23.08.2013 Aufrufe

Die multikulturelle Schülerschaft und ihre Implikationen für den ...

Die multikulturelle Schülerschaft und ihre Implikationen für den ...

Die multikulturelle Schülerschaft und ihre Implikationen für den ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

I<strong>den</strong>tität in unterschiedlichen Kontexten zu erfahren <strong>und</strong> herauszubil<strong>den</strong>.<br />

<strong>Die</strong> angeführten Beispiele kultureller Zugehörigkeit (in diesem Falle könnten sie<br />

auch Zugehörigkeiten zu „Ideoscapes“ <strong>und</strong> „Mediascapes“ 10 genannt wer<strong>den</strong>),<br />

deuten schon darauf hin, dass es sich hier um einen „erweiterten“ Kulturbegriff<br />

handelt, <strong>für</strong> <strong>den</strong> nicht die Produkte einer Hochkultur wie die bil<strong>den</strong><strong>den</strong> Künste,<br />

Literatur oder Philosophie von Interesse sind, sondern all das, was Alltagskultur<br />

ausmacht.<br />

Nun könnte ich an dieser Stelle (mindestens) zwei Einwände geltend machen:<br />

1. Wenn schon die regelmäßige Nutzung eines bestimmten Chatrooms dem Bewegen<br />

innerhalb eines kulturellen Systems entspricht, ist dann nicht alles, was ich<br />

mit anderen gemeinsam mache, gleich Kultur?<br />

2. Wenn der Kulturbegriff hier schon so erweitert wird, warum muss mich dann<br />

der Migrationshintergr<strong>und</strong> meiner Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler noch interessieren?<br />

Offenbar gehören dann doch alle meiner SchülerInnen verschie<strong>den</strong>en „Kulturen“<br />

an.<br />

Hier wäre Folgendes zu erwidern:<br />

Auch wenn der Kulturbegriff hier sehr stark erweitert erscheint, so ist er doch keinesfalls<br />

beliebig. Kultur bleibt ein „<strong>für</strong> eine größere Gruppe von Menschen gültiges<br />

Sinnsytem“ bzw. „die Gesamtheit miteinander geteilter verhaltensbestimmender<br />

Bedeutungen“ 11 . Das freitägliche Doppelkopfspiel entspräche<br />

demnach zwar durchaus kultureller Praxis, stellt jedoch noch kein Sinnsystem als<br />

solches dar.<br />

<strong>Die</strong> Tatsache, dass Individuen kulturelle Mehrfachzugehörigkeiten haben können,<br />

stellt noch nicht die Bedeutung primärer Enkulturation, welche sozialisationstheoretisch<br />

in die Phase der kindlichen Primärsozialisation fällt, in Frage. <strong>Die</strong>se Phase,<br />

in der das Kind vorwiegend durch die kulturelle Praxis seiner Eltern <strong>und</strong> nächsten<br />

Umgebung geprägt wird, „ist als besonders tiefgreifend <strong>und</strong> nachhaltig anzusehen“<br />

12 , da sie die Entwicklung des Individuums entschei<strong>den</strong>d beeinflusst.<br />

Doch inwiefern manifestiert sich diese primäre Enkulturisation? Hofstede hat<br />

hierzu ein Modell entworfen, welches die verschie<strong>den</strong>en Äußerungen von Kultur<br />

kategorisiert <strong>und</strong> zugleich deren Veränderbarkeit symbolisiert.<br />

10 <strong>Die</strong>se Begriffe wur<strong>den</strong> alternativ zu „landscapes“ entwickelt, welche einst, in Zeiten geringerer<br />

Mobilität, die Ausweitung kultureller Gemeinschaften eingrenzten. Vgl. Welz, 2001.<br />

11 Grosch/Leenen, 1998. S. 33.<br />

12 Ebd.<br />

11<br />

Formatiert: Einzug: Links: 0,5<br />

cm<br />

Formatiert: Nummerierung <strong>und</strong><br />

Aufzählungszeichen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!