07.06 - EU-Koordination
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<strong>EU</strong>-Politik, Recht <br />
Kritik an Impact Assessments<br />
Umwelträte bemängeln Asymmetrien<br />
und methodische Unzulänglichkeiten<br />
Bevor neue <strong>EU</strong>-Gesetze erlassen werden,<br />
erfolgt in der <strong>EU</strong> eine Folgenabschätzung<br />
(„Impact Assessments“). Eine Arbeitsgruppe<br />
des Netzwerks der europäischen<br />
Umwelt- und Nachhaltigkeitsräte (EEAC)<br />
hat eine Stellungnahme mit Hintergrundbericht<br />
zu den „Impact Assessments“ der<br />
politik der <strong>EU</strong>-Kommission erarbeitet.<br />
In Deutschland war der Sachverständigenrat<br />
für Umweltfragen (SRU) an der Erstellung<br />
beteiligt. In ihrer Stellungnahme<br />
warnt die Arbeitsgruppe vor einer lediglich<br />
ökonomischen Gesetzesfolgenabschätzung<br />
und schlägt ein Modell einer gleichberechtigten<br />
Analyse der Umwelt- und der<br />
sozio-ökonomischen Folgen vor. Wichtig<br />
sei besonders das Prozessdesign, um eine<br />
ergebnisoffene Prüfung verschiedener<br />
Handlungsoptionen und die Berücksichtigung<br />
aller wichtigen Argumente gewährleisten<br />
zu können. Es gebe „erhebliche<br />
korrekturbedürftige Defizite“ in der Praxis<br />
der <strong>EU</strong>-Kommission“, kritisierte Christian<br />
Hey, Geschäftsführer des SRU.<br />
Hauptkritikpunkte der<br />
Nachhaltigkeitsräte<br />
- Asymmetrien bei der Einbeziehung unterschiedlicher<br />
Politikbereiche;<br />
- Beschränkte Rahmensetzung und Reichweite<br />
der Überprüfung;<br />
- Inadäquate Qualitätssicherung durch<br />
ungenügende „Gewaltenteilung“ zwischen<br />
federführender und beratenden<br />
Generaldirektionen und mangelnde<br />
Transparenz bei Beteiligung;<br />
- Zu wenig Zeit, Ressourcen und Fachkenntnis;<br />
- Versäumte Gelegenheiten durch offener<br />
und pluralistischer angelegten Lernprozess<br />
- stattdessen oft nur Legitimation<br />
bereits getroffener Entscheidungen. (jg)<br />
<br />
• Weitere Informationen<br />
Sachverständigenrat für Umweltfragen<br />
(SRU), Dr. Christian Hey, Generalsekretär,<br />
Reichpietschufer 60, 10785 Berlin<br />
Tel. 030 / 263696-110, Fax -109<br />
eMail: christian.hey@uba.de<br />
www.umweltrat.de<br />
Studie im Internet:<br />
www.eeac-net.org („Statements“)<br />
10 DNR <strong>EU</strong>-Rundschreiben <strong>07.06</strong><br />
Entbürokratisierungsinitiative<br />
erreicht die Arbeitsebene<br />
Ziele: Weniger Vorschriften für Firmen,<br />
mehr Akzeptanz bei Bürger/innen<br />
Die Initiative der Europäischen Kommission<br />
zur Entbürokratisierung (<strong>EU</strong>R 10.05,<br />
S. 12) hat die Arbeitsebene erreicht. Die<br />
„Entschlackungsinitiative“ auf <strong>EU</strong>-Ebene,<br />
die Ende 2005 gestartet worden war, hat<br />
nach Angaben von <strong>EU</strong>- Industriekommissar<br />
Günter Verheugen zum Ziel, Wachstumskräfte<br />
in der Wirtschaft freizusetzen, die<br />
durch zu viele oder zu komplizierte Vorschriften<br />
gehemmt seien, sowie das Vertrauen<br />
der Bürgerinnen und Bürger in die<br />
europäische Integration zu stärken. Besonders<br />
für kleinste, kleine und mittlere<br />
Unternehmen stelle eine Vereinfachung<br />
der Rechtslage eine Entlastung dar, argumentierte<br />
Verheugen. Zudem sei der<br />
Wahrnehmung vieler <strong>EU</strong>- Bürger entgegenzuwirken,<br />
die Brüssel mit seelenloser<br />
und intransparenter Bürokratie gleichsetzten.<br />
Die drei Pfeiler der Initiative<br />
Die Kommissions-Initiative setzt sich aus<br />
drei Teilen zusammen:<br />
Der Drei-Jahres-Plan zur Vereinfachung<br />
der <strong>EU</strong>-Vorschriften, die seit 1957 verabschiedet<br />
wurden ist das umfangreichste<br />
Projekt im Rahmen des Vorhabens. Begonnen<br />
wurde mit der Deregulierung der<br />
Bereiche Autos, Abfallwirtschaft und Baugewerbe,<br />
da dort eine besonders hohe<br />
Regulierungsdichte und ein hoher Wettbewerbsdruck<br />
bestehen.<br />
Zweitens handelt es sich um das Zurückziehen<br />
„unnötiger“ Gesetze durch die<br />
Kommission. Nach einer Überprüfung von<br />
183 Gesetzesvorschlägen, die vor 2004<br />
dem Ministerrat und dem <strong>EU</strong>-Parlament<br />
zugeleitet wurden und noch nicht beschlossen<br />
sind, werden 68 Vorschläge zurückgezogen<br />
und weitere fünf einer nochmaligen<br />
vertieften Prüfung unterzogen.<br />
Außerdem gilt bereits seit Juli 2005 das<br />
Verfahren, dass alle Gesetzesvorschläge,<br />
Weißbücher und grundlegende Politikmitteilungen<br />
einer Folgekostenabschätzung<br />
unterzogen werden müssen, um voraussehbare<br />
Kosten vermeiden zu können.<br />
Kritik aus dem Parlament am<br />
Vorgehen der Kommission<br />
Zwar betont Verheugen dass die „Herkulesaufgabe“<br />
einer Reform der <strong>EU</strong>- Rechts-<br />
situation von der Kommission nur im<br />
Schulterschluss mit den Mitgliedstaaten<br />
und dem Europäischen Parlament zu bewältigen<br />
sei, doch gibt es auch Kritik an<br />
seiner Vorgehensweise.<br />
Sylvia-Yvonne Kaufmann, Vizepräsidentin<br />
des Europäischen Parlaments und Mitglied<br />
der Linken-Fraktion (GUE/NGL), unterstützt<br />
zwar das Vorhaben der Kommission,<br />
Gesetzesvorhaben zurückzuziehen,<br />
um die Gesetzgebung effektiver zu machen,<br />
kritisierte jedoch in einer Rede vom<br />
16. Mai 1 die diesbezüglich mangelhafte<br />
institutionelle Zusammenarbeit zwischen<br />
Kommission und Parlament. Die Vorabinformation<br />
an das Parlament über die Vorhaben<br />
der Kommission funktioniere nicht<br />
zufrieden stellend. Auch die Erwartung,<br />
dass die Position des Parlaments bei<br />
endgültigen Entscheidungen der Kommission<br />
berücksichtigt werde, erfülle sich<br />
nicht immer. Zudem sei es notwendig,<br />
Entscheidungen gegen Vorschläge des<br />
Parlaments eingehend zu erläutern.<br />
Parlament verlangt Begründung zu<br />
zurückgezogenen Gesetzesvorschlägen<br />
Die Kommission hatte dem Parlament lediglich<br />
eine zusammenfassende Begründung<br />
zu den 68 zurückgezogenen Gesetzesvorschlägen<br />
vorgelegt. Die Vizepräsidentin<br />
betonte hierzu, es könne nicht die<br />
Aufgabe des Parlaments sein, die Ideen<br />
der Kommission zu erforschen und einen<br />
Zusammenhang zwischen den in der „Paketbegründung“<br />
formulierten Prinzipien<br />
und den 68 betroffenen Einzelvorschlägen<br />
zu suchen.<br />
Zukünftig müsse jeder Rücknahmevorschlag<br />
einzeln begründet werden, forderteKaufmann.<br />
So ließen sich auch Fehler<br />
auf Seiten der Kommission vermeiden.<br />
Diese hatte auch einen Gesetzesvorschlag<br />
zurückziehen wollen, der bereits<br />
beschlossen war. (mf) <br />
• Weitere Informationen<br />
Quellen und weitere Informationen:<br />
www.pds-europa.de/dokumente/reden/<br />
view_dok_html?zid=2402<br />
www.europa.eu/rapid (Reference<br />
MEMO/05/340)<br />
1 www.pds-europa.de/dokumente/reden/<br />
view_dok_html?zid=2402