Käfigeier; Schluss mit verstecktem Tierleid - Essen mit Herz
Käfigeier; Schluss mit verstecktem Tierleid - Essen mit Herz
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<strong>Schluss</strong> <strong>mit</strong> <strong>verstecktem</strong> <strong>Tierleid</strong><br />
Referat von Hans-Ulrich Huber, Dr. sc. nat., Geschäftsführer Fachbereich Schweizer<br />
Tierschutz STS, anlässlich der Medienorientierung „<strong>Schluss</strong> <strong>mit</strong> <strong>verstecktem</strong> <strong>Tierleid</strong>:<br />
Schweizer Eier für tierfreundliche Backwaren“ vom 8. April 2009 in Bern<br />
Schweizer Eier weisen für Konsumenten wichtige Qualitätsvorteile auf.<br />
Trotzdem tun sich die Schweizer Hühnerhalter schwer. Denn das eierverarbeitende<br />
Gewerbe setzt aus Kostengründen zu einem grossen Teil auf<br />
Importe, darunter auch <strong>Käfigeier</strong>. Der Schweizer Tierschutz STS fordert bis Ende<br />
2010 ein Ende der <strong>Käfigeier</strong>importe und ruft Bäcker, Gastronomen und andere<br />
eierverarbeitende Gewerbe auf, verstärkt auf Schweizer Eier zu setzen.<br />
Rückständige Situation im Ausland<br />
Mit Ausnahme Österreichs, das auf den 1. Januar 2009 die Hühnerbatterien abgeschafft<br />
hat, steht die EU punkto Legehennenhaltung heute dort, wo sich die Schweiz<br />
vor einem Vierteljahrhundert befand. Unter den grossen Eiererzeugerländern scheinen<br />
einzig Holland und Grossbritannien <strong>mit</strong> dem ab 2012 gesetzlich geforderten EU-<br />
Käfigverbot Ernst zu machen. Deutschland und Frankreich, die rund 40% der in die<br />
Schweiz importierten Eier (2008) lieferten, aber auch andere EU-Länder, spielen auf<br />
Zeit. So leben noch heute 60% aller Legehennen in Deutschland in Käfigbatterien.<br />
Bereits fordern denn auch die Geflügelverbände ein Herausschieben des Batterieverbotes<br />
in der EU auf 2020. In den USA oder Südostasien - weitere Länder, die in der<br />
Vergangenheit Eier in die Schweiz exportierten - stellen Käfigbatterien gar die<br />
ausschliessliche Haltungsart dar.<br />
Positive Entwicklung in der Schweiz<br />
Ganz anders das Bild in der Schweiz: Hier ist die Käfigbatteriehaltung seit 1991<br />
verboten. Doch die Tierhaltung ist nicht bei den Mindestvorschriften der Tierschutzgesetzgebung<br />
stehen geblieben. Sie hat sich zu Gunsten der Tiere weiterentwickelt.<br />
82% (2007) der Legehennen verfügen zusätzlich zum Stall über einen Aussenklimabereich,<br />
in dem sie ihrer Natur gemäss scharren, staub- und sonnenbaden sowie<br />
frische Luft und Sonnenlicht geniessen können. 67% (2007) der Hühner erhalten<br />
darüber hinaus Auslauf und Weide, Tendenz steigend. Die Freilandhaltung, in den<br />
1980er Jahren lediglich von einigen Pionieren und Kleinbauern betrieben, ist heute in<br />
der Schweiz Standard.<br />
Steigender Importeieranteil seit 2000<br />
Doch die Schweizer Hühnerhalter tun sich zunehmend schwer. Zwar halten sehr viele<br />
Konsumenten dem tierfreundlichen Schweizer Ei die Treue. Von hundert im Laden<br />
verkauften Eiern kommen aktuell 72 von Schweizer Bauern. Doch Köche, Bäcker und<br />
Konditoren verwenden häufig importierte Eier und Eiprodukte. Auch Mayonnaisen,<br />
Saucen, Glacen, Fertiggerichte, Sandwiches, Teigwaren etc. werden meist <strong>mit</strong>
Importeiern hergestellt. Häufig sind bei diesen Produkten die Eier-Herkünfte für den<br />
Konsumenten nicht ersichtlich, wie eine Recherche des STS bei mehreren Detaillisten<br />
im Raum Basel ergab. Wurden 2000 noch 677 Millionen Eier importiert, waren es im<br />
vergangenen Jahr bereits 766 Millionen.<br />
<strong>Schluss</strong> <strong>mit</strong> <strong>Käfigeier</strong>importen<br />
Niemand kann genau sagen, wieviel von den 766 Millionen Importeiern aus<br />
Hühnerbatterien stammen. Eine offizielle Statistik existiert nicht. Schätzungen von<br />
Importeuren gehen von ca. 5 - 10% aus, was 40 - 80 Millionen Eiern jährlich<br />
entspräche.<br />
Aus Sicht des Schweizer Tierschutz STS sind das 40 - 80 Millionen Eier zuviel. Wir<br />
werden uns deshalb <strong>mit</strong> aller Kraft dafür einsetzen, dass <strong>mit</strong> dieser importierten<br />
Tierquälerei <strong>Schluss</strong> gemacht wird. Wir wollen das Bäckerei- und Gastrogewerbe,<br />
aber auch die Hersteller von Fertiggerichten etc. dazu bringen, auf <strong>Käfigeier</strong> zu<br />
verzichten, indem wir diese Kreise informieren, die Konsumenten für das versteckte<br />
<strong>Tierleid</strong> in Produkten <strong>mit</strong> Eiern sensibilisieren und tierfreundliche Bäcker und<br />
Gastronomen auszeichnen.<br />
Der STS begrüsst die Tatsache, dass in den letzten Jahren bei den Importen eine<br />
Verschiebung weg von Käfig- hin zu Bodenhaltungseiern stattgefunden hat. Keine<br />
Frage: Eine korrekt betriebene Boden- resp. Volierenhaltung ist für die Tiere alleweil<br />
besser als ein Leben im Drahtgitterkäfig. Unser Ziel ist klar: Bis Ende 2010 soll kein<br />
Käfigei mehr in die Schweiz importiert werden! Wir zählen dabei auf die Hilfe der<br />
Importeure und des eierverarbeitenden Gewerbes.<br />
Vorteile für das Schweizer Ei<br />
Es stellt sich die Frage, ob ein ausländisches Bodenhaltungsei dem Schweizer Ei<br />
ebenbürtig ist. Das ist unserer Einschätzung nach nicht der Fall. Das CH-Ei weist<br />
folgende Vorteile auf:<br />
• Schweizer Landwirtschaftsbetriebe müssen den sogenannten ökologischen<br />
Leistungsnachweis (ÖLN) erfüllen, d.h. ökologische Ausgleichsflächen, ausgeglichene<br />
Düngerbilanz, geregelte Fruchtfolge und gezielten Einsatz von Pflanzenschutz<strong>mit</strong>teln<br />
sicherstellen. Das sind wichtige Umwelt- und Naturschutzmassnahmen<br />
zur Schonung der Luft, des Bodens, der Gewässer, Pflanzen und<br />
Wildtiere. Vergleichbare Auflagen existieren im Ausland nicht.<br />
• Der Einsatz von gentechnisch verändertem Futter und Antibiotika zur Leistungsförderung<br />
ist verboten. Bei überseeischen Eierherkünften kann man fast sicher<br />
sein, dass die Tiere Genfutter und Leistungsförderer erhielten. Auch in der EU<br />
nimmt Anbau und Verwendung von Genfutter zu.<br />
• Die Höchstbestandesverordnung stellt sicher, dass keine Massentierhaltungen wie<br />
im Ausland <strong>mit</strong> 30', 40', 50'000 und mehr Hühnern entstehen können. In der<br />
Schweiz wird das Gros der Legehennen in Betriebsgrössen von 4' - 8'000 Tieren<br />
gehalten. Mit solchen Tierzahlen kann eine Freilandhaltung ökologisch, tiefreundlich<br />
und glaubwürdig betrieben werden.
• Die Mindestvorschriften der eidgenössischen Tierschutzgesetzgebung zur<br />
Legehennenhaltung sind deutlich strenger als die EU-Richtlinie, welche auch nach<br />
dem Käfigverbot von 2012 käfigartige Systeme - sogenannte „Kleingruppenhaltungen“<br />
- zulässt. Diese Haltungsform wurde in der Schweiz bereits Anfang der<br />
1990er Jahre als tierschutzwidrig erkannt und wie die herkömmlichen Käfige<br />
verboten. In der EU wird sie von den Grossproduzenten als beste Alternative<br />
angesehen. Sie drängen darauf, Eier aus solchen Grosskäfigen nicht mehr als<br />
<strong>Käfigeier</strong> deklarieren zu müssen.<br />
• Nur noch 18% der Legehennen in der Schweiz werden ausschliesslich im Stall<br />
gehalten, also in einer reinen Bodenhaltung. 82% verfügen über Zugang zu einem<br />
Aussenklimabereich und 67% haben Auslauf und Weide.<br />
• Von unabhängigen Geflügelexperten wird die gute Gesundheit der Schweizer<br />
Legehühner bestätigt. Das deutsche Bundesinstitut für Risikoforschung schlug<br />
demgegenüber im Januar 2007 Alarm. In vielen EU-Geflügelbetrieben wurden<br />
krankmachende Salmonellenstämme gefunden. Betroffen waren z.B. 30% der<br />
grossen Legebetriebe in Deutschland und gar 70% in Polen. Der Baselbieter<br />
Kantonschemiker gab danach den Schweizer Einkaufstouristen in Deutschland<br />
den Tipp, Importeier nur gut erhitzt zu essen. Schweizer Eier seien hingegen<br />
sicher.<br />
Angesichts dieser klaren Vorteile des Schweizer Eies und der im Durchschnitt<br />
gesehen wesentlich tierfreundlicheren Hühnerhaltung hierzulande, setzt sich der STS<br />
<strong>mit</strong> seiner Kampagne „<strong>Essen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Herz</strong>“ (vgl. www.essen<strong>mit</strong>herz.ch) dafür ein, dass<br />
nicht nur die tierfreundlichen und konsequenten Konsumenten im Laden, sondern<br />
auch Gastronomen und Bäcker wieder vermehrt auf Schweizer Eier setzen. So wie wir<br />
früher erfolgreich Konsumenten informiert und sensibilisiert haben, so wollen wir nun<br />
diese Kreise über die Vorteile des Schweizer Eies informieren und beispielhafte<br />
Anstrengungen auszeichnen. Mit dem Ziel, dass sich das Verwenden von Schweizer<br />
Eiern für diese Betriebe wirtschaftlich und imagemässig lohnt.<br />
Höhere Produktionskosten<br />
Die Anstrengungen der Hühnerhalter zugunsten der Umwelt und der Tiere sowie der<br />
Qualität und Sicherheit der Eier haben ihren Preis. Dazu kommt das höhere<br />
Kostenumfeld in der Schweiz (Löhne, Futter<strong>mit</strong>tel, Bauten). Ein Schweizer Bauer kann<br />
das Ei nicht wie im Ausland für 8 - 14 Rappen produzieren, selbst wenn er seine Arbeit<br />
gratis leisten würde. Die Produktionskosten liegen hierzulande wesentlich höher.<br />
Trotzdem wird bei gängigen Abnahmepreisen von 20 - 24 Rappen für Boden- und<br />
Freilandeier kein Bauer vom Eierverkauf reich. Nur COOP-Naturafarm zahlt seinen<br />
Freilandhaltern <strong>mit</strong> 28 Rappen pro Ei einen faireren Preis. Das mag die meisten<br />
Konsumenten erstaunen, zahlen sie im Laden doch Preise von 50 - 60 Rappen pro<br />
Schweizer Bodenhaltungs- und 65 - 80 Rappen pro Freilandei.<br />
Schweizer-Ei noch besser vermarkten<br />
Die Qualitätsvorteile des Schweizer Eies müssen <strong>mit</strong> Blick auf die zunehmenden<br />
Importe den Konsumenten noch konsequenter aufgezeigt werden. Wichtig ist auch,<br />
dass für die Hühnerhalter ständige Qualitätsverbesserungen zu einer Selbstverständlichkeit<br />
werden und schwarzen Schafe <strong>mit</strong> ungenügender Tierhaltung nicht
nur nachgegangen, sondern <strong>mit</strong> kompetenter Beratung und glaubwürdigen Kontrollen<br />
möglichst vorgebeugt wird.<br />
Gerade in der jetzt wirtschaftlich schwierigen Zeit muss man auch über den Preis<br />
reden. Bei der Erzeugung des Rohstoffes „Ei“ auf Schweizer Bauernhöfen kann und<br />
darf man nicht sparen, sonst werden auch hier bald Tierfabriken und Lebens<strong>mit</strong>telskandale<br />
Einzug halten. Preisdrückerei bei der Erzeugung tierischer Produkte,<br />
ob Ei, Milch oder Fleisch, geschieht stets auf dem Buckel der Tiere und auf Kosten der<br />
Produktequalität.<br />
Wir vom STS sind überzeugt, dass gerade Bäcker die Qualitätsvorteile des Schweizer<br />
Eies als Wettbewerbsvorteil am Markt nutzen können und da<strong>mit</strong> die etwas höheren<br />
Kosten ohne Gewinneinbusse, ja <strong>mit</strong> Qualitäts- und Imagegewinn, verkraften können.<br />
Der STS glaubt aber auch, dass im Laden beim Schweizer Schaleneierangebot noch<br />
Kostensparpotential besteht (Eierhandel, Detaillisten), so dass Schweizer Eier auch<br />
preislich attraktiver würden.<br />
Setzen Bauern, Eierhandel, Detaillisten und das eierverarbeitende Gewerbe diese<br />
Möglichkeiten ernsthaft um, so dürfen Schweizer Hühner in eine glückliche Zukunft<br />
schauen. Wir vom STS werden diese Entwicklung aktiv unterstützen.<br />
Foderungen des Schweizer Tierschutz STS:<br />
<strong>Schluss</strong> <strong>mit</strong> <strong>Käfigeier</strong>importen bis Ende 2010!<br />
Konsequente Qualitätsstrategie bei Schweizer Eiern: Artgerechte Tierhaltung,<br />
hohe Qualität und Sicherheit bei Eiern, faire Preise für die Bauern.<br />
Schweizer Eier-Angebot im Laden: Kostensparpotential bei Eierhandel und<br />
Detaillisten nutzen.<br />
Eierverarbeitendes Gewerbe: Wettbewerbsfähigkeit erhöhen durch Verwendung<br />
von tierfreundlichen Schweizer Eiern.