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Die multikulturelle Schülerschaft und ihre Implikationen für den ...

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2.2. Kultur - Was kann das <strong>für</strong> uns heißen?<br />

Definitionen <strong>und</strong> Konzepte von Kultur gibt es in unseren Bezugswissenschaften<br />

zuhauf. Konzepte interkulturellen Lernens, wie sie seit <strong>den</strong> sechziger Jahren in<br />

<strong>den</strong> USA von Firmen <strong>und</strong> nationalen Einrichtungen <strong>für</strong> <strong>ihre</strong> Mitarbeiter im Ausland<br />

entwickelt wur<strong>den</strong>, stützen sich hierbei jedoch vorwiegend auf Modelle aus<br />

der Kulturanthropologie bzw. Ethnologie. <strong>Die</strong>s hat seine guten Gründe: <strong>Die</strong> Kulturanthropologie<br />

versteht sich in erster Linie als eine deskriptive Wissenschaft. So<br />

wie die deskriptive Linguistik, die nicht grammatische Normen vorgibt, sondern<br />

versucht, aus dem, was die TeilnehmerInnen einer Kommunikationsgemeinschaft<br />

sprachlich produzieren, Gemeinsamkeiten zu fin<strong>den</strong> <strong>und</strong> Regeln zu bil<strong>den</strong>, versuchen<br />

Kulturanthropologen aus <strong>ihre</strong>n Teilnehmen<strong>den</strong> Beobachtungen Schlüsse <strong>für</strong><br />

kulturelle Systeme (im Allgemeinen wie im Speziellen) zu ziehen. <strong>Die</strong>ses Vorgehen<br />

hat <strong>den</strong> Vorteil, dass seine Ergebnisse einerseits (relativ) frei von Idealisierungen<br />

<strong>und</strong> Dogmatismen <strong>und</strong> obendrein <strong>den</strong>noch (relativ) konkret sind. In <strong>ihre</strong>n<br />

Bemühungen, kulturelle Systeme zu beschreiben, haben Kulturanthropologen<br />

Dimensionen von Kultur herausgearbeitet, anhand derer sich Unterschiede kultureller<br />

Systeme manifestieren lassen, ohne hierbei <strong>den</strong> Handlungsspielraum des Individuums<br />

zu übersehen.<br />

<strong>Die</strong>se von Kulturanthropologen erarbeiteten Dimensionen wer<strong>den</strong> auch von der<br />

Pädagogischen <strong>und</strong> Kulturvergleichen<strong>den</strong> Psychologie 9 bemüht, wenn es darum<br />

geht, interkulturelles Lernen zu beschreiben. Im deutschsprachigen Raum wird<br />

hier bevorzugt mit dem Modell von Geert Hofstede, welches ich im Folgen<strong>den</strong><br />

noch beschreiben werde, gearbeitet.<br />

Zunächst möchte ich noch einige generelle Aussagen über <strong>den</strong> Kulturbegriff, <strong>den</strong><br />

ich im Folgen<strong>den</strong> verwen<strong>den</strong> werde, machen. Als erstes erachte ich es <strong>für</strong> wichtig,<br />

anzumerken, dass „Kultur“ sich keineswegs mit „Nationalkultur“ deckt. Auch<br />

sind Individuen i.d.R. nicht Mitglieder einzelner, sondern mehrerer kultureller<br />

Gemeinschaften. So ist die fiktive Schülerin X aus Afghanistan nicht nur Muslima<br />

afghanischer Herkunft <strong>und</strong> Auslegung, sondern womöglich auch begeisterte<br />

Chatroom-Nutzerin <strong>und</strong> passionierte Hip-Hop-Hörerin, sie ist Migrantin in<br />

Frankfurt <strong>und</strong> nicht zuletzt auch Schülerin der ERS 1. <strong>Die</strong>se kulturelle<br />

Mehrfachzugehörigkeit (auch transnationaler Art) ermöglicht es, die eigene<br />

9 Vgl. Thomas, Alexander, 1993.<br />

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