Erweiterte Lebensrettende Maßnahmen - Erkan Arslan
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Kapitel 13 Kreislaufstillstand unter besonderen Umständen<br />
von Steroiden, Barbituraten oder Antibiotika.<br />
Hyperthermie<br />
Definition<br />
Überwärmung entsteht, wenn die<br />
Thermoregulationsfähigkeit des Körpers versagt und<br />
die Körperkerntemperatur das normalerweise durch<br />
homöostatische Mechanismen aufrechterhaltene Maß<br />
übersteigt.<br />
Die Überwärmung kann exogen durch äußere Einflüsse<br />
oder sekundär durch körpereigene Wärmeproduktion<br />
entstehen.<br />
Die umgebungsbedingte Hyperthermie entsteht, wenn<br />
Wärme, üblicherweise in Form von Strahlungsenergie,<br />
vom Körper schneller absorbiert wird als durch<br />
Thermoregulations-mechanismen abgegeben<br />
werden kann. Hyperthermie führt zu einer Reihe von<br />
Notfallbildern beginnend mit Hitzebelastung, in weiterer<br />
Folge Hitzeerschöpfung und Hitzschlag, welcher in ein<br />
Multiorganversagen und in manchen Fällen zum Herz-<br />
Kreislaufstillstand führen kann.<br />
Die maligne Hyperthermie (MH) ist eine<br />
seltene muskuloskelettale Dysfunktion des<br />
Kalziumgleichgewichts, die durch Muskelkontrakturen<br />
und eine hypermetabolische Krise charakterisiert<br />
ist, welche bei genetisch prädisponierten Patienten<br />
durch halogenierte Anästhetika und depolarisierende<br />
Muskelrelaxantien ausgelöst wird.<br />
Hitzschlag<br />
Der Hitzschlag ist eine systemische Entzündungsantwort<br />
mit einer Körperkerntemperatur > 40,6°C in Verbindung<br />
mit Persönlichkeitsveränderung und unterschiedlichen<br />
Graden von Organdysfunktionen. Es werden zwei Formen<br />
unterschieden: Der klassische Hitzschlag, welcher<br />
durch hohe Umgebungstemperaturen vornehmlich<br />
ältere Mitmenschen während Hitzeperioden trifft; der<br />
„exertionale“ Hitzschlag ist durch starke körperliche<br />
Anstrengung bei hohen Umgebungstemperaturen<br />
und/oder hoher Luftfeuchtigkeit bedingt und betrifft<br />
vornehmlich junge Menschen. Die Mortalität des<br />
Hitzschlags liegt bei 10-50%.<br />
prädisponierende Faktoren<br />
Ältere Personen haben ein höheres Risiko für<br />
hitzebedingte Erkrankungen. Die Ursachen sind<br />
zugrundeliegende Krankheiten, regelmäßige Medikation,<br />
reduzierte Möglichkeiten der Thermoregulation und eine<br />
geringere soziale Unterstützung.<br />
Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren wie:<br />
Akklimatisierungsschwäche, Dehydratation, Übergewicht,<br />
Alkohol, Krankheiten des Herz-Kreislaufsystems,<br />
Hauterkrankungen (Schuppenflechte, Ekzeme,<br />
Sklerodermie, Verbrennungen, zystische Fibrose),<br />
Hyperthyreose, Phäochromozytom, Medikamente<br />
140 <strong>Erweiterte</strong> <strong>Lebensrettende</strong> <strong>Maßnahmen</strong><br />
und Drogen (Anticholinergika, Morphin, Kokain,<br />
Amphetamine, Phenothiazine, Sympathomimetika, Ca++<br />
Kanal Blocker, Beta Blocker).<br />
Klinische Erscheinungsform<br />
Der Hitzschlag kann dem septischen Schock ähneln und<br />
durch ähnliche Mechanismen entstehen. Charakteristisch<br />
sind:<br />
• Körperkerntemperatur > 40,6° C;<br />
• Heiße, trockene Haut ( die Hälfte der Patienten mit<br />
anstrengungsbedingtem Hitzschlag schwitzen);<br />
• Frühzeichen: extreme Müdigkeit, Kopfschmerzen,<br />
Ohnmacht, Gesichtsröte, Erbrechen und Durchfall;<br />
• Kardiovaskuläre Dysfunktion einschließlich<br />
Arrhythmien und Hypotension;<br />
• Respiratorische Einschränkung einschließlich ARDS;<br />
• ZNS Dysfunktion einschließlich Krampfanfall und<br />
Koma;<br />
• Leber- und Nierenversagen;<br />
• Gerinnungsstörungen;<br />
• Rhabdomyolyse.<br />
Andere Umstände müssen bedacht werden:<br />
• Medikamentennebenwirkungen;<br />
• Syndrome durch Absetzen von Medikamenten;<br />
• Serotonin Nebenwirkung;<br />
• Neuroleptisch-maligne Syndrome;<br />
• Sepsis;<br />
• ZNS Infektion;<br />
• Endokrine Fehlfunktion (z.B. Thyreotoxische Krise,<br />
Phäochromozytom).<br />
Behandlung<br />
Der Schwerpunkt der Behandlung ist die unterstützende<br />
Therapie auf Basis der ABCDE <strong>Maßnahmen</strong> und die<br />
Kühlung des Patienten.<br />
• Beginnen Sie mit der Kühlung des Patienten, bevor<br />
er das Krankenhaus erreicht. Patienten mit schwerem<br />
Hitzschlag sollten auf einer Intensivstation betreut<br />
werden.<br />
• Benutzen sie hämodynamisches Monitoring, um<br />
die Flüssigkeitstherapie zu steuern. Es kann ein<br />
hoher Volumenbedarf entstehen. Gleichen sie den<br />
Elektrolythaushalt aus.<br />
• Bei einem Herz-Kreislaufstillstand folgen sie den<br />
Standard-Empfehlungen des BLS und ALS und<br />
kühlen sie den Patienten. Die Defibrillation wird, falls<br />
notwendig, entsprechend den gültigen Leitlinien<br />
durchgeführt, während die Kühlung des Patienten<br />
fortgesetzt wird.<br />
• Wenden sie die Empfehlungen der<br />
Postreanimationsphase entsprechend der Leitlinien an<br />
(Kapitel 14).<br />
European Resuscitation Council