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Die multikulturelle Schülerschaft und ihre Implikationen für den ...

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interkulturelles Lernen auf diese Weise weniger exemplarisch statt <strong>und</strong> es ist<br />

schwieriger, kulturelle Handlungsmuster von individuellen zu unterschei<strong>den</strong>,<br />

wenn jedes Individuum in einer Begegnungssituation Trägerin anderer kultureller<br />

Prägungen ist. Dauerhaft gesehen sollte diese Voraussetzung aber einerseits die<br />

ethnorelative Wahrnehmung stärken, andererseits das Wissen über verschie<strong>den</strong>e<br />

Kulturen erheblich erweitern (vgl. Punkt 2.3.).<br />

Für meine Unterrichtsfächer sehe ich in dieser Vielfalt eine klare Herausforderung.<br />

Wenn ich davon ausgehen muss, dass nur ca. ein Drittel meiner Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler Deutsch tatsächlich als Muttersprache (im ursprünglichen Sinne<br />

des Wortes) spricht, so hat dies Konsequenzen <strong>für</strong> <strong>den</strong> Deutschunterricht (vgl.<br />

hierzu auch 4.1.). Auch wenn sie hier in Deutschland aufgewachsen sind <strong>und</strong> nur<br />

hier zur Schule gegangen sind, haben SchülerInnen, deren Eltern nicht (oder nur<br />

vom Standard abweichendes) Deutsch mit ihnen sprechen, oft Probleme, sprachliche<br />

Normen einzuhalten. Für diese SchülerInnen ist es besonders wichtig, dass sie<br />

dazu angeleitet <strong>und</strong> angehalten wer<strong>den</strong>, im Deutschunterricht <strong>ihre</strong>n mündlichen<br />

Ausdruck zu verbessern. <strong>Die</strong> häufige Abgabe <strong>und</strong> gezielte Korrektur schriftlicher<br />

Hausaufgaben ist ein weiterer Weg, sie zum Erlernen der Zielsprache anzuleiten<br />

(dies trifft sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch zu). Wie dies im Einzelnen<br />

praktisch aussehen kann, werde ich im Weiteren noch beschreiben.<br />

Viel brisanter noch als die Abweichung von sprachlichen Normen ist <strong>für</strong> mich jedoch<br />

die mangelnde Begriffsbildung 21 , unter der vor allem diejenigen lei<strong>den</strong> müssen,<br />

die auch <strong>ihre</strong> Muttersprache nur ansatzweise erlernen durften. <strong>Die</strong>se<br />

mangelhafte Begriffsbildung ist im Deutschunterricht oft nur in Form eines eingeschränkten<br />

Vokabulars <strong>und</strong> abweichender Verwendung von Wörtern, die gerade<br />

im Unterricht z.B. durch die aktuelle Lektüre eine Rolle spielen, erkennbar. Auch<br />

wenn die betreffen<strong>den</strong> SchülerInnen einen Text zumindest oberflächlich verstehen,<br />

so bleibt meist zu bezweifeln, ob sie die Konzepte, die hinter einzelnen Begriffen<br />

stecken, „begreifen“. Der Prozess der Begriffsbildung ist selbstverständlich<br />

auch bei uns LehrerInnen noch nicht abgeschlossen <strong>und</strong> beim Lesen schwierigerer<br />

(vor allem fremdsprachlicher) Texte kann ich nachempfin<strong>den</strong>, wie es <strong>den</strong><br />

SchülerInnen häufig geht. Das Problem ist nicht, dass sie nicht <strong>für</strong> je<strong>den</strong> Begriff<br />

ein Konzept haben, sondern dass die Begriffsbildung in der frühesten Kindheit mit<br />

21 Vgl. hierzu Wygotsky, 1964.<br />

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