Erweiterte Lebensrettende Maßnahmen - Erkan Arslan
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Kapitel 11 Schrittmacherstimulation des Herzens<br />
unzuverlässige Ersatzrhythmus kann entweder kurzfristig,<br />
wodurch es zu einer Synkope (Adam-Stokes-Anfall)<br />
kommt, oder komplett ausfallen, was zu einem Stillstand<br />
der Ventrikel und somit zum Kreislaufstillstand führt.<br />
Ein kompletter Herzblock mit breitem Kammerkomplex<br />
erfordert eine Schrittmacherstimulation, insbesondere<br />
beim Auftreten von ventrikulären Pausen, da diese die<br />
Gefahr einer Asystolie implizieren. Das mögliche Risiko<br />
eines höhergradigen AV-Blocks und einer Asystolie sollte<br />
immer bei Patienten mit Synkopen in Betracht gezogen<br />
werden, die im EKG eine Überleitungsstörung aufweisen<br />
(z.B. lange PQ-Zeit oder Schenkelblock). Diese Patienten<br />
benötigen zumindest ein kardiales Monitoring und eine<br />
Beurteilung durch Spezialisten.<br />
In einer Peri-Arrest-Situation wird eine<br />
Schrittmacherstimulation verwendet, wenn der<br />
Herzrhythmus übermäßig langsam oder unzuverlässig<br />
ist und nicht auf eine Behandlung anspricht, wie sie im<br />
Algorithmus für Bradykardie beschrieben wird. (Kapitel<br />
12). Die Schrittmacherstimulation wird jedoch nur<br />
erfolgreich sein, wenn das Herz mit einer Kontraktion<br />
auf die Stimulation reagieren kann, wobei bei einem<br />
Kreislaufstillstand mit P-Wellen –Aktivität im EKG<br />
die Wahrscheinlichkeit dafür höher ist („P-Wellen<br />
– Asystolie“). Bei einer Asystolie ohne P-Wellen ist eine<br />
Schrittmacherstimulation nur sehr selten erfolgreich und<br />
sollte in dieser Situation nicht routinemäßig angewendet<br />
werden („Nulllinien-Asystolie“)<br />
Die Schrittmacherimpulse können entweder mechanisch<br />
sein, so wie bei der Faustschlagstimulation (percussion<br />
pacing), oder elektrisch, wie bei der transkutanen und<br />
transvenösen Schrittmacherstimulation.<br />
Wenn im EKG unmittelbar auf den Schrittmacherstimulus<br />
ein QRS -Komplex folgt, nennt man dies „capture“<br />
(Übernahme). Vergewissern Sie sich stets, ob einer<br />
elektrischen Aktivität im EKG eine mechanische Aktion<br />
mit einem tastbaren Puls folgt.<br />
Arten der Schrittmacherstimulation<br />
Stimulationsarten:<br />
Nicht invasive<br />
• Faustschlagstimulation („Percussion pacing“)<br />
• transkutane Schrittmacherstimulation<br />
Invasive<br />
• temporäre transvenöse Schrittmacherstimulation<br />
• permanente Stimulation mit implantierbarem<br />
Schrittmacher<br />
Zu den implantierbaren Schrittmachern gehören<br />
rein antibradykarde Systeme, biventrikuläre<br />
Systeme zur Therapie der Herzinsuffizienz<br />
(kardiale Resynchronisationstherapie /CRT) sowie<br />
implantierbare Defibrillatoren (ICD), welche auch eine<br />
Schrittmacherfunktion haben.<br />
114 <strong>Erweiterte</strong> <strong>Lebensrettende</strong> <strong>Maßnahmen</strong><br />
Nicht invasive Schrittmacherstimulation<br />
Faustschlagstimulation („pERCUSSION<br />
pACING“)<br />
Ist die Bradykardie so ausgeprägt, dass sie klinisch<br />
einen Kreislaufstillstand verursacht, kann statt einer<br />
Herzdruckmassage eine Faustschlagstimulation zur<br />
Anwendung kommen, da durch diese ein ausreichender<br />
kardialer Auswurf bei minimalem Trauma des<br />
Patienten erreicht werden kann. Sind bei einem<br />
ventrikulären Stillstand P-Wellen zu sehen, ist die<br />
Erfolgswahrscheinlichkeit besonders groß (siehe Kapitel<br />
7).<br />
Durchführung einer Faustschlagstimulation<br />
• Schlagen Sie wiederholt fest, aber dosiert mit der<br />
Faust links-lateral des unteren Sternums in die<br />
Herzgegend,<br />
• Heben Sie die Hand für jeden Schlag jeweils nur etwa<br />
10 cm über den Brustkorb.<br />
• Die Intensität dieser Schläge sollte so angepasst sein,<br />
dass sie von einem wachen Patienten noch toleriert<br />
werden können.<br />
• Erzeugen die initialen Schläge im EKG keinen<br />
QRS-Komplex, suchen Sie durch Veränderung des<br />
Kontaktpunktes im Bereich der Herzgegend nach<br />
der besten Position und zwar so lange, bis eine<br />
Stelle gefunden ist, die eine beständige ventrikuläre<br />
Stimulation hervorruft.<br />
• Falls nötig kann die Intensität der Schläge soweit<br />
reduziert werden, dass gerade noch ein QRS –Komplex<br />
ausgelöst werden kann.<br />
Die Faustschlagstimulation ist nicht so zuverlässig<br />
wie eine Elektro-Stimulation. Kann damit nicht rasch<br />
ein Rhythmus mit fühlbarem Puls erzeugt werden,<br />
unabhängig davon, ob ein QRS -Komplex stimuliert<br />
wurde oder nicht, sollte ohne Verzögerung mit der<br />
Herzdruckmassage begonnen werden.<br />
Beide, die Herzdruckmassage und die<br />
Faustschlagstimulation sind Notfallmaßnahmen<br />
zur Aufrechterhaltung eines Kreislaufes für die<br />
lebenswichtigen Organe. Zudem ermöglichen sie<br />
entweder, dass eine Spontanzirkulation eintritt oder dass<br />
im weiteren Verlauf eine transkutane oder transvenöse<br />
Stimulation eingesetzt werden kann.<br />
transkutane Schrittmacherstimulation<br />
Im Vergleich zur transvenösen Stimulation hat die nicht<br />
invasive, transkutane Stimulation folgende Vorteile:<br />
• sie kann sehr schnell etabliert werden;<br />
• sie ist leicht durchzuführen und erfordert nur ein<br />
Minimum an Training;<br />
• sie vermeidet die Risiken einer zentralvenösen<br />
Punktion;<br />
• sie kann von Krankenschwestern, Rettungsassistenten<br />
und Ärzten begonnen werden, bis Expertenhilfe zum<br />
Einsatz einer transvenösen Stimulation verfügbar ist.<br />
European Resuscitation Council