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Erweiterte Lebensrettende Maßnahmen - Erkan Arslan

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Kapitel 14 Die Versorgung nach der Wiederbelebung<br />

Der optimale Zielblutzuckerwert bei kritisch kranken<br />

Patienten konnte bis jetzt noch nicht festgelegt werden.<br />

Bei komatösen Patienten besteht ein besonderes Risiko<br />

einer unerkannten Hypoglykämie und das Risiko dieser<br />

Komplikation steigt je niedriger der Zielblutzuckerwert<br />

gewählt wird.<br />

Wie bei allen anderen Intensivpatienten sollte auch<br />

bei Patienten nach einem Kreislaufstillstand, die auf<br />

einer Intensivstation aufgenommen wurden, eine<br />

häufige Kontrolle des Blutzuckerwertes vorgenommen<br />

und hohe Werte mit Insulin behandelt werden. Die<br />

Blutzuckerkonzentration die eine Insulintherapie<br />

erfordert und der Blutzucker-Zielwert sollte den lokalen<br />

Gegebenheiten auf der Intensivstation jeweils angepasst<br />

werden.<br />

Prognosebeurteilung<br />

Ziel: Zum frühestmöglichen Zeitpunkt jene patienten<br />

nach einem Kreislaufstillstand zu identifizieren, die<br />

trotz Rückkehr eines spontanen Kreislaufs, nicht<br />

überleben werden.<br />

Von 22.105 Patienten, die nach einem Kreislaufstillstand<br />

in Großbritannien auf Intensivstationen aufgenommen<br />

wurden, konnten 9.974 (45%) von der Intensivstation<br />

entlassen werden und 6353 (30%) Patienten konnten<br />

lebend aus dem Krankenhaus entlassen werden [Daten<br />

des Intensive Care National Audit and Research Centre<br />

(ICNARC), London, Dezember 1995 – Oktober 2004].<br />

Sobald ein stabiler Kreislauf mit einem ausreichenden<br />

Herzminutenvolumen wieder hergestellt wurde,<br />

bestimmt hauptsächlich das Ausmaß der Schädigung<br />

des Gehirns das weitere Überleben. Von den Patienten,<br />

die nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb des<br />

Krankenhauses auf einer Intensivstation versterben,<br />

sterben zwei Drittel aufgrund der neurologischen<br />

Schädigung. Bei Patienten, die nach einem Herz-<br />

Kreislauf-Stillstand innerhalb des Krankenhauses auf<br />

einer Intensivstation aufgenommen werden, versterben<br />

ein Viertel der Patienten aufgrund der neurologischen<br />

Schädigung.<br />

Zur Prognosebeurteilung wären Tests nötig, die eine<br />

Vorhersage des individuellen neurologischen Ergebnisses<br />

bei Patienten unmittelbar nach Wiedererlangung des<br />

spontanen Kreislaufs ermöglichen. Solche Prognose-<br />

Tests müssten eine 100-prozentige Spezifität besitzen.<br />

Das heißt, der Test darf kein schlechtes Ergebnis bei<br />

einem Patienten voraussagen, der dann doch noch eine<br />

zufriedenstellende Lebensqualität erreicht.<br />

Klinische tests<br />

Es gibt keine neurologischen Untersuchungsbefunde<br />

in den ersten Stunden nach Wiedererlangen eines<br />

spontanen Kreislaufs, die das weitere Ergebnis<br />

vorhersagen können. Von komatösen Patienten nach<br />

einem Kreislaufstillstand, die keine Chance auf eine<br />

neurologische Erholung haben, versterben 50 %<br />

innerhalb von 3 Tagen. Bei den verbleibenden komatösen<br />

162 <strong>Erweiterte</strong> <strong>Lebensrettende</strong> <strong>Maßnahmen</strong><br />

Patienten zeigt ein Fehlen der Pupillenreaktion auf<br />

Licht und das Fehlen einer motorischen Antwort auf<br />

Schmerzreize am dritten Tag mit sehr hoher Spezifität<br />

ein schlechtes Ergebnis (Tod oder Wachkoma) an. Die<br />

Patienten dürfen dabei jedoch nicht unter dem Einfluss<br />

von sedierenden Medikamenten stehen.<br />

Biochemische tests<br />

Die Bestimmung von Neuronen-spezifischer-Enolase<br />

(NSE) und Protein S-100b im Serum können hilfreich<br />

sein, um das neurologische Ergebnis nach einem<br />

Kreislaufstillstand abzuschätzen. Allerdings ist die<br />

Streuung der Werte in den bis jetzt durchgeführten<br />

Studien breit und in vielen Studien wird die<br />

Wiedererlangung des Bewusstseins mit einem „guten“<br />

Ergebnis gleichgesetzt (ohne genauere Angaben der<br />

Funktion).<br />

Elektrophysiologische tests<br />

Somatosensorisch evozierte Potentiale des Nervus<br />

medianus bei normothermen Patienten, die für zumindest<br />

72 Stunden bewusstlos waren, zeigen ein schlechtes<br />

neurologisches Ergebnis mit 100-prozentiger Spezifität<br />

an. Ein beidseitiger Verlust der N20-Komponente der<br />

evozierten Potentiale in komatösen Patienten, verursacht<br />

durch Hypoxie oder Kreislaufstillstand, führt immer zu<br />

einem schlechten neurologischen Ergebnis.<br />

Das Elektroenzephalogramm (EEG) hat nur geringen<br />

prognostischen Wert, wenn es innerhalb von 24<br />

– 48 Stunden nach Wiedererlangen eines spontanen<br />

Kreislaufs abgeleitet wird. Ein normales oder beträchtlich<br />

abnormales EEG kann das neurologische Ergebnis<br />

zuverlässig vorhersagen, aber ein EEG-Befund, der<br />

zwischen diesen beiden Extremen liegt, ist für die<br />

Vorhersage der Prognose nicht geeignet.<br />

Betreuung des Wiederbelebungs-<br />

Teams<br />

Alle Wiederbelebungsversuche sollten formal erfasst<br />

und ausgewertet werden. Die Daten sollten unter<br />

Verwendung eines standardisierten Utstein-Protokolls<br />

(Reanimationsprotokoll) aufgezeichnet werden, um<br />

so einen Vergleich zwischen den verschiedenen<br />

Institutionen zu erlauben (siehe Kapitel 17). Die<br />

Nachbesprechung der Reanimation mit den Team-<br />

Mitgliedern sollte in der Form einer positiven Kritik<br />

erfolgen und nicht in einer Auseinandersetzung mit<br />

Fehler- und Schuld-Zuweisungen enden. Unabhängig<br />

davon, ob der Wiederbelebungsversuch erfolgreich<br />

war oder nicht, brauchen die Angehörigen des<br />

Patienten erhebliche psychologische Unterstützung.<br />

Auch die seelsorgerischen Bedürfnisse aller an einer<br />

Wiederbelebung beteiligten Personen sollten nicht<br />

vergessen werden.<br />

European Resuscitation Council

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