jubiläum - Ernst-Reuter-Schule 1
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JUBILÄUM – 40 JAHRE ERNST-REUTER-SCHULEN<br />
Peter Poloczek<br />
Jahrbuch 2009<br />
1968/69- 2008/09<br />
Am 28. September 1968 war es soweit: die erste hessische Gesamtschule<br />
wurde „eröffnet“, die bisherige Nordweststadtschule anlässlich dieses historischen<br />
Moments in „<strong>Ernst</strong>-<strong>Reuter</strong>-<strong>Schule</strong>“ umbenannt – eine explizite Modellschule<br />
für diesen neuen pädagogischen Ansatz.<br />
Zu dieser<br />
Zeit – in der<br />
die Nordweststadt,<br />
wie das nebenstehende<br />
Bild zeigt,<br />
noch im Bau<br />
war, - bestand<br />
die<br />
Nordweststadtschule<br />
schon. Als<br />
Grundschule<br />
ab 1963 mit<br />
zu Beginn knapp hundert Schülerinnen und Schülern, als projektierte „<strong>Schule</strong><br />
von 1 bis 13“ in den nun 1965 komplett fertig gestellten Gebäuden (mit vier<br />
Sporthallen, einem Schwimmbad und einem Sportplatz!) mit ca. 800 Schülerinnen<br />
und Schülern, deren Zahl bis 1968 auf etwa 2000 anstieg.<br />
Der damalige Frankfurter Oberbürgermeister Dr. Willi Brundert äußerte in<br />
seiner Rede während des Festaktes die Hoffnung, „dass die Gesamtschule<br />
pädagogisch gerechter werde als die bisherige <strong>Schule</strong>“.<br />
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Jahrbuch 2009<br />
Über den Beschluss der damaligen Gesamtkonferenz führte die <strong>Schule</strong> mit<br />
ihren nun mehr als 2500 Schülerinnen und Schülern eine integrierte Jahrgangsstufe<br />
7 bis 10 ein, später dann die Förderstufe (5/6).<br />
Der damalige Schulleiter, OStR Gerhard Moos begrüßte auf dieser Eröffnungsfeier<br />
ein illustres Publikum: als Vertreterin des hessischen Kultusministers<br />
war Staatssekretärin Dr. Hamm-Brücher anwesend, dem Architekten<br />
Prof. Franz Schuster wurde anlässlich seines 75. Geburtstags gleichzeitig die<br />
Ehrenplakette der Stadt Frankfurt verliehen, der Berliner Schulsenator Evers<br />
überbrachte die Glückwünsche seiner Stadtverordnetenversammlung zur<br />
Namensgebung und stellte in seiner Rede den Lebensweg <strong>Ernst</strong>-<strong>Reuter</strong>s dar.<br />
Die Frankfurter Neue Presse zitierte ihn damals so:<br />
Freiheit war für <strong>Reuter</strong> kein Schlagwort. „Der Mensch lebt nicht von der Freiheit<br />
sondern in der Freiheit. Das Durchbrechen der Gewohnheit ist Freiheit,<br />
sonst wird der Mensch versklavt“ war immer die Auffassung <strong>Reuter</strong>s.<br />
Für <strong>Reuter</strong> bedeutete Politik konkrete Hilfe für den Mitmenschen, nicht etwas<br />
Abstraktes, Manipulierbares. Der demokratische Sozialist <strong>Ernst</strong>-<strong>Reuter</strong> habe<br />
auch 1948 schon in Berliner Schulgesetzen eine Art Gesamtschule mitgeprägt.<br />
Evers wünschte der neuen <strong>Schule</strong> ein Leben und Arbeiten in Frieden<br />
und demokratischer Freiheit im Sinne <strong>Ernst</strong> <strong>Reuter</strong>s.<br />
Wenige Tage<br />
nach der Eröffnung<br />
besuchte<br />
auch Hanna <strong>Reuter</strong>,<br />
die Witwe<br />
<strong>Ernst</strong> <strong>Reuter</strong>s, in<br />
Begleitung des<br />
Frankfurter<br />
Schuldezernenten,<br />
Professor<br />
Peter Rhein, die<br />
<strong>Ernst</strong>-<strong>Reuter</strong>-<br />
<strong>Schule</strong>.<br />
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Jahrbuch 2009<br />
1972 war die <strong>Schule</strong> auf ungefähr 3000 Schülerinnen und Schüler mit 150<br />
Lehrerinnen und Lehrern angewachsen, ein Teil wurde in eine <strong>Schule</strong> in Fertigbauweise<br />
ausgegliedert, die auf der Trasse einer geplanten Umgehungsstraße<br />
steht – 1972 wird diese in <strong>Ernst</strong>-<strong>Reuter</strong>-<strong>Schule</strong> II umbenannt, die ERS<br />
erhält den Namen <strong>Ernst</strong>-<strong>Reuter</strong>-<strong>Schule</strong> I – die „arabische“ 1 haben wir uns<br />
vor ca. 15 Jahren als Zeichen des Wandels zugelegt.<br />
Den beiden <strong>Ernst</strong>-<strong>Reuter</strong>-<strong>Schule</strong>n wurde ebenso zu dieser Zeit vom damali-<br />
gen Kultusminister Ludwig von Friedeburg das Recht auf eine „eigene Schulverfassung“<br />
zugesprochen, welche dann die Wahl einer eigenen „kollegialen<br />
Schulleitung“, also eines Direktoriums auf Zeit, aus den Reihen des jeweiligen<br />
Kollegiums vorsah.<br />
Als ich selbst 1975 an die ERS 1 kam, gingen die Nummerierungen der Oberstufenklassen<br />
bis k, l und m – ein Mammutbetrieb.<br />
In den kommenden zwei Jahrzehnten fanden nicht nur vielfältigste pädagogische<br />
Experimente an den beiden <strong>Schule</strong>n statt, sondern es gingen auch<br />
bahnbrechende Entwicklungen im pädagogischen wie auch schulischen Be-<br />
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Jahrbuch 2009<br />
reich von diesen <strong>Schule</strong>n aus. Eine komplette Liste wäre nahezu endlos – so<br />
sei nur der Sexualkundeunterricht, die „Sozialarbeit in der <strong>Schule</strong>“ sowie<br />
Entwicklungen wie die „integrative <strong>Schule</strong>“ exemplarisch erwähnt.<br />
Die – auch politischen - Diskussionen zum Beispiel um pädagogische Freiräume<br />
induzierten viele Konflikte – diese führten dazu, dass in der damaligen<br />
ERS 1 nach dem Rücktritt der kollegialen Schulleitung 1984 diese durch eine<br />
vom Kultusministerium eingesetzte Schulleitung ersetzt wurde. Das Modell<br />
der „KoSchu“ an der ERS II hatte deutlich länger Bestand – bis 2005.<br />
In der Folge – schließlich gingen die Schülerzahlen in den 80ern genauso<br />
schnell zurück, wie sie vorher in den 60er gestiegen waren, - wurde die<br />
ERS 1 zum Schuljahr 1989/90 in ein reines Oberstufengymnasium umorganisiert<br />
– die Schulform, in der sie noch heute erfolgreiche pädagogische Arbeit<br />
leistet.<br />
Das Arbeiten an unserer <strong>Schule</strong><br />
hat sich in diesen 40 Jahren stark<br />
verändert. Die ERS 1 hat sich –<br />
gerade als Oberstufenschule –<br />
ständig verändert und neu definiert.<br />
Dem reinen Kurssystem aus<br />
den 80er Jahren setzten wir unser<br />
Klassenmodell entgegen, das<br />
heutzutage in abgewandelter Form<br />
an fast allen Frankfurter Oberstufen<br />
anzutreffen ist. Der zunehmenden<br />
Bedeutung eines „Migrations-Hintergrundes“<br />
bei der Bevölkerung<br />
einer Stadt wie Frankfurt<br />
– und damit auch und erst<br />
recht in unserer <strong>Schule</strong> - trugen<br />
wir durch Förderkonzepte und der<br />
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Jahrbuch 2009<br />
Einrichtung einer Arbeitsgemeinschaft „Interkulturelles Lernen“ Rechnung,<br />
die speziell hier ansetzen.<br />
Der technischen Entwicklung im Bereich von Computern und „neuen Medien“<br />
folgten wir, indem wir ein Medienkonzept entwickelten und umsetzten, das<br />
fest in unserem Schulprogramm verankert ist. Unsere veränderte Eigen-<br />
Identität machen wir seit einigen Jahren durch ein thematisch gut gewähltes<br />
Logo deutlich.<br />
Wie nicht zuletzt die vielen Berichte in diesem Jahrbuch zeigen, prägt auch<br />
heute noch das Leben <strong>Ernst</strong>-<strong>Reuter</strong>s, besonders mit seinem freiheitlichen<br />
Ansatz aber auch seiner Migrations-Geschichte, das tägliche Leben und Arbeiten<br />
an der ERS1.<br />
Hinweis:<br />
Die <strong>Ernst</strong>-<strong>Reuter</strong>-<strong>Schule</strong>n feiern ihr gemeinsames 40-jähriges Jubiläum in einer<br />
„Festwoche“ vom 24. bis 27.6.2009. Die offizielle Feierstunde mit geladenen<br />
Gästen – auch aus der ersten Stunde – wird am 26.6.09 stattfinden.<br />
Am Samstag, den 27.6.09 beginnt in deren Rahmen gegen 15h das „Fest der<br />
Kulturen“ der ERS II, welches ab ca. 19:00h in ein Ehemaligenfest der <strong>Ernst</strong>-<br />
<strong>Reuter</strong>-<strong>Schule</strong>n übergeht. Hier haben Sie auch die Gelegenheit, eine Ausstellung<br />
anlässlich des Jubiläums zu besuchen sowie sich auch auf andere<br />
Art und Weise über die <strong>Schule</strong>n zu informieren. Beachten Sie auch dazu unseren<br />
Internetauftritt auf www.ers1.de<br />
Quellen: diverse Zeitungsausschnitte, wikipedia.de, Zeitzeugenberichte.<br />
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