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Nachhaltiges Europa Abschlusspublikation - Global Marshall Plan

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Wie können wir uns in Zukunft Zukunft leisten?<br />

<strong>Nachhaltiges</strong> <strong>Europa</strong><br />

Manfred Bergmann, Referatsleiter, GD Wirtschaft und Finanzen, Europäische Kommission, Brüssel<br />

Noch niemals in der Geschichte Deutschlands<br />

waren wir so reich wie heute: die Wohnungs-<br />

situation wird immer besser, die Anzahl der Autos<br />

auf unseren Straßen wächst jedes Jahr auf neue<br />

Rekordhöhen, die Autos selbst werden größer und<br />

besser, die Lebenserwartung steigt ständig – und<br />

die Summen auf unseren Sparguthaben und<br />

sonstige Vermögenswerte haben nie gekannte<br />

Höhen erreicht. Wir können uns sogar den ‚Luxus’<br />

leisten, ein Heer von über fünf Millionen Arbeits-<br />

losen und Sozialhilfeempfängern zu alimentieren,<br />

ohne dass unsere Finanzierungssysteme wirklich<br />

zusammenbrechen oder es zu sozialen Unruhen<br />

kommt.<br />

Also: wo ist das Problem? Auch in anderen Regio-<br />

nen der Welt geht es wirtschaftlich aufwärts, auch<br />

wenn die Kluft zwischen arm und reich nicht unbedingt<br />

kleiner wird. Doch riesige Volkswirtschaften<br />

wie China, Russland oder Indien scheinen auf dem<br />

Sprung zu sein, selbst diese Kluft zu verringern<br />

und einen dynamischen wirtschaftlichen Aufholprozess<br />

einzuleiten.<br />

Somit scheinen die Weichen für eine strahlende<br />

Zukunft gestellt zu sein, oder nicht? Nun ja – wie<br />

zu erwarten war – ganz so rosig ist das Bild nun<br />

doch nicht, wenn man sich nämlich der Mühe<br />

unterzieht, sich einmal das Gesamtbild anzuschauen.<br />

Denn dieses besteht nicht nur aus einem<br />

ökonomischen Teil, sondern auch aus sozialen,<br />

ökologischen oder institutionellen Komponenten.<br />

Unter diesen Gesichtspunkten stellt z.B. die<br />

Existenz von über fünf Millionen Arbeitslosen und<br />

Sozialhilfeempfängern der Gesellschaft und ihrer<br />

Elite ein Armutszeugnis aus – ganz zu schweigen<br />

von den sozialen und institutionellen Konse-<br />

quenzen. Gleiches mag für die Verteilungsdynamik<br />

von Einkünften und Besitz gelten, wo die Schere<br />

zwischen arm und reich immer weiter auseinander<br />

zu klaffen scheint.<br />

Was ist das Problem?<br />

Auch in Bezug auf die ökologische Komponente ist<br />

ganz klar, dass etwas gewaltig schief läuft, denn<br />

der Faktor Umwelt wird knapp. Dies äußert sich<br />

zum einen – trotz einiger unbestreitbarer Fortschritte<br />

auf lokaler und regionaler Ebene - in zu-<br />

nehmender Umweltverschmutzung in vielen<br />

Bereichen mit negativen Folgen für die öffentliche<br />

Gesundheit (Atemwegserkrankungen, Allergien,<br />

Krebs), rapide abnehmender Artenvielfalt, der<br />

Zerstörung natürlicher Biotope und zusammenhängender<br />

natürlicher Landschaftsräume, der Ver-<br />

sauerung von Boden und Wäldern oder der globalen<br />

Erwärmung des Klimas. Zum anderen äußert<br />

es sich in einem unzureichenden Ressourcen-<br />

management. Dies gilt dabei erstaunlicherweise<br />

nicht so sehr für die nicht erneuerbaren Rohstoffe<br />

wie z.B. Erdöl oder Metalle wie Gold, Kupfer oder<br />

Nickel, bei denen angemessene Knappheitspreise<br />

trotz einiger zum Teil gravierender Schwankungen<br />

tendenziell zu einem Ausgleich von Angebot und<br />

Nachfrage führen. Vielmehr gilt dieses für die eher<br />

erneuerbaren Rohstoffe wie z.B. Fischbestände in<br />

den Weltmeeren, für die tropischen Regenwälder,<br />

oder eben das globale Klima.<br />

Die Ursachen für die fortdauernden und teilweise<br />

sogar zunehmenden Umweltproblem sind vielschichtig,<br />

sie lassen sich jedoch alle auf eine<br />

wesentliche Grundschwäche unserer Rechtsord-<br />

nung zurückführen: Die natürlichen Ressourcen<br />

werden schlecht bewirtschaftet, weil die Rechtsordnung<br />

nur unzureichend den veränderten<br />

Knappheitsverhältnissen angepasst wurde. Es fehlt<br />

in unserer Rechtsordnung noch zu häufig an eindeutig<br />

zugeordneten und durchsetzbaren Eigen-<br />

tumsrechten an den natürlichen Ressourcen. Die<br />

wesentlichen Ursachen für diese Schwäche unserer<br />

Rechtssysteme fallen in drei Kategorien:<br />

• Zum einen kam die Verknappung häufig<br />

schleichend: in früheren Zeiten freie Güter wie<br />

sauberes Wasser oder saubere Luft wurden durch<br />

das Bevölkerungswachstum, die Industrialisierung<br />

und die massive Verbrennung fossiler Energieträger<br />

mit der Zeit knapp. Die Rechtsordnung reagiert<br />

jedoch typischerweise mit einem erheblichen<br />

Zeitverzug auf solche schleichende Veränderungen<br />

des Status quo.<br />

• Die Kausalbeziehungen zwischen der Dosis<br />

(Umweltverschmutzung) und dem Effekt (z.B. auf<br />

die Gesundheit der Menschen) waren oft unbekannt,<br />

und vermutete Kausalzusammenhänge<br />

konnten oft nicht oder nur sehr schwer nachgewie-<br />

sen werden. Dies galt insbesondere für die Auswirkung<br />

der Luftverschmutzung oder die Verschmutzung<br />

von Boden, Grund- und Oberflächen-<br />

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