Pressekonferenz 2.12.09.indd - Essen genießen
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„Hier kocht<br />
das Herz<br />
Europas.“<br />
Das Jahr 2010 ist ein<br />
besonderes Jahr. Das<br />
Ruhrgebiet ist für ein<br />
Jahr kultureller Mittelpunkt<br />
Europas. Gutes<br />
<strong>Essen</strong> und Trinken ist ein unverzichtbarer<br />
Teil dieser Kultur und<br />
dem haben wir uns von ESSEN<br />
GENIESSEN verschrieben.<br />
Es ist uns gelungen, unter dem<br />
Schirm von ESSEN GENIESSEN &<br />
friends 53 Gastronomen aus dem<br />
Ruhrgebiet zu gewinnen, die sich<br />
einer kulinarischen Herausforderung<br />
stellen.<br />
Was dem Berliner die Bulette, dem<br />
Pfälzer der Saumagen, oder dem<br />
Franken das Schäufele, sind in dem<br />
von ESSEN GENIESSEN zusammengestellten<br />
Warenkorb 18 Ruhrgebietstypische<br />
Produkte.<br />
Aus diesen Grundprodukten haben<br />
unsere Köche spannende und innovative<br />
4-Gang-Menüs kreiert.<br />
Begleitet werden die Menüs von<br />
Weinen und Sekt, die von uns sorgfältig<br />
ausgewählt wurden. Diese besonderen<br />
Weine und Sekte sind mit<br />
einem innovativem Sonderetikett<br />
Ruhr 2010 ausgestattet. Erleben Sie<br />
die spannenden Interpretationen<br />
unserer „Ruhrpott-Produkte“ und<br />
“The heart<br />
of Europe<br />
is cooking here.”<br />
The year 2010 is a quite<br />
special year. The Ruhr<br />
area is Europe’s cultural<br />
focus for one year.<br />
Good food and drink is<br />
an essential part of this culture und<br />
we have devoted ourselves to this at<br />
ESSEN GENIESSEN.<br />
Under the umbrella of ESSEN<br />
GENIESSEN & friends, we have<br />
succeeded in finding 53 gastronomers<br />
from the Ruhr area, who are<br />
willing to face up to this culinary<br />
challenge.<br />
While the inhabitants of Berlin have<br />
the rissole, the people of the Palatinate<br />
have the stuffed pig’s stomach<br />
and the people of Franconia have<br />
cured and smoked shoulder of pork,<br />
18 products typical of the Ruhr area<br />
have been put together in a basket<br />
by ESSEN GENIESSEN. From these<br />
basic products, our cooks created<br />
exciting and innovative 4-course<br />
meals.<br />
These meals are accompanied by<br />
wines and sparkling wines that have<br />
been carefully selected by us. These<br />
special wines and sparkling wines<br />
are furnished with an innovative<br />
special label, “Ruhr 2010”.<br />
die kulinarische Vielfalt unserer<br />
teilnehmenden Restaurants.<br />
Die 4-Gang Menüs inklusive der begleitenden<br />
Weine werden zwischen<br />
30 – 44 Euro angeboten und auch<br />
die Sterne-Restaurants halten<br />
attraktive Angebote bereit.<br />
Alle Restaurants bieten Ihnen<br />
auch „Ruhr-Menü-Karussell 2010“-<br />
Gutscheine an, als die Geschenkidee<br />
für Ihre Familie, Freunde und Geschäftspartner.<br />
Ebenso sind die<br />
Kulturhauptstadt-Weine und -Sekte<br />
bei jedem Restaurant das ganze<br />
Jahr erhältlich.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim<br />
Entdecken der Menüs und hoffe,<br />
dass wir Sie in unseren Restaurants<br />
begrüßen dürfen.<br />
Seien Sie dabei, wenn ab dem<br />
9. Januar 2010 unsere Restaurants<br />
die Ruhrgebietsküche präsentieren,<br />
unter dem Motto:<br />
Ruhr-Menü-Karussell 2010.<br />
Hier kocht das Herz Europas.<br />
Mit kulinarischen Grüßen<br />
With culinary regards<br />
Ihr/Yours<br />
Rainer Bierwirth<br />
Experience the exciting interpretations<br />
of our “Ruhr area products”<br />
and the culinary diversity of our participating<br />
restaurants. The 4-course<br />
meals including the accompanying<br />
wines are offered at a price from<br />
EUR 30 to 44 and the restaurants<br />
awarded stars have also prepared<br />
attractive offers for you.<br />
All the restaurants also offer you<br />
vouchers for the “Ruhr-Menü-<br />
Karussell 2010” (The 2010 merry-goround<br />
of Ruhr meals.) as a gift idea<br />
for your family, friends and business<br />
partners. The wines and sparkling<br />
wines of the capital of culture are<br />
also available at any restaurant<br />
throughout the year.<br />
I wish you plenty of enjoyment in<br />
exploring the meals and hope to<br />
have the pleasure to welcome you to<br />
our restaurants.<br />
Join in, from 9th January 2010,<br />
when our restaurants present the<br />
cuisine of the Ruhr area under the<br />
motto:<br />
Ruhr-Menü-Karussell 2010.<br />
Hier kocht das Herz Europas.<br />
(The 2010 merry-go-round of Ruhr<br />
meals. The heart of Europe is<br />
cooking here.)
Als Initiator und Vorstand<br />
leitet Rainer Bierwirth<br />
den Verein seit mehr als<br />
10 Jahren. Die derzeit 21<br />
Mitglieder, von denen 15<br />
Gastronomien von Anfang<br />
an dabei sind, haben<br />
sich ein Höchstmaß an<br />
Qualität, Frische und<br />
Kreativität auf die Fahnen<br />
geschrieben.<br />
Dank dieser hohen Standards<br />
und seiner Spitzengastronomie<br />
gehört<br />
„<strong>Essen</strong>... verwöhnt“ zu<br />
den führenden Gourmet-<br />
Meilen Deutschlands.<br />
Inzwischen sind die hochkarätigen<br />
Veranstaltungen<br />
des Vereins weit über die<br />
Grenzen NRWs bekannt.<br />
Der Verein<br />
Die Gastronomen<br />
zu <strong>Essen</strong><br />
Restaurant · Casino · Catering
Seit 1999 die erste Gourmet-Meile in <strong>Essen</strong><br />
veranstaltet wurde, bildet „<strong>Essen</strong>... verwöhnt“<br />
die Hauptattraktion des Vereins und ist aus<br />
<strong>Essen</strong> nicht mehr wegzudenken.<br />
Immer in der dritten Juniwoche eines jeden<br />
Jahres bauen die Gastronomen von ESSEN<br />
GENIESSEN ihre Zelte auf und verlegen ihren<br />
Arbeitsplatz in die <strong>Essen</strong>er City.<br />
Neben vielen Gerichten, die sich im Laufe der<br />
Jahre zu Klassikern entwickelt haben und auf<br />
keinen Fall fehlen dürfen, werden den Gästen<br />
neue Köstlichkeiten kreiert und vor ihren Augen<br />
frisch zubereitet.<br />
Der Verein und seine Aktivitäten<br />
<strong>Essen</strong>... verwöhnt.<br />
Die Gourmet-Meile<br />
Qualität und Frische der Speisen sowie das ausgewogene Preisniveau<br />
verleiten dazu, möglichst viele Leckereien zu probieren.<br />
Dazu kommt das große Angebot erfrischender Getränke und ein<br />
unterhaltsames Rahmenprogramm. Biergärten und ausreichende<br />
Sitzmöglichkeiten bieten genügend Platz zur Entspannung<br />
und zum ungestörten Genuss der Speisen.<br />
So wird der Besuch von „<strong>Essen</strong>... verwöhnt“ zu einem Erlebnis<br />
der Sinne, das von vielen Gästen bereits für das folgende Jahr<br />
im Kalender vorgemerkt wird.<br />
Das Restaurant-Karussell<br />
Seit 2004 erfreut sich das Restaurant-Karussell<br />
großer Beliebtheit. Ab Ende September servieren<br />
die Gastronomen von ESSEN GENIESSEN<br />
ihren Gästen sechs Wochen lang ein 4-Gang-<br />
Menü inklusiv der begleitenden Weine zum<br />
Kennenlernpreis.<br />
2009 kreuzte das Gourmet-Traumschiff bereits<br />
zum zweiten Mal auf dem Baldeneysee und ließ<br />
seine Gäste von vier Gastronomen verwöhnen.<br />
Das Catering bei bedeutenden Veranstaltungen<br />
bildet ein weiteres Aktionsfeld des Vereins.
Die Ruhrmetropole 2010
Aal<br />
Hecht<br />
Lachsforelle<br />
Lamm<br />
Blutwurst & Speck<br />
Taube<br />
Das Ruhr-Menü-Karussell 2010/ Warenkorb<br />
Kaninchen<br />
Kohl<br />
Schwarzwurzeln<br />
Schnibbelbohnen<br />
Steckrüben<br />
Suppengemüse<br />
eine alte Kartoffelsorte<br />
Graupen<br />
Buchweizen<br />
Apfel<br />
Quitten<br />
Ziegenkäse
& & friends! friends!<br />
Hier kocht koch ht das ddas Herz HHerz<br />
Europas. EEuropas.<br />
opas<br />
Ruhr-Menü-Karussell<br />
mit 53 Restaurants aus dem Ruhrgebiet 2010<br />
30,– bis 44,– Euro
Teilnehmende Restaurants:<br />
Bochum<br />
Altes Brauhaus Rietkötter<br />
Hotel-Restaurant Beckmannshof<br />
Orangerie im Stadtpark<br />
Ristorante Italiano Piccolo<br />
Bottrop<br />
Bahnhof Nord<br />
Zauberling im Overbeckshof<br />
Dortmund<br />
Restaurant Overkamp<br />
Dorsten<br />
Restaurant Goldener Anker<br />
Restaurant Rosin<br />
Duisburg<br />
Bistro NT<br />
Restaurant Im Eichenwäldchen<br />
<strong>Essen</strong><br />
Best Western Hotel Ypsilon<br />
Café Kötter<br />
Café Restaurant Mezzo Mezzo<br />
Casino Zollverein<br />
Der Bonner Hof<br />
Gasthaus Zum Brenner<br />
GOP Varieté Theater <strong>Essen</strong><br />
Hotel & Restaurant Sheraton<br />
Hülsmannshof<br />
Jagdhaus Schellenberg<br />
Kiepenkerl zu <strong>Essen</strong><br />
Landhaus im Grugapark<br />
Landhaus Rutherbach<br />
NERO im Schloss Hugenpoet<br />
NuRoom<br />
Résidence<br />
Rest. Mintrop Margarethenhöhe<br />
Restaurant Gummersbach<br />
Restaurant Hannappel<br />
Restaurant Kölner Hof<br />
Restaurant Parkhaus Hügel<br />
Restaurant Schönebecker Schweiz<br />
Restaurant Schote<br />
Restaurant Zum Siepenkötter<br />
Restaurante Buena Vida<br />
Ristorante La Grappa<br />
Ristorante Lucente<br />
Schnitzlers Restaurant<br />
Sengelmannshof<br />
Trattoria Trüffel da Diego<br />
Wallberg Bar & Restaurant<br />
Hamm<br />
Restaurant Wielandstuben<br />
Mülheim a. d. Ruhr<br />
Bannisters Restaurant & Pub<br />
Franky‘s im Wasserbahnhof<br />
Möllekens Altes Zollhaus<br />
Schmeling Alte Schule<br />
Oberhausen<br />
Restaurant Frintrop<br />
Hackbarth‘s Restaurant<br />
Sprockhövel<br />
Hotel & Restaurant Eggers<br />
Waltrop<br />
Gasthaus Stromberg<br />
Wesel<br />
Restaurant ART<br />
Xanten<br />
Landhaus Köpp
Ruhr-Menü-Karussell 2010<br />
mit 53 Restaurants aus dem Ruhrgebiet<br />
<br />
Hier kocht das Herz<br />
Europas.<br />
9. Januar<br />
bis<br />
13. Februar 2010
Esskultur in der Kulturhauptstadt<br />
Jeder rühmt die badische Küche, liebt bayrische<br />
Schmankerl, preist die Spezialitäten der<br />
Wirtshäuser der Pfalz. Auch schöne Kochbücher<br />
gibt es aus solchen Regionen. Aber das<br />
Ruhrgebiet?<br />
Gibt es denn dort gastronomische Traditionen,<br />
und können Feinschmecker da nach Herzenslust<br />
speisen?<br />
Die Spitzengastronomie kann sich allemal<br />
sehen lassen: Die Gourmet-Meile ‚<strong>Essen</strong> …<br />
verwöhnt‘ in der <strong>Essen</strong>er Innenstadt wird seit<br />
Jahren von anderen Großstädten neidisch<br />
beäugt. <strong>Essen</strong>-Kettwig und Dorsten werden<br />
immer wieder mit Baiersbronn verglichen.<br />
Kaum irgendwo in der Republik gibt es solch<br />
eine Konzentration von Küchen, die in den<br />
Restaurantführern gerühmt werden.<br />
Aber gibt es auch die bodenständige traditionelle<br />
Küche der Ruhrregion? Das ist kulinarisch<br />
bislang nicht herrschende Lehre. Aber<br />
auf jeden Fall ist das Gebiet Schnittstelle der<br />
niederrheinischen Küche und der westfälischen<br />
Zubereitungen, jene Region also, in<br />
der Sauerbraten mit Rosinen und Panhas mit<br />
Graupen friedlich auf einander trafen, von<br />
fetten Räucher-Mettwürsten und ‚Grünkohl<br />
untereinander‘ ganz zu schweigen.<br />
Auch international ist das Ruhrgebiet seit<br />
Beginn der industriellen Revolution Schmelz-<br />
tiegel und Beispiel für gelungene interkulturelle<br />
Integration und Bereicherung. Auch in<br />
der Esskultur.<br />
Die Italiener, die in der ersten ‚Gastarbeiter‘-<br />
Welle ab 1850 zum Bau der Eisenbahnlinien<br />
ins Ruhrgebiet kamen, brachten ihre Teigwaren<br />
mit und züchteten hinter dem Häuschen<br />
Basilikum und römischen Salat.<br />
Und im 20. Jahrhundert versorgten ihre nachkommenden<br />
Landsleute die Region mit Pizza<br />
und Stracciatella-Eis. Die Ruhrgebietler besonnen<br />
sich auch darauf, dass es statt Ruccola<br />
lange schon die deutsche Rauke im Revier<br />
gegeben hatte. Auch die Polen, die zu Beginn<br />
des 20. Jahrhunderts als Bergarbeiter kamen<br />
(und ohne die es Schalke 04 nicht gäbe), bereicherten<br />
die Region durch ihre Krautwickel<br />
und süß-sauren Suppen aus Roter Bete.<br />
Ob sie wohl auch die herzhaften Buchweizensuppen<br />
aus Osteuropa hierher importiert<br />
haben?<br />
In den letzten Jahrzehnten trugen dann auch<br />
türkische Zuwanderer dazu bei, den lokalen<br />
Speisenplan durch geschmortes Lamm mit<br />
Auberginen, gewürzt mit Schwarzkümmel und<br />
Knoblauch zu bereichern. Die Ruhrgebietsküche<br />
zeichnet sich durch ein breites Spektrum<br />
‚eingeborener‘ und übernommener Zutaten<br />
und Gerichte aus.<br />
Gewiss, viele der hiesigen Produkte sind bodenständig<br />
und herzhaft, nahrhaft (für kör-<br />
perlich Arbeitende), aber auch eher schlicht<br />
(und preiswert).<br />
Das ist die Tradition der selbstgekochten<br />
Steckrüben mit Speck in den Henkelmännern,<br />
die die Bergmannsfrauen früher den Knappen<br />
mittags an die Zechentore brachten. Das war<br />
zu der Zeit, als sonnabends in die ‚Schuster-<br />
Tunke‘ noch Pellkartoffeln der Sorten Flava<br />
und Sieglinde gedrückt wurden: schmackhaft,<br />
weil ohne Kunstdünger im eigenen Garten<br />
angebaut (lange, bevor es sogenannte ‚Bio-<br />
Waren‘ gab).<br />
Aber muss ein Produkt, das schlicht ist, darum<br />
schlecht sein? Soll es im Restaurant nur<br />
Kaviar, Wolfsbarsch und ‚Foie Gras‘ geben?<br />
Oder aus<br />
fernen Ländern Mangos, Springbock und ‚Red<br />
Snapper‘? Schauen wir doch auf die bodenständigen<br />
Produkte vor der Haustür, von<br />
denen das Ruhrgebiet verblüffend viele aufzuweisen<br />
hat.<br />
Aale werden nicht nur aus der Ruhr geangelt<br />
sondern sogar aus dem Rhein-Herne-Kanal,<br />
an dem die Angler aus Gelsenkirchen nächtens<br />
horchen, ob das Glöckchen klingt. Manche<br />
Petrijünger ziehen sogar kapitale Hechte<br />
aus dem Toeppersee, die im Restaurant als<br />
Hechtklößchen, von feinen Leuten sogar als<br />
‚Quenelles de Brochet‘ verspeist werden.
Die deftige Blutwurst kann, tadellos und mit<br />
nicht zu viel Speckwürfeln zubereitet, auch<br />
für den Feinschmecker ein Genuss sein, hierzulande<br />
am besten mit Stampfkartoffeln und<br />
Äpfeln oder Birnen zubereitet: die regionale<br />
Metonymie ‚Himmel und Erde‘ zeigt nicht<br />
nur die Verbindung von Oben und Unten, von<br />
Luftig-Himmlischem und irdischem Boden,<br />
sondern auch den dialektischen Bezug zwischen<br />
Arbeit und seliger Verheißung.<br />
Ähnlich philosophisch, das Edle mit dem<br />
Schlichten verknüpfend, das tierische Sinnbild<br />
des Ruhrgebietes: die Taube. Aber nicht jene,<br />
die Himmelfahrt und den Heiligen Geist symbolisiert,<br />
sondern der real fl atternde Vogel.<br />
Natürlich wurden und werden die berühmten<br />
Ruhrgebietstauben (‚Rennpferde des kleinen<br />
Mannes‘) als Zucht-Brieftauben nur zu<br />
Zielwettfl ügen ausgesandt und keineswegs<br />
verzehrt. Aber sicher hat der Taubenfreund<br />
aus Bochum-Querenburg ein paar weniger<br />
edle Täubchen-Artgenossen als feines Sonntagsgefl<br />
ügel in Speck gewickelt zubereitet.<br />
Taubenzucht und Tradition an Esskultur im<br />
Ruhrgebiet!<br />
Beliebt waren und sind natürlich auch andere<br />
Grundprodukte, die leicht anzubauen oder<br />
zu beschaffen waren und die man unkompliziert<br />
(aber auch verfeinert) zubereiten kann:<br />
Kartoffeln natürlich, Breitlauch und Möhren,<br />
aber auch Schnibbelbohnen, die eingelegt<br />
und leicht angegoren auch im Winter nahrhaft<br />
zum Geselchten oder in Eintopfgerichten<br />
gekocht werden können. Kohl in allen Variationen,<br />
als Sauerkraut im Holzfass oder Tontopf<br />
eingelegt ein probater Vitaminspender und<br />
Magenfüller selbst im Winter. Und im kleinen<br />
Stall hinter dem Haus (notfalls auch im<br />
Keller) die beliebten Kaninchen, die besonders<br />
in Kriegs- und Krisenzeiten als geschmorter<br />
Braten, Ragout und Sülze das Überleben<br />
sicherten und die – mit Kräutern und Rosinen<br />
gefüllt und verfeinert – auch heute noch ein<br />
Festmahl krönen können.<br />
Manche wenig attraktiven Produkte werden<br />
im Ruhrgebiet mit etwas Kochgeschick kulinarisch<br />
wertvoll. So wird die harte, bitterliche<br />
Quitte zu einer Köstlichkeit, wenn man sie zu<br />
süßem Gelee oder Kompott verwandelt (oder<br />
heimlich gebrannt zu Quittengeist).<br />
Manche schlichten und weniger angesehenen<br />
Kochzutaten werden im Ruhrgebiet dadurch<br />
‚veredelt’, dass sie sprachlich aufgewertet,<br />
semantisch aufgehübscht werden. So wird<br />
die schlichte Ziege hinterm Häuschen in<br />
der Knappschafts-Siedlung in Bergkamen<br />
zur ‚Bergmannskuh’, das Hauskaninchen in<br />
Sterkrade zum ‚Stallhasen’ und die frugale<br />
(aber immerhin stets bissfeste) Schwarzwurzel<br />
zwischen Walsum und Castrop-Rauxel<br />
zum ‚Bergmannsspargel’.<br />
Eine feine Mischung aus Selbstironie und dem<br />
selbstbewussten Anspruch ‚Auch wir sind wer!’.<br />
Dieser Anspruch schwingt auch mit, wenn<br />
jetzt eine Phalanx aus – sage und schreibe –<br />
53 Ruhrgebietsköchen angetreten ist, um aus<br />
einem exemplarisch ausgewählten Warenkorb<br />
von 18 Grundprodukten der Region edle<br />
moderne Menüs zu komponieren – jeder auf<br />
seine Weise in je vier Gängen.<br />
Natürlich: die Küche im Ruhrgebiet gründet<br />
sich nicht auf die Esskultur an Fürstenhöfen,<br />
sondern auf bäuerlich-bürgerliche und Bergarbeiter-Tradition.<br />
Aber darauf können alle,<br />
die hier leben und arbeiten, ehrlich stolz sein.<br />
Wo hat es solch ein Kochereignis, solch einen<br />
kulinarischen Großversuch mit einem Spektrum<br />
von 53 unterschiedlichen (aber vergleichbaren)<br />
Speisen-Interpretationen schon einmal<br />
gegeben?<br />
Wenn der gastronomische Versuch gelingt,<br />
kann er belegen, dass es so etwas wie eine<br />
Ruhrgebietsküche und eine Esskultur in der<br />
Metropole Ruhr wirklich gibt oder dass sie<br />
jedenfalls entstehen.<br />
Und es kann sich zeigen, dass das Ruhrgebiet<br />
kulinarische Kulturhauptstadt ist.<br />
Prof. Dr. Bernd Spillner<br />
Universität Duisburg-<strong>Essen</strong>
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Das König<br />
der Gourmets.<br />
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ESSEN GENIESSEN E.V.<br />
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Vorstand: Rainer Bierwirth<br />
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Presse: Britta-Alexandra Friedrich<br />
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