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1 Hilfe, die Griechen kommen! Inhalt Monika muss ins ... - Erich Koch

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<strong>Hilfe</strong>, <strong>die</strong> <strong>Griechen</strong> <strong>kommen</strong>!<br />

<strong>Inhalt</strong><br />

<strong>Monika</strong> <strong>muss</strong> <strong>ins</strong> Krankenhaus. Darauf haben ihre Schwester Erna und <strong>die</strong><br />

Nachbarin Gertrud nur gewartet. Es beginnt ein gnadenloser Kampf um <strong>die</strong> Gunst<br />

von Hans, <strong>Monika</strong>s Mann. Oma Wilma betrachtet alles schlafend aus ihrer Sessel<br />

und rüstet im entscheidenden Augenblick gewaltig auf, um für Friedhofsgänge wieder<br />

attraktiv zu werden. Tochter Nicole <strong>muss</strong> nun allein <strong>die</strong> Gäste auf dem Bauernhof<br />

bewirten, <strong>die</strong> alle irgendwie einen Hang zum Griechischen haben. Ödipus, der<br />

ehemalige Kanzlerberater, scheint in <strong>die</strong> Antike zurück gefallen zu sein und Krimhilde<br />

bewundert ihn dafür. Für ihn lässt sie sich sogar Flügel wachsen. Allerdings stürzt<br />

man bei einem Flug aus dem Fenster schnell ab.<br />

Als dann noch Hektor, der alles verkauft, was man nicht braucht, auftaucht, und der<br />

neue Tierarzt Agamemnon Nicole schöne Augen macht, wird <strong>die</strong> Lage immer<br />

brisanter. Hektor rechnet nicht damit, einer alten, mit einem Nudelholz bewaffneten<br />

Bekannten auf dem Hof zu begegnen. Das ehemalige Opfer rächt sich bitter. Als<br />

<strong>Monika</strong> aus dem Krankenhaus zurück kommt, nimmt das Chaos seinen Lauf. Was<br />

sie so sieht, öffnet ihr unfreiwillig <strong>die</strong> ehebeschwerten Augen. Mit Omas <strong>Hilfe</strong>, <strong>die</strong><br />

sich als ein Franzose ausgeben <strong>muss</strong>, schlägt sie zurück. Unterstützt wird sie dabei<br />

von Agamemnon, dessen Spritzkuren erstaunliche Bewusstse<strong>ins</strong>änderungen hervor<br />

rufen. <strong>Monika</strong> und Hans stellen schließlich fest, manchmal machen rote Strapse als<br />

Geschenk doch Sinn. Und der Weg aus der Antike <strong>ins</strong> Märchenland nach Berlin ist<br />

für <strong>die</strong> sieben Zwerge nur ein kleiner Schritt.<br />

Personen<br />

<strong>Monika</strong>……………………………..Bäuerin<br />

Hans………………………………..ihr Mann<br />

Nicole………………………………beider Tochter<br />

Erna………………………………...<strong>Monika</strong>s Schwester<br />

Gertrud……………………………..Nachbarin<br />

Wilma………………………………Oma<br />

Hektor……………………………...Vertreter<br />

Agamemnon………………………Tierarzt<br />

Ödipus……………………………..Urlaubsgast<br />

Krimhilde…………………………..Urlaubsgast<br />

Spielzeit ca.<br />

Bühnenbild<br />

1


Wohnstube eines Bauernhauses, mit einem Sessel für <strong>die</strong> Oma. Hinten ist der<br />

Ausgang, rechts geht es zu den Zimmern und links in <strong>die</strong> Küche und zum<br />

Frühstücksraum.<br />

1. Akt<br />

1. Auftritt<br />

Wilma, Hans, <strong>Monika</strong>, Ödipus, Krimhilde<br />

Wilma sitzt warm eingepackt mit dicker Hornbrille in einem Sessel am Tisch und döst vor sich hin,<br />

schnarcht ab und zu.<br />

Hans mit <strong>Monika</strong> von rechts, Arbeitskleidung, trägt einen Koffer: Ja, <strong>Monika</strong>, ich pass auf<br />

mich auf. Ja, auch auf Oma Wilma.<br />

<strong>Monika</strong> Kostüm, Hut, Handtasche: Hans, das ist mir gar nicht recht, dass ich jetzt <strong>ins</strong><br />

Krankenhaus <strong>muss</strong>, wo wir Gäste auf dem Hof haben.<br />

Hans: <strong>Monika</strong>, du <strong>muss</strong>t dir endlich <strong>die</strong> Gallensteine raus machen lassen. Du wirst<br />

sonst immer ungenießbarer.<br />

<strong>Monika</strong>: Du weißt ja nicht, was das für furchtbare Schmerzen sind. Das ist oft nicht<br />

auszuhalten.<br />

Hans: Du sagst es. Du bist dann nicht auszuhalten. An allen lässt du deine Wut aus.<br />

Besonders an mir. Das letzte Mal hast du mir in den Hintern gebissen. Das hat lange<br />

geeitert.<br />

<strong>Monika</strong>: Entschuldige! Aber ich hatte gerade nichts Besseres zum Beißen da.<br />

Hans: Um <strong>die</strong> Gäste <strong>muss</strong>t du dir keine Sorgen machen. Das kriegen deine<br />

Schwester und ich schon hin.<br />

<strong>Monika</strong>: Dass meine doppelzüngige Schwester Erna kommt, wundert mich. Die führt<br />

bestimmt etwas im Schilde. Lass dich nicht von ihr einwickeln.<br />

Hans: <strong>Monika</strong>, ich bin inzwischen in einem Alter, wo man als Mann gern mal eine<br />

günstige Gelegenheit verpasst.<br />

<strong>Monika</strong>: Ihr Männer habt doch keine Ahnung, zu was eine Frau alles fähig ist, wenn<br />

sie einen Mann haben will.<br />

Hans: Mich wird sie nicht wollen. Mich hat sie schon mal nackt gesehen.<br />

<strong>Monika</strong>: Was?<br />

Hans lacht: Natürlich! Du hast ihr doch selbst das Foto im Album gezeigt, wo ich als<br />

Baby auf dem Wickeltisch liege. Ich hatte damals schon einen tollen Knackarsch.<br />

<strong>Monika</strong>: Ja, lach du nur. Ich habe kein gutes Gefühl. Schließlich warst du auch mal<br />

mit ihr zusammen und …<br />

2


Ödipus von rechts, gekleidet wie ein altertümlicher Grieche, langes Gewand, Sandalen, Bleistift und<br />

Block: Ödipus grüßt euch, ihr ungebildeten Barbaren. Wann darf ich mit der<br />

morgendlichen Götterspeise rechnen?<br />

<strong>Monika</strong>: Der Kerl regt mich jedes Mal noch mehr auf. Wenn wir nicht das Geld<br />

bräuchten …<br />

Hans: Herr Geier, das Frühstück servierte meine Tochter Nicole wie immer im<br />

Frühstückszimmer. Es müsste …<br />

Ödipus: Du Sklave der menschlichen Gebrechen, nenne mich Ödipus. Der Geier ist<br />

auf den Olymp geflogen. Ödipus hat Besitz von mir ergriffen.<br />

<strong>Monika</strong>: Dem Kerl müssen <strong>die</strong> Geier <strong>ins</strong> Gehirn geschissen haben.<br />

Ödipus: Heute Nacht hat mich wieder <strong>die</strong> Muse geküsst.<br />

Wilma schnarcht laut.<br />

Hans: Die Muse <strong>muss</strong> schwer betrunken gewesen sein. Stellt den Koffer ab.<br />

Ödipus: So höre, du gemeines, fleischlustiges Volk, was ich bei meinem Flug zum<br />

Olymp in Papier gemeißelt habe. Liest vor: Ein Knabe war ich unbedeckt, als ein Stier<br />

mich abgeleckt, und ich sag es frank und frei heraus, Göttervater Zeus war´s, Laut:<br />

Applaus, Applaus! Verneigt sich.<br />

Wilma wacht auf, ruft: Feuer! Feuer!<br />

Hans: Weckt der Idiot <strong>die</strong> Oma auf. Geht zu ihr: Oma, schlaf weiter, es ist kein Feuer.<br />

Es war nur ein Stier.<br />

Wilma: Du hast den Stier gemolken? Bist du blöd?<br />

Hans: Schlaf weiter. Göttervater Zeus wird dich bewachen.<br />

Wilma sieht Ödipus: Ah, der Herr Öldikuss. Verdichten Sie wieder?<br />

Ödipus: Ich verschwende mich an <strong>die</strong> reine Kunst.<br />

<strong>Monika</strong>: Ich glaube, ich bleibe doch hier.<br />

Hans: Unsinn! Du bist doch keine Kunst. So, Herr Ödipus, gehen Sie <strong>ins</strong><br />

Frühstückszimmer, der Stier, äh, meine Tochter kommt sicher gleich mit dem<br />

Frühstück.<br />

Ödipus: So sei es! Der Götterbote Herpes führt mich zum Nektar. Links ab.<br />

Hans: Das wird jedes Jahr schlimmer mit dem. Letztes Jahr hatte er wenigstens<br />

noch normale Kleidung an. Nächstes Jahr kommt er bestimmt nackt.<br />

Wilma: Malt er mich nackt?<br />

<strong>Monika</strong>: Nur, wenn du ein Stier bist, Oma. Schlaf schön.<br />

Hans holt ein Stück Würfelzucker aus der Tasche, gibt es ihr in den Mund, worauf Wilma wieder<br />

einnickt.<br />

3


Krimhilde von rechts, Nachthemd, Morgenmantel, wilde Frisur: Gibt es heute kein Frühstück?<br />

Ich habe schließlich Zimmer mit Frühstück gebucht.<br />

<strong>Monika</strong>: Die auch noch! Der Fluch aus Stadt.<br />

Hans: Frau Wegzoll, Frühstück kommt gleich. Ich <strong>muss</strong> nur schnell meine Frau<br />

wegbringen.<br />

Krimhilde: Sie bringen ihre Frau um? Damit habe ich schon lange gerechnet.<br />

Hans: Weg, nicht um. Ins Krankenhaus.<br />

Krimhilde: Kommt sie wieder?<br />

Hans: Das weiß man heutzutage nicht mehr. Viele gehen gesund rein und <strong>kommen</strong><br />

im Sarg wieder raus gelaufen.<br />

<strong>Monika</strong>: Hans!<br />

Hans: Es gibt so viele tödlich Keime in den Kranken …<br />

Krimhilde: Das habe ich auch schon gehört. Besonders Gallensteinoperationen<br />

verlaufen oft tödlich.<br />

<strong>Monika</strong> fällt auf einen Stuhl: Jetzt reicht es mir!<br />

Krimhilde: Ich hatte auch schon Gallensteine. Das ist eine typische Frauenkrankheit.<br />

Wir schlucken den Ärger runter, <strong>die</strong> Männer saufen ihn weg. Wir kriegen davon<br />

Gallensteine, bei den Männern verkalkt das Hirn.<br />

Hans: Sie können Menschen Mut machen.<br />

Krimhilde: Mir kann das nicht passieren. Sobald ich mich ärgere, trinke ich.<br />

<strong>Monika</strong>: Die ärgert sich anscheinend den ganzen Tag. Bei der schwimmen <strong>die</strong><br />

Gallensteine in Cognac.<br />

Hans: Frau Wegzoll, gehen Sie doch in den Frühstücksraum. Meine Tochter hat<br />

sicher schon das Frühstück bereit gestellt. Geht zu <strong>Monika</strong>.<br />

Krimhilde: Ich möchte ein Ei mit Rum und in Cognac eingeweichte Buttercroissants.<br />

Hans hat ihr nicht richtig zugehört: Ja, ja, dort kriegen Sie alles.<br />

Krimhilde geht nach links, nimmt eine Flasche Cognac, <strong>die</strong> auf einem Schränkchen steht, steckt sie<br />

ein: Der Trost hat einen Schraubverschluss. Links ab.<br />

Hans: <strong>Monika</strong>, wir müssen jetzt aber los.<br />

<strong>Monika</strong>: Diese Frau Wegzoll ist unmöglich. Ich glaube, <strong>die</strong> säuft und klaut.<br />

Hans: Das bildest du dir ein. Das ist eine ganz liebe Frau.<br />

<strong>Monika</strong>: Wenn <strong>die</strong> lieb ist, bin ich Mutter Teresa.<br />

Hans hilft ihr auf: Komm, Teresa, der Gallenstein ruft. – Wann kommt denn deine<br />

Schwester?<br />

4


<strong>Monika</strong>: Erna kommt heute noch. Und bring sie ja nicht zu einem Besuch <strong>ins</strong><br />

Krankenhaus mit.<br />

Hans: Keine Angst, ich besuche dich nicht. Nimmt den Koffer.<br />

<strong>Monika</strong>: Was? Sie gehen nach hinten.<br />

Hans: Ich will doch keinen Keim e<strong>ins</strong>chleppen, der dich umbringt.<br />

<strong>Monika</strong>: Ach so! Ja dann! Ich komme mir vor, wie auf einem Gang zum Schafott.<br />

Beide hinten ab.<br />

2. Auftritt<br />

Erna, Wilma, Gertrud, Nicole<br />

Nicole von links, normal gekleidet: Die zwei Gäste gehen mir auf den Wecker. Ödipus<br />

will, dass er von einem Pan be<strong>die</strong>nt wird und <strong>die</strong> Schnapsdrossel tunkt <strong>die</strong><br />

Croissants in Cognac ein. Wir haben doch einen Bauernhof und kein Panoptikum.<br />

Obwohl, in Spielort könnte man problemlos eine Geisterbahn besetzen.<br />

Gertrud von hinten, etwas schlampig gekleidet und im Gesicht übertrieben angemalt: Hallo,<br />

Nicole, ist deine Mutter schon im Kremator … äh, Krankenhaus?<br />

Nicole: Vater bringt sie gerade hin. Brauchst du etwas, Gertrud?<br />

Gertrud: Und wie …richtet sich: Äh, ich meine, als Nachbarin <strong>muss</strong> ich doch deinem<br />

Vater hinter, äh, unter <strong>die</strong> Arme greifen. Alternde Männer sind doch allein völlig<br />

mittellos.<br />

Nicole: Hilflos, me<strong>ins</strong>t du wohl.<br />

Gertrud: Das auch. Ein unterversorgter Mann braucht eine Frau über, äh, um sich,<br />

sonst verläuft er sich.<br />

Nicole: Wohin?<br />

Gertrud: In <strong>die</strong> Wirtschaft oder in <strong>die</strong>se Gymnastikhäuser, wo <strong>die</strong> Feuerwehr<br />

trainiert.<br />

Nicole: Wo <strong>die</strong> Feuerwehr trainiert?<br />

Gertrud: Mein Gustav, Gott hab ihn endlich selig, war bei der Feuerwehr. Einmal im<br />

Monat ist er immer in <strong>die</strong>ses Haus gegangen, wo so Stangen stehen und Frauen von<br />

der Gymnastikgruppe daran tanzen. Er hat gesagt, wenn <strong>die</strong> Frauen fertig sind,<br />

trainiert dort <strong>die</strong> Feuerwehr.<br />

Nicole: Und das hast du geglaubt?<br />

Gertrud: Natürlich nicht. Ich habe doch gewusst, dass <strong>die</strong> Frauen nur <strong>die</strong> Putzfrauen<br />

waren, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Stangen geputzt haben.<br />

Nicole: Genau! Als Putzlappen haben sie ihre alten String Tangas benutzt. Gertrud,<br />

wir brauchen keine <strong>Hilfe</strong>. Wir <strong>kommen</strong> ganz gut allein zurecht.<br />

5


Gertrud: Aber ich nicht. Ich bin jetzt schon fünf Jahre Witwe und da kann man doch<br />

ein wenig Nachbarschaftshilfe erwarten.<br />

Nicole: Außerdem kommt meine Tante Erna.<br />

Gertrud: Diese hystorische Ziege? Die konnte doch deine kranke Mutter noch nie<br />

leiden. Die ist doch hinter deinem labilen Vater her. Da kann man ja gleich <strong>die</strong> Böckin<br />

zum Gärtner machen.<br />

Nicole: Tante Erna ist nicht hinter Vater her. Vater ist schon sexuell abgewrackt.<br />

Gertrud: Kind, davon hast du keine Ahnung. Ein aufgepumpter Busen kann zum<br />

Doppelsprengkopf werden. Dann haut es bei den alten Männern <strong>die</strong> verkalkten<br />

Sicherungen durch.<br />

Nicole: Und bei den jungen Männern?<br />

Gertrud: Die werden wahnsinnig, aber da, wo es für eine Frau noch etwas bringt.<br />

Erna von hinten, kleiner Koffer, sehr futuristisch gekleidet, Ketten umhängen, bunte Schals, stellt den<br />

Koffer ab: Hier bin ich! Das Leben wird bunter!<br />

Gertrud: Da ist sie! Die Hystermatikerin. Und wie <strong>die</strong> wieder aussieht! Wie ein billiger<br />

Abreißkalender.<br />

Nicole: Tante Erna! Du bist schon da?<br />

Erna: Nicole, ich bin präsent. Ich fülle den Raum und <strong>die</strong> Zeit. Ich absorbiere <strong>die</strong><br />

Gegenwart und gestalte <strong>die</strong> Zukunft. Ich komme aus der Antike und …<br />

Gertrud: Ich weiß, was <strong>die</strong> meint. Sie hat ihr Haltbarkeitsdatum schon überschritten.<br />

Erna: Wo ist dein frei laufender Vater? Ich hoffe, er hat sich körperlich und geistig auf<br />

mich vorbereitet.<br />

Nicole: Was me<strong>ins</strong>t du?<br />

Gertrud: Er sollte sich duschen. Hier riecht es nach Gammelfleisch.<br />

Erna: Wer sind Sie denn? Gehören Sie hier zum Gesinde?<br />

Nicole: Darf ich vorstellen? Das ist unsere Nachbarin, Frau Gertrud Mauser, das ist<br />

meine Tante, Erna Herakel.<br />

Erna: Na, <strong>die</strong> hat <strong>die</strong> Mauser ja schon lange hinter sich. Bei der <strong>kommen</strong> schon <strong>die</strong><br />

alten Bartstoppeln durch.<br />

Gertrud: Ich helfe Hans, dass er gefahrlos durch <strong>die</strong> Gattin lose Zeit kommt.<br />

Erna: Das müssen Sie nicht. Ab jetzt übernehme ich hier den Testosteronvorrat.<br />

Männer brauchen eine starke Hand und optische Anreize, damit sie etwas tun. Sie<br />

sind triebgesteuert.<br />

Gertrud: Sie würden sich wohl gern mit ihm herumtreiben! Das kennt man doch.<br />

Wenn Frauen bei Männern keinen Erfolg haben, flüchten sie in <strong>die</strong> Esokeramik.<br />

6


Nicole: Esoterik. - Gertrud, du me<strong>ins</strong>t, Männer abstoßende Frauen suchen Zuflucht<br />

in …?<br />

Gertrud: Ich habe das in der Brigitte gelesen. Nach dem dritten Fehlversuch fangen<br />

sie an zu töpfern, zu meditieren, zu degenerieren und zu vegetatieren. Alles<br />

hormonelle Ersatzhandlungen. Und das Schlimmste ist, das sind alles Frauen, <strong>die</strong><br />

dann auf den erstbesten Heiratsschwindler hereinfallen.<br />

Erna: Das war kein Heiratsschwindler. Er konnte mich nicht heiraten, weil seine Frau<br />

wieder aus dem Koma erwacht ist. Das Geld habe ich ihm freiwillig geschenkt.<br />

Nicole: So wird man also zur Vegetarierin.<br />

Erna: Unsinn! Fleisch lässt <strong>die</strong> Adern schneller verkalken und führt zu Gichtanfällen.<br />

Bei Männern führt zu großer Fleischgenuss zu Bandwürmern.<br />

Gertrud: Das könnte stimmen. Als man meinen Gustav nach drei Tagen im alten<br />

Schwe<strong>ins</strong>tall gefunden hat, war er voller Würmer. Er hat so gern Schwe<strong>ins</strong>haxen<br />

gegessen.<br />

Erna: An seiner Stelle hätte ich auch den Freitod gewählt. Sie gehen jetzt wohl<br />

besser. – Wie lange <strong>muss</strong> denn <strong>Monika</strong> im Krankenhaus bleiben?<br />

Nicole: Das hängt davon ab, wie man <strong>die</strong> Gallensteine entfernen kann. Vielleicht<br />

eine Woche.<br />

Erna: Eine Woche? Das reicht. Dann habe ich Hans, äh, hält Hans das nicht, nicht<br />

ohne <strong>Hilfe</strong> durch. Wo ist denn mein Zimmer?<br />

Nicole: Mutter hat es drüben zeigt nach rechts schon gerichtet. Vater hat es gründlich<br />

desinfiziert.<br />

Erna: Hoffentlich hat er nur biologische Mittel verwendet. Ich bin da sehr empfindlich.<br />

Ich reagiere sofort allergisch, besonders im Gesicht.<br />

Nicole: Sicher, sicher. Das Mittel hat Vater noch übrig gehabt. Er bekämpft damit<br />

biologisch den Mehltau an den Rosen. Geht nach links.<br />

Erna: Das passt. Schließlich bin ich eine griechische, nymphomatische Edelrose.<br />

Nimmt ihren Koffer.<br />

Gertrud: Rose! Ph! Die sieht mehr nach Ross aus. Laut: Kein Wunder bei dem<br />

Hintern.<br />

Wilma schreckt auf, ruft: Feuer! Feuer!<br />

Erna: Lieber Gott, lebt <strong>die</strong> Mumie auch noch? Hat sie immer noch <strong>die</strong>ses<br />

Feuertrauma?<br />

Nicole: Es ist aber schon besser geworden. Früher hat sie immer noch <strong>die</strong><br />

Feuerwehr angerufen. Ich <strong>muss</strong> noch den Frühstücksraum aufräumen. Links ab.<br />

Erna: Hier wird es Zeit, dass mal wieder aufgeräumt wird. Besonders mit mauserigen<br />

Nachbarn! Rechts ab.<br />

7


Gertrud: Gertrud, hier <strong>muss</strong>t du aufpassen, dass Hans nichts passiert. Ich habe<br />

auch schon einen Plan. Geht zu Wilma: Na, Oma, klappt der Trick mit dem Feuer<br />

immer noch?<br />

Wilma: Natürlich! Wenn ich Feuer rufe, bekomme ich immer ein Zuckerle oder einen<br />

Schnaps.<br />

Gertrud: Willst du ein Zuckerle?<br />

Wilma: Hatte ich heute schon.<br />

Gertrud zieht einen Schnaps aus der Tasche: Hier, aber ruf nicht <strong>die</strong> Feuerwehr an. Hinten<br />

ab.<br />

Wilma lacht vor sich hin: Das mache ich erst ab dem fünften Schnaps. Trinkt, steckt ihn<br />

ein.<br />

3. Auftritt<br />

Wilma, Ödipus, Krimhilde, Hektor<br />

Hektor klopft an <strong>die</strong> hintere Tür. Er trägt einen Anzug, zwei schwere Taschen – Vertretertyp.<br />

Wilma: Herein, wenn es nicht <strong>die</strong> Feuerwehr ist.<br />

Hektor von hinten: Hallo, da bin ich! Hektor Heuler, <strong>die</strong> Rakete unter den Spätzündern.<br />

Ich verkaufe alles, was Sie nicht brauchen. Hektor weiß, was Frauen heulen, äh,<br />

wünschen.<br />

Wilma: Ich wäre gern fünfzig Jahre jünger.<br />

Hektor: Gnädige Frau, ich bin Vertreter, kein plastischer Chirurg.<br />

Wilma: Dann geben Sie mir eine Flasche Cognac. Dann fühle ich mich wenigstens<br />

so.<br />

Hektor setzt sich zu ihr: Ich sehe, Sie sehen nicht nur so aus, Sie haben auch den<br />

typischen Spielort Humor.<br />

Wilma: Und keinen BH an.<br />

Hektor: Darauf komme ich später zurück. Da gibt es inzwischen ganz tolle<br />

Miniflaschenzüge in Körperfarbe mit Fernbe<strong>die</strong>nung und …<br />

Wilma: Kommen Sie von der Rentenanstalt?<br />

Hektor: Sehe ich so bescheuert aus?<br />

Wilma: Die <strong>kommen</strong> ja jeden Monat einmal vorbei, um nachzusehen, ob wir Rentner<br />

wirklich noch leben. Aber ich sterbe noch nicht. Den Gefallen tu ich <strong>die</strong>ser Regierung<br />

nicht. Ich werde älter als der Heesters.<br />

Hektor: Älter? Der Heesters ist doch 108 geworden. Holt aus seiner Tasche mehrere<br />

Dosen und Tuben heraus.<br />

Wilma: Das stimmt. 108! Ich habe es im Alten Testament gelesen.<br />

8


Hektor: Das ist <strong>die</strong> Pflegeserie für alte Haut ohne Dehnzonen. Botax brutal! Nach<br />

vier Wochen sehen Sie damit aus wie frisch gegipst. Ich könnte sie ihnen für einen<br />

Sonderpreis von 230 Euro überlassen.<br />

Wilma: Nehme ich. Haben Sie auch innere Medizin?<br />

Hektor: Hektor Heuler hat alles. Hier, nimmt ein Glas, gefüllt mit goldenen Pillen unsere<br />

Goldkapseln. Ein absoluter Erfolgsschlager. Dropa geilamicus. Weihrauch –<br />

Knoblauch - Eierschalendrops mit echtem Blattgold umhüllt. Sie wirken sofort auf das<br />

Energiezentrum. Das sind <strong>die</strong> Teilchenbeschleuniger der Hirnanhangdrüse. Drei<br />

Pillen und du me<strong>ins</strong>t, du fährst Achterbahn. Oma, das haut dir <strong>die</strong> Bremsbacken vom<br />

Hinterrad.<br />

Wilma: Muss man <strong>die</strong> als Zäpfchen nehmen?<br />

Hektor: Schlucken.<br />

Wilma: Als Zäpfchen hätte ich sie genommen. Aber nur, wenn Sie mir gleich eines<br />

geben.<br />

Hektor: Sie können sie selbstverständlich auch als Zäpfchen haben. Holt ein<br />

gleichartiges Glas heraus. Dropa analus mit polierter Oberfläche und gefräster Gleitrinne.<br />

Lacht: Damit können Sie ihren Stuhl vergolden und …<br />

Wilma: Sie meinen ich kann Dukaten schei …ausscheiden?<br />

Hektor: Ich habe schon Pferde rückwärts reiten sehen. Das ganze Glas für<br />

sagenhafte 425 Euro. Jeden Abend ein Zäpfchen und <strong>die</strong> Nacht wird zur Rennbahn.<br />

Wilma: Muss ich dann so oft aufs Klo?<br />

Hektor: Aber nein, Oma. Der Geruch lockt <strong>die</strong> Hengste an.<br />

Wilma: Nehme ich. Und was ist mit meinen Achselhaaren? Die wachsen mir schon<br />

den Rücken runter.<br />

Hektor: Da empfehle ich Tabula Rasta. Holt eine Tube heraus: Tabula Rasta und <strong>die</strong><br />

Haare sind basta. Ein Produkt aus der Wanzenforschung. Wir haben<br />

herausgefunden, dass der Kot der gemeinen Bettwanze <strong>die</strong> Haarwurzeln abtötet. Sie<br />

wachsen garantiert nicht mehr nach. Viele Männer wälzen sich ja nachts in fremden<br />

Betten, <strong>die</strong> mit Wanzen … An der frühen Glatze können Sie sehen, dass der Mann<br />

oft fremd gegangen ist. Je größer <strong>die</strong> Glatze, um so mehr …Wanzen.<br />

Wilma: Mein Mann hatte schon mit vierzig keine Haare mehr.<br />

Hektor: Bei den Frauen wirkt es diamitral. Sie be<strong>kommen</strong> einen Damenbart.<br />

Wilma: Ich nehme das Mittel. Wie heißt es? Tamara Ramadan?<br />

Hektor: Tabula Rasta. 399 Euro und ein internationales Unbedenklichkeitszertifikat.<br />

Gibt ihr einen Zettel.<br />

Wilma: Was steht da unbedenklich drauf?<br />

Hektor: Dass das Erfolgsrisiko beim Anwender liegt, eitrige Wunden nur sehr selten<br />

auftreten und nach einigen Wochen von allein wieder verharzen.<br />

9


Wilma: Dann ist es ja gut. Ist es auch biologisch?<br />

Hektor: Und analogisch. Es ist praktisch das einzige analoge Mittel, das heute noch<br />

auf dem Markt ist. Im Fernsehen können Sie das gar nicht mehr kaufen.<br />

Wilma: Was Sie nicht sagen. Dann nehme ich gleich zwei Tuben Tabaluga Asthma.<br />

Hektor: Gegen Asthma hilft es auch.<br />

Wilma: Darauf sollten wir einen trinken.<br />

Hektor holt zwei Gläser und eine Flasche Wein aus der Tasche: Das wird ein guter Tag. - Ich<br />

empfehle dazu unseren abgepanschten Hauswein. Einen nordhängigen, androgenen<br />

Darmspüler, der auf der Zunge brennt und im Darm wütet. Er macht jedes Essen<br />

bekömmlicher und beugt Herzinfarkten vor. Schenkt ein: Außerdem verhindert er<br />

Schweißfüße und posttraumatisches Nasenbluten. Prost! Sie trinken.<br />

Wilma: Schmeckt ausgezeichnet. Er hat eine angenehme Schärfe. Hilft er auch<br />

gegen Würmer?<br />

Hektor: Gnädige Frau, da empfehle ich den Nierensteiner Totentanz. Salzsäure ist<br />

Zuckerwasser dagegen. Holt eine neue Flasche: Ein abgelaichter, furztrockener Rotwein<br />

aus der Hinterhanglage mit abgelagertem Restrisiko und feiner Fäule. Hier haben wir<br />

nur noch wenige Restbestände. Schenkt ein: Auffallend ist sein Zungen lägriges<br />

Bouquet und <strong>die</strong> süße Glykolnote im Nachgeschmack. Prost! Sie trinken.<br />

Wilma: Tatsächlich. Man schmeckt den Restbestand. Wie Zuckerwasser. Ich nehme<br />

alle Flaschen. Trinkt weiter.<br />

Hektor schreibt auf: Ich notiere: 212 Flaschen Nierensteiner Totentanz, 1x Botax<br />

brutal, 1x Dropa analus, 2x Tabula Rasta, ach so, ja, dann noch <strong>die</strong> fleischfarbenen<br />

Miniaufzüge. Betrachtet Wilma: Die be<strong>kommen</strong> Sie von mir gratis dazu. Das macht<br />

zusammen 9799,99 Euro. Wo darf ich <strong>die</strong> Sachen h<strong>ins</strong>chicken?<br />

Wilma: Zu mich natürlich.<br />

Hektor: Wie heißen Sie?<br />

Wilma: Natürlich, hicks, seit meiner Geburt.<br />

Hektor: Ihr Name und ihre Adresse?<br />

Wilma: Das wissen Sie doch. Ich wohne hier.<br />

Hektor: Himmel noch mal! Wissen Sie nicht mehr, wie Sie heißen? Haben Sie nichts<br />

Schriftliches?<br />

Wilma: Schriftgeschriebenes? Doch, habe ich. Zieht einen Brief aus der Tasche: Da steht<br />

es drauf. Das bin ich nicht.<br />

Hektor nimmt den Brief: Sind Sie der Adressat oder der Absender?<br />

Wilma: Ich adressesimiere mich nicht.<br />

Hektor: Also der Absender. Liest und schreibt: Erna Herakel. Ein ungewöhnlicher<br />

Name.<br />

10


Wilma: Ich kann sie nicht leiden.<br />

Hektor: Ja, für seinen Namen kann man nichts. Spricht und schreibt: Straße, Nachbarort.<br />

Zahlen Sie per Nachnahme oder auf Rechnung?<br />

Wilma: Wie es kommt.<br />

Hektor: Nachnahme! So, jetzt brauche ich nur noch ihre Unterschrift. Schiebt ihr das<br />

Blatt hin.<br />

Wilma: Wo <strong>muss</strong> ich das Kreuz machen?<br />

Hektor: Möchten Sie, dass ich für Sie unterschreibe?<br />

Wilma: Das wäre mir wohltuender. Ich zittere immer so.<br />

Hektor schreibt: Auf Wunsch der Bestellerin vom Vermittler unterzeichnet: Erna<br />

Herakel. So, das müssen wir feiern. Zum Abschluss habe ich noch einen Schnaps.<br />

Holt ihn heraus, schenkt ein: Ein dreifach destillierter Sonnenbrand aus Mon Chéri –<br />

Kirschen mit Hang zum Brechreiz. Lacht: Ein kleiner Scherz von mir. Wir sagen nur<br />

so, weil der Schnaps Gaumenkitzler heißt. Prost! Sie trinken.<br />

Wilma: Der kitzelt nicht nur, der löst auch <strong>die</strong> Schlacke. Einen nehme ich noch.<br />

Hektor schenkt ein: Ich nehme ihn immer, wenn ich lang Auto fahren <strong>muss</strong>. Der hält<br />

acht Stunden wach.<br />

Wilma: Dann schreiben Sie mal noch drei Flaschen dazu. Trinkt.<br />

Hektor: Der Gaumenkitzler weckt sämtliche Lebensgeister. Der ist besser als jede<br />

Frischzellenkur.<br />

Wilma schläft ein und schnarcht.<br />

Hektor schreibt auf: Das wird ein guter Tag. - Drei Flaschen Gaumenkitzler, das macht<br />

dann genau 10500 Euro. Aber was ist schon Geld, wenn man dafür das<br />

Verfallsdatum um ein Schaltjahr verschieben kann? Packt alles ein.<br />

Ödipus mit Krimhilde von links: Sie sagen es, Frau Herakel, <strong>die</strong> <strong>Griechen</strong> waren ihrer<br />

Zeit weit voraus. Die hatten schon Ruinen als wir in Germanien noch in Hütten<br />

gehaust haben.<br />

Krimhilde: Ach, Herr Geier …<br />

Ödipus: Sagen Sie doch Ödipus zu mir. Das entspricht mehr meinem Naturell.<br />

Krimhilde: Gern, Ödipussi. Tragen Sie mir doch nochmals ihr Gedicht vor. Es ist so<br />

kyrillisch.<br />

Ödipus wirft sich in Pose: Zu Dionysos, dem Tyrannen schlich, ein Dämon, den Molch<br />

im Gewande. Ihn schlugen <strong>die</strong> Spielort in Bande. „Was wolltest du mit dem Molche?<br />

sprich!“ Entgegnete ihm f<strong>ins</strong>ter der Gänserich.<br />

Hektor: Wahrscheinlich wollte er Gänseeier kaufen.<br />

Ödipus: Ich <strong>muss</strong> doch sehr bitten! Sehen Sie nicht, dass ich deklamiere?<br />

11


Krimhilde: Bitte klavieren Sie weiter. Das Gedicht ist so aktuell. Ich sehe <strong>die</strong> Politiker<br />

direkt vor mir. Alles eine ausgemolchte Bande!<br />

Ödipus: Sie sagen es, Teuerste. Sie sind <strong>die</strong> Hura der Antike.<br />

Hektor: Ich meine, <strong>die</strong> hieß Hera.<br />

Ödipus wirft sich wieder in Pose: „Was wolltest du mit dem Molche? sprich!“ Entgegnete<br />

ihm f<strong>ins</strong>ter der Gänserich. „Den Staat von euch Tyrannen befreien.“ Da <strong>muss</strong>te <strong>die</strong><br />

Merkel zum ersten mal speien.<br />

Hektor: Und fing an, mit dem Rösler zu schreien.<br />

Krimhilde: Epochal! Wie heißt das Gedicht?<br />

Ödipus: Die Wirtschaft von Friedrich Killer.<br />

Hektor: Bürgschaft, von Schiller. Aus welchem Betreuungsheim seid ihr denn<br />

ausgebrochen? Steht auf.<br />

Krimhilde: Wer sind Sie denn eigentlich und was machen Sie hier? Sind Sie auch<br />

ein Gast?<br />

Hektor macht Ödipus nach: Hektor ist mein werter Name, bin genannt nach einen<br />

kühnen Recken. Verkauf den Leuten meine Ware, und lass sie dafür kräftig blecken.<br />

- Eigentlich müsste es blechen heißen, aber das reimt sich nicht.<br />

Ödipus: Bruder des Olymp! Du bist einer von uns. Will<strong>kommen</strong> im Kreis der Lichter<br />

und Lenker. Umarmt ihn.<br />

Krimhilde: Heute Abend feiern wir hier das Panfest. Möchtest du daran teilnehmen?<br />

Hektor: Panfest? Eine Orgie?<br />

Ödipus: Es wird sicher sehr berauschend werden. Ich trage mein neues Gedicht und<br />

meinen neuen Lendenschurz vor.<br />

Krimhilde: Ich werde als Erdgöttin Gaga erscheinen.<br />

Hektor: Gaia, hieß <strong>die</strong>. Aber Lady Gaga wäre mir auch lieber.<br />

Krimhilde: So sei es. Ich werde <strong>die</strong>ses Haus in einen trojanischen Tempel<br />

verwandeln. Hier werden <strong>die</strong> Säulen des … Wie hießen <strong>die</strong> Säulen, Ödipussi?<br />

Ödipus: Die Säulen des Ikarus.<br />

Krimhilde: Hier werden <strong>die</strong> Säulen des Ikarus stehen und Zeus wird mich zur<br />

Schwänin machen.<br />

Hektor: Das Chaos <strong>muss</strong> ich mir ansehen. Ich habe im Dorf noch ein paar Termine.<br />

Heute Abend komme ich wieder vorbei. Ist eigentlich Kostümzwang bei der Party?<br />

Ödipus: Natürlich nicht. Die <strong>Griechen</strong> waren alle nackt.<br />

Krimhilde: Die Frauen auch?<br />

Ödipus: Nur wenn sie lateral gearbeitet haben.<br />

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Hektor: Lateral?<br />

Krimhilde: In den Latrinen. Da arbeite ich nicht. Ich bin <strong>die</strong> Erdgöttin Gaila und du<br />

Ödipussi, bist mein Sohn Urinal.<br />

Hektor: Uranus, hieß der. Wissen Sie, dass Ödipus seine Mutter geheiratet hat?<br />

Krimhilde: Ich bin zu jedem Opfer bereit. So, ich <strong>muss</strong> mich vorbereiten. Wir sehen<br />

uns heute Abend. Schwebt rechts ab.<br />

Hektor: Die müssen unter Drogen stehen. Heute Abend mache ich hier ein<br />

Megageschäft. Hinten ab.<br />

Ödipus dichtet vor sich hin, geht dabei nach rechts: Zu Tyrannus schlich Darmol, den Kopf<br />

im Sande, was wolltest du mit dem <strong>Koch</strong>topf? sprich, entgegnete ihm der Johann<br />

Laferich. Rechts ab.<br />

Wilma wacht auf: Feuer! Feuer! – Keiner da? Holt aus der Tasche ihrer Schürze einen<br />

Würfelzucker und einen Flachmann. Schüttet etwas Schnaps auf den Zucker, steckt den Flachmann<br />

wieder ein, isst den Würfelzucker, schläft wieder ein.<br />

4. Auftritt<br />

Gertrud, Hans, Wilma<br />

Hans von hinten: So, meine Frau ist im Krankenhaus, jetzt werde ich es hier mal ruhig<br />

angehen lassen. Meine Schwägerin schicke ich am besten gleich wieder nach<br />

Hause. Ich brauche mal eine befehlslose Zeit. Frauen sind für mich ab sofort tabula<br />

nixda. – Ah, Oma schläft auch noch. So kann sie schon keinen Schaden anrichten.<br />

Einmal hat sie einem Staubsaugervertreter drei Staubsauger abgekauft. Zum Glück<br />

ist sie nicht mehr zurechnungsfähig. Ihre Unterschrift ist nicht rechtsgültig. Setzt sich<br />

auf <strong>die</strong> Couch, streckt sich: Herrlich! Einfach nur so dasitzen und nichts denken müssen.<br />

Holt eine Flasche Cognac, schenkt sich ein Glas ein: Damit kann ich noch besser nichts<br />

denken.<br />

Gertrud von hinten, völlig neu gestylt, geschminkt, ggf. Perücke, kurzes Kleid, Schmuck,<br />

Stöckelschuhe: Grüß Gott, bün ich hier rüchtig bei Lippendurst?<br />

Hans steht auf: Leck mich am oberen Oberschenkelfortsatz. Gestatten: Hans<br />

Lippendurst. Verneigt sich.<br />

Gertrud hält ihm <strong>die</strong> Hand hin: Sünd Sie der Besitzer des Hofes?<br />

Hans küsst ihre Hand: Ich hofe auf dem Sitz.<br />

Gertrud: Was machen Sü?<br />

Hans: Ich durste, äh, verlippe mich, ich bin der Aufsitzer.<br />

Gertrud: Könnte ich oin Zimmer boi ühnen be<strong>kommen</strong>.<br />

Hans: Und wie! Ich kann ihnen e<strong>ins</strong> zimmern, äh, geben.<br />

Gertrud: Üch lege großen Wert auf oin gutes Ambivalente.<br />

Hans: So ambivalent sind Sie noch nie gelegen, gnädige Frau.<br />

13


Gertrud: Sagen Sü doch oinfach Ger … äh, Scheraldine sprich wie geschrieben zu mir.<br />

Hans: Scheraldine, sind Sie französisch?<br />

Gertrud: Noin, römisch katholisch. Üch mache oin wenig Urlaub hier.<br />

Hans: Und was führt Sie gerade zu uns, auf einen Bauernhof?<br />

Gertrud: Üch wohn ja nur gegenü …äh, üch habe den Bus genommen.<br />

Hans: Haben Sü koin Gepäck, äh, kein Gepäck?<br />

Gertrud: Noin, ich … äh, das kommt später, dahünter her, wenn ich bleibe.<br />

Hans: Aber natürlich bleiben Sie. Führt sie zur Couch: Wollen wir uns nicht setzen?<br />

Einen Cognac?<br />

Gertrud: Da sage ich nücht noin.<br />

Hans schenkt ein zweites Glas ein: Cognac macht <strong>die</strong> Lippen durstig.<br />

Gertrud: Boi mir enthemmt er sich immer. Prost! Sie trinken.<br />

Hans: Wie lange bleiben Sie denn?<br />

Gertrud: Sünd Sie verheiratet?<br />

Hans: Ja, äh, nein, zur Zeit nicht. Ich lebe gerade im abwesenden Ausstand.<br />

Gertrud: Üst ihre Schwägerin noch da?<br />

Hans: Sie kennen meine Schwägerin?<br />

Gertrud: Was? Noin, natürlich nücht. Ich, ich, im Dorf wird erzählt, Sie hätten oine<br />

Schwägerin, <strong>die</strong> oin Auge auf Sie geworfen hat.<br />

Hans: Erzählt wird viel. Erna ist <strong>die</strong> Schwester meiner Frau, äh, meiner<br />

abgestandenen Frau. Erst bin ich mit Erna gegangen, dann habe ich aber doch ihre<br />

Schwester geheiratet, weil <strong>die</strong>se offener für meine Wünsche war. Das hat sie mir nie<br />

verziehen. Sie kennen ja <strong>die</strong> Frauen: Ein Kopf wie ein Elefant.<br />

Gertrud: Die Leute im Dorf behaupten, ühre Schwägerin habe oinen esotaktischen<br />

Tick.<br />

Hans: Esoterisch! Sie spinnt ein wenig. Sie heißt ja durch ihre schnell wieder<br />

geschiedene Verheiratung mit einem vermögenden <strong>Griechen</strong> Herakel. Seither glaubt<br />

sie, sie stamme von irgendwelchen <strong>Griechen</strong> ab, <strong>die</strong> was mit Göttern zu tun gehabt<br />

hätten.<br />

Gertrud: So oin Blödsinn. Das woiß doch jeder Depp, dass <strong>die</strong> Herakel vom Debakel<br />

abstammt. Das waren nüdere Sklaven.<br />

Hans: So? Das wusste ich gar nicht. Sie sind wohl sehr belesen?<br />

Gertrud: Natürlich! Üch lese sogar im Kaffeesatz und aus der Hand.<br />

Hans: Interessant. Hält ihr seine Hand hin: Was können Sie da lesen?<br />

14


Gertrud: Moment. Trinkt den Cognac aus: Sie sünd oin sehr vernachlässigter Mann.<br />

Hans: Das stimmt! Nie steht genug Bier im Kühlschrank.<br />

Gertrud: Ihre Wünsche werden bald alle erfüllt werden.<br />

Hans: Oh Gott! Sie stirbt doch nicht bei der Operation?<br />

Gertrud: Oine Nachbar …äh, oine wunderschöne Frau hat oin Auge auf Sie<br />

geworfen.<br />

Hans: Eine Geliebte? Für mich? Wissen Sie, was der Unterschied zwischen einer<br />

Ehefrau und einer Geliebten ist? 20 Kg.<br />

Gertrud: Es kommt nücht auf das Gewicht an. Nur <strong>die</strong> Lübe zählt. Sollten wir uns<br />

nücht <strong>die</strong>tzen?<br />

Hans: Aber nichts, was mir lieber wäre: Ich bin der Hans. Meine Freunde sagen<br />

Hansibärchen zu mir. Küsst ihr Hand.<br />

Gertrud: Hansibärchen, das klingt so schön kuschelig.<br />

Hans: Ich bin ein heißes Kuschelmonster.<br />

Gertrud: Ich monstere auch schon. Ich möchte mal wüder daboi sein, wenn <strong>die</strong> Lübe<br />

explo<strong>die</strong>rt.<br />

Hans: Ich steh kurz vor dem Urknall! Darf ich ihnen meine Liebe, äh, das Zimmer<br />

zeigen?<br />

Gertrud lässt seine Hand los: Verführen … äh, führen Sie müch. Ich fürchte, ich<br />

bekomme <strong>die</strong> Mauser. Steht auf.<br />

Hans steht auf, lacht: Sie haben einen köstlichen Humor. Wir haben eine Nachbarin,<br />

<strong>die</strong> heißt Mauser. Ein schrecklich neugieriges Weib! Und kein Vergleich zu ihrer<br />

Schönheit und zu ihrem Geist.<br />

Gertrud: Üch habe sü schon oinmal getroffen. Sü sieht aus wie oine Mischung aus<br />

Mallorca und Champagner.<br />

Hans: So toll ist sie nun auch wieder nicht. Sie hat eine starke Körperbehaarung und<br />

angekaute Nägel.<br />

Gertrud: So? Äh, äh, üch, ich habe noch einen Törmin. Üch <strong>muss</strong> mich noch nageln<br />

lassen und epilieramieren. Dann komme üch wieder. Dann bün ich voll<strong>kommen</strong>.<br />

Schnell hinten ab.<br />

Hans ruft ihr nach: Sie sind doch jetzt schon will<strong>kommen</strong>. - Ich werde mich mal<br />

körperlich ihren Reizen anpassen. Rechts ab.<br />

5. Auftritt<br />

Nicole, Agamemnon, Agi gerufen, Wilma<br />

Nicole von links: Irgendwie habe ich das Gefühl, <strong>die</strong>ser Ödipus hat nicht mehr alle<br />

Tassen im Schrank. Der gehört in <strong>die</strong> Psychiatrie. Er will hier bei uns den Tempel der<br />

15


Artemis errichten. Und dann will er wie Ikarus zur Sonne fliegen. Hoffentlich fliegt er<br />

aus dem Fenster, wo der Misthaufen drunter ist. Ein Spinner! Wie wenn es hier<br />

<strong>Griechen</strong> gäbe.<br />

Agi ist von hinten während sie sprach unbemerkt hereinge<strong>kommen</strong>, normal angezogen, Tasche:<br />

Seid gegrüßt, schöne Helena!<br />

Nicole: Lieber Gott, noch so ein Spinner.<br />

Agi: Darf ich mich vorstellen? Agamemnon Peinlich.<br />

Nicole: Der Name wäre mir auch peinlich.<br />

Agi: Mir nicht. Ich heiße nun mal so. Mein Pflegevater war Lehrer und hat Griechisch<br />

unterrichtet. Ich bin sozusagen eine Laune des Ouzos.<br />

Nicole: Pflegevater?<br />

Agi: Ja, meine Mutter, Adele Tränenbad, hat mich nach der Geburt gleich<br />

weggegeben. Sie hat bei meinem Anblick ständig einen Weinkrampf be<strong>kommen</strong>.<br />

Mein Vater soll Archimedes Pürzele geheißen haben. Er hat sich sofort aus dem<br />

Staub gemacht. Ich habe ihn bis heute leider nicht ausfindig machen können.<br />

Nicole: Komisch! Seit der Eurokrise tauchen hier ständig <strong>Griechen</strong> aus dem alten<br />

Rom auf.<br />

Agi: Hä?<br />

Nicole: Ich meinte <strong>Griechen</strong> aus dem Altertum.<br />

Agi: Sehe ich so alt aus?<br />

Nicole: Sie sollten in <strong>die</strong> Nähe des Friedhofs ziehen.<br />

Agi: Sie sind ganz schön frech.<br />

Nicole: Freche Mädchen be<strong>kommen</strong> eher einen Mann.<br />

Agi: Suchen Sie einen?<br />

Nicole: Ich habe mich für einen Hund entschieden.<br />

Agi: Warum?<br />

Nicole: Ein Hund hört aufs Wort und bleibt nachts zu Hause!<br />

Agi: Männer haben auch Vorteile.<br />

Nicole: Ich weiß. Sie müssen kein Bein heben beim Pinkeln.<br />

Agi: Das meine ich nicht. Männer haben nicht so eine feuchte Schnauze beim<br />

Küssen.<br />

Nicole: Küssen Sie Hunde?<br />

Agi: Selten. Ich operiere sie manchmal.<br />

Nicole: Sie oper …? Sind Sie ein Kastrator?<br />

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Agi: Ich bin Tierarzt. Übrigens, meine Freunde nennen mich Agi.<br />

Nicole: Tierarzt? Und was wollen Sie bei uns?<br />

Agi: Man hat mich angerufen. Ich soll hier eine Allergie heilen.<br />

Nicole: Ich bin gesund.<br />

Agi: Sind Sie da ganz sicher? Ich glaube, Sie be<strong>kommen</strong> gerade Fleckfieber.<br />

Nicole: Blödsinn. Ich, ich habe einen leichten Sonnenbrand.<br />

Agi: Werden Sie bei gut aussehenden Männern immer nervös? Geht näher an sie ran.<br />

Nicole: Ich bin nicht nervös. Ich, ich habe Schüttelfrost.<br />

Agi: Da empfehle ich heiße Küsse, äh, Kissen. Kirschkernkissen.<br />

Nicole: Sind Sie mit <strong>die</strong>sem Ödipus verwandt?<br />

Agi: Hätte ich dann Chancen bei ihnen?<br />

Nicole: Ich heirate keinen Mann mit Antiquitäten im Hirn.<br />

Agi: Sie wollen mich also heiraten?<br />

Nicole: Wie <strong>kommen</strong> Sie auf <strong>die</strong>se Schnapsidee?<br />

Agi: Sie haben so ein Funkeln in den Augen, wenn Sie von mir sprechen.<br />

Nicole: Dann passen Sie nur auf, dass Sie sich nicht <strong>die</strong> Finger verbrennen. – Was<br />

wollen Sie hier?<br />

Agi: Einen Versuch würde ich riskieren. – Erna hat mich angerufen. Angeblich hat<br />

sie sich von einem Desinfektionsmittel einen furchtbaren allergischen Ausschlag<br />

geholt.<br />

Nicole: Sie kennen meine Tante?<br />

Agi: Leider! Sie ist seit zwei Jahren meine Gönnerin. Ich hatte eine Menge Schulden<br />

und sie hat sie übernommen. Dafür <strong>muss</strong> ich sie zu Auftritten begleiten und ein<br />

Leben lang kostenlos behandeln. Sie ist meine ständige Patientin geworden, meine<br />

Allergietante.<br />

Nicole: Sie sind doch Tierarzt.<br />

Agi: Na und! Das Schwein und den Menschen unterscheidet nur ein Gen.<br />

Nicole: Aber Tante Erna ist gesund.<br />

Erna von rechts mit großen, roten Flecken im ganzen Gesicht: Agamemnon, endlich bist du<br />

da. Ich sterbe.<br />

Agi: Das sind ja schöne Aussichten, Erbtante.<br />

Vorhang<br />

17


2. Akt<br />

1. Auftritt<br />

Wilma, Agamemnon, Nicole, Erna, Ödipus<br />

Erna sitzt auf einem Stuhl, hat ein grünes Gesicht, Agi p<strong>ins</strong>elt noch etwas nach, hat einen P<strong>ins</strong>el<br />

und eine Dose in der Hand: So, Erna, jetzt siehst du wieder gut aus.<br />

Nicole: Gut? Sie sieht aus wie ein aufgeheizter Laubfrosch.<br />

Erna: Agamemnon, was ist das für ein Zeug?<br />

Agi: Gehäckselter Spinat mit Taubenkot. Ein biologisches Mittel. Taubenkot wirkt<br />

stark antibakteriell.<br />

Erna: Und hat keine Nebenwirkungen?<br />

Agi: Manchmal kommt es zu Ersatzhandlungen.<br />

Nicole: Lieber Gott, sie wird doch nicht Taubeneier legen?<br />

Agi lacht: Höchstens Spinateier!<br />

Erna: Agamemnon!<br />

Agi: Keine Angst. Es ist eine Art Federrupfzwang. Aber, wie gesagt, höchst<br />

unwahrscheinlich.<br />

Erna: Ich habe ja keine Federn. Und wie lange <strong>muss</strong> ich <strong>die</strong> Maske tragen?<br />

Hoffentlich sieht mich Hans nicht so.<br />

Agi: So fünfzehn Minuten <strong>muss</strong>t du sie schon drauf lassen. Und auf keinen Fall<br />

daran kratzen.<br />

Erna: Und wie sehe ich danach aus?<br />

Agi: Wie eine Mondlandschaft. Krater und Verwerfungen.<br />

Erna: Sag, dass das ein Scherz ist!<br />

Agi: Einmal hatte ich so einen Fall.<br />

Erna: Agamemnon, mach mir sofort <strong>die</strong> grüne Kacke aus dem Gesicht!<br />

Agi: Beruhige dich. Damals hat man noch Pferdeäpfel mit hineingerührt. Mit dem<br />

Spinat erhältst du einen wunderbaren Teint.<br />

Erna: Du kannst aber einem auch erschrecken. Ich lege mich etwas hin.<br />

Agamemnon, lass bitte dein Handy an, vielleicht brauche ich dich noch mal.<br />

Agi: Aber natürlich, Erna. Wenn es nicht gewirkt hat, <strong>muss</strong> ich dir eine Maske aus<br />

Kameldung anlegen.<br />

Erna: Hör auf! Schnell mit der Dose und dem P<strong>ins</strong>el rechts ab.<br />

Nicole: Stimmt das mit dem Kameldung?<br />

18


Agi: Ach was! - Ich nehme immer Kuhdung, der ist einfacher zu be<strong>kommen</strong>. Lacht<br />

über das ganze Gesicht.<br />

Nicole: Ich glaube, Sie haben es faustdick hinter den Ohren.<br />

Agi: Nicht nur da. Packt ein.<br />

Nicole: Wo denn noch? – Wird verlegen: Nein, sagen Sie nichts. Ich will es gar nicht<br />

wissen.<br />

Agi: Das kann jeder wissen. Ich habe auch extrem starke …Waden.<br />

Nicole: Waden?<br />

Agi: Und einen ausgeprägten Brustmuskel. Wollen Sie ihn mal sehen?<br />

Nicole: Jetzt nicht.<br />

Agi: Sollten wir nicht du zu einander sagen, wo wir doch fast verwandt sind?<br />

Nicole: Wir sind doch nicht richtig verwandt.<br />

Agi: Gott sei Dank. Sonst dürfte ich dich ja gar nicht küssen.<br />

Nicole: Schade! Äh, ich meine, schade, dass wir nicht richtig verwandt sind.<br />

Agi: Das könnten wir doch ändern.<br />

Nicole: Was meinen Sie?<br />

Agi: Du.<br />

Nicole: Ich? Wie soll ich das ändern.<br />

Agi: Wir könnten heiraten.<br />

Nicole: Warum?<br />

Agi: Dann, dann könnten wir zusammen in Urlaub fahren.<br />

Nicole: Mit einem Ehemann in Urlaub zu fahren, bringt nichts. Du zahlst das<br />

Doppelte und hast nur <strong>die</strong> Hälfte Spaß!<br />

Agi: Wir könnten auch vor der Hochzeit in Urlaub fahre.<br />

Nicole: Warum?<br />

Agi: Da zahle ich allein und du hast den doppelten Spaß.<br />

Nicole: Was ihr Männer so Spaß nennt.<br />

Agi: Also ich habe den Spaßfaktor 9.<br />

Nicole: Was heißt das?<br />

Agi: Die Skala hört bei 10 auf.<br />

Nicole: Sie geben also zu, dass Sie einen Mangel haben?<br />

19


Agi: Natürlich! Der zehnte Faktor fehlt mir, weil ich nicht nein sagen kann.<br />

Nicole: Du kannst nicht nein…? Wohin fahren wir denn?<br />

Agi: Das könnten wir auf deinem Zimmer besprechen.<br />

Nicole freudig: Auf meinem Zimmer? Das wäre ja …nicht so gut. Ich kenne dich ja<br />

kaum. Vielleicht bist du ein Heiratsschwindler.<br />

Agi: Schau dir <strong>die</strong>ses ehrliche Gesicht an. Zieht eine Grimasse: Sehen so<br />

Heiratsschwindler aus?<br />

Nicole: Hast du nicht auch Schulden?<br />

Agi: Ich hatte. Erna hat sie alle beglichen.<br />

Nicole: Ah, wahrscheinlich warst du mit ihr auch schon im Urlaub.<br />

Agi: Natürlich!<br />

Nicole: Habe ich es doch gewusst!<br />

Agi: In <strong>Griechen</strong>land. Eine Besichtigungstour.<br />

Nicole: Ha! Bestimmt mit Spaßfaktor 10!<br />

Agi: Nein, wir haben nur Ruinen besichtigt.<br />

Nicole: Und was war mit Tante Erna?<br />

Agi: Also, ich <strong>muss</strong> doch sehr bitten. Sie ist doch noch keine Ruine. Gut, sie hat ein<br />

paar Zerfallserscheinungen, aber unter Denkmalschutz fällt sie noch nicht.<br />

Nicole: Sie, Sie ist also nur deine Adoptivmutter?<br />

Agi: Wir haben ein Verhältnis, …das klar definiert ist. Ich spiele nicht den Ödipus!<br />

Ödipus von rechts mit kleinen Flügeln auf dem Rücken und einem Lorbeerkranz auf dem Kopf:<br />

Heute noch werde ich zum Olymp schweben. Die Flügel des Ikarus sind mir<br />

gewachsen. Wenn ich nicht mehr unter euch weile, sucht mich nicht. Athene wird<br />

mich in ihrem Schoß aufnehmen.<br />

Agi: Lieber Gott, <strong>kommen</strong> <strong>die</strong> Ruinen jetzt schon nach Spielort?<br />

Nicole: Das ist Ödipus, unser Hausgrieche.<br />

Ödipus hat sich in Positur gestellt: Heute noch flieg ich empor, in <strong>die</strong> griech´sche<br />

Götterwelt, wie e<strong>ins</strong>t Ikarus es machte vor, nur dass mein Flügel ewig hält.<br />

Die Sonne wird mich nicht zerstören, ich werde meine Bahnen zieh´n, nur <strong>die</strong> Merkel<br />

wird mein Rufen hören, sie wird statt meiner dann verglühn! Heureka! Schreitet rechts<br />

ab.<br />

Agi: Hat er das öfters?<br />

Nicole: Es wird jedes Jahr schlimmer.<br />

Agi: Wie heißt er denn?<br />

20


Nicole: Ödipus Geier. Er soll der Regierungsberater von Merkel für <strong>die</strong><br />

<strong>Griechen</strong>landkrise gewesen sein.<br />

Agi: Damit wird alles klar. Das hält kein normaler Mann aus. Hoffentlich schnappt er<br />

nicht über.<br />

Nicole: Weit davon ist er nicht mehr weg.<br />

Agi: Und was ist mit dir?<br />

Nicole: Ich bin doch nicht übergeschnappt!<br />

Agi: Mit deinem Zimmer und dem Spaßfaktor?<br />

Nicole: Ach so! Ich, ich könnte dir mal unseren Hof zeigen. Ein Pferd lahmt.<br />

Agi: Das ist ein Anfang.<br />

Nicole: Für was?<br />

Agi: Für den Flug zum Olymp. Ich spüre schon, wie mir etwas wächst.<br />

Nicole: Was denn?<br />

Agi: Flügel! Nimmt seine Tasche, zieht sie hinten ab.<br />

Wilma öffnet <strong>die</strong> Augen: Manchmal ist es gut, wenn man nicht schläft. Mein lieber<br />

Mann, der versteht sein Geschäft. Mir ist es ganz heiß geworden. Nimmt zwei Stück<br />

Würfelzucker, gießt Schnaps darüber, isst ihn: So ein Viehdoktor in der Familie wäre nicht<br />

schlecht. Manchmal hilft eine Rosskur. Ab sofort bleibe ich wach! Ich glaube, hier<br />

wird es bald ziemlich rossig.<br />

2. Auftritt<br />

Krimhilde, Wilma<br />

Krimhilde von rechts als Griechin verkleidet, leicht angeheitert: Hoffentlich gefalle ich<br />

Ödipussi. Er hat gesagt, ich müsse mich als Athene verkleiden. Wir fliegen<br />

zusammen zum Olymp. Bevor ich allerdings fliegen kann, <strong>muss</strong> ich noch viel trinken.<br />

Red Bull verleiht Flügel. Trinkt Red Bull.<br />

Wilma: Das wird ein böser Absturz werden.<br />

Krimhilde: Machen Sie bei dem Panfest auch mit?<br />

Wilma: Sehe ich aus, wie wenn ich von Nachbarort wäre?<br />

Krimhilde: Wer sind Sie?<br />

Wima: Ich bin das Orakel von Spielort.<br />

Krimhilde: Du bist Kassandra?<br />

Wilma: Was willst du wissen, du Kind des Hades?<br />

Krimhilde: Hades? Ich heiße Herakel.<br />

21


Wima: Das weiß ich. Ich sehe doch in <strong>die</strong> Zukunft.<br />

Krimhilde: Ach so. Werden mir Flügel wachsen?<br />

Wilma: Du wirst fliegen. Bedenke aber <strong>die</strong> Erdanziehung.<br />

Krimhilde: Toll! Treffe ich dann Ödipussi?<br />

Wilma: Wenn er vor dir geflogen ist, sicher!<br />

Krimhilde: Toll! Wird er mich zur Frau nehmen?<br />

Wilma: Wenn ihr es beide überlebt, kann es sein.<br />

Krimhild: Werden wir Götter zeugen?<br />

Wilma: Nur wenn er zum Stier wird.<br />

Krimhilde: Toll! Werde ich gleich schwanger?<br />

Wilma: Das kommt oft vor im Rausch. Da verhüten sie nicht.<br />

Krimhilde: Toll! Ich fühle schon, wie der Rausch kommt.<br />

Wilma: Dann pass auf, dass du nicht fällst, bevor du fliegst.<br />

Krimhilde: Werde ich schön wie eine Göttin?<br />

Wilma: Jeder Spiegel wird bei deinem Anblick blind.<br />

Krimhilde: Toll! Wird Ödipussi mir treu bleiben?<br />

Wilma: Sein Treueschwur ist wie der Regenbogen. Wo fängt er an? Wo hört er auf?<br />

Krimhilde: Toll! Wie viele Kinder bekomme ich?<br />

Wilma: Wer zählt <strong>die</strong> Sterne?<br />

Krimhilde: Toll! So viele?<br />

Wilma: Die Anlage dafür hast du!<br />

Krimhilde: Toll! Werde ich je wieder auf <strong>die</strong> Erde herab steigen?<br />

Wilma: Der Rausch wird kurz sein.<br />

Krimhilde: Was me<strong>ins</strong>t du?<br />

Wilma: Sie <strong>kommen</strong> alle wieder. Die meisten mit Kopfweh!<br />

Krimhilde: Das nehme ich in Kauf. Wie findest du mein Kleid?<br />

Wilma: Was trägst du darunter?<br />

Krimhilde: Nichts.<br />

Wilma: Die Götter raten dir: Zieh dicke Unterwäsche an. Je höher du fliegst, desto<br />

kälter wird es.<br />

22


Krimhilde: Du hast recht. Wie hoch ist denn der Olymp?<br />

Wilma: In welchem Stockwerk ist dein Zimmer?<br />

Krimhilde: Im ersten.<br />

Wilma: Dann reicht ein String Tanga.<br />

Krimhilde: Danke für deine Vorhersage. Du hast echt was drauf.<br />

Wilma: Das kostet eine Flasche Schnaps und eine Packung Würfelzucker.<br />

Krimhilde: Warum?<br />

Wilma: Weil sonst <strong>die</strong> Prophezeiung nicht eintritt.<br />

Krimhilde: Das kann ich nicht riskieren. Moment. Rechts ab.<br />

Wilma: Mein lieber Mann, bei der sind <strong>die</strong> Würmer aber schon weit <strong>ins</strong> Gehirn<br />

vorgedrungen. Manchmal ist es doch gut, wenn man in der Schule im<br />

Geschichtsunterricht aufgepasst hat.<br />

Krimhilde von rechts mit Schnaps und Würfelzucker: Hier, dein Orakellohn. Jetzt <strong>muss</strong> ich<br />

mich noch mit Sonnencreme einreiben. Ödipussi hat gesagt, sonst kriege ich bei dem<br />

Flug einen Sonnenbrand. Rechts ab.<br />

Wilma: Wenn sie auf den Misthaufen stürzen, be<strong>kommen</strong> sie sogar Sonnenflecken.<br />

Nimmt den Schnaps und den Zucker unter <strong>die</strong> Decke, schließt <strong>die</strong> Augen.<br />

3. Auftritt<br />

Wilma, Hans, <strong>Monika</strong><br />

Hans von rechts, Anzug, ohne Krawatte: Scheraldine. Was für eine Frau! Eine Zauberfee.<br />

Kniet mit einem Bein auf den Boden, pathetisch: Scheraldine, du bist das Bohnerwachs in<br />

meinem Schlafzimmer …<br />

<strong>Monika</strong> von hinten, öffnet <strong>die</strong> Tür, bleibt erstaunt stehen, macht <strong>die</strong> Tür wieder etwas zu, hört ihm<br />

zu.<br />

Hans: Scheraldine, du bist der Schlagbohrer meines Herzens, du, du …<br />

<strong>Monika</strong>: Wer ist Scheraldine? Heißt so sein neuer Schlagbohrer?<br />

Hans: …du bist <strong>die</strong> Drehorgel in meinem Hirn …<br />

<strong>Monika</strong>: Drehorgel? Der spielt doch gar kein Instrument.<br />

Hans: Das ist nicht gut genug. Das wird sie nicht gefügig machen. Ich brauch mehr<br />

Herzblut. Kniet auf das andere Bein.<br />

<strong>Monika</strong>: Herzblut? Hat er ein Schwein geschlachtet?<br />

Hans: Es <strong>muss</strong> mehr von innen <strong>kommen</strong>. Du bist der Wurmfortsatz meines Darms.<br />

<strong>Monika</strong>: Hat er Blähungen?<br />

23


Hans: Nicht gut. Jetzt habe ich es. Du bist das Schlagloch meiner unerfüllten<br />

Träume.<br />

<strong>Monika</strong>: Schlagloch? Wahrscheinlich hat er eine Reifenpanne gehabt.<br />

Hans: Du bist <strong>die</strong> Knallerbse meiner Gefühle.<br />

<strong>Monika</strong>: Der <strong>muss</strong> etwas Schlechtes gegessen haben.<br />

Hans: Scheraldine, ich liebe dich wie ich noch nie eine Frau geliebt habe. Ohne dich<br />

bin ich ein untergehender Wassertropfen im Meer der Liebe. Das ist gut.<br />

<strong>Monika</strong>: So sieht das aus! Warte nur, das Meer werde ich trocken legen. Und zwar<br />

mit Dynamit.<br />

Hans steht auf: So, jetzt kann sie <strong>kommen</strong>. Ich bin geduscht, Deo habe ich eine<br />

Flasche voll aufgesprüht und Parfüm habe ich von meiner Frau genommen. Riecht an<br />

sich: Riecht wie ein angebissener Apfel. Ich bin ja auch knackfrisch. Heute wird Adam<br />

der Eva den Apfel servieren. Oh, ich habe ja meine Fliege vergessen. Gut, dass<br />

meine Frau im Krankenhaus ist. Einmal darf auch ein alter Ehemann noch mal seine<br />

unterdrückten Träume ausleben. Rechts ab.<br />

<strong>Monika</strong> kommt mit ihrem Koffer herein: Das wird ein Albtraum werden, mein lieber Hans.<br />

Dir werde ich <strong>die</strong> Knallerbsen im Blinddarm anzünden, dass dir das Herzblut in <strong>die</strong><br />

Schlaglöcher läuft.<br />

Wilma: Ah, <strong>Monika</strong>, bist du schon wieder da?<br />

<strong>Monika</strong>: Gott sei Dank! Stell dir vor, ich <strong>muss</strong>te ein paar Liter Wasser trinken und<br />

dann sind <strong>die</strong> Gallensteine tatsächlich auf natürlichem Weg abgegangen.<br />

Wilma: Dein Hansibärchen bereitet auch gerade seinen Abgang vor.<br />

<strong>Monika</strong>: Wer?<br />

Wilma: Hans nennt sich jetzt Hansibärchen.<br />

<strong>Monika</strong>: Warum?<br />

Wilma: Das verdoppelt das Testosteron in den Blutkörperchen.<br />

<strong>Monika</strong>: Dem werde ich jetzt auch etwas verdoppeln. Wenn ich mit dem fertig bin,<br />

hat er zwei Veilchen und einen doppelten Nasenbeinbruch.<br />

Wilma: Ich würde mir noch etwas Zeit lassen.<br />

<strong>Monika</strong>: Warum?<br />

Wilma: Ich würde erst mal schauen, wie weit er es treibt. Je schlimmer es wird, desto<br />

mehr hast du ihn in der Hand. Der gehorcht dir in Zukunft aufs Wort.<br />

<strong>Monika</strong>: Gar keine so schlechte Idee. Den werde ich abrichten wie einen kastrierten<br />

Papagei.<br />

Wilma: Er ist kein schlechter Kerl. Aber halt ein Mann. Das Hirn ist bei ihnen etwas<br />

unterentwickelt und sie lügen schlecht.<br />

24


<strong>Monika</strong>: Eigentlich müsste man sie in Rudeln halten und sich zur Paarungszeit<br />

immer den Schönsten aussuchen.<br />

Wilma: Genau, wie bei den Hirschen.<br />

<strong>Monika</strong>: Ich werde mich verkleiden und ihm auf <strong>die</strong> Finger schauen.<br />

Wilma: Sehr gut. Frauen blühen richtig auf, wenn sie sich rächen können. Im<br />

meinem Schrank hängen noch <strong>die</strong> Kleider von meinem Mann. Da kannst du dir etwas<br />

aussuchen. Und kleb dir einen Bart an. Der liegt in meinem Nachttisch.<br />

<strong>Monika</strong>: Du hast einen Bart?<br />

Wilma: Natürlich! Mein Mann hat mir auch gehorcht wie ein Papagei. Der ist nur<br />

einmal fremd gegangen.<br />

<strong>Monika</strong>: Oma, du wirst mir immer unheimlicher. Mit Koffer rechts ab.<br />

Wilma trinkt einen Schnaps: Oh Kind, Männer ändern sich nie. Die Evolution ist an ihnen<br />

vorbei gegangen. Sie sind <strong>die</strong> Friedhöfe des sexuellen Fortschritts. Sie sind <strong>die</strong><br />

Mammuts der Erotik. Ein großer Rüssel, auf den sie sich ständig darauf treten. So,<br />

ich werde noch ein Nickerchen machen. Ich möchte nur wissen, warum ich immer so<br />

schläfrig bei Tag bin. Nachts könnte ich Bäume ausreißen. Macht <strong>die</strong> Augen zu.<br />

4. Auftritt<br />

Wilma, Hans, Erna, <strong>Monika</strong><br />

Hans mit Fliege von rechts: So, jetzt kann das rasierte Nagelstudio <strong>kommen</strong>. Ich habe<br />

auch noch meine Unterwäsche gewechselt. Sie soll gleich merken, dass ich ein<br />

Gentleman bin. Zieht den Bauch ein: So gut habe ich <strong>die</strong> letzten zehn Jahre nicht mehr<br />

ausgesehen. Geht zu Wilma: Sie schläft. Naja, <strong>die</strong> kriegt ja eh nichts mehr mit. In den<br />

Zuckerwürfel tue ich immer ein wenig Baldrian. Geht von ihr weg: Scheraldine, du<br />

Lotusblume meiner Unterwäsche, du Geburtshelferin meiner explo<strong>die</strong>renden Erotik,<br />

du Schlafzimmertür in den Himmel, du süßsaure Soße meiner chinesischen<br />

Glücksente, du Traum aller unterforderten Ehemänner, komm in meine Arme.<br />

Erna kommt von rechts, das Gesicht noch grün, bleibt erstaunt stehen.<br />

Hans: Ich fühle es, du bist das Schwungrad meines abgesoffenen Anlassers, du bist<br />

der Bio<strong>die</strong>sel meines eingerosteten Zweitakters, mach mit mir, was du willst.<br />

Erna geht auf ihn zu: Hans! Endlich!<br />

Hans fährt erschrocken zurück: <strong>Hilfe</strong>! Die Monster sind gelandet.<br />

Erna: Hans, ich bin es.<br />

Hans: Ich habe Frau und Kind. Bitte nehmen Sie mich nicht mit!<br />

Erna: Hans, ich bin es, Erna.<br />

Hans: Erna? Nähert sich ihr vorsichtig: Haben dich <strong>die</strong> Grünen abgestempelt?<br />

Erna: Unsinn! Ich trage eine Maske.<br />

25


Hans: Bist du sicher?<br />

Erna: Natürlich, Agamemnon hat sie mir aufgep<strong>ins</strong>elt.<br />

Hans: Agamemnon? Ist das nicht der Grieche, der von seiner Frau in der<br />

Badewanne ermordet worden ist?<br />

Erna: Unsinn! Ich habe ihn quasi adoptiert.<br />

Hans: Nach seinem Tod?<br />

Erna: Er ist sozusagen mein Ziehsohn.<br />

Hans: Das ist ja pervers! Du hast ein Verhältnis mit einem …<br />

Erna: Er hatte viele Schulden.<br />

Hans: Das weiß ich, dass <strong>die</strong> <strong>Griechen</strong> Schulden haben.<br />

Erna: Ich habe sie bezahlt.<br />

Hans: Du? Hast du das der Merkel schon gesagt?<br />

Erna: Natürlich nicht. Das geht doch niemand etwas an.<br />

Hans: Das war aber sehr nobel von dir.<br />

Erna: Dafür <strong>muss</strong> er mich ein Leben lang kostenlos behandeln.<br />

Hans: Wer?<br />

Erna: Agamemnon.<br />

Hans: Der lebt tatsächlich noch?<br />

Erna: Natürlich, er ist Tierarzt.<br />

Hans: Nimmst du noch immer <strong>die</strong>se roten Kapseln?<br />

Erna: Nein! Nur <strong>die</strong>sen Spinat mit Taubendreck.<br />

Hans: Ach so. Geht weiter weg von ihr: Ist das ansteckend?<br />

Erna: Nein, das ist rein biologisch. Aber es geht nicht mehr ab. Es klebt an mir wie<br />

angeleimter Gips.<br />

Hans: Du, dann lass es doch einfach drauf. Ich finde, es steht dir nicht schlecht. Dein<br />

Gesicht wirkt so hoffnungsvoll, so grün, so biologisch.<br />

Erna: Findest du?<br />

Hans: Unbedingt! Kein Vergleich zu früher.<br />

Erna: Das hast du aber schön gesagt. Geht zu ihm: Es könnte doch wieder wie früher<br />

werden zwischen uns beiden.<br />

Hans: Erna, ich bin abhängig verheiratet.<br />

Erna: Man kann sich doch auch verbessern.<br />

26


Hans: Ich bin gerade dabei.<br />

Erna: Du liebst mich also immer noch?<br />

Hans: Was? Nein, dich doch nicht. Wer liebt schon einen abgelaichten Laubfrosch<br />

auf zwei Beinen?<br />

Erna: Aber du hast doch gesagt, ich sehe gut aus.<br />

Hans: Sicher! Rein biologisch gesehen, siehst du fantastisch aus. Bei den Grünen<br />

würdest du wahrscheinlich Ekstase auslösen. Und an Fasching kannst du problemlos<br />

als Kröte gehen.<br />

Erna: Ich merke schon, du veralberst mich. Irgendwann wirst du noch merken, was<br />

du an mir gehabt hättest. Meine Schwester ist nicht <strong>die</strong> Erfüllung aller männlichen<br />

Träume.<br />

Hans: Aber sie hat kein grünes Gesicht.<br />

Erna: Wenn du willst, lasse ich mich liften.<br />

Hans: Ja nicht. Dann geht deine Maske bis an den Hinterkopf.<br />

Erna: Hans, für dich würde ich alles tun.<br />

Hans: Dann wasch dir <strong>die</strong> Maske ab.<br />

Erna: Du me<strong>ins</strong>t, du …? Ohne Maske magst du mich? Fängt an, an sich herum zu zupfen.<br />

Hans: Was zupfst du denn dauernd an dir herum?<br />

Erna: Ich zupfe doch nicht. Tut es wieder.<br />

Hans: Hast du Läuse?<br />

Erna: Ich hatte noch nie Läuse. Ich werde es mal mit Spiritus versuchen. Damit geht<br />

<strong>die</strong> Maske sicher ab. Dann reden wir weiter. Geht zupfend rechts ab.<br />

Hans: Das ist eine vernünftige Idee. - Gott sei Dank habe ich <strong>die</strong> nicht geheiratet. Die<br />

ist noch schlimmer als meine <strong>Monika</strong>. Bei der dreht sich der Wetterhahn verkehrt<br />

herum.<br />

<strong>Monika</strong> von rechts, Vollbart, Perücke, Anzug, verstellt <strong>die</strong> Stimme: Bonjour, mein Herr. Habe<br />

isch das Vergnügen mit Monsieur Lippendurst?<br />

Hans: Wer sind Sie?<br />

<strong>Monika</strong>: Isch bin Monsieur Bond. Alfons Bond. Isch habe eine Zimmer bei ihnen. Hat<br />

ihre Frau nischt gesagt, isch komme heute?<br />

Hans: Die sagt mir ja nie etwas. Bleiben Sie länger?<br />

<strong>Monika</strong>: Das es kommt darauf an.<br />

Hans: Auf was?<br />

<strong>Monika</strong>: Wie lange isch brauche bis führe aus <strong>die</strong> Doppelschlag auf <strong>die</strong> Auge.<br />

27


Hans: Ich verstehe nicht. Sind Sie Augenarzt?<br />

<strong>Monika</strong>: So, man kann sagen. Isch mache <strong>die</strong> Mann <strong>die</strong> Auge auf bis blute.<br />

Hans: Ich verstehe, Sie operieren auch.<br />

<strong>Monika</strong>: Sischer. Vielleischt mache Operation total. Wo ist Madame Lippendurst?<br />

Hans: Im Krankenhaus. Sie hat Gallensteine.<br />

<strong>Monika</strong>: Oh, das nischt gut.<br />

Hans: Der Eine sagt so, der Andere sagt so.<br />

<strong>Monika</strong>: Oh, isch verstehe. Frau fort immer gut für <strong>die</strong> arme Mann. Habe Zeit für<br />

neue l´amour.<br />

Hans: Ich sehe, wir verstehen uns. Sind Sie auch verheiratet?<br />

<strong>Monika</strong>: Ungern.<br />

Hans: Ich habe da eine scharfe Braut kennen gelernt. Scheraldine.<br />

<strong>Monika</strong>: Oh, eine Französin?<br />

Hans: Bestimmt! Das merkt man doch gleich am Geruch. Französinnen riechen ganz<br />

anders.<br />

<strong>Monika</strong>: Finden Sie?<br />

Hans: Natürlisch: Meine Frau riecht nach Spielort, Scheraldine duftet nach Paris!<br />

<strong>Monika</strong>: Isch verstehe. Sie sind eine Gourmet.<br />

Hans: Nein, ich bin von Spielort. Aber sagen Sie doch ganz einfach Hansibärchen zu<br />

mir.<br />

<strong>Monika</strong>: Gern, Hansibärchen. Isch bin <strong>die</strong> Moni … äh, Alfons. Und wo ist <strong>die</strong>se<br />

Scheraldine?<br />

Hans: Sie lässt sich gerade noch nageln und abziehen.<br />

<strong>Monika</strong>: Abziehen?<br />

Hans: Ja, so wird das doch gemacht. Die Frauen ziehen sich doch mit <strong>die</strong>sen<br />

Klebestreifen <strong>die</strong> Beinhaare ab.<br />

<strong>Monika</strong>: Isch verstehe. Sie macht sisch schlüpferisch für disch.<br />

Hans: Ich bin schon ganz feucht. Ich schwitze schon vor Aufregung. Hoffentlich<br />

kommt sie bald, sonst <strong>muss</strong> ich nochmals <strong>die</strong> Unterwäsche wechseln.<br />

<strong>Monika</strong>: Du hast freiwillisch an einem Werktag <strong>die</strong> Unterwäsche gewechselt?<br />

Hans: Natürlich, ich bin ein Gentleman.<br />

<strong>Monika</strong>: Isch sehe, dir ist es ernst mit Scheraldine.<br />

28


Hans: Weißt du, für meine Frau bin ich nur noch ein Arbeitssklave. Morgens kriege<br />

ich meinen Zettel und den <strong>muss</strong> ich bis abends abarbeiten.<br />

<strong>Monika</strong>: Das isch finde ist unmöglisch.<br />

Hans: Du sagst es, Alfons. So behandelt man doch keinen Mann, den man liebt. Ich<br />

bin doch auch nur ein Mensch mit Gefühlen. Man kann doch seinem Ehemann auch<br />

mal was Gutes tun. Man kann ihn doch auch einfach mal grundlos fragen: Liebling,<br />

hast du Durst?<br />

<strong>Monika</strong>: Isch verstehe, deine Frau ist eine Monster.<br />

Hans: Nein, das nicht. Aber sie ist auf dem Weg dahin.<br />

<strong>Monika</strong>: Vielleischt du solltest ihr sagen, dass du sie noch liebst und schenken <strong>die</strong><br />

Rose.<br />

Hans: Nie mehr.<br />

<strong>Monika</strong>: Warum?<br />

Hans: Als ich es ihr das letzte Mal Rosen geschenkt habe, hat sie gesagt, ich tue<br />

das nur, weil ich ein schlechtes Gewissen habe. Ich hätte etwas mit einer anderen<br />

Frau.<br />

<strong>Monika</strong>: Und, hattest du?<br />

Hans: Natürlich nicht. Der anderen Frau war ich zu arm.<br />

<strong>Monika</strong>: Und jetzt dein Herz schlägt für Scheraldine?<br />

Hans: Nein, es hämmert. Ich bin ein neuer Mensch. Ich lebe wieder. Mit ihr werde ich<br />

den Rubikon überschreiten.<br />

<strong>Monika</strong>: Wen?<br />

Hans: Das ist eine Redewendung. So sagt man, wenn man nicht mehr zurück kann.<br />

<strong>Monika</strong>: Isch verstehe. Und wenn deine Frau kommt zurück?<br />

Hans: Daran darf ich gar nicht denken. Lieber Mann, schwitze ich. Ich <strong>muss</strong><br />

nochmals duschen und <strong>die</strong> Unterwäsche wechsel. Schnell rechts ab.<br />

<strong>Monika</strong> geht zu Wilma, schüttelt sie: Oma, steh auf, es ist schlimmer als ich dachte.<br />

Wilma: Ich weiß. Der Kerl tut mir Baldrian in den Zucker.<br />

<strong>Monika</strong>: Das ist mir egal.<br />

Wilma: Aber mir nicht.<br />

<strong>Monika</strong>: Ich setz mich in deinen Stuhl, da kann ich alles beobachten und rechtzeitig<br />

eingreifen.<br />

Wilma: Und ich?<br />

<strong>Monika</strong>: Du spielst den Alfons.<br />

29


Wilma: Ich kann doch keinen Franzosen …<br />

<strong>Monika</strong>: Oma, es geht nicht anders. Los, komm. Nimmt ihre Decke und zieht sie rechts ab.<br />

5. Auftritt<br />

Hektor, Gertrud<br />

Hektor von hinten als Scheich verkleidet – Turban, schwarze Sonnenbrille, Sandalen, Bart - mit den<br />

Taschen: So, jetzt habe ich Zeit. Wann steigt denn <strong>die</strong> Fete? Ein <strong>Griechen</strong>kostüm<br />

habe ich nicht gefunden. Aber ein Scheich geht auch. Die <strong>Griechen</strong> sind ja halbe<br />

Araber. Hallo? Keiner da? Stellt <strong>die</strong> Taschen ab.<br />

Gertrud von hinten mit angemalten Fingernägeln: Hier bin ich, Hansibärchen, genagelt und<br />

gerissen. Zeigt <strong>die</strong> Fingernägel.<br />

Hektor: Eine Vollblutstute, <strong>die</strong> passt in meinen Harem.<br />

Gertrud: Oh oin Schoich. Wohnen Sü hier?<br />

Hektor: Ich suche noch.<br />

Gertrud: Üch verstehe. Sü suchen oine nette Topilette. Wer sünd Sie?<br />

Hektor: Hektor von, von Salamien.<br />

Gertrud: Da habe üch schon oinmal Urlaub gemacht. Ich habe Sü aber nücht<br />

gesehen.<br />

Hektor: Leider! Ich habe gerade Inventur im Harem gemacht.<br />

Gertrud: Sünd Sie roich?<br />

Hektor: Welcher Scheich ist das nicht? Sind Sie von Adel?<br />

Gertrud: Hört man das?<br />

Hektor führt sie zum Tisch, wo sie sich setzen: So spricht kein gewöhnlicher Mensch.<br />

Verfügen Sie über Barbestände?<br />

Gertrud: Natürlich! Cognac und Sekt habe üch immer dahoim.<br />

Hektor: Da hätte ich etwas für Sie. Holt aus der Tasche einen Cognac: Das ist ein echter<br />

salamischer Cognac, gereift im mit Korkeiche verkleideten Beduinenzelt, veredelt mit<br />

Kamelmilch und handgeschüttelt. Zeigt ihr <strong>die</strong> Flasche: Das Lebenswasser Salamiens.<br />

So etwas haben Sie noch nie getrunken. Holt zwei Gläser, schenkt ein.<br />

Gertrud: Üch habe gedacht, im Gesternland, äh, Morgenland ist Alkohol verboten.<br />

Hektor: Das ist kein Alkohol, das ist reine Medizin. Mit einer Flasche trinken Sie sich<br />

alle Sorgen weg. Nach zwei Flaschen sehen Sie aus wie Claudia Schiffer und nach<br />

der dritten Flaschen erkennt Sie kein Mensch mehr. Prost! Sie trinken.<br />

Gertrud: Das üst ja fantastisch. Sünd Sie verhoiratet.<br />

Hektor: Mein Vater hat gesagt: Heiraten? Vor 40 nicht, nach 40 nicht mehr.<br />

30


Gertrud: Üch wäre nicht abgenoigt. Ich bin Witwe. Vor meiner Hoirat bün ich mal<br />

beinahe auf einen Vertreter heroin gefallen. Aber üch bin schon lange wieder<br />

keimfrei.<br />

Hektor: Sind Sie reich? Schenkt nach.<br />

Gertrud: Üch <strong>muss</strong> nicht arbeiten. Üch lasse moin Geld arbeiten.<br />

Hektor: Nun ja, man soll ja nicht immer auf seinen Vater hören. Prost! Sie trinken.<br />

Gertrud: Haben Sü oinen Palast?<br />

Hektor: Ich reise sehr viel. Wie viele Flaschen des Lebenswassers möchten Sie?<br />

Gertrud: Üch nehme alle.<br />

Hektor schreibt auf: Ich habe noch 98 Flaschen. Die reichen ihnen bis ans Ende ihrer<br />

Tage. Das macht dann … Ich mache ihnen einen Sonderpreis: 2400 Euro.<br />

Gertrud: Hülft das Lebenswasser auch gegen mein Roißen.<br />

Hektor: Gegen was?<br />

Gertrud: Moin Roißen. Es zieht im Kreuz.<br />

Hektor: Nein, da empfehle ich unser salamisches Wunderkraut in Salbenform. Das<br />

Gold der Wüste. Zermahlener Weihrauch gemischt mit dem Honig der<br />

Sanddünendbiene, gleitfähig gemacht mit der Milch der Wüstenkampfmaus, fein<br />

abgestimmt mit dem Gift der schwarzen Mamba.<br />

Gertrud: Schlangengift?<br />

Hektor: Genau! Gift richtig dosiert, heilt. Gift ist ein altes Heilmittel gegen<br />

Schwiegermütter.<br />

Gertrud: Du gefällst mir immer besser, Hektar.<br />

Hektor: Hektor! Du mir auch. Wie wäre es noch mit einer Schönheitssalbe? Schenkt<br />

nach.<br />

Gertrud: Bin üch dir nücht schön genug?<br />

Hektor: Aber doch! Du bist <strong>die</strong> Tränke der Wüste, der Nektar der Kolibris, <strong>die</strong> Freude<br />

der Eunuchen, das Alphakamel der Herde, das Teewasser der Scheiche.<br />

Gertrud: Das hat mür noch koin Mann gesagt. Du büst ja noch besser als<br />

Hansibärchen.<br />

Hektor: In der Wüste wird jeder Kaktus zum Lebensspender.<br />

Gertrud: Üch habe viele Kakteen zu Hause.<br />

Hektor: Wenn ein Kaktus blüht, vergisst man, dass er Stacheln hat.<br />

Gertrud: Üch habe mich gerade enthaupten, äh, enthorigen lassen. Das hat sehr<br />

weh getan.<br />

31


Hektor: Aber da gibt es doch etwas viel Besseres. Holt eine Tube heraus: Mit <strong>die</strong>ser<br />

Creme, hergestellt aus dem Saft der Chilischote, gemischt mit Arrabiata und<br />

chinesischem Mückentod, fein dosiert mit einem verbotenen Pflanzengift, fallen <strong>die</strong><br />

Haare von alleine und für immer aus.<br />

Gertrud: Auch zwüschen den Zehennägeln?<br />

Hektor: Sicher! Gleichzeitig werden <strong>die</strong> Zehennägel erneuert. Die fallen mit aus.<br />

Gertrud: Die Salbe nehme üch. Ich habe oinen blutigen Zehennagel seit üch in <strong>die</strong><br />

Marderfalle getreten bin.<br />

Hektor: Gegen Marder hilft nur Hasendraht.<br />

Gertrud: Hasendraht? Gübt es in der Wüste auch Hasen?<br />

Hektor: Aber natürlich. Alle Osterhasen überwintern in der Wüste. Dort halten sie <strong>die</strong><br />

Eier warm.<br />

Gertrud: Das habe üch gar nücht gewusst.<br />

Hektor: Der Hasendraht ist ein sandgestrahltes Kabel, das extrem nach Hase riecht<br />

und unter Starkstrom gesetzt wird. Sobald der Marder hineinbeißt, fällt er tot um. Ich<br />

schicke dir zwei Variationen zu. Einen für Hausmarder und einen für Steinmarder.<br />

Gertrud: Vielleicht sollte üch auch <strong>die</strong> Schönheitssalbe probieren. Oine Frau kann ja<br />

nie schön genug soin.<br />

Hektor: Du sagst es, du Blume des Okzidents. Küsst ihre Hand: Deine Haut wird<br />

schimmern wie ein Rubin, deine Augen leuchten wie eine Laserkanone, dein Haar<br />

glänzen wie der Schweif einer rossigen Stute und das Weiß deiner Zähne wird sogar<br />

den Schnee erblassen lassen.<br />

Gertrud: Was üst denn in der Schönheitssalbe drin? Üch bün allergisch gegen<br />

Frühblütler.<br />

Hektor: Keine Angst, für Frauen in deinem Alter nehmen wir nur Spätblütler. Der Saft<br />

wilder Kakteen wird gemischt mit dem Urin der Rotläuse, verfeinert mit dem Gift der<br />

Vogelspinne, das <strong>die</strong> Haut strafft und Cellulitiskrater wieder auffüllt. Als Stabilisator<br />

verwenden wir obergärige Stutenmilch der Dromedare, <strong>die</strong> schon mindestens ein<br />

Kalb geboren haben.<br />

Gertrud: Warum?<br />

Hektor: Die Stuten sind fetter und sie geben mehr Milch.<br />

Gertrud: Die Salbe nehme üch. Prost! Sie trinken.<br />

Hektor schreibt und zählt zusammen: Ich komme auf eine Summe von 22340 Euro.<br />

Zahlst du bar?<br />

Gertrud: Genau, gehen wür zu mir an <strong>die</strong> Bar.<br />

Hektor: Wohnst du weit weg von hier? Ich will das Fest nicht verpassen.<br />

Gertrud: Moin Bett, äh, Zelt ist gloich neben an.<br />

32


Hektor: Dann lass uns gehen. Die Formalitäten können wir ja dort erledigen. Steht auf,<br />

packt alles ein, nimmt seine Taschen.<br />

Gertrud: Du sagst es. Steht auf: Üch werde müch schnell entledigen.<br />

Hektor: Erledigen, ich meine …<br />

Gertrud: Hektor, das darfst du auch.<br />

Hektor: Irgendwie habe ich das Gefühl, dich schon einmal gesehen zu haben.<br />

Gertrud: Unmöglich. Üch war noch nie mit oinem Schoich zusammen. Und üch lebe<br />

erst seit oinem Jahr hier.<br />

6. Auftritt<br />

Hektor, Gertrud, Hans, Agamemnon<br />

Hans von rechts: So, jetzt kann <strong>die</strong> Wiederaufbereitungsanlage meiner Problemzonen<br />

<strong>kommen</strong>. Ich bin frisch geduscht und …<br />

Gertrud: Ah, Hansibärchen! Loider kann üch dich nücht erhören. Oin Schoich hat<br />

meine Brustmuskeln gerührt.<br />

Hans: Hä?<br />

Gertrud: Moin Busen hat süch für oinen Sohn der Wüste entschieden.<br />

Hans: Aber Scheraldine, ich habe frische Unterwäsche an.<br />

Gertrud: Üch interessiere mich nücht für Verpackungen.<br />

Hektor: Du heißt Scheraldine?<br />

Gertrud: Im Augenblick hoiße ich so.<br />

Hektor: Dann kenne ich dich doch nicht. Die Frau, <strong>die</strong> ich meinte, heißt Gertrud.<br />

Gertrud: So hoißen viele Frauen.<br />

Hans: So heißt eine Nachbarin von uns. Von der könnte ich euch Sachen erzählen.<br />

Die trägt ja immer <strong>die</strong>se Zahnseide für den Hintern und wenn ein Mann …<br />

Hektor: Was trägt <strong>die</strong>?<br />

Hans: String Tangas. Also, wenn ein Mann …<br />

Gertrud: Lass uns gehen, Hektor. Die Entledigung lässt sich nücht mehr länger<br />

hinaus schieben. Hängt sich bei ihm ein.<br />

Hektor: Du hast ja so recht, mein kleiner Jagdfalke. Lass uns tun, was getan werden<br />

<strong>muss</strong>. Die Wüste ruft. Beide hinten ab.<br />

Hans: Und was ist mit mir? Ich habe zwei Viagrazäpfchen genommen! Das<br />

Verfallsdatum war zwar schon abgelaufen, aber in der Not …<br />

33


Agi von hinten: Schnell, Sie müssen mir helfen. Gerade sind eine Frau und ein Mann<br />

aus dem Fenster gesprungen. Sie liegen bewusstlos auf dem Misthaufen.<br />

Hans: Und wer sind Sie?<br />

Agi: Ich bin der Tierarzt.<br />

Hans: Ist unser Vieh krank?<br />

Agi: Ich fürchte, <strong>die</strong> Viecher sind <strong>die</strong> einzig gesunden Menschen hier. Los, <strong>kommen</strong><br />

Sie! Zieht ihn hinten hinaus.<br />

Vorhang.<br />

3. Akt<br />

1. Auftritt<br />

<strong>Monika</strong>, Hans, Agamemnon, Nicole, Krimhilde, Ödipus<br />

<strong>Monika</strong> von rechts als Oma verkleidet, große Hornbrille auf, setzt sich in den Sessel, legt sich <strong>die</strong><br />

Decke um: So, mein liebes Hansibärchen, jetzt werden wir mal deine Hinrichtung<br />

vorbereiten. Dem traue ich sogar zu, dass er Viagra nimmt. Tut so, als schlafe sie.<br />

Hans und Agi tragen den ohnmächtigen Ödipus herein. Dieser ist mit Stroh behangen, seine Flügel<br />

sind etwas zerdrückt: Ich habe es gewusst. Irgendwann dreht der durch.<br />

Agi: Er sieht aus wie ein abgestürzter griechischer Geier. Wer ist das denn?<br />

Hans: Ödipus Geier, ehemaliger Kanzlerberater für <strong>die</strong> <strong>Griechen</strong>landkrise.<br />

Agi: Da wäre ich auch aus dem Fenster gesprungen. Sie setzen ihn auf <strong>die</strong> Couch.<br />

Hans: Ja, wer sich in <strong>die</strong> Nähe der ostzonalen Macht begibt, kommt darin um.<br />

Agi: Ich hole noch seinen Kopiloten herein. Hinten ab.<br />

Hans: Oma, du hast es gut. Wenn du noch mal fliegst, dann in den Himmel. Ich<br />

möchte nur wissen, wo <strong>die</strong>ses Scheraldine bleibt. Ich schwitze schon wieder.<br />

<strong>Monika</strong> schnarcht laut.<br />

Agi trägt mit Nicole <strong>die</strong> ziemlich ramponierte Krimhilde hinten herein. Diese hat auch kleine Flügel<br />

auf dem Rücken: Ich verstehe das nicht. Mit <strong>die</strong>sen Flügeln kann man doch nicht<br />

fliegen.<br />

Hans: Haben Sie eine Ahnung, mit was ich alles schon geflogen bin.<br />

Nicole: Als sie geme<strong>ins</strong>am aus dem Fenster gesprungen sind, haben sie gerufen:<br />

Olymp, wir <strong>kommen</strong>. Setzen sie neben Ödipus.<br />

Hans: Wahrscheinlich sind sie abgestürzt, weil sie vergessen haben, den Wegzoll zu<br />

zahlen.<br />

Agi: Kostet so ein Flug Wegzoll?<br />

Nicole: Sie heißt Krimhilde Wegzoll. Vater, lass <strong>die</strong>se Scherze!<br />

34


Agi: Ah, jetzt <strong>kommen</strong> sie wieder zu sich. Bin mal gespannt, wie sie den Sturzflug<br />

zum Olymp überstanden haben.<br />

Ödipus erwacht: Wo bin ich? Bin ich auf dem Olymp?<br />

Nicole: Sie sind bei Lippendurst. Geht es ihnen gut?<br />

Ödipus: Wie sprichst du mit deinem Göttervater, du Wächterin der Latrinen? Und<br />

wieso bist du bekleidet?<br />

Nicole: Bei dem haben <strong>die</strong> Bakterien das Hirn überrannt.<br />

Agi: Wahrscheinlich Zusammenbruch sämtlicher Speicherdaten. Er zeigt <strong>die</strong><br />

gleichen Symptome wie bei einer Vogelgrippe.<br />

Ödipus: Frauen dürfen sich nur vom Olymp entfernen, wenn Zeus nicht zeugen<br />

möchte.<br />

Hans: Bei dem hat es alle Speichen verbogen.<br />

Ödipus zu Hans: Bist du Pan, der meine Orgien organisiert?<br />

Hans: Hä?<br />

Nicole: Er hat dich durchschaut, Vater.<br />

Agi: Wer glauben Sie denn, dass Sie sind?<br />

Ödipus: Ich glaube nicht, ich bin Wissender. Ich bin Merkelik, der Bruder von<br />

Göttervater Zeus..<br />

Hans: Der <strong>muss</strong> mit seinem Kopf direkt in einen Kuhfladen geflogen sein.<br />

Krimhilde erwacht: Wo bin ich?<br />

Nicole: Hoffentlich ist <strong>die</strong> normal geblieben.<br />

Hans: War <strong>die</strong> schon einmal normal? Die ist doch im Saarland o.a. Bundesland<br />

geboren.<br />

Agi: Sie sind aus dem Fenster geflogen. Können Sie sich erinnern?<br />

Krimhilde: Natürlich! Ich habe einen Übungsflug gemacht. Schließlich mache ich<br />

morgen meinen Flugschein.<br />

Hans: Flugschein? Für was? Für einen Besen?<br />

Krimhilde: Sie sind wohl hohl in der Birne! Ich bin ein Engel in Lauerstellung. Noch<br />

eine Prüfung und ich bekomme meine großen Flügel.<br />

Agi: Oh, oh, bei der hat es auch <strong>die</strong> Gehirnlappen verschoben<br />

Nicole: Sie sind Frau Wegzoll. Sie sind unser Gast.<br />

Krimhilde: Wegzoll heißt kein Engel. Ich heiße Gabriela. Und, mein liebes Kind, wir<br />

sind alle nur Gast auf Erden.<br />

35


Hans: Das habe ich gern. Meine Frau liegt vergnügt im Krankenhaus und bei uns<br />

fliegen Merkelik und sein Engel zum Fenster hinaus.<br />

<strong>Monika</strong> schnarcht.<br />

Ödipus zu Krimhilde: Zieh dich aus und tanze mir was vor.<br />

Krimhilde: Engel tragen keine menschliche Kleidung. Engel sind Lichtgestalten.<br />

Agi: Die hat einen schweren Schatten auf der Fontanelle.<br />

Krimhilde: Junger Mann, Engel werfen keinen Schatten.<br />

Ödipus: Ich bin Merkelik, der Hüter der tausend Windhosen und dulde keinen<br />

Widerspruch!<br />

Krimhilde: Ich weiß.<br />

Ödipus: Woher?<br />

Krimhilde: Ich bin dein Schutzengel.<br />

Hans: Kein Wunder ist <strong>die</strong> ihm hinterher gesprungen.<br />

Ödipus: Wie bist du denn vom Olymp entwichen?<br />

Krimhilde: Engel sind nicht an Raum und Zeit gebunden. Da, wo du bist, bin ich<br />

auch.<br />

Ödipus: Du gefällst mir. Lass uns in mein Gemach gehen. Ich <strong>muss</strong> mich neu<br />

einkleiden.<br />

Krimhilde: Ich bin immer bei dir, Mensch.<br />

Ödipus: Ich bin kein Mensch. Ich bin ein griechischer Gott.<br />

Agi hilft ihm auf: Vielleicht kann ich ihnen helfen. Ich spritze ihnen ein wenig von dem<br />

Nervengift, das <strong>die</strong> Politiker nach der Wahl immer be<strong>kommen</strong>.<br />

Nicole: Warum?<br />

Agi: Damit sie sich nicht mehr erinnern können, was sie vor der Wahl alles<br />

versprochen haben.<br />

Nicole hilft Krimhilde hoch: Hoffentlich erinnerst du dich noch, was du mir in der<br />

Scheune alles versprochen hast.<br />

Agi führt Ödipus nach rechts: Ich soll dir etwas versprochen haben?<br />

Nicole führt Krimhilde nach rechts: Ich glaube, ich werde dir auch eine Spritze geben.<br />

Dann schläfst du aber für immer.<br />

Ödipus: Merkelik wünscht einen heißen Nektar mit Rum.<br />

Agi: Den bekommst du gleich intravenös. Beide rechts ab.<br />

36


Krimhilde: Morgen mache ich meinen ersten großen Flug. Zuerst werde ich mir mal<br />

das Para<strong>die</strong>s anschauen. Das ist ja nicht weit weg von hier. Es soll in Nachbarort<br />

anfangen.<br />

Nicole: Genau! Darum machen auch alle Autofahrer, wenn sie das Ortsschild<br />

passiert haben, dankbar ein Kreuz. Beide rechts ab.<br />

2. Auftritt<br />

<strong>Monika</strong>, Hans<br />

Hans: Herr, lass mehr Gras wachsen, <strong>die</strong> Anzahl der Rindviecher wird immer größer.<br />

Richtet sich: Wo bloß <strong>die</strong>se Scheraldine bleibt? Wenn <strong>die</strong> nicht bald kommt, überhitze<br />

ich.<br />

<strong>Monika</strong> mit verstellter Stimme: Wer ist denn <strong>die</strong>se Scheraldine, Hans?<br />

Hans: Oma, das ist ein Bombenweib. Die kann bei einem absterbenden Mann<br />

wieder <strong>die</strong> taub gewordenen Gefühls<strong>ins</strong>eln wecken.<br />

<strong>Monika</strong>: Und was ist mit <strong>Monika</strong>?<br />

Hans: Für <strong>die</strong> bin ich doch nur noch ein steuerliches Problem. Für <strong>die</strong> gelte ich doch<br />

nur als außergewöhnliche Belastung, <strong>die</strong> man als Sonderausgabe absetzen <strong>muss</strong>.<br />

<strong>Monika</strong>: Deine Frau liebt dich.<br />

Hans: Ja, wie einen Frührentner.<br />

<strong>Monika</strong>: Was me<strong>ins</strong>t du?<br />

Hans: Keine Zeit, keine Zeit, später, später. Setzt sich zu ihr.<br />

<strong>Monika</strong>: Wahrscheinlich bist du auch daran schuld. Männer haben immer Schuld.<br />

Hans: Ich hätte auf Opa hören sollen. Der hat gesagt: Fürchte den Bock von vorn,<br />

das Pferd von hinten und <strong>die</strong> Frauen von allen Seiten.<br />

<strong>Monika</strong>: Ist es denn so schlimm mit ihr?<br />

Hans: Ja, nein, eigentlich nicht. Aber auch in meinem Alter hat man noch nicht alle<br />

Träume ausgelebt.<br />

<strong>Monika</strong>: Vielleicht solltest du es ihr mal sagen.<br />

Hans: <strong>Monika</strong> würde doch nie für mich rote Strapse anziehen.<br />

<strong>Monika</strong>: Auf keinen Fall ziehe ich rote Strapse an.<br />

Hans: Du doch nicht, Oma. - Ich habe ihr welche zum Geburtstag gekauft, aber dann<br />

habe ich mich doch nicht getraut, sie ihr zu schenken.<br />

<strong>Monika</strong>: Ich habe mir heimlich ein schwarzes Negligé gekauft.<br />

Hans: Wem willst du denn damit erschrecken, Oma?<br />

37


<strong>Monika</strong> redet wieder normal: Ach, Hans, ich liebe dich doch auch. Lass es uns noch<br />

einmal versuchen. Nimmt seinen Arm.<br />

Hans reißt sich los: Oma!<br />

<strong>Monika</strong>: Wir können doch deinen Traum gleich wahr werden lassen. Hält ihn wieder.<br />

Hans: Oma, hast du wieder Vorlauf getrunken?<br />

<strong>Monika</strong>: Hans, ich liebe dich! Küsst ihn wild ab.<br />

Hans wehrt sich verzweifelt: Oma, hör auf.<br />

<strong>Monika</strong>: Ich bin doch nicht <strong>die</strong> Oma. Ich bin <strong>Monika</strong>.<br />

Hans: So alt bist du im Krankenhaus geworden?<br />

<strong>Monika</strong> zieht <strong>die</strong> Perücke ab: Hans! Umarmt ihn.<br />

Hans: Mir wird schlecht. Wankt.<br />

<strong>Monika</strong> hält ihn: Jetzt nicht! Komm, ich zeige dir mal mein Negligé.<br />

Hans fängt sich wieder: Tatsächlich! <strong>Monika</strong>! - Also gut. Dann hole ich aber auch noch<br />

<strong>die</strong> roten Strapse. Beide schnell rechts ab.<br />

3. Auftritt<br />

Wilma, Erna<br />

Wilma als Alfons Bond verkleidet von rechts: Eigentlich steht mir <strong>die</strong> Verkleidung ganz gut.<br />

Ich esse so gern französisch. Diese Fischsuppe, wie heißt sie noch mal?:<br />

Bubbeleskäs?<br />

Erna von rechts, wieder normal aussehend: Endlich bin ich <strong>die</strong>se grüne Paste los. Ich<br />

möchte nur wissen, wo Hans steckt. So komme ich nie zum Ziel.<br />

Wilma: Die kommt mir gerade recht. Verstellt <strong>die</strong> Stimme: Bonschure, Madame, Sie<br />

sehen ja extraordinär aus.<br />

Erna: Bonjour, monsieur! Erna Herakel! Sind Sie ein Franzose?<br />

Wilma: Isch bemühe misch. Darf isch misch bekannt machen?: Alfons Bond.<br />

Erna: Lieber Gott, Sie sind doch nicht verwandt mit dem echten Bond?<br />

Wilma: Er, er ist meine Schwippdischwager. Isch trinke mit ihm oft eine Moscht, äh<br />

eine Flasche Champagniere. Küsst ihr <strong>die</strong> Hand.<br />

Erna: Habe isch ein Glück! Hält ihr <strong>die</strong> andere Hand hin.<br />

Wilma: Sischer, wann trifft eine Frau aus <strong>die</strong> Volk ganz unten schon einmal eine<br />

Mann wie misch. Küsst ihr <strong>die</strong> Hand.<br />

Erna: Sie sagen es, Alfons. Ich bin überschwemmt, äh, überwältigt.<br />

Wilma: Erna, isch werde über Sie hereinbreschen wie eine Tsunamesie.<br />

38


Erna: Brechen Sie! Brechen Sie!<br />

Wilma: Isch bin oft so allein.<br />

Erna: Alfons! Nimmt ihre Hand.<br />

Wilma: Ja, Helden sterben e<strong>ins</strong>am.<br />

Erna: Sie müssen nie mehr e<strong>ins</strong>am sein. Ich werde Sie begatten.<br />

Wilma: Wie meinen?<br />

Erna: Äh, ich will <strong>die</strong> Gattin an ihrer Seite sein. Alfons! Schließt <strong>die</strong> Augen spitzt den Mund.<br />

Wilma: Sie würden sisch für misch opfern?<br />

Erna: Das ist kein Opfer! Das ist Ekstase. Schließt <strong>die</strong> Augen spitzt den Mund.<br />

Wilma: Würden Sie misch auch küssen, wenn isch nischt <strong>die</strong>se Mann wäre?<br />

Erna: Du kannst alles von mir haben. Schließt <strong>die</strong> Augen spitzt den Mund.<br />

Wilma: Darauf isch komme zurück.<br />

Erna: Dann fang an. Schließt <strong>die</strong> Augen spitzt den Mund.<br />

Wilma: Deine Wunsch ist misch Befehl. Küsst sie vorsichtig auf den Mund.<br />

Erna reißt sie an sich und küsst sie wild ab.<br />

Wilma löst sich mit Gewalt, spricht normal: Mein lieber Mann, du <strong>muss</strong>t aber schwer<br />

ausgehungert sein.<br />

Erna atmet schwer: Ich kann nicht genug von dir be<strong>kommen</strong>.<br />

Wilma: Ich habe gar nicht gewusst, dass du auf Frauen stehst.<br />

Erna: Wie kommst du darauf?<br />

Wilma nimmt ihre Perücke ab: Weil ich Oma Wilma bin.<br />

Erna fällt auf <strong>die</strong> Couch: Ich sterbe!<br />

Wilma: Warte damit, bis du zu Hause bist. Nach zwei Tagen fängst du hier an zu<br />

stinken.<br />

Erna: Das wirst du mir büßen, Wilma!<br />

Wilma: Einen schönen Gruß von deiner Schwester <strong>Monika</strong>. Lass <strong>die</strong> Finger von<br />

Hans. Wir haben dich schon lange durchschaut.<br />

Erna: Ph! Ihr könnt euren vergammelten Hans behalten. Ich kann an jedem Finger<br />

zehn Männer haben. Steht auf, richtet sich.<br />

Wilma: Hör doch auf! Wenn Dummheit Rad fahren könnte, müsstest du den Berg<br />

hoch bremsen.<br />

39


Erna: Eine Unverschämtheit. Mich seht ihr hier nie wieder. Ich <strong>muss</strong> eh abreisen.<br />

Meine Nachbarin hat mich angerufen. Für mich ist eine große Sendung mit Wein und<br />

Schönheitsmittel eingetroffen. Bestimmt von einem heimlichen Verehrer. Ich werde<br />

mich sicher verbessern! Mein Gepäck lasse ich abholen. Pack, elendiges. Stolziert<br />

hinten ab.<br />

4. Auftritt<br />

Wilma, Agamemnon, Nicole, Hektor, Gertrud<br />

Hans mit Nicole von rechts: So, in ein paar Minuten wachen sie wieder auf. Hoffentlich<br />

reagieren sie nicht auf <strong>die</strong> Nebenwirkungen.<br />

Nicole: Welche Nebenwirkungen?<br />

Hans: Die sind ganz harmlos. Manchmal flüchten sich <strong>die</strong> gespritzten Politiker<br />

kurzzeitig in eine Märchenwelt. Aber dann erhöhen sie sich nur <strong>die</strong> Diäten.<br />

Nicole sieht Wilma: Oma, wie siehst du denn aus? Hast du Läuse auf dem Kopf?<br />

Wilma: Isch bin eine Franzose und habe gerade Erna <strong>die</strong> Federn ausgerupft.<br />

Nicole: Ich verstehe nicht?<br />

Wilma: Erna ist eine dumme Gans mit <strong>die</strong> große Hintern.<br />

Nicole: Du hast ihr <strong>die</strong> Federn aus dem Hintern gerissen? Ich verstehe das nicht.<br />

Wilma: Das macht nischt, mein Kind. Ab sofort, isch gehe wieder auf <strong>die</strong> Friedhof.<br />

Isch werde mir eine reische Witwer suchen. Den Hintern schwenkend rechts ab.<br />

Nicole: Agi, hast du Oma auch gespritzt?<br />

Agi: Nein, Nicole, aber ich träume auch von einer Märchenwelt. Geht nahe an sie ran.<br />

Nicole: Ich verstehe. Du bist der böse Wolf.<br />

Agi: Dann <strong>muss</strong>t du <strong>die</strong> schwerhörige Oma sein, <strong>die</strong> ich fressen werde.<br />

Nicole: Oma? Das ist eine Unverschämtheit! Dir werde ich das Fell scheren, du<br />

schlapper Wolf, du.<br />

Agi: Oh, ich habe mich verrochen. Schnuppert an ihr: Du bist ja das Rotkäppchen.<br />

Nicole: Ah, der alte Wolf fängt an, Kreide zu fressen.<br />

Agi: Eigentlich bin ich gar kein Wolf. Ich habe nur ein Wolfsfell übergezogen, damit<br />

man mich nicht erkennt.<br />

Nicole: Du siehst aber einem ausgehungerten Wolf sehr ähnlich. Wer bist du denn?<br />

Agi: Ich bin ein Traumprinz. Der Wunschprinz aller Schwiegermütter.<br />

Nicole: Ich bin auch nicht das Rotkäppchen. – Ich bin Dornröschen und liege in<br />

einem hundertjährigen Schlaf.<br />

Agi: Da hast du aber Glück gehabt, dass der Prinz vorbeige<strong>kommen</strong> ist.<br />

40


Nicole: Warum?<br />

Agi: Weil er dich wach küsst. Nimmt sie in <strong>die</strong> Arme und küsst sie.<br />

Nicole: Und wehe dir, der Traumprinz entpuppt sich als Luftsack.<br />

Agi: Keine Angst, dann spritze ich mir das Nervengift. Mich wirst du nie mehr los.<br />

Nicole: Für dich spinne ich sogar Stroh zu Gold.<br />

Agi: Ich weiß! Du bist meine Goldmarie. Sie küssen sich.<br />

Hektor stürmt von hinten herein in Unterhose, Unterhemd, Socken, wirres Haar: <strong>Hilfe</strong>! Ihr müsst<br />

mir helfen. Sie bringt mich um. Versteckt sich hinter der Couch.<br />

Nicole: Lieber Gott, Agi, hast du den auch gespritzt?<br />

Agi: Also in eurer Gegend hier scheint ein Rudel von Spinnern zu wohnen. Sind <strong>die</strong><br />

hier in Spielort alle ballaballa?<br />

Nicole: Sind Sie ein Exibitionierter?<br />

Hektor schaut hinter der Couch hervor: Hektor! Ich bin Vertreter.<br />

Agi: Verkaufen Sie Unterwäsche?<br />

Nicole: Ich tippe eher auf Scherzartikel. Lachsack! Nein, Furzkissen! Habe ich recht?<br />

Gertrud stürmt von hinten herein, ohne Perücke, wildes Haar, halb offene Bluse, Unterrock,<br />

Nudelholz in der Hand: Wo ist er?<br />

Agi: So langsam glaube ich doch, dass sich hier in der Gegend <strong>die</strong> Blödheit vererbt.<br />

Gertrud: Ich weiß, dass er hier ist. Ich kann ihn riechen. Ich rieche Angstschweiß!<br />

Nicole: Aber Gertrud, was ist denn los? Hast du Hitzewallungen?<br />

Gertrud: Und wie ich walle! Sieht sich um: Wahrscheinlich hat er sich hinter der Couch<br />

versteckt. Geht da hin: Ich kann Gammelfleisch riechen.<br />

Hektor ruft von dahinter hervor: Hier ist nur ein Hund, der mit dem Schwanz wedelt. Bellt<br />

und wedelt mit seinem Zeigefinger über der Kante der Rückenlehne.<br />

Gertrud: Dann wollen wir dem Rottweiler mal <strong>die</strong> Fangzähne ziehen. Zieht ihn hinten<br />

hervor.<br />

Hektor: Tu mir nichts, ich habe Glasknochen. Die brechen leicht.<br />

Gertrud: Keine Angst, dich packe ich in Watte ein und dann lasse ich dich durch <strong>die</strong><br />

Schnitzelmaschine laufen.<br />

Hektor: Aber Gertrud, das ist doch alles schon so lange her.<br />

Nicole zieht Agi auf <strong>die</strong> Couch: Schau dir das genau an, mein Prinz. Da kannst du viel<br />

lernen.<br />

41


Gertrud zieht ihn an den Haaren nach unten, dass er wie ein Hund auf Händen und Füßen steht:<br />

Ich habe dich nicht vergessen, du windiger Vertreter. Verspricht mir <strong>die</strong> Ehe und<br />

verschwindet dann mitten in der Nacht mit meinem Sparbuch.<br />

Hektor: Ich hatte einen kleinen Engpass!<br />

Gertrud: Gleich wird es noch enger werden für dich. Stellt einen Fuß auf seinen Rücken.<br />

Hektor: Ich <strong>muss</strong>te untertauchen.<br />

Gertrud: Genau, das Untertauchen üben wir nachher in der Jauchegrube.<br />

Hektor: Ich kann nicht schwimmen.<br />

Gertrud: Keine Angst, mit einem Betonsockel an den Füßen schwimmst du<br />

automatisch in <strong>die</strong> richtige Richtung.<br />

Hektor will sich aufrichten.<br />

Gertrud drückt ihn mit dem Nudelholz nach unten: Kusch! Braver Hund!<br />

Hektor: Bitte verzeih mir, ich bin kein schlechter Kerl. Das Schicksal war nur immer<br />

gegen mich.<br />

Gertrud: Schicksal! Ha! Verkauft mir <strong>die</strong> Akropolis in Athen als Ferienappartement.<br />

Da sind ja nicht einmal Fenstern drin.<br />

Hektor: Aber man hat eine tolle Aussicht.<br />

Gertrud: Dafür sind deine Aussichten jetzt sehr schlecht. Du schuldest mir<br />

zwanzigtausend Euro.<br />

Hektor: Die gebe ich dir gern zurück. Soviel Geld habe ich zufällig bar in meiner<br />

Tasche.<br />

Gertrud: Ich weiß! Dreißigtausend habe ich mir schon genommen.<br />

Hektor: Warum?<br />

Gertrud: Schmerzensgeld.<br />

Hektor: Kann ich jetzt aufstehen?<br />

Gertrud: Noch nicht. Du hast mir auch <strong>die</strong>se angeblich tollen Schlankheitspillen für<br />

damals fünftausend Mark verkauft.<br />

Hektor: Ja, ich gebe alles zu. Es waren Abführpillen. Aber dadurch wird man auch<br />

schlank.<br />

Gertrud: Ich bin wochenlang nicht mehr von der Toilette herunter ge<strong>kommen</strong>.<br />

Hektor: Ich gebe dir das Geld zurück.<br />

Gertrud: Die zehntausend Euro habe ich mir schon aus deiner anderen Tasche<br />

genommen.<br />

Hektor: Ich glaube, heute ist kein guter Tag für mich.<br />

42


Gertrud: Für dich beginnt jetzt eine lebenslange Leidenszeit. Und warum heißt du<br />

jetzt Hektor von Salamien?<br />

Hektor: Eigentlich nenne ich mich Hektor Heuler. - Wie gesagt, ich <strong>muss</strong>te<br />

untertauchen. Eine Frau …<br />

Gertrud: Hast du <strong>die</strong> auch betrogen?<br />

Hektor: Nein, beglückt.<br />

Gertrud: Typisch Mann. Wenn ihr nichts könnt, aber das bringt ihr fertig. Wo sind <strong>die</strong><br />

Frau und das Kind?<br />

Hektor: Das weiß ich nicht. Ich habe mich aus dem Staub gemacht. Ich war pleite.<br />

Gertrud: Darauf komme ich später zurück, Herr Archimedes Pürzele.<br />

Hektor: Heuler gefällt mir besser.<br />

Agi: Wie heißt der Hund?<br />

Gertrud: Archimedes Pürzele. Stößt mit dem Nudelholz auf Hektors Rücken.<br />

Hektor: Au, das tut weh.<br />

Gertrud: Mein lieber Pürzele, deine schmerzensreiche Gnadenzeit fängt erst an.<br />

Wenn ich mit dir fertig bin, wünschst du dir, mich nie gekannt zu haben.<br />

Hektor: Das wünsche ich mir jetzt schon.<br />

Agi ist auf beide Knie und Hände gegangen, krabbelt zu Hektor hin. Sie stehen sich Gesicht zu<br />

Gesicht gegenüber: Hallo, Papa!<br />

Hektor bellt.<br />

Gertrud: Was soll das? Spielen wir hier Bauer sucht Hund?<br />

Agi: Das ist mein Papa. Knurrt ihn an.<br />

Hektor: Ich kenne dich nicht.<br />

Agi: Kennst du eine Adele Tränenbad?<br />

Gertrud: Bald, sehr bald wird er in Tränen baden.<br />

Hektor: Adele Tränenbad? Lieber Gott! Es war ein Unfall.<br />

Agi: Du willst also behaupten, ich sei ein Unfallopfer?<br />

Hektor: Die Feuerwehr hat ein griechisches Fest gemacht. Deine Mutter ist hinter<br />

einem Feuerwehrauto über einen Schlauch gestolpert und auf mich gefallen.<br />

Agi: Davon wird man doch nicht schwanger!<br />

Hektor: Sie ist einfach sehr ungeschickt gefallen.<br />

Gertrud: Das <strong>muss</strong>t du mir auch mal zeigen, wie man so hinfallen kann.<br />

43


Hektor: Das ist heute kein guter Tag.<br />

Gertrud nimmt den Fuß von seinem Rücken: Steh auf, du Pürzel auf zwei Beinen.<br />

Hektor steht mühsam auf: Wo ist deine Mutter?<br />

Agi ist auch aufgestanden: Gestorben. Sie wurde von einem Krankenwagen überfahren.<br />

Gertrud: Das ist ja praktisch. Dann war sie ja schnell im Krankenhaus.<br />

Hektor: Und du bist wirklich meine Sohn?<br />

Agi: Ja! Endlich habe ich dich gefunden. Umarmt ihn.<br />

Nicole: Agi, dein Vater freut sich, wie wenn er gerade eine Kröte geschluckt hätte.<br />

Gertrud: Ich bin seine nächste Kröte. Er <strong>muss</strong> mich heiraten.<br />

Hektor: Nie!<br />

Gertrud: Mein lieber Ochsenfrosch, entweder, du heiratest mich oder ich zeige dich<br />

an. Was ich alles von dir weiß, reicht für zehn Jahre Knast.<br />

Agi: Überlege es dir gut, Papa! Bei guter Führung bist du in fünf oder sechs Jahren<br />

wieder frei.<br />

Hektor: Nein, ich war einmal für ein halbes Jahr im Kittchen, das hat mir gereicht.<br />

Von dem Essen dort bekomme ich Sodbrennen.<br />

Gertrud: Morgen bestellen wir das Aufgebot. Dein Konto verwalte ich und täglich<br />

rechnen wir ab. Ach so, ich gehe mit dir natürlich auf Geschäftsreise.<br />

Hektor: Warum?<br />

Gertrud: Damit ich kontrollieren kann, was du ver<strong>die</strong>nst und damit du mir nicht auf<br />

dummen Gedanken kommst.<br />

Hektor: Ich weiß nicht.<br />

Gertrud: Aber ich. Ich werde mich wieder verkleiden. Ich beschwatze <strong>die</strong> Männer<br />

und du <strong>die</strong> Frauen. Das steigert den Umsatz.<br />

Hektor: So habe ich das noch gar nicht gesehen.<br />

Gertrud: Keine Angst, dir werden schon noch <strong>die</strong> Augen aufgehen. Agi, Nicole, wollt<br />

ihr unsere Trauzeugen sein?<br />

Nicole: Gern, wann soll …<br />

Agi: Das geht nicht.<br />

Nicole: Warum nicht? Ich würde gern <strong>die</strong> Trauzeugin …<br />

Agi: Das verbiete ich dir.<br />

Nicole: Was? Du hast mir gar nichts zu verbieten. Was glaubst du denn, wer …<br />

Agi: Du hast da schon einen Termin.<br />

44


Nicole: Was für einen Termin?<br />

Agi: Einen Hochzeitstermin.<br />

Nicole: Das weiß ich. Als Trauzeuge <strong>muss</strong> ich ja am gleichen Tag …<br />

Agi: Nicht als Trauzeuge.<br />

Nicole: Nicht?<br />

Agi: Nein, als Braut.<br />

Nicole: Ich verstehe nicht?<br />

Agi kniet vor sie hin: Nicole Lippendurst, willst du der große Durst auf meinen trockenen<br />

Lippen sein?<br />

Nicole: Agi, wirkt bei dir das Gift?<br />

Agi: Wenn dir Peinlich zu peinlich ist, werde ich deinen Namen annehmen.<br />

Nicole: Du willst Nicole heißen?<br />

Gertrud zu Hektor: Ist dein Sohn eine Tochter?<br />

Agi: Nicole, willst du ein Teil meiner Tierpraxis werden?<br />

Nicole: Du willst mich auch spritzen?<br />

Agi: Nicole, willst du meine Frau werden?<br />

Nicole: Ah, jetzt verstehe ich dich! Du, du …<br />

Agi: Der Wolf braucht einen warmen Platz im Winter.<br />

Nicole zieht ihn hoch: Und im Sommer?<br />

Agi: Wird das Wolfsrudel vergrößert. Also?<br />

Nicole: Ja! Umarmt ihn.<br />

Hektor: Mein Sohn, was ist mit dir? Ist dein Sternbild der Wolf?<br />

Gertrud: Hektor, wir feiern eine Doppelhochzeit.<br />

Hektor: Du heiratest mich zweimal?<br />

Gertrud: Einmal reicht mir. Was ich gebunden habe, wird niemand mehr trennen.<br />

Hektor: Du bindest mich an?<br />

Gertrud: Jede Nacht. Die Kette vom Bett reicht genau bis zum Kühlschrank<br />

Hektor: Warum bis zum Kühlschrank?<br />

Gertrud: Damit du uns den Champagner holen kannst. Männer! Die merken nie was.<br />

Dein Sohn heiratet auch!<br />

Hektor: Ach so! Ja, geteiltes Leid, ist halbes Leid.<br />

45


Agi: Ach, Papa, Liebe verdoppelt das Glück.<br />

Gertrud: Sag ich auch immer. Zuckerbrot und Peitsche. So, komm, mein Pürzele,<br />

fangen wir mal mit der Peitsche an.<br />

Hektor: Du wirst mich doch nicht schlagen, Gertrud?<br />

Gertrud: Keine Angst, nur, wenn du nicht in der Spur bleibst.<br />

Hektor: In was für einer Spur?<br />

Gertrud: In der Erfolgsspur. Zieht ihn hinten ab.<br />

Agi: Ich glaube, mein Papa ist gerade auf dem Weg nach Canossa.<br />

Nicole: Und wir auf dem Weg <strong>ins</strong> Glück. Küss mich, du griechischer Held.<br />

Agi: Nicole, ich werde Götter zeugen.<br />

Nicole: Angeber! Sie küssen sich.<br />

5. Auftritt<br />

Wilma, Agamemnon, Nicole, Hans, <strong>Monika</strong>, Krimhilde, Ödipus<br />

Hans mit <strong>Monika</strong> von rechts: Ich könnte Götter zeugen.<br />

<strong>Monika</strong>: Wer hätte gedacht, dass rote Strapse so eine Wirkung … sieht Nicole: Nicole,<br />

was soll das?<br />

Nicole löst sich: Mutter, das ist Agamemnon.<br />

Hans: Agamemnon, ein griechischer Held. Der Mann wird Götter zeugen. Pass auf,<br />

Nicole, Agamemnon hat vier Kinder gezeugt.<br />

<strong>Monika</strong>: Hans, du redest einen Blödsinn daher. Das ist der Tierarzt. Ich kenne ihn<br />

vom Reiterhof.<br />

Hans: Du reitest? Warum?<br />

<strong>Monika</strong>: Damit ich dir besser <strong>die</strong> Sporen geben kann. – Zu Agi: Kommen Sie wegen<br />

unseres alten Gauls?<br />

Hans: Ich lahme doch gar nicht mehr.<br />

Agi: Frau Lippendurst, ich bitte Sie um <strong>die</strong> Hand und den Rest ihrer Tochter.<br />

<strong>Monika</strong>: Was? Das, das …<br />

Hans: Das kommt doch sehr überraschend. Wissen Sie denn überhaupt, junger<br />

Mann, auf was Sie sich da einlassen?<br />

Agi: Natürlich, eine erste Besichtigung habe ich schon durchgeführt.<br />

Hans: Vorsicht! Wie <strong>die</strong> Mutter so <strong>die</strong> Tochter.<br />

Agi: Dann <strong>muss</strong> ich ja den Himmel auf Erden be<strong>kommen</strong>.<br />

46


<strong>Monika</strong>: Das haben Sie aber schön gesagt. Seit wann kennt ihr euch denn?<br />

Agi: Eigentlich erst …<br />

Nicole: Schon lange. Er hört schon aufs Wort. Lacht Agi an.<br />

Hans: Wieder ein Gott vom Olymp gestoßen. Meinen Segen habt ihr.<br />

<strong>Monika</strong>: Wollt ihr heiraten?<br />

Nicole: Ja, sehr bald. Sein Vater wird mit uns getraut.<br />

Hans: Sein Vater heiratet auch?<br />

Nicole: Er wird von Frau Mauser geheiratet.<br />

<strong>Monika</strong>: Wie schön, eine Doppelhochzeit. Ich hätte nicht gedacht, dass Gertrud noch<br />

einen Mann findet.<br />

Agi: Er ist quasi ungeschickt auf sie gefallen.<br />

<strong>Monika</strong>: Das werden <strong>die</strong> glücklichsten Ehen.<br />

Hans: Eure Hochzeit müssen wir Oma schonend beibringen. Ihr Herz ist doch schon<br />

ziemlich alt und sie kriegt nicht mehr alles mit.<br />

Wilma von rechts, aufgedonnert wie ein Pfingstochse, kurzer Rock, Stöckelschuhe, in denen sie<br />

kaum gehen kann, sexy Strümpfe, rote Lippen, ggf. Perücke, grüne Tasche: Oh, hallo, da ist ja<br />

<strong>die</strong> Trauergemeinde. Eines kann ich euch sagen, jetzt ist Schluss mit Schlaftabletten<br />

und Baldrian.<br />

Hans: Ich habe es gewusst. Irgendwann kriegt <strong>die</strong> <strong>die</strong> Vogelgrippe.<br />

<strong>Monika</strong>: Wilma, um Gottes willen, wo gehst du denn hin?<br />

Wilma: Zum Friedhof.<br />

Hans: Suchst du dir ein Grab aus?<br />

Wilma: Nein, ich gehe anfüttern. Ich mache einen Testlauf.<br />

<strong>Monika</strong>: Du gehst Vögel füttern auf dem Friedhof? Aber dazu <strong>muss</strong>t du dich doch<br />

nicht so aufbrezeln.<br />

Wilma: Doch! Dann beißen sie schneller an.<br />

Hans: Wer sagt das?<br />

Wilma: Das steht in der Apothekenumschau. Männer über siebzig reagieren stark<br />

auf visuelle Reize. Sie können nicht mehr so gut riechen.<br />

Hans: Männer? Liegt dort ein toter Mann, den du kennst?<br />

Wilma: Hans, aus Tod entsteht neues Leben.<br />

Hans: Du me<strong>ins</strong>t, er steht von den Toten auf?<br />

<strong>Monika</strong>: Bestimmt, wenn sie ihn lange genug gießt.<br />

47


Wilma: Ab heute kehre ich in den Kreis der Liebenden zurück. Und morgen kaufe ich<br />

mir einen String Tanga.<br />

<strong>Monika</strong>: Warum?<br />

Wilma: Damit ich winken kann, wenn ich einen reichen Mann sehe.<br />

Hans: Oma, du spinnst.<br />

Wilma: Denkt was ihr wollt. Ab heute stelle ich wieder eine Kerze ans<br />

Schlafzimmerfenster.<br />

Hans: Warum denn das?<br />

Wilma: Mein Gott, du hast wie immer keine Ahnung von nichts. Eine Kerze heißt:<br />

kein Mann im Schlafzimmer, sturmfreie Bude. Geht nach hinten.<br />

<strong>Monika</strong>: Und was willst du mit <strong>die</strong>ser grünen Tasche?<br />

Wilma: Schwarze Tasche auf dem Friedhof heißt: Ich trauere noch; grüne Tasche<br />

heißt: Ich bin wieder willig. Hinten ab.<br />

Hans: Der müssen <strong>die</strong> Schlaftabletten das Hirn zerfressen haben.<br />

<strong>Monika</strong>: Hoffentlich lässt <strong>die</strong> sich nicht ihren Mann ausgraben.<br />

Agi: Ich fürchte, es wird eine Trippelhochzeit werden. Die Frau ist zu allem fähig.<br />

Nicole: Hut ab vor Oma. Die hat noch Feuer im Hintern!<br />

Hans: Ja, Nicole, wie hast du dir denn deine Zukunft so vorgestellt?<br />

Nicole: Mach dir da mal keine Gedanken, Papa. Ich ziehe zu Agi und ab und zu dürft<br />

ihr uns besuchen.<br />

<strong>Monika</strong>: Ab und zu?<br />

Agi: Es ist wissenschaftlich erwiesen, je weniger Besuche der Schwiegereltern,<br />

desto glücklicher <strong>die</strong> Ehe.<br />

Nicole: Und schaut, dass ihr euch immer gut mit uns stellt.<br />

<strong>Monika</strong>: Warum?<br />

Nicole: Weil es <strong>die</strong> Kinder sind, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Eltern mal <strong>die</strong> Altersheim aussuchen.<br />

Hans: Übrigens Altersheim, hat schon irgendjemand unsere Gäste gesehen?<br />

Agi: Ich habe ihnen eine Spritze gegeben. Die Wirkung müsst jetzt eingetreten sein.<br />

Wenn keine Nebenwirkungen aufgetreten sind, sind sie jetzt wieder völlig normal.<br />

Hans: Waren <strong>die</strong> schon einmal normal? - Was für Nebenwirkungen?<br />

Nicole: Es kann zu leichten Wahnvorstellungen <strong>kommen</strong>. Sie fühlen sich <strong>ins</strong><br />

Märchenreich versetzt. Nicht wahr, Agi?<br />

Agi: So ungefähr. Aber es ist völlig harmlos.<br />

48


Krimhilde mit Ödipus von rechts, sie sind als Zwerge verkleidet, tragen jeder einen Koffer: Wir<br />

ziehen aus.<br />

Ödipus: Wir wohnen jetzt im Märchenwald.<br />

Krimhilde: Wir sind <strong>die</strong> sieben Zwerge.<br />

Hans: Ihr seid doch nur zwei Zwerge.<br />

Ödipus: Das wissen wir.<br />

Krimhilde: Wir sind doch nicht blöd.<br />

Ödipus: Die fünf anderen Zwerge warten auf uns im Märchenwald.<br />

Krimhilde: Genau! Der liegt nämlich in Berlin.<br />

Hans: Wohnt da auch Schneewittchen?<br />

Ödipus: Nein, <strong>die</strong> böse Hexe in ihrem Knusperhäuschen.<br />

Krimhilde: Die trinkt den ganzen Tag Rotkäppchensekt. Beide hinten ab.<br />

Agi: Ich fürchte, bei denen hält <strong>die</strong> Dosis länger an. Wahrscheinlich wachen sie erst<br />

in Berlin auf. Das wird ein Schock werden.<br />

<strong>Monika</strong>: Hauptsache, sie sind weg. Ab sofort nehmen wir keine Gäste mehr auf.<br />

Hans: Warum?<br />

<strong>Monika</strong>: Aber Hans, das weißt du doch. Denk an <strong>die</strong> roten Strapse.<br />

Hans: Alles klar. Ich merk schon, wie mir Flügel wachsen.<br />

Nicole: Um Gottes willen, Papa, willst du auch aus dem Fenster fliegen?<br />

Hans: Nein, mein Kind. Aber deine Mutter und ich fliegen ab und zu wieder zum<br />

Olymp.<br />

<strong>Monika</strong> lacht: Eine Bruchlandung haben wir schon hinter uns.<br />

Hans: <strong>Monika</strong>!<br />

<strong>Monika</strong>: Aber Hansibärchen, ich liebe Bruchpiloten. Küsst ihn.<br />

Vorhang<br />

49

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