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Die multikulturelle Schülerschaft und ihre Implikationen für den ...

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Eltern). <strong>Die</strong> SchülerInnen zeigten großes gegenseitiges Interesse an diesen<br />

Informationen. Eine Schülerin erzählte, dass sie die Schule gewechselt habe, weil<br />

sie auf <strong>ihre</strong>m alten Gymnasium jetzt in der Oberstufe die einzige farbige Schülerin<br />

wäre. Andere hatten ähnliche Erfahrungen gemacht <strong>und</strong> schienen sich instinktiv in<br />

diesem neuen Umfeld wohl zu fühlen.<br />

Konkret bestand die Gruppe außer <strong>den</strong> fünf Deutschen aus drei SchülerInnen afrikanischer<br />

Herkunft (Somalia, Eritrea, Äthiopien), vier SchülerInnen türkischer<br />

Herkunft, drei pakistanischer <strong>und</strong> jeweils eine/r usbekischer, italienischer, französisch-irischer,<br />

spanisch-türkischer, bosnischer, serbischer, phillipinischamerikanischer,<br />

brasilianischer <strong>und</strong> afghanischer Herkunft. Ich gehe davon aus,<br />

dass keine/r der SchülerInnen zuvor in einer so <strong>multikulturelle</strong>n Lerngruppe unterrichtet<br />

wurde, so dass die Situation <strong>für</strong> alle aufregend war. Im Nachhinein glaube<br />

ich, dass mir meine Erfahrung im Bereich Deutsch als Fremdsprache nicht nur <strong>für</strong><br />

<strong>den</strong> unterrichtlichen Teil hier viel genutzt hat, sondern dass mir auch die Erfahrung<br />

im Umgang mit multinationalen Gruppen <strong>den</strong> Einstieg erheblich erleichtert<br />

hat. <strong>Die</strong> Spannung <strong>und</strong> Dynamik, die sich hier im gegenseitigen Kennenlernen<br />

auftut, war mir bereits vertraut. So bildeten sich, wie in jeder anderen Klasse<br />

auch, in <strong>den</strong> ersten Wochen verschie<strong>den</strong>e Gruppierungen <strong>und</strong> erste Fre<strong>und</strong>schaften<br />

<strong>und</strong> jede/r versuchte seinen/<strong>ihre</strong>n Platz innerhalb der Gruppe zu fin<strong>den</strong>. Dabei<br />

gab es instinktive Zusammenschlüsse von SchülerInnen ähnlicher Herkunft - so<br />

taten sich die bei<strong>den</strong> afrikanischen Schülerinnen sofort zusammen -, aber auch die<br />

Neugier auf andere Begegnungen. <strong>Die</strong> meisten bereits bestehen<strong>den</strong> Fre<strong>und</strong>schaften<br />

waren kulturübergreifend (deutsch-türkisch, italienisch-eritreisch, pakistanisch-französich/irländisch…)<br />

<strong>und</strong> waren bereits in <strong>den</strong> vorherigen Schulen<br />

entstan<strong>den</strong>. Nicht alle SchülerInnen hatten Plätze innerhalb von Gruppierungen,<br />

aber niemand schien aus dem Klassenverband ausgeschlossen zu sein.<br />

Im Aushandlungsprozess um die Stellungen innerhalb der Gruppe fielen im Laufe<br />

der Zeit zwei Dinge auf: 1. der hohe Anteil männlicher Schüler, die ein sehr großes<br />

Selbstdarstellungsbedürfnis hatten <strong>und</strong> 2. die Schülerinnen, die einerseits in<br />

der Minderheit waren, <strong>den</strong>en andererseits aber auch immer weniger Raum zur<br />

Verfügung stand, sich auch darzustellen. Es entwickelte sich im Deutschunterricht<br />

eine Dynamik, in der die jungen Männer, <strong>und</strong> zwar ausschließlich jene mit Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

in <strong>ihre</strong>n Bestrebungen, sich gegenseitig verbal zu übertrumpfen,<br />

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