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Die multikulturelle Schülerschaft und ihre Implikationen für den ...

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dem Erwerb der Muttersprache beginnt <strong>und</strong> sich auch weiterhin an dieser orientiert.<br />

Der Erwerb einer Zweitsprache ist wiederum ganz eng an <strong>den</strong> der Erstsprache<br />

gekoppelt. 22 Hat ein Schüler/eine Schülerin nicht die Gelegenheit, seine/<strong>ihre</strong><br />

Muttersprache auch durch extensiven qualifizierten muttersprachlichen<br />

Unterricht ausreichend zu erlernen, so ist davon auszugehen, dass auch der Erwerb<br />

jeder weiteren Sprache hierunter lei<strong>den</strong> muss. Hiermit möchte ich keinesfalls<br />

sagen, dass SchülerInnen nicht-deutscher Muttersprache nicht zu ebenso<br />

guten Leistungen im Fach Deutsch wie MuttersprachlerInnen fähig wären. Wissenschaftliche<br />

Untersuchungen legen das Gegenteil nahe: In <strong>ihre</strong>n Longitudinalstudien<br />

über finnische Minderheitenkinder in Schwe<strong>den</strong> konnte Skuttnab-<br />

Kangas nachweisen, dass diejenigen finnischen Kinder, die an (Mutter-) Spracherhaltungsprogrammen<br />

teilnahmen, durch die bilinguale Erziehung in der Schule<br />

in bei<strong>den</strong> Sprachen mindestens eine <strong>den</strong> Muttersprachlern vergleichbare Kompetenz<br />

aufweisen konnten. Auch in <strong>den</strong> anderen Fächern, die sukzessive nur noch in<br />

Schwedisch unterrichtet wur<strong>den</strong>, erzielten sie mindestens ebenso gute Leistungen<br />

wie die schwedischen Muttersprachler. Obwohl die finnischen SchülerInnen später<br />

mit dem Englischunterricht anfingen als die schwedischen Muttersprachler, <strong>für</strong><br />

die Englisch die erste Fremdsprache war, konnten sie zum Teil schnell aufholen<br />

<strong>und</strong> am fortgeschrittenen Unterricht teilnehmen, was auf <strong>ihre</strong> gute „bilinguale Balance“<br />

zurückgeführt wird. 23<br />

SchülerInnen nicht-deutscher Muttersprache sind also, sofern sie nicht das Glück<br />

hatten, entsprechen<strong>den</strong> muttersprachlichen Unterricht zu erhalten, in besonderem<br />

Maße auf das sprachliche Vorbild <strong>ihre</strong>r Eltern angewiesen, wollen sie <strong>ihre</strong> Erstsprache<br />

so gut erlernen, dass sie beim Erwerb weiterer Sprachen in Form von Orientierung<br />

an bereits gebildeten Konzepten hilfreich sein kann. <strong>Die</strong>ses mögliche<br />

Hindernis muss ich mir als Lehrerin vor allem dann vor Augen halten, wenn ein<br />

Schüler/ eine Schülerin <strong>den</strong> ersten Eindruck macht, sprachlich „unbegabt“ zu sein.<br />

Hier wird sich erst über einen längeren Zeitraum erweisen können, ob er/sie womöglich<br />

aufgr<strong>und</strong> mangelnder Begriffsbildung einfach länger braucht, um Dinge<br />

einordnen <strong>und</strong> sich angemessen ausdrücken zu können.<br />

<strong>Die</strong>se Problematik trifft in gleichen Maßen auf <strong>den</strong> Englischunterricht zu, wird<br />

22 So haben Untersuchungen an verschie<strong>den</strong>en Schulen <strong>und</strong> Schultypen Deutschlands in 6. <strong>und</strong> 8.<br />

Klassen gezeigt, dass die Deutschnoten <strong>und</strong> Englischnoten der einzelnen SchülerInnen einander<br />

jeweils fast vollkommen entsprachen. Vgl hierzu Butzkamm, 1993.<br />

23 Vgl. Skuttnab-Kangas 1992 u. 1994.<br />

24

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