aktuellen Ausgabe - bei der Gnadenkirche

WIE EIN STÜCK HIMMEL
– Ein Ferien-Gebet –
Guter Gott,
ich kann mich nicht lösen. Der Alltag klammert und lässt mich nicht frei.
Wohin ich auch gehe, wie weit ich auch fl iehe, ich nehme mich mit.
Wie Schatten schleichen sie mir nach: die berufl ichen Anforderungen, der Stress,
das Versagen und die innere Leere.
Guter Gott,
gib mir Gelassenheit, die Sorgen abzuschütteln und unbeschwert den gleitenden
Wolken nachzuschauen. Gib mir die Unbefangenheit zurück, die Wunder deiner
Schöpfung zu bestaunen wie dieses Kind.
Es fängt die Sonne, den Sand und die Bläue
des Himmels ein, indem es spielt – mit der
viel zu großen Sonnenbrille.
Guter Gott, schenk mir eine Wunderbrille für
die Augen der Seele. Sie wird die Schwermut
in Zuversicht verwandeln, die Trägheit in
Lebensmut, die Verbitterung in Freude.
In den Gläsern dieser Brille sollen sich
die Menschen widerspiegeln, denen ich
die Heiterkeit gemeinsamer Urlaubstage
schuldig bin.
Guter Gott,
lass mich wieder mit offenem Mund staunen
lernen wie dieses Kind.
Wann habe ich zuletzt die Schönheit eines Falters bewundert oder auch nur das
blaugrüne Lichterspiel auf den Flügeln einer Fliege? Wann habe ich den Gesang
eines Vogels aus dem Straßenlärm herausgehört?
Guter Gott,
als dich deine Jünger nach dem Himmel fragten, riefst du ein Kind herbei. Das ist
ein Stück Himmel, hast du gesagt. Wie die Kinder müsst ihr werden, wenn ihr die
ewigen Ferien erleben wollt. Lehre mich wieder, ein Kind zu sein.
Guter Gott,
nicht jedes Kind ist so behütet wie dieses. Auf deiner Erde gibt es Menschen, die
ihre Ferien nur dazu benutzen, um sich an Kindern zu vergehen.
Halte deine Hand auch über diese Kinder und schenke den Schändern Einsicht,
damit sie ablassen von ihren abartigen Verbrechen.
Guter Gott,
ich habe Ferien. Schöne Ferien. Kindliche Ferien. Danke.
Peter Bucher
Bild: MAURITIUS - Phototheque SDP Abdruckerlaubnis Bergmoser + Höller Verlag AG, Aachen
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