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Oktober 2011 - EU-Koordination

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cenverbrauch durch die <strong>EU</strong> mithilfe globaler<br />

Land-, Wasser- und CO 2-Fußabdrücke<br />

zu messen.<br />

Der Internalisierung von Umweltkosten<br />

widmet der Fahrplan ein ganzes Kapitel.<br />

Der Abbau umweltschädlicher Subventionen<br />

und die Umsetzung ökologischer Steuerreformen<br />

sollen vorangetrieben werden.<br />

Der Deutsche Naturschutzring (DNR) und<br />

der NABU begrüßten dies, mahnten aber,<br />

es müssten nun auch Taten folgen.<br />

Die <strong>EU</strong>-UmweltministerInnen wollen<br />

im Dezember Schlussfolgerungen zu dem<br />

Fahrplan verabschieden. Die Kommission<br />

will dann politische und legislative Vorschläge<br />

zur Durchführung vorlegen. Auch<br />

die Mitgliedstaaten sollen tätig werden.<br />

Gleichzeitig hat die <strong>EU</strong>-Kommission<br />

ihren Fortschrittsbericht zur thematischen<br />

Strategie zu Ressourcen im Rahmen des<br />

6. Umweltaktionsprogramms veröffentlicht.<br />

Darin heißt es, trotz Verbesserungen<br />

bei einzelnen Ressourcen fehle in der <strong>EU</strong><br />

weiter ein umfassendes strategisches Herangehen<br />

an Ressourceneffizienz. [am]<br />

X berichte, Dokumente und Positionen:<br />

www.kurzlink.de/eu-roadmap-ress<br />

Finanzpolitik<br />

Grüne Politik zu teuer?<br />

Die Finanzkommission der Fraktionsvorsitzendenkonferenz<br />

der Grünen<br />

hat festgestellt, dass die Partei mit ihrem<br />

bisheringen Wahlprogramm ein Defizit<br />

von 43,3 Milliarden Euro im Bundeshaushalt<br />

verursachen würde. Das berichtete<br />

im September die Tageszeitung Taz. Die<br />

Einnahmen aus der Ökosteuer, bei der die<br />

Grünen mit Erlösen von zehn Milliarden<br />

Euro rechneten, schätzt die Kommission<br />

geringer ein. Um dennoch die Staatseinnahmen<br />

zu steigern, schlägt die Kommission<br />

einen höheren Spitzensteuersatz<br />

vor. Unter Beachtung dieses und weiterer<br />

Vorschläge wäre das Haushaltsdefizit um<br />

etwa die Hälfte kleiner, heißt es im Fazit<br />

des Finanzberichts. [hv]<br />

X www.kurzlink.de/gruene-finanzkomm<br />

umwelt aktuell <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong><br />

WiRTsChAfT & RessOURCen<br />

hochtechnologien sind nicht fehlerfreundlich<br />

Aktuell<br />

bioökonomie ist die Antwort der industrieländer auf klimawandel und schwindende<br />

Ressourcen. Die bundesregierung hat ein milliardenschweres forschungsprogramm<br />

aufgelegt. Vor neuen Risikotechnologien warnt steffi ober vom nAbu<br />

„eine Wissenschaft, die sich für die folgen nicht<br />

verantwortlich weiß, und eine Technik, die nicht<br />

bewusst fehlerfreundlich geplant ist, sind moralisch<br />

und politisch unreif“, schrieb der Physiker<br />

und Philosoph Carl friedrich von Weizsäcker. Das<br />

gilt auch für den Paradigmenwechsel vom erdölbasierten<br />

zum pflanzenbasierten Wirtschaften,<br />

zur sogenannten bioökonomie. Diese umfasst alle<br />

Wirtschaftssektoren, die biologische Ressourcen<br />

nutzen, also Pflanzen, Tiere oder mikroorganismen.<br />

für den Aufbruch in die pflanzenbasierte zukunft<br />

hat die bundesregierung vor drei Jahren einen<br />

bioökonomierat eingerichtet, um „die Rahmenbedingungen<br />

zu verbessern, die entwicklung innovativer<br />

Technologien zu beschleunigen und zukünftigen<br />

forschungsbedarf zu ermitteln“. Allerdings<br />

reiht sich der bioökonomierat sowohl personell<br />

als auch strukturell in die lange Tradition ein, mit<br />

ingenieurskunst und technischem fortschritt all<br />

die Probleme lösen zu wollen, die aus technischem<br />

fortschritt und einem verengten, ingenieursmäßigen<br />

Verständnis von natur und Umwelt resultieren.<br />

im september 2010 übergab der bioökonomierat<br />

sein Gutachten „innovation bioökonomie“ an<br />

die bundesministerinnen für forschung und für<br />

landwirtschaft, Annette schavan (CDU) und ilse<br />

Aigner (CsU). Das Gutachten diente als Grundlage<br />

für das im darauffolgenden Winter verabschiedete<br />

forschungsrahmenprogramm „bioökonomie<br />

2030“. Dieses Programm aus schavans ministerium<br />

hat ein Volumen von 2,4 milliarden euro und läuft<br />

über sechs Jahre. Das Gutachten definierte dafür<br />

zwei ziele: die Verbesserung der wirtschaftlichen<br />

entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit sowie die<br />

steigerung der Ressourceneffizienz und sicherung<br />

der bereitstellung öffentlicher Güter. Die strategie<br />

stellt Produktionssteigerung und biotechnologie<br />

in den mittelpunkt und verspricht moderne, gentechnisch<br />

veränderte Allzweckwaffen. Das fand<br />

der naturschutzbund (nAbU) heraus, als er die<br />

empfehlungen des bioökonomierates genauer<br />

unter die lupe nahm. eine Auseinandersetzung<br />

mit der frage, inwieweit die dramatischen Weltprobleme<br />

folgen des lebensstils der reichen län-<br />

der, der Grünen Revolution und des erdölrauschs<br />

sind, sucht man beim bioökonomierat vergebens.<br />

stattdessen will der Rat eine lineare entwicklung<br />

in der globalen Rohstoffnutzung fortschreiben.<br />

bereits 2050 sollen 70 Prozent mehr nahrungsmittel<br />

benötigt werden, die sich dann „als starke<br />

Konkurrenz zur benötigten biomasse aufbauen“.<br />

Die logische schlussfolgerung, den hohen input<br />

an endlichen Ressourcen wie Öl und Phosphor in<br />

der landwirtschaft drastisch zu drosseln und auf<br />

ökologisch nachhaltigere Agrarsysteme zu setzen,<br />

vermeidet der bioökonomierat.<br />

fehlerfreundlichkeit und hochtechnologien – wie<br />

sie der bioökonomierat in allen bereichen favorisiert<br />

– passen nicht zusammen. für die neuen,<br />

technologiefixierten forschungsrichtungen gibt es<br />

noch nicht einmal eine Technikfolgenabschätzung.<br />

so präsentiert der bioökonomierat etwa die synthetische<br />

biologie nonchalant als wichtigen Ansatz,<br />

ohne auf die Risiken einzugehen. Der Öffentlichkeit<br />

wird eine statistenrolle zugewiesen. Kompetente<br />

Geisteswissenschaftler, die sich mit nachhaltigkeit<br />

auseinandergesetzt haben, fehlen im bioökonomierat<br />

fast völlig. in anderen forschungspolitischen<br />

beratungsgremien wie for schungs union oder Acatech<br />

sieht es nicht besser aus – von soziologen,<br />

die die gesellschaftlichen Umbrüche analysieren<br />

könnten, ganz zu schweigen.<br />

Die Transformation der Gesellschaft für ein „biobasiertes“<br />

zeitalter setzt eine offene Debatte mit der<br />

zivilgesellschaft und dem Parlament voraus. Viele<br />

der vom bioökonomierat aufgeworfenen fragen<br />

sind richtig und wichtig. Aber sie nur in einem<br />

demokratisch nicht legitimierten Rat zu behandeln<br />

ist zu wenig.<br />

Die tierärztin Dr. steffi ober ist Referentin<br />

für Agrogentechnik in der nAbu-bundesgeschäftsstelle<br />

in berlin.<br />

kontakt: tel. + 49 (0)30 / 284984-1612,<br />

e-mail: steffi.ober@nabu.de, www.nabu.de<br />

studie: www.kurzlink.de/biooekonomierat<br />

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