07.06 - EU-Koordination
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<strong>EU</strong>-Politik, Recht <br />
Finnische Ratspräsidentschaft:<br />
Ziele und Schwerpunkte<br />
„Vertrauen der Bürger in die <strong>EU</strong><br />
wiedergewinnen“<br />
Die im Juli 2006 beginnende halbjährige<br />
finnische <strong>EU</strong>-Ratspräsidentschaft wird die<br />
Schwerpunkte<br />
- Erweiterung der <strong>EU</strong>,<br />
- Fortschritte bei der <strong>EU</strong>-Verfassung und<br />
- Funktionsweise der <strong>EU</strong>-Institutionen<br />
(Bürokratieabbau, Bürgernähe, Transparenz)<br />
haben, wie der finnische Premier Matti<br />
Vanhanen Ende Juni erklärte. Übergreifende<br />
Zielmarken liegen dabei in Übereinstimmung<br />
mit der vorangegangenen österreichischen<br />
und der nachfolgenden<br />
deutschen Ratspräsidentschaft: die Ziele<br />
der Lissabon-Strategie für mehr Wachstum<br />
und Beschäftigung sowie die Schaffung<br />
von mehr Akzeptanz und Vertrauen<br />
der Bürger in die <strong>EU</strong>-Politik.<br />
Des Weiteren stehen konkrete Vorhaben<br />
und Schwerpunktsetzungen in einzelnen<br />
Politikbereichen an, wobei die aktuellen<br />
Herausforderungen, die das Leben der<br />
<strong>EU</strong>-Bürger/innen am meisten betreffen, in<br />
der Globalisierung, der Verbesserung der<br />
Wettbewerbsfähigkeit, der Alterung der<br />
Bevölkerung, im Klimawandel und der Sicherheit<br />
gesehen werden. Im Folgenden<br />
stellen wir die wichtigsten Punkte vor.<br />
Verfassungsprozess: Verarbeiten für<br />
Wiederaufnahme<br />
Die an den negativen Referenden in<br />
Frankreich und den Niederlanden vorerst<br />
gescheiterte <strong>EU</strong>-Verfassung hatte gezeigt,<br />
dass die europäischen Bürger/innen der<br />
<strong>EU</strong>-Politik und den <strong>EU</strong>- Institutionen Misstrauen<br />
entgegenbringen. Die finnische<br />
Ratspräsidentschaft will die derzeitige<br />
„Reflexionsphase“ im <strong>EU</strong>- Verfassungsprozess<br />
nutzen, um mit einer vorbereitenden<br />
Bestandsaufnahme die Fortsetzung des<br />
Verfassungsvertragsprozesses anzustoßen<br />
- und somit auch der deutschen<br />
Ratspräsidentschaft zuzuarbeiten, die im<br />
Juni 2007 konkrete Vorschläge zur <strong>EU</strong>-<br />
Verfassung machen will. 1<br />
Erweiterung und „better regulation“<br />
Bei den Erweiterungsgesprächen stehen<br />
die fortlaufenden Verhandlungen mit den<br />
1 Die <strong>EU</strong>-Staats- und Regierungschefs beschlossen<br />
auf dem <strong>EU</strong>-Gipfel im Juni diesen Jahres, das endgültige<br />
Urteil über die <strong>EU</strong>-Verfassung bis Ende<br />
2008 aufzuschieben.<br />
Kandidaten Bulgarien und Rumänien (geplanter<br />
Beitritt Anfang 2007) an, Beitrittsverhandlungen<br />
mit Kroatien und der Türkei<br />
werden gemäß der allgemeinen Erweiterungsprinzipien<br />
weitergeführt. Mit dem<br />
Voranbringen der „better regulation“ sollen<br />
bestehende Gesetze gezielt umgesetzt,<br />
Regelungen vereinfacht, Bürokratie<br />
abgebaut und Kosten reduziert werden.<br />
Außerdem will die finnische Regierung eine<br />
größere Transparenz der Gesetzesprozesse<br />
(Offenheit des Ministerrates)<br />
und eine bürgernähere <strong>EU</strong>-Verwaltung<br />
fördern. Ein weiterer wichtiger Punkt wird<br />
die Konkretisierung des <strong>EU</strong>-Finanzrahmens<br />
für 2007-2013 sein. Verhindert<br />
werden soll, dass in den über 40 Politikprogrammen,<br />
darunter die Strukturfonds-<br />
Programme und das 7. Rahmenprogramm<br />
für Forschung, Verzögerungen eintreten.<br />
Wirtschaft: REACH-Verordnung und<br />
Dienstleistungsrichtlinie<br />
Hier gehören die Weiterentwicklung des<br />
Binnenmarktes, das Voranbringen der<br />
Verhandlungen um die Dienstleistungsrichtlinie<br />
und die Verabschiedung der<br />
REACH-Verordnung zu den Schwerpunkten.<br />
Verkehr: Logistikmarkt<br />
Als zentrales Verkehrsthema soll in diesem<br />
Jahr vom <strong>EU</strong>-Rat eine Erklärung zur<br />
Logistik (Logistikdienstleistungsmärkte,<br />
Informations- und Kommunikationstechnik,<br />
Infrastrukturinvestitionen) verabschiedet<br />
werden, wofür eine intensive Diskussion<br />
angeregt werden soll. Daneben<br />
werden unter der österreicherischen Präsidentschaft<br />
begonnene Projekte wie der<br />
außereuropäische Flugverkehr, das dritte<br />
Eisenbahnpaket oder das europäische Satellitenortungssystem<br />
GALILEO weiterverfolgt.<br />
Energie: <strong>EU</strong>-Russland-Dialog<br />
Während der finnischen Ratspräsidentschaft<br />
sollen sowohl der im Frühjahr 2007<br />
im Ministerrat zur Entscheidung anstehende<br />
Aktionsplan zur Energiepolitik als<br />
auch der erste jährliche strategische<br />
Energiebericht vorbereitet werden.<br />
Schwerpunkte sollen hier Strom- und Gasbinnenmarkt,<br />
Energieeffizienz und Einsatz<br />
erneuerbarer Energien sein. Im Hinblick<br />
auf die energiepolitische <strong>EU</strong>-Außenpolitik<br />
will Finnland besonderes Augenmerk auf<br />
den <strong>EU</strong>- Russland-Dialog legen. Hierfür<br />
soll während der Präsidentschaft ein<br />
„Permanent Partnership Council“ zu<br />
Energiefragen durchgeführt werden. Dis-<br />
kutiert werden sollen auch die Strategien<br />
zu Energieeffizienz und Erneuerbaren<br />
Energien, die voraussichtlich während der<br />
folgenden deutschen Ratspräsidentschaft<br />
einen Schwerpunkt bilden.<br />
Klima: Nach-Kyoto-Prozess,<br />
<strong>EU</strong>-Emissionshandel<br />
In der Schlüsselfrage des Klimawandels<br />
will Finnland die Verhandlungen über die<br />
Periode des Post-Kyoto-Prozesses ab<br />
2012 voranbringen. Schwerpunkte werden<br />
die während der Präsidentschaft<br />
stattfindenden Treffen der Kyoto-Vertragsparteien,<br />
verschiedene Drittländergipfel<br />
und die Bewertung des Emissionshandelssystems<br />
der <strong>EU</strong> sein.<br />
Umwelt: Biodiversität, Luft, Meere,<br />
Abfall, Ressourcen<br />
Auf Grundlage des Informationsberichts<br />
der <strong>EU</strong>-Kommission zur Biodiversitätspolitik<br />
für die Jahre 2007-2013 sollen festgelegte<br />
Maßnahmen zur Zielerreichung voran<br />
gebracht werden. Die anstehende Zwischenbilanz<br />
des sechsten <strong>EU</strong>-Umweltaktionsprogramms<br />
(2002-2011) soll während<br />
der Präsidentschaft fertig gestellt<br />
werden. Schwerpunkte werden die thematischen<br />
Strategien und Vorhaben zu Luftqualität<br />
(Rahmenrichtlinie, Euro 5), Meeresumwelt<br />
(Rahmenrichtlinie, Schutzabkommen),<br />
Abfällen (Abfallrichtlinie) und<br />
natürlichen Ressourcen sein.<br />
Agrar: Bio-Regeln, Energiepflanzen,<br />
Waldaktionsplan, Fischereifonds<br />
Schwerpunkte sind hier die Erneuerung<br />
des Weinsektors, Regelungen zur landwirtschaftlichen<br />
Bioproduktion und die<br />
Neuordnung der Subventionen von Energiepflanzen.<br />
Zur Tierseuchenstrategie<br />
wird Finnland eine Konferenz veranstalten.<br />
Während der Präsidentschaft sollen<br />
der <strong>EU</strong>-Waldaktionsplan verabschiedet,<br />
über verschiedene Fangquoten für Fische<br />
abgestimmt und über einen europäischen<br />
Fischereifonds entschieden werden. (tf)<br />
<br />
• Weitere Informationen<br />
Finnische Regierung, Staatskanzlei,<br />
P.O.Box 23, Snellmaninkatu 1,<br />
00023 Helsinki, Finnland<br />
Tel. 00358 9 / 16001<br />
www.eu2006.fi<br />
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