Oktober 2011 - EU-Koordination
Oktober 2011 - EU-Koordination
Oktober 2011 - EU-Koordination
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
tHeMeN<br />
Wälder<br />
Waldschutz ist klimaschutz<br />
Richtig angewandt kann der REDDplus-Mechanismus Treibhausgase aus Waldzerstörung vermeiden<br />
Die Klimapolitik will dem CO 2, das in Wäldern gespeichert ist, einen monetären Wert zuweisen. Doch das Modell birgt<br />
auch Risiken. Nichtregierungsorganisationen fordern eine nachweisbare Wirkung für Klima und Biodiversität, den<br />
Schutz der Menschenrechte und eine sichere Finanzierung. VON JÜRGEN MAIER, FORUM UMWELT & ENTWICKLUNG<br />
Der Klimawandel wird<br />
vor allem durch die Verbrennung von<br />
Kohle und Erdöl verursacht. Aber auch<br />
Landnutzungsänderungen tragen dazu bei,<br />
besonders die Waldzerstörung, die für<br />
rund 17 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen<br />
verantwortlich ist. Ohne den<br />
wirksamen Schutz der Wälder und eine<br />
Reduzierung der Emissionen aus Entwaldung<br />
und Walddegradierung sind wirksamer<br />
Klimaschutz und eine Begrenzung des<br />
Temperaturanstiegs auf zwei Grad kaum<br />
noch möglich. Umgekehrt werden ohne<br />
wirksamen Klimaschutz aber auch Wälder<br />
und Biodiversität schweren Schaden nehmen.<br />
Politische Strategien für den Schutz<br />
von Wäldern, Biodiversität und Klima<br />
müssen deshalb in engem Zusammenhang<br />
stehen. Dabei muss Walderhaltung ökonomisch<br />
interessanter werden als Waldzerstörung.<br />
So gesehen ist es folgerichtig, dass bei<br />
den UN-Klimaverhandlungen auch über<br />
den Wald-Klimaschutz-Mechanismus<br />
REDDplus (siehe Kasten) verhandelt wird<br />
und dass internationale Abkommen wie<br />
die UN-Biodiversitätskonvention dabei<br />
eine wichtige Rolle spielen.<br />
Allerdings gibt es bei Nichtregierungsorganisationen<br />
(NGO) und darüber hi naus<br />
kontroverse Debatten über REDD, weil<br />
viele befürchten, dass Wälder auf Kohlenstoffspeicher<br />
reduziert werden. Außerdem<br />
kann REDD auch so gestaltet werden, dass<br />
es die Bemühungen zur Verringerung der<br />
CO 2-Emissionen aus der Verbrennung<br />
fossiler Brennstoffe konterkariert – je<br />
nachdem, welche Anrechnungsmöglichkeiten<br />
auf Klimaschutzverpflichtungen<br />
erlaubt sind. Andererseits wollen nach dem<br />
Scheitern fast aller Anläufe für wirksame<br />
internationale Waldschutzinstrumente<br />
viele Waldschützer mit REDD-Projekten<br />
endlich an die Mittel kommen, die bisher<br />
für einen wirksamen Waldschutz fehlen.<br />
Die Arbeitsgruppe Biodiversität des<br />
Forums Umwelt & Entwicklung, eines<br />
Zusammenschlusses deutscher NGOs, hat<br />
sich schon 2009 mit REDD auseinandergesetzt<br />
und Kriterien und Anforderungen<br />
an einen REDD-Mechanismus in einem<br />
Positionspapier formuliert. Zur Aktualisierung<br />
fand Ende Mai dieses Jahres ein weiteres<br />
Treffen gemeinsam mit dem WWF<br />
und Germanwatch statt. Das Papier wird<br />
derzeit überarbeitet, das Ergebnis soll am<br />
12. <strong>Oktober</strong> veröffentlicht werden.<br />
Wenn bestimmte Eckpunkte eingehalten<br />
werden, kann nach Ansicht der NGOs<br />
ein entsprechend gestalteter REDD plus-<br />
Mechanismus eine Chance für den Schutz<br />
der Wälder und ihrer Biodiversität und<br />
des Lebens- und Wirtschaftsraums von<br />
Hunderten Millionen Menschen sein.<br />
Dafür muss REDDplus den Klimawandel<br />
begrenzen, die Biodiversität fördern, die<br />
Menschenrechte schützen und die Finanzierung<br />
gewährleisten.<br />
klimawandel begrenzen<br />
REDDplus muss so konzipiert sein, dass<br />
die Einsparungen von Emissionen aus dem<br />
Waldbereich zusätzlich zu denen im Energiesektor,<br />
insbesondere bei den fossilen<br />
Brennstoffen, stattfinden. Eine Einbeziehung<br />
von REDD plus-Emis sions gut schriften<br />
in den verbindlichen Emis sions rech tehan<br />
del ist bis auf Weiteres auszuschließen.<br />
Anderenfalls besteht wegen der unzureichenden<br />
Reduktionsverpflichtungen der<br />
Industrieländer die Gefahr, dass REDD-<br />
Zertifikate den Emissionshandel mit billigen<br />
Zertifikaten überschwemmen und<br />
damit dessen Klimawirkung und ökologi-<br />
sche Integrität infrage stellen. CO 2-intensive<br />
Investitionen in den Industrieländern<br />
wie etwa Kohlekraftwerke würden dann<br />
weiter ökonomisch attraktiv bleiben. Das<br />
würde die verheerende CO 2-intensive<br />
Wirtschaftsweise auf Jahrzehnte festklopfen.<br />
Die notwendigen anspruchsvollen Reduktionsziele<br />
wären nicht mehr zu erreichen.<br />
Deshalb begrüßen die NGOs nachdrücklich<br />
den <strong>EU</strong>-Beschluss, REDDplus<br />
bis auf Weiteres nicht in das <strong>EU</strong>-Emissions<br />
han dels sys tem einzubeziehen. Die<br />
Redd und Reddplus<br />
REDD (Reducing Emissions from Deforestation<br />
and Forest Degradation – Verringerung<br />
von Emissionen aus Entwaldung und zerstörerischer<br />
Waldnutzung) ist ein Modell, das<br />
dem in Wäldern gespeicherten Kohlenstoff<br />
einen monetären Wert zuweist. Dadurch soll<br />
der Schutz von Wäldern bei wirtschaftlichen<br />
Entscheidungen größeres Gewicht bekommen.<br />
REDDplus soll darüber hinaus Kohlenstoffvorräte<br />
in Wäldern erhalten und erhöhen sowie<br />
eine nachhaltige Waldnutzung fördern und<br />
dadurch der Degradation vorbeugen.<br />
Bei den UN-Klimaverhandlungen ist REDD<br />
als ein Weg zur Treibhausgasreduktion im<br />
Gespräch. Während mehrere große Naturschutzorganisationen<br />
die Verankerung von<br />
REDD im internationalen Klimaschutzregime<br />
fordern, kritisieren insbesondere Indigenenverbände<br />
dies als Einschränkung ihrer Rechte.<br />
X www.de.wikipedia.org/wiki/REDD<br />
X www.redd-monitor.org<br />
8 <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> umwelt aktuell