Erweiterte Lebensrettende Maßnahmen - Erkan Arslan
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Kapitel 3 Akute Koronarsyndrome (ACS)s<br />
Zeichen angenommen werden, wie fehlender Puls<br />
oder Pulsdifferenz an einer oberen Extremität, akute<br />
Aorten- Insuffizienz oder Zeichen eines Schlaganfalls<br />
durch Einbeziehung der Carotiden. Der Verdacht auf<br />
eine Aortendissektion muss bei dem Patienten geäußert<br />
werden, bei dem der akute Brustschmerz mit einer<br />
deutlichen Hypotension, aber ohne Infarktzeichen im<br />
EKG, einhergeht.<br />
Bei einem Patienten mit typischer Anamnese und EKG-<br />
Kriterien für einen STEMI darf die Reperfusionstherapie<br />
nur dann verzögert werden, wenn massive klinische<br />
Hinweis auf eine Aortendissektion die vorherige<br />
Abklärung rechtfertigen.<br />
Die anfängliche klinische Untersuchung stellt auch eine<br />
bedeutende Ausgangsbasis dar, so dass Veränderungen<br />
entdeckt werden können, sei es durch ein Fortschreiten<br />
des zugrunde liegenden Krankheitsprozesses oder durch<br />
eine Reaktion auf die Therapie.<br />
Bei Patienten mit inferiorem oder posteriorem STEMI,<br />
die gestaute Halsvenen haben, aber kein Zeichen eines<br />
Lungenödems muss eine ausgeprägte rechtsventrikuläre<br />
(RV) Infarzierung vermutet werden. Diese Patienten sind<br />
meist hypoton.<br />
Untersuchungen<br />
Das EKG mit 12 Ableitungen<br />
Während der Erstuntersuchung muss so früh wie<br />
möglich ebenso wie im weiteren Verlauf ein 12-Kanal-<br />
EKG aufgezeichnet werden, um den Verlauf des ACS und<br />
das Ansprechen auf die Behandlung zu beurteilen. Das<br />
Vorhandensein von EKG- Veränderungen im Erst- EKG<br />
kann die klinische Verdachtsdiagnose auf das Vorliegen<br />
eines ACS unterstützen und die erforderliche Behandlung<br />
lenken.<br />
Das EKG ist eine grundlegende Komponente für<br />
die Einschätzung des Risikos und die Planung der<br />
Behandlung. So sind im EKG das Vorhandensein<br />
einer akuten ST- Hebung oder eines neuen<br />
Linksschenkelblocks bei einem Patienten mit einer für<br />
einen AMI typischen Vorgeschichte die Indikation für<br />
einen Wiedereröffnungsversuch einer verschlossenen<br />
Koronararterie (Reperfusionstherapie), entweder mit<br />
einer sofortigen perkutanen Koronarangioplastie (PCI)<br />
oder einer Thrombolyse- Therapie. Im Gegensatz dazu<br />
deutet das Vorhandensein von ST- Senkungen auf einen<br />
geringen Nutzen von einer Thrombolysebehandlung<br />
hin, unabhängig davon, ob die endgültige Diagnose<br />
IAP oder NSTEMI lautet. Bei instabiler Angina pectoris<br />
bedeutet das Vorhandensein einer ST-Senkung ein<br />
höheres Risiko weiterer koronarer Ereignisse als bei<br />
Fehlen einer ST-Senkung. Bei diesen Hochrisiko- Patienten<br />
mit ST- Senkung ist eine sofortige medikamentöse<br />
Behandlung (z.B. LMWH, ASS, Clopidogrel, Beta-Blocker,<br />
Glykoprotein IIb/IIIa- Antagonisten) und eine schnellst<br />
mögliche Koronarangiographie erforderlich, oft auch<br />
eine Revaskularisation durch PCI oder koronare Bypass-<br />
18 <strong>Erweiterte</strong> <strong>Lebensrettende</strong> <strong>Maßnahmen</strong><br />
Operation.<br />
Das EKG bietet Informationen über die Lokalisation und<br />
das Ausmaß der Myokardschädigung beim AMI. Dies<br />
ist deswegen bedeutsam, weil die Lokalisation und<br />
das Ausmaß der Ischämie oder Muskelschädigung die<br />
Prognose beeinflusst, und in einigen Fällen auch die Wahl<br />
der entsprechenden Behandlung:<br />
1. Ein anteriorer (Abbildung 3.4) oder ein anteroseptaler<br />
Infarkt ist üblicherweise in den Ableitungen V1-<br />
V4 zu sehen und fast immer auf eine Läsion in der<br />
linken vorderen absteigenden (LAD) Koronararterie<br />
zurückzuführen. Ein anteriorer MI hat eine schlechtere<br />
Prognose, und es ist wahrscheinlicher, dass es hier zu<br />
einer Funktionseinschränkung des linken Ventrikels<br />
kommt. Daher profitieren diese Patienten eher von<br />
einer Thrombolyse und einer Behandlung mit ACE-<br />
Hemmern.<br />
2. Ein inferiorer Infarkt ist üblicherweise in den<br />
Ableitungen II, III und aVF (Abbildung 3.5) zu sehen<br />
und ist oft das Ergebnis einer Läsion in der rechten<br />
Koronararterie (RCA) oder, allerdings seltener, der<br />
Arteria circumflexa. (CX).<br />
3. Ein lateraler Infarkt ist üblicherweise in den<br />
Ableitungen V5-V6 und/oder den Ableitungen I<br />
und aVL (manchmal auch nur aVL allein) zu sehen<br />
und resultiert oft aus einer Läsion in der Arteria<br />
circumflexa (CX) oder einem diagonalen Ast der LAD.<br />
4. Ein posteriorer Myokardinfarkt wird üblicherweise<br />
daran erkannt, dass spiegelbildliche<br />
(reziproke) Veränderungen in den vorderen<br />
Brustwandableitungen (V1-V3) auftreten (Abbildung<br />
3.6). Eine ST- Senkung in die Ableitungen<br />
spiegelt die posteriore ST- Hebung wider, und die<br />
Entwicklung einer dominanten R-Zacke in den<br />
vorderen Ableitungen spiegelt die Entstehung einer<br />
posterioren Q-Zacke wider. Dies ist ebenfalls meistens<br />
in Folge einer Läsion der rechten Koronararterie, aber<br />
kann auch von einer Läsion der Arteria circumflexa<br />
(CX) bei jenen Menschen herrühren, bei denen die CX<br />
für die Hauptversorgung des hinteren Anteiles des<br />
linken Ventrikels und des Septums verantwortlich<br />
ist. Der Verdacht eines posterioren Infarktes kann<br />
durch wiederholte Aufzeichnungen der posterioren<br />
Ableitungen erhärtet werden. Diese Ableitungen (V8,<br />
V9 und V10) werden entlang einer horizontalen Linie<br />
am Brustkorb abgenommen, in einer Fortsetzung von<br />
V6 (mittlere Axillarlinie) und V7 (hintere Axillarlinie).<br />
V9 wird links neben der Wirbelsäule, V8 in der Mitte<br />
zwischen V7 und V9 und V10 rechts der Wirbelsäule<br />
abgeleitet.<br />
Ein rechtsventrikulärer Infarkt kann bei bis zu 1/3<br />
der Patienten mit inferiorem oder posteriorem<br />
STEMI vorkommen. Ist dieser ausgeprägt kann er<br />
im konventionellen 12-Kanal EKG als, den STEMI<br />
begleitende, ST-Strecken Hebung in der Ableitung<br />
V1 gesehen werden die rechtsseitigen präkordialen<br />
Ableitungen, insbesondere V4R, können hier hilfreich<br />
sein. In diesen Fällen weisen die rechtsseitigen<br />
präkordialen Ableitungen, insbesondere V4R, auf den<br />
European Resuscitation Council