Erweiterte Lebensrettende Maßnahmen - Erkan Arslan
Erweiterte Lebensrettende Maßnahmen - Erkan Arslan
Erweiterte Lebensrettende Maßnahmen - Erkan Arslan
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
trotz möglicher Wirbelsäulenverletzung so<br />
schnell wie möglich aus dem Wasser gezogen<br />
werden (insbesondere wenn kein Instrument zur<br />
Rückenstützung vorhanden ist), wobei versucht<br />
werden soll, die Flexion und Extension des Nackens zu<br />
limitieren.<br />
• Das Opfer sollte in einer horizontalen Position<br />
aus dem Wasser gezogen werden, um das Risiko<br />
einer Post-Immersions-Hypotension und eines<br />
Kreislaufkollapses zu minimieren.<br />
Atemspende<br />
• Bei Apnoe sollte die Atemspende begonnen werden,<br />
sobald die Atemwege des Opfers geöffnet werden<br />
können und die Sicherheit des Helfers garantiert<br />
ist. Dies kann manchmal im seichten Wasser der Fall<br />
sein. Mund-zu-Nasen-Beatmung kann als Alternative<br />
zur Mund-zu-Mund-Beatmung angewandt werden,<br />
sollte das Zudrücken der Nase schwierig sein. In<br />
tiefem Wasser sollte die Atemspende nur durch<br />
trainierte Personen begonnen werden, idealerweise<br />
unter Verwendung einer Auftriebshilfe. Keine<br />
Reanimationsversuche in tiefem Wasser, außer wenn<br />
vorher trainiert.<br />
• Sollte nach Öffnen der Atemwege keine<br />
Spontanatmung vorhanden sein, soll für ungefähr<br />
eine Minute die Atemspende durchgeführt werden<br />
(10 Beatmungen). Sollte das Opfer nicht wieder zu<br />
atmen beginnen, hängt das weitere Vorgehen von der<br />
Distanz zum Ufer ab. Wenn der Retter und das Opfer<br />
sich nahe am Land befinden (< 5min Rettungszeit),<br />
Fortsetzen der Atemspende, sofern möglich. Bei<br />
mehr als geschätzten 5 Minuten Entfernung vom<br />
Land sollte die Atemspende über eine weitere Minute<br />
durchgeführt werden und dann der Patient so schnell<br />
wie möglich ohne weitere Beatmungsversuche an<br />
Land gebracht werden.<br />
• Es besteht keine Notwendigkeit, die Atemwege von<br />
aspiriertem Wasser frei zu machen. Fremdkörper<br />
sollten manuell oder, wenn festes Land erreicht<br />
ist, sofern verfügbar mittels Absaugung entfernt<br />
werden. Die meisten Ertrinkungsopfer aspirieren<br />
kleine Mengen an Wasser, und dieses wird schnell in<br />
den zentralen Kreislauf absorbiert. Es sollte weder<br />
abdominaler Druck ausgeübt noch der Kopf des<br />
Opfers niedergedrückt werden, um Wasser aus Lunge<br />
oder Magen zu entfernen.<br />
Herzdruckmassage<br />
• Überprüfung der Atmung, sobald das Opfer aus<br />
dem Wasser geborgen ist. Wenn das Opfer nicht<br />
atmet, sofortiger Beginn der Herzdruckmassage.<br />
Trainierte medizinische Helfer können Puls oder<br />
andere Lebenszeichen prüfen, bei Ertrinkungsopfern<br />
ist dies insbesondere bei Kälte besonders schwierig<br />
(siehe Hypothermie). Bei jeglichen Zweifeln<br />
an der Diagnose des Kreislaufstillstands sollte<br />
mit der Herzdruckmassage begonnen werden.<br />
Herzdruckmassage ist im Wasser ineffektiv.<br />
Defibrillation<br />
• Wenn ein AED verfügbar ist, sollte dieser am<br />
Patienten angebracht und eingeschaltet werden.<br />
Vor Anlegen der AED Elektroden sollte der Brustkorb<br />
des Patienten abgetrocknet werden, um die Haftung<br />
zu ermöglichen. Die Schockabgabe erfolgt nach<br />
Anweisung des AED. Bei Hypothermie mit einer<br />
Körperkerntemperatur < 30°C sollte die Defibrillation<br />
auf insgesamt drei Versuche beschränkt werden, bis<br />
die Körpertemperatur auf über 30°C ansteigt.<br />
Regurgitation während der Wiederbelebung<br />
• Regurgitation von Mageninhalt nach Wiederbelebung<br />
aufgrund Ertrinkens ist häufig und erschwert das<br />
Atemwegsmanagement. Bei Erbrechen sollte<br />
der Mund des Opfers zur Seite gedreht und das<br />
regurgitierte Material entfernt werden, wenn<br />
möglich mittels Absaugung. Bei Verdacht auf<br />
Wirbelsäulenverletzung sollte das Opfer so gedreht<br />
werden, dass der Kopf, der Nacken und der Brustkorb<br />
in einer Achse gehalten werden kann. Diese Drehung<br />
kann nur von mehreren Rettern durchgeführt werden<br />
<strong>Erweiterte</strong> Wiederbelebung<br />
Atemwege und (Be)Atmung<br />
• High-flow Sauerstoff bei Spontanatmung. Sollte der<br />
Patient auf diese Behandlung nicht reagieren, ist eine<br />
nicht-invasive Beatmung oder ein durchgehender<br />
positiver Atemwegsdruck (continuous positive airway<br />
pressure, CPAP) überlegenswert; die inspiratorische<br />
Sauerstoffkonzentration sollte mit Hilfe von<br />
Pulsoxymeter und arterieller Blutgasanalyse titriert<br />
werden.<br />
• Wenn die ersten <strong>Maßnahmen</strong> misslingen und<br />
der Patient sich erschöpft oder einen reduzierten<br />
Bewusstseinszustand aufweist, sollte frühzeitig<br />
an die endotracheale Intubation und kontrollierte<br />
Beatmung gedacht werden. Wählen sie eine Schnell-<br />
Intubationstechnik zur endotrachealen Intubation.<br />
• Frühe Sicherung der Atemwege beim<br />
Kreislaufstillstand, idealerweise mittels<br />
endotrachealem Tubus. Hohe inspiratorische<br />
Sauerstoffkonzentration während der Beatmung.<br />
• Zur Entlastung und Entleerung des Magens sollte eine<br />
Magensonde gelegt werden.<br />
Kreislauf und Defibrillation<br />
• Vorgehen entsprechend Standard ALS Protokoll.<br />
Bei schwerer Hypothermie (Köperkerntemperatur<br />
< 30°C) werden die Defibrillationsversuche auf drei<br />
beschränkt sowie keine Medikamente intravenös<br />
verabreicht, bis die Körperkerntemperatur über dieses<br />
Niveau ansteigt. Bei moderater Hypothermie sind die<br />
Intervalle bei der intravenösen Medikamentengabe<br />
länger als die Standardintervalle (siehe Hypothermie).<br />
• Während länger dauernder Immersion kann durch den<br />
hydrostatischen Druck des Wassers auf den Körper<br />
European Resuscitation Council <strong>Erweiterte</strong> <strong>Lebensrettende</strong> <strong>Maßnahmen</strong> 143<br />
KAP<br />
13