Erweiterte Lebensrettende Maßnahmen - Erkan Arslan
Erweiterte Lebensrettende Maßnahmen - Erkan Arslan
Erweiterte Lebensrettende Maßnahmen - Erkan Arslan
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
- Anlage des Körpers der Schwangeren an die<br />
Oberschenkel der knieenden Helfer<br />
• Für die Herzdruckmassage kann eine weiter<br />
kraniale Handposition notwendig sein, um dem<br />
höherstehenden Zwerchfell und der, durch den<br />
graviden Uterus verursachten, Verlagerung des<br />
Abdomens Rechnung zu tragen.<br />
• Während der Schwangerschaft besteht ein erhöhtes<br />
Risiko der Aspiration von Mageninhalt. Die frühe<br />
Intubation reduziert dieses Risiko. Die Intubation<br />
bei Schwangeren kann erschwert sein. Alternative<br />
Beatmungshilfen und ein in der Intubation erfahrener<br />
Kollege könnten notwendig sein.<br />
• Wählen sie für die Defibrillation die Standard-<br />
Energien. Eine Linksseitenlage und große Brüste<br />
können die Auflage der Paddles erschweren.<br />
Klebeelektroden sind hier deutlich im Vorteil.<br />
Reversible Ursachen<br />
Bedenken sie die reversiblen Ursachen (4 H´s und HITS).<br />
Die Verwendung eines abdominellen Utraschallgerätes<br />
während der Reanimation einer Schwangeren<br />
kann hilfreich sein; es sollten aber andere wichtige<br />
Behandlungen dadurch nicht gestört werden. Spezifische<br />
reversible Ursachen in der Schwangerschaft sind:<br />
• Blutung: Eine Blutung kann vor und nach der<br />
Geburt auftreten, Ursachen können sein: Ektope<br />
Schwangerschaft, Plazentalösung, Plazenta praevia<br />
oder eine Uterusruptur. Entbindungsstationen sollten<br />
einen Notfallplan zur Behandlung von massiven<br />
Blutungen haben. Die Behandlung basiert auf dem<br />
ABCDE-Behandlungspfad. Der entscheidende Schritt<br />
ist, die Blutung zu stoppen. Folgende Punkte sind<br />
überlegenswert: Gabe von intravenöser Flüssigkeit<br />
mittels Druckinfusionssystem, Korrektur von<br />
Gerinnungsstörungen, Oxytocin, Ergometrine und<br />
Prostaglandine zur Beseitigung der Uterusatonie,<br />
Kompressionsnähte des Uterus, radiologische<br />
Embolisation von blutenden Gefäßen und<br />
chirurgische <strong>Maßnahmen</strong> inklusive Cross clamping<br />
der Aorta und Hysterektomie..<br />
• Medikamente: Patientinnen, die aufgrund einer<br />
Präeklampsie Magnesium erhalten, können<br />
insbesondere in Kombination mit einer Oligurie eine<br />
Überdosierung zeigen. Eine Magnesiumvergiftung<br />
sollte mit Calcium behandelt werden (siehe<br />
lebensbedrohliche Elektrolytverschiebungen). Eine<br />
Blockade des zentralen Nervensystems zur Analgesie<br />
oder Anästhesie kann Probleme aufgrund der<br />
Sympathikusblockade (Hypotension, Bradykardie).<br />
oder auch lokaltoxische Nebenwirkungen<br />
verursachen.<br />
• Herz-Kreislauferkrankungen: Die pulmonale<br />
Hypertension verursacht die meisten Todesfälle<br />
bei angeborenen Herzerkrankungen. Eine<br />
Kardiomyopathie in der Schwangerschaft, der<br />
Herzinfarkt, ein Aneurysma oder eine Dissektion<br />
der großen Gefäße sind die Hauptursache bei den<br />
erworbenen Herzerkrankungen. Schwangere Frauen<br />
mit koronarer Herzkrankheit können ein akutes<br />
Koronarsyndrom entwickeln. Die perkutane coronare<br />
Intervention ist die Reperfusionsstrategie der Wahl<br />
für einen STEMI während der Schwangerschaft, da die<br />
thrombolytische Therapie relativ kontraindiziert ist.<br />
• präeklampsie und Eklampsie: Eklampsie ist definiert<br />
als Entwicklung von Krampfanfällen und/oder<br />
unklarem Koma während der Schwangerschaft oder<br />
nach der Geburt bei Patientinnen mit Zeichen der<br />
Präeklamsie. Magnesium kann das Auftreten einer<br />
Eklampsie während der Wehen oder unmittelbar<br />
nach der Geburt in diesen Fällen möglicherweise<br />
verhindern.<br />
• Fruchtwasserembolie kann mit Dyspnoe, Zyanose,<br />
Arrhythmien, Hypotension und Blutungen in<br />
Kombination mit einer disseminierten intravasalen<br />
Gerinnungsstörung einhergehen. Die Symptome<br />
können variieren und auch einer Anaphylaxie<br />
ähneln. Die Therapie ist unterstützend – spezifische<br />
Therapiemaßnahmen gibt es nicht.<br />
Sectio Caesarea<br />
Sollten die ersten Reanimationsversuche scheitern, kann<br />
die Entbindung des Föten die Chancen der erfolgreichen<br />
Wiederbelebung für Mutter und Kind erhöhen.<br />
Die beste Überlebensrate für Kinder ab der 24-25<br />
SSW besteht, wenn sie innerhalb fünf Minuten nach<br />
dem Beginn des Herz-Kreislaufstillstandes der Mutter<br />
entbunden werden. Die Geburt vermindert die Cava-<br />
Kompression und kann die Wahrscheinlichkeit des<br />
Reanimationserfolges der Mutter erhöhen. Gleichzeitig<br />
wird der Zugang zum Kind ermöglicht, sodass mit der<br />
Reanimation des Kindes begonnen werden kann.<br />
In Rückenlage beginnt der Uterus ab der 20 SSW den<br />
Blutfluss der V. cava inferior und der Aorta abdominalis<br />
zu behindern; allerdings beginnt die Überlebensfähigkeit<br />
des Föten nach etwa 24-25 Wochen.<br />
• Gestationsalter < 20 Wochen: notfallmäßige Sectio<br />
caesarea ist nicht notwendig, da die Größe des<br />
Uterus das Herzzeitvolumen der Schwangeren nicht<br />
kompromittiert<br />
• Gestationsalter ungefähr 20-23 Wochen:<br />
Initiieren Sie die notfallmäßige Entbindung um<br />
den Reanimationserfolg der Mutter zu verbessern.<br />
Ein Überleben des Feten zu diesem Zeitpunkt ist<br />
unwahrscheinlich.<br />
• Gestationsalter ungefähr > 23 Wochen: Initiieren<br />
Sie die notfallmäßige Entbindung, um das Leben der<br />
Mutter und des Kindes zu retten.<br />
Vorausplanung<br />
<strong>Erweiterte</strong> Wiederbelebung bei Schwangeren bedarf<br />
einer Koordination aus Reanimation der Mutter,<br />
Sectio Caesarea zur Entwicklung des Feten und einer<br />
Neugeborenen Reanimation innerhalb von fünf<br />
Minuten. Um dies zu erreichen, gilt für Stationen,<br />
die wahrscheinlich mit Reanimationen in der<br />
Schwangerschaft zu tun haben werden:<br />
• Notfallpläne und das Equipment zur Reanimation für<br />
European Resuscitation Council <strong>Erweiterte</strong> <strong>Lebensrettende</strong> <strong>Maßnahmen</strong> 153