Erweiterte Lebensrettende Maßnahmen - Erkan Arslan
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Kapitel 12 Herzrhythmusstörungen vor und nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand<br />
Herzzeitvolumen aufrecht halten zu können, und<br />
selbst „normale“ Herzfrequenzen können für solche<br />
Patienten inadäquat niedrig sein.<br />
• Herzinsuffizienz<br />
Arrhythmien verringern die effektive Pumpleistung<br />
des Herzens und können zu einer Reduktion des<br />
koronaren Blutflusses führen. Eine regelmäßige<br />
Komplikation der Herzinsuffizienz sind Arrhythmien,<br />
die einer Dekompensation vorausgehen können oder<br />
die zu einer Verschlechterung einer bestehenden<br />
Herzinsuffizienz führen können. Linksherzversagen<br />
führt zum Lungenödem (Atemnot, Rasselgeräusche,<br />
Zeichen einer pulmonalen Stauung im Röntgenbild<br />
des Thorax). Bei der Rechtsherz- und biventrikulären<br />
Herzinsuffizienz kommt es zu peripheren Ödemen<br />
(erhöhter Jugularvenenpuls, Unterschenkelödeme,<br />
sakrale Ödeme, Leberstauung und –vergrößerung).<br />
• Angina pectoris<br />
Kommt es zu pectanginösen Beschwerden<br />
bedeutet dies, dass eine Arrhythmie (speziell eine<br />
Tachyarrhythmie) eine Myokardischämie auslöst. Dies<br />
ist von besonderer Bedeutung bei einer begleitenden<br />
koronaren oder strukturellen Herzerkrankung, bei der<br />
eine Myokardischämie wahrscheinlich zu weiteren<br />
lebensbedrohlichen Komplikationen, einschließlich<br />
Kreislaufstillstand, führt.<br />
Rhythmusanalyse<br />
Die klinische Untersuchung ist von beschränktem Wert<br />
um festzustellen, welche Herzrhythmusstörung vorliegt.<br />
Es ist zwar üblicherweise möglich zu untersuchen, ob<br />
der Puls regelmäßig oder unregelmäßig ist und ob die<br />
Herzfrequenz langsam, normal oder schnell ist, aber<br />
eine sichere Feststellung um welchen Rhythmus es<br />
sich handelt ist – auch für Spezialisten - selten an Hand<br />
klinischer Zeichen alleine möglich.<br />
Ein Rhythmus-Monitoring sollte so früh wie möglich<br />
während der Untersuchung und Behandlung jeder<br />
Rhythmusstörung sichergestellt werden. Es ist nicht<br />
immer möglich mit einem Ein-Kanal-Monitor oder an<br />
Hand eines Rhythmusstreifen einen Herzrhythmus korrekt<br />
zu bestimmen. Wann immer möglich sollte ein 12-Kanal<br />
EKG während einer Arrhythmie aufgezeichnet werden.<br />
Dies hilft die Rhythmusstörung vor einer Behandlung<br />
zu identifizieren und ist als bleibende Aufzeichnung<br />
verfügbar, um bei nachfolgenden Behandlungen als<br />
Orientierung zu dienen.<br />
Es sollte immer daran gedacht werden nach einer<br />
erfolgreichen Behandlung einer Arrhythmie ein 12-Kanal<br />
EKG zu schreiben, da dies pathologische Befunde (oder<br />
fehlende pathologische Befunde) zeigen kann, die für die<br />
Planung einer weiteren Behandlung wichtig sind.<br />
Behandlung<br />
Wann immer klinische Instabilitätszeichen erkennbar sind,<br />
sollte Sauerstoff gegeben und ein intravenöser Zugang<br />
122 <strong>Erweiterte</strong> <strong>Lebensrettende</strong> <strong>Maßnahmen</strong><br />
gelegt werden, während der Rhythmus analysiert wird.<br />
Nach Beurteilung von Patient und Rhythmus muss<br />
bedacht werden, dass andere Faktoren zum Entstehen<br />
der Arrhythmie beigetragen haben oder ihre Behandlung<br />
beeinträchtigen können.<br />
So sollten zum Beispiel die Serum-Elektrolyte bestimmt<br />
werden und jede Abweichung vom Normwert für Kalium,<br />
Magnesium oder Calcium korrigiert werden.<br />
Verschiedene Behandlungsmöglichkeiten sollten<br />
erwogen werden:<br />
1. Keine sofortige Behandlung notwendig;<br />
2. Physikalische Manöver (z. B. Vagusreiz);<br />
3. Antiarrhythmische (und andere) Medikamente;<br />
4. Elektrische Kardioversion;<br />
5. Herzschrittmacher.<br />
Bei jeder antiarrhythmischen Behandlung<br />
(physikalische Manöver, Medikamente, Kardioversion,<br />
Herzschrittmacher) besteht das potentielle Risiko,<br />
dass sich die Rhythmusstörung eher verschlechtert als<br />
bessert und zu einer klinischen Verschlechterung führt.<br />
Darüber hinaus wirken die meisten Antiarrhythmika<br />
negativ inotrop, was zu einer Verschlechterung einer<br />
Herzinsuffizienz oder einer Hypotension führen kann.<br />
Daher ist es wichtig die Patienten zu erkennen, deren<br />
Zustand stabil ist und bei denen keine Instabilitätszeichen<br />
durch eine Arrhythmie bestehen. Wenn dies so ist,<br />
besteht keine Dringlichkeit für eine sofortige Behandlung,<br />
und vor allem wenn es Unsicherheit über die am besten<br />
geeignete Behandlung gibt, sollte ein Experte konsultiert<br />
werden.<br />
Bei der Konversion einer Tachyarrhythmie in einen<br />
Sinusrhythmus ist die Wirkung von Antiarrhythmika<br />
generell langsamer und weniger zuverlässig, als die<br />
einer elektrischen Kardioversion. Daher gilt generell,<br />
dass Antiarrhythmika bei stabileren Patienten ohne<br />
Instabilitätszeichen Therapie der ersten Wahl sind<br />
und eine elektrische Kardioversion die sicherste und<br />
effektivste Möglichkeit für instabile Patienten.<br />
Elektrische Kardioversion<br />
Dies ist eine relativ zuverlässige Methode um in den<br />
meisten Fällen eine Tachyarrhythmie zu beenden<br />
und einen Sinusrhythmus wieder herzustellen. Wird<br />
versucht mit einer elektrischen Kardioversion eine<br />
Schmal-Komplex oder Breit-Komplex Tachykardie zu<br />
beenden, muss der Schock mit der R-Zacke synchronisiert<br />
abgegeben werden – die Abgabe des Schocks zum<br />
Zeitpunkt der T-Welle kann Kammerflimmern auslösen.<br />
Defibrillatoren, die für eine Kardioversion benutzt<br />
werden, haben einen Schalter um die Synchronisation mit<br />
der R-Zacke zu aktivieren.<br />
Der bei der Kardioversion abgegebene Schock ist<br />
unangenehm und sollte immer unter Sedierung oder in<br />
European Resuscitation Council