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Die multikulturelle Schülerschaft und ihre Implikationen für den ...

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allem mit <strong>den</strong> muslimischen SchülerInnen, aber soll man diese gleich so überbewerten<br />

(nur weil „interkulturelles Lernen“ gerade angesagt ist)?<br />

<strong>Die</strong> Ten<strong>den</strong>z, die <strong>Implikationen</strong> kultureller Vielfalt herunterzuspielen oder gar zu<br />

ignorieren <strong>und</strong> sich hierbei auf die eigene LehrerInnenrolle zurückzuziehen, dürfte<br />

<strong>den</strong> SchülerInnen gegenüber durchaus wohlmeinend sein. <strong>Die</strong>se sollen durch <strong>ihre</strong>n<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> nicht stigmatisiert <strong>und</strong> stereotypisiert wer<strong>den</strong> <strong>und</strong> von<br />

uns LehrerInnen einfach als SchülerInnen behandelt wer<strong>den</strong>.<br />

Auernheimer et al. begrün<strong>den</strong> diese Unsicherheit im Umgang mit kultureller Differenz<br />

damit, dass uns positive Modelle hier<strong>für</strong> bislang fehlen. Als besonders<br />

problematisch sehen sie hierbei die Auswirkungen deutscher Vergangenheit auf<br />

unseren Umgang mit kultureller Differenz heute.<br />

In unserer Gesellschaft <strong>und</strong> in der europäischen Geschichte findet man kaum<br />

Modelle <strong>für</strong> <strong>den</strong> Umgang mit kultureller Differenz, sondern fast nur defizitäre<br />

Formen, neben Rassismen verschie<strong>den</strong>er Art die paternalistische Bevorm<strong>und</strong>ung,<br />

die Faszination durchs Exotische oder einen als Universalismus verkleideten<br />

Eurozentrismus. Im Verhältnis der europäischen Nationen<br />

zueinander haben die früheren Stereotypen <strong>und</strong> Feindbilder einem verschwommenen<br />

Einheitsbild Platz gemacht (…) Speziell in Deutschland <strong>und</strong><br />

Österreich wird die Verunsicherung verstärkt durch die Vernichtung stigmatisierter<br />

Minderheiten im NS-Staat. In einem Land, in dem Menschen durch einen<br />

gelben Stern als „minderrassig“ kenntlich gemacht wur<strong>den</strong>, (…) liegt es<br />

nahe, kulturelle Unterschiede zu verleugnen. 8<br />

<strong>Die</strong>se Erklärung erscheint mir sehr einleuchtend, zumal der gängige Kulturbegriff<br />

sich einerseits praktisch mit dem der Ethnie deckt <strong>und</strong> andererseits vor allem von<br />

konservativen Kreisen gerne bemüht wird, wenn es darum geht, bestimmte politische<br />

Ziele, wie das Verhindern des türkischen EU-Beitritts oder die Zwangsassimilation<br />

von Einwanderern durch Anpassung an die deutsche „Leitkultur“ zu<br />

erreichen.<br />

Bei solchen Berührungsängsten mit dem Thema „Kultur“ könnten Konzepte von<br />

Kultur, wie wir sie beispielsweise in der Kulturanthropologie vorfin<strong>den</strong>, weiterhelfen.<br />

Im kommen<strong>den</strong> Abschnitt möchte ich einige <strong>für</strong> unseren Kontext maßgebliche<br />

Merkmale solcher Konzepte kurz erläutern, bevor ich auf Modelle<br />

interkulturellen Lernens an sich zu sprechen komme.<br />

8 A.a.O. S. 237.<br />

9

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