören<br />
ganz sicher soziale Fähigkeiten, eine gewisse mediterrane Leichtigkeit<br />
und teutonische Bestimmtheit, um auf die Entscheidungsträger<br />
zuzugehen, eine gewisse Leidenschaftlichkeit, viel<br />
Sensibilität, viel Einfühlungsvermögen, wenig Arroganz, wenig<br />
Selbstzentriertheit. Dann kommt die Sachkenntnis, gefolgt von<br />
den Sprachkenntnissen. Englisch ist unabdingbar, Französisch<br />
mit kleinen Abstrichen ebenfalls. Deutsch kann hilfreich sein,<br />
Deutscher Naturschutzring – <strong>Brüsseler</strong> <strong>1x1</strong><br />
ebenso wie Spanisch und Italienisch. Als abschließende Ingredienz<br />
gehört zum Ideal-Profil eines <strong>Brüsseler</strong> Lobbyisten die<br />
Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit.<br />
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