Erweiterte Lebensrettende Maßnahmen - Erkan Arslan
Erweiterte Lebensrettende Maßnahmen - Erkan Arslan
Erweiterte Lebensrettende Maßnahmen - Erkan Arslan
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Medikamente, versuchtes elektrisches Pacing und<br />
versuchter Defibrillation unempfindlich sein. Der<br />
Metabolismus der Medikamente ist verlangsamt, so<br />
dass potentiell toxische Plasmakonzentrationen von<br />
jeder Substanz, welche wiederholt gegeben wird,<br />
auftreten können. Man sollte kein Adrenalin und<br />
andere Medikamente geben, solange der Patient nicht<br />
auf Temperaturen über 30 °C aufgewärmt worden<br />
ist. Nachdem 30°C erreicht worden sind, sollten<br />
die Zeitintervalle der Medikamentenapplikation<br />
verdoppelt werden (zwei Mal so lang wie normal).<br />
Bei Normalisierung der Patiententemperatur (>35°C)<br />
kommen die Standardmedikamentenprotokolle zur<br />
Anwendung.<br />
• Medikamente sollten, falls möglich, über einen<br />
zentralen oder großlumigen proximal venösen<br />
Zugang gegeben werden.<br />
• Andere primäre Gründe für einen Kreislaufstillstand<br />
sollten ausgeschlossen werden (z.B.<br />
Medikamentenüberdosierung, Hypothyreose oder<br />
Trauma) oder auch reversible Ursachen anhand der 4<br />
H´s und HITS.<br />
• Elektrolyte, Glukose und Blutgase sollten regelmäßig<br />
während der Reanimation und Postreanimationsphase<br />
überwacht werden, da schnelle Veränderungen<br />
auftreten können.<br />
• Blutgasanalysegeräte beziehen die Blutgaswerte für<br />
den Patienten auf eine Temperatur von 37°C, wenn die<br />
Patiententemperatur nicht in das Gerät eingegeben<br />
wird. Sauerstoff- und Kohlendioxidpartialdruck<br />
sind bei der Hypothermie verringert, da sich die<br />
Gase bei geringeren Temperaturen besser lösen. Im<br />
klinischen Alltag ist es einfacher, alle Messungen<br />
bei 37°C zu machen. Es ist dann nur wichtig, sie<br />
mit den bekannten Normalwerten für 37°C zu<br />
vergleichen. Dies ermöglicht auch den Vergleich von<br />
Serienergebnissen der Blutgasproben während der<br />
Erwärmungsphase.<br />
Arrhythmien<br />
Mit zunehmendem Sinken der Körperkerntemperatur<br />
neigt die Sinusbradykardie dazu, in ein Vorhofflimmern<br />
überzugehen, welches von Kammerflimmern (VF)<br />
und schließlich Asystolie gefolgt wird. Hier sollten die<br />
Standard-Behandlungsprotokolle angewendet werden.<br />
• Andere Arrhythmien als das Kammerflimmern<br />
tendieren dazu, mit dem Ansteigen der<br />
Körperkerntemperatur spontan zu sistieren und<br />
bedürfen keiner sofortigen Behandlung. Eine<br />
Bradykardie kann bei einer schweren Hypothermie<br />
physiologisch sein. Eine Schrittmachertherapie ist<br />
nicht notwendig, außer die Bradykardie persistiert<br />
nach der Wiedererwärmung.<br />
• Der Nachweis von VF/VT führt zur Defibrillation. Sollte<br />
eine VF/VT nach drei Defibrillationen fortbestehen,<br />
führen Sie weitere notwendige Defibrillationen erst<br />
nach dem Erreichen einer Körperkerntemperatur<br />
>30°C durch. Automatische externe Defibrillatoren<br />
(AED`s) dürfen bei diesen Patienten benutzt werden.<br />
Aufwärmen<br />
Allgemeine <strong>Maßnahmen</strong> für alle Patienten umfassen das<br />
Entfernen aus der kalten Umgebung, Verhindern von<br />
weiterem Wärmeverlust und einen schnellen Transport in<br />
das Krankenhaus. Eine Erwärmung kann passiv äußerlich,<br />
aktiv äußerlich oder aktiv innerlich erfolgen.<br />
• Kalte oder nasse Kleidung sollte so bald wie möglich<br />
entfernt werden. Das Opfer sollte abgetrocknet und<br />
zugedeckt werden. Schützen sie den Patienten vor<br />
Wind.<br />
• Die Erwärmung sollte passiv erfolgen durch Zudecken<br />
in einem warmen Raum, sofern das Opfer mit milder<br />
Hypothermie bei Bewusstsein ist.<br />
• Bei schwerer Hypothermie oder im Kreislaufstillstand<br />
sind aktive <strong>Maßnahmen</strong> zur Erwärmung notwendig.<br />
Erwärmung mittels warmer Luft oder intravenöser<br />
Applikation von warmer Flüssigkeit ist bei<br />
Patienten mit schwerer Hypothermie und einem<br />
funktionsfähigen Kreislauf sehr effektiv. Andere<br />
Erwärmungstechniken umfassen die Verwendung<br />
von warmen, befeuchteten Gasen und gastrische,<br />
peritoneale, pleurale oder Blasen-Lavage mit warmer<br />
Flüssigkeit (um 40°C) sowie die extrakorporale<br />
Bluterwärmung mit partialem Bypass.<br />
• Beim Patienten mit Kreislaufstillstand und<br />
Hypothermie ist ein Herz-Lungen-Bypass die<br />
bevorzugte Methode einer aktiven inneren<br />
Erwärmung, weil dies den Kreislauf, die<br />
Oxygenierung und die Beatmung ersetzt, während<br />
die Kerntemperatur des Körpers langsam erhöht<br />
wird. Überlebende einer Fallserie wurden vor<br />
dem Anschluss an die Herz-Lungenmaschine<br />
durchschnittlich 65 Minuten konventionell reanimiert.<br />
Leider sind die Möglichkeiten des extrakorporalen<br />
Bypasses nicht weit verbreitet, sodass unter<br />
Umständen eine Kombination anderer Möglichkeiten<br />
benutzt werden muss.<br />
• Erwärmen Sie die Patienten nicht zu stark. Bei<br />
komatösen Patienten kann eine Periode einer<br />
therapeutischen Hypothermie von 32-34°C von Vorteil<br />
sein. Hyperthermie ist bei diesen Patienten schädlich<br />
(siehe unten).<br />
• Während der Erwärmung benötigen die Patienten<br />
große Mengen an Flüssigkeiten, weil sich aufgrund<br />
der Vasodilatation ihr vaskulärer Raum ausdehnt. Alle<br />
intravenösen Flüssigkeiten sollten erwärmt werden.<br />
Ein ständiges hämodynamisches Monitoring sollte<br />
durchgeführt werden, und - sofern möglich - sollte die<br />
Behandlung dieser Patienten auf einer Intensivstation<br />
erfolgen.<br />
Phase nach der Wiederbelebung<br />
Vermeiden Sie Hyperthermie während und nach der<br />
Aufwärmphase. Bei ROSC sollten die Standard-Strategien<br />
für die Post-Reanimationsphase befolgt werden,<br />
einschließlich milde Hypothermie, sofern angezeigt.<br />
(Kapitel 14).<br />
Es gibt keine Evidenz für die routinemäßige Anwendung<br />
European Resuscitation Council <strong>Erweiterte</strong> <strong>Lebensrettende</strong> <strong>Maßnahmen</strong> 139<br />
KAP<br />
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