25.08.2013 Aufrufe

Brüsseler 1x1 für Umweltbewegte - EU-Koordination

Brüsseler 1x1 für Umweltbewegte - EU-Koordination

Brüsseler 1x1 für Umweltbewegte - EU-Koordination

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Fraktion behandeln. Günstig ist es, sein Anliegen noch vor der<br />

ersten Lesung einzubringen, da danach einzelne Abgeordnete<br />

keine Änderungsanträge mehr einbringen können. Auch eine<br />

Einflussnahme auf die thematisch spezialisierten Fraktionsmitarbeiter<br />

ist sinnvoll.<br />

Die meisten Parlamentarier haben sich trotz des Zwangs, als<br />

Generalist über viele Themen Bescheid wissen zu müssen, auf<br />

bestimmte Schwerpunkte spezialisiert. Man sollte immer nach<br />

diesen Spezialisten im jeweiligen Themengebiet suchen. Wenn<br />

man solche Abgeordneten <strong>für</strong> seine Sache gewinnen kann, ist<br />

dies eine gute Basis, denn sie werden ihren Standpunkt weitaus<br />

leidenschaftlicher vertreten als andere Abgeordnete.<br />

Ein weiterer lohnender Weg ist, Kontakt mit dem Abgeordneten<br />

des eigenen Wahlkreises oder der eigenen Region aufzunehmen.<br />

Dieser ist in der Regel bemüht, seinen Wählern Gehör<br />

zu schenken, gleich um welches Thema es sich handelt.<br />

Schließlich sollte man gerade beim Parlament bereit sein,<br />

auch Abgeordnete anzusprechen, die nicht ohnehin schon die<br />

eigene Meinung vertreten. Gegen die Stimmen der konservativen<br />

und sozialdemokratischen Fraktionen wird es kaum eine<br />

Mehrheit geben. Auch die Liberalen spielen in der derzeitigen<br />

Legislatur eine wichtige Rolle. Man sollte sich daher gut überlegen,<br />

mit welchen Parlamentariern man seine (Lobby-)Zeit<br />

am besten verbringt.<br />

38<br />

Die <strong>EU</strong>-<strong>Koordination</strong> des DNR verknüpft durch die<br />

Internetseite www.umweltchek-europarl.de die 99<br />

deutschen <strong>EU</strong>-Abgeordeten und die in ihrem Wahlkreis<br />

tätigen Umweltverbände<br />

Eine weitere Möglichkeit, die allen Bürgern und Organisationen<br />

offensteht, ist eine Petition an das Europäische Parlament.<br />

Der Petitionsausschuss prüft die an ihn gerichteten<br />

Beschwerden und entscheidet, was damit geschehen soll. Der<br />

Gegenstand der Petition muss in jedem Fall in den Zuständigkeitsbereich<br />

der Europäischen Union fallen, sich auf den Inhalt<br />

der Unionsverträge und das Unionsrecht beziehen oder einen<br />

Bezug zu einer <strong>EU</strong>-Institution haben. Die Bürger können in<br />

einer Petition sowohl Anliegen von allgemeinem Interesse als<br />

auch Einzelbeschwerden an das Parlament richten. Wenn einer<br />

Petition nach der Prüfung durch den Petitionsausschuss stattgegeben<br />

wird, wendet sich der Ausschuss an die Europäische<br />

Kommission, die die Einhaltung des Unionsrechts überwacht.<br />

Sie kann als „Hüterin der Verträge“ z. B. eine nationale Behörde<br />

wegen eines Verstoßes gegen Unionsrecht vor dem Gerichtshof<br />

der <strong>EU</strong> verklagen.<br />

Petitionen müssen Namen, Staatsangehörigkeit, Beruf und<br />

Wohnsitz enthalten, in einer der Amtssprachen der <strong>EU</strong> deutlich<br />

und leserlich geschrieben sowie unterzeichnet sein. Das<br />

Anliegen der Petition muss begründet sein und gegebenenfalls<br />

dokumentiert werden. Es kann sowohl über das Internet<br />

(www.europarl.europa.eu – Das Parlament – Petitionen) als<br />

auch postalisch an den Petitionsausschuss des Parlaments gesendet<br />

werden.<br />

Beim Ministerrat<br />

Trotz aller Reformen in den letzten Jahren ist der Rat nach wie<br />

vor das mächtigste Legislativgremium in der <strong>EU</strong>. Ihm muss<br />

daher bei der Lobbyarbeit besonderes Augenmerk geschenkt<br />

werden. Da der Rat aus den jeweils zuständigen Ministern der<br />

Mitgliedstaaten besteht, findet die Lobbyarbeit beim Rat nicht<br />

unbedingt in Brüssel statt, sondern in den Hauptstädten der<br />

Mitgliedstaaten.<br />

Die Ministerialbürokratien beginnen sich in der Regel bereits<br />

mit einem Thema zu befassen, lange bevor die erste Lesung<br />

im Rat naht. Es ist daher sinnvoll, sich rechtzeitig nach den<br />

zuständigen Personen in den Ministerien umzuschauen und<br />

das Gespräch mit ihnen zu suchen. Auch wenn das Dossier im<br />

Rat selbst vorliegt, sind in den meisten Fällen die Mitarbeiter<br />

des zuständigen Ministers die Hauptansprechpersonen, denn<br />

sie schreiben die Beschlussvorlagen. Wird ein Thema so wichtig,<br />

dass der Minister selbst in die Diskussion eingreift – das ist<br />

besonders in Konfliktfällen mit anderen Ministerien der Fall<br />

– gilt es, ihn zu lobbyieren.<br />

Eventuell kann auch der Umweg über die nationalen Parlamente<br />

sinnvoll sein. So kann etwa der Bundestag eine Resolution<br />

zu einem bestimmten Thema verabschieden, die den<br />

Handlungsspielraum des zuständigen Ministers zumindest<br />

politisch (allerdings nicht rechtlich) einschränkt – sofern eine<br />

Mehrheit zustande kommt.<br />

Ist die Einflussnahme auf nationaler Ebene erfolgreich, so<br />

hat dies Auswirkungen auf die Verhandlungen der Arbeitsgruppen<br />

des Rates sowie im Ausschuss der Ständigen Vertreter der<br />

Mitgliedstaaten (AStV/COREPER, siehe Kapitel 2.2), der die<br />

Ratsbeschlüsse vorbereitet. Sowohl die Mitglieder der Arbeitsgruppen<br />

als auch die Botschafter in den Ständigen Vertretungen<br />

sind an die Weisungen ihrer Regierung gebunden. Auch diese<br />

Personen können natürlich direkt angesprochen werden. Sie<br />

berichten regelmäßig über solche Kontakte, und vielleicht führt<br />

ihr Bericht ja bei den zuständigen Ministerien daheim zu einem<br />

Meinungsumschwung.<br />

Die Integration von <strong>EU</strong>-Vorgaben in nationales<br />

Recht und die Ausarbeitung von <strong>EU</strong>-Gesetzen und<br />

nationalen Gesetzesinitiativen erfordert die Zusam-<br />

menarbeit unterschiedlicher Akteure, Organisatio-<br />

nen und Institutionen. Einige Organisationen, die<br />

an der Schnittstelle zwischen Berlin und Brüssel die<br />

Umweltgesetzesinitiativen umsetzen und begleiten,<br />

werden im DNR-Themenheft „Ping-Pong Euro-<br />

papolitik“ vorgestellt. www.eu-koordination.de/<br />

PDF/2012-2-pingpong.pdf<br />

Deutscher Naturschutzring – <strong>Brüsseler</strong> <strong>1x1</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!