Die multikulturelle Schülerschaft und ihre Implikationen für den ...

) Auswertung
Auch nach eineinhalb Jahren Unterricht an der ERS 1, in denen ich genug Möglichkeit
hatte, mich vom guten sozialen Klima an der Schule zu überzeugen, überraschen
diese vielen positiven SchülerInnenaussagen mich noch. Eine insgesamt
so breite Zufriedenheit unter den Schülerinnen und Schülern, die sich zum Teil
hart an uns LehrerInnen abarbeiten, hätte ich nicht erwartet. Sehr wohl habe ich
bei der Vorgabe der Satzanfänge erwartet, dass die Einzelnen sich in der Anonymität
der Umfrage Luft machen würden über den Ärger, der in zuweilen frustrierenden
Lernsituationen immer aufkommen kann. Dass es hier Querschüsse auf
LehrerInnen und geäußerte Unzufriedenheit über Benotung geben würde, war
voraussehbar. Dass es in einer Schule mit einem Anteil von 68% von Schüler-
Innen mit Migrationshintergrund nur insgesamt acht kritische Aussagen zum Zusammenleben
der Kulturen gibt, in denen Vorurteile einzelner Personenkreise gegenüber
anderen Personenkreisen thematisiert werden, scheint mir sehr gering,
dennoch möchte ich diese Angaben hier noch genauer beleuchten. So gibt eine
befragte Person deutscher Herkunft an, dass alle SchülerInnen, egal welcher Herkunft,
Vorurteile hätten, eine weitere vermutet bei manchen LehrerInnen und
SchülerInnen rassistische Einstellungen. Interessanterweise gibt dieselbe Person
an, sich aufgrund der verschiedenen Kulturen an der Schule wohl zu fühlen. Ähnliches
finden wir auch in den Angaben der SchülerInnen mit Migrationshintergrund:
Eine der befragten Personen vermutet Vorurteile vieler Lehrer „gegen
bestimmte Nationen“, eine andere bedauert, dass „die Toleranz, die die Leute sich
hier versprechen (z.B. gegenüber einer anderen Religion) kaum eingehalten“ werde.
Beide SchülerInnen geben jedoch andererseits explizit die kulturelle Vielfalt
als Grund an, sich an der Schule wohl zu fühlen. Ähnlich sieht es bei den anderen
beiden SchülerInnen aus, die „Voreingenommenheit“ auf Seiten der LehrerInnen
vermuten. Beide preisen das gute soziale Klima an der Schule. Lediglich eine Person
türkischer Herkunft bezichtigt manche Lehrer der Ausländerfeindlichkeit und
gibt keine Gründe an, sich an der Schule wohl zu fühlen. Statistisch gesehen ein
Einzelfall.
48,5% der SchülerInnen, die dagegen das gute soziale Miteinander preisen und
weitere 41,5%, die als Angabe, warum sie sich an der Schule wohl fühlen, explizit
das multikulturelle Umfeld benennen, zeigen, wie exzellent das Zusammenleben
der SchülerInnen verschiedenster kultureller Herkunft, zumindest atmosphärisch,
27