Erweiterte Lebensrettende Maßnahmen - Erkan Arslan
Erweiterte Lebensrettende Maßnahmen - Erkan Arslan
Erweiterte Lebensrettende Maßnahmen - Erkan Arslan
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
jedem R-Zacken Paar.<br />
Wenn der Rhythmus unregelmäßig ist, so muss<br />
entschieden werden:<br />
• Ist er völlig unregelmäßig, ohne erkennbare Muster im<br />
R-R-Intervall?<br />
• Ist der Grund-Rhythmus regelmäßig mit<br />
intermittierenden Unregelmäßigkeiten, oder<br />
• Liegt eine zyklisch wiederkehrende Variation des R-R-<br />
Intervalls vor?<br />
Falls ein zyklisches Muster vorliegt, muss die Beziehung<br />
zwischen QRS-Zacken und P-Wellen, wie unten<br />
beschrieben, sorgfältig analysiert werden. Wenn die R-R-<br />
Intervalle insgesamt völlig unregelmäßig sind, aber das<br />
Erscheinungsbild des QRS-Komplexes dabei gleichförmig<br />
ist, so liegt höchstwahrscheinlich ein Vorhofflimmern vor<br />
(Rhythmus-Streifen 6).<br />
Ein regelmäßiger Grundrhythmus kann durch<br />
Extrasystolen (Ektopien) unregelmäßig erscheinen.<br />
Extrasystolen können in Vorhöfen oder Kammern<br />
entstehen. Der Ort der Entstehung bedingt ihr<br />
Erscheinungsbild im EKG.<br />
Wenn der QRS-Komplex ektoper Schläge schmal ist<br />
(unter 0,12 Sekunden), so entsteht die Extrasystole<br />
typischerweise oberhalb des Ventrikel-Myokards (z.B. in<br />
Vorhof-Muskulatur oder AV-Knoten).<br />
Breitkomplex-Extrasystolen können ventrikulären<br />
Ursprungs, bei Schenkelblöcken aber auch<br />
supraventrikulären Ursprungs sein.<br />
Vorzeitige Breitkomplex-Vorhof-Ektopien können<br />
manchmal an einer vorausgehenden ektopen P-Welle<br />
erkannt werden. Bei ventrikulären Ektopien können auch<br />
kurz nach dem QRS-Komplex P-Wellen auftreten, die<br />
durch eine retrograde Erregung der Vorhöfe durch die<br />
Ventrikel bedingt sind.<br />
Ektopien die verfrüht auftreten (d.h. vor Erscheinen der<br />
nächsten regulären Sinus-Erregung) werden als vorzeitige<br />
Extrasystolen bezeichnet (Rhythmus-Streifen 7).<br />
Eine Extrasystole, die vom AV-Knoten oder dem<br />
Ventrikel-Myokard nach einer längeren Pause ausgeht,<br />
beispielsweise bei einer Sinusbradykardie oder nach<br />
Sinusknoten-Stillstand, wird als Ersatzsystole bezeichnet<br />
(Rhythmus-Streifen 8). Dabei agiert der neue Fokus als<br />
Ersatzschrittmacher, bei fehlender oder verlangsamter<br />
Schrittmacher-Funktion des Sinusknotens. Extrasystolen<br />
können einzeln, als Paar (Couplets) oder Trio (Triplet)<br />
vorkommen. Falls mehr als drei Extrasystolen<br />
hintereinander auftreten, liegt eine Tachyarrhythmie vor.<br />
Eine intermittierend auftretende Arrhythmie, die von<br />
Perioden mit normalem Sinusrhythmus unterbrochen<br />
wird, bezeichnet man als paroxysmal.<br />
Wenn Extrasystolen abwechselnd mit Sinusschlägen<br />
auftreten, spricht man von einem Bigeminus. Abhängig<br />
vom Ursprung der Extrasystole kann ein atrialer oder<br />
ventrikulärer Bigeminus vorliegen.<br />
Ist der QRS-Komplex schmal oder<br />
verbreitert?<br />
Die Obergrenze für die Dauer des QRS-Komplexes<br />
liegt bei 0,12 Sekunden (3 kleine Kästchen). Falls der<br />
QRS-Komplex schmaler ist, entsteht er oberhalb der<br />
Bifurkation des HIS-Bündels, kann also vom Sinusknoten,<br />
aus dem Vorhof oder dem AV-Knoten kommen, nicht<br />
jedoch aus dem Ventrikel-Myokard. Bei einer QRS-Dauer<br />
von 0,12 Sekunden oder mehr kann der Ursprung das<br />
Ventrikel-Myokard sein. Bei aberranter Weiterleitung kann<br />
aber auch ein supraventrikulärer Rhythmus vorliegen (z.B.<br />
beim Schenkelblock).<br />
Ist Vorhofaktivität erkennbar?<br />
Sobald der Rhythmus hinsichtlich Frequenz,<br />
Regelmäßigkeit und QRS-Dauer beurteilt ist, soll das EKG<br />
sorgfältig nach Zeichen einer Vorhofaktion untersucht<br />
werden. Diese kann schwierig oder unmöglich zu<br />
entdecken sein, wenn entweder tatsächlich keine<br />
vorliegt oder aber die Vorhofaktivität teilweise oder<br />
vollständig durch QRS-Komplexe oder T-Wellen verdeckt<br />
wird. Falls keine absolute Sicherheit über das Vorliegen<br />
einer Vorhofaktivität besteht, darf auch nicht von einer<br />
Vorhofaktivität ausgegangen werden.<br />
Abhängig vom Ursprung der Arrhythmie und der<br />
untersuchten EKG-Ableitung, können P-Wellen positiv,<br />
negativ oder biphasisch sein. Bei Vorliegen von U-Wellen<br />
können diese als P-Wellen fehlinterpretiert werden.<br />
P-Wellen können mit QRS-Komplexen, der ST-Strecke<br />
oder T-Wellen zusammenfallen und diese deformieren.<br />
Häufig können erst mit einer 12-Kanal-Ableitung in<br />
einer oder zwei Ableitungen P-Wellen erkannt werden,<br />
was in der ersten Monitor-Ableitung nicht möglich<br />
war. Die Ableitung V1 ist häufig geeignet um eine<br />
Vorhofaktivität, wie Sinus-P-Wellen oder Vorhofflimmern,<br />
klar darzustellen. Sinus-P-Wellen sind auch häufig in der<br />
Ableitung II gut zu erkennen.<br />
Auch andere Arten der Vorhofaktivität können vorliegen.<br />
Beim Vorhofflattern sind als Zeichen der Vorhofaktivität<br />
Flatterwellen vorhanden - absolut regelmäßig<br />
wiederkehrende Erhebungen mit „Sägezahn-Muster“<br />
- häufig in einer Frequenz um 300 / min. Typischerweise<br />
sind diese am auffälligsten in den inferioren Ableitungen<br />
(II, III, aVF) (Abbildung 7.5).<br />
Beim Vorhofflimmern breiten sich Ströme und<br />
Depolarisationswellen zufällig über beide Vorhöfe aus.<br />
P-Wellen liegen nicht vor. Die Flimmerwellen können als<br />
schnelle Abweichungen von der Grundlinie in variabler<br />
Amplitude und Dauer - meist am besten in Ableitung V1<br />
- erkannt werden. Bei manchen Patienten können diese<br />
jedoch von so geringer Amplitude sein, dass überhaupt<br />
European Resuscitation Council <strong>Erweiterte</strong> <strong>Lebensrettende</strong> <strong>Maßnahmen</strong> 69<br />
KAP<br />
7