07.06 - EU-Koordination
07.06 - EU-Koordination
07.06 - EU-Koordination
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Chemikalien, Emissionen <br />
REACH: Streit und<br />
Pragmatismus<br />
Verheugen wehrt sich gegen<br />
„Diffamierungen“<br />
<strong>EU</strong>-Industriekommissar Günter Verheugen<br />
hat Äußerungen, wonach die Kommission<br />
die Chemikalienverordnung REACH abschwächen<br />
wolle, um große Chemieunternehmen<br />
zu schützen, als „durch und<br />
durch diffamierend“ bezeichnet. Anschuldigungen,<br />
die <strong>EU</strong>-Kommission habe „Gesundheit<br />
und Umweltschutz auf dem Altar<br />
der Bedenkenträger aus der Chemiegroßindustrie<br />
geopfert“, seien falsch. Die Kommission<br />
habe vielmehr den Erhalt von Arbeitsplätzen<br />
einerseits und hohe Umwelt-,<br />
Sozial- und Tierschutzstandards andererseits<br />
miteinander versöhnt, sagte Verheugen<br />
in einer Rede vor dem Umweltausschuss<br />
des Europäischen Parlaments. <br />
Die Bedenken der Kommission hätten<br />
nicht „BASF und anderen großen Unternehmen“,<br />
sondern kleinen und mittleren<br />
Unternehmen gedient. Er sei in seinem<br />
Ansatz im Konflikt zwischen Umwelt und<br />
Wirtschaft missverstanden worden, sagte<br />
Verheugen. „Nichts, was ökologisch falsch<br />
ist, kann ökonomisch richtig sein“, sagte<br />
er den <strong>EU</strong>-Parlamentarier/innen, die er<br />
aufforderte, der hochrangigen Gruppe zu<br />
Wettbewerb, Umwelt und Energie beizuwohnen.<br />
Bis jetzt sind die vier dem Parlament<br />
zugedachten Plätze in der Gruppe<br />
unbesetzt, da es Bedenken gibt, solche<br />
beratenden Gremien könnten die Legislativrechte<br />
des Parlaments untergraben.<br />
<strong>EU</strong>-Handelspartner wollen<br />
Abschwächung von REACH<br />
Eine Gruppe der wichtigsten Handelspartner<br />
der <strong>EU</strong> hat die europäische Politik bei<br />
einem Treffen in der US-Handelskammer<br />
in Brüssel aufgefordert, ihre Pläne für die<br />
Reform der Chemikalienpolitik abzuschwächen.<br />
Angeführt wurde die „diplomatische<br />
Mission“ von den USA, unterstützt von<br />
zwölf weiteren Ländern 1 . Ein solches koordiniertes<br />
Vorgehen bei der Kritik an den<br />
<strong>EU</strong>-Plänen ist bisher einzigartig. Die gemeinsame<br />
Stellungnahme 2 warnt vor<br />
„gravierenden Konsequenzen“ für sich<br />
entwickelnde Ökonomien, wenn REACH so<br />
1 Australien, Brasilien, Chile, Indien, Israel, Japan,<br />
Malaysia, Mexiko, Singapur, Südafrika, Südkorea,<br />
und Thailand unterstützen die Stellungnahme.<br />
2 Stellungnahme (engl.):<br />
http://useu.usmission.gov/Dossiers/Chemicals/<br />
Jun0806_REACH_Statement.asp<br />
beschlossen würde. Außerdem seien der<br />
Gesetzgebungsprozess und die Durchsetzungsvorbereitungen<br />
„undurchsichtig".<br />
Die <strong>EU</strong> solle sich mehr auf Risiken konzentrieren<br />
statt die „Wettbewerbs- Umwelt“<br />
zu schwächen. Besonders die Forderung<br />
des <strong>EU</strong>-Parlaments nach verpflichtender<br />
Substituierung gefährlicher Stoffe<br />
würde „unnötige Marktschranken ohne<br />
klare Umweltvorteile“ bedeuten.<br />
Gemeinsamer Standpunkt des Rates<br />
veröffentlicht<br />
Die Umweltorganisation WWF kritisierte<br />
das Vorgehen der Regierungen. Ihre Einwände<br />
seien „nicht auf dem neuesten<br />
Stand“. So gebe es bedeutsame Vorteile<br />
für Entwicklungsländer etwa durch bessere<br />
Sicherheitsinformationen.<br />
Der Europäische Rat hat am 12. Juni seinen<br />
Entwurfstext für einen Gemeinsamen<br />
Standpunkt zu REACH veröffentlicht. <br />
Das REACH-Paket besteht aus einer Verordnung,<br />
die nach In-Kraft-Treten sofort<br />
<strong>EU</strong>-weite Gültigkeit erhält, und einer Richtlinie,<br />
die die bereits existierende Gesetzgebung<br />
erweitern soll.<br />
Inzwischen wird auch Hilfe auf der „operativen<br />
Ebene“ angeboten. So hat das Europäische<br />
Chemikalienbüro, eine Einrichtung<br />
der <strong>EU</strong>, eine Leitlinie entwickelt, um<br />
Behörden bei der Genehmigung von gefährlichen<br />
Chemikalien zu unterstützen.<br />
Der Europäische Chemieverband Cefic<br />
wiederum will ein Beratungszentrum<br />
(„ReachCentrum“) für die Industrie einrichten,<br />
das beim Umgang mit der neuen<br />
Gesetzesregelung helfen und eine gemeinsame<br />
Chemikalienregistrierung von<br />
Konsortien ermöglichen soll. (jg) <br />
• Weitere Informationen<br />
WWF, Noemi Cano, DetoX-Kampagne,<br />
Brüssel<br />
Tel. 0032 2 / 7438806<br />
eMail: ncano@wwfepo.org<br />
Rede von Kommissar Verheugen:<br />
www.europa.eu/rapid (Reference<br />
SPEECH/06/371)<br />
Gemeinsamer Standpunkt des Rates<br />
(PDF, 1,78 MB):<br />
http://register.consilium.europa.eu/<br />
pdf/de/06/st07/st07524.de06.pdf<br />
Quellen: Environment Daily,<br />
17.05./13.06./14.06.06<br />
Chemikalien machen Eisbären,<br />
Belugas und Robben krank<br />
WWF befürchtet Artensterben in der<br />
Arktis<br />
Nach einer neuen WWF-Studie verdichten<br />
sich die Hinweise, dass gefährliche Chemikalien<br />
schon jetzt die Gesundheit von Polartieren<br />
wie Eisbären, Belugas (Weißwalen),<br />
Robben und Seevögeln massiv schädigen.<br />
Zwar gebe es noch keine endgültigen<br />
Beweise für den Zusammenhang zwischen<br />
Umweltgiften auf der einen und<br />
hormonellen Störungen, Schwächungen<br />
des Immunsystems oder Verhaltensänderungen<br />
der Tiere auf der anderen Seite.<br />
Studien belegten aber, dass Eisbären und<br />
Beluga-Wale stark mit verbotenen PCBs<br />
(Polychlorierten Biphenylen) und Pestiziden<br />
verseucht sind. Wissenschaftler betonen,<br />
dass neuere, noch zulässige Chemikalien,<br />
wie bromierte Flammschutzmittel<br />
aus Elektrogeräten und Teppichen sowie<br />
Perfluorverbindungen aus Anti-Haft- Beschichtungen<br />
von Pfannen, die Belastung<br />
zusätzlich verstärken.<br />
„REACH ist zu schwach“<br />
Die Umweltgifte gelangen durch die Luft<br />
und durch Flüsse und Meere aus den Industrieregionen<br />
in die Arktis. Deswegen<br />
fordern der WWF und andere Umweltorganisationen<br />
eine dringende und erhebliche<br />
Verstärkung der europäischen Chemikalienverordnung<br />
REACH (siehe Beitrag<br />
links). In seiner derzeit vorgeschlagenen<br />
Fassung werde REACH bei der Aufgabe<br />
versagen, die gefährlichsten Chemikalien<br />
zu identifizieren und zu ersetzen. Nur ein<br />
starkes REACH könne „den chemischen<br />
Fußabdruck in der Arktis und auf der ganzen<br />
Welt drastisch verkleinern“.<br />
Der WWF befürchtet, dass die Wechselwirkung<br />
von giftiger Verschmutzung mit anderen<br />
Bedrohungen der Arktis, wie der<br />
Klimawandel, der Lebensraumverlust und<br />
schlechtere Nahrungsbedingungen, das<br />
Überleben einiger Arten gefährdet. Außerdem<br />
habe die chemische Verschmutzung<br />
Auswirkungen auf die Gesundheit indigener<br />
Völker, die sich traditionell aus<br />
dem Meer ernähren. (mr) <br />
• Weitere Informationen<br />
WWF, Karoline Schacht, Chemikalienexpertin<br />
Tel. 0162 / 1038692<br />
www.wwf.de/presse/pressearchiv/<br />
artikel/03085<br />
Textende Kontakt aktiv werden! DNR <strong>EU</strong>-Rundschreiben <strong>07.06</strong> 17