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Erweiterte Lebensrettende Maßnahmen - Erkan Arslan

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wird beschleunigt.<br />

Nebenwirkungen von Atropin sind dosisabhängig<br />

(Verschwommensehen, trockener Mund und<br />

Harnverhalt); sie sind beim Kreislaufstillstand jedoch<br />

ohne Relevanz. Akute Verwirrungszustände können<br />

nach intravenöser Gabe besonders bei älteren<br />

Patienten auftreten. <strong>Erweiterte</strong> Pupillen können<br />

ebenfalls Folge einer Atropingabe sein, sollten aber<br />

nach einem Herz-Kreislaufstillstand nicht allein auf<br />

diese zurückgeführt werden. In einer Reihe von<br />

Studien von Kreislaufstillständen im und außerhalb des<br />

Krankenhauses konnte kein Nutzen für die Anwendung<br />

von Atropin bewiesen werden.<br />

Kalzium<br />

Indikationen Dosis<br />

Pulslose elektrische Aktivität<br />

durch:<br />

• Hyperkaliämie<br />

• Hypokalzämie<br />

• Überdosierung von Kalzium-<br />

Kanal-Blockern<br />

• Hypermagnesiämie<br />

10 ml 10%<br />

Kalziumchlorid i.v<br />

Anwendung<br />

Kalzium kann die Herzfrequenz verlangsamen<br />

und Arrhythmien verursachen. Bei einem Herz-<br />

Kreislaufstillstand wird Kalzium als Bolus intravenös<br />

gegeben. Hat der Patient einen Spontankreislauf, sollte<br />

Kalzium langsam verabreicht werden. Kalzium-Lösungen<br />

und Natriumbikarbonat dürfen nicht gleichzeitig über<br />

denselben Zugang gegeben werden.<br />

Die initiale Dosis beträgt 10 ml 10% Kalziumchlorid (6,8<br />

mmol Ca 2+ ) und kann im Bedarfsfall wiederholt werden.<br />

Wirkungen<br />

Kalzium spielt bei der Myokardkontraktion eine<br />

wesentliche Rolle. Es gibt nur wenige Studien,<br />

die einen günstigen Effekt der Kalziumgabe beim<br />

Herz-Kreislaufstillstand zeigen. Hohe Kalzium-<br />

Plasmakonzentrationen können weitere Schädigungen<br />

am ischämischen Myokard verursachen und die cerebrale<br />

Erholung verzögern. Aus diesem Grund sollte Kalzium nur<br />

bei eindeutiger Indikation gegeben werden.<br />

Natriumbikarbonat<br />

Indikationen Dosis<br />

Lebensbedrohliche Hyperkaliämie<br />

oder Hyperkaliämie bei Herz-<br />

Kreislaufstillstand<br />

Intoxikation mit trizyklischen<br />

Antidepressiva<br />

50 ml 8.4%<br />

sodium<br />

bicarbonate IV<br />

Anwendung<br />

Die routinemäßige Gabe von Natriumbikarbonat<br />

beim Herz-Kreislaufstillstand (speziell außerhalb<br />

des Krankenhauses) oder nach ROSC kann nicht<br />

empfohlen werden. Steht der Herz-Kreislaufstillstand<br />

im Zusammenhang mit einer Hyperkaliämie oder der<br />

Intoxikation mit trizyklischen Antidepressiva, sollten<br />

50 mmol Natriumbikarbonat appliziert werden.<br />

Abhängig vom klinischen Zustand des Patienten und<br />

den Ergebnissen der Blutgasanalysen kann die Gabe<br />

wiederholt werden. Die Gabe von Natriumbikarbonat<br />

bei einem pH-Wert von weniger als 7,1 wird kontrovers<br />

diskutiert. Im Herz-Kreislaufstillstand gibt die arterielle<br />

Blutgasanalyse den Säure Basen Status auf Gewebsebene<br />

nur unzureichend wieder. Der Gewebe-pH-Wert ist<br />

normalerweise noch niedriger als der Blut-pH-Wert.<br />

Gemischtvenöse Blutgaswerte würden eine genauere<br />

Abschätzung des Gewebe-pH-Wertes ermöglichen, diese<br />

müssten aber über einen pulmonalarteriellen Katheter<br />

abgenommen werden und dieser ist bei Patienten mit<br />

einem Herz-Kreislaufstillstand selten vorhanden. Ist bei<br />

Reanimation ein zentraler Venenkatheter vorhanden,<br />

lässt eine zentralvenöse Blutgasanalyse den Säure-Basen-<br />

Status des Gewebes besser abschätzen.<br />

Wirkungen<br />

Die Gabe von Natriumbikarbonat führt zur Bildung<br />

von CO 2 . Dieses diffundiert schnell in die Zellen. Dies<br />

verstärkt die intrazelluläre Azidose und hat negativ<br />

inotrope Effekte am ischämischen Myokard. Die Gabe<br />

von Natriumbikarbonat bewirkt eine hohe, osmotisch<br />

wirksame Natriumbelastung des bereits vorgeschädigten<br />

Kreislaufs und Gehirns. Zusätzlich kommt es zu einer<br />

Linksverschiebung der Sauerstoffbindungskurve<br />

und damit zu einer weiteren Hemmung der<br />

Gewebssauerstoffversorgung.<br />

Eine leichte Azidose verursacht eine Vasodilatation<br />

und kann zu einem Anstieg des zerebralen Blutflusses<br />

führen. Daher kann eine vollständige Korrektur des<br />

arteriellen pH-Werts den zerebralen Blutfluss zu einem<br />

besonders kritischen Zeitpunkt sogar verringern.<br />

Da das Bikarbonat-Ion als CO 2 über die Lungen<br />

ausgeschieden wird, muss nach Gabe die Beatmung<br />

intensiviert werden. Aus allen diesen Gründen muss eine<br />

schwerwiegende metabolische Azidose vorliegen, um<br />

eine Natriumbikarbonat-Gabe zu rechtfertigen.<br />

Flüssigkeitsgabe<br />

Die Hypovolämie gehört zu den potentiell reversiblen<br />

Ursachen eines Herz-Kreislaufstillstandes – bei<br />

vermuteter Hypovolämie soll Flüssigkeit zugeführt<br />

werden. In der Frühphase einer Reanimation sollten<br />

Vollelektrolytlösungen eingesetzt werden. Vorteile<br />

einer frühen Gabe kolloidaler Substanzen konnten<br />

bisher nicht gezeigt werden. Glucosehaltige Lösungen<br />

sollten vermieden werden, da Glucose schnell aus<br />

dem Intravasalraum umverteilt wird und die daraus<br />

resultierende Hyperglykämie das neurologische Outcome<br />

European Resuscitation Council <strong>Erweiterte</strong> <strong>Lebensrettende</strong> <strong>Maßnahmen</strong> 103<br />

KAP<br />

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