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Die multikulturelle Schülerschaft und ihre Implikationen für den ...

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Frauen nahmen in <strong>ihre</strong>n Beiträgen auf das von <strong>den</strong> Männern Gesagte Bezug,<br />

machten Einwände vorsichtig geltend oder hielten sich zurück. Keiner der jungen<br />

Frauen, ob mit oder ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>, schien diese Rollenübernahme<br />

übrigens zu widerstreben. Lediglich eine Schülerin (pakistanischer Herkunft)<br />

pflegte <strong>den</strong> dominanten Gesprächsstil mit <strong>den</strong> Schülern <strong>und</strong> genoss hier<strong>für</strong> auch<br />

volle Anerkennung von ihnen.<br />

Obwohl ich also glaubte, <strong>für</strong> die Gender-Problematik sensibilisiert zu sein, passierte<br />

mir doch das gleiche wie <strong>den</strong> meisten LehrerInnen: <strong>Die</strong> Jungen erhielten im<br />

Unterricht einen erheblich größeren Spielraum <strong>und</strong> die damit einhergehende<br />

Aufmerksamkeit als die Mädchen 28 .<br />

Warum dies in unserem Fall ganz eng mit der kulturellen bzw. ethnischen Zusammensetzung<br />

der <strong>Schülerschaft</strong> zusammenhängt, möchte ich am Beispiel des<br />

Schülers B. illustrieren:<br />

B. war der einzige männliche Schüler afrikanischer Herkunft in dieser Gruppe. Er<br />

kam mit durchschnittlich guten Noten aus dem Gymnasialzweig einer kooperativen<br />

Gesamtschule gemeinsam mit einem italienischen Mitschüler an unsere Oberstufe.<br />

KollegInnen klagten innerhalb kürzester Zeit über Probleme mit B.s<br />

aufbrausendem, <strong>und</strong>iszipliniertem <strong>und</strong> „unverschämten“ Verhalten. Mir sind vor<br />

allem B.s innere <strong>und</strong> äußere Unruhe <strong>und</strong> sein kontinuierliches Bestreben, sowohl<br />

mir als auch seinen Mitschülern durch seine Eloquenz <strong>und</strong> fachliches Wissen zu<br />

imponieren (inwiefern er auch <strong>den</strong> Mitschülerinnen imponieren wollte, weiß ich<br />

nicht), aufgefallen. B. stellte sich mir als ein überdurchschnittlich intelligenter <strong>und</strong><br />

äußerst wachsamer Schüler dar, der neu Gelerntes schnell anwen<strong>den</strong> konnte.<br />

Auf der anderen Seite war B. ein echter Störfaktor <strong>für</strong> <strong>den</strong> Unterricht. Seine permanente<br />

motorische Aktivität (Zappeln, Hibbeln, im Sitzen Tanzen, Ballspielen<br />

mit Alufolie …) wurde noch begleitet von Singen <strong>und</strong> massiven Schwierigkeiten,<br />

seine mündlichen Beiträge so lange zurück zu halten, bis er das Wort erhielt. In<br />

allen Wortgefechten der dominanten Schülergruppe mischte er ganz vorne mit.<br />

Auf dem Schulgelände ist B. mehrmals durch Ballspielen an nicht da<strong>für</strong> vorgesehenen<br />

Plätzen aufgefallen. In einem Konflikt mit dem Hausmeister, der daraus<br />

entstan<strong>den</strong> ist, hat er in beleidigender Weise versucht, diesem seine Autorität abzusprechen,<br />

was zu einer Klassenkonferenz führte.<br />

B.s Verhalten war also insgesamt völlig inakzeptabel <strong>und</strong> wäre auch von mir, so<br />

28 Vgl. hierzu die Untersuchungen von Spender, 1985.<br />

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