22. Oktober - Gedicht-Werkstatt
22. Oktober - Gedicht-Werkstatt
22. Oktober - Gedicht-Werkstatt
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Literarischer Herbst in Weiskirchen<br />
<strong>Gedicht</strong>-<strong>Werkstatt</strong> im Haus des Gastes (<strong>22.</strong>10.2011)<br />
Sie finden hier eine <strong>Gedicht</strong>-Auswahl, nicht alle TeilnehmerInnen haben ihre Arbeiten zur Internet-Präsentation freigegeben.<br />
Wir weisen ausdrücklich daraufhin, dass alle hier veröffentlichten <strong>Gedicht</strong>e dem Urheberschutz unterliegen.<br />
Der OCTO<br />
Gelbgrün und rostfarben die Blätter<br />
fast entkleidet schon die Bäume<br />
Das Kopfsteinpflaster ein bunter Teppich<br />
von kalten Winden verwirbelt<br />
und von plötzlichen Böen<br />
wie Stoff-Fetzen fliegen die Blätter<br />
mahnen an Vergänglichkeit<br />
Doch Sonne lockt zum Spaziergang im Park<br />
Wimpernschlag<br />
Dunkles Lila Blütensamt<br />
Schattenrausch der Sonne<br />
Fensterblick des Hauses schweift<br />
durch den Nebeldunst<br />
Herz und Augenschlag in Ruh<br />
reist Gepäck mit in Gedanken<br />
jetzt wohin woher wozu<br />
nehme auf des Tages Gunst<br />
<strong>22.</strong> <strong>Oktober</strong> 2011<br />
MMK<br />
Karlheinz R.<br />
ockerfarben, als stände das Haus in Südfrankreich<br />
Goldener <strong>Oktober</strong> in Weiskirchen<br />
im heilklimatischen Kurort im saarländischen Norden<br />
der Sommer verabschiedet sich strahlend<br />
die weiße Fahne am schlanken Mast flattert leicht im Wind<br />
unübersehbar weckt der ungeteilte Rock<br />
starke Hoffnung auf die Kraft zum Erneuern<br />
die Stundenglocke stimmt zu<br />
Orangerot leuchten Hagebutten<br />
neben letzten Rosen<br />
Die Hecken werden licht<br />
Erste Fröste überziehen die Äste<br />
und Raureif glänzt im Morgenrot<br />
rubinengleich im Silbertau<br />
Wehmut streicht um Häuserecken<br />
Für den Winter<br />
rüstet sich die Zeit<br />
MMK<br />
Magdalene H.<br />
Gelbgrün der Baum<br />
In herbstlichem Licht leuchtet er<br />
vor dunklem Tannenhain<br />
Sonne wirft breite Streifen in den Abend<br />
Blätter wippen an den Ästen<br />
wie bunte Bommel an Kindermützen<br />
Winterahnung<br />
weht der Wind<br />
Das Haiku (strenge und gelockerte Form)<br />
Unter den Fenstern<br />
hängen matt Petunien<br />
in Spätherbstsonne<br />
Bunte Blätter weht<br />
der Wind aufs Kopfsteinpflaster<br />
Lang fallen Schatten<br />
Goldgrünes Blattwerk<br />
erdunkelte Zweigleere<br />
beweglich tanzend<br />
Baum Ast Zweig<br />
gold gelb brauner Blätterreigen<br />
wiegen taumeln fallen gehen<br />
MMK<br />
beide: MMK<br />
Magdalene H.<br />
Karlheinz R.
Das Laternen-<strong>Gedicht</strong><br />
Blau<br />
der Tag<br />
sonnenvoll<br />
See - Fontäne:<br />
Glück<br />
Weiß<br />
wie Milch<br />
die Sonne<br />
am Nachmittag<br />
Herbst<br />
beide: MMK<br />
Freie <strong>Gedicht</strong>e<br />
nach einem Spaziergang durch den Kurpark<br />
keine Angst<br />
die Alten weben jedes Jahr im September<br />
neue Spinnen werken in Wärme<br />
gestalten<br />
keine Angst<br />
St. Martin erst schließt die Sommertür<br />
Zwischen Blau<br />
und Blau<br />
Sonne und Fontäne<br />
im Regenbogenspiel<br />
und<br />
meine strahlenden Augen<br />
MMK<br />
Magdalene H.<br />
Fährten suchen<br />
Sonnen beschienener Weg<br />
Steine die mit Schuhen tanzen<br />
Gras beugt sich meinen Sohlen<br />
Spuren in Grün<br />
taunasse Erde empfängt meine Schritte<br />
Natur heißt mich willkommen<br />
kein Muss kein Soll nur kann vielleicht<br />
gedankenlose Bewusstheit<br />
bestimmt meinen Sinn<br />
ich geh dorthin<br />
wo ich jetzt bin<br />
Unentschlossen<br />
Karlheinz R.<br />
Wir flanieren durch den Staudengarten<br />
dann um den See.<br />
Martina fotografiert – auch uns.<br />
Ich finde, sie sollte mit ins Bild.<br />
Ich finde, Karlheinz könnte uns drei Frauen ins Bild setzen.<br />
Karlheinz stimmt zu.<br />
Ich sage nichts weiter.<br />
Am Ende spazieren wir durch den Staudengarten zurück.<br />
„Schaut mal, die Blüten der Fetten Henne,<br />
wie samtig weinrot!“<br />
Wie schön!<br />
Martina aber bleibt ohne Bild.<br />
Magdalene H.<br />
Gauklerin<br />
Hinter Fenstern gaukelt<br />
Sonne noch Sommer<br />
doch Blätter im Farbenrausch<br />
und der Wind<br />
spielt schon Herbst<br />
kräuselt die Wellen<br />
stürmt kühl mir durchs Haar<br />
an blaugoldenem Tag<br />
MMK
Wildgelbes Durcheinander<br />
übermütiger Blüten<br />
Sie tanzen den Sommer aus<br />
am See auf sattgrünen Wiesen<br />
Herbst-<strong>Gedicht</strong>e<br />
Lebensduft<br />
Wenn ich nicht wüsste<br />
dass Du wiederkehrst<br />
würde ich Dich<br />
nicht gehen lassen<br />
wenn ich nicht wüsste<br />
dass man Kälte erlebt haben muss<br />
um Wärme zu schätzen<br />
würde ich Dir<br />
nachreisen<br />
wenn ich nicht wüsste<br />
das der Wechsel im Leben<br />
dazu gehört<br />
würde ich Dein Ende<br />
nicht als Anfang begreifen<br />
Später <strong>Oktober</strong><br />
Einen Altweibersommertag<br />
schenkt der späte <strong>Oktober</strong><br />
schwebt<br />
zwischen Sonne und Frost<br />
Die Bänke im Park<br />
beherbergen<br />
Träumer und Dichter<br />
bis zur frühen<br />
Dämmerung<br />
MMK<br />
MMK<br />
Karlheinz R.<br />
Perlenzauber<br />
Schimmernd wie Metall an Fäden<br />
hängen sie im Morgengrauen<br />
taubenetztes Feingespinst<br />
nach der Spinnen Art<br />
Webkunst der Natur entsprungen<br />
Herbstbegleiter Dir und mir<br />
zeigt das Ende eines Jahres<br />
hält Dich fest und doch ganz zart<br />
Rabe<br />
Aus den Ritzen<br />
des Kopfsteinpflasters<br />
pickst du den Rest des Sommers<br />
und fliegst mit ihm hinauf<br />
in den Goldblätterbaum<br />
Herbstabend<br />
Haus<br />
Karlheinz R.<br />
MMK<br />
Haus<br />
hinter herbstbuntem Baum<br />
Efeubewehrt und vergittert<br />
verbirgst du dich<br />
Haus<br />
Haus<br />
hinter sonnendurchflutetem Baum<br />
abweisend stehst du im Dunkel<br />
du versteckst dich<br />
Einladend<br />
nur<br />
dein rötlicher Stein –<br />
Haus<br />
Zick-Zack-Horizont<br />
der hohen Tannen<br />
Ihre Scherenschnitt-Silhouetten<br />
mildern<br />
eine milchigweiße Sonne und<br />
der Abenddunst<br />
MMK<br />
MMK
Inspiriert von Fotos aus der Broschüre der Hochwald-<br />
Touristik GmbH: Weiskirchen – Weite, Wald und<br />
Wohlgefühl – Themenseiten : Feste und Feiern; u.a.<br />
Das Elfchen<br />
Dunkelrot<br />
die Runkelrübengesichter<br />
gegen böse Geister<br />
leuchten sie mir nachts<br />
heim<br />
beide: MMK<br />
Rote<br />
Johannisbeeren Marmelade<br />
von Urgroßmutter Elisabeth<br />
Gaumen schmeichelnd lecker fein<br />
Geschmackserinnerung<br />
Weißrot<br />
sprüht Regen<br />
vom nächtlichen Himmel<br />
verglüht vor meinen Augen –<br />
Kirmesfeuerwerk<br />
Reinfall<br />
rot<br />
rote Schürze<br />
rote Schürze schützt<br />
backt die Frau Kuchen?<br />
Nee<br />
Karlheinz R.<br />
Weiß<br />
die Spur<br />
im blauen Himmel<br />
in die Ferne fliegen –<br />
Phantasiereise<br />
MMK<br />
Magdalene H<br />
Freie <strong>Gedicht</strong>e zu den Fotos<br />
der Seite: „Feste und Feiern“<br />
Columbia Excelso<br />
Gelernt habe ich beim kolumbianischen Abend in<br />
Saarbrücken:<br />
im Nordwestzipfel Südamerikas tanzen berockte Damen und<br />
behoste Herren miteinander Salsa<br />
dort gibt es nicht bloß Drogenkartelle und Tote<br />
dort gibt es auch Schönheit und Lebendigkeit.<br />
Kennen lernen könnt ihr Juan Pablo Dosa Leon:<br />
der Student aus Kolumbien stellt beim konsumkritischen<br />
Stadtrundgang in Saarbrücken das Thema „Kaffee“ vor<br />
Juan Pablo begreift nicht<br />
die deutsche Besuchsplanung auf lange Sicht<br />
er friert leicht im Saarland.<br />
Etwas wissen möchte ich von Pauli Michels:<br />
der verkauft Kaffee auf dem Weiskircher Bauernmarkt<br />
die Päckchen tragen ein Bio-Siegel<br />
Pauli Michels veredelt die Bohnen durch Rösten<br />
wofür er den 1. Preis bekam<br />
Wie setzt sich der Endpreis zusammen von<br />
Columbia Excelso?<br />
Strohgeflüster<br />
Der Hamster sagt zur Hamsterfrau<br />
es wird schon kalt in unserem Bau<br />
am besten polstern wir ihn aus<br />
gleich morgen geh ich wieder raus<br />
sogleich macht sie ihm eine Liste<br />
die klar besagt wie sie es will<br />
um Diskussionen zu vermeiden<br />
nimmt er sie hin und bleibt ganz still<br />
so geht er los am nächsten Tag<br />
und sucht und sucht mit Müh und Plag<br />
und als er heimkommt mit dem Stroh<br />
nimmt sie es für das Hamsterklo<br />
bis er gebracht hat was sie will<br />
muss er noch oft hinaus<br />
dabei wird er gefressen halt<br />
von einem Fuchs anstatt der Maus<br />
Magdalene H<br />
Karlheinz R.
Inspiriert von verschiedenen Ausschnitten einer<br />
ausgedienten Landkarte (Übung: Alliteration, Reim<br />
und/oder freie <strong>Gedicht</strong>e)<br />
Les Sables d’Olonne<br />
Die Strände von Olonne<br />
Strände, Schloss und Straßen –<br />
rot schlängeln sich<br />
Linien die Küste entlang<br />
meine Finger fahren<br />
die Wege ab –<br />
Fernweh<br />
fällt über mich<br />
her<br />
Orts-Versammlung<br />
Linie in Rot<br />
Route Nationale die Küste entlang<br />
Immer in Sicht:<br />
das Meer Wellen Sonnenglitzern<br />
Heilige Orte reihen sich<br />
an der Küste wie Perlen auf<br />
rotem Band:<br />
St. Jean<br />
St. Hilaire<br />
St. Gilles<br />
St. Marth<br />
St. …<br />
MMK<br />
Im warmen Sand<br />
sitze ich – die Füße im Meer<br />
auf den Wellen tanzt die Landkarte<br />
davon<br />
MMK<br />
Experiment (Susa, Stadt im Piemont, Norditalien)<br />
Susa süßer Ort<br />
eines Nachmittages dort<br />
fort ich fuhr nur ungern wieder<br />
Flieder Duft der honigsüße<br />
grüße meine Lieben mein<br />
dass ich so nie wieder reim<br />
Karlheinz R.<br />
Inspiriert von Zitaten aus <strong>Gedicht</strong>en v. Mascha<br />
Kaléko (s. Wortsegel-Schreibwettbewerb f. Schulen d.<br />
Gemeinde Tholey)<br />
Zu 1:<br />
1. „Ich träumte oft vom Leben, wie’s sein könnte,<br />
wenn’s nicht so wäre, wie es nun mal ist“<br />
2. „Sommer – entflogener Traum!“<br />
3. „Am Kreuzweg fragte er die Sphinx:<br />
Geh ich nach rechts, geh ich nach links?<br />
Sie lächelte: …“<br />
Könnte hätte wenn und wäre -<br />
Gedankenspiele -<br />
wo führen sie mich hin?<br />
Ich<br />
kann<br />
habe<br />
bin –<br />
voller Möglichkeiten steckt das Leben!<br />
Leben will ich’s:<br />
Ohne Wenn und Aber!<br />
Zu 3:<br />
Kreuzstich<br />
Beim Kreuzstich fragte sie:<br />
stick' ich erst die Seite vorn<br />
oder die von hinten?<br />
Ob so oder so:<br />
der Lehrerin Blick rügt beides.<br />
MMK<br />
Die Sphinx am Kreuzweg<br />
lächelte geheimnisvoll<br />
doch sie blieb stumm<br />
Er ging davon und niemand<br />
weiß bis heut‘: ob rechts ob links<br />
Magdalene H.<br />
MMK
<strong>Gedicht</strong>e aus Schlagzeilen<br />
Zwei Herzen für Berlin!<br />
Zwei Herzen schlagen,<br />
ach, in meiner Brust:<br />
das eine fliegt ganz weit, bis nach Berlin;<br />
doch hart landet das andre<br />
in Exzessen gegen die Einsamkeit –<br />
wem winkt die große Freiheit?<br />
Nächtliches<br />
MMK<br />
Jupiter verlässt die nächtliche Bühne<br />
der Exzesse gegen die Einsamkeit,<br />
der Höhenflüge und harten Landungen.<br />
Endlich ist die Einsicht da.<br />
Doch sein Ritt auf dem roten Pferd<br />
endet im Wahnsinn.<br />
Unser einziger Trost:<br />
Das tapfere Schneiderlein kommt bald.<br />
Ist alles nur Illusion?<br />
Das tapfere Schneiderlein<br />
hat sich angesagt zur<br />
spontanen Party im Schnee<br />
Schon tagt die Regierung<br />
am Campingtisch und<br />
die Blauen schreiben Ge(d)schichte<br />
Nur Jupiter sucht<br />
die große Freiheit und<br />
verlässt die nächtliche Bühne<br />
MMK<br />
Magdalene H.<br />
Schlagzeilen<br />
Zwei Herzen schlagen ach in meiner Brust<br />
Endlich ist Einsicht da<br />
Der erste Tanz gehört Mozart<br />
Schon bei den ersten Klängen wurde es auf der<br />
Tanzfläche eng<br />
Höhenflüge und harte Landungen<br />
Kinderlärm ist Zukunftsmusik<br />
Überraschungen auf dem Parkett<br />
Kleider machen Leute Decken Räume<br />
Tapferes Schneiderlein kommt<br />
Jupiter verlässt die nächtliche Bühne<br />
Exzesse gegen die Einsamkeit<br />
Spontane Party im Schnee<br />
Einfallsreichtum zahlt sich aus<br />
Ritt auf dem roten Pferd endet im Wahnsinn<br />
Regierung am Campingtisch<br />
Die Blauen schreiben Geschichte<br />
Hüttenbeautys auf weißen Hängen<br />
Zwei dürfen nach Berlin<br />
Auf keinen Fall will ich den Missionar spielen<br />
Alles ist nur Illusion<br />
Karlheinz R.