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Erweiterte Lebensrettende Maßnahmen - Erkan Arslan

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Patienten üblichen Grenzen gehalten werden.<br />

Sedierung<br />

Obwohl es üblich ist Patienten bis zu 24 Stunden nach<br />

Wiedererlangen eines spontanen Kreislaufs zu sedieren<br />

und zu beatmen, gibt es keine Daten, die eine bestimmte<br />

Zeitdauer der Beatmung, Sedierung und Relaxierung<br />

nach dem Kreislaufstillstand unterstützen. Die Dauer der<br />

Sedierung und Beatmung kann durch die Verwendung<br />

therapeutischer Hypothermie (siehe unten) beeinflusst<br />

werden. Ob die Art der Sedierung das Outcome<br />

beeinflusst ist nicht bekannt. Kurzwirksame Medikamente<br />

(z.B. Propofol, Alfentanil, Remifentanil) ermöglichen<br />

jedoch eine frühere neurologische Beurteilung.<br />

Kontrolle von Krampfanfällen<br />

Bei insgesamt 5-15% der erwachsenen Patienten mit<br />

Wiedererlangen eines spontanen Kreislaufs (ROSC) und<br />

bei ungefähr 40% der komatös bleibenden Patienten<br />

kommt es zu zerebralen Krampfanfällen und/oder einem<br />

Myoklonus. Krampfanfälle erhöhen den zerebralen<br />

Stoffwechsel um das Vierfache. Anhaltende Anfälle<br />

können zu einer Gehirnschädigung führen und sollten<br />

mit Benzodiazepinen, Phenytoin, Propofol oder<br />

einem Barbiturat kontrolliert werden. Jedes dieser<br />

Medikamente kann eine Blutdrucksenkung verursachen,<br />

die entsprechend behandelt werden muss. Anfälle<br />

und Myoklonus alleine stehen in keinem besonderen<br />

Zusammenhang mit einem schlechten neurologischen<br />

Ergebnis, jedoch sind der Status epilepticus und ganz<br />

besonders der Status myoklonus mit schlechtem<br />

Outcome vergesellschaftet.<br />

Kontrolle der Körpertemperatur<br />

therapie von Fieber<br />

Fieber tritt häufig in den ersten 48 Stunden nach einem<br />

Kreislaufstillstand auf. Das Risiko eines schlechten<br />

neurologischen Ergebnisses erhöht sich mit jedem Grad,<br />

um welches die Körpertemperatur über 37°C ansteigt.<br />

Fieber, das in den ersten 72 Stunden nach einem<br />

Kreislaufstillstand auftritt, sollte mit fiebersenkenden<br />

Medikamenten oder aktiver Kühlung behandelt werden.<br />

therapeutische Hypothermie<br />

Milde Hypothermie scheint eine Vielzahl von chemischen<br />

Reaktionen zu unterdrücken, die zu einem Reperfusions-<br />

Schaden führen können. Diese Reaktionen beinhalten<br />

die Produktion von freien Radikalen, Freisetzung von<br />

exzitatorischen Aminosäuren und Kalziumeinstrom. Dies<br />

führt in weiterer Folge zu mitochondrialem Schaden und<br />

Apoptose (programmierter Zelltod). Zwei randomisierte<br />

klinische Studien zeigten eine Verbesserung des<br />

neurologischen Ergebnisses bei komatösen, erwachsenen<br />

Überlebenden eines außerhalb des Krankenhauses<br />

aufgetretenen Kreislaufstillstandes, die innerhalb<br />

von Minuten bis Stunden nach Wiedererlangen eines<br />

spontanen Kreislaufs gekühlt wurden. Der primäre<br />

Rhythmus bei diesen Patienten war Kammerflimmern und<br />

sie wurden auf 32-34°C über 12-24 Stunden abgekühlt.<br />

Eine kleinere Studie zeigte einen Trend zur Verbesserung<br />

des neurologischen Ergebnisses auch bei Patienten<br />

nach einem nicht durch Kammerflimmern verursachten<br />

Kreislaufstillstand.<br />

Nicht-invasive und/oder invasive Kühlmethoden können<br />

verwendet werden um die Patienten abzukühlen. Eine<br />

Infusion mit 30 ml/kg 4°C kalter Vollelektrolytlösung, die<br />

innerhalb von 30 Minuten infundiert wurde, reduzierte<br />

die Körpertemperatur in einer Studie um 1,5°C.<br />

Intravaskuläre Kühlgeräte mit Temperatur-Feedback-<br />

Steuerung ermöglichen eine genauere Kontrolle der<br />

Kerntemperatur als die bisher verfügbaren Oberflächen-<br />

Kühlmethoden, aber es ist noch nicht klar, ob dies das<br />

neurologische Ergebnis weiter verbessern kann.<br />

Mögliche Komplikationen milder therapeutischer<br />

Hypothermie sind eine höhere Rate von Infektionen,<br />

kardiovaskuläre Instabilität, Gerinnungsstörungen,<br />

Hyperglykämie oder Elektrolytstörungen wie<br />

Hypophosphatämie oder Hypomagnesiämie.<br />

Bewusstlose erwachsene Patienten mit spontanem<br />

Kreislauf nach einem durch Kammerflimmern<br />

verursachten außerklinischen Kreislaufstillstand sollten<br />

auf 32-34°C gekühlt werden. Die Kühlungsbehandlung<br />

sollte sobald wie möglich begonnen werden und<br />

zumindest 12 bis 24 Stunden fortgeführt werden. Diese<br />

Therapie ist möglicherweise ebenso vorteilhaft bei<br />

Patienten, die den Kreislaufstillstand im Krankenhaus<br />

erlitten hatten und bei Patienten mit nicht-schockbaren<br />

Herzrhythmen. Lokale Richtlinien an den betreuenden<br />

Intensivstationen sollten festlegen, welche Patienten<br />

dann jeweils gekühlt werden sollten. Es besteht derzeit<br />

jedoch Übereinstimmung, dass Patienten mit schweren<br />

systemischen Infektionen, multiplen Organausfällen und<br />

schwerem kardiogenen Schock nicht gekühlt werden<br />

sollten. Kältezittern kann durch eine adäquate Sedierung<br />

und die Gabe von muskelrelaxierenden Medikamenten<br />

verhindert werden. Eine Bolusgabe der relaxierenden<br />

Medikamente ist üblicherweise ausreichend, in einigen<br />

Fällen kann aber eine Dauerinfusion notwendig sein. Die<br />

Wiedererwärmung des Patienten sollte langsam (0,25-<br />

0,5°C/h) erfolgen und Fieber sollte dabei vermieden<br />

werden. Die optimale Zieltemperatur, Kühlrate,<br />

Dauer der Hypothermie und die optimale Rate der<br />

Wiedererwärmung müssen noch bestimmt werden.<br />

Andere unterstützende therapien<br />

Kontrolle des Blutzuckers<br />

Es gibt einen starken Zusammenhang zwischen hohen<br />

Blutzuckerwerten nach der Wiederbelebung und<br />

einem schlechten neurologischen Ergebnis. Eine enge<br />

Kontrolle des Blutzuckerwertes (4,4 – 6,1 mmol/l; 80<br />

– 110 mg/dl) mittels Insulin reduziert die Krankenhaus-<br />

Sterblichkeit bei Intensivpatienten. Für Patienten nach<br />

einem Kreislaufstillstand wurde dies jedoch noch nicht<br />

direkt nachgewiesen. Der Effekt wird eher durch die<br />

strikte Blutzuckerkontrolle als durch die verabreichte<br />

Insulindosis bewirkt. Es gibt derzeit jedoch noch keine<br />

randomisierten klinischen Studien, die die Auswirkungen<br />

einer strikten Blutzuckerkontrolle bei Patienten nach<br />

einem Kreislaufstillstand untersucht haben.<br />

European Resuscitation Council <strong>Erweiterte</strong> <strong>Lebensrettende</strong> <strong>Maßnahmen</strong> 161<br />

KAP<br />

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