StOP - Vorlage einseitig - Erkan Arslan
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<strong>StOP</strong><br />
Durchgangssyndrom<br />
Wichtige Aspekte und Empfehlungen – Medikamentöse Therapie von Begleitsymptomen<br />
1. Agitation, Aggression oder Psychose<br />
Für die symptomatische Therapie einer agitierten, aggressiven oder psychotischen Begleitsymptomatik kommen<br />
in erster Linie Neuroleptika (cave: Extrapyramidal-Symptomatik) in Betracht (B) z.B.:<br />
• Risperidon (z.B. Risperdal®),<br />
• Melperon (z.B. Eunerpan®),<br />
• Pipamperon (z.B. Dipiperon®)<br />
• Haloperidol (z.B. Haldol®)<br />
2. Schlafstörungen<br />
Für die Linderung von Schlafstörungen sollten Benzodiazepine wegen der im Alter oft verlängerten<br />
Halbwertzeit nur zurückhaltend eingesetzt werden. (Oxazepam (z.B. Adumbran), Halbwertzeit bei Gesunden<br />
ca. 6 Std.)<br />
Als Alternativen kommen in Betracht:<br />
• Antidepressiva mit geringen anticholinergen Nebenwirkungen (B): z.B. Trazodon (z.B. Thombran®)<br />
• Sedierende Neuroleptika (B): z.B. Melperon (z.B. Eunerpan®), Pipamperon (z.B. Dipiperon®)<br />
3. Depression<br />
Leichte depressive Verstimmungen sollten zunächst nicht medikamentös behandelt werden (B). Von dem<br />
Einsatz von trizyklischen Antidepressiva ist aufgrund ihrer anticholinergen Komponente abzuraten: sie können<br />
zu einer Verschlechterung der Demenz-Symptomatik beitragen (B).<br />
Für mittelgradige bis schwere Depressionen kommen vor allem die Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer in<br />
Betracht z.B.:<br />
• Mirtazapin, z.B.Remergil®<br />
• Fluoxetin, z.B. Prozac®, Fluctin®<br />
www.evidence.de->leitlinien bei Demenz<br />
Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin<br />
Chefarzt Dr. med. S. Kljucar<br />
Ltde. Oberärztin Dr. med. F. Liebenschütz<br />
Telefon:<br />
Telefax:<br />
Email:<br />
030 / 3035 – 41 55<br />
030 / 3035 – 41 59<br />
kai@drk-kiniken-westend.de Seite 1 von 3<br />
Autor:<br />
Stand:<br />
Gültig bis:<br />
Datei:<br />
OA Dr. Santarelli<br />
März 2005<br />
März 2006<br />
stop - durchgangssyndrom
<strong>StOP</strong><br />
Uwe Herwig, Abt. Psychiatrie III<br />
Durchgangssyndrom<br />
1. Definition<br />
Der Verwirrtheitszustand, auch amentielles Syndrom, geht mit einer Orientierungsstörung und meist mit<br />
psychomotorischer Erregung und Bewegungsdrang einher. Die Verwirrtheit ist Teilsymptom des organischen<br />
Psychosyndroms. Das akute organische Psychosyndrom beruht auf einer Störung des Zentralnervensystems<br />
und ist durch akuten Beginn mit fluktuierender Beeinträchtigung geistiger Fähigkeiten wie Bewusstsein,<br />
Affektivität, Psychomotorik, Orientierung, Denken und Wahrnehmung charakterisiert. Es ist bei adäquater<br />
Behandlung in der Regel voll reversibel.<br />
2. Subtypen<br />
Verwirrtheitszustände lassen sich nach ihrem zeitlichen Verlauf, ihrer Ätiologie und der begleitenden<br />
Psychopathologie einteilen. Eine Verwirrtheit mit Halluzinationen und Wahn entspricht einem Delir (nicht nur bei<br />
Alkoholerkrankung). Das früher so bezeichnete Durchgangssyndrom entspricht einer Verwirrtheit ohne<br />
Vigilanzstörung. Bei vorliegender quantitativer Bewusstseinsstörung z.B. Somnolenz, ist von einem schweren<br />
organischen Psychosyndrom auszugehen. Weiterhin gilt zu unterscheiden, ob ein akuter Verwirrtheitszustand<br />
vorliegt, am häufigsten einem deliranten Syndrom zuzuordnen, oder eine chronische Desorientiertheit z.B. im<br />
Rahmen einer Demenz. Das Verwirrtheitssyndrom im Sinne eines akuten organischen Psychosyndroms im<br />
Rahmen von Tumorerkrankungen unterscheidet sich nicht grundsätzlich von dem anderer Ursachen. Es kann<br />
sowohl einem sog. Durchgangssyndrom wie auch einem deliranten Bild entsprechen.<br />
3. Symptome<br />
Bei der Verwirrtheit stehen Desorientiertheit und psychomotorische Erregung im Vordergrund. Die<br />
Desorientiertheit zeigt sich in einem mangelnden Wissen über die aktuellen zeitlichen, räumlichen, situativen<br />
und persönlichen Begebenheiten. Mit zunehmender Schwere der Orientierungsstörung geht zunächst die zeitliche<br />
Orientierung, zuletzt die Orientierung zur Person verloren.<br />
Die Erregung kann sich in einem oft schwer zu stoppenden Bewegungsdrang äußern und mit intensiver Furcht<br />
und Ängstlichkeit sowie Selbst- und Fremdgefährdung einhergehen. Der Patient kann allerdings auch hypoaktiv<br />
und lethargisch sein, was die Gefahr in sich birgt, die Akuität des Geschehens zu übersehen.<br />
Kognitive Störungen können rasch und unvorhersehbar fluktuieren, so dass auch Phasen der Klarheit nicht zu<br />
schnell nachlassender Betreuung und Überwachung führen sollten. Die Störungen sind meist nachts unter<br />
Reizdeprivation ausgeprägter. Wahrnehmungsstörungen imponieren als illusionäre Personenverkennungen, als<br />
Suggestibilität und als meistens optische, aber auch sensorische Halluzinationen. Sie können von einer<br />
wahnhaften Ausgestaltung der realen Erfahrung begleitet sein.<br />
Wichtig ist die Erfassung vegetativer Störungen wie Blässe und Erröten, Schwitzen, Hyperthermie, kardiale<br />
Arrhythmie, Übelkeit, Erbrechen.<br />
4. Diagnostik<br />
Der akute Verwirrtheitszustand ist ein Notfall, der rascher Abklärung und Therapie bedarf.<br />
Differentialdiagnostisch kommen Anämie, Absencenstatus, Hypoxie, Substanzmissbrauch,<br />
Infektionskrankheiten, Schädel-Hirn-Trauma, zerebrale Insulte und metabolische Entgleisungen anderer Ursache<br />
in Frage. Entsprechend muss die Diagnostik auf die Abklärung von Intoxikation oder Entzug psychotroper<br />
Substanzen, auf strukturelle zentralnervöse Affektion wie ZNS-Infektion, Trauma oder Tumor mit Kompression<br />
und Hirndruck und auf endokrinologische Störungen wie Hyperthyreose ausgerichtet sein.<br />
Die chronische Orientierungsstörung kann im Rahmen einer Demenz auftreten, aber auch als Folge einer<br />
Enzephalitis, eines ZNS-Traumas, eines Hirndrucks bei Tumoren oder im Rahmen eines Korsakow-Syndroms.<br />
Meist gibt die Anamnese schon den entscheidenden Hinweis auf die Ätiologie der Verwirrtheit. An Labor-<br />
Untersuchungen werden Elektrolyte, Blutbild, Leber- und Nierenparameter, ggf. TSH, FT4 und Alkohol- bzw.<br />
Medikamentenspiegel kontrolliert. Medikamente, die ein pychoorganisches Syndrom verursachen können, sind<br />
u.a. Anticholinergika, alle psychotropen Medikamente, Beta-Blocker, Diuretika, H2-Blocker, Kortikoide. Wichtig ist<br />
die Erhebung begleitender psychopathologischer Symptome wie Vigilanzstörungen, Wahn und<br />
Halluzinationen, oder neurologischer Symptome wie Aphasien, die Hinweise auf die Ätiologie geben können.<br />
Nach Suizidalität ist immer zu fragen.<br />
Hinsichtlich Orientierung ist zu fragen nach dem aktuellen Datum, Jahr oder Jahreszeit, nach dem aktuellen Ort,<br />
wie Zimmernummer, Klinik, Stadt, nach der Situation, z.B. ärztliche Untersuchung, und nach Geburtsdatum,<br />
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<strong>StOP</strong><br />
Durchgangssyndrom<br />
Namen und wichtigen lebensgeschichtlichen Gegebenheiten. Bezüglich Wahn ist auf nicht nachvollziehbare<br />
Ideen zu achten. Typische Halluzinationen für ein Delir sind optischer Art, z.B. Kleintierhalluzinationen.<br />
Konfabulationen sprechen für ein Korsakow-Syndrom.<br />
Bei unklarer Genese ist immer eine cranielle Bildgebung mit CT oder MRT und eine neurologische<br />
Untersuchung, evtl. EEG, durchzuführen. Im Zweifelsfall ist ein psychiatrisches Konsil anzufordern.<br />
5. Behandlungsziele<br />
Das erste Ziel der Behandlung der Verwirrtheit ist die Beruhigung und Strukturierung der Situation zur<br />
Behebung von Selbst- oder Fremdgefährdung. Zudem müssen eventuell zugrundeliegende lebensbedrohliche<br />
Ursachen rasch erkannt und therapiert werden. Dem Patienten ist wieder ein Konzept von seinen aktuellen<br />
Lebensumständen zu geben, welches es ihm ermöglicht, sich selbständig in der Umgebung zurechtzufinden.<br />
6. Therapie<br />
Bei erregten, psychomotorisch unruhigen, selbst- oder fremdgefährdenden Patienten besteht akute<br />
Behandlungsindikation. Zunächst muss der Schutz von Patient und Umgebung gewährleistet sein. Hierzu ist<br />
häufig aufwendige personelle Betreuung notwendig. Zwangsmassnahmen wie Fixierung sollen nach Möglichkeit<br />
vermieden werden.<br />
Als Akutmedikation dienen hochpotente Neuroleptika wie z.B. Haloperidol (Haloperidol ® , H) parenteral oder p.o.<br />
als Tropfen 5-15 mg, auch in Kombination mit Benzodiazepinen z.B. Diazepam (Valium ® , H) 5-15 mg i.m. / i.v.<br />
oder bei längerer Behandlung oral. Bei älteren oder hirngeschädigten Patienten reichen oft Dosen von jeweils 2-5<br />
mg. Bei im Vordergrund stehender Angst empfiehlt sich auch Lorazepam (Tavor ® , H) 1-2,5 mg bis 4x / d. Zur<br />
Sedation können auch niedrigpotente Neuroleptika wie Chlorprothixen (Truxal ® , H) 15-300 mg oder Promethazin<br />
(Atosil ® , H) 25-150 mg dienen. Es folgt die Behandlung der Grunderkrankung z.B. Intoxikation, Entzugsdelir (auch<br />
mit Clomethiazol (Distraneurin ® , H) 2-24 Kps), Hirndruck und einer eventuellen vegetativen Entgleisung.<br />
Zur gezielten neuropsychologischen Behandlung andauernder Desorientiertheitszustände dient die<br />
regelmäßig geduldig wiederholte verbale Information des Patienten über seine Situation. Weiterhin sollen<br />
Informationen über seine Person mit Hilfe von in seinem Krankenzimmer angebrachten persönlichen Photos und<br />
Photos seiner Angehörigen mit Namen, Photos des betreuenden Personals und aufgezeichnet die persönlichen<br />
Eckdaten gegeben werden. Datum, Uhrzeit und Tagesplan sollen immer gut sichtbar sein. Hilfreich ist das<br />
Erlernen von prozeduralen Techniken zum Selbsterwerb der Informationen z.B. anhand eines Notizbuches.<br />
7. Therapieerfolgskontrolle / Nachsorge<br />
Vor Entlassung bzw. Abschluss der Therapie müssen die geistigen Funktion wie Bewusstsein, Orientierung,<br />
Wahrnehmung, Affektivität und Psychomotorik geprüft und unauffällig sein. Die Ursache muss erkannt und eine<br />
Grunderkrankung angemessen behandelt worden sein. Mit dem Patienten ist sein Erleben der Situation im<br />
Nachhinein aufzuarbeiten.<br />
Literatur<br />
Berger: Lehrbuch der Psychiatrie und Psychotherapie. Schattauer Verlag 1999<br />
Möller, Laux, Deister: Psychiatrie. Hippokrates Verlag 1996<br />
http://www.uni-ulm.de/klinik/tzu/supportivtherapie/tzsup-kapitel31.html<br />
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