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07.06 - EU-Koordination

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Chemikalien, Emissionen <br />

REACH: Streit und<br />

Pragmatismus<br />

Verheugen wehrt sich gegen<br />

„Diffamierungen“<br />

<strong>EU</strong>-Industriekommissar Günter Verheugen<br />

hat Äußerungen, wonach die Kommission<br />

die Chemikalienverordnung REACH abschwächen<br />

wolle, um große Chemieunternehmen<br />

zu schützen, als „durch und<br />

durch diffamierend“ bezeichnet. Anschuldigungen,<br />

die <strong>EU</strong>-Kommission habe „Gesundheit<br />

und Umweltschutz auf dem Altar<br />

der Bedenkenträger aus der Chemiegroßindustrie<br />

geopfert“, seien falsch. Die Kommission<br />

habe vielmehr den Erhalt von Arbeitsplätzen<br />

einerseits und hohe Umwelt-,<br />

Sozial- und Tierschutzstandards andererseits<br />

miteinander versöhnt, sagte Verheugen<br />

in einer Rede vor dem Umweltausschuss<br />

des Europäischen Parlaments. <br />

Die Bedenken der Kommission hätten<br />

nicht „BASF und anderen großen Unternehmen“,<br />

sondern kleinen und mittleren<br />

Unternehmen gedient. Er sei in seinem<br />

Ansatz im Konflikt zwischen Umwelt und<br />

Wirtschaft missverstanden worden, sagte<br />

Verheugen. „Nichts, was ökologisch falsch<br />

ist, kann ökonomisch richtig sein“, sagte<br />

er den <strong>EU</strong>-Parlamentarier/innen, die er<br />

aufforderte, der hochrangigen Gruppe zu<br />

Wettbewerb, Umwelt und Energie beizuwohnen.<br />

Bis jetzt sind die vier dem Parlament<br />

zugedachten Plätze in der Gruppe<br />

unbesetzt, da es Bedenken gibt, solche<br />

beratenden Gremien könnten die Legislativrechte<br />

des Parlaments untergraben.<br />

<strong>EU</strong>-Handelspartner wollen<br />

Abschwächung von REACH<br />

Eine Gruppe der wichtigsten Handelspartner<br />

der <strong>EU</strong> hat die europäische Politik bei<br />

einem Treffen in der US-Handelskammer<br />

in Brüssel aufgefordert, ihre Pläne für die<br />

Reform der Chemikalienpolitik abzuschwächen.<br />

Angeführt wurde die „diplomatische<br />

Mission“ von den USA, unterstützt von<br />

zwölf weiteren Ländern 1 . Ein solches koordiniertes<br />

Vorgehen bei der Kritik an den<br />

<strong>EU</strong>-Plänen ist bisher einzigartig. Die gemeinsame<br />

Stellungnahme 2 warnt vor<br />

„gravierenden Konsequenzen“ für sich<br />

entwickelnde Ökonomien, wenn REACH so<br />

1 Australien, Brasilien, Chile, Indien, Israel, Japan,<br />

Malaysia, Mexiko, Singapur, Südafrika, Südkorea,<br />

und Thailand unterstützen die Stellungnahme.<br />

2 Stellungnahme (engl.):<br />

http://useu.usmission.gov/Dossiers/Chemicals/<br />

Jun0806_REACH_Statement.asp<br />

beschlossen würde. Außerdem seien der<br />

Gesetzgebungsprozess und die Durchsetzungsvorbereitungen<br />

„undurchsichtig".<br />

Die <strong>EU</strong> solle sich mehr auf Risiken konzentrieren<br />

statt die „Wettbewerbs- Umwelt“<br />

zu schwächen. Besonders die Forderung<br />

des <strong>EU</strong>-Parlaments nach verpflichtender<br />

Substituierung gefährlicher Stoffe<br />

würde „unnötige Marktschranken ohne<br />

klare Umweltvorteile“ bedeuten.<br />

Gemeinsamer Standpunkt des Rates<br />

veröffentlicht<br />

Die Umweltorganisation WWF kritisierte<br />

das Vorgehen der Regierungen. Ihre Einwände<br />

seien „nicht auf dem neuesten<br />

Stand“. So gebe es bedeutsame Vorteile<br />

für Entwicklungsländer etwa durch bessere<br />

Sicherheitsinformationen.<br />

Der Europäische Rat hat am 12. Juni seinen<br />

Entwurfstext für einen Gemeinsamen<br />

Standpunkt zu REACH veröffentlicht. <br />

Das REACH-Paket besteht aus einer Verordnung,<br />

die nach In-Kraft-Treten sofort<br />

<strong>EU</strong>-weite Gültigkeit erhält, und einer Richtlinie,<br />

die die bereits existierende Gesetzgebung<br />

erweitern soll.<br />

Inzwischen wird auch Hilfe auf der „operativen<br />

Ebene“ angeboten. So hat das Europäische<br />

Chemikalienbüro, eine Einrichtung<br />

der <strong>EU</strong>, eine Leitlinie entwickelt, um<br />

Behörden bei der Genehmigung von gefährlichen<br />

Chemikalien zu unterstützen.<br />

Der Europäische Chemieverband Cefic<br />

wiederum will ein Beratungszentrum<br />

(„ReachCentrum“) für die Industrie einrichten,<br />

das beim Umgang mit der neuen<br />

Gesetzesregelung helfen und eine gemeinsame<br />

Chemikalienregistrierung von<br />

Konsortien ermöglichen soll. (jg) <br />

• Weitere Informationen<br />

WWF, Noemi Cano, DetoX-Kampagne,<br />

Brüssel<br />

Tel. 0032 2 / 7438806<br />

eMail: ncano@wwfepo.org<br />

Rede von Kommissar Verheugen:<br />

www.europa.eu/rapid (Reference<br />

SPEECH/06/371)<br />

Gemeinsamer Standpunkt des Rates<br />

(PDF, 1,78 MB):<br />

http://register.consilium.europa.eu/<br />

pdf/de/06/st07/st07524.de06.pdf<br />

Quellen: Environment Daily,<br />

17.05./13.06./14.06.06<br />

Chemikalien machen Eisbären,<br />

Belugas und Robben krank<br />

WWF befürchtet Artensterben in der<br />

Arktis<br />

Nach einer neuen WWF-Studie verdichten<br />

sich die Hinweise, dass gefährliche Chemikalien<br />

schon jetzt die Gesundheit von Polartieren<br />

wie Eisbären, Belugas (Weißwalen),<br />

Robben und Seevögeln massiv schädigen.<br />

Zwar gebe es noch keine endgültigen<br />

Beweise für den Zusammenhang zwischen<br />

Umweltgiften auf der einen und<br />

hormonellen Störungen, Schwächungen<br />

des Immunsystems oder Verhaltensänderungen<br />

der Tiere auf der anderen Seite.<br />

Studien belegten aber, dass Eisbären und<br />

Beluga-Wale stark mit verbotenen PCBs<br />

(Polychlorierten Biphenylen) und Pestiziden<br />

verseucht sind. Wissenschaftler betonen,<br />

dass neuere, noch zulässige Chemikalien,<br />

wie bromierte Flammschutzmittel<br />

aus Elektrogeräten und Teppichen sowie<br />

Perfluorverbindungen aus Anti-Haft- Beschichtungen<br />

von Pfannen, die Belastung<br />

zusätzlich verstärken.<br />

„REACH ist zu schwach“<br />

Die Umweltgifte gelangen durch die Luft<br />

und durch Flüsse und Meere aus den Industrieregionen<br />

in die Arktis. Deswegen<br />

fordern der WWF und andere Umweltorganisationen<br />

eine dringende und erhebliche<br />

Verstärkung der europäischen Chemikalienverordnung<br />

REACH (siehe Beitrag<br />

links). In seiner derzeit vorgeschlagenen<br />

Fassung werde REACH bei der Aufgabe<br />

versagen, die gefährlichsten Chemikalien<br />

zu identifizieren und zu ersetzen. Nur ein<br />

starkes REACH könne „den chemischen<br />

Fußabdruck in der Arktis und auf der ganzen<br />

Welt drastisch verkleinern“.<br />

Der WWF befürchtet, dass die Wechselwirkung<br />

von giftiger Verschmutzung mit anderen<br />

Bedrohungen der Arktis, wie der<br />

Klimawandel, der Lebensraumverlust und<br />

schlechtere Nahrungsbedingungen, das<br />

Überleben einiger Arten gefährdet. Außerdem<br />

habe die chemische Verschmutzung<br />

Auswirkungen auf die Gesundheit indigener<br />

Völker, die sich traditionell aus<br />

dem Meer ernähren. (mr) <br />

• Weitere Informationen<br />

WWF, Karoline Schacht, Chemikalienexpertin<br />

Tel. 0162 / 1038692<br />

www.wwf.de/presse/pressearchiv/<br />

artikel/03085<br />

Textende Kontakt aktiv werden! DNR <strong>EU</strong>-Rundschreiben <strong>07.06</strong> 17

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