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Erweiterte Lebensrettende Maßnahmen - Erkan Arslan

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dass der Sauerstoffgehalt des Blutes sinkt, werden<br />

auch diese Patienten hypoxische Organschäden<br />

oder einen Kreislaufstillstand erleiden. Unter solchen<br />

Umständen können aber tiefere PaO 2 - und spO 2 -<br />

Werte toleriert werden. Als Zielwerte sind hier ein<br />

PaO 2 von 60 mmHg (8 kPa) oder Sättigungen von 90<br />

% in der Pulsoxymetrie akzeptabel.<br />

12. Sollte die spontane Atmung eines Patienten<br />

unzureichend sein oder fehlen, lassen Sie sofort<br />

Expertenhilfe anfordern und unterstützen<br />

Sie zwischenzeitlich die Atmung mit einem<br />

Beatmungsbeutel und Maske.<br />

C = Circulation (Kreislauf)<br />

Bis zum Beweis des Gegenteils gilt bei fast allen<br />

medizinischen oder chirurgischen Notfällen die<br />

Hypovolämie als die häufigste Ursache eines<br />

Schockzustandes. Alle zentralisierten Patienten mit<br />

einer erhöhten Herzrate sollten Infusionen erhalten.<br />

Ausnahmen sind Patienten mit offensichtlichen<br />

Hinweisen auf eine kardiale Ursache. Bei chirurgischen<br />

Patienten muss eine verdeckte oder offene Blutung<br />

ausgeschlossen werden. Auch Atemprobleme, wie<br />

ein Spannungspneumothorax, können den Kreislauf<br />

beeinträchtigen. Ein solches Problem hätte schon bei<br />

B = Breathing (Atmung) erfasst und behoben werden<br />

müssen.<br />

1. Untersuchen Sie die Hände und Finger ➞ Sind sie<br />

blau, rosig, blass oder marmoriert?<br />

2. Beurteilen Sie die Temperatur der Extremitäten durch<br />

berühren der Hände ➞ Sind sie kalt oder warm?<br />

3. Beurteilen Sie die Kapillarperfusion. Pressen Sie<br />

eine Fingerspitze des Patienten für 5 Sekunden,<br />

so dass die Haut blass wird. Halten Sie die Hand<br />

dabei auf Herzhöhe. Beobachten Sie jetzt die Zeit,<br />

bis die Druckstelle die gleiche Farbe hat wie der<br />

restliche Finger. Normalerweise sollte es nicht mehr<br />

als 2 Sekunden dauern. Eine Verlängerung der<br />

Reperfusionszeit bedeutet eine schlechte periphere<br />

Zirkulation. Andere Faktoren können ebenfalls<br />

die Reperfusionszeit verlängern (z.B. eine kalte<br />

Umgebung, schlechte Lichtverhältnisse, oder hohes<br />

Alter).<br />

4. Beurteilen Sie die Venenfüllung. Bei einer<br />

Hypovolämie können die Venen schlecht gefüllt oder<br />

kollabiert sein.<br />

5. Zählen Sie die Pulsfrequenz (oder vorzugsweise die<br />

Herzfrequenz).<br />

6. Tasten Sie die peripheren und zentralen Pulse.<br />

Beurteilen Sie Vorhandensein, Frequenz, Qualität,<br />

Regelmäßigkeit, und Vergleichbarkeit. Kaum tastbare<br />

zentrale Pulse lassen auf eine schlechte kardiale<br />

Auswurfleistung schließen, während klopfende Pulse<br />

auf eine Sepsis schließen lassen könnten.<br />

7. Messen Sie den Blutdruck. Ein normaler Blutdruck<br />

ist auch im Schock möglich. Durch Erhöhung<br />

des peripheren Widerstandes kann ein niedriges<br />

Herzzeitvolumen kompensiert werden. Ein<br />

niedriger diastolischer Wert weist auf eine arterielle<br />

Vasodilatation hin (wie in der Anaphylaxie oder<br />

Sepsis). Eine niedrige Druckamplitude die Differenz<br />

zwischen systolischem und diastolischem Blutdruck,<br />

normal sind ~35-45 mmHg, deutet auf eine<br />

arterielle Vasokonstriktion (kardiogener Schock oder<br />

Hypovolämie) und kann mit einer Tachyarrhythmie<br />

einhergehen.<br />

8. Auskultieren Sie das Herz. Sind Herzgeräusche oder<br />

ein Perikardreiben hörbar? Sind die Herztöne gut zu<br />

hören? Korrespondiert die Herzfrequenz mit dem<br />

tastbaren Puls?<br />

9. Achten Sie auf weitere Zeichen einer schlechten<br />

kardialen Auswurfleistung, wie eine Verringerung der<br />

Vigilanz oder, falls ein Blasenkatheter vorhanden ist,<br />

auf die Urinausscheidung (< 0.5 ml kg-1 h-1 ).<br />

10. Suchen Sie nach externen Blutungen durch Wunden<br />

und Drainagen. Suchen Sie nach versteckten inneren<br />

Blutungen. (z.B. intrathorakal, intra-, retroperitoneal,<br />

oder gastrointestinal). Versteckte Blutungen in den<br />

Thorax, ins Abdomen oder ins Becken können zu<br />

einem signifikanten Blutverlust führen, auch wenn<br />

die Drainagen leer sind.<br />

11. Die Behandlung eines Kreislaufversagens ist von der<br />

Ursache abhängig und sollte durch Infusionsgabe,<br />

Kontrolle von Blutungen, und die Wiederherstellung<br />

einer adäquaten Gewebeperfusion bestimmt sein.<br />

Achten Sie auf unmittelbar lebensbedrohliche<br />

Umstände und behandeln Sie diese mit höchster<br />

Dringlichkeit (z.B. eine Herzbeuteltamponade,<br />

massive oder kontinuierliche Blutungen, oder einen<br />

septischen Schock).<br />

12. Legen Sie einen oder mehrere großlumige i.v.-<br />

Zugänge (14 oder 16 G). Kurze, großlumige Kanülen<br />

ermöglichen die höchsten Infusionsraten min-1.<br />

13. Entnehmen Sie Blutproben für Labor (z.B. Blutzucker,<br />

Blutbild, Elektrolyte, Gerinnung, etc.), Mikrobiologie<br />

und Blutbank (Kreuzblut) noch vor der ersten<br />

Infusionsgabe.<br />

14. Geben Sie bei normotensiven Patienten einen<br />

Flüssigkeitsbolus von 500 ml warmer kristalloider<br />

Lösung über 5-10 min. Geben Sie 1000 ml bei<br />

hypotensiven Patienten. Bei Patienten mit bekanntem<br />

Herzversagen sollten kleinere Mengen infundiert<br />

(z.B. 250 ml) und eine engmaschige Überwachung<br />

durchgeführt werden. Achten Sie nach jedem<br />

Bolus auf feuchte Atemgeräusche und ziehen Sie<br />

das Anlegen eines Zentralen-Venen-Katheters in<br />

Erwägung.<br />

15. Überprüfen Sie Herzfrequenz und Blutdruck alle 5<br />

Minuten. Als Zielwert dient der bekannte normale<br />

Blutdruck des Patienten. Sollte der nicht bekannt<br />

sein, so ist ein systolischer Wert von > 100 mmHg<br />

anzustreben.<br />

16. Kommt es zu keiner Verbesserung, dann wiederholen<br />

Sie den Flüssigkeitsbolus.<br />

17. Bei Zeichen eines akuten Herzversagen (Atemnot,<br />

erhöhte Herzfrequenz, hoher Zentral-Venen-Druck,<br />

dritter Herzton und feuchte Rasselgeräusche)<br />

müssen die Infusionen verringert oder sogar<br />

European Resuscitation Council <strong>Erweiterte</strong> <strong>Lebensrettende</strong> <strong>Maßnahmen</strong> 11<br />

KAP<br />

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