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Brüsseler 1x1 für Umweltbewegte - EU-Koordination

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echt gebunden und haben es ebenso zu beachten wie nationales<br />

Recht.<br />

Jedes Gesetz braucht wiederum Bestimmungen, an die<br />

sich die Verwaltung bei der Ausführung halten muss. Diese<br />

Durchführungsbestimmungen heißen in der <strong>EU</strong>, etwas verwirrend,<br />

ebenfalls Verordnungen. Der Ministerrat ermächtigt<br />

die Kommission, solche Verordnungen zu erlassen, kann sich<br />

dieses Recht aber auch selbst vorbehalten (siehe Komitologieverfahren,<br />

Kapitel 2.4/2.).<br />

Beispiele:<br />

• Verordnung (EG) Nr. 338/97 des Rates vom 9. Dezember<br />

1996 über den Schutz von Exemplaren wild lebender Tier-<br />

und Pflanzenarten durch Überwachung des Handels (Amtsblatt<br />

L 61 vom 3.3.1997). Geändert durch folgende Maßnahme:<br />

Verordnung (EG) Nr. 1497/2003 der Kommission vom<br />

18. August 2003 (Amtsblatt L 215 vom 27.08.2003).<br />

• Verordnung (EG) Nr. 2494/2000 des Europäischen Parlaments<br />

und des Rates vom 7. November 2000 über Maßnahmen<br />

<strong>für</strong> die Erhaltung und nachhaltige Bewirtschaftung<br />

tropischer und anderer Wälder in den Entwicklungsländern.<br />

• Verordnung (EG) Nr. 1830/2003 des Europäischen Parlaments<br />

und des Rates vom 22. September 2003 über die<br />

Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung von genetisch<br />

veränderten Organismen und über die Rückverfolgbarkeit<br />

von aus genetisch veränderten Organismen hergestellten<br />

Lebensmitteln und Futtermitteln sowie zur Änderung der<br />

Richtlinie 2001/18/EG.<br />

Richtlinie<br />

Die Richtlinie (engl.: directive) ist neben der Verordnung das<br />

wichtigste Rechtsinstrument der <strong>EU</strong>. Richtlinien sind Rahmengesetze<br />

und gründen auf dem Prinzip der Rechtsangleichung.<br />

Sie sind verbindlich hinsichtlich des zu erreichenden Ziels und<br />

der Umsetzungsfrist, müssen jedoch zunächst von den Parlamenten<br />

der Mitgliedstaaten in nationales Recht umgesetzt werden.<br />

Den Mitgliedstaaten bleibt daher ein gewisser Spielraum in<br />

der Ausgestaltung der Richtlinie bei der nationalen Umsetzung.<br />

Die Dauer der Umsetzungsfrist wird im Einzelfall festgelegt,<br />

und dabei wird insbesondere berücksichtigt, wie umfangreich<br />

und komplex die umzusetzenden Vorschriften sind.<br />

Beispiele:<br />

• FFH-Richtlinie: Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom<br />

21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume<br />

sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen.<br />

• Emissionshandelsrichtlinie: Richtlinie 2003/87/EG des Europäischen<br />

Parlaments und des Rates vom 13. Oktober 2003<br />

über ein System <strong>für</strong> den Handel mit Treibhausgasemissionszertifikaten<br />

in der Gemeinschaft und zur Änderung der<br />

Richtlinie 96/61/EG des Rates.<br />

Die Bezeichnung Ergänzungsrichtlinie betrifft eine Änderung<br />

bzw. Erweiterung einer Richtlinie.<br />

Deutscher Naturschutzring – <strong>Brüsseler</strong> <strong>1x1</strong><br />

Beispiel:<br />

• Richtlinie 2008/101/EG zur Änderung der Richtlinie<br />

2003/87/EC zwecks Einbeziehung des Luftverkehrs in das<br />

System <strong>für</strong> den Handel mit Treibhausgasemissionsberechtigungen<br />

in der Gemeinschaft.<br />

Zudem gibt es Rahmen- und Tochterrichtlinien, die diese Rahmenrichtlinien<br />

konkretisieren. In der Umweltpolitik wurden<br />

Rahmenrichtlinien in der jüngeren Vergangenheit zunehmend<br />

eingesetzt.<br />

Beispiele:<br />

• Wasserrahmenrichtlinie (2000/60/EG).<br />

• Abfallrahmenrichtlinie (2008/98/EG).<br />

• Die Rahmenrichtlinie Luftqualität (96/62/EG vom 27. September<br />

1996 über die Beurteilung und die Kontrolle der<br />

Luftqualität) wird durch die drei folgenden Tochterrichtlinien<br />

konkretisiert:<br />

1. Richtlinie 1999/30/EG vom 22. April 1999 über Grenzwerte<br />

<strong>für</strong> Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid und Stickstoffoxide,<br />

Partikel und Blei in der Luft.<br />

2. Richtlinie 2000/69/EG vom 16. November 2000 über<br />

Grenzwerte <strong>für</strong> Benzol und Kohlenmonoxid in der Luft.<br />

3. Richtlinie 2002/3/EG vom 12. Februar 2002 über den<br />

Ozongehalt in der Luft.<br />

Wann wird ein Rechtsakt eine Richtlinie, wann eine Verordnung?<br />

Bis auf wenige festgelegte Fälle wählen die Institutionen<br />

bei der Gesetzgebung den Rechtsakt unter Berücksichtigung<br />

der allgemeinen Grundsätze des Unionsrechts, insbesondere<br />

des Subsidiaritätsprinzips (siehe Kapitel 2 und 5.5). Die Maßnahmen<br />

dürfen aber nicht über das <strong>für</strong> die Erreichung der Ziele<br />

des Vertrages erforderliche Maß hinausgehen. Als umsetzungsbedürftige<br />

generelle Rahmenregelung stellt die Richtlinie aus<br />

Sicht der Mitgliedstaaten prinzipiell den milderen Eingriff in<br />

ihre Souveränitätsrechte dar, weil ihnen hinsichtlich der Form<br />

und der Mittel ein Umsetzungsspielraum verbleibt. In der Praxis<br />

relativieren sich diese Eigenschaften von Richtlinien jedoch<br />

dadurch, dass diese häufig sehr detailreiche Regelungen beinhalten,<br />

die den Mitgliedstaaten teilweise kaum Ermessensspielraum<br />

lassen.<br />

Entscheidung<br />

Eine dritte Kategorie von Rechtsakten in der <strong>EU</strong> bilden die<br />

Entscheidungen. Die Entscheidung ist wie die Verordnung <strong>für</strong><br />

die Empfänger rechtlich verbindlich, bedarf also keiner nationalen<br />

Umsetzung. Dabei handelt es sich aber nicht um ein<br />

Gesetz im Sinne einer abstrakt-generellen Regelung. Vielmehr<br />

werden Entscheidungen zur Regelung von Einzelfällen genutzt<br />

und können an Unternehmen, Einzelpersonen oder Mitgliedstaaten<br />

gerichtet sein. Im zuletzt genannten Fall kann einer<br />

Entscheidung ein „quasi-legislativer“ Charakter zukommen,<br />

wenn <strong>für</strong> den betreffenden Mitgliedstaat damit bestimmte<br />

Umsetzungsmaßnahmen verbunden sind. In ihrer Bedeutung<br />

sind Entscheidungen mit dem bundesdeutschen Verwaltungs-<br />

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