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Das Herz bei arterieller Hypertonie - Erkan Arslan

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Internist 2007 · 48:236–245<br />

DOI 10.1007/s00108-006-1762-0<br />

Online publiziert: 23. Dezember 2006<br />

© Springer Medizin Verlag 2006<br />

Schwerpunktherausgeber<br />

B.E. Strauer, Düsseldorf<br />

<strong>Hypertonie</strong> und „Hochdruckherz“<br />

– Definition und Prävalenz<br />

Die arterielle <strong>Hypertonie</strong> zählt weltweit zu<br />

den häufigsten Erkrankungen. Nach einer<br />

Analyse von Kearney et al. haben 25% der<br />

Weltbevölkerung eine arterielle <strong>Hypertonie</strong><br />

(die Dunkelziffer liegt ungleich höher),<br />

und es ist bis 2025 mit einer Zunahme<br />

um 29% zu rechnen [1]. Es gibt eine<br />

altersabhängige Zunahme der Prävalenz<br />

dieser Erkrankung [2]. Im höheren Alter<br />

überwiegt die isolierte systolische <strong>Hypertonie</strong><br />

und im jüngeren Alter die isolierte<br />

diastolische <strong>Hypertonie</strong> [3]. Mit einer<br />

schwerer ausgeprägten arteriellen <strong>Hypertonie</strong><br />

ist auch die Prognose verschlechtert<br />

[4].<br />

Eine lange bestehende arterielle <strong>Hypertonie</strong><br />

führt als Endorganschaden zu<br />

einer linksventrikulären Hypertrophie<br />

(. Abb. 1). Diese linksventrikuläre Hypertrophie<br />

geht mit morphologischen<br />

Veränderungen des Myokards einher und<br />

auch mit Veränderungen der Gefäßarchitektur<br />

(Mikroangiopathie; [5]). Sie stellt<br />

dann nicht mehr nur einen kompensatorischen<br />

Prozess dar, sondern einen eigenständigen<br />

prädiktiv bedeutsamen Faktor.<br />

Von einer linksventrikulären Hypertrophie<br />

wird gesprochen, wenn Kriterien<br />

im Echokardiogramm und/oder im Elektrokardiogramm<br />

erfüllt sind. Insgesamt<br />

kennzeichnet der Begriff „Hochdruckherz„<br />

somit mehrere Entitäten, nämlich<br />

die Hypertrophie, die Mikroangiopathie,<br />

die diastolische und evtl. auch systolische<br />

Funktionsstörung sowie atriale und ventrikuläre<br />

Arrhythmien.<br />

Die prognostische Bedeutung kann anhand<br />

der Framingham-Studie nachvoll-<br />

236 | Der Internist 3 · 2007<br />

Schwerpunkt: <strong>Das</strong> <strong>Herz</strong> <strong>bei</strong> Inneren Erkrankungen<br />

M.G. Hennersdorf · B.E. Strauer<br />

Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf<br />

<strong>Das</strong> <strong>Herz</strong> <strong>bei</strong> <strong>arterieller</strong><br />

<strong>Hypertonie</strong><br />

zogen werden, die zeigte, dass die linksventrikuläre<br />

Hypertrophie mit einer eingeschränktenÜberlebenswahrscheinlichkeit<br />

<strong>bei</strong>m Hypertoniker einhergeht [6, 7].<br />

Die Prognose ist beeinträchtigt durch<br />

Entwicklung einer <strong>Herz</strong>insuffizienz oder<br />

durch das Auftreten ventrikulärer Arrhythmien.<br />

Daneben steigt <strong>bei</strong>m Hypertoniker<br />

mit linksventrikulärer Hypertrophie<br />

die Komorbidität (z. B. zerebrale Embolisierung;<br />

[8]).<br />

Pathophysiologie<br />

Die arterielle <strong>Hypertonie</strong> führt zur Druckbelastung<br />

des linken Ventrikels. Anfangs<br />

findet ein Remodeling der Ventrikelgeometrie<br />

mit Abnahme des enddiastolischen<br />

Volumens aufgrund einer Wandverdickung<br />

ohne effektive Zunahme der<br />

linksventrikulären Muskelmasse statt<br />

(. Abb. 2). Man spricht von konzentrischem<br />

Remodeling oder einem prähypertrophierten<br />

Stadium (Muskelmassenindex<br />

[MMI] normal und relative Wand dicke<br />

[RWT] >0,43). In der Folge entwickelt<br />

sich dann eine konzentrische (MMI erhöht<br />

und RWT >0,43) oder exzentrische<br />

Abb. 1 7 PathophysiologischeZusammenhänge<br />

der Entwicklung<br />

der kardialen<br />

Morbidität und Mortalität<br />

<strong>bei</strong> <strong>arterieller</strong> <strong>Hypertonie</strong><br />

Hypertrophie der<br />

Kardiomyozyten<br />

Fibrose<br />

Diastolische Dysfunktion<br />

Systolische Dysfunktion<br />

Hypertrophie (MMI erhöht und RWT<br />


Prähypertrophiertes Stadium<br />

Konzentrisches Remodeling<br />

Diastolische Funktionsstörung<br />

Normale systolische Funktion<br />

MMI normal, RWT > 0,43<br />

Konzentrische Hypertrophie<br />

Diastolische Funktionsstörung<br />

Normale systolische Funktion<br />

MMI erhöht, RWT > 0,43<br />

Dies trägt bereits früh zur diastolischen<br />

Dysfunktion <strong>bei</strong>. Die intramyokardialen<br />

Arteriolen sind <strong>bei</strong>m Hochdruckherzen<br />

wandverdickt und haben einen erhöhten<br />

perivaskulären Bindegewebsgehalt. Diese<br />

Veränderungen sind nicht unmittelbar<br />

an die Hypertrophie der freien Wand des<br />

linken Ventrikels gebunden, sondern die<br />

strukturellen Veränderungen der Arteriolen<br />

gehen der Entwicklung einer LV-Hypertrophie<br />

voraus (prähypertrophierter<br />

Zustand). Kardiomyozyten und intramurale<br />

Arteriolen sind vom Interstitium umgeben.<br />

Eine endotheliale Dysfunktion der<br />

epikardialen Koronargefäße des Hochdruckherzens<br />

ist bekannt [9].<br />

E Es ist anzunehmen, dass eine<br />

endotheliale Dysfunktion<br />

die Frühmanifestation einer<br />

nachfolgenden stenosierenden<br />

koronaren Makroangiopathie ist.<br />

Die funktionellen Folgen sind im Auftreten<br />

einer Myokardischämie <strong>bei</strong> erhöhtem<br />

metabolischen Bedarf und in mikrovaskulären<br />

Spasmen unter Ruhebedingungen<br />

zu sehen. Eine diastolische Dysfunktion<br />

wird damit erklärbar auf dem<br />

Boden der strukturellen Veränderungen<br />

am Netzwerk der wandverdickten Arte-<br />

The course of any case of cardiac hypertrophy may<br />

be divided into three stages:<br />

The period of development which varies with the<br />

nature of the primary lesion…<br />

The period of full compensation in which the heart‘s<br />

vigor meets the requirements of circulation<br />

The period of broken compensation which…takes<br />

place slowly and results from degeneration and<br />

weakening of the heart muscle<br />

Osler, 1892<br />

Exzentrische Hypertrophie<br />

Gestörte diastolische und systolische Funktion<br />

MMI erhöht<br />

RWT < 0,43<br />

Abb. 2 8 Charakterisierung der verschiedenen Stadien des Hochdruckherzens. (In Anlehnung an die<br />

Beschreibung von Osler 1892)<br />

238 | Der Internist 3 · 2007<br />

Schwerpunkt: <strong>Das</strong> <strong>Herz</strong> <strong>bei</strong> Inneren Erkrankungen<br />

riolen, im weiteren durch die Einschränkung<br />

der arteriolären Vasodilatationsfähigkeit<br />

aufgrund der Mediahypertrophie<br />

und der perivaskulären Arteriolosklerose<br />

und durch das Auftreten von Myokardischämien.<br />

Eine diastolische <strong>Herz</strong>insuffizienz<br />

ist so eine frühe klinische Manifestation.<br />

Arrhythmogen wirkt einerseits eine erhöhte<br />

spontane Arrhythmieneigung (getriggerte<br />

Aktivität mit frühen oder späten<br />

Nachdepolarisationen), andererseits eine<br />

gestörte Erregungsausbreitung und Erregungsrückbildung<br />

und drittens das Auftreten<br />

von Reentry-Mechanismen [10].<br />

Die Aktionspotenzialdauer ist verlängert<br />

und die Plateauphase des Aktionspotenzials<br />

scheint labiler zu sein [11]. Normalerweise<br />

bestehen Unterschiede in der<br />

Aktions potenzialdauer zwischen endokardial<br />

und epikardial gelegenen Myozyten.<br />

Diese Ordnung scheint <strong>bei</strong> linksventrikulärer<br />

Hypertrophie aufgehoben<br />

bzw. umgekehrt zu sein [12].<br />

Fibrose kann das Auftreten von Reentry-<br />

Mechanismen und somit anhaltenden<br />

ventrikulären Tachykardien begünstigen.<br />

<strong>Das</strong> Auftreten atrialer Arrhythmien<br />

wird im wesentlichen durch hämodynamische<br />

Veränderungen bedingt, die sich<br />

aus einer gestörten diastolischen und ggf.<br />

auch systolischen Funktionsstörung des<br />

linken Ventrikels ergeben. Durch die gestörte<br />

diastolische Funktion kommt es zu<br />

einem erhöhten Druck im linken Vorhof<br />

und zu einer Dilatation des linken Atriums.<br />

In der Folge entstehen atriale Ektopien,<br />

intermittierendes Vorhofflimmern<br />

und -flattern und im ungünstigen Fall<br />

permanentes Vorhofflimmern.<br />

Diagnostik<br />

Die Entwicklung eines Hochdruckherzens<br />

setzt eine länger bestehende arterielle<br />

<strong>Hypertonie</strong> voraus. Es gilt nun, die hypertensiv<br />

bedingten Veränderungen am<br />

<strong>Herz</strong>en frühzeitig zu identifizieren. Da<strong>bei</strong><br />

nehmen elektro- und echokardiografische<br />

Methoden den wichtigsten Raum ein. Daneben<br />

wird oft ein pathologisches Belastungs-EKG<br />

gesehen, das dann entweder<br />

Ausdruck einer koronaren Mikroangiopathie<br />

oder einer koronaren Makroangiopathie<br />

sein kann, zumal die arterielle <strong>Hypertonie</strong><br />

ja auch einen wichtigen Risikofaktor<br />

für das Auftreten einer koronaren<br />

<strong>Herz</strong>krankheit darstellt.<br />

Elektrokardiografie<br />

Elektrokardiografische Zeichen einer<br />

linksventrikulären Hypertrophie sind einerseits<br />

Hypertrophieindizes, andererseits<br />

unspezifische Linksherzschädigungszeichen.<br />

Die Hypertrophieindizes werden<br />

entweder aus den Extremitätenableitungen<br />

(z. B. Lewis-Index) oder Brustwandableitungen<br />

(z. B. Sokolow-Lyon-<br />

Index) berechnet (. Tab. 1). Daneben<br />

stellt der Cornell-Index eine Berechnung<br />

mit hoher Genauigkeit dar. Im Falle eines<br />

Linksschenkelblocks sind diese Parameter<br />

aber nur eingeschränkt verwertbar.<br />

Die Analyse linksatrialer Parameter kann<br />

von besonderer Bedeutung sein. Schon<br />

vor über 30 Jahren zeigten Frohlich et al.,<br />

dass <strong>bei</strong>m Hochdruckherzen früh Veränderungen<br />

der P-Welle als Ausdruck einer<br />

linksatrialen Reaktion auf eine diastolische<br />

Dysfunktion auftreten [13]. Immerhin<br />

konnten eine Sensitivität von 80% und<br />

eine Spezifität von 89% für das Vorliegen<br />

einer linksventrikulären Hypertrophie <strong>bei</strong><br />

elektrokardiografischen Zeichen linksatrialer<br />

Störungen in einer Studie von Mehta<br />

et al. gefunden werden [14]. Die Sensiti-


vität der o. g. Indizes für das Vorhandensein<br />

einer linksventrikulären Hypertrophie<br />

liegt <strong>bei</strong> etwa 50 bis 60%, die Spezifität<br />

dagegen <strong>bei</strong> über 95% [15].<br />

Über die Elektrokardiografie kann also<br />

eine linksventrikuläre Hypertrophie mit<br />

einer mäßigen Genauigkeit erfasst werden.<br />

Dennoch stellt sie das einfachste und<br />

ökonomischste Verfahren dafür dar. Die<br />

elektrokardiografisch bestimmte Prävalenz<br />

der linksventrikulären Hypertrophie<br />

<strong>bei</strong>m Hypertoniker wird mit 16 bis 19%<br />

angegeben. Daneben ist sie altersabhängig:<br />

So betrug die Prävalenz z. B. in der<br />

Framingham-Studie 6% <strong>bei</strong> unter 30 Jahre<br />

alten und 43% <strong>bei</strong> über 70 Jahre alten<br />

Hypertonikern [16].<br />

Echokardiografie<br />

Die Echokardiografie stellt das sensitivste<br />

Verfahren zur Diagnostik der linksventrikulären<br />

Hypertrophie dar [17]. Eine arterielle<br />

<strong>Hypertonie</strong> verursacht das echokardiografische<br />

Bild eines chronisch druckbelasteten<br />

linken Ventrikels. Je nach Dauer<br />

und Schweregrad der hypertensiven Erkrankung<br />

wird neben Zeichen der linksventrikulären<br />

Wandverdickung mit meist<br />

nur geringer Durchmesserzunahme im<br />

Falle der myokardialen Dekompensation<br />

eine deutlich ausgeprägte Dilatation<br />

des linken Ventrikels, verbunden mit einer<br />

ausgeprägten systolischen Funktionsstörung,<br />

beobachtet. Echokardiografisch<br />

können darüber hinaus eine diastolische<br />

oder (in fortgeschrittenen Stadien) systolische<br />

Funktionsstörung erfasst werden.<br />

Schon früh zeigt sich eine diastolische<br />

Funktionsstörung. Charakteristisch sind<br />

eine Verlängerung der Relaxation und eine<br />

Abnahme der Kammer-Compliance.<br />

Dies führt zu einer Änderung der diastolischen<br />

Flussgeschwindigkeiten in der Mitralklappenebene<br />

und der isovolumetrischen<br />

Relaxationszeit. Nach Daten des<br />

Augsburger MONICA-Kollektivs weisen<br />

Hypertoniker mit linksventrikulärer Hypertrophie<br />

zu etwa 25% eine diastolische<br />

Funktionsstörung auf. De Simone et al.<br />

zeigten, dass bereits im Stadium des konzentrischen<br />

Remodelings und <strong>bei</strong> konzentrischer<br />

Hypertrophie die diastolische<br />

Funktion i. S. einer Relaxationsstörung<br />

eingeschränkt ist [18].<br />

Zusammenfassung · Abstract<br />

Internist 2007 · 48:236–245 DOI 10.1007/s00108-006-1762-0<br />

© Springer Medizin Verlag 2006<br />

M. G. Hennersdorf · B. E. Strauer<br />

<strong>Das</strong> <strong>Herz</strong> <strong>bei</strong> <strong>arterieller</strong> <strong>Hypertonie</strong><br />

Zusammenfassung<br />

Der Begriff „Hochdruckherz“ umfasst die Entitäten<br />

linksventrikuläre Hypertrophie, Mikroangiopathie,<br />

und Endothelfunktionsstörungen<br />

mit diastolischen und systolischen Funktionsstörungen,<br />

Arrhythmien und erhöhtem<br />

kardiovaskulären Risiko als Konsequenzen.<br />

Pathophysiologisch beruht dies auf einer Hypertrophie<br />

der Myozyten, einer interstitiellen<br />

Fibrose und Mediahypertrophie der Gefäße.<br />

Als frühestes Zeichen eines Hochdruckherzens<br />

kann eine Mikroangiopathie diagnostiziert<br />

werden. Auch eine diastolische Funktionsstörung<br />

stellt eine früh im Krankheitsverlauf<br />

zu erfassende Veränderung dar. Bei weiter<br />

bestehender <strong>Hypertonie</strong> kommt es zur<br />

Linksherzhypertrophie (oft asymmetrisch)<br />

und später zur systolischen Funktionsstö-<br />

The heart in hypertension<br />

Abstract<br />

The term hypertensive heart disease covers<br />

the entities of left ventricular hypertrophy,<br />

microangiopathy and endothelial dysfunction<br />

resulting in diastolic and systolic dysfunction,<br />

arrhythmias and increased cardiovascular<br />

risk. From the pathophysiological<br />

point of view, this is caused by the hypertrophy<br />

of cardiac myocytes, interstitial fibrosis<br />

and media hypertrophy of the arterioles. Microangiopathy<br />

can be diagnosed as the earliest<br />

sign of hypertensive heart disease, with<br />

diastolic dysfunction also <strong>bei</strong>ng found as an<br />

early change. In further persisting arterial hypertension<br />

left ventricular hypertrophy de-<br />

rung. Klinisch zeigen sich pektanginöse Beschwerden,<br />

Dyspnoe und <strong>Herz</strong>rhythmusstörungen,<br />

unter denen besonders atriale Arrhythmien<br />

früh im Krankheitsverlauf auftreten.<br />

Eine ausgebildete linksventrikuläre Hypertrophie<br />

ist mit einem erhöhten Risiko verknüpft,<br />

auch ventrikuläre maligne Arrhythmien<br />

zu erleiden. Oberstes Therapieprinzip<br />

ist die antihypertensive Therapie zur Hypertrophieregression,<br />

die <strong>bei</strong> strenger Therapie<br />

erreicht werden und dann auch das Mortalitätsrisiko<br />

senken kann.<br />

Schlüsselwörter<br />

<strong>Hypertonie</strong> · Diastolische Dysfunktion · Hypertrophie<br />

· Arrhythmien<br />

velops (often asymmetric) and later a sys tolic<br />

dysfunction. Clinically, the patients suffer<br />

from angina pectoris, dyspnea and rhythm<br />

disorders. Left ventricular hypertrophy is associated<br />

with an increased risk of malignant<br />

ventricular arrhythmias. Thus, the main therapeutic<br />

principle should be antihypertensive<br />

therapy with the goal of regression of hypertrophy<br />

leading to decreased mortality risk.<br />

Keywords<br />

Hypertension · Diastolic dysfunction · Hypertrophy<br />

· Arrhythmias<br />

Der Internist 3 · 2007 |<br />

239


I<br />

II<br />

III<br />

LV [40]<br />

[0]<br />

240 | Der Internist 3 · 2007<br />

Schwerpunkt: <strong>Das</strong> <strong>Herz</strong> <strong>bei</strong> Inneren Erkrankungen<br />

Abb. 3 9 Angiografisches<br />

Bild typischerVeränderungen<br />

der Koronargefäße<br />

<strong>bei</strong> Hochdruckherz<br />

(links): stark vermehrte<br />

Schlängelung<br />

der Gefäße und parallel<br />

bestehende Koronarsklerose.Linksventrikuläre<br />

Druckmessung<br />

in der Diastole (rechts):<br />

erhöhter enddiastolischerlinksventrikulärer<br />

Druck (30 mmHg)<br />

<strong>Herz</strong>katheter<br />

Die invasive <strong>Herz</strong>katheteruntersuchung<br />

zeigt <strong>bei</strong>m Hochdruckherzen in der Regel<br />

erhöhte Füllungsdrucke als Ausdruck der<br />

diastolischen Funktionsstörung (PCWP,<br />

LVEDP). Da<strong>bei</strong> kann der PCWP-Druck<br />

in Ruhe normal sein und erst unter Belastung<br />

ansteigen (entsprechend der diastolischen<br />

Funktionsstörung), aber auch<br />

schon in Ruhe erhöht sein und ggf. auch<br />

Phänomene eines Pulsus alternans als Folge<br />

der ventrikulären Einflussstörung aufweisen<br />

[19]. Lävokardiografisch lässt sich<br />

eine Linksherzhypertrophie nachweisen.<br />

Koronarangiografisch sind geschlängelte<br />

epikardiale Koronargefäße der typische<br />

Befund. Darüber hinaus muss mit Stenosen<br />

dieser Gefäße gerechnet werden, da<br />

rund die Hälfte der invasiv untersuchten<br />

Hypertoniker mit Angina pectoris auch<br />

Einengungen aufweisen (. Abb. 3).<br />

Andere Verfahren<br />

Die Diagnose der Mikroangiopathie ist<br />

möglich durch verschiedene Verfahren.<br />

So kann mittels intrakoronarer Dopplerflussmessung<br />

die koronare Regulationsbreite<br />

bestimmt werden. Die invasive Untersuchung<br />

mittels Argoninhalation (Argonfremdgasdilutionsmethode)<br />

stellt sicherlich<br />

den genauesten Ansatz dar und<br />

erlaubt die Bestimmung der metabolischen<br />

und extravaskulären Komponenten<br />

sowie der koronaren Regulationsbreite<br />

[20]. Damit kann die Vasodilatationsfähigkeit<br />

des intramyokardialen Koronargefäßsystems<br />

<strong>bei</strong> verschiedenen Stadien<br />

der kardialen Erkrankung bestimmt werden.<br />

Wenn ein erhöhter metabolischer<br />

Bedarf besteht, ist <strong>bei</strong>m druckbelasteten<br />

<strong>Herz</strong>en die koronare Regulationsbreite<br />

bereits in Ruhe aufgrund eines gesteigerten<br />

Blutflusses eingeschränkt. So ist <strong>bei</strong>m<br />

Hochdruckherzen eine Einschränkung<br />

der koronaren Vasodilatationsfähigkeit<br />

um 20 bis 50% des Ausgangswertes ein<br />

frühes Zeichen der Endorganschädigung.<br />

Die Einschränkung der Vasodilatationsfähigkeit<br />

ist im wesentlichen durch eine<br />

hypertensive koronare Arteriolosklerose<br />

bedingt [21].<br />

Weitere Möglichkeiten zur Diagnostik<br />

eines Hochdruckherzens geben die Radionuklidventrikulografie<br />

(Auswurffraktion,


diastolische Funktion), die Myokardszintigrafie,<br />

die Positronenemissionstomografie<br />

und neuerdings auch das Kardio-MRT,<br />

in welchem im eigenen Patientenkollektiv<br />

bereits in bis zu fast 50% der Fälle als<br />

Ausdruck myokardialer Veränderungen<br />

ein „delayed enhancement“ nachgewiesen<br />

werden konnte (. Abb. 5), wo<strong>bei</strong> diese<br />

Patienten durch Ischämien im Belastungs-EKG,<br />

eine diastolische Funktionsstörung<br />

und häufigere atriale Arrhythmien<br />

(Vorhofflimmern) gekennzeichnet<br />

waren.<br />

Klinische Konsequenzen<br />

Klinisch stehen <strong>bei</strong>m Hypertoniker die<br />

Zeichen der Mikroangiopathie und der<br />

<strong>Herz</strong>insuffizienz (diastolisch und systolisch)<br />

im Vordergrund. Da<strong>bei</strong> weisen die<br />

Patienten typische oder atypische Angina<br />

pectoris auf, daneben Dyspnoe und/oder<br />

Arrhythmien. Ektope atriale Tachykardien<br />

sind nicht selten, Vorhofflimmern ebenso.<br />

Die Apoplexrate ist <strong>bei</strong>m Hypertoniker<br />

deutlich erhöht [22], sei es durch rezidivierende<br />

Embolien <strong>bei</strong> (klinisch nicht<br />

immer erfasstem) Vorhofflimmern (worauf<br />

z. B. die LIFE-Studie hinweist [23])<br />

oder andere, primär das ZNS betreffende<br />

pathophysiologische Zusammenhänge.<br />

In jedem Fall sollte das Vorliegen einer<br />

arteriellen <strong>Hypertonie</strong> und besonders<br />

einer Linksherzhypertrophie <strong>bei</strong> Vorhofflimmern<br />

zu einer intensivierten Antikoagulation<br />

führen. Die arterielle <strong>Hypertonie</strong><br />

führt zu einer erhöhten Rate ventrikulärer<br />

Arrhythmien (nicht anhaltende ventrikuläre<br />

Tachykardien) und einem erhöhten<br />

Risiko des plötzlichen <strong>Herz</strong>todes, wo<strong>bei</strong><br />

diesbezüglich entweder die Hypertrophie<br />

stark ausgeprägt bzw. eine systolische<br />

<strong>Herz</strong>insuffizienz bestehen sollte. Weiterhin<br />

können <strong>bei</strong>m Hypertoniker insbesondere<br />

<strong>bei</strong> zusätzlich bestehender Linksherzhypertrophie<br />

häufig spontane Ischämien<br />

im Langzeit-ST-Strecken-Holter gefunden<br />

werden [24].<br />

Prognose<br />

Risikofaktoren<br />

Die Prognose des Patienten mit Hochdruckherz<br />

(. Abb. 5) ist bestimmt durch<br />

3 Faktoren:<br />

Abb. 4 8 Nachweis eines „delayed enhancement“ <strong>bei</strong> Hochdruckherz in der MRT: intramural gelegene<br />

Bereiche eines DE (Pfeile). (Mit freundlicher Genehmigung von U. Mödder und K. Andersen, Institut<br />

für diagnostische Radiologie, Universität Düsseldorf)<br />

Linksherzinsuffizienz Arrhythmien/ plötzlicher<br />

<strong>Herz</strong>tod<br />

Übergang einer<br />

konzentrischen in eine<br />

exzentrische Hypertrophie<br />

Diastolische/ systolische<br />

<strong>Herz</strong>insuffizienz<br />

F Entwicklung einer koronaren Makroangiopathie,<br />

F Entwicklung einer diastolischen bzw.<br />

systolischen <strong>Herz</strong>insuffizienz,<br />

F Auftreten von Arrhythmien.<br />

Makroangiopathie<br />

<strong>Das</strong>s die Makroangiopathie aus einer Mikroangiopathie<br />

hervorgehen kann, konnte<br />

von Kelm et al. [25] gezeigt werden. Es<br />

konnte <strong>bei</strong> Patienten mit reduzierter koronarer<br />

Flussreserve als Maß der Mikroangiopathie<br />

eine Inzidenz der koronaren<br />

Makroangiopathie von 8% pro Jahr ermittelt<br />

werden und ein Risiko für eine Revaskularisation<br />

bzw. ein koronares Ereignis<br />

(MACE) von 3,5% pro Jahr. Daneben ist<br />

die arterielle <strong>Hypertonie</strong> und insbesondere<br />

die linksventrikuläre Hypertrophie<br />

ein wesentlicher Risikofaktor für das Auftreten<br />

einer koronaren Plaqueruptur als<br />

auslösendem Ereignis eines akuten Myokardinfarktes<br />

[26]. Bei einer linksventrikulären<br />

Muskelmasse von >270 g ist die<br />

Wahrscheinlichkeit für eine koronare<br />

Plaquerup tur um das fast 5fache erhöht.<br />

Vorhofflimmern häufig<br />

Hohe Embolisationsrate <strong>bei</strong><br />

Vorhofflimmern<br />

Ventrikuläre Arrhythmien/<br />

plötzlicher <strong>Herz</strong>tod<br />

Abb. 5 8 Prognosebestimmende Faktoren <strong>bei</strong> Patienten mit Hochdruckherz<br />

Entwicklung einer<br />

koronaren<br />

Makroangiopathie<br />

Plaqueruptur<br />

Myokardinfarkt<br />

Auch die Toleranz einer Ischämie <strong>bei</strong><br />

linksventrikulärer Hypertrophie und Mikroangiopathie<br />

ist reduziert [27]. Sie weisen<br />

peri- und postinterventionell eine<br />

größere Komplikationsrate auf. Im Langzeitverlauf<br />

sind Hypertoniker mit koronarer<br />

<strong>Herz</strong>krankheit besonders bedroht<br />

durch zu niedrige Blutdruckwerte, also<br />

eine zu strenge antihypertensive Therapie<br />

[28, 29]. Da<strong>bei</strong> fällt auf, dass vor allem<br />

sehr niedrige diastolische Werte das kardiovaskuläre<br />

Risiko wiederum steigen lassen<br />

(. Abb. 6). Nach Messerli et al. wird<br />

nach einer Subanalyse der INVEST-Studie<br />

(Internationale Verapamil-Trandolapril-<br />

Studie) der optimale Wert mit 119 mmHg<br />

systolisch und 84 mmHg diastolisch angegeben<br />

[28].<br />

<strong>Herz</strong>insuffizienz<br />

Die Entwicklung einer klinisch manifesten<br />

<strong>Herz</strong>insuffizienz ist <strong>bei</strong> einer arteriellen<br />

<strong>Hypertonie</strong> ein weiterer progonostisch<br />

relevanter Parameter. Liegt bereits<br />

eine asymptomatische linksventrikuläre<br />

Funktionsstörung vor, stellt dies einen<br />

Der Internist 3 · 2007 |<br />

241


Tab. 1 Elektrokardiografische Zeichen einer linksventrikulären Hypertrophie bzw.<br />

linksatrialer Parameter <strong>bei</strong> Hypertrophie<br />

Parameter der ventrikulären Hypertrophie Grenzwert<br />

R in aVL >1,1 mV<br />

R in V5 oder V6<br />

>2,5 mV<br />

S in V1 oder V2<br />

>2,5 mV<br />

S in V1 oderV2 + R in V5 oder V6 (SLI) >3,5 mV<br />

R in I + S in III – S in I – R in III (Lewis-Index) >2,5 mV<br />

R in aVL + S in V3 (Cornell-Index)<br />

Parameter der atrialen Abnormalität <strong>bei</strong> LVH<br />

>2 mV<br />

P-Negativitätsbewegung in V1<br />

>0,04 mV/s<br />

Tiefe der negativen Phase des P in V1<br />

>1 mV<br />

Dauer der negativen Phase des P in V1<br />

>40 ms<br />

Gesamte P-Dauer >110 ms<br />

P-Dauer/PR-Intervall >1,6<br />

relevanten mortalitätsassoziierten Faktor<br />

dar, wie Verdecchia et al. [30] an einer<br />

prospektiven Studie an über 2.300 Patienten<br />

zeigten. Insbesondere <strong>bei</strong> Linksherzschädigungszeichen<br />

und hypertensiv<br />

bedingter Linksherzhypertrophie („strain“<br />

= ST-Strecken-Senkungen und T-Negativierungen)<br />

sind die Inzidenz einer <strong>Herz</strong>insuffizienz<br />

und die herzinsuffizienzassoziierte<br />

Mortalität signifikant erhöht [31].<br />

<strong>Herz</strong>rhythmusstörungen<br />

<strong>Herz</strong>rhythmusstörungen, und hier besonders<br />

das Vorhofflimmern, nehmen <strong>bei</strong>m<br />

Hypertoniker einen breiten Raum ein.<br />

Analysiert man die in den vergangenen<br />

Jahren publizierten Studien zu Vorhofflimmern,<br />

so fällt auf, dass meist mehr als<br />

50 bis 60% dieser Patienten eine arterielle<br />

<strong>Hypertonie</strong> mit oder ohne Linksherzhypertrophie<br />

aufweisen. Beim hypertrophierten<br />

<strong>Herz</strong>en kommt es frühzeitig<br />

zu einer Dilatation des linken Vorhofes<br />

durch eine diastolische Dysfunktion des<br />

linken Ventrikels aufgrund einer Druckerhöhung<br />

im linken Vorhof. Dies begünstigt<br />

das Auftreten von supraven trikulären Extrasystolen<br />

sowie von Vorhofflattern und<br />

Vorhofflimmern. <strong>Das</strong> relative Risiko für<br />

das Auftreten chronischen Vorhofflimmerns<br />

wird mit 1,9 beziffert, wenn eine<br />

arterielle <strong>Hypertonie</strong> vorliegt. Besteht zudem<br />

eine linksventrikuläre Hypertrophie,<br />

steigt es auf 3,0 [32]. Die linksventrikuläre<br />

Hypertrophie ist eng mit einer Vergrößerung<br />

des linken Vorhofes und dem<br />

Auftreten intermittierenden Vorhofflimmerns<br />

verknüpft [33]. Verdecchia et al.<br />

zeigten, dass die Inzidenz von Vorhofflimmern<br />

<strong>bei</strong>m Hypertoniker mit dem Alter<br />

und der Ausprägung der linksventrikulären<br />

Hypertrophie ansteigt und dass eine<br />

Vergrößerung des linken Vorhofes die<br />

Chronifizierung des Vorhofflimmerns begünstigt<br />

[34].<br />

Eine arterielle <strong>Hypertonie</strong> geht mit<br />

dem Auftreten einer vermehrten ventrikulären<br />

Extrasystolie und häufiger auftretenden<br />

anhaltenden oder nicht anhaltenden<br />

ventrikulären Tachykardien einher,<br />

insbesondere dann, wenn zusätzlich<br />

eine linksventrikuläre Hypertrophie besteht,<br />

wie bereits die Framingham-Studie<br />

zeigte [15, 16]. Je höher der arterielle Blutdruck,<br />

desto höher ist auch das Risiko für<br />

den plötzlichen <strong>Herz</strong>tod, wie schon aus älteren<br />

Daten von Le Heuzey u. Guize bekannt<br />

ist [35].<br />

Den plötzlichen <strong>Herz</strong>tod vorherzusagen,<br />

ist aber auf der Basis der bisher bekannten<br />

Risikofaktoren nur mit einer geringen<br />

Wahrscheinlichkeit möglich. Allein<br />

<strong>bei</strong> langzeitelektrokardiografisch dokumentierten<br />

ventrikulären Arrhythmien<br />

steigt <strong>bei</strong> <strong>arterieller</strong> <strong>Hypertonie</strong> das Risiko<br />

des plötzlichen <strong>Herz</strong>todes [36], insbesondere<br />

dann, wenn eine linksventrikuläre<br />

Hypertrophie vorliegt [37]. Weitere<br />

nichtinvasive Risikoprädiktoren sind ein<br />

Alter von über 65 Jahren, eine verlängerte<br />

QT-Dispersion, eine linksventrikuläre<br />

Hypertrophie im EKG sowie die Einnahme<br />

von Diuretika. Daneben scheint <strong>bei</strong><br />

Hypertrophie das Auftreten eines pathologischen<br />

T-Wellen-Alternans gehäuft zu<br />

beobachten und auch mit einem erhöh-<br />

ten arrhythmogenen Risiko assoziiert zu<br />

sein [38]. Eine autonome Dysfunktion<br />

wird <strong>bei</strong> <strong>arterieller</strong> <strong>Hypertonie</strong> häufig gefunden<br />

(<strong>Herz</strong>frequenzvariablität, Baro-<br />

und Chemoreflexsensitivität), allerdings<br />

scheint diese eher mit der <strong>Hypertonie</strong> und<br />

der Hypertrophie selbst als mit einem erhöhten<br />

Arrhythmierisiko zusammenzuhängen<br />

[39, 40, 41, 42].<br />

Positive Effekte einer<br />

therapeutischen<br />

Hypertrophieregression<br />

Aufgrund der pathophysiologischen Zusammenhänge<br />

sollte eine medikamentös<br />

erreichte Regression der linksventrikulären<br />

Hypertrophie auch mit einer verbesserten<br />

Prognose einhergehen. Es ist<br />

durch mehrere multizentrische Studien<br />

und Metaanalysen belegt, dass eine antihypertensive<br />

Therapie die Prognose hinsichtlich<br />

der ischämiebedingten koronaren<br />

und zerebralen Ereignisse verbessert<br />

[43]. Weiterhin darf als gesichert gelten,<br />

dass durch eine effektive antihypertensive<br />

Therapie eine myokardiale Hypertrophieregression<br />

erreicht werden kann.<br />

Dies kann durch Verwendung verschiedener<br />

Antihypertensiva geschehen, wo<strong>bei</strong><br />

ACE-Hemmer bzw. AT-Blocker, Betablocker<br />

und Kalziumantagonisten hier<br />

hervorzuheben sind [44].<br />

> Durch Effektive<br />

antihypertensive Therapie lässt<br />

sich eine myokardiale Hypertrophieregression<br />

erreichen<br />

Eine Hypertrophieregression führt zu einer<br />

Verbesserung der koronaren Flussreserve<br />

und zu einem Rückgang des interstitiellen<br />

Kollagengehaltes. Daneben<br />

kann eine Verbesserung der diastolischen<br />

Parameter nachgewiesen werden, wie<br />

Schwartzkopff et al. in einer Studie unter<br />

Therapie mit Perindopril zeigen konnten<br />

[45]. Auch Brilla et al. konnten den Rückgang<br />

interstitieller Fibrose vor allem unter<br />

dem Einsatz von ACE-Hemmern belegen<br />

[46]. Entsprechend darf auch erwartet<br />

werden, dass sich unter dieser Therapie<br />

eine Verbesserung der diastolischen Funktion<br />

ergibt, wie Diez et al. unter einer Therapie<br />

mit Losartan zeigen konnten [47].<br />

Der Internist 3 · 2007 |<br />

243


Primäres Outcome (%)<br />

Primäres Outcome (%)<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

60<br />

110<br />

110–120<br />

60–70<br />

Erreicht man eine Hypertrophieregression<br />

und kann man dies am EKG durch<br />

Verminderung der Amplitude und Verbesserung<br />

der Repolarisationsstörungen<br />

feststellen, so wird die Prognose nach<br />

Daten der Framingham-Studie signifikant<br />

verbessert [48]. Die HOPE-Studie,<br />

die eine Verminderung der kardiovaskulären<br />

Ereignisse durch Therapie mit Ramipril<br />

zeigte, konnte in Subanalysen weitere<br />

Daten zur Hypertrophieregression<br />

liefern. Mathew et al. [49] teilten das Patientenkollektiv<br />

auf der Basis von elektrokardiografischenHypertrophiezeichen<br />

in Patienten, die keine Hypertrophie<br />

entwickelten oder <strong>bei</strong> denen sich eine<br />

Regression nachweisen ließ, und solche,<br />

<strong>bei</strong> denen sich eine Hypertrophie<br />

entwickelte bzw. nicht rückläufig war. Es<br />

fand sich, dass in der ersten Gruppe die<br />

Wahrscheinlichkeit der Entwicklung einer<br />

<strong>Herz</strong>insuffizienz und der damit assoziierten<br />

Mortalitätsrate signifikant verringert<br />

war. Auch das Risiko des plötzlichen<br />

<strong>Herz</strong>todes war um rund 50% reduziert.<br />

Damit einhergehend kann <strong>bei</strong> einer Hypertrophieregression<br />

auch eine Veränderung<br />

der Erregungsleitung und Repolarisation<br />

beobachtet werden. Einerseits äußert<br />

sich dies in einer reduzierten P-Wellen-Dispersion<br />

[50], andererseits in einer<br />

244 | Der Internist 3 · 2007<br />

120–130<br />

130–140<br />

140–150<br />

Systolischer Blutdruck (mmHg)<br />

70–80<br />

80–90<br />

90–100<br />

Diastolischer Blutdruck (mmHg)<br />

Schwerpunkt: <strong>Das</strong> <strong>Herz</strong> <strong>bei</strong> Inneren Erkrankungen<br />

150–160<br />

100–110<br />

> 160<br />

>110<br />

reduzierten QT-Dispersion [51]. Bei gut<br />

behandelter <strong>Hypertonie</strong> konnte ein Rückgang<br />

der linksventrikulären Muskelmasse,<br />

der linksatrialen Vergrößerung und konsekutiv<br />

der Prävalenz von Vorhofflimmern<br />

gefunden werden [44]. Eine Sub<br />

analyse der LIFE-Studie konnte diesen Zusammenhang<br />

ebenfalls belegen. Patienten<br />

mit Hpyertrophieregession hatten eine signifikant<br />

niederigere Inzidenz von Vorhofflimmern<br />

als Patienten mit Hypertrophiepersistenz<br />

oder -progredienz (14,4 vs.<br />

19 Fälle pro 1.000 Patientenjahre; [52]).<br />

Verdecchia et al. konnten anhand einer<br />

Metaanalyse von Daten, die zur Mortalitätssenkung<br />

erhoben waren, nachweisen,<br />

dass eine Hypertrophieregression eine<br />

Mortalitätssenkung mit einer über<br />

50%igen Wahrscheinlichkeit nach sich<br />

zieht [53].<br />

Fazit für die Praxis<br />

Abb. 6 9 Inzidenz<br />

des primären Outcomes<br />

(Mortalität oder<br />

Myokardinfarkt bzw.<br />

Schlaganfall) <strong>bei</strong> der<br />

INVEST-Studie in Abhängigkeit<br />

des systolischen<br />

und diastolischen<br />

Blutdruckes.<br />

(Mod. n. [28])<br />

Der Begriff „Hochdruckherz“ vereinigt<br />

die Entitäten Mikroangiopathie, Linksherzhypertrophie,diastolische/systolische<br />

Funktionseinschränkung und<br />

atri ale und/oder ventrikuläre Arrhythmien.<br />

Klinisch äußert sich dies in pektanginösen<br />

Beschwerden, Dyspnoe und<br />

dem Gefühl von <strong>Herz</strong>rhythmusstörun-<br />

gen. Die Diagnose „Hochdruckherz“ erfordert<br />

in den meisten Fällen neben Elektro-<br />

und Echokardiografie auch eine invasive<br />

Katheterdiagnostik, da die Beschwerden<br />

denen einer koronaren Makroangiopathie<br />

gleichen und die <strong>Hypertonie</strong><br />

ohnehin als Risikofaktor für die<br />

Entwicklung einer solchen gilt. Besonderes<br />

Augenmerk ist zu richten auf die frühzeitige<br />

Erkennung der Erkrankung bzw.<br />

der <strong>Herz</strong>beteiligung. Dies kann am besten<br />

geschehen durch exakte EKG-Analyse<br />

und Echokardiografie. In dieser kann<br />

als frühes Zeichen neben einer relativen<br />

Wandverdickung (oft asymmetrisch) eine<br />

diastolische Dysfunktion diagnostiziert<br />

werden. Da diese auch schon nachweisbar<br />

ist, bevor eine über die Norm hinausgehende<br />

Erhöhung der linksventrikulären<br />

Muskelmasse besteht, sollte in diesem<br />

Fall eine progressionsvermindernde<br />

oder -verhindernde antihypertensive<br />

Therapie eingeleitet oder intensiviert<br />

werden. Dazu eignen sich vor allem ACE-<br />

Hemmer, AT-Antagonisten, Kalziumantagonisten<br />

und Betablocker. Die antihypertensive<br />

Therapie kann zu einer Rückbildung<br />

der Linksherzhypertrophie wie<br />

auch der interstitiellen Umbauvorgänge<br />

führen, die Mikroangiopathie vermindern.<br />

Dies kann die klinischen Beschwerden<br />

der betroffenen Patienten lindern<br />

und deren Prognose verbessern helfen.<br />

Korrespondierender Autor<br />

PD Dr. M. G. Hennersdorf<br />

Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie,<br />

Universitätsklinikum Düsseldorf<br />

Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf<br />

hennersdorf@med.uni-duesseldorf.de<br />

Interessenkonflikt. Es besteht kein Interessenkonflikt.<br />

Der korrespondierende Autor versichert, dass keine<br />

Verbindungen mit einer Firma, deren Produkt in<br />

dem Artikel genannt ist, oder einer Firma, die ein Konkurrenzprodukt<br />

vertreibt, bestehen. Die Präsentation<br />

des Themas ist unabhängig und die Darstellung der Inhalte<br />

produktneutral.<br />

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Am J Hypertens 16: 895–899<br />

<strong>Das</strong> komplette Literaturverzeichnis ...<br />

... finden Sie in der elektronischen Version<br />

dieses Beitrags unter<br />

www.DerInternist.de<br />

Fachnachrichten<br />

Call for Abstracts<br />

35. Kongress der Deutschen Gesellschaft<br />

für Rheumatologie (DGRh) gemeinsam mit<br />

der 21. Jahrestagung der Assoziation für<br />

Orthopädische Rheumatologie (ARO), 19.-22.<br />

September 2007 in Hamburg<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

in diesem Jahr werden die folgenden wissenschaftlichen<br />

Hauptthemen vertreten sein:<br />

F Vaskulitiden und Kollagenosen<br />

F Rheumatoide Arthritis<br />

F Seltene Arthropathien<br />

F Arthrose<br />

F Knorpelrekonstruktion<br />

F Experimentelle Rheumatologie<br />

F Rheumatologie und Pathologie<br />

Wir laden Sie hiermit ein, Abstracts zu den<br />

genannten Themen einzureichen. Aus den<br />

eingehenden Beiträgen werden sowohl<br />

Vorträge als auch Posterpräsentationen ausgewählt.<br />

Die Anmeldung von Beiträgen zum DGRh-<br />

Kongress in Hamburg erfolgt ausschließlich<br />

per Internet. Hinweise zum Prozedere sowie<br />

die Regeln bezüglich Inhalt, Gestaltung und<br />

Beurteilung von wissenschaftlichen Beiträgen<br />

finden Sie auf der Kongress-Homepage<br />

unter http://www.dgrh-kongress2007.de. Die<br />

Anzahl der Autoren, der Einreichungen und<br />

die Länge des Abstracts ist begrenzt.<br />

Der Einsendeschluss für die Abstracts ist der<br />

31. Mai 2007.<br />

Bitte reichen Sie Ihre Abstracts nur über die<br />

Internetseite des DGRh-Kongresses ein unter<br />

http://www.dgrh-kongress2007.de/kongress/abstracts.htm.<br />

Wir bitten Sie, diesen Aufruf an alle interessierten<br />

Kollegen und Kolleginnen weiter zu<br />

leiten. <strong>Das</strong> gedruckte Vorprogramm wird<br />

Ende April 2007 versendet und im Internet<br />

veröffentlicht.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Prof. Dr. Wolfgang Rüther, Kongresspräsident<br />

DGRh 2007<br />

Der Internist 3 · 2007 |<br />

245

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