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Oktober 2011 - EU-Koordination

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tHeMeN<br />

Wälder<br />

Waldschutz ist klimaschutz<br />

Richtig angewandt kann der REDDplus-Mechanismus Treibhausgase aus Waldzerstörung vermeiden<br />

Die Klimapolitik will dem CO 2, das in Wäldern gespeichert ist, einen monetären Wert zuweisen. Doch das Modell birgt<br />

auch Risiken. Nichtregierungsorganisationen fordern eine nachweisbare Wirkung für Klima und Biodiversität, den<br />

Schutz der Menschenrechte und eine sichere Finanzierung. VON JÜRGEN MAIER, FORUM UMWELT & ENTWICKLUNG<br />

Der Klimawandel wird<br />

vor allem durch die Verbrennung von<br />

Kohle und Erdöl verursacht. Aber auch<br />

Landnutzungsänderungen tragen dazu bei,<br />

besonders die Waldzerstörung, die für<br />

rund 17 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen<br />

verantwortlich ist. Ohne den<br />

wirksamen Schutz der Wälder und eine<br />

Reduzierung der Emissionen aus Entwaldung<br />

und Walddegradierung sind wirksamer<br />

Klimaschutz und eine Begrenzung des<br />

Temperaturanstiegs auf zwei Grad kaum<br />

noch möglich. Umgekehrt werden ohne<br />

wirksamen Klimaschutz aber auch Wälder<br />

und Biodiversität schweren Schaden nehmen.<br />

Politische Strategien für den Schutz<br />

von Wäldern, Biodiversität und Klima<br />

müssen deshalb in engem Zusammenhang<br />

stehen. Dabei muss Walderhaltung ökonomisch<br />

interessanter werden als Waldzerstörung.<br />

So gesehen ist es folgerichtig, dass bei<br />

den UN-Klimaverhandlungen auch über<br />

den Wald-Klimaschutz-Mechanismus<br />

REDDplus (siehe Kasten) verhandelt wird<br />

und dass internationale Abkommen wie<br />

die UN-Biodiversitätskonvention dabei<br />

eine wichtige Rolle spielen.<br />

Allerdings gibt es bei Nichtregierungsorganisationen<br />

(NGO) und darüber hi naus<br />

kontroverse Debatten über REDD, weil<br />

viele befürchten, dass Wälder auf Kohlenstoffspeicher<br />

reduziert werden. Außerdem<br />

kann REDD auch so gestaltet werden, dass<br />

es die Bemühungen zur Verringerung der<br />

CO 2-Emissionen aus der Verbrennung<br />

fossiler Brennstoffe konterkariert – je<br />

nachdem, welche Anrechnungsmöglichkeiten<br />

auf Klimaschutzverpflichtungen<br />

erlaubt sind. Andererseits wollen nach dem<br />

Scheitern fast aller Anläufe für wirksame<br />

internationale Waldschutzinstrumente<br />

viele Waldschützer mit REDD-Projekten<br />

endlich an die Mittel kommen, die bisher<br />

für einen wirksamen Waldschutz fehlen.<br />

Die Arbeitsgruppe Biodiversität des<br />

Forums Umwelt & Entwicklung, eines<br />

Zusammenschlusses deutscher NGOs, hat<br />

sich schon 2009 mit REDD auseinandergesetzt<br />

und Kriterien und Anforderungen<br />

an einen REDD-Mechanismus in einem<br />

Positionspapier formuliert. Zur Aktualisierung<br />

fand Ende Mai dieses Jahres ein weiteres<br />

Treffen gemeinsam mit dem WWF<br />

und Germanwatch statt. Das Papier wird<br />

derzeit überarbeitet, das Ergebnis soll am<br />

12. <strong>Oktober</strong> veröffentlicht werden.<br />

Wenn bestimmte Eckpunkte eingehalten<br />

werden, kann nach Ansicht der NGOs<br />

ein entsprechend gestalteter REDD plus-<br />

Mechanismus eine Chance für den Schutz<br />

der Wälder und ihrer Biodiversität und<br />

des Lebens- und Wirtschaftsraums von<br />

Hunderten Millionen Menschen sein.<br />

Dafür muss REDDplus den Klimawandel<br />

begrenzen, die Biodiversität fördern, die<br />

Menschenrechte schützen und die Finanzierung<br />

gewährleisten.<br />

klimawandel begrenzen<br />

REDDplus muss so konzipiert sein, dass<br />

die Einsparungen von Emissionen aus dem<br />

Waldbereich zusätzlich zu denen im Energiesektor,<br />

insbesondere bei den fossilen<br />

Brennstoffen, stattfinden. Eine Einbeziehung<br />

von REDD plus-Emis sions gut schriften<br />

in den verbindlichen Emis sions rech tehan<br />

del ist bis auf Weiteres auszuschließen.<br />

Anderenfalls besteht wegen der unzureichenden<br />

Reduktionsverpflichtungen der<br />

Industrieländer die Gefahr, dass REDD-<br />

Zertifikate den Emissionshandel mit billigen<br />

Zertifikaten überschwemmen und<br />

damit dessen Klimawirkung und ökologi-<br />

sche Integrität infrage stellen. CO 2-intensive<br />

Investitionen in den Industrieländern<br />

wie etwa Kohlekraftwerke würden dann<br />

weiter ökonomisch attraktiv bleiben. Das<br />

würde die verheerende CO 2-intensive<br />

Wirtschaftsweise auf Jahrzehnte festklopfen.<br />

Die notwendigen anspruchsvollen Reduktionsziele<br />

wären nicht mehr zu erreichen.<br />

Deshalb begrüßen die NGOs nachdrücklich<br />

den <strong>EU</strong>-Beschluss, REDDplus<br />

bis auf Weiteres nicht in das <strong>EU</strong>-Emissions<br />

han dels sys tem einzubeziehen. Die<br />

Redd und Reddplus<br />

REDD (Reducing Emissions from Deforestation<br />

and Forest Degradation – Verringerung<br />

von Emissionen aus Entwaldung und zerstörerischer<br />

Waldnutzung) ist ein Modell, das<br />

dem in Wäldern gespeicherten Kohlenstoff<br />

einen monetären Wert zuweist. Dadurch soll<br />

der Schutz von Wäldern bei wirtschaftlichen<br />

Entscheidungen größeres Gewicht bekommen.<br />

REDDplus soll darüber hinaus Kohlenstoffvorräte<br />

in Wäldern erhalten und erhöhen sowie<br />

eine nachhaltige Waldnutzung fördern und<br />

dadurch der Degradation vorbeugen.<br />

Bei den UN-Klimaverhandlungen ist REDD<br />

als ein Weg zur Treibhausgasreduktion im<br />

Gespräch. Während mehrere große Naturschutzorganisationen<br />

die Verankerung von<br />

REDD im internationalen Klimaschutzregime<br />

fordern, kritisieren insbesondere Indigenenverbände<br />

dies als Einschränkung ihrer Rechte.<br />

X www.de.wikipedia.org/wiki/REDD<br />

X www.redd-monitor.org<br />

8 <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> umwelt aktuell

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