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Info Ergospirometrie - Erkan Arslan

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info<br />

Oxycon Pro<br />

contra komplizierte Meßmethodik<br />

Neue Laufbandergometer<br />

LE 100 CE, LE 200CE<br />

MasterScreen Ergo<br />

Die effiziente Lösung mit System<br />

Berichte:<br />

- Spiroergometrie -<br />

Indikationen, Methodik, Relevanz<br />

- <strong>Ergospirometrie</strong> in der Begutachtung<br />

- <strong>Ergospirometrie</strong> in der Herz- bzw.<br />

Lungentransplantation<br />

- <strong>Ergospirometrie</strong> in der arbeits- und<br />

sozialmedizinischen Begutachtung<br />

Buchempfehlung<br />

Ausgabe 2, 1999<br />

Sonderausgabe<br />

<strong>Ergospirometrie</strong><br />

Indikationen und Hintergrundinformationen


Editorial<br />

Warum<br />

<strong>Ergospirometrie</strong>?<br />

Sehr geehrter JAEGER-Kunde,<br />

Mit dieser Sonderausgabe der JAEGER info haben Sie eine Lektüre<br />

vorliegen, die sowohl für den Kliniker interessant ist, der<br />

sich mit der Anwendung, Indikation und Interpretation von Belastungstests<br />

vertraut machen möchte, aber auch die Leser anspricht,<br />

die bereits Belastungstests anwenden und sich für weitere<br />

Hintergrundinformationen interessieren.<br />

Entscheidend für die Messung und Interpretation von Belastungstests<br />

ist das Zusammenspiel von Herz und Lunge. Durch die<br />

Erkrankung eines Organs oder Organsystems wird die Fähigkeit,<br />

sich steigenden Anforderungen anzupassen, reduziert. Aufgrund<br />

der hohen Reservekapazität der meisten Organe tritt eine<br />

klinische Manifestation jedoch nur in Erscheinung, wenn die<br />

Organkapazität bereits erheblich eingeschränkt ist. Des weiteren<br />

ist auch der Zusammenhang zwischen einem klinischen Symptom<br />

und dem Schweregrad der zugrundeliegenden Funktionsstörung<br />

nicht einfach festzustellen.<br />

In der Technik gelten Testphasen unter Belastung für jede Maschine<br />

als unentbehrlich. Es ist kaum vorstellbar, daß dem Belastungstest<br />

für unsere "Maschine" bis vor kurzem recht wenig<br />

Bedeutung beigemessen wurde. Sicherlich lag es auch an den<br />

früheren <strong>Ergospirometrie</strong>systemen die groß, kompliziert und teuer<br />

waren. Mittlerweile stehen jedoch handliche und vor allem<br />

benutzerfreundliche Systeme zur Verfügung, wodurch deren Akzeptanz<br />

immens gesteigert wurde. Wir freuen uns, auch mit unseren<br />

<strong>Ergospirometrie</strong>systemen ein wenig zu dieser Enwicklung<br />

beigetragen zu haben.<br />

Ihr<br />

2<br />

Werner Steinhäuser<br />

Marketingleiter<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Bericht<br />

Spiroergometrie, Indikation, Methodik, Relavanz ................... 3<br />

Neues<br />

Oxycon Pro<br />

contra komplizierte Meßtechnik ............................................... 6<br />

Bericht<br />

<strong>Ergospirometrie</strong> in der Begutachtung....................................... 8<br />

Neues<br />

MasterScreen Ergo<br />

Die effiziente Lösung mit System .......................................... 14<br />

Bericht<br />

<strong>Ergospirometrie</strong> in der Herz- bzw. Lungentransplantation<br />

Ruhe- und Belastungsinsuffizienz .......................................... 22<br />

Bericht<br />

<strong>Ergospirometrie</strong> in der arbeits- und sozialmedizinischen<br />

Begutachtung .......................................................................... 24<br />

Neues<br />

Neue Laufbandergometer<br />

LE 100 CE, LE 200 CE .......................................................... 26<br />

Tip<br />

Buchempfehlung .................................................................... 27


Spiroergometrie<br />

Indikationen, Methodik, Relevanz<br />

Privatdozent H.-W. Breuer<br />

Chefarzt St. Carolus-Krankenhaus Görlitz<br />

Abteilung für Innere Medizin<br />

Nach der Entwicklung computerisierter Analysesysteme und ihrer<br />

“Wiedergeburt” als “cardiopulmonary exercise test” (CPX) in den<br />

USA erlebte die Spiroergometrie auch bei uns eine Renaissance in<br />

zahlreichen Kliniken und Fachpraxen. Einen maßgeblichen Einfluß<br />

auf die Wiederentdeckung des Verfahrens, das bereits 1929 in Deutschland<br />

erstmals angewandt wurde [7], hatten Wasserman und Mitarbeiter<br />

[18]. Das von ihnen vorgeschlagene Konzept der “anaeroben<br />

Schwelle” findet seine Vorläufer in den von Hollmann und Mitarbeitern<br />

bereits Ende der fünfziger Jahre definierten Kriterien des aerob-anaeroben<br />

Übergangs: “Punkt des optimalen Wirkungsgrades<br />

der Atmung” und “Sauerstoffdauerleistungsgrenze” [7].<br />

Die Spiroergometrie ist ein diagnostisches<br />

Verfahren, mit dem sich qualitativ und quantitativ<br />

Reaktionen von Herz, Kreislauf, Atmung<br />

und Stoffwechsel<br />

während muskulärer<br />

Arbeit sowie die<br />

kardiopulmonale Belastbarkeit<br />

beurteilen<br />

lassen [7, 9, 20]. Sie<br />

ermöglicht eine genaue<br />

Analyse der kardiopulmonalenRegulation<br />

und trägt somit<br />

H.-W. Breuer<br />

zur Differentialdiagnose<br />

der eingeschränktenBelastbar-<br />

keit bei. Des weiteren erlaubt sie die Analyse<br />

von Trainings- oder Rehabilitationsauswirkungen,<br />

von medikamentösen Interventionen<br />

und technischen Applikationen (Einstellung<br />

von kardialen Schrittmachersystemen).<br />

Es können bei der Spiroergometrie zwei Verfahren<br />

der physikalischen Belastung unterschieden<br />

werden. Während im angloamerikanischen<br />

Raum überwiegend die Laufbandergometrie<br />

zur Belastung verwendet<br />

wird, wird im deutschsprachigen Raum die<br />

Fahrradergometrie bevorzugt [4]. Bei der<br />

Fahrradergometrie sind verschiedene Körperpositionen<br />

möglich: liegend, halb-liegend und<br />

sitzend. Die Belastung in halb-liegender Position<br />

[5] bietet die Vorteile der Liegendbelastung<br />

(weniger Artefakte, Erleichterung zusätzlicher<br />

Untersuchungen wie Einschwemmkatheter,<br />

bessere Behandlungsmöglichkeit bei<br />

Notfällen) und die Vorteile der sitzenden Position<br />

(leichteres Treten ohne frühzeitige muskuläre<br />

Erschöpfung, gewohnte Körperpositi-<br />

on beim Fahrradfahren). Ein direkter Vergleich<br />

der Ergebnisse und der Normalbereiche<br />

für die erhobenen Meßwerte ist wegen<br />

des Einflusses der Körperposition auf Hämodynamik<br />

und Ventilation nicht möglich [19].<br />

Weder Körperposition noch Belastungsprotokoll<br />

der Spiroergometrie sind bisher standardisiert<br />

[3]. Es werden sowohl Steady-state-<br />

Belastungen als auch minütliche Steigerung<br />

(Rampenprotokolle) eingesetzt [2]. Die Rampenbelastung<br />

mit minütlicher Steigerung der<br />

Belastung um jeweils den gleichen Wert führt<br />

zu einer rascheren Erfassung der maximalen<br />

Leistungsfähigkeit als die Steady-state-Belastung<br />

[10]. Die Steady-state-Belastung mit<br />

Belastungsstufen von 5 Minuten Dauer erlaubt<br />

dagegen eine bessere Analyse des respiratorischen<br />

Gasaustausches [2].<br />

In unserer Klinik wird eine Belastung mit<br />

zweiminütlicher Steigerung entsprechend den<br />

meisten Fahrradergometrie-Protokollen<br />

durchgeführt. Bei gleichzeitiger EKG-Ableitung<br />

während der Spiroergometrie kann somit<br />

auf ein zusätzliches Belastungs-EKG verzichtet<br />

werden. Ein<br />

Vergleich der EKG-<br />

Befunde mit Ergometrie-Befunden,<br />

die<br />

unabhängig von der<br />

Spiroergometrie erhoben<br />

wurden, ist<br />

dann leichter möglich.<br />

Für die Analyse<br />

der während der<br />

Spiroergometrie bestimmten<br />

Meßwerte<br />

und ihrer Änderungen<br />

ist die Wahl des<br />

Bericht<br />

jeweiligen Bezugssystems (Einteilung der<br />

Abszisse) entscheidend. Die Einteilung der<br />

Abszisse nach dem Leistungs-Zeitdauer-Produkt<br />

stellt insbesondere bei Verlaufsuntersuchungen<br />

eine sinnvolle Alternative zu den<br />

konventionellen Bezugssystemen Zeit, Leistung,<br />

Sauerstoffaufnahme und Herzfrequenz<br />

dar [3].<br />

Während der Spiroergometrie wird kontinuierlich<br />

über ein Mundstück oder über eine<br />

Mund-Nasen-Maske die Ein- und Ausatemluft<br />

des Patienten analysiert.<br />

Vier Meßsignale sind die Grundlagen jeder<br />

Spiroergometrie:<br />

Atemstromstärke<br />

Sauerstoffaufnahme<br />

Kohlendioxidabgabe<br />

Herzfrequenz [18].<br />

Die Daten werden von den meisten Geräten<br />

Atemzug für Atemzug erfaßt und können je<br />

nach Wunsch und Fragestellung in unterschiedlicher<br />

Weise gemittelt werden. Für die<br />

Vergleichbarkeit von Untersuchungen ist die<br />

Beachtung des Mittelungsintervalls von entscheidender<br />

Bedeutung. Je kleiner das Mittelungsintervall<br />

ist, desto größer ist der Einfluß<br />

von Artefakten auf die Meßwerte [11].<br />

Die wichtigste Meßgröße während der Spiroergometrie<br />

ist die Sauerstoffaufnahme.<br />

VO ist definiert als die Sauerstoffaufnah-<br />

2max<br />

me, bei der die Leistung ansteigt, die Sauerstoffaufnahme<br />

aber weitgehend konstant<br />

bleibt und ein Plateau bildet. Aufgrund von<br />

belastungsabhängigen Symptomen wird bei<br />

Patienten meist nur die maximale symptomlimitierte<br />

Sauerstoffaufnahme (VO ) er-<br />

2peak<br />

3


Bericht<br />

reicht. Sie kann bei Nicht-Trainierten als Ersatz<br />

für VO angesehen werden, wenn<br />

2max<br />

gleichzeitig der respiratorische Quotient ≥ 1<br />

ist oder das Standard-Bicarbonat abfällt. Aufgrund<br />

des stärkeren Einsatzes verschiedener<br />

Muskelgruppen sind bei der Laufbandergometrie<br />

höhere Sauerstoffaufnahmen (5-10 %)<br />

zu erreichen als bei der Fahrradergometrie [4].<br />

Somit sind die meisten amerikanischen Referenzwerte,<br />

die mit Laufbandergometrie gewonnen<br />

wurden, für die Fahrradergometrie<br />

nicht verläßlich.<br />

Normwerte für die Fahrradergometrie bei<br />

Unsteady-state-Belastung wurden von Pothoff<br />

und Mitarbeitern [13] erarbeitet.<br />

Von den Kenngrößen der Spiroergometrie<br />

abgeleitet sind das Atemminutenvolumen, das<br />

Atemäquivalent für O und CO , der re-spira-<br />

2 2<br />

torische Quotient und der Sauerstoffpuls.<br />

Neben der Sauerstoffaufnahme als wichtigste<br />

Kenngröße der kardiopulmonalen Belastbarkeit<br />

spielt bei der Spiroergometrie die Bestimmung<br />

der anaeroben Schwelle eine große<br />

Rolle [7,18]. Durch die anaerobe Schwelle<br />

wird der Belastungszustand erfaßt, bei dem<br />

Laktatbildung und -elimination gerade noch<br />

im Gleichgewicht stehen. Da sich in dieser<br />

Schwellenzone zahlreiche physiologische<br />

Variablen relativ abrupt ändern - der pH-Wert<br />

4<br />

Literatur:<br />

fällt, das Standard-Bicarbonat sinkt, das<br />

Atemäquivalent für O erreicht seinen tiefsten<br />

2<br />

Punkt- wird vielfach von einem aerob-anaeroben<br />

Übergang gesprochen. An diesem Übergang<br />

lassen sich unterschiedliche metabolische<br />

und ventilatorische Schwellen definieren<br />

[1].<br />

Die bekannteste metabolische Schwelle ist die<br />

4-mmol/l-Laktat-Schwelle. Alternativ zu dieser<br />

besonders in der Sportmedizin häufig als<br />

Kriterium der Dauerleistungsfähigkeit verwendete<br />

Meßgröße wird die nicht-invasive<br />

Schwellenbestimmung nach der “V-Slope-<br />

Methode” eingesetzt. Die VCO -Abgabe<br />

2<br />

steigt im anaeroben Bereich stärker als die<br />

VO -Aufnahme. Der Kurvenpunkt, an dem<br />

2<br />

der überproportionale VCO -Anstieg auftritt,<br />

2<br />

wird als “ventilatorische Schwelle” bezeichnet<br />

[16,17]. Alle modernen Computerprogramme<br />

in der Spiroergometrie erlauben automatisiert<br />

diesen Punkt zu bestimmen. In<br />

Abhängigkeit von der Meßgröße und vom<br />

Untersuchungskollektiv findet man einen aerob-anaeroben<br />

Übergang, der bei etwa 40%<br />

VO beginnt und bei etwa 75 % VO 2max 2max<br />

endet [1].<br />

Die Sauerstoffaufnahme im Bereich der anaeroben<br />

Schwelle ist im Gegensatz zu VO2max nicht von der Mitarbeit des Probanden abhän-<br />

gig und ist daher ein wichtiges differentialdiagnostisches<br />

Kriterium. Betont werden muß<br />

jedoch, daß nicht bei jedem Patienten die anaerobe<br />

Schwelle erreichbar oder eindeutig<br />

festzulegen ist.<br />

Für die Differenzierung zwischen pulmonaler<br />

Dyspnoe, kardialer Dyspnoe oder Dyspnoe<br />

als Folge einer Fehleinschätzung der eigenen<br />

Leistungsfähigkeit lassen sich zahlreiche Kriterien<br />

heranziehen [5,6,8,12,14,18]. Besonders<br />

von Wasserman und Mitarbeitern [18]<br />

wurden Entscheidungsalgorithmen angegeben.<br />

Sie sind bei eindeutigen Abweichungen<br />

der Meßwerte von den “Normwerten” hilfreich,<br />

jedoch deutlich weniger verläßlich,<br />

wenn die Abweichungen nur gering sind. Auf<br />

der einen Seite sind die Algorithmen mit ihren<br />

Entscheidungsstufen, wie sie zum Teil<br />

schon in Software-Programme der Spiroergometrie<br />

integriert wurden, zwar verlockend<br />

einfach, auf der anderen Seite implizieren sie<br />

ein dem Patienten nicht immer adäquates diagnostisches<br />

Vorgehen nach einer starren Logik.<br />

Meines Erachtens ist daher die Einzelbetrachtung<br />

der Meßwerte unter Berücksichtigung<br />

ihrer physiologischen und pathophysiologischen<br />

Relevanz und ihre anschließende<br />

synoptische Zusammenfassung sinnvoller<br />

(Tab. 1).<br />

[1] Breuer, H.-W. M., H. Groeben, H. Schöndeling, H. Worth: Onset of respiratory and metabolic decompensation during exercise tests. Europ. resp. J.,<br />

Suppl. 5 (1989), 360<br />

[2] Breuer, H.-W. M., U. Pfeiffer, H. Worth, G. Heusch: Spiroergometrie mit fünfminütigen Belastungsstufen - Steady-State-Belastung? Atemw.- u. Lungenkr.<br />

8 (1991), 379-380<br />

[3] Breuer, H.-W. M., U. Pfeiffer, H. Worth, G. Heusch: The power-duration product. Evaluation of a new reference system for cardiopulmonary exercise<br />

testing. Europ. J. appl. Physiol. 65 (1992), 118-123<br />

[4] Coplan, N. L., D. M. Sacknoff, N. S. Stachenfeld, G. W. Gleim: Comparison of submaximal treadmill and supine bicycle exercise Amer. Heart J. 128<br />

(1994), 416-418<br />

[5] Epstein, S. K., B. R. Celli: Cardiopulmonary exercise testing in patients with chronic obstructive pulmonary disease. Cleveland Clin. J. Med. 60 (1993),<br />

119-128<br />

[6] Eschenbacher, W. L., A. Mannina: An algorithm for the interpretation of cardiopulmonary exercise tests. Chest 97 (1990), 263-267<br />

[7] Hollmann, W., J. Prinz: Zur Geschichte und klinischen Bedeutung der kardiopulmonalen Arbeitsuntersuchung unter besonderer Berücksichtigung der<br />

Spiroergometrie. Z. Kardiol. 83 (1994), 247-257<br />

[8] McElroy, P. A., J. S. Janicki, K. T. Weber: Cardiopulmonary exercise testing in congestive heart failure. Amer. J. Cardiol. 62 (1988), 35-40 (Abstract)<br />

[9] McKelvie, R. S., N. L. Jones: Cardiopulmonary exercise testing. Clin. Chest Med. 10 (1989), 277-291<br />

[10] Myers, J., N. Buchanan, D. Walsh, M. Kraemer, P. McAuley, M. Hamilton-Wessler, V. F. Froelicher: Comparison of the ramp versus standard exercise<br />

protocols. J. Amer. Coll. Cardiol. 17 (1991), 1334-1342<br />

[11] Myers, J. D., D. Walsh, M. Sullivan, V. Froelicher: Effect of sampling on variability and plateau in oxygen uptake. J. appl. Physiol. 68 (1990), 404-410<br />

[12] Neuberg, G. W., S. H. Friedmann, M. B. Weiss, M. V. Herman: Cardiopulmonary exercise testing. Arch. intern. Med 148 (1988), 2221-2226<br />

[13] Pothoff, G., U. Winter, K. Waßermann, D. Jäkel, M. Steinbach: Ergospirometrische Normalkollektivuntersuchungen für ein Unsteady-state-Stufentestprogramm.<br />

Z. Kardiol. 83 (1994), 116-123<br />

[14] Sue, D. J., K. Wasserman: Impact of integrative cardiopulmonary exercise testing on clinical decision making. Chest 99 (1991), 981-992<br />

[15] Treese, N., Ö. Akbulut, M. Coutinho, S. Epperlein, J. Meyer: Halbliegende kardiopulmonale Belastung bei Herzgesunden mittleren Alters. Z. Kardiol.<br />

83 (1994), 138-145<br />

[16] Wasserman, K: The anaerobic threshold measurement to evaluate exercise performance. Amer. Rev. resp. Dis. 129, Suppl. (1984), 535-540<br />

[17] Wasserman, K: Determinants and detection of anaerobic threshold and consequences of exercise above it. Circulation 76, Suppl. VI (1987), 29-39<br />

[18] Wasserman, K., J. E. Hansen, D. Y. Sue, B. J. Whipp, R. Casaburi: Principles of Exercise Testing and Interpretation (Lea & Febiger: Philadelphia 1994)<br />

[19] Weismann, I. M.: Cardiopulmonary exercise testing. The need for standardization. Pulm. Perspect. 9 (1992), 5-8<br />

[20] Winter U., J., A. K. Gitt, J. Fritsch, G. Mager, H. H. Hilger: Ergospirometrische Befunde bei Normalpersonen und bei Herzinsuffizienzpatienten. Dtsch.<br />

Z. Sportmed. 45 (1994), 12-14


Interpretationshinweise zu den wichtigsten Kenngrößen einer Spiroergometrie<br />

Kenngröße Interpretationshinweis<br />

Tabelle 1<br />

Bericht<br />

Herzfrequenz Gesunde und Patienten mit begrenzter kardialer Leistungsfähigkeit haben nur eine geringe (< 25%<br />

oder keine Herzfrequenz-Reserve (maximale Herzfrequenz: 220-Lebensalter)<br />

Atemfrequenz Übersteigt selten 50/min; höhere Werte deuten auf eine restriktive Ventilationsstörung hin<br />

Sauerstoffpuls Niedriger, alterskorrigierter Wert spricht für begrenzte kardiale Leistungsfähigkeit oder Trainingsmangel<br />

(direkte Korrelation zum Schlagvolumen)<br />

Sauerstoffaufnahme Globalkriterium für kardiopulmonale Leistungsfähigkeit (abhängig von Gewicht, Trainingszustand<br />

und genetischer Disposition): “Weber-Klassen” A-D [8] zur Quantifizierung der funktionellen<br />

Leistungseinschätzung analog der NYHA-Klassen<br />

Atemzugvolumen Erreicht bei restriktiver Ventilationsstörung nahezu die inspiratorische Vitalkapazität<br />

Maximale Ventilation Kleiner Abstand der maximalen Ventilation von der maximalen willkürlichen Ventilation ist typisch<br />

für eine pulmonale Limitierung der Belastung (normale Atemreserve > 30% der maximalen Ventilation);<br />

gelegentlich zeigt sich eine kleine oder aufgehobene Atemreserve auch bei extrem Motivierten.<br />

Totraumventilation Verhältnis von Totraumvolumen zu Atemzugvolumen sinkt von Ruhewerten um 30% auf etwa 10%<br />

während Belastung ab; bei Ventilations-/Perfusionsstörung nur minimaler Abfall oder sogar Anstieg<br />

Respiratorischer Quotient (RQ) RQ > 1,0 weist auf eine Belastung oberhalb der anaeroben Schwelle hin;<br />

RQ > 0,8 bei Beginn der Belastung: Verdacht auf Hyperventilation - keine Steady-state-Bedingungen<br />

Atemäquivalent für O 2<br />

Tiefster Punkt ist eine Kenngröße für die ventilatorische Schwelle; bei obstruktiven Atemwegserkrankungen<br />

jedoch schlecht oder nicht erkennbare Senke während Belastung<br />

Endexspiratorischer O 2 -Partialdruck Beginn des Anstiegs bei konstantem endexspiratorischen CO 2 -Partialdruck ist eine Kenngröße für<br />

die anaerobe Schwelle<br />

Sauerstoffaufnahme Bei kardialbegrenzter Leistungsfähigkeit und peripherer arterieller Verschlußkrankheit reduziert,<br />

bezogen auf die Leistung<br />

Sauerstoffsättigung Bei signifikantem Abfall > 4% besteht eine pulmonale Belastungslimitierung<br />

Anaerobe Schwelle Werte < 40% der altersentsprechenden maximalen O 2 -Aufnahme weisen auf eine linksventrikuläre<br />

Dysfunktion hin; Fehlen der Überschreitung einer anaeroben Schwelle ist entweder pulmonal, muskulär<br />

oder motivationsbedingt; Kriterium der “Weber-Klassen” [8] zur Quantifizierung einer funktionellen<br />

Leistungseinschränkung<br />

Unabhängig von der starren Meßwert-Interpretation<br />

ist jedoch bei jeder Belastungsuntersuchung<br />

der individuelle Aspekt, wie ein<br />

Patient die Belastung toleriert und bewältigt,<br />

ein wichtiges diagnostisches Kriterium. Dabei<br />

sollte die Nachbelastungsphase nicht vergessen<br />

werden. Gerade die auskultierbare<br />

belastungsinduzierte Obstruktion in Form von<br />

Giemen und Brummen zeigt sich oft erst in<br />

der Nachbelastungsphase und ist ein wertvolles<br />

diagnostisches Kriterium („pulmonale<br />

Dyspnoe”). Das Auftreten von feuchten nicht<br />

klingenden Rasselgeräuschen am Ende der<br />

Belastung, zum Teil ebenfalls begleitet von<br />

Giemen und Brummen, weist eindeutig auf<br />

belastungsabhängige Linksherzinsuffizienz<br />

hin (“kardiale Dyspnoe”). Für eine bedingte<br />

Dyspnoe spricht ebenfalls der Auskultationsbefund<br />

einer belastungsinduzierten relativen<br />

Ausflußbahnstenose bei Septumhypertrophie.<br />

5


Neues<br />

6<br />

Oxycon Pro...<br />

...contra komplizierte Meßmethodik<br />

Oxycon Pro ist der Spezialist für ergospirometrische Routineuntersuchungen und ein<br />

modernes Diagnosegerät, das in jeder Hinsicht überzeugt. Die "Pros" sind offensichtlich:<br />

klein, handlich und wirtschaftlich vereint Oxycon Pro alles, was Sie im Alltag<br />

brauchen auf kleinstem Raum - ohne Abstriche an Hard- und Software.<br />

Der TripleV<br />

präzise und hochgenau<br />

Der patentierte digitale, extrem leichte TripleV-Volumensensor<br />

ist ein präziser, widerstandsarmer<br />

Volumensensor ohne Flußlimitierung<br />

im physiologischen Bereich und garantiert<br />

präzise Messungen mit geringem Totraum.<br />

Volumensensor als auch Gasanalysatoren<br />

werden zeitsparend automatisch kalibriert.<br />

Meßdatenaufzeichnung<br />

Alles ist möglich!<br />

Die ergospirometrischen und daraus abgeleiteten<br />

Parameter können nicht nur Atemzug für<br />

Atemzug (Breath by Breath), sondern auch<br />

mittels einer Mischkammer bestimmt werden.<br />

Voll integriert ist die Messung<br />

der partiellen Fluß-Volumen-<br />

Kurve (Intrabreath). Diese<br />

Messung ist besonders bei<br />

Belastungsmessungen von<br />

Patienten mit eingeschränkter<br />

Lungenfunktion von großer<br />

Bedeutung, sagt sie doch aus<br />

ob ein Patient höher belastet<br />

werden kann oder ob eine<br />

weitere Belastung durch die<br />

Fluß-Volumen-Kurve limitiert<br />

wird.<br />

Frei generierbare Belastungsprotokolle für<br />

Fahrrad oder Laufband führen Sie sicher<br />

durch die Messung. Der Status der erreichten<br />

Meßphase wird in voreingestellten Graphiken<br />

als Soll-/Istwertvergleich dargestellt.<br />

Intrabreath-Messung während der Belastung


Integriertes Computer-<br />

EKG<br />

Alle Daten im Überblick<br />

Ein weiterer Pluspunkt des Oxycon<br />

Pro ist die außergewöhnliche<br />

Stabilität der Kurvenaufzeichnung<br />

beim optionalen Belastungs-EKG.<br />

Die ST-Streckenvermessung erfolgt<br />

kontinuierlich auf allen 12 Kanälen<br />

im 10-Sekunden-Intervall. Über eine<br />

alternative ST-Graphik können die ST-<br />

Veränderungen farblich und übersichtlich<br />

dargestellt werden.<br />

Die Datenanalyse<br />

Diagnose aus dem Effeff<br />

Das Programm IntelliSupport basiert auf<br />

den Richtlinien und Sollwerten des weltweit<br />

anerkannten Professors Karlman Wasserman,<br />

die in "Principles of Exercise Testing and Interpretation"<br />

nachzulesen sind (siehe letzte<br />

Seite), und führt Sie Schritt für Schritt durch<br />

die Meßdaten hin zu einer angemessenen Interpretation.<br />

Viele Anwender sehen in Intelli-<br />

Support eine schnelle und zuverlässige Möglichkeit<br />

zur Routinediagnostik; andere wiederum<br />

nutzen das Programm zur Überprüfung<br />

ihrer eigenen Diagnose.<br />

Alles in allem....<br />

ist Oxycon Pro die perfekte Lösung, wenn Sie<br />

ein kostengünstiges <strong>Ergospirometrie</strong>-System<br />

mit EKG-Aufzeichnung in Ruhe und unter<br />

Belastung suchen. Ein ideales System, wenn<br />

Sie als Kardiologe, Arbeitsmediziner, Pädiater,<br />

Pneumologe oder Intensivmediziner körperliche<br />

Leistung optimal beurteilen wollen.<br />

<strong>Ergospirometrie</strong>daten und<br />

EKG-Aufzeichnung<br />

während der Messung<br />

Aussagekräftige Reports -<br />

frei generierbar<br />

Kompletter <strong>Ergospirometrie</strong>meßplatz mit zusätzlichen EKG-Bildschirm,<br />

EKG-Sauganlage und Fahrradergometer ER 900<br />

Neues<br />

Die "Pros" auf einem Blick:<br />

Dem Benutzer vertraute, auf Windows<br />

basierende Benutzeroberfläche<br />

Vollautomatische Eichprogramme<br />

Schnelle und hochpräzise Gasanalysatoren<br />

Präziser, widerstandsarmer, Volumensensor,<br />

keine Flußlimitierung im physiologischen<br />

Bereich<br />

Meßprogramme:<br />

- Spirometrie/Fluß-Volumen<br />

- Breath-by-Breath, Intrabreath;<br />

optional Mischkammer<br />

- Vollintegriertes optionales, papierloses<br />

12-Kanal-EKG<br />

Interpretationsprogramm "IntelliSupport"<br />

Aussagekräftige Reports<br />

Einzigartige Abspeicherung des<br />

EKG's in die LAB-Datenbank<br />

Alle Komponenten aus einer Hand<br />

Modular aufrüstbar<br />

Schnittstellen für Belastungsgeräte<br />

und andere Systeme, z.B. Fremd-EKG<br />

Datenmanagement für Praxisverwaltungssysteme<br />

oder im Kliniknetzwerk<br />

Optimale Organisation durch leistungsfähige<br />

Patientendatenbank<br />

Oxycon läßt sich selbstverständlich<br />

mit Ihrer Klinik- bzw. Praxis-EDV<br />

vernetzen und in unser JAEGER-Lab-<br />

Konzept mit z.B: Geräten der MasterScreen-Serie,<br />

Belastungsgeräte<br />

(Fahrrad- und Laufbandergometer)<br />

Blutgassysteme, Schlaflabor oder<br />

Geräten der Elektrophysiologie einbinden.<br />

7


Bericht<br />

<strong>Ergospirometrie</strong> in der Begutachtung<br />

Fritsch J., Klinik für Kardiologie und Angiologie, Elisabeth Krankenhaus, Essen<br />

Schwarz S., Lungenabteilung, Allgemeines Krankenhaus Hamburg Harburg<br />

Die Begutachtung körperlicher Leistungsfähigkeit findet im Rahmen verschiedener Fragestellungen statt. Zur Beurteilung<br />

der Berufsfähigkeit, des Grades der Behinderung oder im Auftrag der Berufsunfallversicherungen ist eine<br />

reproduzierbare Bestimmung der Leistungsfähigkeit sowie der Belastbarkeit gewünscht. Vorhandene Schäden, die zu<br />

einer Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit oder Belastbarkeit führen, müssen Krankheitsbildern zuzuordnen<br />

sein, um die Zuständigkeit von Versicherungsträgern zu bestimmen. Die <strong>Ergospirometrie</strong> als integrativer<br />

Belastungstest stellt eine sehr gute Methode zur Ermittlung der Bruttoleistungsfähigkeit dar und ermöglicht eine<br />

differentialdiagnostische Bewertung. Die Rolle der <strong>Ergospirometrie</strong> in der ärztlichen Begutachtung wird für kardiale<br />

und pulmonale Krankheitsbilder dargestellt. Spezielle methodische Anforderungen und anerkannte Klassifikationen<br />

werden aufgeführt.<br />

Für die Begutachtung pneumologischer und<br />

kardiologischer Patienten ist die Beurteilung<br />

der körperlichen Leistungsfähigkeit ein entscheidendes<br />

Kriterium. Gutachterliche Stellungnahmen<br />

sind im Rahmen verschiedener<br />

arbeits- und sozialmedizinischer Untersuchungen<br />

erforderlich. In Abhängigkeit vom<br />

Auftraggeber (Sozialgericht, Rentenversicherungsträger,<br />

Versorgungsamt, Berufsgenossenschaften<br />

und Unfallversicherungsträger)<br />

sind unterschiedliche Fragestellungen zu klären.<br />

Zentrale Themen der Begutachtung sind<br />

die Beurteilung der Berufs- und Erwerbsunfähigkeit,<br />

die Beurteilung von Berufskrankheiten<br />

und die Einstufung von Behinderungen.<br />

Patienten, die trotz hochgradiger Einschränkung<br />

der linksventrikulären Ejektionsfraktion<br />

oder ausgeprägter obstruktiver Ventilationsstörung<br />

eine nahezu normale körperliche<br />

Leistungsfähigkeit zeigen, sind jedem<br />

Arzt aus der praktischen Erfahrung bekannt<br />

[32]. Ruhemessungen können aus diesem<br />

Grund Belastungsuntersuchungen auf keinen<br />

Fall ersetzen.<br />

Die Begutachtung soll auch das gesundheitliche<br />

Risiko, eine Tätigkeit auszuüben, beurteilen.<br />

Es ist festzulegen, ob und wann eine<br />

Person ihre Arbeit nach Krankheit wieder aufnehmen<br />

kann und ob Einschränkungen im Tätigkeitsprofil<br />

notwendig sind. Für die Beurteilung<br />

dieser Faktoren ist neben der Bestimmung<br />

der Maximalleistung - wie bisher in der<br />

herkömmlichen Ergometrie - die Dauerbelastbarkeit<br />

von entscheidender Bedeutung. Die<br />

Dauerbelastbarkeit ist dabei die spezifische<br />

Belastungshöhe, die über einen längeren Zeitraum<br />

- beispielsweise eine Arbeitsschicht -<br />

ohne Auftreten von kurz- oder langfristigen<br />

pathologischen Veränderungen durchgeführt<br />

werden kann. Diese kann gravierend von der<br />

maximalen Leistungsfähigkeit abweichen.<br />

Die Abschätzung der Dauerleistungsgrenze ist<br />

durch die herkömmliche Ergometrie mit aus-<br />

8<br />

schließlicher Bestimmung der maximal erreichten<br />

Leistung nur abschätzend möglich.<br />

Dagegen ermöglicht die <strong>Ergospirometrie</strong> auf<br />

praktikable, nicht-invasive Weise durch Messung<br />

der Gasaustauschparameter die integrative<br />

Beurteilung des kardialen, pulmonalen<br />

und peripheren Systems auf den unterschiedlichsten<br />

Belastungsstufen.<br />

Begriffsbestimmungen in der<br />

Begutachtung<br />

Sozialmedizinische Begriffe<br />

Durch die vom Bundesministerium für Arbeit<br />

und Sozialordnung veröffentlichten ”Anhaltspunkte<br />

für die ärztliche Gutachtertätigkeit im<br />

sozialen Entschädigungsrecht und nach dem<br />

Schwerbehindertengesetz” [2] sind relevante<br />

sozialmedizinische Begriffe eindeutig festgelegt.<br />

”Als Behinderung ist die Auswirkung einer<br />

nicht nur vorübergehenden Funktionsbeeinträchtigung<br />

anzusehen, die auf einem regelwidrigen<br />

körperlichen, geistigen oder seelischen<br />

Zustand beruht und einen Grad der Behinderung<br />

(GdB) von wenigstens 10 von Hundert<br />

bedingt.” Dabei ist zu berücksichtigen,<br />

daß als regelwidrig ein Zustand gilt, ”der von<br />

dem für das Lebensalter typischen abweicht.”<br />

Als nicht nur vorübergehend gilt ein Zeitraum<br />

von mehr als 6 Monaten.<br />

Die Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE<br />

[von Hundert]) und der Grad der Behinderung<br />

(GdB [von Hundert]) werden nach gleichen<br />

Grundsätzen bemessen. Beide Begriffe<br />

haben die Auswirkungen von Funktionsbeeinträchtigungen<br />

in allen Lebensbereichen und<br />

nicht nur Einschränkungen im allgemeinen<br />

Erwerbsleben zum Inhalt. MdE und GdB sind<br />

ein Maß für die körperlichen, geistigen, seelischen<br />

und sozialen Auswirkungen einer<br />

Funktionsbeeinträchtigung. Dabei bezieht<br />

sich die MdE ausschließlich kausal auf Schä-<br />

digungsfolgen und der GdB final auf alle Gesundheitsstörungen<br />

unabhängig von ihrer Ursache.<br />

Physiologische Veränderung im Alter<br />

sind bei der GdB/MdE-Beurteilung nicht zu<br />

bewerten. Natürliche Alterungserscheinungen<br />

sind somit in die Beurteilung einzubeziehen.<br />

Die Erwerbsunfähigkeit (EU) ist in verschiedenen<br />

Gesetzen inhaltlich unterschiedlich definiert.<br />

Im sozialen Entschädigungsrecht<br />

(SER) besteht in der Regel Erwerbsunfähigkeit<br />

bei einer MdE von mehr als 90 von Hundert.<br />

Im Rahmen der gesetzlichen Rentenversicherung<br />

wird die Erwerbsunfähigkeit nur<br />

auf die Erwerbstätigkeit bezogen. Erwerbsunfähigkeit<br />

besteht, wenn auf nicht absehbare<br />

Zeit eine Person außerstande ist, in gewisser<br />

Regelmäßigkeit eine Tätigkeit auszuüben<br />

oder Arbeitsentgelt oder Arbeitseinkommen<br />

zu erzielen, das 1/7 der monatlichen Bezugsgröße<br />

übersteigt. Im Einkommensteuergesetz<br />

ist die Erwerbsunfähigkeit gesondert in § 10<br />

EStG geregelt.<br />

Berufunfähigkeit (BU) beschreibt den Tatbestand,<br />

daß bei einem Erwerbstätigen in seinem<br />

erlernten Beruf (oder in einer rechtlich<br />

gleich gestellten Tätigkeit) in Folge Krankheit<br />

die Erwerbsfähigkeit auf weniger als die<br />

Hälfte derjenigen eines körperlich und geistig<br />

gesunden Versicherten mit ähnlicher Ausbildung<br />

und gleichwertigen Kenntnissen herabgesunken<br />

ist.<br />

Arbeits- und sportmedizinische<br />

Begriffe<br />

Von arbeits- sowie sportmedizinischer Seite<br />

sind die Begriffe Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit<br />

zu differenzieren. Die Leistungsfähigkeit<br />

beschreibt die Belastungshöhe, die<br />

eine Person maximal ausüben kann. Die Belastbarkeit<br />

bezeichnet die Laststufe, die ohne<br />

kurz- oder langfristige pathologische Veränderungen<br />

in Funktion oder Morphologie der<br />

Organsysteme durchgeführt werden kann. Ein


Beispiel soll den Unterschied verdeutlichen.<br />

Ein Hypertoniker, der auf dem Fahrradergometer<br />

eine maximale Belastung von 300 Watt<br />

und eine normale maximale Sauerstoffaufnahme<br />

erreicht, besitzt eine gute körperliche Leistungsfähigkeit.<br />

Bei Blutdruckwerten von<br />

250/130 mmHg auf der höchsten Belastungsstufe<br />

ist die Belastbarkeit jedoch wesentlich<br />

niedriger einzustufen. Leistungsfähigkeit und<br />

Belastbarkeit stimmen in diesem Fall nicht<br />

überein. Die Begriffe werden im umgangssprachlichen<br />

Gebrauch leider häufig synonym<br />

verwendet. Eine Differenzierung ist gerade in<br />

der gutachterlichen Tätigkeit notwendig [16].<br />

Nach arbeitsmedizinischen Gesichtspunkten<br />

wird die Dauerleistungsgrenze anders als in<br />

der Sportmedizin folgendermaßen definiert:<br />

”Die Arbeitsintensität, die ohne größere Ermüdung<br />

und zwischenzeitliche Pausen täglich<br />

kontinuierlich über 8 h (normale Schichtdauer)<br />

durchgeführt werden kann.”<br />

Physiologische Grundlagen der<br />

Leistungsbeurteilung<br />

Methodische Aspekte<br />

Für die Durchführung der Belastungsuntersuchung<br />

stehen verschiedene Ergometriesysteme<br />

zur Verfügung. Während in den Vereinigten<br />

Staaten überwiegend das Laufband eingesetzt<br />

wird, erfolgt im deutschsprachigen<br />

Raum die Belastung in den meisten Fällen auf<br />

dem Fahrradergometer. Das Handkurbelergometer<br />

wird nur selten eingesetzt, und dann für<br />

spezielle Fragestellungen oder bei Behinderungen,<br />

die eine Belastung auf dem Fahrrad<br />

oder Laufband nicht zulassen. Voraussetzung<br />

für die Funktionsbeurteilung des kardiopulmonalen<br />

Systems ist eine Beanspruchung von<br />

mindestens 1/6 der Körpermuskelmasse. Bei<br />

Beanspruchungen mit einem geringeren Anteil<br />

kommt es zum Abbruch der Untersuchung<br />

durch Ermüdung der beteiligten Muskelgruppen,<br />

ohne daß das Herzkreislaufsystem ausreichend<br />

belastet wurde. In der Regel wird<br />

eine ausreichend große Muskelgruppe beansprucht,<br />

wenn die Belastung mit beiden Beinen<br />

erfolgt. Bei der Fahrrad- und Laufbandergometrie<br />

ist diese Voraussetzung im allgemeinen<br />

erfüllt, bei der Handkurbelergometrie<br />

dagegen nicht, da die Arm- und Brustmuskulatur<br />

weniger als ein 1/6 der Gesamtmuskelmasse<br />

ausmacht.<br />

Die maximal erreichte Sauerstoffaufnahme ist<br />

abhängig von der eingesetzten Muskelmasse.<br />

Sie differiert deshalb bei der gleichen Person<br />

zwischen Handkurbel, Fahrrad- und Laufbandergometrie.<br />

Die höchsten Sauerstoffaufnahmewerte<br />

werden bei der Laufbandergometrie<br />

bestimmt. Die in der Fahrradergometrie<br />

(sitzend) bestimmten Werte sind etwa 10 - 20<br />

% niedriger, die in der Handkurbelergometrie<br />

gemessenen Werte liegen etwa 30 % unter<br />

den Laufbandwerten. Dies ist bei der Aus-<br />

wahl der Normwerte für die Einordnung der<br />

eigenen Untersuchungsergebnisse unbedingt<br />

zu berücksichtigen [16].<br />

Die <strong>Ergospirometrie</strong> ist ein ”kardiopulmonaler<br />

Globaltest”, der prüft, ob die Leistungsfähigkeit<br />

einer bestimmten Person den energetischen<br />

Anforderungen des Arbeitsplatzes entspricht.<br />

Neben diesem Kriterium stellen die<br />

verschiedenen Arbeitsplätze jedoch weitere<br />

Anforderungen an statische oder dynamische<br />

Muskelkraft, Koordination und intellektuelle<br />

Fähigkeiten, die durch die spiroergometrische<br />

Untersuchung nicht beurteilt werden können.<br />

Bei den Berufen mit vorwiegender Halte-/<br />

Hebearbeit wird die Belastung und Beanspruchung<br />

durch die Ergometrie deutlich unterschätzt.<br />

Isometrische Kontraktion behindert<br />

den lokalen Blutfluß, während dynamische<br />

Arbeit die Zirkulation begünstigt. Statische<br />

Arbeit kann somit eine laktatazidotische Belastung<br />

im Muskel bereits bei 20 % der maximalen<br />

VO2 erzeugen und eine hohe Herz-<br />

Kreislaufbelastung mit Herzfrequenz- und<br />

Blutdruckanstieg bewirken. In Abhängigkeit<br />

von der gutachterlichen Fragestellung sollte<br />

deshalb eine möglichst tätigkeitsspezifische<br />

Belastungsform gewählt werden.<br />

Für die Beurteilung der Berufsfähigkeit insbesondere<br />

bei bestimmten Aufgabenprofilen<br />

stellt die Spiroergometrie somit nur einen<br />

Baustein in der Gesamteinschätzung dar.<br />

Unter Berücksichtigung dieser Aspekte empfehlen<br />

wir zur Standardisierung eine Belastungsuntersuchung<br />

auf dem Fahrradergometer<br />

in sitzender oder halbliegender Position.<br />

Bei Verlaufsuntersuchungen ist darauf zu achten,<br />

daß die Belastungsform identisch gewählt<br />

wird. Für verschiedene Personengruppen ist<br />

die Fahrradergometerbelastung dennoch ungeeignet,<br />

da sie keine alltagstypische Belastungsform<br />

darstellt oder die Personen nicht<br />

Fahrrad fahren können und die Leistungsfähigkeit<br />

dann durch Koordinationsprobleme<br />

limitiert wird. Von Vorteil sind die standardisierten<br />

Laststufen mit hoher Reproduzierbarkeit.<br />

Im Vergleich zur Laufbandbelastung sind<br />

die EKG-Aufzeichnung und die Blutdruckmessung<br />

qualitativ besser. Die Laufbandbelastung<br />

stellt dagegen eine alltagstypische<br />

Belastungsform dar, ist aber apparativ deutlich<br />

aufwendiger. Speziell bei übergewichtigen<br />

Personen kann diese Belastungsform jedoch<br />

aussagekräftigere Ergebnisse zeigen als<br />

die Fahrradergometrie. Typischerweise findet<br />

man bei stark übergewichtigen Personen eine<br />

normale oder sogar überdurchschnittlich gute<br />

Leistungsfähigkeit in der Fahrradergometrie.<br />

Die vergleichende Untersuchung auf dem<br />

Laufband offenbart dann eine normale maximale<br />

Sauerstoffaufnahme, die aufgrund des<br />

Übergewichtes jedoch schon bei niedriger<br />

Laufbandgeschwindigkeit und geringem<br />

Laufbandwinkel erreicht wird. Die eigentlich<br />

Bericht<br />

geringe ”externe” Belastung stellt aufgrund<br />

des hohen Körpergewichtes eine wesentlich<br />

höhere ”interne” Belastung dar. Diese Personen<br />

sind in der Fahrradergometrie formal normal<br />

leistungsfähig, erreichen aber unter Alltagsbedingungen<br />

sehr früh ihre Leistungsgrenze.<br />

Der Einfluß des Körpergewichtes wird<br />

bei der Fahrradergometrie gar nicht oder nur<br />

zu einem geringen Anteil mitberücksichtigt.<br />

Belastungsprogramm<br />

In der spiroergometrischen Belastungsdiagnostik<br />

wird die Komplexität der Anforderungen<br />

am besten durch sogenannte Rampenprogramme<br />

erfüllt. Bei dieser Form der Belastungssteigerung<br />

wird die Lasthöhe im Idealfall kontinuierlich<br />

um kleine Beträge gesteigert. Da<br />

die meisten Fahrradergometer Belastungsänderungen<br />

unter 5 Watt nicht umsetzen können,<br />

ist dies in der Regel die kleinste Stufenhöhe.<br />

Anstelle von Belastungssprüngen von<br />

25 oder 50 Watt alle 2 Minuten erfolgt dann<br />

die Belastungssteigerung um beispielsweise<br />

5 Watt alle 12 bzw. 6 Sekunden. Hierdurch<br />

wird eine ”Glättung” der ventilatorischen<br />

Meßkurven erreicht. Die Belastungsdauer<br />

sollte zwischen 8 und 12 Minuten liegen. Bei<br />

wesentlich kürzerer Belastungsdauer wird die<br />

Beurteilung der Gasaustauschparameter, insbesondere<br />

die Bestimmung der anaeroben<br />

Schwelle, deutlich erschwert und ungenauer.<br />

Neben dem höheren Zeitaufwand kommt es<br />

bei längeren Belastungszeiten zum vorzeitigen<br />

Abbruch durch muskuläre Erschöpfung.<br />

Da bei Laufbanduntersuchungen Rampenprogramme<br />

schlecht realisierbar sind, sollte zumindest<br />

eine kurze Stufendauer mit jeweils<br />

nur geringen Steigerungen gewählt werden.<br />

Wir verwenden ein modifiziertes Naughton-<br />

Programm [41]. In Abwandlung von der Originalbeschreibung<br />

arbeiten wir mit einer variablen<br />

Stufendauer. In Abhängigkeit von der<br />

erwarteten Leistungsfähigkeit wird die Stufendauer<br />

von normalerweise 2 Minuten auf<br />

bis zu 45 Sekunden verkürzt, so daß eine Gesamtbelastungsdauer<br />

von 6 bis 12 Minuten<br />

erreicht wird. Bei leistungsfähigen Personen<br />

werden bei normalem Ablauf des Naughton-<br />

Programmes ansonsten schnell Belastungszeiten<br />

von 20 bis 30 Minuten erreicht. Eine Veränderung<br />

der Gasaustauschparameter erfolgt<br />

durch diese Abwandlung nicht [41].<br />

Insbesondere in der pneumologischen Diagnostik<br />

sind Belastungsprogramme mit 2 bis<br />

3-minütiger Stufendauer noch sehr verbreitet.<br />

Grund ist die Anstrebung eines Steadystate<br />

der Blutgaswerte auf jeder Belastungsstufe.<br />

Da oberhalb der anaeroben Schwelle ein<br />

Steady-state ohnehin nicht mehr erreicht wird,<br />

einigte sich die Arbeitsgruppe Spiroergometrie,<br />

ebenfalls aus Standardisierungsgründen,<br />

9


Bericht<br />

diese Testform durch Rampenprogramme zu<br />

ersetzen.<br />

Zur kompletten Analyse respiratorischer<br />

Funktionen sollten die Fluß-Volumen-Kurven<br />

zumindest in Ruhe, vor Belastung, auf submaximaler<br />

und maximaler Belastungsstufe<br />

(Empfehlung: alle 3 Minuten während der<br />

Belastungsphase) erfaßt werden. Das gleiche<br />

gilt für Blutgaswerte und AaDO . Bei spezi-<br />

2<br />

ellen Fragen zum Gasaustausch (z.B. Diffusionsstörungen)<br />

kann ein Constant-Workload<br />

Test unterhalb der anaeroben Schwelle im<br />

Steady-state mit BGA durchgeführt werden.<br />

Die Belastung sollte möglichst symptomlimitiert<br />

erfolgen, wobei die üblichen Abbruchkriterien<br />

für Belastungsuntersuchungen [23]<br />

eingehalten werden müssen.<br />

Bei Verdacht auf eine Belastungslimitierung<br />

durch eine obstruktive Ventilationsstörung<br />

sollte eine Bodyplethysmographie 5 - 10 Minuten<br />

nach Ende der Belastung zur Bestätigung<br />

einer Atemwegsobstruktion (exercise<br />

induced asthma) erfolgen.<br />

Ein Ablaufprogramm zur Belastungsuntersuchung<br />

im Rahmen der Begutachtung ist in Tabelle<br />

1 dargestellt.<br />

Meßparameter der Spiroergometrie<br />

Max. Sauerstoffaufnahme (peakVO ) 2<br />

Die maximale Sauerstoffaufnahme gilt als<br />

Goldstandardparameter der kardiopulmonalen<br />

Leistungsfähigkeit. Der Wert kann als Absolutwert<br />

oder bezogen auf das Körpergewicht<br />

eine quantitative Einschätzung der Bruttoleistungsfähigkeit<br />

geben. Eine differentialdiagnostische<br />

Bedeutung kommt dem Wert nicht<br />

zu, da er unabhängig von der Ursache der Leistungseinschränkung<br />

erniedrigt ist. Bei Normalpersonen<br />

besteht ein linearer Zusammenhang<br />

zur Belastung in Watt. Dieser Zusammenhang<br />

ist bei Kranken aufgehoben [37].<br />

Eine Berechnung der Sauerstoffaufnahmewerte<br />

aus der erreichten Leistung ist somit trotz<br />

einiger gegensätzlicher Empfehlungen in der<br />

Literatur [4, 8] nicht zulässig.<br />

Anaerobe Schwelle, Sauerstoffaufnahme<br />

an der anaeroben Schwelle (VO AT) 2<br />

Die anaerobe Schwelle gilt als Kriterium der<br />

Dauerleistungsgrenze. Wir empfehlen die Bestimmung<br />

nach der V-Slope-Methode [5] unter<br />

Berücksichtigung der Atemäquivalente,<br />

Sauerstoff- und Kohlendioxidpartialdruckwerte<br />

und des respiratorischen Quotienten.<br />

Die Bestimmung wird in verschiedenen Arbeitsgruppen<br />

unterschiedlich gehandhabt.<br />

Bezüglich der genauen Methodik verweisen<br />

wir auf die weitere Literatur [12].<br />

Bei dem aktuellen Stand der Technik ist zu<br />

fordern, daß die anaerobe Schwelle im sog.<br />

Breath-by-breath-Modus bestimmt werden<br />

sollte. Systeme mit einer zeitlichen über 30<br />

10<br />

Tab 1<br />

Sekunden (z.B. Douglas-Sack oder computerisierte<br />

30 Sekunden-Mittelung) führen zu<br />

ungenauen Ergebnissen.<br />

Ein wesentlicher Vorteil der anaeroben<br />

Schwelle ist die Unabhängigkeit von der Mitarbeit<br />

der untersuchten Person. Bis auf wenige<br />

Ausnahmen ist bei kranken wie bei gesunden<br />

Personen das Erreichen dieses Wertes im<br />

Rahmen eines maximalen Belastungstestes zu<br />

erwarten. Wird die anaerobe Schwelle während<br />

des Testes nicht erreicht, muß eine gravierende<br />

Ventilationsstörung, die eine respiratorische<br />

Kompensation der metabolischen<br />

Azidose verhindert, ausgeschlossen werden.<br />

Sind andere externe Störungen, wie eine periphere<br />

arterielle Verschlußkrankheit oder Arthrose<br />

als leistungslimitierende Faktoren<br />

ebenfalls ausgeschlossen, ist eine unzureichende<br />

Mitarbeit der Untersuchungsperson<br />

(z.B. im Rahmen eines Rentenbegehrens) zu<br />

vermuten.<br />

Sauerstoffpuls (O -Puls) 2<br />

Der Sauerstoffpuls kann als Ableitung aus<br />

dem Fick'schen Gesetz als nicht-invasiver<br />

Meßparameter des Schlagvolumen verwendet<br />

werden. Wichtiger als der erreichte Maximalwert<br />

ist der Kurvenverlauf [41]. Pathologisches<br />

Verhalten der Herzfrequenz im Sinne<br />

einer überschießenden Herzfrequenzantwort<br />

oder einer chronotropen Inkompetenz (z.B.<br />

bei Einnahme von Betarezeptorblockern) sind<br />

zu berücksichtigen, da sie zur Verfälschung<br />

des Quotienten VO /HF führen können. Der<br />

2<br />

Sollwert wird berechnet als Quotient aus pred.<br />

VO und Sollherzfrequenz.<br />

2max<br />

Atemäquivalente (EQO , EQCO )<br />

2 2<br />

Die Atemäquivalente sind ein Maß der Atemökonomie<br />

bzw. der Atemarbeit. Verschiedenste<br />

kardiale und pulmonale Funktionsstörungen,<br />

die die Ventilation und oder die Lungenperfusion<br />

beeinflussen, können ähnliche Veränderungen<br />

verursachen. Eine differentialdiagnostische<br />

Aussage ergibt sich jedoch aus<br />

krankheitstypischen Kurvenverläufen [41].<br />

Die quantitative Beurteilung<br />

erfolgt anhand<br />

der minimal erreichten<br />

Werte unter Belastung.<br />

Die erhöhten<br />

Atemäquivalente zeigen<br />

sehr plastisch eine<br />

Vermehrung der<br />

Atemarbeit auf gegebenerBelastungsstufe.<br />

Bei einem Atemäquivalentwert<br />

für O2 von 25 muß die untersuchte<br />

Person 25 Liter<br />

Luft pro Minute<br />

ventilieren, um 1 Liter<br />

Sauerstoff aufzunehmen,<br />

während bei<br />

einem Atemäquivalentwert von 50 bereits 50<br />

Liter ventiliert werden müssen, um die gleiche<br />

Menge Sauerstoff aufzunehmen. Eine<br />

standardisierte Graduierung der Beeinträchtigung<br />

ist in der Literatur leider nicht vorhanden.<br />

Normalwerte sind 26 ± 4 für EQO und 2<br />

30 ± 5 für EQCO an der anaeroben Schwel-<br />

2<br />

le.<br />

Totraumventilation (Vd/VT)<br />

Der berechnete Wert der Totraumventilation<br />

spiegelt, wie die Atemäquivalente, als unspezifischer<br />

Parameter die Atemökonomie bzw.<br />

Atemarbeit wieder. Auch hier findet normalerweise<br />

unter Belastung eine Minimierung<br />

der Totraumventilation durch Steigerung von<br />

VT im Vergleich zu Vd und durch Ausgleich<br />

von Ventilations-Perfusions-Inhomogenitäten<br />

statt. Bezüglich der Graduierung gelten die<br />

gleichen Einschränkungen wie für die Atemäquivalentwerte.<br />

Aerobe Kapazität (dVO /dWR)<br />

2<br />

Die aerobe Kapazität beschreibt die Steigerung<br />

der Sauerstoffaufnahme in Abhängigkeit<br />

von der Laststeigerung. Ein verminderter Wert<br />

wird als erhöhter anaerober Metabolismus<br />

aufgrund einer verminderten Sauerstoffverfügbarkeit<br />

für das Muskelgewebe interpretiert.<br />

Die Ursache wird in einer kardialen Limitierung<br />

oder einer peripheren Gefäßerkrankung<br />

gesehen. Als normal gelten Werte > 9 ml/Watt,<br />

bei schwerer Herzinsuffizienz werden Werte<br />

von 7 mlO /Watt erreicht. Die Bestimmung<br />

2<br />

erfolgt durch lineare Kurvenanpassung der<br />

Sauerstoffaufnahme während der gesamten<br />

Belastungsphase, wobei die Steigung der<br />

Kurve der aeroben Kapazität entspricht.<br />

Alveolo-arterielle Sauerstoffdruckdifferenz<br />

(P(A-a)O ) 2<br />

Die alveolo-arterielle Sauerstoffdruckdifferenz<br />

gibt die Druckdifferenz zwischen Alveole<br />

und kapillärer Blutgasanalyse an. Sie beschreibt<br />

den treibenden Druck zwischen Alveole<br />

und Gefäßsystem. Die Berechnung erfolgt<br />

über die Alveolargasformel (Seite 13),


die Barometerdruck, FiO , pCO und RQ ent-<br />

2 2<br />

hält.<br />

Respiratorischer Quotient (früher RQ,<br />

neuerdings RER für Respiratory Exchange<br />

Ratio)<br />

Der respiratorische Quotient wird berechnet<br />

aus dem Verhältnis von Kohlendioxidabatmung<br />

zur Sauerstoffaufnahme. Während nach<br />

früherer Meinung der aerob-anaerobe Übergang<br />

bei einem Wert von 1,0 lag, ist heute<br />

allgemein akzeptiert, daß die anaerobe<br />

Schwelle nach dem Konzept von Beaver und<br />

Mitarbeitern [5] bei einem individuell niedrigeren<br />

Wert exakter bestimmt werden kann.<br />

Der RQ ist deshalb nur von Bedeutung bei<br />

der Beurteilung der erreichten Ausbelastung.<br />

Ein Wert über 1,0 ist bei der gutachterlichen<br />

Belastungsuntersuchung unter Berücksichtigung<br />

der üblichen ergometrischen Abbruchkriterien<br />

anzustreben. Das Erreichen eines<br />

Wertes > 1,0 am Ende der Belastung spricht<br />

für einen bedeutsamen Teil anaerober Energiegewinnung.<br />

Werden vor Belastung bereits<br />

Werte > 1,0 erreicht, liegt das in der Regel an<br />

willkürlicher oder unwillkürlicher Hyperventilation.<br />

Zu Beginn der Belastung fällt der Wert<br />

in diesen Fällen dann im Allgemeinen unter<br />

1,0.<br />

Erbrachte Leistung (Watt)<br />

Die erbrachte Leistung ist das klassische Begutachtungskriterium<br />

in der Ergometrie. Als<br />

Bezugswerte stehen verschiedenste Normwertuntersuchungen<br />

zur Verfügung. In der<br />

vorhanden Literatur [24], insbesondere in den<br />

Empfehlungen des Bundesministeriums für<br />

Arbeit und Sozialordnung [2] und der arbeitsmedizinischen<br />

Literatur, ist dieser Wert als<br />

Leitgröße etabliert. Trotz der eingeschränkten<br />

Aussagekraft dieses Parameters im Vergleich<br />

zu den ventilatorischen Meßgrößen<br />

sollte er weiter benutzt werden. Die erbrachte<br />

Leistung in Watt gilt derzeit noch als die<br />

gültige Bemessungsgrundlage.<br />

Herzfrequenzreserve (HRR)<br />

Die Herzfrequenzreserve wird individuell berechnet<br />

aus der nach Alter vorbestimmten<br />

maximalen Herzfrequenz (220 - Lebensalter<br />

bzw. 200 - Lebensalter) [41] und der im Belastungstest<br />

erreichten Herzfrequenz. Üblicherweise<br />

liegt der Wert unter 20/min. Sie<br />

wird als Maß für die relative kardiale Belastung<br />

gewertet. Die Herzfrequenz beeinflussende<br />

Faktoren, wie Medikation, Sinusknotenerkrankung<br />

oder Schrittmacherträger müssen<br />

berücksichtigt werden.<br />

Atemreserve (BR = Breathing Reserve)<br />

Die Atemreserve wird berechnet aus der willkürlich<br />

maximal möglichen Ventilation (MVV<br />

= Atemgrenzwert) und dem maximal erreichten<br />

Atemminutenvolumen unter Belastung.<br />

Gerade in der Begutachtung sollte das MVV<br />

nicht vereinfacht aus dem FEV -Wert (z.B.<br />

1<br />

MVV = FEV x 35) berechnet werden, son-<br />

1<br />

dern direkt über 12 Sekunden (multipliziert<br />

mit 5) als maximaler Ventilationstest erhoben<br />

werden. Eine Differenz kann z.B. dadurch entstehen,<br />

daß im Wert FEV x 35 die inspirato-<br />

1<br />

rischen Strömungsbehinderungen nicht berücksichtigt<br />

werden [10].<br />

Bei gesunden Personen ist bei kardialer Ausbelastung<br />

in der Regel noch eine ausreichende<br />

Atemreserve von 25 bis 30 % des MVV<br />

vorhanden. Im Umkehrschluß ist daher bei<br />

kardialer Ausbelastung in Kombination mit<br />

einer verringerten Atemreserve eine begleitende<br />

pulmonale Funktionsstörung zu vermuten.<br />

Kurvenanalyse<br />

Neben der Beurteilung der erreichten Maximalwerte<br />

im Belastungstest sind unbedingt die<br />

Kurvenverläufe der einzelnen Meßparameter<br />

im gesamten Belastungsverlauf zu beurteilen.<br />

Die modernen <strong>Ergospirometrie</strong>systeme mit<br />

Einzelatemzuganalyse erlauben eine hohe<br />

Auflösung der Einzelparameter im Testverlauf.<br />

Die Darstellung in der sogenannten 9-<br />

Felder-Graphik erlaubt im Überblick die Bewertung<br />

von Abweichungen vom zu erwartenden<br />

Kurvenverlauf. In Abhängigkeit vom<br />

limitierenden Krankheitsbild sind typische<br />

Veränderungen zu erwarten.<br />

Sehr hilfreich ist auch die Aufzeichnung von<br />

ventilatorischen Fluß-Volumen-Kurven während<br />

der Belastung. Durch die Übereinanderprojektion<br />

von maximaler Hüllkurve mit der<br />

aktuellen Strömungskurve läßt sich die Einschränkung<br />

im Belastungsverlauf als Volu-<br />

Bericht<br />

men- oder Strömungslimitierung erkennen.<br />

Dokumentation<br />

Gerade für die Begutachtung ist eine ausführliche<br />

und reproduzierbare Dokumentation der<br />

Belastungsuntersuchung notwendig. Neben<br />

der schriftlichen Fixierung von Belastungsform<br />

und Belastungsprogramm sollte durch<br />

den Untersucher eine Abschätzung der erreichten<br />

Ausbelastung nach klinischen Kriterien,<br />

unabhängig von den erreichten Meßwerten,<br />

erfolgen. Dies ist insbesondere bei den<br />

Personen wichtig, bei denen eine Krankheitssimulation<br />

vermutet wird. Zu achten ist auf<br />

äußere Erschöpfungszeichen, wie Form der<br />

Atmung, Schwitzen, Schonhaltung, Hinken,<br />

plötzlich auftretende Blässe, Zyanose, Giemen.<br />

Wir empfehlen, dies zu dokumentieren.<br />

Eine Erfassung und semiquantitative Einschätzung<br />

des subjektiven Erschöpfungsgrades<br />

und des Dyspnoegefühls soll durch die<br />

Befragung der Testperson mit der Borg-Skala<br />

[7] am Ende der Belastung durchgeführt<br />

werden. Dies erleichtert die Interpretation von<br />

Untersuchungsergebnissen in der Langzeitbeobachtung<br />

von Patienten, insbesondere wenn<br />

Meßwerte im Verlauf plötzlich stark voneinander<br />

abweichen. Eine unterschiedliche Ausbelastung<br />

(Anstrengung) kann dann als Ursache<br />

objektiviert werden.<br />

Nach den allgemeinen Empfehlungen zur<br />

Durchführung von Belastungsuntersuchungen<br />

sollten die äußeren Umgebungsbedingungen<br />

(Temperatur, Tageszeit, Luftfeuchtigkeit) festgehalten<br />

werden, sofern sie von dem Normalen<br />

(Raumtemperatur +18 bis +22°C, Luftfeuchtigkeit<br />

30 bis 60 % [23]) abweichen.<br />

11


Bericht<br />

Die aktuelle Medikation oder Abweichungen<br />

davon sind schriftlich festzuhalten.<br />

Differentialdiagnostische Betrachtung<br />

der Leistungslimitierung<br />

Pneumologie<br />

Minutenvolumen (VE)<br />

Der Atemgrenzwert wird vom Lungengesunden<br />

nie ausgeschöpft, Reserven von 25-30%<br />

des MVV verbleiben bei Belastungsende. Sowohl<br />

bei restriktiven als auch bei obstruktiven<br />

Störungen wird das MVV erreicht (= aufgebrauchte<br />

Atemreserve [BR]). In einer Graphik,<br />

die Minutenvolumen (VE) in Abhängigkeit<br />

vom Atemzugvolumen (VT) registriert,<br />

findet sich für den Obstruktiven ein sehr langsames<br />

Ansteigen der VT mit niedriger Atemfrequenz<br />

durch die erhöhten exspiratorischen<br />

Strömungswiderstände. Beim Restriktiven<br />

wird das maximale VT (= 60 % der VC)<br />

schnell erreicht, da die VC vermindert ist. Die<br />

Ventilation erfolgt über die massive Atemfrequenzerhöhung,<br />

deren Steigerung bei 50/Min<br />

im Allgemeinen atemmechanisch und durch<br />

funktionelle Totraumzunahme begrenzt ist.<br />

VO - und O -Puls-Plateau<br />

2 2<br />

Die Sauerstoffaufnahme folgt der Belastungssteigerung<br />

in der Regel linear, ebenfalls der<br />

Sauerstoffpuls (=VO /Herzschlag). Eine Ab-<br />

2<br />

weichung von diesem kinetischen Prinzip ist<br />

durch eine Abnahme des VO -Transportes<br />

2<br />

bedingt. Diese Phänomene finden sich bei<br />

schweren interstitiellen Störungen und/oder<br />

bei pulmonaler Hypertonie: Die Leistung<br />

(Watt) ist zwar weiter steigerbar, die Möglichkeit<br />

der VO -Steigerung aber sistiert. Die pul-<br />

2<br />

monale Hypertonie behindert die Zunahme<br />

des Herzzeitvolumens (VO ) trotz Herzfre-<br />

2<br />

quenzsteigerung durch die Gefäßwiderstände,<br />

wodurch es zu einem Plateau sowohl im<br />

VO -Verlauf wie auch im O -Puls-Verlauf<br />

2 2<br />

kommt. Eine differentialdiagnostische Abgrenzung<br />

zur Differenzierung verschiedener<br />

kardialer Krankheitsbildern ist jedoch nicht<br />

einfach.<br />

Atemäquivalente (EQ)<br />

Das charakteristische Verhalten der Atemäquivalente<br />

mit Abnahme unter körperlicher Belastung<br />

zu einem niedrigsten Wert (ca. 25-30)<br />

an der aneroben Schwelle ist bei Obstruktiven<br />

aufgehoben. Die ventilatorische Kompensa-<br />

tion der anaeroben Stoffwechselvorgänge<br />

ist auf Grund des gestörten Ventilations-Perfusions-Verhältnisses<br />

behindert. Die Atemäquivalente<br />

liegen um ein Vielfaches höher<br />

und zeigen keinen Abfall unter Belastung.<br />

Beim Restriktiven ist dieser Abfall noch vorhanden,<br />

jedoch liegen die Kurven ebenfalls<br />

auf einem höheren Niveau als beim Gesunden.<br />

12<br />

Aufgrund ventilatorischen Kompensationsvorgänge<br />

ist bei Patienten<br />

mit schwerwiegender obstruktiver<br />

oder restriktiver Lungenerkrankung<br />

der Verlauf der Atemäquivalente<br />

zur Bestimmung der<br />

anaeroben Schwelle oft nur wenig<br />

hilfreich.<br />

Totraumventilation/Atemzugvolumen<br />

(Vd/VT)<br />

Der Anteil des Totraumvolumens -<br />

errechnet über das gemischtexspiratorische<br />

pCO - am Atemzugvo-<br />

2<br />

lumen beträgt beim Gesunden 30%<br />

und nimmt unter Belastung bis auf<br />

20% weiter ab. Die Erklärung liegt<br />

in der Abnahme des funktionellen<br />

Totraumes durch Zunahme von VT<br />

und Ausgleich von Ventilations/<br />

Perfusions-Störungen. Bei obstruktiven<br />

und restriktiven Störungen ist<br />

das Verhältnis persistierend erhöht.<br />

Blutgase<br />

Das Blutgasverhalten ist ein wesentlicher<br />

Baustein der pneumologischen<br />

Begutachtung. Blutgase<br />

sollten alle 3 Minuten während der<br />

Belastung aus dem hyperämisierten<br />

Ohrläppchen abgenommen<br />

werden. Zumindest sollte vor Belastung<br />

1 BGA, während der Belastung<br />

2 BGA und 1 BGA in der 5.<br />

Erholungsminute bestimmt werden.<br />

Zwei unterschiedliche BGA<br />

während der Belastung, z.B. im<br />

submaximalen und im maximalen<br />

Bereich, erlauben die Beurteilung<br />

des BGA-Verhaltens zur Differenzierung<br />

von Diffusions- und Verteilungsstörung<br />

[25].<br />

Bei Verteilungsstörungen zeigt der<br />

pO 2 ein ansteigendes Verhalten,<br />

während bei zunehmenden Gasaustauschstörungen<br />

bzw. Diffusionsstörungen<br />

der pO 2 -Partialdruck<br />

kontinuierlich abfällt. Zu achten ist<br />

darauf, daß es in der 3. Belastungsminute<br />

regulär zu einem Abfall<br />

(Dip) des pO 2 kommt, der durch die<br />

schnellere Steigerung des HZV im<br />

Vergleich zur Ventilation mit der dadurch bedingten<br />

geringeren Oxygenierung bei schon<br />

steigendem peripherem O 2 -Verbrauch erklärt<br />

ist.<br />

Die Blutgase werden auf die unteren Sollwerte<br />

von Ulmer [39] bezogen, die bezüglich Alter,<br />

Geschlecht und Broca-Index korrigiert sind.<br />

Das Absinken um > 5 mmHg unterhalb dieses<br />

Wertes kennzeichnet den pathologischen<br />

Befund [20].<br />

Abb. 2 Gleicher Patient wie in Abbildung 1. Zunehmende<br />

Beengung der Volumenreserve durch Ausnutzung des inund<br />

exspiratorischen Reservevolumens.<br />

Das Absinken alleine wird nicht als krankhaft<br />

bezeichnet, da bei Leistungssportlern unter maximaler<br />

Belastung Sauerstoffpartialdruckabfälle<br />

nicht ungewöhnlich sind, diese aber nie in den<br />

pathologischen Bereich hinein stattfinden [16].<br />

Die O -Partialdruckwerte sind nach der Regel:<br />

2<br />

paO 2 = aktueller paO 2 -1.66 *(40-aktueller paCO 2 )<br />

zu korrigieren, um Hyperventilationsphänomene<br />

zu eliminieren.


P(A-a)O 2<br />

Besser als die Betrachtung der Blutgaswerte<br />

ist die Berechnung des P(A-a)O 2 , da sie die<br />

wirkliche alveolo-arterielle O 2 -Druckspannung<br />

angibt. Sie ist die Differenz zwischen<br />

mittlerem Alveolardruck und mittlerem Kapillardruck.<br />

In den mittleren Alveolardruck<br />

gehen die Variablen der Alveolarluftformel ein<br />

(s. Formel 1). In der Formel werden durch<br />

den RER (VCO 2 /VO 2 ) und den alveolaren<br />

CO 2 -Partialdruck, der bei dem schnellen Gasaustausch<br />

dem kapillaren pCO 2 entspricht,<br />

Hyper- und Hypoventilationsphänome eliminiert.<br />

Durch den Bezug auf Barometerdruckund<br />

Gasfraktion (FiO 2 ) werden außerdem regionale<br />

Meßunterschiede eliminiert und die<br />

Untersuchungen vergleichbar. Der P(A-a)O 2<br />

zeigt altersabhängige obere Grenzwerte: < 40<br />

Jahre 25 mmHg, < 50 Jahre 30 mmHg, > 50<br />

Jahre 35 mmHg [24].<br />

Atemmechanik und Strömungskurven<br />

Die Breath-by-breath-Analyse der Atemgase<br />

ermöglicht die Mitregistrierung der Fluß-Volumen-Kurven<br />

während der Belastung. Sie<br />

sollten alle drei Minuten als aktuelle ”Bedarfskurven”<br />

(Tidal-Volume-Kurven) und als<br />

”Peak-Kurven” (maximal mögliche Fluß-Volumen-Kurven)<br />

übereinander geschrieben<br />

werden. An Hand des Kurvenverlaufes und<br />

der eventuell eintretenden Einschränkung<br />

können Limitierungen im Volumen- und Strömungsbereich<br />

als belastungsterminierend erkannt<br />

werden. Die parallel laufenden Peakflowmessungen<br />

für die Erfassung der Atemmechanik<br />

sind hingegen ein unzureichender<br />

Ersatz mit dem Nachteil der Nichterfassung<br />

mittel- und endexspiratorischer strömungsmechanischer<br />

Einschränkungen.<br />

An Hand der Analyse der FV-Kurven unter<br />

Belastung lassen sich restriktive und obstruktive<br />

Limitierungen unterscheiden (Abbildungen<br />

1-3). Beim restriktiven Limitierungsmuster<br />

stellt sich gegen Belastungsende eine Einschränkung<br />

der Volumenreserve ein. Das aktuelle<br />

Atemzugvolumen deckt sich formanalytisch<br />

mit dem maximal möglichen. Bei den<br />

Limitierungen im obstruktiven Bereich<br />

kommt es zur fehlenden Steigerbarkeit der<br />

Strömung vornehmlich im Bereich der kleinen<br />

Atemwege. Dieses zeigt sich optisch in<br />

der Überlagerung der aktuellen und der Peak-<br />

Strömungskurven in diesem Bereich.<br />

Auch beim EIA (Exercise-Induced Asthma),<br />

das bisher als ein Postbelastungsphänomen<br />

galt, kann bisweilen die Atemwegsobstruktion<br />

in einer Einschränkung der während der<br />

Belastung registrierten Fluß-Volumen-Kurven<br />

nachgewiesen werden. Die Provozierbarkeit<br />

scheint dabei in Abhängigkeit zu Belastungsdauer,<br />

Belastungsintensität und Raumtemperatur<br />

zu stehen. Bei längeren Belastungszeiten<br />

(20 Minuten) fanden sich auch während<br />

der Belastung bereits Einschränkungen von<br />

PEF, FEV1 und MEF50 um jeweils 20%, 26%<br />

und 17,7% [38]. Entsprechend wird gegen<br />

Ende der Belastung eine Abnahme der maximalen<br />

Fluß-Volumen-Kurven registriert.<br />

Bodyplethysmographie nach Belastung<br />

Im Rahmen der Begutachtung der obstruktiven<br />

Atemwegskrankheiten (BK 4301, 4302<br />

und 1315) sollte eine Bodyplethysmographie<br />

5-10 Minuten nach Belastung durchgeführt<br />

werden, um ein EIA zu verifizieren. Geht es<br />

speziell um die Problematik der Belastungsobstruktion<br />

im Rahmen der Begutachtung, so<br />

ist die Belastung entsprechend zu wählen:<br />

Rennen, kalte Außenluft und hohes Atemminutenvolumen<br />

(VE) provozieren den höchsten<br />

FEV -Abfall [28].<br />

1<br />

Bei restriktiven Funktionsstörungen und fehlender<br />

Mitarbeit ist zudem häufig postergometrisch<br />

die höchste Vitalkapazität zu erheben.<br />

Beispiel:<br />

Bei einem Patienten mit leichter Asbestose,<br />

Morbus Bechterew und mäßigem Emphysem<br />

sind die Strömungskurven bei steigender Belastung<br />

in diesem Beispiel von links oben nach<br />

rechts unten (Abbildung 1) zu lesen. Bereits<br />

bei 60 Watt beginnt eine Beengung der Volumenreserve<br />

durch Ausnutzung des in- und exspiratorischen<br />

Reservevolumens (Abbildung<br />

2), bei 90 Watt (Abbildung 1) kommt es zu<br />

einer zusätzlichen Strömungslimitierung, die<br />

eine weitere Steigerung der Ventilation und<br />

damit der VO nicht mehr zuläßt.<br />

2<br />

Bei einem ausgeprägten Lungenemphysem<br />

(Abb. 3) liegt bereits bei 32-64 Watt die absolute<br />

pulmonale Belastungslimitierung im<br />

Strömungsbereich der kleinen Atemwege vor.<br />

”Peak-Kurven” und ”aktuelle Belastungskurven”<br />

kommen zur Deckung, so daß jede weitere<br />

Leistungssteigerung aus atemmechanischen<br />

Gründen unmöglich ist.<br />

Kardiologie<br />

Da der Gastransport (O und CO ) eine der<br />

2 2<br />

vorrangigen Aufgaben des Herz-Kreislaufsystems<br />

ist, führen praktisch alle Erkrankungen<br />

in diesem Bereich zu Veränderungen der Sauerstoffaufnahme-,<br />

Kohlendioxidabgabe- und<br />

Herzfrequenzwerte. Bei nahezu allen Herzerkrankungen<br />

ist der Anstieg der Herzfrequenz<br />

als Funktion der Sauerstoffaufnahme steiler<br />

als normal. Dieser Effekt reflektiert den Versuch,<br />

das Herzzeitvolumen bei eingeschränktem<br />

Schlagvolumen zu steigern. Obwohl dieses<br />

Verhalten für Formen der kardialen Funktionseinschränkung<br />

relativ typisch ist, gibt es<br />

Ausnahmen, bei denen der Herzfrequenzanstieg<br />

unter Belastung unproportional niedrig<br />

ist. Dies sind insbesondere Patienten mit Sinusknotenerkrankung,Schrittmacherpatienten<br />

mit unzureichendem Frequenzanstieg unter<br />

Belastung, Patienten, die Betablocker oder<br />

andere negativ chronotrop wirksamer Medikamente<br />

einnehmen.<br />

Bei erniedrigtem Herzzeitvolumen unter Belastung<br />

erreicht die arterio-venöse Sauerstoffdifferenz<br />

bereits auf niedriger Belastungsstufe<br />

ihren maximalen Wert. Als Konsequenz<br />

daraus erreicht der Sauerstoffpuls auf geringer<br />

Belastungsstufe einen erniedrigten Plateauwert.<br />

Bei den Patienten mit chronotroper<br />

Inkompetenz als Leistungslimitierung dagegen<br />

ergibt sich aus der niedrigen Herzfrequenz<br />

bei erhaltener Schlagvolumensteigerung ein<br />

überhöhter Wert mit Plateaubildung. Das überhöhte<br />

Plateau des Sauerstoffpulses in Kombination<br />

mit einer reduzierten maximalen Sauerstoffaufnahme<br />

und einer starren, erniedrigten<br />

Herzfrequenz unter Belastung, z.B. bei Patienten<br />

mit festfrequenten Schrittmachern ist<br />

ein Hinweis, daß wahrscheinlich durch ein frequenzadaptives<br />

Schrittmachersystem eine<br />

Verbesserung der Leistungsfähigkeit zu erzielen<br />

ist.<br />

Der Wert der aeroben Kapazität (dVO /dWR)<br />

2<br />

zeigt bei Herzerkrankungen typischerweise einen<br />

flacheren Anstieg. Im Normalfall liegt der<br />

Wert bei etwa 10 ml O /Watt, bei schweren<br />

2<br />

kardialen Funktionsstörungen werden Werte<br />

um 7 ml O /Watt beobachtet. Verursacht wird<br />

2<br />

dieser verringerte Quotient durch einen größeren<br />

Anteil anaerober Energiebereitsstellung<br />

auf gegebener Belastungsstufe aufgrund verminderter<br />

Sauerstoffbereitstellung in der Peripherie.<br />

Wie bei anderen Erkrankungen mit Leistungslimitierung<br />

auch, tritt bereits auf niedrigerer<br />

Belastungsstufe eine metabolische Azidose<br />

auf. Die anaerobe Schwelle wird bei einer geringeren<br />

Belastung erreicht. Die Sauerstoffaufnahme<br />

an der anaeroben Schwelle ist erniedrigt.<br />

Bei schwergradigen Funktionsstörungen<br />

kann die Sauerstoffversorgung behindert<br />

und damit der Sauerstoffpartialdruck<br />

(PaO ) bereits in Ruhe erniedrigt sein. Dies<br />

2<br />

Fortsetzung auf Seite 16<br />

Bericht<br />

13


Neues<br />

MasterScreen Ergo<br />

Die effiziente Lösung mit System<br />

Das Belastungs-EKG gehört zu den Grunduntersuchungen<br />

der kardiologischen Funktionsdiagnostik,<br />

die problemlos auch im ambulanten Bereich<br />

durchgeführt werden kann. Als wissenschaftliche<br />

Meßmethode ist die Einhaltung der Qualitätskriterien<br />

für die Ergometrie jedoch eine wichtige<br />

Voraussetzung. Dazu gehören Genauigkeit, Reproduzierbarkeit,<br />

Vergleichbarkeit, Validität und Objektivität,<br />

aber auch die Wahrung der ökonomischen<br />

Prinzipien.<br />

Das PC-EKG kann dabei als wesentliches Hilfsmittel<br />

für verbesserte Automatisierung und Standardisierung<br />

der Ergometrie fungieren, und damit die Einhaltung<br />

der Qualitätskriterien sicherstellen.<br />

Zu einem modernen Ergometrie-Meßplatz<br />

gehören folgende Komponenten:<br />

PC-EKG komplett mit Software für 12kanalige<br />

EKG-Darstellung, Vermessung,<br />

Interpretation und Dokumentation, Patientenverwaltung,<br />

Datenspeicherung, Archivierung<br />

und Praxiskopplung - alles in<br />

einem kompakten System.<br />

Optional mit Sauganlage für kostensparende<br />

und schnelle Elektroden-Applikation.<br />

Fahrrad-Ergometer und/oder Laufband<br />

mit Ansteuerung und Kontrolle über das<br />

PC-EKG. Komplett mit Standard-Ergometrie-Protokollen<br />

sowie der einfachen<br />

Generierung praxisspezifischer Protokolle.<br />

Automatische Blutdruckmessung<br />

Eventuell, Datenübernahme externer Geräte,<br />

z.B. Pulsoximeter und Blutgasanalysator<br />

Für eventuelle Notfälle ist zwingend erforderlich:<br />

Defibrillator<br />

Besteck für Intubation und Notbeatmung<br />

Sauerstoffgerät<br />

Medikamente: Nitroglycerin, Antiarrhythmika,<br />

Noradrenalin, Digoxin, Lasix,<br />

Infusionslösung<br />

14<br />

Sachgerechte Durchführung vorausgesetzt, erlaubt<br />

das Belastungs-EKG in vielen Fällen<br />

den Ausschluß bzw. den Nachweis und die<br />

Beurteilung des Schweregrads beispielsweise<br />

einer latenten Koronarinsuffizienz. Aber<br />

auch in der Sport- und Arbeitsmedizin und<br />

für Gutachten ist das Belastungs-EKG essentiell<br />

für die Bestimmung der körperlichen<br />

Leistungsfähigkeit.<br />

Die Wahrung der ökonomischen Prinzipien<br />

als Qualitätsmerkmal der Ergometrie gewinnt<br />

durch den Sparzwang im Gesundheitswesen<br />

verstärkt an Bedeutung. Daher müssen bei der<br />

apparativen Ausstattung sowohl Anschaffungskosten<br />

als auch laufende Kosten wie<br />

Personalaufwand, Verbrauchsmaterial, Service<br />

und Wartung für das Ergometrie-System<br />

kalkuliert werden.<br />

Das reibungslose Zusammenspiel der einzelnen<br />

Komponenten ist eine wichtige Grundvoraussetzung<br />

für einen effektiven Ablauf der<br />

Ergometrie im Alltagsbetrieb.<br />

JAEGER hat alle wichtigen Komponenten des<br />

modernen Ergometrie-Meßplatzes bzw. <strong>Ergospirometrie</strong>-Meßplatzes<br />

in das JLAB System<br />

für eine effiziente Praxisorganisation integriert,<br />

und bietet auch für Ihren Anwendungszweck<br />

eine maßgeschneiderte Lösung.<br />

PC-EKG<br />

Der kompakte EKG-Verstärker JECG 12<br />

Channel wird direkt an die RS232 des PCs<br />

angeschlossen. Ein externes Netzteil ist nicht<br />

erforderlich, da die Stromversorgung direkt<br />

über den PC erfolgt. Das PC-EKG wird optional<br />

mit Sauganlage kombiniert.<br />

MasterScreen EKG als Programmpaket für<br />

Ruhe-EKG, und MasterScreen Ergo für Ruheund<br />

Belastungs-EKG.<br />

12-kanalige EKG-Erfassung, Darstellung<br />

und Dokumentation<br />

12-kanalige ST-Auswertung inkl. farbkodierter<br />

3-D-Trenddarstellung<br />

Vermessung mit Basis-Interpretation<br />

Grafische Trenddarstellung der wichtigsten<br />

Parameter<br />

Vielseitige Dokumentationsmöglichkeiten<br />

mit Laserdrucker und/oder Tintenstrahldrucker;<br />

Online Report während der<br />

Messung.<br />

Optionale<br />

Sauganlage


Kostensparender Echtzeitausdruck über<br />

schnellen Laserdrucker, bis 12-kanalig, 5<br />

bis 50 mm/s.<br />

Unter Windows 98 wird der Dual-Monitor-Betrieb<br />

unterstützt. Dies ist ideal für<br />

die <strong>Ergospirometrie</strong>, da auf einem einzigen<br />

Meßplatz die kompromißlose Überwachung<br />

aller 12 Kanäle bei voller Auflösung<br />

realisiert ist.<br />

Zusätzlich bei MasterScreen Ergo<br />

Automatisierter Ergometrieablauf;<br />

Standardprotokolle sowie einfache Erstellung<br />

Ihrer spezifischen Protokolle - inkl.<br />

automatischer EKG-Speicherung, Blutdruckmessung,<br />

Ausdruck.<br />

Gewichtsabhängige Protokolle sind hilfreich<br />

bei speziellen Fragestellungen, z.B.<br />

in der Kinderkardiologie<br />

Steuerung vieler Fahrrad-Ergometer sowie<br />

verschiedener Laufbänder<br />

Konfigurierte EKG-Reports für Ruheund<br />

Belastung sind ebenfalls Standard<br />

sowie die komfortable Anpassung und Erstellung<br />

individueller EKG-Reports mit<br />

Report-Designer, z.B. auch für Kombi-<br />

Reports EKG- und Spirometrie.<br />

Aufrüstbar zum kompletten <strong>Ergospirometrie</strong>-Meßplatz<br />

und/oder Lungenfunktionsmeßplatz<br />

für optimale Differentialdiagnostik<br />

Vernetzung und Anschluß an Praxissystem<br />

MasterScreen EKG - Auswertestation<br />

Kontinuierliche 12-kanalige Speicherung des<br />

EKGs während der kompletten Ergometrie<br />

kombiniert mit Arrhythmie-Erkennung erweitern<br />

das Software-Paket.<br />

Ergometer:<br />

Fahrrad-Ergometer, z.B: ER500, ER900<br />

(mit integrierter Blutdruck-Messung) sowie<br />

spezielle Liege-Ergometer<br />

Laufbänder, z.B. LE200 CE für verschiedenste<br />

Anforderungen<br />

Leiter-Ergometer Discovery<br />

Blutdruck-Monitor<br />

wahlweise integriert im Fahrrad-Ergometer,<br />

oder<br />

als externes Gerät für Fahrrad- und/oder<br />

Laufbandergometrie.<br />

Die automatisierte Blutdruckmessung am<br />

Laufband erlaubt erstmalig die kontinuierliche<br />

Blutdruck-Überwachung während<br />

der Ergometrie auf dem Laufband<br />

ohne zusätzlichen Personalaufwand.<br />

Externe Geräte<br />

Der Anschluß mit Datenübernahme externer<br />

Geräte ist problemlos möglich, z.Z.<br />

ist bereits der Anschluß für Pulsoximeter<br />

und Blutgasanalysator realisiert. Weitere<br />

<strong>Info</strong>rmationen auf Anfrage.<br />

Aufrüstung auf <strong>Ergospirometrie</strong> mit<br />

Oxycon Delta oder Oxycon Pro<br />

Die Integration verschiedener Geräte in ein<br />

System garantiert reibungslose Kommunikation<br />

zwischen den einzelnen Komponenten.<br />

Die Automatisierung des Meßablaufs trägt<br />

daher wesentlich zur Entlastung des Personals<br />

bei, und erhöht dadurch die Effizienz in<br />

der Praxisorganisation.<br />

JAEGER-Liegeergometer ER 550<br />

Online-Darstellung<br />

während der Messung<br />

incl. <strong>Ergospirometrie</strong>daten<br />

LC-Display beim ER 550<br />

Neues<br />

Computersteuerung und großes LED-Display<br />

beim ER 500 bzw. LCD-Display beim ER 550<br />

bieten eine Vielzahl von Ergometrie- und Trainingsmöglichkeiten<br />

durch ausgewählte medizinische<br />

Programme.<br />

15


Bericht<br />

ist insbesondere der Fall bei Linksherzinsuffizienz<br />

mit chronischer pulmonaler Stauung.<br />

Zur Aufrechterhaltung der Blutgashomöostase<br />

(u.a. pH) wird das Atemminutenvolumen gesteigert.<br />

Aufgrund des gestörten Ventilations-<br />

Perfusions-Verhältnis besteht bei diesen kardial<br />

eingeschränkten Patienten ein mehr oder<br />

weniger stark gesteigerter Ventilationsbedarf.<br />

Hierdurch wird auch das Symptom der Dyspnoe<br />

hinreichend erklärt und durch die Spiroergometrie<br />

objektiviert. Wie bei primär pulmonal<br />

eingeschränkten Patienten findet man<br />

deutlich erhöhte Werte des Atemminutenvolumens<br />

auf gegebener Belastungsstufe oder<br />

in Abhängigkeit von der Sauerstoffaufnahme.<br />

Die Atemäquivalente sind mehr oder weniger<br />

deutlich zu höheren Werten hin verschoben.<br />

Um eine gewisse Menge an Sauerstoff<br />

aufnehmen zu können (z.B. 1000 ml), muß<br />

der schwerst herzinsuffiziente Patient mit einem<br />

durchaus üblichen Atemäquivalentwert<br />

von 60, also 60 Liter/Minute, ventilieren.<br />

Im folgenden werden typische Veränderungen<br />

spiroergometrischer Meßgrößen bei verschiedenen<br />

kardialen Grunderkrankungen<br />

aufgeführt.<br />

Koronare Herzerkrankung<br />

Leichtgradige Formen der koronaren Herzerkrankung<br />

werden eher durch die typischen<br />

ischämischen EKG-Veränderungen oder Angina<br />

pectoris-Symptome diagnostiziert. Trotz<br />

belastungsinduzierter Ischämie kann eine normale<br />

Steigerung des Herzzeitvolumens möglich<br />

sein, so daß keine Leistungslimitierung<br />

vorliegt. Bei schwergradigeren Formen besteht<br />

dagegen häufig ein inadäquates Verhalten<br />

des Herzzeitvolumens aufgrund einer<br />

ischämischen Funktionseinschränkung ab<br />

eine gewissen Belastungsstufe. Spiroergometrisch<br />

zeigt sich dies dann in einer vermin-<br />

16<br />

derten Anstiegssteilheit<br />

für VO . Der Wert der<br />

2<br />

aeroben Kapazität<br />

(dVO /dWR) ist zu Be-<br />

2<br />

ginn der Belastung noch<br />

normal und fällt dann auf<br />

erniedrigte Werte ab<br />

(Abb. 4). Eine Reduktion<br />

der maximalen Sauerstoffaufnahme<br />

und<br />

eventuell auch der anaeroben<br />

Schwelle sind in<br />

Abhängigkeit vom Grad<br />

der Funktionseinschränkung<br />

zu beobachten.<br />

Wenn unter Belastung<br />

eine myokardiale Ischämie<br />

entsteht, steigt<br />

dann üblicherweise die<br />

Herzfrequenz überproportional<br />

zur Sauerstoffaufnahme<br />

an. Der Sauerstoffpuls<br />

als Quotient<br />

dieser beiden Parameter zeigt eine Plateaubildung<br />

auf erniedrigtem Niveau.<br />

Für die Begutachtung dieser Patientengruppe<br />

ist es wichtig zu beurteilen, wodurch der individuelle<br />

Patient limitiert ist. Verschiedene<br />

Konstellationen können differentialdiagnostisch<br />

unterschieden werden:<br />

1. Rein symptomatische Limitierung ohne<br />

objektiven Nachweis einer Ischämie oder<br />

Pumpfunktionsstörung. Für eine gravierende<br />

kardiale Funktionsstörung ergibt<br />

sich kein Anhaltspunkt, sofern die Parameter<br />

im submaximalen Belastungsbereich<br />

unauffällig waren.<br />

2. Keine subjektive Limitierung, aber (asymptomatischer)<br />

objektiver Ischämienachweis.<br />

Diese Person zeigt zwar eine gute<br />

Leistungsfähigkeit, aber keine gute Belastbarkeit.<br />

Einschränkungen bezüglich<br />

der Berufs- oder Erwerbsfähigkeit sind<br />

vom Gutachter zu gewähren.<br />

3. Symptomatische oder asymptomatische<br />

Einschränkung der Leistungsfähigkeit<br />

ohne objektiven Ischämienachweis, aber<br />

mit reduzierter max. Sauerstoffaufnahme,<br />

max. Sauerstoffpuls oder anaerober<br />

Schwelle. Dies ist auch bei Patienten mit<br />

sog. globaler Ischämie und normalem<br />

EKG unter Belastung nicht selten zu beobachten.<br />

Zahlreiche weitere Kombinationen sind denkbar,<br />

die durch die alleinige ergometrische Diagnostik<br />

nicht differenziert werden könnten.<br />

Kardiomyopathie<br />

Bei Patienten mit Kardiomyopathie steht die<br />

Pumpfunktionsstörung im Vordergrund. Die<br />

Folge ist ein Minderangebot an Sauerstoff in<br />

der Peripherie mit erhöhtem Anteil des anaeroben<br />

Stoffwechsels. Der Wert der aeroben<br />

Kapazität (dVO /dWR) ist dann erniedrigt<br />

2<br />

(Abb. 4). Im Gegensatz zur ischämiebedingten<br />

Leistungseinschränkung, bei der eine Abflachung<br />

des Quotienten erst bei Einsetzen der<br />

Ischämie auftritt, ist die Anstiegssteilheit bei<br />

der Kardiomyopathie meist auch bei niedrigen<br />

Belastungsstufen schon verändert. Die<br />

maximale Sauerstoffaufnahme ist in der Regel<br />

als Folge des erniedrigten Herzzeitvolumens<br />

vermindert. Auch die anaerobe Schwelle<br />

und der maximale O -Puls sind häufig ernied-<br />

2<br />

rigt. Typischerweise steigt der O -Puls auf<br />

2<br />

niedriger Belastung schnell auf einen Plateauwert<br />

an. Es erfolgt schon auf geringer Belastungsstufe<br />

eine maximale Ausschöpfung der<br />

arteriovenösen Sauerstoffdifferenz aufgrund<br />

der fehlenden Möglichkeit der Schlagvolumenerhöhung.<br />

Bei weitere Belastungssteigerung<br />

erfolgt eine Zunahme der Sauerstoffaufnahme<br />

nur noch über eine Zunahme der Herzfrequenz.<br />

Der Sauerstoffpuls bleibt auf einem<br />

Plateau konstant oder kann sogar wieder abfallen.<br />

Bei schwerstgradiger Herzinsuffizienz sind<br />

häufig periodische Atemmuster mit An- und<br />

Abschwellen der Atmung zu sehen. Verschiedene<br />

Ursachen, wie verlängerte Herzkreislaufzeiten<br />

und veränderte Sensibilität der Chemo-<br />

rezeptoren, führen zur Störung der rückgekoppelten<br />

Atemregulation. Diese Cheyne-Stokes-<br />

Atmung kann in Ruhe bestehen und unter Belastung<br />

persistieren oder verschwinden. In anderen<br />

Fällen tritt sie erst unter Belastung auf.<br />

Sie ist immer ein Zeichen für eine besonders<br />

schwergradige Herzinsuffizienz und gilt als<br />

Zeichen einer schlechten Prognose.<br />

Besonders ist auf die fehlende Korrelation<br />

zwischen Ruheparametern der linksventrikulären<br />

Funktion (z.B. LVEF, LV-Diameter) und<br />

die Leistungsfähigkeit (Abb. 5) hinzuweisen.


Zahlreiche Untersuchungen konnten zeigen,<br />

daß aus den Ruheparametern keine ausreichende<br />

Beurteilung der Leistungsfähigkeit<br />

möglich ist [32].<br />

Für die Beurteilung der Prognose bei fortgeschrittener<br />

Herzinsuffizienz aufgrund eingeschränkter<br />

linksventrikulärer Funktion zeigt<br />

die maximale Sauerstoffaufnahme im Vergleich<br />

zu Ruheparametern oder hämodynamischen<br />

Daten unter Belastung einen höheren<br />

prädiktiven Wert [22, 31, 34].<br />

Herzklappenerkrankungen<br />

Aufgrund der Herzklappenerkrankung ist in<br />

den meisten Fällen das effektive Schlagvolumen<br />

durch Regurgitation oder Behinderung<br />

des Vorwärtsflusses reduziert. Folge ist eine<br />

reduzierte aerobe Kapazität. Bei höhergradigen<br />

Vitien sind auch die maximale Sauerstoffaufnahme,<br />

die anaerobe Schwelle und der<br />

Sauerstoffpuls vermindert. Der schnelle Herzfrequenzanstieg<br />

ist der Versuch der Kompensation<br />

der verminderten Schlagvolumensteigerung.<br />

Tritt sekundär eine pulmonale Hypertonie auf,<br />

finden sich die typischen Zeichen eines verschlechtertenVentilations-Perfusions-Verhältnisses.<br />

Die Atemäquivalentwerte sind dann<br />

erhöht, die Kurve bleibt in ihrer Form erhalten,<br />

ist jedoch nach oben verschoben.<br />

Angeborene Herzfehler<br />

Aufgrund der Komplexität und Verschiedenheit<br />

angeborener Herzfehler ist eine umfassende<br />

Darstellung pathophysiologischer Veränderungen<br />

hier nicht möglich. Neben den Be-<br />

funden, wie sie bei Kardiomyopathie mit eingeschränkter<br />

Pumpleistung oder bei Herzklappenfehlern<br />

durch verminderten effektiven<br />

Fluß und pulmonaler Hypertonie entstehen,<br />

verursachen Shunts zusätzliche Auffälligkeiten.<br />

Diese wirken sich vorrangig durch veränderte<br />

pulmonale Perfusion (Über- oder<br />

Minderperfusion) auf das Ventilations-Perfusions-Verhältnis<br />

aus. Das hämodynamische<br />

Verhalten bestehender Shuntverbindungen<br />

Tab. 3<br />

Bericht<br />

kann unter Belastung individuell sehr unterschiedlich<br />

sein und die Leistungsfähigkeit und<br />

Belastbarkeit mehr oder weniger stark einschränken.<br />

Es wird auf weiterführende Literatur<br />

verwiesen [11].<br />

Beurteilung der Leistungsbereitschaft<br />

Die Beurteilung der Leistungsbereitschaft ist<br />

ein wichtiger Aspekt in der ärztlichen Begutachtung.<br />

Die Trennung von echter krankheitsbezogener<br />

Limitierung und Simulation stellt<br />

eine besondere Herausforderung an den Gutachter<br />

dar, da gelegentlich finanzielle Interessen<br />

des zu Begutachtenden im Vordergrund<br />

stehen. Die Spiroergometrie erlaubt mit sehr<br />

viel größerer Präzision als die einfache Ergometrie<br />

diese Differenzierung. Ein wesentlicher<br />

Parameter zur Beurteilung der Mitarbeit ist<br />

das Erreichen der anaeroben Schwelle. Bis auf<br />

wenige Krankheitsbilder ist vor Abbruch der<br />

Belastung das Erreichen der anaeroben<br />

Schwelle, unabhängig vom leistungslimitierenden<br />

Faktor, zu erwarten. Durch O -Man- 2<br />

gel in der Peripherie entsteht eine metabolische<br />

Azidose. Wie oben bereits erwähnt, ist<br />

allerdings bei gravierenden respiratorischen<br />

Einschränkungen gelegentlich eine respiratorische<br />

Kompensation der metabolischen Azidose<br />

nicht möglich, so daß auch die typischen<br />

Veränderungen zur Detektion der anaeroben<br />

Schwelle fehlen.<br />

Für den Fall einer peripheren Limitation durch<br />

eine arterielle Verschlußkrankheit bestehen in<br />

aller Regel typische klinische Veränderungen<br />

mit Schonhaltung, die Hinweise auf die zugrundeliegende<br />

Abbruchursache geben. Im<br />

Einzelfall kann jedoch gerade bei der Angabe<br />

peripherer Beschwerden bei Arthrose oder<br />

17


Bericht<br />

pAVK eine klare Unterscheidung zur Simulation<br />

unmöglich sein.<br />

In diesen Fällen kann eine zusätzliche Abnahme<br />

von Laktat (kapillär oder venös) oder Basenüberschuß<br />

(kapillär) 2 - 5 Minuten nach<br />

Belastungsabbruch hilfreich sein. Als Zeichen<br />

der Ausbelastung gilt das Erreichen eines Laktatwertes<br />

von mindestens 4 mmol/l bzw. eines<br />

Basenüberschuß von - 4 mEq/l. Es besteht<br />

eine gute Übereinstimmung [9] zwischen<br />

Basenüberschuß und Laktat, so daß eine der<br />

beiden Methoden in Abhängigkeit von den zur<br />

Verfügung stehenden Labormöglichkeiten gewählt<br />

werden kann.<br />

Bewertung der Untersuchungsergebnisse<br />

Da die Spiroergometrie in der Literatur der<br />

ärztlichen Begutachtung bisher wenig Beachtung<br />

gefunden hat, fehlen allgemein anerkannte<br />

Bewertungsempfehlungen. Auch wenn die<br />

Vorteile der <strong>Ergospirometrie</strong> im Vergleich zur<br />

Ergometrie rational auf der Hand liegen, wird<br />

sie in den Anhaltspunkten zur ärztlichen Gutachtertätigkeit<br />

des Bundesministeriums für<br />

Arbeit und Sozialordnung nicht mit aufgeführt.<br />

Die Aussagemöglichkeiten der Spiroergometrie<br />

sind in Abhängigkeit von der Fragestellung<br />

zu differenzieren. Die Beurteilungskriterien<br />

sind für die Graduierung einer<br />

Behinderung anders zu stellen, als bei der<br />

Feststellung einer Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit.<br />

Parameter, wie die maximale Sauerstoffaufnahme,<br />

die anaerobe Schwelle, Atemäquivalente<br />

usw., finden in den GdB/MdE-<br />

Tabellen keine Berücksichtigung. In der pneumologischen<br />

Begutachtung ist die Spiroergometrie<br />

dagegen schon seit längerem ein etabliertes<br />

Verfahren [20]. Wobei leider auch hier<br />

die Empfehlungen zur Bewertung nur unscharf<br />

gezogen sind. Es besteht deshalb ein<br />

großer Bedarf, standardisierte Empfehlungen<br />

einzuführen. Verschiedene Aspekte, die berücksichtigt<br />

werden müssen, sollen im Folgenden<br />

diskutiert werden.<br />

Ergospirometrische Dauerleistungsgrenze<br />

und arbeitsmedizinische Dauerleistungsgrenze<br />

Wie oben bereits erwähnt, beschreibt die respiratorisch<br />

bestimmte anaerobe Schwelle im<br />

sportmedizinischen Sinne die Dauerleistungsgrenze.<br />

In repetitiven Rampenbelastungs- und<br />

Steady-state-Tests konnte die Übereinstimmung<br />

der anaeroben Schwelle mit der Dauerleistungsgrenze<br />

für dynamische Belastungsformen<br />

bestätigt werden [41]. Eine Übereinstimmung<br />

mit der Dauerleistungsgrenze, wie<br />

sie oben im arbeitsmedizinischen Sinne definiert<br />

wurde, ist aus verschiedenen Gründen<br />

nicht zwingend anzunehmen. Bei der ergospirometrischen<br />

Belastungsuntersuchung erfolgt<br />

eine Beurteilung der spezifischen Leistungsfähigkeit<br />

für dynamische Belastungen.<br />

18<br />

Berufliche Tätigkeiten, die mit dieser Form<br />

der Belastung übereinstimmen, sind nur selten<br />

anzutreffen. In der Regel besteht ein ständiger<br />

Wechsel zwischen statischen und dynamischen<br />

Belastungen.<br />

Zu berücksichtigen sind sogenannte ”engpaßspezifische<br />

Bedingungen”, also Maximalbelastungen<br />

am Arbeitsplatz. Aus der Eisen- und<br />

Stahlindustrie stehen hierzu Untersuchungsergebnisse<br />

zur Verfügung (Tab. 2). So sind<br />

beispielsweise für die Tätigkeit des 1. Schmelzers<br />

im Hochofenabstrich kurzfristig maximale<br />

Sauerstoffaufnahmewerte von 1,8 l/min notwendig.<br />

Für den 2. Schmelzer bei der Gußprobenentnahme<br />

dagegen lediglich 0,6 l/min.<br />

Die Dauerbelastung an diesen Arbeitsplätzen<br />

ist natürlich wesentlich geringer, Meßwerte<br />

hierzu stehen jedoch nicht zur Verfügung.<br />

Durch die <strong>Ergospirometrie</strong> kann jedoch ein-<br />

deutig beurteilt werden, ob ein Arbeiter den<br />

Maximalanforderungen gewachsen ist oder<br />

dieser Arbeitsplatz nicht in Frage kommt (Berufsunfähigkeit).<br />

Es besteht weiterhin dringender Bedarf an spezifischen<br />

Arbeitsplatzanalysen bezüglich der<br />

maximalen Sauerstoffaufnahme. Anhaltswerte<br />

liegen für die maximale Sauerstoffaufnahme<br />

im Sport- und Freizeitbereich und nur vereinfacht<br />

für bestimmte Berufsgruppen vor (Tab.<br />

3).<br />

Weiterhin ist zu berücksichtigen, daß durch<br />

Wahl der Arbeits- und Pausenintervalle sowie<br />

Umgebungsfaktoren (Staub, Hitze, Kleidung)<br />

die maximal zumutbare Belastung erheblich<br />

beeinflußt werden kann [40]. Im Einzelfall<br />

wäre deshalb eine Untersuchung am Arbeitsplatz<br />

mit einem tragbaren <strong>Ergospirometrie</strong>system<br />

wünschenswert.


Nach den Empfehlungen von Müller und Astrand<br />

(aus 40) besteht ein umgekehrt proportionaler<br />

Zusammenhang zwischen mittlerem<br />

Sauerstoffverbrauch am Arbeitsplatz und tolerabler<br />

Arbeitszeit. Eine relative Leistung bei<br />

40 - 60 % der VO kann über 4 Stunden,<br />

2max<br />

eine bei 60 % der VO über 2 Stunden<br />

2max<br />

durchgehalten werden. Eine wechselnd über<br />

den Tag verteilte höhere Arbeitsintensität mit<br />

Pausen kann bei ca. 40 % der VO erbracht<br />

2max<br />

werden, wenn darunter keine kardiopulmonalen<br />

Funktionsstörungen vorliegen.<br />

Unter den Arbeitsphysiologen und Arbeitsmedizinern<br />

herrscht Übereinstimmung darüber,<br />

daß die Arbeitsanforderung eines 8-Stunden-<br />

Tages im Mittel deutlich unterhalb der Dauerleistungsgrenze<br />

liegen muß. Eine wissenschaftliche<br />

Absicherung dieser Empfehlungen<br />

besteht nicht.<br />

Begutachtung der Behinderung<br />

Im Gegensatz zu den arbeitsplatzspezifischen<br />

Problemen in der Begutachtung der Berufsund<br />

Erwerbsunfähigkeit ist die Beurteilung<br />

einer Behinderung nach dem Schwerbehindertengesetz<br />

einfacher vorzunehmen. Hier erfolgt<br />

eine Beurteilung im Vergleich zu den für<br />

das Lebensalter typischen Normalwerten. Als<br />

Vergleichswerte sind die aus verschiedenen<br />

Arbeitsgruppen publizierten Sollwerte zu verwenden.<br />

Die Arbeitsgruppe Spiroergometrie<br />

hat sich 1997 aus Standardisierungsgründen<br />

auf die Verwendung der Normwerte nach Hansen<br />

et al. [14] geeinigt. Die Verwendung dieser<br />

Sollwerte ermöglicht eine alters-, geschlecht-,<br />

größen- und gewichtsbezogene prozentuale<br />

Graduierung.<br />

Neben einer prozentualen Graduierung sind<br />

für die verschiedenen Grundbedürfnisse körperlicher<br />

Aktivität minimale Anforderungen<br />

durch das kardiopulmonale System zu erfüllen.<br />

Belastungen wie langsames Gehen, Waschen,<br />

Haare kämmen, Essen usw. erfordern<br />

unabhängig von Alter und Geschlecht etwa<br />

das 2- bis 3-fache des Ruhesauerstoffverbrauches.<br />

Bei Unterschreiten des maximalen Sauerstoffaufnahmewertes<br />

von 0,5 l/min oder des<br />

doppelten Grundumsatzes besteht deshalb im<br />

Bericht<br />

Allgemeinen 100 %-ige Invalidität [36].<br />

Empfohlene Graduierungen (GdB) für normgewichtige<br />

Personen im mittleren Lebensalter<br />

für Erkrankungen von Herz und Kreislauf<br />

sowie Brustkorb, tieferen Atemwegen und<br />

Lungen gehen aus den Anhaltspunkten für die<br />

ärztliche Gutachtertätigkeit hervor und beziehen<br />

sich aber nur auf die erreichte Maximalleistung<br />

in der Einheit Watt.<br />

Anerkannte Beurteilungsempfehlungen<br />

Für Belastungsuntersuchungen in der Arbeitsmedizin<br />

wird die Verwendung der Sollwert-<br />

Tabellen nach Reiterer [30], die nach Alter,<br />

Geschlecht und Körpergewicht korrigiert sind,<br />

empfohlen. Das Beurteilungskriterium ist hier<br />

die maximale erbrachte Leistung in Watt.<br />

Für die Arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen<br />

nach den Grundsätzen (G26 , G41,<br />

G30) wird vom Hauptverband der Berufsgenossenschaften<br />

[6] in der neuesten Fassung<br />

die Beurteilung nach den Werten W170 und<br />

W150 empfohlen. Als W170 bzw. W150 wird<br />

der Belastungswert pro Kilogramm Körpergewicht<br />

angegeben, der bei einer erreichten<br />

oder nach Graphik extrapolierten Herzfrequenz<br />

von 170 bzw. 150/min gefunden wird.<br />

Einschränkungen liegen bei Unterschreitung<br />

von 80% des Referenzwertes vor.<br />

Nach den Empfehlungen der American Thoracic<br />

Society [3] bezieht sich die Beurteilung<br />

einer Leistungseinschränkung auf die gewichtsbezogene<br />

Sauerstoffaufnahme (VO / kg 2<br />

Körpergewicht). Zwei Grundsatzaussagen<br />

werden gemacht:<br />

a) eine Person kann eine Arbeit problemlos<br />

bei 40 % ihres PeakVO durchführen.<br />

2<br />

b) Die VO -Werte können spezifischen Ar-<br />

2<br />

beitsanforderungen zugeordnet werden.<br />

Die nachfolgende Graduierung der Einschränkungsbeurteilung<br />

wird vorgeschlagen.<br />

1. Normal (keine Einschränkung)<br />

PeakVO > 25ml/kg/min: Dabei kann die<br />

2<br />

Person nahezu alle physischen Arbeitsanforderungen<br />

erfüllen.<br />

2. moderate Einschränkung<br />

PeakVO 15 bis 25 ml/kg/min und die mitt-<br />

2<br />

lere berufliche Anforderung benötigt nicht<br />

dauerhaft mehr als 40 % der erreichten maximalen<br />

Sauerstoffaufnahme im Belastungstest.<br />

3. schwere Einschränkung<br />

PeakVO < 15 ml/kg/min: Es wird davon<br />

2<br />

ausgegangen, daß die Person die meisten<br />

Tätigkeiten nicht durchführen kann.<br />

Für die Einteilung einer MdE-Abstufung in<br />

Abhängigkeit von der pulmokardialen Funktionseinbuße<br />

wurde von Kentner [17] eine Beurteilung<br />

nach klinischen und meßtechnischen<br />

Daten erarbeitet. Aus der Tabelle (Tab. 3) geht<br />

hervor, daß sich die prozentuale Einschrän-<br />

19


Bericht<br />

kung aus der Summation verschiedener Einzelbefunde<br />

ergibt. Die gesamtheitliche Betrachtung<br />

wird dem Ziel einer integrativen<br />

Analyse der einzelnen Störungen und ihren<br />

Auswirkungen am ehesten gerecht. Die spiroergometrischen<br />

Daten stellen nur einen Baustein<br />

in diesem Konzept dar.<br />

Die Tabellen in den Anhaltspunkten für die<br />

ärztliche Gutachtertätigkeit (früheres ”Blaues<br />

Buch”) in der zuletzt veröffentlichten Fassung<br />

von 1996 [2] (jetzt ”orange”) mit den<br />

oben angegebenen Einschränkungen sind weiterhin<br />

als Grundlage für die Graduierung bestehender<br />

Funktionsstörungen zu betrachten.<br />

Das Buch wird in regelmäßigen Abständen<br />

inhaltlich (und ”farblich”) überarbeitet.<br />

Spezielle Bewertungskriterien in der<br />

Pneumologie<br />

Ergänzend zu den allgemeinen Beurteilungkriterien<br />

liegen spezielle Vorschläge zur Beurteilung<br />

der Pneumokoniosen (Asbestose, Silikose)<br />

sowie der chronisch obstruktiven<br />

Atemwegserkrankungen vor.<br />

Bei der Begutachtung der Asbestose [19, 21]<br />

gehen in die Gesamtbeurteilung Parameter der<br />

Ruhelungenfunktion (Vitalkapazität, Compliance)<br />

sowie die Blutgase aus der Spiroergometrie<br />

ein (Tab. 4). Andere ventilatorische<br />

Größen wie z.B. P(A-a)O oder Atemäqui-<br />

2<br />

valente finden derzeit keine Berücksichtigung.<br />

Neben der funktionellen Beurteilung erfolgt<br />

weiterhin zusätzlich die röntgenmorphologische<br />

Begutachtung nach den ILO-Kriterien.<br />

In die Silikose-Beurteilung gehen vorwiegend<br />

Parameter der Ruhelungenfunktion sowie Parameter<br />

des Gasaustausches (Blutgase und<br />

P(A-a)O ) in Ruhe und unter Belastung ein<br />

2<br />

(Tab. 5). In Fällen schwieriger Entscheidungslage<br />

geht der invasiv gemessene Pulmonalarteriendruck<br />

in Ruhe und unter Belastung mit<br />

ein [35].<br />

Seit 1997 liegt für die Beurteilung der obstruktiven<br />

Atemwegserkrankung eine Tabelle der<br />

DGAI (Deutsche Gesellschaft für Allergologie<br />

und Immunologie) [9] vor (Tabelle 6), die<br />

auch von den Berufsgenossenschaften mit erarbeitet<br />

wurde. Auch hier ergibt sich die MdE-<br />

Einstufung aus einem Summationsbild von<br />

Beschwerdesymptomatik, klinischen Untersuchungsbefunden,<br />

Ruhelungenfunktion, Spiroergometrie<br />

und Therapie. Die Belastungsuntersuchung<br />

enthält ausschließlich Aussagen<br />

über das Blutgasverhalten ohne Berücksichtigung<br />

weiterer Ventilationsparameter.<br />

Spezielle Bewertungskriterien in der<br />

Kardiologie<br />

Gesicherte Bewertungskriterien unter Einbeziehung<br />

spiroergometrischer Meßdaten bestehen<br />

in der Kardiologie nicht. Die Leistungsbeurteilung<br />

kardiologischer Krankheitsbilder<br />

erfolgt bisher nahezu ausschließlich durch die<br />

20


Bericht<br />

ergometrische Belastungsuntersuchung. Wie bei den pneumologischen Krankheitsbildern ist eine integrative Betrachtungsweise sinnvoll. Wichtige<br />

Parameter zur Beurteilung der Berufseignung oder der Behinderung im Sinne des sozialen Entschädigungsrechtes sind koronarischämiefreie<br />

Belastungsstufe, subjektive Beeinträchtigung durch Herzrhythmusstörungen in Ruhe oder unter Belastung, klinische Zeichen kardialer Dekompensation,<br />

dauerhaft einzunehmende Medikation (u.a. Antikoagulation, Endokarditisprophylaxe), Verhalten des Herzzeitvolumens sowie<br />

die invasiv erhobenen Druckwerte im kleinen und großen Kreislauf in Ruhe und unter Belastung. Dies ist insbesondere für die Zumutbarkeit<br />

bestimmter Tätigkeiten von enormer Bedeutung, da chronische Kompensationsmechanismen zwar zu einer Verbesserung der Leistungsfähigkeit<br />

führen, langfristig jedoch eine Verschlechterung der Prognose nicht sicher auszuschließen ist.<br />

Zur Risikostratifizierung von kardiologischen Patienten sind die Erfassung u.a. von Herzrhythmusstörungen, Spätpotentialen sowie die Bestimmung<br />

der Herzfrequenzvariabiliät etabliert. Die maximale Sauerstoffaufnahme bestimmt durch die Spiroergometrie gilt als ein wichtiges<br />

Kriterium zur Herztransplantations-Indikationsstellung [1, 26, 29].<br />

Eine allgemein anerkannte Bedeutung kommt den spiroergometrisch bestimmten Parametern, wohl aus historischen Gründen, bisher nicht zu.<br />

Normierungen müssen in Zusammenarbeit zwischen Kardiologen, Pneumologen sowie Arbeits- und Sozialmedizinern noch erarbeitet werden.<br />

Als Anhaltspunkte müssen zunächst weiter die Empfehlungen des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung [27] gelten (Tab. 7 und 8).<br />

Literatur:<br />

[1] Aaronson K. D., D. M. Mancini: Is percentage of predicted maximal exercise oxygen consumption a better predictor of survival than peak exercise oxygen consumption for patients with severe heart<br />

failure? J. Heart Lung Transplant. 14, 981-989<br />

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Schwelle bei Normalpersonen, Herz- und Lungenkranken.<br />

Z. Kardiol. 83 (Suppl. 3), 37 (1994)<br />

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[17] Kentner M: Lungenfunktionsanalyse in Praxis und Klinik. Bosch, Berlin 1991<br />

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Pneumol. 42, 438-441 (1988).<br />

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[21] Landesverband Rheinland/Westfalen der gewerblichen Berufsgenossenschaften: 2. Arbeitstagung Asbestosebegutachtung am 27.10.1990 in Essen-Heidhausen.<br />

[22] Likoff M. J., S. L. Chandler, H. R. Kay: Clinical determinants of mortality in chronic congestive heart failure secondary to idiopathic dilated or to ischemic cardiomyopathy Allergo J. 6, 220-221<br />

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[24] Löllgen H.: Kardiopulmonale Funktionsdiagnostik. Ciba, 1986<br />

[25] Löllgen H., U. J. Winter, E. Erdmann: Ergometrie. Springer, Berlin 1995, 40<br />

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[27] Marx H. H.: Medizinische Begutachtung. Thieme, Stuttgart 1992<br />

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[29] Parameshwar J., J. Keegan, J. Sparrow, G. C. Sutton, P. A. Poole-Wilson: Predictors of prognosis in severe chronic heart failure. Am. Heart J. 123, 421-426 (1992)<br />

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1095 (1994)<br />

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[36] Sue D.Y.: Exercise testing in the evaluation of impairment and disability. Clin. Chest Med. 15, 369 (1994)<br />

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[41] Wasserman K.: Principles of exercise testing and interpretation. Lea & Febiger, New York 1994<br />

21


Bericht<br />

<strong>Ergospirometrie</strong> in der Herz- bzw.<br />

Lungentransplantation<br />

Ruhe- und Belastungsinsuffizienz<br />

Kurze Übersicht mit aktueller Literatur<br />

Im Vorfeld einer möglichen Herztransplantation<br />

geht es unter anderem darum, die globale<br />

Herzinsuffizienz des Patienten zu quantifizieren.<br />

Hierbei unterscheidet man zwischen<br />

dem akuten oder chronischen Unvermögen<br />

des Herzen, bei Belastung (= Belastungsinsuffizienz<br />

) oder bereits in Ruhe (= Ruheinsuffizienz<br />

) den für den Stoffwechsel erforderlichen<br />

Blutauswurf aufzubringen bzw. den<br />

venösen Rückfluß aufzunehmen. Dieser Zustand<br />

des Herzen führt dazu, daß die<br />

Kompensationsmechanismen wie Herzfrequenz,<br />

Kontraktilität und Schlagvolumen<br />

nicht mehr zur Aufrechterhaltung eines normalen<br />

Herzminutenvolumens ausreichen.<br />

Je nach Einschränkungsgrad wurden diese<br />

Limitierungen von der New York Heart<br />

Association ( NYHA, z.B. Löllgen (1995) )<br />

in Klassen eingeteilt:<br />

I Völlige Beschwerdefreiheit bei normaler<br />

körperlicher Belastung<br />

II Leichte Einschränkung der körperlichen<br />

Belastbarkeit; in Ruhe und bei leichter<br />

körperlicher Tätigkeit besteht<br />

Beschwerdefreiheit<br />

III Starke Einschränkung der Belastbarkeit<br />

Wohlbefinden in Ruhe; Beschwerden<br />

schon bei leichter körperlicher Tätigkeit<br />

IV Beschwerden bei jeden körperlichen<br />

Tätigkeit; Zunahme der – meist bereits<br />

in Ruhe bestehenden – Insuffizienzzeichen<br />

Beschreibung einer <strong>Ergospirometrie</strong>-<br />

Untersuchung<br />

Zur Belastungsuntersuchung der Patienten<br />

stehen entweder Fahrradergometer oder Laufband<br />

zur Verfügung. In der Regel wird versucht,<br />

diese Untersuchung mit einem Laufband<br />

durchzuführen, da diese Belastungsform<br />

22<br />

Die in Ruhe durchgeführten Untersuchungsmethoden wie EKG,<br />

Echokardiographie, Dopplersonographie, Computertomographie,<br />

Kernspintomographie oder Herzkatheter stellen unverändert die Basis der<br />

klinischen Diagnostik dar, sie können jedoch keine Aussage über die<br />

kardiopulmonalen Leistungsreserven machen. Für die Untersuchung der<br />

kardiopulmonalen Leistungsfähigkeit nimmt unter den verschiedenen<br />

Untersuchungsmethoden inzwischen die <strong>Ergospirometrie</strong> (Cardio-Pulmonary<br />

Exercise Testing, CPET) eine zentrale Stellung ein (z.B. Metra (1999)).<br />

erheblich spezifischer ist, als die mit einem<br />

Fahrradergometer. Die Belastungsprofile weichen<br />

in den verschiedenen Zentren von einander<br />

ab, aber nicht signifikant. Die Laufbandbelastungen<br />

sind meist modifizierte Balke<br />

oder Bruce Profile. Die Messung der Gasaustauschparameter<br />

wird in der Regel mit Hilfe<br />

einer Maske durchgeführt, die Mund und Nase<br />

überdeckt. Gleichzeitig wird während der Untersuchung<br />

kontinuierlich ein 12-Kanal EKG<br />

abgeleitet, der Blutdruck gemessen und oftmals<br />

auch die Sauerstoffsättigung überwacht.<br />

Gegebenenfalls können in den einzelnen<br />

Belastungsstufen zusätzlich noch Blutgase abgenommen<br />

werden, die weitere <strong>Info</strong>rmationen<br />

liefern.<br />

Messung<br />

Die Ventilations- und Gasparameter werden<br />

während der gesamten Untersuchung kontinuierlich<br />

Atemzug für Atemzug gemessen.<br />

Alle Parameter werden gespeichert und online<br />

auf einem PC-Monitor sowohl in verschiedenen<br />

Graphiken als auch in numerischer<br />

Form angezeigt.<br />

Welche Parameter der <strong>Ergospirometrie</strong><br />

beschreiben die Herzinsuffizienz?<br />

Die subjektive Beurteilung des funktionalen<br />

Status anhand der NYHA-Kriterien ist heutzutage<br />

völlig unzureichend und nicht mehr<br />

ausschlaggebend für die Entscheidung zu einer<br />

Herztransplantation. Das gleiche gilt<br />

selbstverständlich auch für die<br />

Auswurffraktion und die<br />

haemodynamische Parameter im<br />

Ruhezustand. Auch diese lassen<br />

nicht auf den Schweregrad von<br />

Herz-und Kreislaufstörungen<br />

schließen.<br />

Bildschirmdarstellung der<br />

<strong>Ergospirometrie</strong>daten mit<br />

Oxycon von JAEGER


Zur besseren und Differenzierung wurde von<br />

Karl T. Weber (z.B. Weber (1997)) eine Klassifizierung<br />

anhand der auf das Körpergewicht<br />

bezogenen maximalen Sauerstoffaufnahme<br />

VO 2 max bzw. an der anaeroben Schwelle<br />

VO 2 AT vorgeschlagen, um die Herzinsuffizienz<br />

zu objektivieren bzw. zu quantifizieren.<br />

Gleichzeitig ergibt sich aus dieser Tabelle eine<br />

Abschätzung der zu erwartenden Ventilation.<br />

Bewertung des Schweregrades<br />

Der Schweregrad von Herz- und Kreislaufstörungen<br />

wird somit anhand von VO max 2<br />

und der VO Aufnahme bei der AT beurteilt,<br />

2<br />

um so die verbleibende Belastbarkeit des Herzens<br />

vorauszusagen.<br />

Die aus den <strong>Ergospirometrie</strong>messungen ermittelten<br />

Werte von VO -Aufnahme bei AT und<br />

2<br />

der maximalen VO -Aufnahme geben zuver-<br />

2<br />

lässig und objektiv Aufschluß über die Herzbelastbarkeit,<br />

die funktionalen Leistungsfähigkeit<br />

und somit über die Überlebenschancen.<br />

Inzwischen ist es weltweit anerkannt, (z.B.<br />

Myers (1998), Metra (1999), Schwaiblmair<br />

(1999)) , daß die Entscheidung zur Transplantation<br />

auf klinischen Kriterien kombiniert mit<br />

funktionaler Schichtung, die durch einen<br />

<strong>Ergospirometrie</strong>-Test gewonnen wurde, basieren<br />

sollte. Selbstverständlich sollte dabei jedoch<br />

beachtet werden, daß hier eine wirkliche<br />

Belastungs-Limitierung vorliegt und die<br />

Untersuchung nicht wegen anderer Kriterien<br />

abgebrochen wurde (Ramos-Barbon (1999)).<br />

So beobachtet man beispielsweise bei D-Patienten<br />

mit wenig oder gar keiner verbleibenden<br />

Herzbelastbarkeit einen Anstieg der Todesfälle<br />

in den ersten 1 - 2 Jahren; diese Tatsache<br />

macht sie zu Kandidaten für eine dringende<br />

Transplantation. C-Patienten mit mittelmäßiger<br />

Belastbarkeit sind wahrscheinliche<br />

Kandidaten für eine Transplantation, während<br />

bei A- und B-Patienten, bei denen die Belastbarkeit<br />

fast normal oder nur leicht geschwächt<br />

ist, keine Indikation für eine Herztransplantation<br />

vorliegt.<br />

In diesen Fällen wird eine Transplantation verschoben<br />

und es werden regelmäßige<br />

<strong>Ergospirometrie</strong>untersuchungen durchgeführt,<br />

um eine mögliche Verbesserung oder<br />

Verschlechterung bei optimaler Therapie einschätzen<br />

zu können.<br />

Selbstverständlich liefert die <strong>Ergospirometrie</strong><br />

nicht nur für die Selektion von möglichen<br />

Transplantations-Kandidaten objektiv nachvollziehbare<br />

Resultate, sondern ist auch im<br />

Bereich der Nach- und Verlaufskontrolle bei<br />

bereits erfolgter Herz- und/oder Lungentransplantation<br />

nicht mehr wegzudenken (z.B.<br />

Schwaiblmair (1999), Grauhan (1997),<br />

Kobashigawa (1999)).<br />

Bericht<br />

Klassifizierung Schweregrad VO 2max VO 2 AT VEsoll<br />

[ml/min/kg] [ml/min/kg] [l/min]<br />

A Leicht bis keine > 20 > 14 > 60<br />

B Leicht bis mittel 16 - 20 11 - 14 50 - 60<br />

C mittel bis schwer 10 - 16 8 - 11 40 - 50<br />

D schwer 6 - 10 5 - 8 < 40<br />

Literatur:<br />

Andreassen (1998): Andreassen A.K., Kvernebo K., Jorgensen B., Somonsen<br />

S., Kjekshus J., Gullestad L.: ”Exercise capacity in heart<br />

transplant recipients: relation to impaired endotheliumdependent<br />

vasodilation of the peripheral microcirculation”;<br />

Am Heart J 136/2 (1998) 320-328<br />

Chen (1999): Chen S.Y., Lan C., Ko W.J., Chou N.K. Hsu R.B., Chen<br />

Y.S.,Chu S.H., Lai J.S.: ”Cardiorespiratory response of<br />

heart transplantation recipients to exercise in the early postoperative<br />

period”; J Formos Med Assoc 98/3 (1999) 165-170<br />

Grauhan (1997): Grauhan O., Loebe M., Hummel M., Ewert R., Weng Y.,<br />

Hetzer R: ”Funktionelle Ergebnisse nach einer Lungentransplantation”;<br />

Kobashigawa (1999): Kobashigawa J., Leaf D., Lee N., Gleeson M., Liu H.,<br />

Hamilton M., Moriguchi J., Kawata N., Herlihy E., Laks<br />

H.: ”A controlled trial of exercise rehabilitation after heart<br />

transplantation”; N Engl J Med 340/4 (1999) 272-277<br />

Löllgen (1995) Löllgen H., Winter U.J., Erdmann E. in "Ergometrie"<br />

Springer-Verlag Berlin Heidelberg (1995) 173-183<br />

Metra (1999): Metra M., Faggiano P., D’Aloia A., Nodari S., Gualeni A.,<br />

Raccagni D., Die Cas L.: ”Use of cardiopulmonary exercise<br />

testing with hemodynamic monitoring in the prognostic<br />

assessment of ambulatory patients with chronic heart<br />

failure”; J Am Coll Cardiol 33/4 (1999) 943-950<br />

Myers (1998): Myers J., Gullestad L., Vagelos R., Do D., Bellin D., Ross<br />

H., Fowler M.B.: ”Clinical, hemodynamic and<br />

cardiopulmonary exercise test determinants of survival in<br />

patients referred for evaluation of heart failure”;<br />

Am Intern Med 129/4 (1998) 286-293<br />

Ramos-Barbon (1999): Ramos-Barbon D., Fitchett D., Gibbons W.J., Latter D.A.,<br />

Levy R.D.: ”Maximal exercise testing for the selection of<br />

heart transplantation candidates: limitation of peak oxygen<br />

consumption”; Chest 115/2 (1999) 410-417<br />

Schwaiblmair (1999): Schwaiblmair M., Reichenspurner HH., Müller C.,<br />

Briegel J., Furst H., Groh J., Reichart B., Vogelmeier C.:<br />

”Cardiopulmonary exercise testing before and after lung and<br />

heart-lung transplantation”; Am J Respir Crit Care Med 159/<br />

4.1 (1999) 1277-1283<br />

Ville (1998): Ville N., Mercier J., Varray A., Albat B., Messner-Pellenc<br />

P., Prefaut C.: ”Exercise tolerance in heart transplant<br />

patients with altered pulmonary diffusion capacity”; Med Sci<br />

Sports Exerc 30/3 (1998) 339-344<br />

Weber (1997): Karl T. Weber: ”What Can We Learn from Exercise Testing<br />

beyond the Detection of Myocardial Ischemia?”; Clin Cardiol<br />

20 (1997) 684-696<br />

23


Bericht<br />

Patienten mit kardiopulmonalen Erkrankungen<br />

klagen fast immer über Atemnot bzw.<br />

Dyspnoe. Die Intensität der Dyspnoe wird von<br />

dem Grad der kardiopulmonalen Einschränkung<br />

und vom Verhältnis der verschiedenen<br />

afferenten Impulse des respiratorischen Systems<br />

zu dem efferenten Antrieb auf die Atempumpe<br />

bzw. Atemmuskulatur und den knöchernen<br />

Thorax bestimmt. Unter Berücksichtigung<br />

der Ausbelastungskriterien und der<br />

Sollwerte kann durch Parameter der <strong>Ergospirometrie</strong><br />

und Blutgase nicht nur der Grad der<br />

Einschränkung der kardiozirkulatorischen<br />

Leistungsbreite, sondern auch zwischen einer<br />

überwiegend kardialen oder pulmonalen Beeinträchtigung<br />

oder Erkrankung unterschieden<br />

werden. In diesem Sinne ist auch das auf<br />

der folgenden Seite dargestellte Differenzierungsschema<br />

gegliedert. Auf der linken Seite<br />

finden sich die überwiegend kardialen und auf<br />

der rechten Seite die pulmonalen Erkrankungen<br />

mit ihren charakteristischen Veränderungen<br />

der <strong>Ergospirometrie</strong> und Blutgasparameter.<br />

Grundsätzlich ist bei einer Leistungseinschränkung<br />

bzw. Dyspnoe die maximale O - 2<br />

Aufnahme pro Kilogramm reduziert, d. h. die<br />

statistisch gesicherten Sollwerte, differenziert<br />

in Geschlecht und Alter, wurden nicht erreicht.<br />

In der differentialdiagnostischen Beurteilung<br />

der ergospirometrischen Parameter nimmt das<br />

Atemäquivalent O bzw. die alveolär-arteri-<br />

2<br />

elle Differenz von O [P(A-a)O ] eine zentra-<br />

2 2<br />

le Stellung ein, da es schon bei leichten Einschränkungen<br />

der physiologischen Parameter<br />

des Gasaustausches (Ventilation, Diffusion,<br />

Perfusion, Distribution) erhöht ist. Ist die<br />

körperliche Leistungsbreite überwiegend<br />

durch eine kardiozirkulatorische Beeinträch-<br />

24<br />

<strong>Ergospirometrie</strong> in der arbeitsund<br />

sozialmedizinischen<br />

Begutachtung<br />

F.W.Schardt, S. Bedel<br />

Bei einer Belastungsdyspnoe können durch eine <strong>Ergospirometrie</strong> mit Blutgasanalyse<br />

differentialdiagnostisch die leistungslimitierenden Faktoren oder<br />

Erkrankungen kardialer oder pulmonaler Genese und die Leistungsreserven<br />

abgeklärt werden.<br />

tigung bedingt, so liegt das Atemäquivalent,<br />

sowohl vom Verlauf her gesehen als auch der<br />

Minimumwert, fast ausschließlich im Normbereich<br />

(Minimum: 18 - 24). Bei der weiteren<br />

Differenzierung der Erkrankungsmöglichkeiten<br />

spielt die Herzfrequenzreserve eine<br />

entscheidende Rolle, d. h. wurde die maximale<br />

Herzfrequenz (Patient: 200 minus Lebensalter)<br />

erreicht oder nicht. Die Herzfrequenzreserve<br />

wird dann meistens in Prozentanteilen<br />

ausgedrückt. Für den Fall, daß die<br />

maximale Herzfrequenz erreicht wurde, ein<br />

normales EKG vorliegt und auch der Hämoglobinwert<br />

normal ist, ist bei einer vorliegenden<br />

Dyspnoe in erster Linie an einen Bewegungs-<br />

oder Trainingsmangel oder an eine<br />

Adipositas zu denken. Bei erniedrigtem Hämoglobin<br />

wäre dann vorrangig an eine Anämie<br />

zu denken. Wurde jedoch die maximale<br />

Herzfrequenz nicht erreicht und besteht eine<br />

erhöhte Herzfrequenzreserve ohne daß ein<br />

Sauerstoffdefizit vorliegt bei gleichzeitig niedrigem<br />

RQ- und Laktatwert (RQ < 1,0), so wäre<br />

in erster Linie an eine Simulation, mangelnde<br />

Motivation oder ein Angstsyndrom zu denken.<br />

Besteht jedoch ein pathologisches EKG<br />

mit ST-Streckensenkung und niedrigem Sauerstoffpuls,<br />

so ist bei entsprechender Symptomatik<br />

(Angina pectoris) sicherlich eine Koronarinsuffizienz<br />

die Ursache für die Dyspnoe.<br />

Liegt jedoch ein Sauerstoffdefizit vor,<br />

d. h. die O 2 -Aufnahme in Relation zur Wattzahl<br />

ist bei ansteigender Belastung reduziert<br />

(Sollwert VO 2 ml = 10,5 x Watt + 8 x kg Körpergewicht)<br />

so kann entweder eine Muskelerkrankung<br />

oder eine periphere arterielle Verschlußkrankheit<br />

vorliegen, da die anaerobe<br />

Energiegewinnung in der arbeitenden Beinmuskulatur<br />

deutlich erhöht ist.<br />

Bei überwiegend pulmonalen Erkrankungen<br />

ist es für die weitere differentialdiagnostische<br />

Abklärung von Bedeutung, ob die individuelle<br />

Ventilationsreserve (MVV über 12 sec x5)<br />

als Differenz zu maximalem Atemminutenvolumen<br />

normal (ca. 30 %) oder erniedrigt ist.<br />

Dies ist sowohl bei einer obstruktiven als auch<br />

restriktiven Lungenerkrankungen der Fall.<br />

Typisch für die obstruktive Lungenerkrankung<br />

ist der Anstieg von PaCO unter Bela-<br />

2<br />

stung bei gleichzeitigem Abfall von PaO und 2<br />

einer relativ niedrigen Atemfrequenz (8). Dagegen<br />

findet sich bei einer restriktiven Lungenerkrankung<br />

bzw. Lungenfibrose eine<br />

deutlich erhöhte Atemfrequenz bei niedrigem<br />

Atemzugvolumen, das auch unter Belastung<br />

nur unwesentlich gesteigert werden kann.<br />

Besonders bei der obstruktiven Lungenerkrankung<br />

kann Kohlendioxid nur noch unzureichend<br />

abgeatmet werden. Dadurch kommt es<br />

zu einem raschen Abfall des pH-Wertes und<br />

einen zusätzlichen Laktatan-stieg zu einer<br />

schnellen Übersäuerung und Ermüdung der<br />

Muskulatur bei Asthmatikern.<br />

Liegen dagegen Lungenerkrankungen vor, die<br />

den Lungenkreislauf oder den alveolären Bereich<br />

betreffen, so findet sich meistens eine<br />

normale Ventilationsreserve. Bei diesen Erkrankungen<br />

ist zwar der arterielle PO ernied-<br />

2<br />

rigt, jedoch finden sich im aeroben Bereich<br />

keine Störungen des Säure-Basen-Haushaltes,<br />

die auf eine metabolische Störung hinweisen<br />

könnte. Bei einer Alveolitis allergischer Genese<br />

(Taubenzüchterlunge, Pneumokoniosen)<br />

kann es durchaus zu einer Globalinsuffizienz<br />

kommen. Bei einer Koronarinsuffizienz, verbunden<br />

mit einer Herzinsuffizienz, kommt es<br />

zu einer verminderten Lungenperfusion mit<br />

Anstieg des Atemäquivalens O und aufgrund<br />

2


des reduzierten Schlagvolumens findet sich<br />

auch immer ein reduzierter Sauerstoffpuls.<br />

Gleichzeitig kann ein Abflachen und sogar<br />

Abfall der Sauerstoffpulskurve im oberen<br />

Leistungsbereich des Patienten als Hinweis<br />

auf eine Herzinsuffizienz gewertet werden.<br />

Durch eine Herzinsuffizienz verbunden mit<br />

einer Druckerhöhung im pulmonalen Kreislauf<br />

kommt es außerdem zu einer Hyperventilation<br />

mit Anstieg von PaO 2 und Abfall von<br />

PaCO 2 . Das Atemäquivalent O 2 kann außerdem<br />

auch durch eine Intoxikation erhöht sein,<br />

da dadurch die sogenannte innere Atmung<br />

(Zellatmung, Atmungskette) beeinträchtigt<br />

und die arterio-venöse Differenz erniedrigt ist.<br />

Wie in dem differentialdiagnostischen Schema<br />

dargestellt, kann über die Entscheidungsparameter:<br />

Herzfrequenzreserve, Sauerstoffdefizit,<br />

EKG, Ventilationsreserve, Atemfrequenz,<br />

Sauerstoffpuls und Blutgase entschieden<br />

werden, in welchem Maße eine kardiale<br />

oder pulmonale Erkrankung die Dyspnoe beeinflußt<br />

und welche Erkrankungen ursächlich<br />

dafür in Frage kommen können. Dieses Schema<br />

soll somit einen Überblick über die differentialdiagnostischen<br />

Möglichkeiten der <strong>Ergospirometrie</strong><br />

und der Blutgasanalyse unter<br />

körperlicher Belastung vermitteln.<br />

Bericht<br />

9-Felder Grafik nach<br />

Wassermann<br />

25


Neues<br />

Neue Laufbandergometer<br />

LE 100 CE, LE 200 CE<br />

Die neuen Laufband-Ergometer LE<br />

100 CE, LE 200 CE sind die preis-,<br />

sicherheits- und qualitätsbewußte Lösung<br />

für die Bereiche Arbeitsmedizin,<br />

Sportmedizin und Rehabilitation.<br />

Konzipiert und zertifiziert als Medizinprodukt<br />

garantieren diese Laufband-Ergometer<br />

maximale Patientensicherheit.<br />

Laufband-Ergometrie ist für viele Fragestellungen<br />

der medizinischen Diagnostik eine hervorragende<br />

Alternative zur üblichen Fahrrad-<br />

Ergometrie. Gehen und Laufen als natürlicher<br />

Bewegungsablauf spiegelt sehr gut die alltägliche<br />

Belastung des Patienten wieder.<br />

Belastungstests auf dem Laufband werden daher<br />

auch sehr gut von den meisten Patienten<br />

toleriert. Zudem wird die Motivation des Probanden<br />

durch die aktive Leistungsvorgabe am<br />

Laufband positiv gefördert, und erleichtert so<br />

eine objektive Beurteilung der Leistungsfähigkeit.<br />

In der Reha werden Untersuchung und Kontrolle<br />

des Bewegungsablaufes erleichtert.<br />

International standardisierte Belastungsprotokolle<br />

(z.B. Bruce, modified Bruce,<br />

Conconi, Ellestad, Naughten) sind bereits vorprogrammiert.<br />

Darüber hinaus ermöglicht die<br />

feinabgestufte Kontrolle<br />

von Geschwindigkeit und<br />

Steigung (nur LE 200 CE)<br />

die optimale Belastungsdosierung<br />

individuell für<br />

jeden Patienten. Dies ist besonders<br />

im Reha-Bereich<br />

und in der Sportmedizin<br />

wichtig.<br />

Während unterschiedlicher Rehabilitationsphasen<br />

können so die richtigen Bewegungsmuster<br />

sehr gut trainiert werden.<br />

Das Laufband ist ebenfalls geeignet für<br />

patientenspezifisches Herz-Kreislauftraining.<br />

Rampenprotokolle und Impulsbelastung für<br />

laufspezifisches Krafttraining oder für Simulation<br />

sind leicht programmierbar.<br />

Über die digitale Schnittstelle (RS 232) wird<br />

das Laufband mit all seinen Funktionen von<br />

einem Ergometriemeßplatz, z.B. JAEGER-<br />

Oxycon oder MasterScreen Ergo gesteuert.<br />

Am Ergometriemeßplatz werden die wichtig-<br />

26<br />

sten Parameter wie Geschwindigkeit und Steigung<br />

übertragen und am Bildschirm angezeigt<br />

- eine Bedienung über ein zusätzliches<br />

Bedienpult auf dem Laufband ist nicht mehr<br />

notwendig. Optional ist auch eine<br />

Bedieneinheit für das Laufband liefer- bzw.<br />

nachrüstbar.<br />

Der Notstop am Laufband dient der Sicherheit<br />

von Benutzer und Proband. Dadurch wird<br />

nicht nur das Laufband unabhängig von der<br />

Betriebsart sofort angehalten, sondern es wird<br />

das ganze Laufband stromlos geschaltet.<br />

Bei der Konzeption der neuen Laufbänder LE<br />

100 CE und LE 200 CE wurde höchste Priorität<br />

auf ein optimales Preis-Leistungsverhältnis<br />

sowie die hohen Sicherheits- und<br />

Qualitätsanforderungen für Medizingeräte<br />

gelegt.<br />

Vorteile der neuen Laufbänder LE 100<br />

CE, LE 200 CE sind u.a.:<br />

Leistungsstarker und wartungsfreier<br />

Drehstrommotor<br />

Hohe Laufruhe des Laufbandes, auch bei<br />

Dauerbetrieb und Höchstgeschwindigkeit<br />

Wartungsfreies Hubsystem für Steigungswinkel<br />

(nur LE 200 CE)<br />

Hoher Laufkomfort für Probanden durch<br />

gedämpfte Lauffläche<br />

Hohe Stabilität der Geschwindigkeit auch<br />

bei schwergewichtigen Probanden, und/<br />

oder bei niedrigen Geschwindigkeiten<br />

(0.3 km/h, damit auch gut für Gehschule<br />

geeignet, z.B. im Reha-Bereich)<br />

Neigungswinkel stufenlos einstellbar<br />

Kalkulierbare Betriebskosten durch umfangreiches<br />

Garantiepaket:<br />

- 1 Jahr Voll-Garantie<br />

- 3 Jahre Garantie auf Lauffläche und<br />

Antriebswelle<br />

- 10 Jahre Garantie auf Antriebsmotor<br />

und Rahmen<br />

Einhaltung spezieller Sicherheitsstandards<br />

für Medizingeräte:<br />

- Trenntransformator für Potentialtrennung<br />

vom Netz integriert<br />

- EMV getestet<br />

- Notstop (das Laufband wird dadurch<br />

komplett stromlos geschaltet)<br />

- Bruchsichere Motorabdeckung<br />

Reha-Aufsatz mit komfortabler Anpassung<br />

an Patienten durch Gelenkverstellung<br />

in Breite und Höhe<br />

Skalierung für einfach reproduzierbare<br />

Anpassung an jedem Patienten<br />

Reha-Aufsatz ist klappbar und braucht<br />

nach Gebrauch nicht mehr demontiert<br />

werden<br />

JAEGER bietet leistungsfähige und maßgeschneiderte<br />

Systeme für die Ergometrie und<br />

die <strong>Ergospirometrie</strong>:<br />

Oxycon Pro oder Oxycon Delta<br />

Laufband und/oder Fahrrad-Ergometer<br />

12-Kanal PC-EKG<br />

Blutdruckmonitor, speziell entwickelt für<br />

zuverlässige Meßergebnisse während der<br />

Laufband-Ergometrie


Empfohlene Bücher zur <strong>Ergospirometrie</strong><br />

Buchempfehlung<br />

Aus der Vielzahl der verfügbaren Bücher zur <strong>Ergospirometrie</strong> möchten wir hier die beiden "Bibeln" aus dem englischen<br />

Sprachraum vorstellen:<br />

"Principles of Exercise Testing and Interpretation"<br />

von Karlman Wasserman, James E. Hansen,<br />

Darryl Y. Sue, Richard Casaburi und Brian J.<br />

Whipp ISBN 0-683-30646-4<br />

Wasserman, Hansen, Sue und Casaburi sind<br />

Professoren der Medizin an der Universität<br />

von Kalifornien in Los Angeles (Torrance),<br />

Professor Whipp arbeitet an der Medical<br />

School am St. George's Hospital in London,<br />

England.<br />

Wiederholt wurde Professor Wasserman bei<br />

seinen vielen Vorträgen gefragt, wann er denn<br />

sein Autogetriebe ausgeschlachtet habe. Sein<br />

Ansatz der ineinandergreifenden Zahnräder<br />

zeigt sehr anschaulich, das Zusammenspiel<br />

von Ventilation, Zirkulation und Muskelvorgängen.<br />

Das Buch beantwortet sehr übersichtlich die<br />

Fragen nach dem Wie und Warum der<br />

kardiopulmonalen Belastungsuntersuchung.<br />

An 83 ausführlich dokumentierten und besprochenen<br />

Fallstudien wird die Interpretation<br />

mit Hilfe der 9-Felder Graphik gezeigt.<br />

"Clinical Exercise Testing"<br />

von Norman L. Jones, vierte Auflage<br />

ISBN 0-7216-6511-X<br />

Professor Jones arbeitet an der McMaster<br />

Universität in Hamilton, Ontario, Kanada<br />

Professor Jones beschäftigt sich - wie die<br />

Wasserman-Gruppe - seit vielen Jahren mit<br />

der <strong>Ergospirometrie</strong>. Als er vor mehr als 25<br />

Jahren den Auftrag bekam, die <strong>Ergospirometrie</strong><br />

in Kanada zu standardisieren, fand<br />

er in manchen Labors "haarsträubende" Meßergebnisse.<br />

Eine der größten Fehlerquellen<br />

waren die damals eingesetzten Fahrradergometer<br />

(es gab auch rühmliche Ausnahmen,<br />

wie das JAEGER ER1, welches bereits<br />

damals die Leistung exakt erbrachte).<br />

Das Buch gibt eine sehr gute Übersicht über<br />

den Einsatz der kardiopulmonalen Belastungsuntersuchung.<br />

Indikationen und Kontraindikationen<br />

werden aufgezeigt. Je nach Anforderung<br />

werden vier Stufen der <strong>Ergospirometrie</strong><br />

beschrieben. Die Messung des<br />

"Cardiac Output" nach der indirekten Fick-<br />

Methode mit CO wird ausführlich dargestellt.<br />

2<br />

Eine Besprechung von Musterfällen rundet<br />

die umfangreiche <strong>Info</strong>rmation des Buches ab.<br />

Schade, daß beide Bücher nur in Englisch<br />

verfügbar sind. Als Bezugsquelle bietet sich<br />

im Internet beispielsweise<br />

http://www.amazon.com an.<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

ERICH JAEGER GmbH<br />

Leibnizstraße 7<br />

D-97204 Höchberg<br />

Tel. 0931/4972-0<br />

Fax 0931/4972-46<br />

Internet:www.jaeger-toennies.com<br />

Redaktion<br />

Hans-Jürgen Peter, Walter Pittasch, Sabine<br />

Klier, Claudia Weberpals, Werner<br />

Steinhäuser, Dr. Hermann Eschenbacher<br />

Text und Abbildungen wurden mit größter<br />

Sorgfalt erarbeitet. Für eventuell verbliebene<br />

fehlerhafte Angaben und deren Folgen<br />

kann keinerlei Haftung übernommen werden.<br />

Technische Änderungen sind vorbehalten.<br />

Erwähnte Computer-, Software- und sonstige<br />

Produktbezeichnungen sind Handelsmarken<br />

und/oder eingetragene Warenzeichen<br />

der jeweiligen Hersteller.<br />

Auflage: 15000 Stück<br />

27


Werfen Sie einen Blick in ...<br />

JAEGER veranstaltet regelmäßig <strong>Ergospirometrie</strong>-<br />

Schulungen, Seminare und Workshops.<br />

<strong>Info</strong>rmationen und Anmeldung unter:<br />

Tel. 0931/4972-79<br />

oder<br />

www.jaeger-toennies.com<br />

unser Schulungsprogramm!<br />

ERICH JAEGER GmbH<br />

Leibnizstraße 7<br />

D-97204 Höchberg<br />

Tel: 0931/ 49 72-0<br />

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