Erweiterte Lebensrettende Maßnahmen - Erkan Arslan
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Kapitel 3 Akute Koronarsyndrome (ACS)s<br />
ST-Senkungen, sind bei Patienten mit instabiler Angina<br />
pectoris Marker für ein erhöhtes Risiko von weiteren<br />
koronaren Ereignissen. Allerdings bedeutet ein normales<br />
EKG und das Fehlen einer Troponinerhöhung nicht<br />
notwendigerweise, dass ein Patient mit instabiler AP<br />
kein erhöhtes Risiko für weitere frühe lebensbedrohliche<br />
koronare Ereignisse hat. Nur wenn das EKG und andere<br />
koronare Risikomarker (z.B. Troponin) normal sind und<br />
die weitere Risikoerhebung (z.B. durch Belastungstests)<br />
keinen Hinweis auf eine reversible myokardiale Ischämie<br />
ergeben, sollten andere mögliche Ursachen eines akuten<br />
Thoraxschmerzes erwogen werden, wenn die anfängliche<br />
Anamnese eine instabile AP vermuten ließ.<br />
Nicht – ST – Hebungsinfarkt (NSTEMI)<br />
Ein akuter Myokardinfarkt geht typischerweise mit<br />
Brustschmerzen einher, die als Druck, Enge oder<br />
Unbehagen wie bei einer Magenverstimmung im<br />
Brustkorb oder Oberbauch präsentiert werden, die Dauer<br />
ist normalerweise mindestens 20 – 30 Minuten, häufig<br />
auch länger. Der Schmerz/das Unbehagen strahlt oft in<br />
die Halsregion aus, in einen oder beide Arme (häufiger in<br />
den linken), in den Rücken oder in die Oberbauchgegend.<br />
Manche Patienten spüren das Unbehagen eher in einem<br />
oder mehreren dieser Bereiche als in der Brust. Manchmal<br />
sind diese Beschwerden von Aufstoßen begleitet, was<br />
als Beweis für eine Magenverstimmung als Genese des<br />
Unbehagens fehlinterpretiert werden kann.<br />
Einige Patienten haben infarktähnliche Symptome und<br />
unspezifische EKG -Veränderungen, wie eine ST- Strecken-<br />
Senkung und/oder eine T- Negativierung (Abbildungen<br />
3.1., 3.2.) Bei einem Patienten mit der Verdachtsanamnese<br />
auf ein akutes Koronarsyndrom und signifikanter<br />
Freisetzung von Troponin in Labortests (mit oder ohne<br />
erhöhten Plasmakonzentrationen der Herzenzyme) ist<br />
dies ein Hinweis, dass es zu einer Myokardschädigung<br />
gekommen ist. Dies wird als „Nicht-ST-Hebungsinfarkt“<br />
(NSTEMI) bezeichnet. In dieser Situation ist es weniger<br />
wahrscheinlich, dass ein plötzlicher kompletter Verschluss<br />
des entsprechenden Koronargefäßes aufgetreten ist, als<br />
bei einem ST – Hebungsinfarkt (STEMI).<br />
Das Ausmaß der Freisetzung von Troponin<br />
oder der Herzenzyme spiegelt die Größe der<br />
Herzmuskelschädigung wider. Einige dieser<br />
Patienten haben ein hohes Risiko, dass es zu einem<br />
Verschluss des Koronargefäßes, zu einer weiteren<br />
Herzmuskelschädigung und zu einem plötzlichen<br />
Herztod kommt. Dieses Risiko ist in den ersten Stunden,<br />
Tagen und Monaten nach dem Ereignis am höchsten und<br />
nimmt mit der Zeit immer weiter ab.<br />
NSTEMI und instabile Angina pectoris (UAP/IAP) werden<br />
zusammen auch als Nicht- ST- Hebungs- ACS bezeichnet,<br />
weil die Behandlung der beiden Formen im Wesentlichen<br />
gleich ist, und sich andererseits in einigen Punkten<br />
von der Behandlung des STEMI unterscheidet. Die<br />
Behandlung wird vornehmlich durch die Einschätzung<br />
des Risikos bestimmt: je höher das Risiko, umso<br />
14 <strong>Erweiterte</strong> <strong>Lebensrettende</strong> <strong>Maßnahmen</strong><br />
aggressiver die Behandlung.<br />
ST – Hebungsinfarkt (STEMI<br />
Eine Anamnese von anhaltenden, akuten infarkttypischen<br />
Brustschmerzen begleitet von Hebungen im 12-Kanal-<br />
EKG sind die Grundlage für die Diagnose eines STEMI.<br />
Solche Befunde weisen beinahe immer auf eine<br />
fortlaufende Myokardschädigung auf der Basis eines<br />
akuten vollständigen Verschlusses der „schuldigen“<br />
Koronararterie (nach initialer Plaqueruptur) hin. Wenn<br />
keine Behandlung erfolgt, wird es im Stromgebiet<br />
der verschlossenen Arterie sehr wahrscheinlich zu<br />
einer weiteren Myokardschädigung kommen, die<br />
normalerweise ihren Ausdruck in der Entwicklung von<br />
Q- Zacken im EKG findet. Während der akuten Phase eines<br />
STEMI besteht ein beträchtliches Risiko für das Auftreten<br />
von Kammertachykardien (VT) und Kammerflimmern (VF)<br />
sowie von plötzlichem Tod (Abbildung 3.3).<br />
Diagnose von akuten<br />
Koronarsyndromen<br />
Anamnese<br />
Eine genaue Anamnese ist ein entscheidender erster<br />
Schritt zur Diagnoseerstellung, allerdings gibt es<br />
mögliche Ursachen, die zur Verwirrung führen. Bei<br />
einigen Patienten (z.B. älteren Personen, Diabetikern,<br />
perioperativen Patienten) kann ein ACS ohne oder mit nur<br />
geringen Brustschmerzen auftreten. Die pectanginösen<br />
Beschwerden oder der Myokardinfarkt werden oft<br />
sowohl von Patienten als auch vom Medizinpersonal<br />
als verdauungsbedingtes Unbehagen fehlgedeutet.<br />
Symptome wie Aufstoßen, Übelkeit und Erbrechen sind<br />
zur Unterscheidung von herz- oder verdauungsbedingten<br />
Schmerzen nicht hilfreich; alle genannten Symptome<br />
können bei Angina und Herzinfarkt vorkommen.<br />
Klinische Untersuchung<br />
CDie klinische Untersuchung ist für die Diagnose eines<br />
ACS nur von begrenztem Nutzen. Starke Schmerzen<br />
jeglicher Ursache können einige der klinischen<br />
Symptome, wie Schweißausbrüche, Blässe und<br />
Tachykardie auslösen, die üblicherweise bei einem<br />
ACS vorkommen. Die klinische Untersuchung kann<br />
andere, offensichtliche Ursachen für den Brustschmerz<br />
(z.B. umschriebene ausgeprägte Druckempfindlichkeit<br />
der Brustwand) aufdecken. Bei der klinischen<br />
Untersuchung können andere Auffälligkeiten (z.B.<br />
Herzgeräusche, Zeichen der Herzinsuffizienz) gefunden<br />
werden und die weiteren Untersuchungen und die<br />
Behandlung beeinflussen. Bei Patienten mit akutem<br />
Brustschmerzen muss auch nach Zeichen für eine<br />
Aortendissektion gesucht werden, insbesondere, wenn<br />
eine thrombolytische Therapie beabsichtigt ist. Das<br />
Vorliegen einer Aortendissektion kann bei klinischen<br />
European Resuscitation Council