Erweiterte Lebensrettende Maßnahmen - Erkan Arslan
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Kapitel 2 Erkennung von Risikopatienten und die Vermeidung eines Kreislaufstillstandes<br />
A = Airway (Atemweg)<br />
Die Obstruktion der Atemwege ist ein Notfall.<br />
Expertenhilfe muss sofort angefordert werden.<br />
Unbehandelt führt eine Verlegung der Atemwege zur<br />
Hypoxie mit dem Risiko einer Schädigung des Gehirns,<br />
der Nieren, und des Herzens. In der Folge kann es zu<br />
einem Kreislaufstillstand und zum Tod kommen.<br />
1. Achten Sie auf Zeichen einer Verlegung der<br />
Atemwege.<br />
• Eine Obstruktion verursacht eine paradoxe<br />
Bewegung von Thorax und Abdomen beim Atmen<br />
(„Schaukelatmung“) und die Zuhilfenahme der<br />
Atemhilfsmuskulatur. Eine zentrale Zyanose ist ein<br />
spätes klinisches Zeichen der Atemwegsobstruktion.<br />
Bei einer kompletten Verlegung sind keine<br />
Atemgeräusche an Mund und Nase hörbar. Bei einer<br />
Teilverlegung sind die Atemgeräusche häufig laut<br />
und das Atemzugvolumen ist verringert.<br />
• Kritisch Kranke mit einer eingeschränkten<br />
Bewusstseinslage entwickeln häufig eine Verlegung<br />
der Atemwege.<br />
2. Behandeln Sie eine Obstruktion der Atemwege als<br />
dringenden medizinischen Notfall:<br />
• Fordern Sie sofort Expertenhilfe an! Unbehandelt<br />
führt eine Obstruktion zur Hypoxie mit dem Risiko<br />
einer Schädigung des Gehirns, der Nieren, und des<br />
Herzens, sowie dem Risiko eines Kreislaufstillstandes<br />
und des Todes.<br />
• In den meisten Fällen sind nur einfache <strong>Maßnahmen</strong><br />
notwendig um die Atemwege frei zu machen (z.B.<br />
Halsüberstrecken, Absaugen, Oropharyngeal- oder<br />
Nasopharyngeal-Tuben). Sollten diese <strong>Maßnahmen</strong><br />
nicht zum Erfolg führen ist eine Intubation<br />
notwendig.<br />
3. Geben Sie Sauerstoff in hoher Konzentration:<br />
• Mit Hilfe einer Sauerstoff-Maske mit Reservoirbeutel<br />
kann eine hohe O -Konzentration erreicht werden.<br />
2<br />
Der O -Fluss muss ≥10 l min-1 betragen, damit<br />
2<br />
beim Einatmen der Reservoirbeutel gefüllt bleibt.<br />
Bei einem intubierten Patienten applizieren Sie<br />
über den Beatmungsbeutel Sauerstoff in hoher<br />
Konzentration.<br />
• Bei einem akuten Versagen der Atmung muss der<br />
PaO so normal wie möglich gehalten werden<br />
2<br />
(ungefähr bei 100 mmHg oder 13 kPa). Bei einigen<br />
Patienten ist diese Vorgabe nicht zu realisieren, so<br />
dass in Ausnahmefällen auch Werte von mindestens<br />
60 mmHg (8 kPa) oder einer Sättigung von 90 % im<br />
Pulsoxymeter toleriert werden können.<br />
B = Breathing (Atmung)<br />
Schon bei der ersten Untersuchung der Atmung müssen<br />
akut vital bedrohliche Zustände wie akutes schweres<br />
Asthma, Lungenödem, Spannungspneumothorax oder<br />
ein massiver Hämatothorax erkannt und behandelt<br />
werden.<br />
10 <strong>Erweiterte</strong> <strong>Lebensrettende</strong> <strong>Maßnahmen</strong><br />
1. Achten Sie durch Hören, Fühlen, und Sehen auf die<br />
Zeichen einer eingeschränkten Atmung: Schwitzen,<br />
zentrale Zyanose, Einsatz der Atemhilfsmuskulatur<br />
und Bauchatmung.<br />
2. Bestimmen Sie die Atemfrequenz. Normal ist eine<br />
Atemfrequenz zwischen 12–20 Atemzügen pro<br />
Minute. Eine hohe oder ansteigende Atemfrequenz<br />
ist ein Zeichen für eine Störung und kann als<br />
Warnung für eine bevorstehende Verschlechterung<br />
verstanden werden.<br />
3. Prüfen Sie die Tiefe der Atemzüge und den<br />
Atemrhythmus. Ebenfalls ist zu prüfen, ob sich beide<br />
Lungenhälften symmetrisch bewegen.<br />
4. Erfassen Sie Deformitäten des Thorax, weil<br />
hierdurch im Falle einer Verschlechterung<br />
die pulmonalen Reserven eingeschränkt sein<br />
könnten. Sind Pulsationen der Jugularvenen<br />
sichtbar (z.B. bei akutem Asthma oder einem<br />
Spannungspneumothorax)? Liegen Thoraxdrains und<br />
sind sie durchgängig? Ein aufgetriebenes Abdomen<br />
kann die Zwerchfellatmung beeinträchtigen und die<br />
Atemarbeit erschweren.<br />
5. Dokumentieren Sie die inspiratorische O - 2<br />
Konzentration und die Sättigung im Pulsoxymeter<br />
(Normalwerte 97-100 %). Mit der Pulsoxymetrie kann<br />
eine Hyperkapnie nicht festgestellt werden. Sollte<br />
der Patient mit Sauerstoff angereicherte Atemluft<br />
erhalten, kann auch bei stark erhöhtem PaCO die O2-<br />
2<br />
Sättigung normal sein.<br />
6. Hören Sie am Gesicht des Patienten nach<br />
Atemgeräuschen. Blasige Rasselgeräusche deuten auf<br />
Sekrete in den Atemwegen hin, die gewöhnlich durch<br />
fehlendes Husten oder flache Atemzüge bedingt sind.<br />
Ein Stridor oder Giemen deutet auf eine signifikante<br />
partielle Obstruktion hin.<br />
7. Perkutieren Sie den Brustkorb. Ein hypersonorer<br />
Klopfschall kann auf einen Pneumothorax hinweisen,<br />
ein abgeschwächter Klopfschall auf Pleuraergüsse<br />
oder eine Konsolidierung der Lunge.<br />
8. Auskultieren Sie den Brustkorb. Bronchiales Atmen<br />
deutet auf eine Konsolidierung der Lunge mit offenen<br />
Atemwegen hin. Fehlende oder abgeschwächte<br />
Atemgeräusche können einen Pneumothorax,<br />
Pleuraergüsse, oder eine Lungenkonsolidierung<br />
durch komplett verlegte Atemwege anzeigen.<br />
9. Überprüfen Sie die Position der Trachea im<br />
Jugulum (oberhalb des Sternums). Eine Deviation<br />
zur Seite zeigt eine Mediastinal-Verlagerung an<br />
(z.B. beim Pneumothorax, bei Lungenfibrose oder<br />
Pleuraergüssen).<br />
10. Palpieren Sie die Thoraxwand. Achten Sie auf ein<br />
Hautemphysem (gilt bis zum sicheren Ausschluss als<br />
Zeichen für einen Pneumothorax).<br />
11. Die spezielle Behandlung einer Atemstörung ist<br />
immer von der auslösenden Ursache abhängig.<br />
Dennoch sollten alle gefährdeten Patienten<br />
Sauerstoff erhalten. Bei Patienten mit einer chronischobstruktiven<br />
Lungenerkrankung (COPD) könnte<br />
durch Gabe von hochkonzentriertem Sauerstoff der<br />
Atemantrieb gehemmt werden. Lassen Sie aber zu,<br />
European Resuscitation Council