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Erweiterte Lebensrettende Maßnahmen - Erkan Arslan

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einen vorübergehenden ventrikulären Herzstillstand<br />

verursachen.<br />

Der wesentliche Vorteil der Gabe von Adenosin<br />

ist, dass verglichen mit Verapamil, dies auch bei<br />

Breitkomplextachykardien unbekannten Ursprungs<br />

durchgeführt werden kann. Die Kammerfrequenz wird bei<br />

supraventrikulären Tachykardien (SVT) vorübergehend<br />

verlangsamt, bei ventrikulären Tachykardien (VT) kommt<br />

es zu keiner Veränderung. Adenosin beendet zuverlässig<br />

die Mehrzahl von Tachykardien, die durch einen<br />

Reentry-Mechanismus im Bereich der AV Überleitung<br />

bedingt sind. Ein weiterer Vorteil sind die fehlenden<br />

negativ inotropen Effekte der Substanz, so dass es bei<br />

Gabe nicht zur Verminderung des Herzindex oder zum<br />

Blutdruckabfall kommt. Adenosin kann problemlos bei<br />

Patienten unter Beta-Blocker-Therapie eingesetzt werden.<br />

Der Patient muss über vorübergehende Nebenwirkungen<br />

wie Flush, Übelkeit und Brustschmerzen vor der<br />

Gabe aufgeklärt werden. Adenosin ist nicht in allen<br />

europäischen Ländern verfügbar, Adenosintriphosphat<br />

(ATP) ist hier eine mögliche Alternative. Ist keine der<br />

Substanzen verfügbar, so ist Verapamil das Mittel der<br />

Wahl.<br />

Die Effekte von Adenosin werden durch Theophyllin und<br />

verwandte Substanzen blockiert. Unter Dipyridamol- oder<br />

Carbamazepintherapie sowie am denervierten Herzen<br />

kann es zu einer gefährlichen Wirkungsverstärkung<br />

kommen. Beim Wolff-Parkinson-White-Syndrom kann<br />

die Blockade der AV-Überleitung durch Adenosin zu<br />

einer verstärkten aberranten Überleitung führen. Bei<br />

Vorliegen von Vorhofflimmern oder flattern mit einer<br />

zusätzlichen Überleitung kann Adenosin paradoxerweise<br />

die Überleitung über den anormalen Weg vermehren und<br />

zu gefährlich hohen Kammerfrequenzen führen.<br />

Die minimale Wirkdosis beträgt 6 mg (entspricht nicht<br />

überall den Dosierungsrichtlinien), bei fehlendem Erfolg<br />

sollte die Gabe mit zweimal je 12 mg im Abstand von 1-2<br />

Minuten wiederholt werden.<br />

Wirkungen<br />

Adenosin ist ein natürlich vorkommendes Purin-<br />

Nukleotid. Es verlangsamt die Überleitung am AV-<br />

Knoten und hat nur geringen Einfluss auf andere<br />

Herzmuskelzellen und die übrige Reizleitung. Es ist sehr<br />

effektiv zur Terminierung von paroxysmalen SVT mit<br />

re-entry-Kreislauf, die den AV-Knoten mit einschließt<br />

(AVNRT, AVRT). Bei anderen Schmalkomplextachykardien<br />

(Vorhofflimmern) kann Adenosin durch Verlangsamung<br />

der Ventrikelfrequenz die zugrunde liegende<br />

Rhythmusproblematik demaskieren. Die Substanz hat<br />

mit 10-15 Sekunden eine extrem kurze Halbwertszeit und<br />

sollte zügig als Bolus in eine schnell laufende Infusion<br />

oder von einem Flüssigkeitsbolus gefolgt verabreicht<br />

werden.<br />

Amiodaron<br />

Indikationen Dosis<br />

• Stabile VT, Polymorphe VT,<br />

Breitkomplex-tachykardie<br />

unbekannten Ursprungs<br />

• Therapierefraktäre PSVT<br />

(Adenosin, Vagale Manöver,<br />

AV-Blockade)<br />

• Schnelle Ventrikelfrequenz<br />

bei akzessorischer<br />

Überleitung und<br />

Präexzitationsarrhythmien auf<br />

Vorhofebene<br />

• Auf Kardioversion<br />

therapierefraktäre<br />

hämodynamisch instabile<br />

Tachykardie<br />

300 mg i.v. über 20-<br />

60 min danach 900<br />

mg über 24 h<br />

300 mg i.v. über 10-<br />

20 min danach 900<br />

mg über 24 h<br />

Anwendung<br />

Abhängig von den klinischen Bedingungen und dem<br />

hämodynamischen Zustand des Patienten werden 300<br />

mg Amiodaron in 10 – 60 Minuten intravenös appliziert.<br />

Nach dieser Aufsättigungsdosis werden weitere 900<br />

mg über 24 Stunden als Dauerinfusion gegeben. Falls<br />

erforderlich, können bei therapierefraktären oder erneut<br />

auftretenden Tachyarrhythmien weitere Bolusgaben von<br />

150 mg bis zu einer Tageshöchstdosis von 2g verabreicht<br />

werden (die Tageshöchstdosis ist in einzelnen Ländern<br />

unterschiedlich). Bei Patienten mit höhergradiger<br />

Einschränkung der Herzleistung ist Amiodaron sowohl bei<br />

Arrhythmien aus dem Vorhof als auch bei ventrikulären<br />

Arrhythmien anderen Antiarrhythmika vorzuziehen. Die<br />

schwerwiegendsten Nebenwirkungen sind Hypotension<br />

und Bradykardie, in der Regel können diese durch<br />

Verlangsamung der Infusionsrate beherrscht werden.<br />

Amiodaron sollte bevorzugt über einen zentralvenösen<br />

Katheter appliziert werden, bei periphervenöser Gabe<br />

kann es zu Thrombophlebitiden kommen. In der<br />

Notfallsituation kann Amiodaron natürlich auch in eine<br />

großlumige periphere Vene appliziert werden.<br />

Die Plasmaspiegel von oralen Antikoagulantien (Cumarin,<br />

Warfarin) und Digoxin werden durch Amiodaron erhöht,<br />

daher sollten deren Dosierungen reduziert werden.<br />

Die Cumarindosis muss üblicherweise um 1/3 reduziert<br />

werden, die Digoxindosis muss halbiert werden. INR<br />

und Digoxinspiegel müssen im Bedarfsfall engmaschig<br />

kontrolliert werden. Amiodaron zeigt einen additiven<br />

Effekt mit Betablockern und Kalziumkanal-Blockern,<br />

der zu einer Zunahme des Grades von AV-Knoten-<br />

Blockierungen führen kann.<br />

Acetylsalicylsäure<br />

Indikationen Dosis<br />

• Akute Coronarsyndrome<br />

(Kapitel 3)<br />

300-325 mg oral zur<br />

Aufsättigung danach 75<br />

mg täglich<br />

European Resuscitation Council <strong>Erweiterte</strong> <strong>Lebensrettende</strong> <strong>Maßnahmen</strong> 105<br />

KAP<br />

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