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Erweiterte Lebensrettende Maßnahmen - Erkan Arslan

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Kapitel 13 Kreislaufstillstand unter besonderen Umständen<br />

Man sollte sich auf eine verlängerte Reanimationszeit<br />

vorbereiten, insbesondere bei jungen Patienten, da<br />

das Gift während der lebenserhaltenden <strong>Maßnahmen</strong><br />

verstoffwechselt oder ausgeschieden werden könnte.<br />

Hypothermie<br />

Definition<br />

Hypothermie entspricht einem Absinken der<br />

Körperkerntemperatur unter 35 °C; die Klassifizierung<br />

erfolgt willkürlich als mild (32 bis 35 °C), moderat (32<br />

bis 30 °C) oder schwer (unter 30 °C). Hypothermie<br />

kann bei Personen mit normaler Thermoregulation<br />

auftreten, die kalter Umgebung, insbesondere nassen<br />

oder windigen Bedingungen ausgesetzt sind, oder nach<br />

Immersion in kaltem Wasser. Wenn die Thermoregulation<br />

beeinträchtigt ist, beispielsweise bei Älteren oder bei sehr<br />

jungen Menschen, kann schon eine milde Erkältung eine<br />

Hypothermie auslösen. Das Risiko einer Hypothermie wird<br />

auch durch Drogen- oder Alkoholaufnahme, Krankheit,<br />

Verletzungen oder Verwahrlosung erhöht. Hypothermie<br />

kann durch die klinische Vorgeschichte oder eine kurze<br />

Untersuchung des kollabierten Patienten vermutet<br />

werden. Ein Thermometer, das auch tiefe Temperaturen<br />

misst, wird zur Messung der Körperkerntemperatur und<br />

zur Bestätigung der Diagnose benötigt.<br />

Entscheidung zur Wiederbelebung<br />

Die Hypothermie kann einen schützenden Einfluss auf<br />

das Gehirn nach einem Kreislaufstillstand ausüben. Eine<br />

neurologische Erholung ist nach einem hypothermen<br />

Kreislaufstillstand möglich, obwohl diejenigen mit nicht<br />

asphyktischem Kreislaufstillstand eine bessere Prognose<br />

haben als diejenigen mit hypothermen Kreislaufstillstand,<br />

welcher mit Asphyxie verbunden ist. <strong>Lebensrettende</strong><br />

<strong>Maßnahmen</strong> sollten allein aufgrund des klinischen<br />

Erscheinungsbildes nicht vorenthalten werden.<br />

Man sollte vorsichtig sein bei der Todesfeststellung bei<br />

einem hypothermen Patienten, da die Hypothermie<br />

allein schon einen langsamen, wenig voluminösen,<br />

unregelmäßigen Puls und einen nicht messbaren<br />

Blutdruck verursacht. Die Hypothermie schützt das Gehirn<br />

und die lebenswichtigen Organe, und Arrhythmien<br />

vor oder während der Erwärmung sind potenziell<br />

reversibel. Bei 18° C kann das Gehirn Zeitspannen eines<br />

Kreislaufstillstandes 10 mal länger tolerieren als bei 37<br />

°C. <strong>Erweiterte</strong> Pupillen können durch eine große Vielfalt<br />

von Ursachen auftreten und dürfen nicht als Zeichen des<br />

Todes gewertet werden.<br />

Beim Auffinden eines Patienten im hypothermen<br />

Kreislaufstillstand in einer kalten Umgebung ist es nicht<br />

immer einfach, zwischen primärer und sekundärer<br />

Hypothermie zu unterscheiden. Der Kreislaufstillstand<br />

könnte primär aufgrund der Hypothermie entstanden<br />

sein, oder sekundär aufgrund eines normothermen<br />

Kreislaufstillstandes (z.B. Kreislaufstillstand aufgrund<br />

myokardialer Ischämie bei einer Person in kalter<br />

138 <strong>Erweiterte</strong> <strong>Lebensrettende</strong> <strong>Maßnahmen</strong><br />

Umgebung).<br />

Man sollte den Tod eines Patienten nicht bestätigen,<br />

solange dieser nicht erwärmt worden ist, oder<br />

Versuche seine Körperkerntemperatur zu erwärmen<br />

fehlgeschlagen sind; dabei kann eine verlängerte<br />

Reanimationszeit notwendig sein. Unter den<br />

präklinischen Bedingungen sollte eine Reanimation nur<br />

dann vorenthalten werden, wenn offensichtlich tödliche<br />

Verletzungen vorliegen oder der Körper vollständig<br />

gefroren ist, sodass Wiederbelebungsversuche nicht<br />

möglich sind. Im Krankenhaus wird man die klinische<br />

Beurteilung heranziehen, um den Zeitpunkt des<br />

Reanimationsabbruches bei einem hypothermen<br />

Patienten zu bestimmen.<br />

Behandlung<br />

Die Standardmaßnahmen zur Basisversorgung und<br />

Vorbeugung weiterer Komplikationen werden auch<br />

bei hypothermen Patienten angewendet. Man sollte<br />

dringende <strong>Maßnahmen</strong> wie die Intubation oder das<br />

Legen eines Gefäßkatheters nicht verzögern.<br />

• Atemwege freimachen und, falls es keinen spontanen<br />

Atemanstrengungen gibt, Beatmung mit hoher<br />

Sauerstoffkonzentration. Falls möglich, sollte<br />

angewärmter (40-46°C) und angefeuchteter Sauerstoff<br />

verwendet werden. Man sollte eine vorsichtige<br />

Intubation, wenn sie gemäß den ALS Algorithmen<br />

indiziert ist, in Erwägung ziehen. Die Verfahren<br />

können Kammerflimmern auslösen.<br />

• Es sollte eine große Arterie palpiert werden,<br />

sowie, falls vorhanden, ein EKG für 1 Minute<br />

abgeleitet werden und auf Lebenszeichen<br />

geachtet werden, bevor man den Schluss zieht,<br />

dass es keine Herzauswurfleistung gibt. Falls eine<br />

Doppleruntersuchung möglich ist, sollte man<br />

diese benutzen, um einen peripheren Blutfluss zu<br />

registrieren. Wenn dass Opfer pulslos ist, sollte die<br />

Herzdruckmassage sofort begonnen werden. Wenn<br />

man in der Beurteilung eines Patienten nicht geübt<br />

ist, oder wenn es irgendwelche Zweifel gibt, sollte<br />

sofort mit der Herzdruckmassage begonnen werden,<br />

bis erfahrenere Hilfe zur Verfügung steht. Sowohl die<br />

Atemfrequenz, als auch der Puls kann bei schwerer<br />

Hypothermie sehr langsam sein, so dass man mehr<br />

Zeit für die Beurteilung benötigt.<br />

• Sobald die Reanimation begonnen wurde, sollte man<br />

die Hypothermie mittels eines Thermometers für tiefe<br />

Temperaturen bestätigen. Man kann die ösophageale,<br />

Blasen-, rektale oder Ohrtemperaturmessung<br />

benutzen. Man sollte versuchen, eine dieser<br />

Methoden beizubehalten, um einen Serienvergleich<br />

zwischen den gemessenen Werten zu erlauben.<br />

• Das Verhältnis Kompression:Ventilation beträgt<br />

30:2 wie bei einem normothermen Patienten.<br />

Eine Hypothermie verursacht eine Steifheit des<br />

Brustkorbes, was die Herzdruckmassage und die<br />

Beatmung schwierig macht.<br />

• Das hypotherme Herz kann eventuell auf herzaktive<br />

European Resuscitation Council

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