Anleitung zum GEGENREDEN - ETC Graz
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Artikel 8, Europäische Konvention <strong>zum</strong> Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten, 1950<br />
Alle Menschen haben das Recht auf Achtung ihres<br />
Privat- und Familienlebens, ihrer Wohnung und ihrer<br />
Korrespondenz.<br />
„Host leicht wos <strong>zum</strong> vabergn, weilst gegen<br />
Überwachungskameras bist?!“<br />
Gegenfrage<br />
„Hob i leicht ka Privatsphäre? Geht das wen was an,<br />
wo i bin?“<br />
Gegenrede<br />
- Das gesetzliche Gebot zur Achtung des Privaten<br />
spiegelt das demokratische Freiheitsverständnis von<br />
Selbstbestimmung und Sicherung eines Freiraums vor<br />
staatlichen Eingriffen wider.<br />
- Überwachung wird mit Sicherheit begründet – dies<br />
lässt sich aber in vielen Fällen nicht nachweisen.<br />
- Mit Überwachung und Datenspeicherung stellt<br />
der demokratische Staat seine BürgerInnen unter<br />
Generalverdacht, wie dies bisher nur Diktaturen<br />
getan haben.<br />
Info<br />
Die Achtung der Privatsphäre ist ein grundlegendes Menschenrecht.<br />
Das gesetzliche Gebot zur Achtung des Persönlichen<br />
spiegelt das demokratische Freiheitsverständnis<br />
von Selbstbestimmung und Unabhängigkeit und das starke<br />
Bedürfnis nach einem Bereich, der von anderen Menschen<br />
und dem Staat nicht beobachtet werden kann, wider. Das<br />
Grundrecht soll die/den Einzelne/n vor willkürlichen Eingriffen<br />
der öffentlichen Gewalt in das Privat- oder Familienleben<br />
schützen. Die Privatsphäre umfasst dabei auch die<br />
Kommunikation mit anderen Menschen und das Recht auf<br />
freies Bewegen im öffentlichen Raum.<br />
Wohl jeden Menschen überkommt bei der Vorstellung, vom<br />
18<br />
Staat überwacht zu werden, ein starkes Unbehagen. Andererseits<br />
ist die Überwachung von Personen oder Gruppierungen<br />
manchmal notwendig, vor allem dann, wenn es<br />
um die Sicherheit von Menschen vor Gewalt oder um den<br />
Schutz der Demokratie geht.<br />
Die Meinungen darüber, ob etwa die Überwachung <strong>zum</strong><br />
Schutz vor Kriminalität und Terrorismus einen (zu) großen<br />
Eingriff in die Privatsphäre darstellt oder ob dieser gerechtfertigt<br />
ist, gehen von Fall zu Fall stark auseinander. Nicht<br />
umsonst gab es in den letzten Jahren heftige Debatten<br />
über die Verschärfung der Überwachungsgesetze. In Hinblick<br />
auf die große Vielfalt an technischen Mitteln, auf<br />
die <strong>zum</strong> Zwecke der Überwachung leicht und schnell zurückgegriffen<br />
werden kann, gibt es immer mehr kritische<br />
Stimmen, die Sensibilität im Umgang mit dieser Thematik<br />
einfordern. Auch der Sicherheitseffekt ist umstritten: Studien<br />
aus Großbritannien, dem EU-Staat mit den meisten<br />
Überwachungskameras, zeigen, dass die Kriminalität nicht<br />
zurückgegangen ist, sondern sich nur verlagert hat. Eine<br />
Studie aus Deutschland zeigt auf, dass die Vorratsdatenspeicherung<br />
(in Österreich seit 1. April 2012) keinen Einfluss<br />
auf die Kriminalitätsrate hat.<br />
Auch in Bezug auf den Schutz der Privatsphäre sehen DatenschützerInnen<br />
den Rückgang unbewachter öffentlicher<br />
Räume als bedenklich an, da Privatpersonen aufgezeichnet<br />
werden und deren Rechte (z.B. wie lange Daten gespeichert<br />
werden dürfen) und Rechtsschutz in vielen Fällen unklar definiert<br />
sind. KritikerInnen sehen eine Untergrabung der Freiheit<br />
auch in dem Aspekt, dass Überwachung und Datenspeicherung<br />
auf einen Generalverdacht des Staates gegen<br />
die BürgerInnen verweisen – die permanente Schuldvermutung<br />
tritt an die Stelle der Unschuldsvermutung.