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Info Ergospirometrie - Erkan Arslan

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Beispiel soll den Unterschied verdeutlichen.<br />

Ein Hypertoniker, der auf dem Fahrradergometer<br />

eine maximale Belastung von 300 Watt<br />

und eine normale maximale Sauerstoffaufnahme<br />

erreicht, besitzt eine gute körperliche Leistungsfähigkeit.<br />

Bei Blutdruckwerten von<br />

250/130 mmHg auf der höchsten Belastungsstufe<br />

ist die Belastbarkeit jedoch wesentlich<br />

niedriger einzustufen. Leistungsfähigkeit und<br />

Belastbarkeit stimmen in diesem Fall nicht<br />

überein. Die Begriffe werden im umgangssprachlichen<br />

Gebrauch leider häufig synonym<br />

verwendet. Eine Differenzierung ist gerade in<br />

der gutachterlichen Tätigkeit notwendig [16].<br />

Nach arbeitsmedizinischen Gesichtspunkten<br />

wird die Dauerleistungsgrenze anders als in<br />

der Sportmedizin folgendermaßen definiert:<br />

”Die Arbeitsintensität, die ohne größere Ermüdung<br />

und zwischenzeitliche Pausen täglich<br />

kontinuierlich über 8 h (normale Schichtdauer)<br />

durchgeführt werden kann.”<br />

Physiologische Grundlagen der<br />

Leistungsbeurteilung<br />

Methodische Aspekte<br />

Für die Durchführung der Belastungsuntersuchung<br />

stehen verschiedene Ergometriesysteme<br />

zur Verfügung. Während in den Vereinigten<br />

Staaten überwiegend das Laufband eingesetzt<br />

wird, erfolgt im deutschsprachigen<br />

Raum die Belastung in den meisten Fällen auf<br />

dem Fahrradergometer. Das Handkurbelergometer<br />

wird nur selten eingesetzt, und dann für<br />

spezielle Fragestellungen oder bei Behinderungen,<br />

die eine Belastung auf dem Fahrrad<br />

oder Laufband nicht zulassen. Voraussetzung<br />

für die Funktionsbeurteilung des kardiopulmonalen<br />

Systems ist eine Beanspruchung von<br />

mindestens 1/6 der Körpermuskelmasse. Bei<br />

Beanspruchungen mit einem geringeren Anteil<br />

kommt es zum Abbruch der Untersuchung<br />

durch Ermüdung der beteiligten Muskelgruppen,<br />

ohne daß das Herzkreislaufsystem ausreichend<br />

belastet wurde. In der Regel wird<br />

eine ausreichend große Muskelgruppe beansprucht,<br />

wenn die Belastung mit beiden Beinen<br />

erfolgt. Bei der Fahrrad- und Laufbandergometrie<br />

ist diese Voraussetzung im allgemeinen<br />

erfüllt, bei der Handkurbelergometrie<br />

dagegen nicht, da die Arm- und Brustmuskulatur<br />

weniger als ein 1/6 der Gesamtmuskelmasse<br />

ausmacht.<br />

Die maximal erreichte Sauerstoffaufnahme ist<br />

abhängig von der eingesetzten Muskelmasse.<br />

Sie differiert deshalb bei der gleichen Person<br />

zwischen Handkurbel, Fahrrad- und Laufbandergometrie.<br />

Die höchsten Sauerstoffaufnahmewerte<br />

werden bei der Laufbandergometrie<br />

bestimmt. Die in der Fahrradergometrie<br />

(sitzend) bestimmten Werte sind etwa 10 - 20<br />

% niedriger, die in der Handkurbelergometrie<br />

gemessenen Werte liegen etwa 30 % unter<br />

den Laufbandwerten. Dies ist bei der Aus-<br />

wahl der Normwerte für die Einordnung der<br />

eigenen Untersuchungsergebnisse unbedingt<br />

zu berücksichtigen [16].<br />

Die <strong>Ergospirometrie</strong> ist ein ”kardiopulmonaler<br />

Globaltest”, der prüft, ob die Leistungsfähigkeit<br />

einer bestimmten Person den energetischen<br />

Anforderungen des Arbeitsplatzes entspricht.<br />

Neben diesem Kriterium stellen die<br />

verschiedenen Arbeitsplätze jedoch weitere<br />

Anforderungen an statische oder dynamische<br />

Muskelkraft, Koordination und intellektuelle<br />

Fähigkeiten, die durch die spiroergometrische<br />

Untersuchung nicht beurteilt werden können.<br />

Bei den Berufen mit vorwiegender Halte-/<br />

Hebearbeit wird die Belastung und Beanspruchung<br />

durch die Ergometrie deutlich unterschätzt.<br />

Isometrische Kontraktion behindert<br />

den lokalen Blutfluß, während dynamische<br />

Arbeit die Zirkulation begünstigt. Statische<br />

Arbeit kann somit eine laktatazidotische Belastung<br />

im Muskel bereits bei 20 % der maximalen<br />

VO2 erzeugen und eine hohe Herz-<br />

Kreislaufbelastung mit Herzfrequenz- und<br />

Blutdruckanstieg bewirken. In Abhängigkeit<br />

von der gutachterlichen Fragestellung sollte<br />

deshalb eine möglichst tätigkeitsspezifische<br />

Belastungsform gewählt werden.<br />

Für die Beurteilung der Berufsfähigkeit insbesondere<br />

bei bestimmten Aufgabenprofilen<br />

stellt die Spiroergometrie somit nur einen<br />

Baustein in der Gesamteinschätzung dar.<br />

Unter Berücksichtigung dieser Aspekte empfehlen<br />

wir zur Standardisierung eine Belastungsuntersuchung<br />

auf dem Fahrradergometer<br />

in sitzender oder halbliegender Position.<br />

Bei Verlaufsuntersuchungen ist darauf zu achten,<br />

daß die Belastungsform identisch gewählt<br />

wird. Für verschiedene Personengruppen ist<br />

die Fahrradergometerbelastung dennoch ungeeignet,<br />

da sie keine alltagstypische Belastungsform<br />

darstellt oder die Personen nicht<br />

Fahrrad fahren können und die Leistungsfähigkeit<br />

dann durch Koordinationsprobleme<br />

limitiert wird. Von Vorteil sind die standardisierten<br />

Laststufen mit hoher Reproduzierbarkeit.<br />

Im Vergleich zur Laufbandbelastung sind<br />

die EKG-Aufzeichnung und die Blutdruckmessung<br />

qualitativ besser. Die Laufbandbelastung<br />

stellt dagegen eine alltagstypische<br />

Belastungsform dar, ist aber apparativ deutlich<br />

aufwendiger. Speziell bei übergewichtigen<br />

Personen kann diese Belastungsform jedoch<br />

aussagekräftigere Ergebnisse zeigen als<br />

die Fahrradergometrie. Typischerweise findet<br />

man bei stark übergewichtigen Personen eine<br />

normale oder sogar überdurchschnittlich gute<br />

Leistungsfähigkeit in der Fahrradergometrie.<br />

Die vergleichende Untersuchung auf dem<br />

Laufband offenbart dann eine normale maximale<br />

Sauerstoffaufnahme, die aufgrund des<br />

Übergewichtes jedoch schon bei niedriger<br />

Laufbandgeschwindigkeit und geringem<br />

Laufbandwinkel erreicht wird. Die eigentlich<br />

Bericht<br />

geringe ”externe” Belastung stellt aufgrund<br />

des hohen Körpergewichtes eine wesentlich<br />

höhere ”interne” Belastung dar. Diese Personen<br />

sind in der Fahrradergometrie formal normal<br />

leistungsfähig, erreichen aber unter Alltagsbedingungen<br />

sehr früh ihre Leistungsgrenze.<br />

Der Einfluß des Körpergewichtes wird<br />

bei der Fahrradergometrie gar nicht oder nur<br />

zu einem geringen Anteil mitberücksichtigt.<br />

Belastungsprogramm<br />

In der spiroergometrischen Belastungsdiagnostik<br />

wird die Komplexität der Anforderungen<br />

am besten durch sogenannte Rampenprogramme<br />

erfüllt. Bei dieser Form der Belastungssteigerung<br />

wird die Lasthöhe im Idealfall kontinuierlich<br />

um kleine Beträge gesteigert. Da<br />

die meisten Fahrradergometer Belastungsänderungen<br />

unter 5 Watt nicht umsetzen können,<br />

ist dies in der Regel die kleinste Stufenhöhe.<br />

Anstelle von Belastungssprüngen von<br />

25 oder 50 Watt alle 2 Minuten erfolgt dann<br />

die Belastungssteigerung um beispielsweise<br />

5 Watt alle 12 bzw. 6 Sekunden. Hierdurch<br />

wird eine ”Glättung” der ventilatorischen<br />

Meßkurven erreicht. Die Belastungsdauer<br />

sollte zwischen 8 und 12 Minuten liegen. Bei<br />

wesentlich kürzerer Belastungsdauer wird die<br />

Beurteilung der Gasaustauschparameter, insbesondere<br />

die Bestimmung der anaeroben<br />

Schwelle, deutlich erschwert und ungenauer.<br />

Neben dem höheren Zeitaufwand kommt es<br />

bei längeren Belastungszeiten zum vorzeitigen<br />

Abbruch durch muskuläre Erschöpfung.<br />

Da bei Laufbanduntersuchungen Rampenprogramme<br />

schlecht realisierbar sind, sollte zumindest<br />

eine kurze Stufendauer mit jeweils<br />

nur geringen Steigerungen gewählt werden.<br />

Wir verwenden ein modifiziertes Naughton-<br />

Programm [41]. In Abwandlung von der Originalbeschreibung<br />

arbeiten wir mit einer variablen<br />

Stufendauer. In Abhängigkeit von der<br />

erwarteten Leistungsfähigkeit wird die Stufendauer<br />

von normalerweise 2 Minuten auf<br />

bis zu 45 Sekunden verkürzt, so daß eine Gesamtbelastungsdauer<br />

von 6 bis 12 Minuten<br />

erreicht wird. Bei leistungsfähigen Personen<br />

werden bei normalem Ablauf des Naughton-<br />

Programmes ansonsten schnell Belastungszeiten<br />

von 20 bis 30 Minuten erreicht. Eine Veränderung<br />

der Gasaustauschparameter erfolgt<br />

durch diese Abwandlung nicht [41].<br />

Insbesondere in der pneumologischen Diagnostik<br />

sind Belastungsprogramme mit 2 bis<br />

3-minütiger Stufendauer noch sehr verbreitet.<br />

Grund ist die Anstrebung eines Steadystate<br />

der Blutgaswerte auf jeder Belastungsstufe.<br />

Da oberhalb der anaeroben Schwelle ein<br />

Steady-state ohnehin nicht mehr erreicht wird,<br />

einigte sich die Arbeitsgruppe Spiroergometrie,<br />

ebenfalls aus Standardisierungsgründen,<br />

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