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Das Online-Magazin vOn Taucher.neT<br />

Die Suche nach ...<br />

... der Lancaster<br />

... archäoLogischen Funden<br />

... toLLen tümpeLn<br />

... der 33<br />

Biologie<br />

Büschelbarsche<br />

Reise<br />

Similan Islands<br />

Medizin<br />

PFO II<br />

Ausgabe 02/2012


2<br />

Inhalt<br />

Editorial<br />

liebe leser 3<br />

titElthEma<br />

die Suche nach ...<br />

... der lancaster 4<br />

... der 33 13<br />

... archäologischen Funden 16<br />

... tollen tümpeln 21<br />

rEiSE<br />

thailand, Similans – abenteuer in der andamanensee 27<br />

hauSbESuch<br />

happy dive Frankfurt 35<br />

biologiE/mEdizin<br />

der büschelbarsch – lieblingsfeind der Fotografen 39<br />

PFo, teil 2 – diagnostik und therapie 43<br />

augEnblickE<br />

diveguides 47<br />

Vorschau / impressum 48<br />

DaS neue DiveinSiDe –<br />

noch umfangreicher,<br />

friScher,<br />

authentiScher!<br />

unSErE thEmEn dEr märz-auSgabE:<br />

Titelbild von L.Hain<br />

rEiSE<br />

die Similan islands und richelieu rock zählen zu<br />

den besten tauchplätzen der Welt. Sie wurden schon<br />

unzählige male in magazinen, büchern und im <strong>Web</strong><br />

hochgelobt. doch vor wenigen Jahren setzte die<br />

korallenbleiche den riffen schwer zu. lohnt es sich<br />

dort immer noch zu tauchen?<br />

Seite 27<br />

biologiE<br />

büschelbarsche gehören zu einem tropischen meer<br />

wie die korallenriffe. auf jeder zweiten koralle im<br />

Roten Meer scheint einer dieser büschelflossigen,<br />

sommersprossigen Fische zu sitzen und sie zu bewachen.<br />

dieses Verhalten erklärt auch ihren anderen<br />

namen: korallenwächter.<br />

Seite 39<br />

mEdizin<br />

in der dezemberausgabe 2011 von diveinside hat<br />

diveinside-autorin dr. anke Fabian die Frage diskutiert,<br />

was ein persistierendes foramen ovale, kurz<br />

PFo, eigentlich ist und woher es kommt. im aktuellen<br />

bericht beschreibt sie therapiemöglichkeiten und<br />

Empfehlungen für den tauchsport.<br />

Seite 43


3<br />

Editorial<br />

Editorial<br />

liEbE lESEr,<br />

die neue Tauchsaison steht vor der Tür und hier locken natürlich die wunderbaren Seen in<br />

Deutschland, Österreich und der Schweiz eine Vielzahl von Tauchern an. Wir haben uns deshalb<br />

beim Titelthema den heimischen Gewässern zugewandt. Die beliebtesten Seen wurden schon oft<br />

beschrieben, deshalb haben wir das Besondere gesucht. Eine Tour durch die Geschichte der Flugzeugwracks<br />

in den oberbayrischen Seen mit großer Bilderserie der historischen Bergungen und<br />

was man heute noch unter Wasser finden kann steht im Mittelpunkt unseres Titels. Schiffsfunde<br />

aus dem 19.Jahrhundert im Sempachersee und dem oberen Zürichsee wurden durch unsere Kollegen<br />

vom Schweizer Nereus für euch aufbereitet. Urlaubsgefühl in Alpengewässern verbreitet<br />

Wolfgang Pölzer mit einem Tipp der in unseren Breiten noch nicht so bekannt ist – dem Erlaufsee<br />

an der Grenze zwischen der Steiermark und Niederösterreich. Und wer in einem Indoor Zentrum<br />

jenseit der 30m Marke tauchen will, ist im Nemo33 in Belgien gut aufgehoben. Linus Geschke hat<br />

das Tauchzentrum in Brüssel besucht.<br />

Im zweiten Teil der aktuellen <strong>DiveInside</strong> besuchen wir die Similan Inseln in der Andamanensee und<br />

das Tauchzentrum Khao Lak an der Küste Thailands. Harald Mathä nimmt euch mit auf die Reise<br />

nach Südostasien. Dr. Anke Fabian setzt die Reihe PFO (siehe auch <strong>DiveInside</strong> Dezember 2011<br />

mit einem ausführlichen Bericht über Therapiemöglichkeiten bei dieser Herzensangelegenheit<br />

fort. Zusammen mit Prof. Dr. med. Markus Haass, einem der Spezialisten für PFO Operationen in<br />

Deutschland, zeigt sie betroffenen Tauchern welche Optionen möglich sind.<br />

Wir wünschen viel Spaß beim Lesen,<br />

Ihre Redaktion <strong>DiveInside</strong>


4<br />

Titelthema<br />

DaS SchickSal Der<br />

Lancaster<br />

flugzeugwrackS in bayeriSchen Seen<br />

Wohl jeder taucher betrachtet ein Flugzeugwrack als Haupt-attraktion eines<br />

tauchplatzes. der eine oder andere informiert sich vorab vielleicht noch über die<br />

Geschichte, die Ursache des absturzes und die lage des Wracks. aber kaum jemand<br />

geht diesen dingen so akribisch auf den Grund wie lino von Gartzen, der nicht nur<br />

bei zahlreichen tauchgängen, sondern auch mittels Fachliteratur und unzähliger<br />

Stunden in archiven der Geschichte der Flugzeugwracks in den Seen oberbayerns mit<br />

unermüdlichem Eifer nachspürt. in diveinside stellt er seine recherche-Ergebnisse<br />

beispielhaft anhand eines Flugzeugwracks vor – eines britischen lancaster-Bombers<br />

im Walchensee.<br />

Bericht von Lino von Gartzen


5<br />

Titelthema<br />

Die wohl spektakulärste Bergung von Ludwig Hain<br />

erfolgte im Juli 1951: In „einem Stück“ wird die<br />

B-17 Flying Fortress (Serial 42-3528) im Barmsee<br />

aus 35 Meter Tiefe geborgen und ans Ufer<br />

gezogen.<br />

Sichtlich<br />

zufrieden<br />

präsentiert<br />

sich die<br />

Bergungsmannschaft<br />

auf der<br />

Tragfläche der<br />

B-17.<br />

Wenn man allen Gerüchten glauben würde,<br />

hätten die Seen im südlichen Bayern kein Wasser<br />

mehr – bis in den Himmel würden sich die<br />

Flugzeugwracks stapeln. Wenn man in den<br />

verschiedenen Archiven recherchiert, finden<br />

sich tatsächlich über 22 belegte Abstürze in<br />

verschiedene Seen südlich von München. Doch<br />

selbst nach jahrelanger Suche konnte ich unter<br />

Wasser fast nichts mehr finden, das noch heute<br />

an all die Flugzeugabstürze erinnern könnte.<br />

Neben der Suche unter Wasser und in den<br />

Absturzmeldungen begann ich deshalb, gezielt<br />

nach Bergungen zu recherchieren. Das Ergebnis<br />

war ernüchternd: Fast alle Flugzeuge wurden<br />

bereits vor über 60 Jahren geborgen.<br />

Dieser Bereich der Forschungen war letztendlich<br />

der schwierigste, denn über die Bergungen<br />

gibt es oft keine offiziellen Berichte, sondern<br />

meist nur Zeitzeugenaussagen, Zeitungsberichte<br />

und manchmal Bilder, die man dann<br />

jeweils noch den vermissten Flugzeugen<br />

zuordnen muss. Im Jahr 2009 gelang mir der<br />

wohl wichtigste Schritt: das Treffen mit dem<br />

Taucher Ludwig Hain. Er war im Zweiten Weltkrieg<br />

Pilot bei der Luftwaffe gewesen und<br />

hatte in Norwegen „nebenbei“ bei der Kriegsmarine<br />

eine Ausbildung zum Bergungstaucher<br />

erhalten. Diese Fähigkeiten konnte er besonders<br />

nach dem Krieg gut nutzen.<br />

„In einer Zeit, in der es der deutschen Wirtschaft<br />

so sehr an Rohstoffen fehlt und Schrott<br />

eine überragende Rolle spielt, ist es sehr zu<br />

begrüßen, dass Mittel und Wege gesucht und<br />

gefunden werden, kostbares und wichtiges<br />

Gut, das als verloren galt, der Wirtschaft wieder<br />

zuzuführen. So hat sich das an Gefahren<br />

reiche Unternehmen Schuster-Hain in Inning<br />

mit seiner Idee bewusst oder unbewusst in<br />

den Dienst eines dringenden Erfordernisses<br />

unserer Zeit gestellt.“<br />

Mit diesen Worten berichtete 1951 eine Lokalzeitung<br />

über die Gründung des auf die Ber-<br />

Ludwig Hain beim Anlegen der Ausrüstung. In den<br />

nächsten 10 Jahren wird er an über 20 Flugzeugbergungen<br />

beteiligt sein. Rechts eine im Frühjahr<br />

1952 aus dem Ammersee geborgene P-47<br />

(Serial 42-26718).<br />

gung von Flugzeugen spezialisierten Unternehmens<br />

„Schuster und Hain“. Diese Firma<br />

war im April 1951 in Inning am Ammersee in<br />

Oberbayern von Ludwig Hain zusammen mit<br />

dem Ingenieur Hans Schuster gegründet<br />

worden. Unter dem Motto von Ludwig Hain<br />

„Das Geld liegt in unserem Fall nicht auf der<br />

Straße, sondern im Wasser“ werden sie in den<br />

Fotos: L. Hain, Sammlung L. von Gartzen, Sammlung L. Hauber.


6<br />

Titelthema<br />

Mit dem Tauchboot im Einsatz. Flugzeugbergungen<br />

waren damals ein lukratives Geschäft. Die<br />

B-17 im Barmsee hatte 1951 einen Schrottwert<br />

von über 25.000 Mark. Umgerechnet ca. 400.000<br />

Euro heutzutage.<br />

nächsten zwei Jahren viele Flugzeugbergungen<br />

durchführen und somit alle „lohnenden“<br />

Flugzeugwracks sowie Panzer, U-Boot- und<br />

Brückenteile aus den bayerischen, österreichischen<br />

und Schweizer Seen bergen. In den<br />

Fotoalben der Bergungstaucher konnte ich<br />

fast alle Flugzeuge finden, nach denen ich<br />

unter Wasser so lange gesucht hatte. Auch<br />

zur Absturzstelle der Lancaster im Walchensee,<br />

einem der ganz wenigen Orte in Bayern,<br />

an denen man heute noch unter Wasser Flugzeugteile<br />

sehen kann, lieferten diese Fotos<br />

weitere wertvolle Hinweise, ebenso zur<br />

Geschichte des Flugzeugs, seiner Besatzung<br />

und der Bergung.<br />

WrackPuzzlE<br />

am WalchEnSEE<br />

Donnerstag, 27. Dezember 1978. Der 39-jährige<br />

Unternehmer Hans Gruchociak war am<br />

Morgen um 08:37 Uhr in Essen mit seiner<br />

zweimotorigen Turbo Prop Aero Commander<br />

680 gestartet und auf dem Weg zu einem<br />

Treffen in Innsbruck. Um 10:45 Uhr erschütterten<br />

mehrere Detonationen die Gegend<br />

am Walchensee in Oberbayern. Augenzeugen<br />

berichteten: „Wrackteile wirbelten durch die<br />

Luft, da gab’s nur eins: volle Deckung.“ Die<br />

Teile einer geborgenen Tragfläche der Lancaster in<br />

der Niedernacher Bucht. Im Hintergrund der kleine<br />

Ort Niedernach und das Jachenau-Tal. Aus diesem<br />

Tal kommend stürzte die Lancaster brennend in<br />

den See.<br />

Aero Commander 680 W stürzte bei der Niedernacher<br />

Bucht in den Walchensee und<br />

versank in Sekunden. Alarmiert von den<br />

Anwohnern, erreichten am Nachmittag die<br />

ersten Rettungskräfte und Taucher den<br />

Einer der Rolls Royce Merlin Motoren der Lancaster<br />

wurde ans Ufer gezogen und wartet auf den<br />

Abtransport. Ein sichtlich ungewohnter Anblick für<br />

die Kühe in dieser sonst so ruhigen Ecke des<br />

Walchensees.<br />

Absturzort. Das Wrack war schnell gefunden,<br />

deutlich erkennbar an einem sich ausbreitenden<br />

Ölfleck an der Wasseroberfläche. Kurz<br />

darauf wurden der Pilot und der Rumpf des<br />

Flugzeugs geborgen. Die Absturzursache war<br />

zunächst unklar, einige Teile der Tragflächen<br />

wurden nicht gefunden, und aufgrund der<br />

Explosionsgeräusche vermutete man einen<br />

möglichen Bombenanschlag. Daher riefen<br />

die Behörden Wanderer und Taucher dazu<br />

auf, im Umkreis gefundene Flugzeugteile zu<br />

melden. In den kommenden Tagen wurden<br />

immer wieder Teile bei der Polizei gemeldet<br />

und abgegeben, darunter auch von Tauchern<br />

in der Bucht gefundene Blechteile. Doch diese<br />

Fotos: L. Hain und E. Reichart, Sammlung L. von Gartzen


7<br />

Titelthema<br />

Die wenigen, heute<br />

noch sichtbaren<br />

Teile der Lancaster<br />

liegen verteilt in<br />

einem großen<br />

Trümmerfeld.<br />

Aufgrund der dort<br />

meist schlechten<br />

Sichtverhältnisse<br />

ist im Februar oder<br />

März der beste<br />

Zeitpunkt für einen<br />

Tauchgang.<br />

Teile gehörten nicht zur „Aero Commander“,<br />

sondern zu einem unbekannten Flugzeug<br />

aus dem Zweiten Weltkrieg.<br />

Genau 25 Jahre später gab es wieder ein Rätsel<br />

um die verschiedenen Flugzeugteile, nur<br />

diesmal genau andersherum. Taucher aus<br />

München untersuchten 2003 die Wrackteile<br />

einer englischen Lancaster, die sie in der<br />

Niedernacher Bucht im Walchensee gefunden<br />

hatten. Bei Taucher.Net erschien ein Bericht<br />

über den Fund, die Recherchen und die Identifizierung<br />

dieses Bomberwracks . In dem<br />

Bericht findet sich auch der Hinweis, dass<br />

zwischen den Wrackteilen der Lancaster auch<br />

„fremde“, unbekannte Teile eines deutlich<br />

moderneren Flugzeugs gefunden wurden.<br />

In beiden Fällen waren die Geschichten der<br />

jeweiligen Wracks eigentlich bekannt, sie sind<br />

aber über die Jahre wieder in Vergessenheit<br />

geraten. Die Geschichte um die Erforschung<br />

der Lancaster begann schon vor über 50 Jahren,<br />

die genaue Absturzstelle und die Identität<br />

der Maschine sowie ihrer Besatzung<br />

waren seit 1952 bekannt. Und natürlich war<br />

daran auch wieder das Unternehmen von<br />

Ludwig Hain beteiligt.<br />

Fotos: Lino von Gartzen<br />

GOZO<br />

INSELPARADIES IM MITTELMEER<br />

Höhlen - Steilwände - Wracks<br />

und glasklares Wasser<br />

Tauch ein an einem der<br />

Top Spots im Mittelmeer


8<br />

Titelthema<br />

Leider gibt es kein Foto der Lancaster, die in den Walchensee gestürzt ist. Dieses Foto zeigt eine<br />

Lancaster derselben Einheit (12.Squadron der Royal Airforce), die auch am 2. Oktober 1943 am<br />

Nachteinsatz gegen München beteiligt war.<br />

Die Geschichte der Lancaster<br />

Die Lancaster war am 29. Juli 1943 der Royal<br />

Air Force in Wickenby übergeben worden<br />

und seitdem neun Einsätze geflogen. Die<br />

Maschine hatte die Seriennummer DV222<br />

und die Kennung PH-G2. Der Pilot Sgt. Butterfield<br />

und seine Crew wurden am 5. September<br />

1943 von der 1656 Conversion Unit<br />

in Lindholme dem 12. Squadron zugeteilt.<br />

Am 2. Oktober 1943 startete die Lancaster<br />

mit ihrer siebenköpfigen Besatzung von<br />

Wickenby in England zu ihrem ersten gemeinsamen<br />

Einsatz, einem Nachtangriff auf München.<br />

Wie bei vorhergehenden Angriffen<br />

sammelten sich die Bomber über dem „5-Seen-<br />

Land“ rund 30 Kilometer südlich von München.<br />

Diese Seen boten den alliierten Bombern<br />

einen guten, natürlichen Orientierungspunkt<br />

um von dort aus von Südwesten und<br />

Südosten ihren Angriff auf die verdunkelte<br />

Stadt zu beginnen. Und so sammelten sich<br />

dort gegen 23:30 Uhr über 260 englische<br />

Bomber und warteten darauf, dass die Pfadfinder-<br />

und Markierer-Einheiten ihren Angriff<br />

vorbereiteten. Von deutscher Seite wurde<br />

München als Angriffsziel erst spät identifiziert,<br />

da die Engländer viele verschiedene Einflugrouten<br />

gewählt hatten. Doch dann waren<br />

auch die deutschen Nachtjäger des NJG101<br />

und JG3 im Süden Münchens aktiv. Zusammen<br />

mit den Jägern des JG300 konnten sie in diesem<br />

Gebiet zwischen 23:34 Uhr und 00:05<br />

Uhr fünf britische Bomber abschießen. Auch<br />

die Lancaster mit der Kennung PHG2 geriet<br />

in das Visier der Nachtjäger. Sie erhielt mehrere<br />

schwere Treffer, zwei Motoren fielen aus,<br />

und die Lancaster verlor an Höhe. 50 Kilometer<br />

südlich Münchens flog die brennende<br />

Lancaster durch das Jachenautal in westlicher<br />

Richtung und warf ihre Bomben auf ein Feld<br />

nahe dem kleinen Ort Niggeln. Kurz darauf<br />

erreichte sie das Ostende des Walchensees.<br />

Eine Zeitzeugin, die nahe der Absturzstelle<br />

wohnte, erzählte über diese Nacht: „Plötzlich<br />

schoss ein riesiger brennender Vogel über<br />

Foto: RAF Wickenby Memorial Collection<br />

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Foto: Kimmo Hagman<br />

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9<br />

Titelthema<br />

Kraftakt: Ludwig Hain mit seiner über 70kg<br />

schweren Ausrüstung „zu Fuß“ auf dem Weg zum<br />

Trümmerfeld der Lancaster.<br />

die verschneiten Alpengipfel hinweg, einen<br />

sprühenden Feuerschweif hinter sich her ziehend.“<br />

Und 1951 berichtete die Zeitschrift<br />

„Wochenend“ über die Angaben von Hans<br />

Bartel, der den Absturz ebenfalls beobachtet<br />

hatte:<br />

„Ein höllisches Pfeifen hatte ihn aus dem<br />

Schlaf aufgeschreckt. „Man sollte meinen, ein<br />

Stern stürze auf die Erde herunter, so zischte<br />

es in der Luft“. Am Fenster stehend sah der<br />

Bartel Hans dann den glühenden Koloss über<br />

dem Wald dahingeistern, und seiner Frau, die<br />

zitternd und bebend hinter ihm stand, prophezeite<br />

er: „Der fahrt nimmer weit!“ Und so<br />

war es: Im selben Augenblick, genau über der<br />

Försterei, kippte der brennende Vogel ab,<br />

schoss schräg in den See und verschwand.“<br />

Das Schicksal der toten Lancaster-Besatzung<br />

im Walchensee ist aufgrund verschiedener,<br />

teils widersprüchlicher Informationen bis<br />

heute nicht vollständig aufzuklären. Kurze<br />

Zeit nach dem Absturz wurde am Ufer die<br />

Leiche eines Besatzungsmitglieds gefunden.<br />

Im Sterberegister der Gemeinde Jachenau<br />

findet sich dazu folgender Eintrag: „Am 3.<br />

Oktober 1943 stürzte bei einem Luftkampf<br />

der engl. Flieger Waters im brennenden Flugzeug<br />

ab in den Walchensee bei Niedernach<br />

(12 Uhr nachts). Seine Leiche wurde geborgen<br />

und im hiesigen Friedhof bei Missionskreuz<br />

kirchlich beerdigt. Am 9. Juni 1945 wurde sie<br />

von den Amerikanern exhumiert und in die<br />

Heimat geschafft.“ Waters wurde aber in Wahrheit<br />

nicht in der Heimat beerdigt, sondern<br />

liegt heute nur wenige Kilometer vom Walchensee<br />

entfernt auf dem englischen Kriegs-<br />

Nachdem die Wrackteile im Uferbereich grob gereinigt<br />

wurden, werden Sie zur Verschrottung<br />

abtransportiert. Im Hintergrund des Motors sieht<br />

man die Insel Sassau. Oben: Die beeindruckende<br />

Größe eines geborgenen Lancaster-Fahrwerks.<br />

Schwer angeschlagen durch den Angriff von<br />

Hauptmann R. Siegmund (III./NJG3), wirft die<br />

Lancaster ihre Bomben ab und stürzt um 00:05<br />

brennend in den See. Unten: Rumpfunterseite mit<br />

leerem Bombenschacht.<br />

friedhof Dürnbach begraben. Dieser Friedhof<br />

wiederum existiert aber erst ab Anfang 1946.<br />

Was war in der Zwischenzeit geschehen?<br />

Weitere Recherchen bei der „War Grave Commission“<br />

ergaben, dass Waters nach seiner<br />

Exhumierung in der Jachenau zuerst auf dem<br />

Friedhof Reutti bei Neu-Ulm beigesetzt wurde.<br />

Dieser wurde von den Amerikanern damals<br />

unter anderem genutzt, um unbekannte und<br />

nicht identifizierte Soldaten zu bestatten. Erst<br />

am 26. Mai 1948 fand Waters schließlich als<br />

das einzig namentlich bekannt beerdigte<br />

Besatzungsmitglied der Lancaster über<br />

Umwege seine letzte Ruhestätte in Dürnbach.<br />

noch hoFFnung Für<br />

WracktauchEr<br />

Anfang der 50er-Jahre waren zuerst amerikanische<br />

Taucher an dem Wrack im Walchensee,<br />

da sie vermuteten, es könne sich um<br />

einen amerikanischen Bomber handeln. Das<br />

Bergungsunternehmen wurde aber abgebrochen,<br />

als sie erkannten, dass es sich bei dem<br />

Wrack auf dem Seegrund um einen englischen<br />

Flugzeugtyp handelte. Daraufhin wurden<br />

die englischen Behörden informiert, und<br />

das britische Generalkonsulat in München<br />

beauftragte schließlich die Firma Hain und<br />

Schuster mit der Bergung des Wracks und<br />

Fotos: L. Hain und E. Reichart, Sammlung L. von Gartzen


10<br />

Titelthema<br />

der sterblichen Überreste der Besatzung. Die<br />

Arbeiten begannen am 5. Mai 1952, nach<br />

langer Suche haben die beiden Taucher Ludwig<br />

Hain und Eugen Reichart die wichtigsten<br />

Teile der Maschine in dem großen Trümmerfeld<br />

gefunden. Das Garmischer Tagblatt<br />

berichtete am 24. Mai 1952 über die<br />

Geschichte der Lancaster, die Hintergründe<br />

des Absturzes und über den Verlauf der Bergungen:<br />

„Neben Teilen der zertrümmerten<br />

Maschine konnte bis jetzt der Körper eines<br />

Besatzungsmitgliedes geborgen werden.“<br />

und „Die Taucher haben feststellen können,<br />

dass in Rumpf und Kanzeln der Maschine<br />

noch die Körper von den fünf restlichen<br />

Besatzungsmitgliedern in dem Wirrwarr der<br />

verbogenen Stangen und Platten eingeklemmt<br />

sitzen. Sie sind noch in ihre zerfetzten<br />

Fallschirme geschnallt.“ In den Tagen<br />

darauf erschien ein weiterer Bericht über<br />

den Fortgang der Bergung: „Im Verlauf der<br />

schwierigen Bergungsarbeiten wurde gestern<br />

ein weiterer Körper freigelegt“. Bei beiden<br />

bis dahin geborgenen Besatzungsmitgliedern<br />

fehlte nach Zeitungsangaben der<br />

Kopf. Leider gibt es bislang keine eindeutigen<br />

Informationen darüber, ob im weiteren<br />

Verlauf der Bergung noch weitere Besat-<br />

Fast genau 35<br />

Jahre nach<br />

dem Absturz<br />

der Lancaster<br />

stürzt an<br />

derselben<br />

Stelle eine<br />

Aero Commander<br />

680 in den<br />

Walchensee.<br />

Auch dieses<br />

Flugzeug wird<br />

kurz nach<br />

dem Absturz<br />

wieder<br />

geborgen.<br />

zungsmitglieder oder Körperteile geborgen<br />

werden konnten. Die vollständige Bergung<br />

eines Körpers nach acht Jahren Liegezeit<br />

unter Wasser ist äußerst schwierig und meist<br />

unmöglich, wenn dieser bereits durch den<br />

Absturz in Mitleidenschaft gezogen worden<br />

und in den Wrackteilen verklemmt ist. Ludwig<br />

Hain, der als Einziger alle Details und<br />

Umstände der Bergung kannte, kann leider<br />

keine Auskunft mehr dazu geben. Er verstarb<br />

im Sommer 2009. Nach unserem aktuellen<br />

Die erste<br />

Ruhestätte von<br />

R.A. Waters,<br />

einem Besatzungsmitglied<br />

der Lancaster:<br />

Kurz nach dem<br />

Absturz wird am<br />

See gefunden<br />

und beim<br />

Missionskreuz<br />

im Friedhof der<br />

Gemeinde<br />

Jachenau<br />

kirchlich<br />

beerdigt.<br />

Wissensstand liegen neben Waters auf dem<br />

Friedhof in Dürnbach noch zwei weitere<br />

Besatzungsmitglieder, die dort anonym<br />

bestattet worden sind.<br />

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Nachdem die meisten großen und somit für<br />

die Verschrottung lohnenden Teile der Lancaster<br />

1952 geborgen worden sind, war erst<br />

einmal für 20 Jahre Ruhe an der Absturzstelle.<br />

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Fotos: H. Schlatter und J. Gudelius, Sammlung L. von Gartzen


11<br />

Titelthema<br />

In den frühen 70er-Jahren begannen sich<br />

dann die ersten Sporttaucher für die Reste<br />

dieses Wracks zu interessieren. Nach intensiver<br />

Suche konnten diese damals noch zwei<br />

im Sediment versunkene Motoren finden.<br />

Diese Motoren, ein Propeller und andere kleinere<br />

Teile wurden in den Jahren darauf geborgen.<br />

Das Flugzeugwrack, seine Geschichte<br />

und die Bergungen gerieten danach abermals<br />

in Vergessenheit. Nachdem die meisten interessanten<br />

Wrackteile bereits in den 50er- und<br />

70er-Jahren geborgen<br />

wurden, sind heute nur<br />

noch sehr wenige Teile<br />

der Lancaster im Walchensee<br />

zu sehen. Andere Teile<br />

des Flugzeugs sowie der<br />

Besatzung sind, vermutlich<br />

für immer, in der Sedimentschicht<br />

des Seegrundes<br />

versunken.<br />

Übersichtskarte zu den<br />

Flugzeugabstürzen in den<br />

Seen südlich von München.<br />

Titelseite der Zeitschrift<br />

Wochenend. Unter dem<br />

Titel „Die Gespenster<br />

Piloten vom Walchensee“<br />

berichtete diese Zeitung<br />

1952 über die Bergung<br />

der Lancaster.<br />

Über die Jahre ist eine<br />

umfangreiche, nahezu<br />

komplette Sammlung<br />

an Informationen und<br />

Bildern zu den Flugzeugabstürzen<br />

in bayerische<br />

Seen entstanden.<br />

Einige Berichte zu diesen<br />

Abstürzen und Bergungen<br />

wurden in der<br />

Zeitschrift „Flugzeug Classic“ und auf den<br />

Internetseiten www.abtauchen.com und<br />

www.taucher.net veröffentlicht, weitere<br />

Artikel folgen in den nächsten Monaten. Ein<br />

kleiner Hoffnungsschimmer für Flugzeughistoriker<br />

und Wracktaucher in Bayern: Nach<br />

aktuellem Wissenstand „fehlen“ noch drei<br />

Flugzeuge, die nach offiziellen Quellen in<br />

bayerischen Seen versunken sind und noch<br />

nicht geborgen wurden. lvG<br />

Karte: Bearbeitung Lino von Gartzen, Quelle: Wikipedia, Grundkarte TUBS, Relief Alexrk2<br />

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13<br />

Titelthema<br />

Belgische 33er<br />

tauchen im nemo33<br />

33 Meter tiefe in einem indoor-tauchzentrum? das ist mal<br />

eine ansage! ob das Nemo33 in Brüssel außer tiefe sonst<br />

noch etwas zu bieten hat, versuchte diveinside bei einem<br />

Besuch vor ort herauszufinden.<br />

Bericht und Bilder von Linus Geschke


14<br />

Titelthema<br />

Von außen macht das Atomium was her – von<br />

innen ist es eine der meistüberschätzten<br />

Touristenattraktionen.<br />

Brüssel: Stadt des Atomiums, des „Manneken<br />

Pis“ und der EU-Verordnungen, Hauptstadt<br />

von Belgien, sehr französisch angehaucht.<br />

Ein schönes historisches Zentrum, große<br />

Kathedralen, das Europaviertel und ein<br />

Tauchzentrum, welches weit über die Grenzen<br />

Belgiens hinaus bekannt ist.<br />

Hier, im Nemo33, dreht sich alles um die Zahl<br />

33: Der kleine Smart vor der Halle trägt das<br />

Kennzeichen NEM-O 33, die maximale Tauchtiefe<br />

beträgt 33 Meter, die Wassertemperatur<br />

annähernd 33 Grad. Nur der Tauchgang kostet<br />

zum Glück keine Euro 33, sondern 22 –<br />

was angesichts der im Preis enthaltenen<br />

Leihausrüstung ein fairer Deal ist. Größere<br />

Gruppen sollten sich allerdings unbedingt<br />

vorab anmelden, um sicher ins Wasser zu<br />

kommen: Der Andrang ist selbst an Wochentagen<br />

so groß, dass ein Versuch „auf gut<br />

Glück“ nur selten von Erfolg gekrönt ist.<br />

Lediglich Zweier-Buddyteams haben gute<br />

Chancen, auch ohne Anmeldung Tauchzeiten<br />

zugewiesen zu bekommen.<br />

StraFF organiSiErt<br />

Bei jedem Besuch sind die eigenen Badesachen,<br />

ein Handtuch und der Tauchcomputer<br />

(kann gegen Aufpreis auch dort geliehen<br />

werden) mitzubringen, mehr nicht. Auch<br />

nicht auf Wunsch: Wer im Nemo33 tauchen<br />

will, taucht zwangsweise mit dem vor Ort<br />

bereitgestellten Equipment, da der Betreiber<br />

glaubt, nur so die Hygiene im Becken<br />

gewährleisten zu können. Was dann folgt,<br />

erinnert ein wenig an den straff organisierten<br />

Ablauf einer Übung bei der Fremdenlegion:<br />

Zuerst muss man für rund zehn Minuten<br />

ohne Tauchequipment ins Wasser, um<br />

sich „daran zu gewöhnen“, wie es der Angestellte<br />

erklärt. Dann, auf Zuruf: Alle Mann<br />

schnell raus, rein ins Tauchequipment, aufs<br />

neue Kommando warten und wieder rein<br />

ins Wasser, wo man jetzt 45 Minuten Zeit<br />

hat, bevor einen eine Unterwassersirene<br />

auffordert, das Becken wieder schnellstmöglich<br />

zu verlassen. Das alles ist zusammen fast<br />

schon witzig, lässt aber wenig Raum für Individualismus<br />

übrig – der von den Betreibern<br />

aber auch nicht gewollt ist: Ohne dieses<br />

strenge Raster würde man die Menschenmassen,<br />

die sich hier meistens einfinden,<br />

auch kaum geordnet abfertigen können.<br />

Viel mehr als die 45 Minuten braucht es auch<br />

nicht, dann hat man alles doppelt und dreifach<br />

gesehen. Hier geht’s dem Nemo33 nicht<br />

besser und nicht schlechter als anderen<br />

Indoortauchstätten, trotz der vielleicht drei<br />

Meter im Durchmesser messenden Röhre,<br />

die auf 33 Meter abfällt: Der Platz ist halt<br />

Eine der „Tauchattraktionen“:<br />

Ein<br />

versenkter Smart<br />

Alles<br />

33: Selbst<br />

die Kennzeichen der<br />

Fahrzeugflotte sind<br />

darauf abgestimmt<br />

begrenzt und keine Kachel oder künstliche<br />

Säule ist so interessant, dass man Minuten<br />

vor ihr verbringen muss. Überhaupt ist der<br />

tiefste Punkt des Beckens weit weniger interessant,<br />

als er von oben wirkt, sofern man<br />

überhaupt hier runter kommt und nicht<br />

angesichts der Massen an Luftblasen kapituliert,<br />

die die vor einem abgetauchten Taucher<br />

nach oben schicken. Ganz unten wartet<br />

dann wieder das Logo des Tauchzentrums,<br />

die unvermeidliche „33“. Eine Etage höher<br />

gibt es noch Räume zu bestaunen, die zu<br />

einer Seite hin offen sind und deren Wände<br />

mit netten Zeichnungen versehen wurden<br />

– Höhlentauchgänge à la Indoor! Dazu kommen<br />

Fenster in den Beckenwänden, durch


15<br />

Titelthema<br />

Versprechen gehalten: Gut 33 Meter Tiefe, gut 33<br />

Grad Temperatur!<br />

die die Taucher in den Restaurantbereich<br />

schauen können oder die Restaurantbesucher<br />

zu den Tauchern: Wer jemals wissen<br />

wollte, wie ein Fisch sich in einem Aquarium<br />

fühlt, bekommt hier einen ersten Eindruck<br />

davon, wie es ist, unter Wasser angestarrt zu<br />

werden.<br />

tauchEn macht hungrig,<br />

ESSEn macht arm<br />

Lohnt er sich denn nun, der Besuch im<br />

Nemo33? Wer über die Wintermonate ein<br />

wenig aus der Übung gekommen ist oder<br />

sowieso gerade nach Belgien reist, der kann<br />

dem Nemo33 guten Gewissens einen Besuch<br />

abstatten. Wer künstliche Unterwasserwelten<br />

und Wasser mit Badewannentemperatur liebt,<br />

mag hier ebenfalls nicht enttäuscht werden.<br />

Aber auf wen weder das eine noch das andere<br />

zutrifft, der hat – ganz ehrlich – auch nicht<br />

groß etwas versäumt, wenn er das Nemo33<br />

nicht in seinem Logbuch verewigt. So banal<br />

das auch klingen mag: Der am stärksten frequentierte<br />

Tauchspot Belgiens ist ein<br />

Schwimmbad mit einer schmalen, tiefen<br />

Röhre: nicht mehr, nicht weniger.<br />

Lobenswert ist dagegen das Umweltengagement,<br />

das in der Anlage betrieben wird.<br />

Die komplette Stromversorgung inklusive<br />

der Wassererwärmung auf 33 Grad wird von<br />

Solaranlagen übernommen, das Wasser selbst<br />

soll Trinkwasserqualität haben (nein, auf<br />

diesen Test haben wir verzichtet …) und ist<br />

zudem frei von jeglichem Chlorgeruch. Und<br />

obwohl es so warm ist, soll der Gesamt-<br />

Energiebedarf des Schwimmbades nur bei<br />

rund 50% vergleichbarer Anlagen liegen –<br />

zumindest laut Aussage der Verantwortlichen.<br />

Ein weiterer Pluspunkt ist der Sicherheitsaspekt:<br />

Trotz bislang rund 220.000<br />

Tauchgängen, die in dem Becken absolviert<br />

wurden, hat es dort noch keinen einzigen<br />

Tauchunfall gegeben – was sicher auch daran<br />

liegt, dass die maximale Tauchzeit in der<br />

Röhre selbst auf zehn Minuten begrenzt ist,<br />

der Rest der Zeit muss in flacheren Regionen<br />

verbracht werden. Dazu bei trägt auch das<br />

Leihequipment: Alles wirkt neuwertig und<br />

sehr gepflegt.<br />

Tauchen macht hungrig und Essen im<br />

Nemo33 macht arm – auf diese kurze Gleichung<br />

läuft es hinaus, wenn man sich nach<br />

dem Tauchgang in das angrenzende Restaurant<br />

verirrt. Die kleine 0,2er Cola zu 3 Euro,<br />

die überschaubare Portion Frühlingsrollen<br />

Ausblicke aus dem Becken:<br />

Wer beobachtet hier wen?<br />

Tauchen macht hungrig – und ein Besuch im nett<br />

gestalteten Restaurant kann arm machen.<br />

als Vorspeise zu 7,50 Euro, ein wenig Reis<br />

mit Hühnerfleisch zu 13,50 Euro – und<br />

danach ist man immer noch nicht wirklich<br />

satt: Aber vielleicht sind wir auch nur durch<br />

Jägerschnitzel mit Fritten an deutschen Seen<br />

verdorben und können den wahren Wert<br />

einer Handvoll Reis („fair“ gehandelt, wie die<br />

Speisekarte verrät) nicht mehr richtig würdigen<br />

…<br />

Wer sich von den Preisen nicht schrecken<br />

lässt oder auf alternative Verpflegungsstationen<br />

zurückgreift, hat an 365 Tagen im Jahr<br />

die Möglichkeit, im Nemo33 abzutauchen,<br />

immer nach einem festen Zeitfenster:<br />

Mittags:<br />

Ein Tauchgang von 12.30 bis13.30 Uhr.<br />

Anmeldung: von 12.00 bis 12.15 Uhr, Einlass<br />

in die Umkleidekabinen um 12.15 Uhr.<br />

Abends: Drei Tauchgänge pro Abend:<br />

19.00, 20.00, 21.00 Uhr.<br />

Ein Nachttauchgang donnerstags und<br />

freitags jeweils von 22.00 bis 23.00 Uhr.<br />

Weitere Kontaktinformationen:<br />

http://www.nemo33.com<br />

lG


16<br />

Titelthema<br />

Prädikat:<br />

archäologisch wertvoll<br />

„zufallSfunDe“ in Schweizer Seen<br />

Bei den meisten Wracks ist so einiges über das Schiff und die Umstände<br />

seines Untergangs bekannt. Ganz anders sieht dies bei richtig alten Wracks<br />

aus, auf die taucher oft eher zufällig stoßen – auch und gerade in heimischen<br />

Gewässern. Hier verschwimmen die Grenzen zwischen tauchsport<br />

und archäologie. in der Schweiz haben Unterwasserarchäologen vor kurzem<br />

in akribischer Kleinarbeit damit begonnen, die Geheimnisse um zwei solche<br />

Wracks zu lüften. diveinside fasst ihre Forschungen zu den beiden namenlosen<br />

Wracks zusammen, die zuerst in „Nereus“, der Zeitschrift des Schweizer<br />

Unterwasser-Sport-Verbands (SUSV) dokumentiert wurden.<br />

Bericht: Swiss Archeo Divers / Nereus


17<br />

Titelthema<br />

Skizze des Wracks – So ähnlich könnte der<br />

„Nauen“ im Originalzustand ausgesehen haben.<br />

Geschätze 3.000 bis 4.000 solcher Ziegel lagern<br />

im Rumpf des Schiffes.<br />

Anfang der 90er-Jahre meldet ein Polizeitaucher<br />

ein Wrack mit Keramikladung in<br />

20 bis 30 Meter Tiefe im Sempachersee im<br />

Schweizer Kanton Luzern.<br />

Das weckt den Forschergeist der Swiss<br />

Archeo Divers, die sich unter der Projektleitung<br />

von Tauchlehrer Adelrich Uhr daran<br />

begeben, die Geheimnisse um das bis dato<br />

unbekannte Wrack zu lüften. Ihre erste Spur:<br />

ein Eintrag aus einem Protokoll des Stadtarchivs<br />

Sempach vom 1. September 1857:<br />

„ ... es wurde nämlich ein größerer, teilweise<br />

mit Dachziegeln zur Bedeckung der Badehütte<br />

gefüllter alter Jassen über Nacht an<br />

die Badehütte angebunden und morgens<br />

war er samt den Ziegeln verschwunden,<br />

sehr wahrscheinlich aus Bosheit, weil vorher<br />

schon böswillige Äußerungen gegen<br />

diese zum allgemeinen Nutzen und Bequemlichkeit<br />

errichtete Anstalt stattgefunden<br />

haben. Denn selbst ein Sturm hätte unter<br />

gegebenen Umständen diesen Unfall nicht<br />

bewirken können.“<br />

Unmittelbar nach dem mysteriösen Verschwinden<br />

des Lastschiffs, hier „alter Jassen“<br />

genannt, steht also schon der dringende<br />

Verdacht der Sabotage im Raum, für den<br />

sich im Zuge der Untersuchungen weitere<br />

Indizien finden werden...<br />

ErStE SuchE EndEt<br />

tragiSch<br />

Rund ein Dutzend Freizeit-Archäologen<br />

treffen sich im November 2004 zur ersten<br />

Suche nach dem verschwundenen Schiff:<br />

Jeweils paarweise fahren sie mit dem Boot<br />

vom Sempacher Seeufer zu der rund 200<br />

Meter entfernten vermuteten Fundstelle.<br />

Die Tiefe beträgt dort ungefähr 24 Meter.<br />

Beim anschließenden Absuchen des Seegrundes<br />

werden Suchleinen benutzt. Dabei<br />

wird nach dem Zirkel-Prinzip ein Pfahl in<br />

den Schlick gesteckt und mittels einer Leine<br />

ein Radius rundherum abgesucht. Eine<br />

Gruppe nach der anderen sucht nach dieser<br />

Methode den Grund ab. Die letzte Gruppe<br />

besteht aus drei Tauchern. Und hier kommt<br />

es zu einem tragischen Unfall: Einer der<br />

Taucher entfernt sich während des Tauchgangs<br />

von der Gruppe – mit verheerenden<br />

Folgen. Der 58-jährige Sporttaucher erleidet<br />

während seines Alleingangs wahrscheinlich<br />

einen Herzinfarkt und ertrinkt – ein Schock<br />

für die ganze Gruppe! Mehrere Suchaktionen<br />

durch Taucher der Wasserschutzpolizei<br />

Luzern verlaufen ergebnislos, erst 13 Tage<br />

später wird der vermisste Taucher auf einer<br />

Tiefe von 31 Metern gefunden. Dabei entdeckt<br />

der Suchtrupp der Tauchsportgruppe<br />

Poseidon zufällig ... das Wrack!<br />

ErStE FilmauFnahmEn<br />

Wegen der schlechten Sichtverhältnisse im<br />

Frühjahr wird der nächste Tauchgang zur<br />

Auffindung und Dokumentation des Wracks<br />

erst Ende April 2009 durchgeführt. Das


18<br />

Titelthema<br />

Seebad Badehütte, wie sie 1900 erbaut wurde<br />

Wrack soll zuerst gefilmt und fotografiert<br />

werden, um dann Mitte Juni 2009, wenn<br />

alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen sind<br />

– mit einer größeren Gruppe das Wrack<br />

untersuchen zu können.<br />

Den beiden Tauchlehrern Ernst Kull und<br />

Adelrich Uhr vom Tauchclub Zürichsee<br />

gelingt es am 20. April, das Wrack zu filmen<br />

und zu fotografieren – wenngleich bei<br />

schlechten Sichtverhältnissen. Die Ergebnisse:<br />

Das Wrack ist ungefähr zehn bis zwölf<br />

Meter lang und zwei bis drei Meter breit.<br />

Auf dem Filmmaterial sind 10 gebogene<br />

Pflöcke auf jeder Seite des Wracks erkennbar.<br />

Auch diverse kleinere Löcher für die<br />

Ruderschleife, die sich oberhalb der Schiffsschale<br />

befinden, sind gut zu sehen. Im Heck<br />

befinden sich zwei größere Löcher mit Schlitzen<br />

für die Steuerruder. Die Biberschwanzziegel<br />

sind im hinteren Drittel des Schiffes<br />

hochkant für den Transport gelagert.<br />

Das ganze Wrack ist mit einer fünf Zentimeter<br />

dicken Sedimentschicht überzogen.<br />

drittEr tauchgang<br />

Am 13. Juni 2009 führten die Swiss Archeo<br />

Divers einen weiteren Tauchgang zur genaueren<br />

Vermessung und Untersuchung des<br />

Wracks durch. Das Resultat: Das Schiff misst<br />

in der Länge 13 Meter, hat am Heck eine<br />

Breite von 2,4 Metern und am Bug von 1,3<br />

Metern. Bei der Ladung handelt es sich um<br />

rund 3.000 bis 4.000 gut erhaltene Ziegel,<br />

die sich unter einer 10 Zentimeter dicken<br />

Schlammschicht vertikal aufreihen.<br />

Das Alter des Wracks kann nach wie vor nur<br />

annäherungsweise eingegrenzt werden:<br />

Laut dem genannten Archiveintrag ist es<br />

1857 gesunken. In der Region um den Vierwaldstättersee<br />

wurde die Produktion solcher<br />

Frachtschiffe, dort „Nauen“ genannt,<br />

Die Planken wurden bereits vernagelt.<br />

um 1800 eingestellt. Jünger kann das Schiff<br />

also kaum sein. Bereits im Wortlaut des<br />

Stadtarchivs ist von einem „alten Jassen“<br />

die Rede. Über das genaue Alter des Wracks<br />

könnte nur eine Holzprobe (Dendrochronologie)<br />

Auskunft geben.<br />

antriEb dES „nauEn“<br />

Steuer- sowie Backbordseiten sind mit je<br />

10 Löchern für die Ruderbefestigung mittels<br />

Lederriemen ausgestattet. Ob der Nauen<br />

zusätzlich auch segeln konnte, kann wegen<br />

der dicken Schlammschicht, die sich nach<br />

wie vor im Wrack befindet, nicht mit Sicherheit<br />

festgestellt werden. Im Heckteil befinden<br />

sich gut ersichtlich zwei Löcher für die<br />

Steuerung. Auf und im Wrack befinden sich<br />

keine Ruder mehr. Auf der Bordkante sind<br />

zusätzliche Holzleisten angebracht, um die<br />

Ruderlöcher vor weiterer Abnützung zu<br />

schützen.<br />

Deutlich erkennbar ist das 10x10 Zentimeter<br />

große Loch vorne links, das möglicherweise<br />

zum Sinken des Lastschiffes beigetragen<br />

hat. Die Frage bleibt offen, und es<br />

kann weiter spekuliert werden, ob der<br />

Nauen von religiösen Fanatikern, denen das<br />

Badehaus am See ein Dorn im Auge war,<br />

oder möglicherweise vom Eigner selbst für<br />

einen Versicherungsbetrug versenkt wurde.<br />

Wie auch immer – letztlich wurde der Besitzer<br />

von der Sempacher Behörde für den<br />

Verlust seines Schiffs entschädigt.<br />

SchiFFSWrack im obErEn<br />

zürichSEE<br />

Dass sich auch Wracks, die auf den ersten<br />

Blick nicht viel zu bieten haben, als archäologisch<br />

hoch interessant erweisen können,<br />

zeigt das folgende Beispiel: Vor circa zehn<br />

Jahren stoßen Taucher auf ein altes Schiffswrack<br />

im Oberen Zürichsee, dem sie<br />

zunächst keine große Beachtung schenken.<br />

Details Bugbereich – Gut zu erkennen ist die<br />

Kette, mit welcher der Prahm von einem Schleppdampfer<br />

gezogen wurde.


19<br />

Titelthema<br />

altEr dES WracKS<br />

Das Wrack des Prahms stammt Schätzungen zufolge<br />

circa aus dem Jahre 1885. Damals wurden diese Konstruktionen<br />

von einem kleinen Schleppdampfer gezogen.<br />

Hinweise darauf geben noch die Poller am Bug und<br />

Überreste der Trosse und einer Kette.<br />

Zu dieser Zeit wurde auch die Utoquai-Anlage in Zürich<br />

gebaut. Ob das transportierte Material in Zürich oder in<br />

der Region verarbeitet werden sollte, darüber kann nur<br />

gemutmaßt werden.<br />

Quaibauten um 1885 am heutigen Utoquai. Quelle:<br />

Unterwasser-Archäologiekurs SUSV<br />

Im Rahmen eines späteren Weiterbildungskurses<br />

im Bereich der Unterwasser-Archäologie<br />

jedoch erinnert sich Cello Gyr von<br />

den Swiss Archeo Divers wieder an diesen<br />

Fund. Gyr und Thomas Reitmaier stellen<br />

nach einem Inspektionstauchgang fest, dass<br />

es sich um einen alten „Prahm“ – so die<br />

regionale Bezeichnung für ein Lastschiff<br />

ohne eigenen Antrieb und eigene Steuervorrichtung,<br />

vergleichbar mit einem heutigen<br />

Leichter –, ungefähr aus dem Jahre<br />

1885 handeln muss.<br />

In den folgenden Jahren wird das Wrack<br />

von einem Team der Swiss Archeo Divers<br />

immer wieder betaucht, ausgemessen,<br />

dokumentiert und fotografiert. Da es nur<br />

rund 40 Meter von Ufer entfernt liegt, eignet<br />

sich ein dort vorhandener Schiffssteg<br />

Details Heckbereich – Poller links


20<br />

Titelthema<br />

Verlegte Stromleitung über dem Wrack<br />

als ideale Einstiegsstelle. Mit Bojen wird das<br />

Wrack im Bug- und Heckbereich markiert.<br />

lagE dEr FundStEllE<br />

Die Fundstelle wird von den Tauchern genau<br />

beschrieben und die GPS-Koordinaten werden<br />

festgehalten. Die Fundstelle liegt in<br />

einem Winkel von 45 Grad zum Bootssteg.<br />

Vergleicht man dieses Bild mit dem Wrack unter<br />

Wasser und dessen Fotos, stellt man fest, dass es<br />

die gleiche Art von Prahm sein muss.<br />

Nach knapp 40 Metern und auf einer Tiefe<br />

von 6 bis 10 Metern trifft man auf das<br />

Schiffswrack. Das Heck liegt Richtung Westen<br />

und der Bug Richtung Osten.<br />

Die Topographie ist leicht abfallend mit viel<br />

Schlick und Seegras. Muscheln setzen sich<br />

seit Jahren auf dem Wrack an.<br />

allgEmEinEr Eindruck<br />

Vom Wrack<br />

Das Wrack ist zum Teil mit Geröll bedeckt.<br />

Es ist anzunehmen, dass es sich dabei um<br />

das Ladegut handelt. Die Form des Wracks<br />

ist noch gut zu erkennen, die Zeit hinterließ<br />

aber ihre Spuren. Auf der einen Seite zerfällt<br />

es langsam, aber auf der anderen Seite ist<br />

die Form noch gut erhalten. Sogar Fische<br />

finden ihren Gefallen daran und verstecken<br />

sich im Bugbereich.<br />

Glücklicherweise kennen nur wenige Taucher<br />

die Lage des Wracks. Trotzdem fehlt<br />

etwa seit fünf Jahren ein Stück des Hecks.<br />

Dieses wurde abgebrochen und ist nicht<br />

mehr auffindbar. Sad, N<br />

MaSSE dES WracKS<br />

Länge: ca. 23,0 Meter, Breite: ca. 4,5 Meter, Höhe: ca. 1,7<br />

Meter vom Seegrund bis Aufbau (vorne)<br />

Tiefe des Wracks: 8,7 Meter Vorderkante / 10,7 Meter<br />

Kante Heck bis zur Wasseroberfläche.


21<br />

Titelthema<br />

im grünen Herzen Österreichs – weitab von Massentourismus<br />

und großen tauchgruppen – liegt ein kleiner<br />

Bergsee. Bekannt ist er für seine guten Sichtweiten<br />

und ein großes Fischvorkommen – allen voran<br />

Hechte und einzigartige Schwärme von rotfedern.<br />

Toller Tümpel<br />

erlaufSee in ÖSterreich<br />

Bericht und Bilder von Wolfgang Pölzer


22<br />

Titelthema<br />

Die einzige Tauchbasis fast direkt am See ist<br />

die Basis des taucherischen Urgesteins<br />

Harald Teltschik neben dem Gasthof Seewirt<br />

im Ort St. Sebastian.<br />

Kurve um Kurve windet sich die Straße über<br />

Berg und Tal. Vorbei an winzigen Dörfern<br />

und durch ausgeprägte Waldbestände. „Natur<br />

pur“ charakterisiert es wohl am besten. Im<br />

Umkreis von 60 Kilometern fehlt jegliche<br />

Industrieanlage, „Großstadt“ ist hier ein<br />

Fremdwort. Dann endlich der See: eingebettet<br />

in ein schmales Tal, umgeben von hügeligem,<br />

waldreichem Mittelgebirge. Ein gemütliches<br />

Strandbad mit kleinem Campingplatz<br />

dahinter, und sonst nur unverbaute Natur.<br />

Entlang der Uferstraße geht’s zum westlichen<br />

See-Ende. Dort lädt ein Parkplatz zum Verweilen<br />

ein, wie man ihn sich wünscht: Umkleidekabinen,<br />

massive Holzbank zum Anrödeln,<br />

ein Holzsteg mit bequemer Treppe ins Wasser<br />

– hier sind wir richtig.<br />

kEinE badEtEmPEratur<br />

Auch Harald Teltschik wartet schon auf uns.<br />

Der stattliche PADI-Course-Director ist ein<br />

Mann der ersten Stunde. Bereits 1975 hat er<br />

seine Tauchbasis eröffnet und war damit<br />

einer der Ersten in ganz Österreich. „Den<br />

Erlaufsee habe ich mir nicht umsonst als<br />

mein bevorzugtes Tauchgewässer ausgesucht“,<br />

erzählt er uns noch immer schwärmerisch.<br />

„Durchweg gute Sichtweiten, großer<br />

Fischbestand und nicht allzu tief – der Sicherheit<br />

wegen.“<br />

Klingt gut, also rein in den Trocki und ab ins<br />

Wasser. So richtig angenehme Badetempe-<br />

raturen erreicht der Erlaufsee selten, denn<br />

mit seiner Seehöhe von über 800 Meter gilt<br />

er als waschechter Bergsee. Für die bescheidenen<br />

Wassertemperaturen zeigt sich zusätzlich<br />

die namensgebende „Erlauf“ verantwortlich.<br />

Das klare Fließgewässer durchströmt<br />

den See der Länge nach und sorgt meist für<br />

gute Sichtverhältnisse. Gleichzeitig stellt die<br />

gedachte Verbindung zwischen Zu- und<br />

Abfluss auch die Grenze zwischen den Bundesländern<br />

Niederösterreich und Steiermark<br />

Geräumige Zimmer im Gasthof Seewirt<br />

dar. Für uns nur deswegen interessant, weil<br />

im gesamten niederösterreichischen (nördlichen)<br />

Teil striktes Tauchverbot herrscht.<br />

Allein schon der Blick vom Steg ins klare<br />

Wasser lässt Taucherherzen höher schlagen.<br />

Gleich neben einem schmalen Streifen Kiesgrund<br />

wuchert ein Pflanzendschungel aus<br />

Laichkräutern bis an die Oberfläche.<br />

achtung, lauErJägEr!<br />

Über die Treppe rein und erstmal im brusttiefen<br />

Wasser absinken lassen. Beim Blick<br />

nach links lässt sich schon der erste Hecht<br />

im Pflanzendickicht erspähen. Rechts im<br />

Schatten unter dem Holzsteg döst eine<br />

Gruppe von Barschen vor sich hin. Langsam


23<br />

Titelthema<br />

folgen wir dem sanft abfallenden Seegrund<br />

linker Schulter. Am Übergang zum dichten<br />

Laichkrautbestand entdecken wir Hecht um<br />

Hecht. Die torpedoförmigen Lauerjäger warten<br />

auf einen unvorsichtigen Moment eines<br />

Kleinfisches, um dann blitzschnell hervorzupreschen<br />

und Beute zu schlagen. Tiefer<br />

verborgen zwischen den Stängeln und unerreichbar<br />

für uns durchwühlt eine kapitale<br />

Schleie den Bodengrund nach Fressbarem.<br />

Ein wenig später passieren wir eine Schule<br />

junger Barsche. Wenn die sich nicht mal vor<br />

den vielen Hechten in Acht nehmen sollten!<br />

Im 5-Meter-Bereich ändert sich der Bewuchs<br />

in einen dichten Teppich aus dunkelgrünen<br />

Harald Teltschik beim Füllen.<br />

Bild Rechts: Die Basilika von Mariazell.<br />

Armleuchteralgen. Milliarden winziger Planktonkrebschen<br />

– Wasserflöhe, Hüpferlinge<br />

und Konsorten – schweben in pulsierenden<br />

Wolken knapp über dem Boden. Beim Blick<br />

nach oben wollen wir unseren Augen nicht<br />

trauen. Ein riesiger Fischschwarm, wie man<br />

ihn normalerweise nur im Meer vermutet,<br />

zieht gemächlich vorüber. Das müssen die<br />

Rotfedern sein, von denen uns Harry vorhin<br />

schon erzählt hat. Und wirklich, bei genauem<br />

Hinsehen kann man die namensgebenden<br />

roten Flossen der meist nur gut fingerlangen<br />

Kerlchen erkennen. Völlig untypisch, zumindest<br />

für ein Tauchgewässer, strotzt der Erlaufsee<br />

nur so von Rotfedern. Kein anderer See<br />

ist bekannt, in dem man solch große Schulen<br />

dieser Karpfenartigen so gut beobachten<br />

kann.<br />

Wieder zurück an Land ist erst mal Oberflächenpause<br />

angesagt. Nur keine Eile – der<br />

See scheint heute ganz uns zu gehören. „Jetzt<br />

im Herbst während der Woche ist kaum ein<br />

anderer Taucher zu erwarten“, bestätigt uns<br />

auch Harry in seiner Tauchbasis, keine 500<br />

Meter weiter die Straße entlang. Die rustikale<br />

Holzhütte beherbergt einen kleinen Verkaufsshop<br />

nebst umfangreicher Leihausrüstung,<br />

Lehrmaterial und natürlich einen Kompressor.<br />

Nitrox ist leider Fehlanzeige. „Das<br />

rentiert sich hier bei uns nicht. Die Leute<br />

kommen hierher zum Fische beobachten“,<br />

versichert uns Harry. „Obwohl, gelegentlich<br />

haben wir sogar Tekkies hier, die mit Doppelpack<br />

und zwei Stageflaschen in den See<br />

steigen – wohl nur zu Trainingszwecken“.<br />

SightSEEing an land<br />

Wir haben Glück. Zurück am See sind wir<br />

nach wie vor die Einzigen. Nun wollen wir<br />

uns rechts vom Steg umsehen. Hier geht’s<br />

deutlich steiler in die Tiefe. Vorbei an Übungsplattformen<br />

und umgestürzten Bäumen wird<br />

es nach wenigen Minuten richtig felsig. Stufenförmig<br />

fällt eine Steilwand direkt neben<br />

der Uferstraße bis fast in den 30-Meter-<br />

Bereich ab. Eine Karnevalsrakete sowie ein<br />

versunkenes Tretboot lockern das Bild auf.<br />

Trotzdem ist es hier unten düster und eher<br />

unwirtlich – das Leben spielt sich im Flachwasser<br />

ab. Dort findet man am Steilufer zwar<br />

nur sehr spärlichen Pflanzenwuchs, doch<br />

herabhängende Büsche und untergetauchte<br />

Äste bieten Hecht & Co genügend Deckung<br />

und Unterschlupf. So können wir hier fast<br />

genau so viele Fische zählen wie am vorigen<br />

Tauchspot.<br />

Nachttauchen ist leider nur freitags und<br />

samstags erlaubt. So bietet sich für den<br />

Abend ein Besuch im benachbarten Mariazell<br />

an. Mit seiner äußerst sehenswerten<br />

„Basilika Mariä Geburt“ gilt die 1500-Seelen-<br />

Gemeinde als mit Abstand wichtigster Wallfahrtsort<br />

in ganz Österreich. Das beeindru-


24<br />

Titelthema<br />

Der gemütliche Gasthof Seewirt nahe der Tauchbasis verfügt über 14 Betten in sieben Doppelzimmern<br />

und ist für seine gut bürgerliche Küche mit heimischen Fischspezialitäten bekannt.<br />

ckende Bauwerk vereint gotische und barocke<br />

Elemente und seine Entstehungsgeschichte<br />

reicht zurück bis ins 14. Jahrhundert.<br />

Spätestens seit dem Papstbesuch im Jahre<br />

2007 ist die katholische Pilgerstätte weit<br />

über die Landesgrenzen hinaus bekannt.<br />

gutE<br />

auSWEichmöglichkEit<br />

Einen Blick auf die beiden übrigen offiziellen<br />

Taucheinstiegsstellen des Erlaufsees wollen<br />

wir uns nicht entgehen lassen. Obwohl bei<br />

weitem nicht so stark frequentiert wie der<br />

Haupteinstieg am Westende vom See, bieten<br />

sie doch eine interessante Abwechslung.<br />

Mittels Beschilderung am Straßenrand gut<br />

gekennzeichnet, ist auch hier der Seezugang<br />

vorbildlich. Die beiden Holzstege im Abstand<br />

von knapp hundert Metern verfügen beide<br />

über Leitern. Lediglich die Parkgebühr ist<br />

ein kleiner Wermutstropfen. Die Unterwasserwelt<br />

bietet sich vorwiegend für Fischbeobachtungen<br />

im Flachwasser an. Am allseits<br />

sanft abfallenden Ufer dominiert ein flauschiger<br />

Überzug aus Armleuchteralgen mit<br />

vereinzelten höheren Pflanzen dazwischen.<br />

Sichtungen von Hechten, Flussbarschen und<br />

Rotfedern prägen das Bild. Vor allem im Sommer<br />

bei mehr Tauchbetrieb eine lohnende<br />

Alternative.<br />

Fazit: Der Erlaufsee ist kein Tauchgewässer<br />

für Massenanstürme und große Gruppen.<br />

Für biologisch interessierte Individualtaucher<br />

sowie Unterwasserfotografen/-filmer kann<br />

er jedoch getrost als Geheimtipp bezeichnet<br />

werden. Legendär sind die vielen Hechte<br />

und Rotfedern-Schwärme.<br />

Der See<br />

Der Erlaufsee ist ein überschaubares natürliches<br />

Tauchgewässer an der Grenze zwischen<br />

Niederösterreich und der Steiermark.<br />

Mit seiner Seehöhe von 827 Meter ü.N.N. gilt<br />

er als Bergsee: Bergseemodus am Tauchcomputer<br />

einstellen!<br />

Sein Ursprung reicht bis zum Ende der letzten<br />

Eiszeit zurück. Die zurückweichenden<br />

Gletscher schoben Gesteinsmaterial auf und<br />

das neu entstandene Becken füllte sich mit<br />

dem Wasser des gleichnamigen Flusses. Dieser<br />

durchfließt ihn der Länge nach und ist<br />

mit seiner ständigen Frischwasserzufuhr<br />

auch für die durchweg guten Sichtweiten<br />

im See verantwortlich. Mit Ausnahme von<br />

Eintrübungen nach der Schneeschmelze und<br />

der anschließenden Planktonblüte kann man<br />

mit rund 10 bis 15 Meter Sicht rechnen. In<br />

dem regelmäßig zufrierenden Gewässer sind<br />

dann unter Eis noch deutlich bessere Werte<br />

möglich.<br />

Der reiche Fischbestand setzt sich neben<br />

Forellen, Barschen und Schleien hauptsächlich<br />

aus Rotfedern und Hechten zusammen,<br />

vereinzelt findet man auch Flusskrebse.<br />

FaKtEN<br />

Lage: beim bekannten Marienwallfahrtsort Mariazell in<br />

der österreichischen Steiermark<br />

Fläche: 0,6 Quadratkilometer<br />

Länge: 1,5 Kilometer<br />

Breite: 0,5 Kilometer<br />

Mittlere Tiefe: 21,2 Meter<br />

Maximaltiefe: 38 Meter<br />

Seehöhe: 827 Meter<br />

Wassertemperatur: bis zu 20°C<br />

Harry’s Tauchschule<br />

Die einzige Tauchbasis fast direkt am See ist<br />

das überschaubare PADI 5 Star IDC Center<br />

mit kleinem Verkaufsshop neben dem Gasthof<br />

Seewirt im Ort St. Sebastian. Besitzer<br />

und taucherisches Urgestein ist der PADI-<br />

Course-Director Harald Teltschik, der die<br />

Basis bereits seit 1975 führt und damals eine<br />

der ersten Tauchbasen von ganz Österreich<br />

eröffnet hat. Ausbildung findet vom Anfänger<br />

bis zum Tauchlehrer statt. Kindertauchen<br />

ab 8 Jahren, Nitroxkurse auf Anfrage.<br />

Ein OWD-Kurs (inkl. Brevet) kostet 440 Euro,<br />

eine komplette Leihausrüstung inkl. Flasche<br />

kostet 40 Euro pro Tag. Auf Anfrage ganzjährig<br />

geöffnet.<br />

Die Tauchschule verfügt am Haupteinstieg<br />

(Westende) über einen großen Privatparkplatz<br />

mit Umkleidekabinen, Holzbank, Steg<br />

und Einstiegstreppe.<br />

Tel. +43 664 2045980,<br />

www.tauchschule.co.at<br />

Top: gemütliche Basis fast direkt am See<br />

Top: bequemer Zugang über eigenes Seegrundstück


25<br />

Titelthema<br />

... die Seekuh ... die Schleie<br />

... und die Rotbarben<br />

Alles dabei ...<br />

... der Barsch<br />

... die Forelle


26<br />

Titelthema<br />

Flop: Parkplatzgebühr von 1 Euro/Stunde<br />

oder 5 Euro/Tag an den beiden östlichen<br />

Taucheinstiegen<br />

Flaschenfüllung<br />

Für Luftfüllungen bezahlt man an der Tauchbasis<br />

6 Euro für die 10-Liter Flasche, 7,20<br />

Euro für 12 Liter und 9 Euro für 15 Liter.<br />

Nitroxfüllungen sind nur auf Anfrage und<br />

gegen Voranmeldung möglich.<br />

Flop: hohe Füllpreise<br />

Flop: kein Nitrox und keine 300-bar-Füllungen<br />

Tauchregeln<br />

Um den Erlaufsee betauchen zu dürfen, muss<br />

man entweder TSVÖ-Mitglied (Österreichischer<br />

Tauchsportverband) sein oder die<br />

Divecard (15 Euro/Jahr) erwerben,<br />

www.arge-tauchen.at<br />

Die Tauchzone erstreckt sich von Straßenkilometer<br />

3,1 der Erlaufseestraße (westlich<br />

vom Strandbad) bis zur Einmündung des<br />

Steinbaches am Westende. Die Landesgrenze<br />

verläuft von hier der Länge nach durch den<br />

See. Am nördlichen, niederösterreichischen<br />

Teil herrscht striktes Tauchverbot. Der südliche<br />

Teil (Steiermark) darf mit Ausnahme<br />

vom Strandbadbereich frei betaucht werden.<br />

Lediglich an die drei bestehenden und<br />

beschilderten Einstiegsstellen sollte man<br />

sich halten.<br />

Die Tauchzeiten sind ganzjährig von 8.00–<br />

19.00 Uhr. Aus Laichschutzgründen darf der<br />

westliche Haupteinstieg von 1. November<br />

bis 1. März nur rechts vom Steg betaucht<br />

werden. Nachttauchen ist anmeldungs- und<br />

gebührenpflichtig und nur freitags und<br />

samstags für maximal zehn Taucher möglich.<br />

Eistauchen ist ebenfalls nur gegen Voranmeldung<br />

und Gebühr möglich. Gleiches gilt<br />

für Ausbildungstauchgänge. Die Verwendung<br />

von Scootern ist im Erlaufsee verboten.<br />

Flop: Nacht- und Eistauchen nur gegen Vor-<br />

anmeldung und Gebühr von 8 Euro.<br />

Top: Mit der Divecard erhält man auch Zutritt<br />

zu einer Reihe weiterer Tauchseen in Österreich.<br />

Unterkunft & Essen<br />

Gasthof Seewirt: Der gemütliche Familienbetrieb<br />

in St. Sebasian neben der Tauchbasis<br />

(etwa 300 Meter vom See entfernt) verfügt<br />

über 14 Betten in sieben Doppelzimmern.<br />

Bekannt ist er für seine gut bürgerliche<br />

Küche mit heimischen Fischspezialitäten.<br />

Für Taucher interessant ist das eigene Seegrundstück<br />

mit Einstiegsstelle für Hausgäste.<br />

Preis: Das Doppelzimmer mit Übernachtung<br />

und Frühstück kostet ab 31 Euro pro Person.<br />

Tel. +43 3882 2430,<br />

www.mariazell.at/seewirt<br />

Gasthof Filzwieser: Gemütliche Unterkunft<br />

mit fünf Doppelzimmern zwischen Erlaufsee<br />

und Mariazell. Weitbekannt als Haubenlokal<br />

ist das angeschlossene Restaurant mit kulinarischen<br />

Köstlichkeiten und Weinen aus<br />

der Region.<br />

Preis: Das Doppelzimmer mit Übernachtung<br />

und Frühstück kostet ab 36 Euro pro Person.<br />

Tel. +43 3882 25040, www.weinflug.at<br />

Camping Erlaufsee: Campingfans finden<br />

oberhalb vom Strandbad etwa 100 Meter<br />

vom See entfernt einen kleinen Campingplatz<br />

mit 75 Stellplätzen. Er ist von Anfang<br />

Mai bis Mitte September geöffnet. Für ein<br />

Auto mit Zelt und zwei Personen bezahlt<br />

man hier 16,50 Euro pro Nacht. Weitere Infos<br />

beim Betreiber, der Gemeinde St. Sebastian,<br />

unter Tel. +43 3882 2148<br />

Sicherheit<br />

Wegen der geringen Größe des Sees sind<br />

keine eigenen Einsatzboote stationiert. Für<br />

die Sicherheit ist das Rote Kreuz zuständig,<br />

das im benachbarten Mariazell über einen<br />

Stützpunkt verfügt. Bei jedem Unfall verständigt<br />

man den Euronotruf 112 oder die<br />

österreichische Rettung 144. Über diesen<br />

wird auch bei einem Tauchunfall die Rettungskette<br />

organisiert und im Bedarfsfall<br />

die nächstgelegene Druckkammer in Graz<br />

angeflogen.<br />

Reiseführer<br />

Tauchreiseführer Österreich<br />

Mehr Informationen zum Erlaufsee findet<br />

man auch im „Tauchreiseführer Österreich“<br />

von Wolfgang Pölzer und Barbara Lackner.<br />

ISBN-Nummer: 3-900323-73-9. Das Buch kostet<br />

20 Euro bei www.taucherland.at WP


27<br />

Reise<br />

Abenteuer in der Andamanensee<br />

die Similan islands und richelieu rock zählen zu den<br />

besten tauchplätzen der Welt. Sie wurden schon<br />

unzählige Male in Magazinen, Büchern und im <strong>Web</strong><br />

hochgelobt. doch vor wenigen Jahren setzte die<br />

Korallenbleiche den riffen schwer zu. lohnt es sich<br />

dort immer noch zu tauchen? diveinside begleitete<br />

Besucher aus aller Welt bei ihren tauchgängen in der<br />

andamanensee.<br />

von begegnungen mit groSSen<br />

meereSbewohnern– unD ganz kleinen<br />

Bericht und Fotos von Harald Mathä


28<br />

Reise<br />

Becky und Becky kommen aus Australien,<br />

Peter aus München, Valeria aus Dänemark<br />

und Gael aus Frankreich. Sie alle haben von<br />

den Similan Islands gehört und sind deshalb<br />

nach Thailand gekommen, um diese legendären<br />

Riffe zu erkunden. Wir waren mit dabei<br />

und haben ihnen über die Schulter<br />

geschaut.<br />

SEEPFErdchEn am<br />

richEliEu rock<br />

Becky und Becky sind zwei junge Australierinnen,<br />

dicke Freundinnen und begeisterte<br />

Taucherinnen. Nach den Tauchgängen an den<br />

Similan Islands ist die M/V Manta Queen I<br />

zum Höhepunkt der Tauchsafari gekommen:<br />

Richelieu Rock! Das einsam im Meer liegende<br />

Riff pulsiert von der Oberfläche bis zum<br />

Grund voller Leben. Die Korallenbleiche<br />

schlug hier nie zu. Sie haben den perfekten<br />

Tauchguide gefunden: Deano. Nicht nur über<br />

Wasser sprudelt der junge Mann aus Wales<br />

voller Energie und Humor. Die beiden Australierinnen<br />

lieben Seepferdchen. Doch<br />

haben sie auf ihrer Tour noch kein einziges<br />

gesehen. Am Tauchplatz liegen nur zwei<br />

andere Safarischiffe, und das Meer ist an<br />

diesem Tag ruhig. Auch ist kaum Strömung<br />

erkennbar. Gute Voraussetzungen für ent-<br />

Im Hinterland gibt es viele<br />

beeindruckende Tempel.<br />

Becky und Becky sind glücklich: Sie haben ihr<br />

Seepferchen gefunden.<br />

spannte Tauchgänge also. Das hufeisenförmige<br />

Riff beginnt knapp unter der Wasseroberfläche<br />

und fällt bis 30 Meter ab. Jeder<br />

Quadratmeter, nein -zentimeter pulsiert vor<br />

Leben. Das ganze Riff ist in einen purpurnen<br />

Mantel von Weichkorallen gehüllt. In diesem<br />

Unterwasserdschungel gilt es für den Guide,<br />

die Stecknadel im Heuhaufen zu finden. Doch<br />

Seepferdchen sind recht standorttreu. Nur<br />

diesmal hat es sich besonders gut versteckt.<br />

Zwischen zwei kleinen Fächerkorallen ist es<br />

nur durch einen engen Spalt zu sehen. Doch<br />

das possierliche Tierchen ist nicht alleine!<br />

Einen Meter weiter sitzt ein weiteres gelbes<br />

Seepferdchen zwischen den Korallen.<br />

Tauch-<br />

Angebote<br />

Niederländische<br />

Karibik


29<br />

Reise<br />

Um einen roten<br />

Anglerfisch zu<br />

finden, braucht man<br />

Glück oder einen<br />

guten Tauchguide.<br />

„Was guckst du?!“<br />

In den strömungsreichen<br />

Gewässern fühlen sich<br />

Fächerkorallen wohl.<br />

Fledermausfische beim Formationstanz


30<br />

Reise<br />

Unterwegs auf dem Bambusfloß im Khao Sok<br />

Nationalpark<br />

Den beiden Australierinnen fällt der Lungenautomat<br />

fast aus dem Mund, so grinsen sie<br />

vor Freude: „Deano, you’re the best!“<br />

PEtEr und dEr manta<br />

Peter kommt aus München. Der AOWD ist<br />

mit seinen Freunden aus Bayern nach Thailand<br />

gekommen, denn er träumt von Einem:<br />

Mit eigenen Augen das für ihn eleganteste<br />

Lebewesen unter Wasser zu sehen, einen<br />

Manta! Peter ist mit der „Flying Manta II“,<br />

dem 900 PS starken Speedbooat, zur „Manta<br />

Queen III“ gedonnert. Macht schon zweimal<br />

Manta. Sind aller guten Dinge vielleicht drei?<br />

Tourguide Jerome meint, dass bei Koh Bon<br />

fast jede Woche Mantas gesehen wurden.<br />

“Rub your nipples“ sagt er, als alle voll aufgerödelt<br />

auf dem Tauchdeck stehen. Jeder<br />

reibt seine Brustwarzen, damit durch dieses<br />

Ritual der große Vogel unter Wasser auftauchen<br />

möge. Dann stoppt der Kapitän die<br />

Schiffsschraube, und Sekunden später ertönt<br />

das Signal: Ab ins Wasser! Nach einem kurzen<br />

Check und einem O.K. tauchen die Gruppen<br />

ab. In 15 Metern Tiefe deutet Guide Tik in<br />

Richtung offenes Meer. Aus dem Blau schält<br />

sich die Silhouette eines Mantas! Mit<br />

unglaublicher Eleganz fliegt das riesige Tier<br />

wenige Meter an Peter vorbei. Vor Aufregung<br />

hat dieser vergessen zu atmen. Schnaubend<br />

füllt er seine Lungen mit Luft. Doch das war<br />

noch nicht alles: Der Manta dreht um und<br />

fliegt noch einmal in nur Armeslänge über<br />

Peter hinweg. Der Münchner glaubt schon,<br />

das alles nur geträumt zu haben und ist sich<br />

bis zum Schluss des Tauchganges nicht<br />

sicher, ob es nicht doch nur ein schöner<br />

Traum war.<br />

dEr gEiStErPFEiFEn-<br />

FEtzEnFiSch am boon<br />

Sung Wrack<br />

Im Hafen von Tap Lamu heult der Motor der<br />

„Flying Manta I“ auf und schiebt das Long-<br />

tailboat in Richtung offenes Meer. Anja hat<br />

heute nur zwei Gäste zu betreuen. Eine<br />

Stunde braucht das Boot bis zum Wrack des<br />

Zinnbaggers. Anja freut sich auf den Tauchgang.<br />

Tauchen ist ihre Erfüllung, darum ist<br />

sie seit vielen Jahren Tauchlehrerin. Zwei<br />

erfahrene Taucher zu führen ist für sie ein<br />

Genusstauchgang im Vergleich zu den Übungen<br />

mit Tauchschülern. Valeria, die Dänin,<br />

hat Anja erzählt, dass sie Geisterpfeifenfetzenfische<br />

liebt. Die Tauchlehrerin hat also<br />

ein festes Ziel vor Augen: So einen Fetzenfisch<br />

suchen und finden. Das Wasser vor der<br />

Küste von Khao Lak ist mit 29 °C angenehm<br />

warm. Entlang des Bojenseils taucht die<br />

kleine Gruppe ab. „Die Sicht erinnerte mich<br />

erst ans Meer in meiner Heimat“, meint Valeria<br />

später. „Aber all dieser Fische! So riesige<br />

Schwärme habe ich noch nicht einmal im<br />

Roten Meer gesehen!“ In 16 Metern tarieren<br />

sich die Taucher vor dem Wrack aus. Es ist<br />

der einzige Schutz für Fische weit und breit.<br />

Daher sind sie in einer solchen Dichte anzu-<br />

Mit dem 900 PS starken Speedboat sind die<br />

Similans nur eine Stunde weit weg.<br />

Peter hat nicht geträumt!<br />

treffen. Aber auch auf, in und um den Zinnbagger<br />

wimmelt es nur so von Leben. Hier<br />

streckt sich eine riesige Netzmuräne aus<br />

einem Loch, da poppen zwei Nacktschnecken.<br />

Mit weit ausgespreizten Flossen treiben<br />

zwei Rotfeuerfische eine Gruppe Glasfische<br />

aus einem Schwarm, um sie zu schnappen.<br />

Schwebt man drei Meter über dem Wrack,<br />

so taucht man in eine riesige Wolke aus<br />

Fischen. Doch was fuchtelt Anja mit den<br />

Armen so umher? Hat sie etwa ...?!! Mit ihrer<br />

Lampe leuchtet sie in einer dunklen Ecke<br />

auf eine Koralle und ein Netz. Da bewegt<br />

sich doch etwas in der Dünung hin und her,<br />

dass wie ein Fetzen irgendwas aussieht. Na,<br />

klar! Es ist ein Geisterpfeifenfetzenfisch. Nicht<br />

einmal fingerlang ist das seltene Tier. Die<br />

Freude der Taucher ist so groß, dass der<br />

Sicherheitsstopp zu einem Freudentanz wird.<br />

Gut, dass keiner zugeschaut hat!


31<br />

Reise<br />

Die Granitfelsen der Donald Duck Bay auf Similan<br />

daS highlight Von zEhn<br />

monatEn WEltrEiSE?<br />

Gael aus Paris hat alles aufgegeben. Vor zehn<br />

Monaten hat er alle Zelte abgebrochen und<br />

ist mit seiner Freundin zu einer Weltreise<br />

aufgebrochen. Südamerika, die Osterinsel,<br />

Vanuatu, Neukaledonien, Indonesien von<br />

Ost nach West. Das Paar hat viel erlebt und<br />

sich einen Lebenstraum erfüllt. Vor einer<br />

Woche ist Gaels bester Freund Damien aus<br />

Frankreich eingeflogen. Nach zehn Monaten<br />

Zweisamkeit gönnt sich Gael mit seinem<br />

Freund nun eine kleine Auszeit auf der Manta<br />

Queen I. Viel gibt es zu reden. Die Nächte<br />

werden meist viel zu kurz und der Weckruf<br />

um sechs Uhr früh scheint wie mitten in der<br />

Nacht. Doch die beiden Freunde wollen keinen<br />

Tauchgang versäumen. Auf den Elephant<br />

Head Rock macht schon die Karte Lust. Die<br />

Tauchguides haben sie mit viel Liebe und<br />

Humor gezeichnet. Stunden hat dieses Meisterwerk<br />

gekostet. Spalten, Risse und Löcher<br />

durchziehen den riesigen Felsen wie einen<br />

Emmentaler Käse. Zwischen den riesigen,<br />

glatten Granitfelsen zu tauchen ist wie durch<br />

eine Inkafestung zu schweben. Riesige Jung-<br />

Ammenhaien kann man sachte ganz nahe<br />

kommen.<br />

fischschwärme stehen wie glitzernde Wolken<br />

in den Spalten und teilen sich wie auf ein<br />

geheimnisvolles Zeichen vor der Tauchgruppe<br />

– um sich synchron hinter den Tauchern<br />

wieder zu schließen. Am Fuße des<br />

Abhangs sehen sie zwischen den Korallen<br />

mehrfach ein helles Aufblitzen. Mit vorsichtigen<br />

Flossenschlägen kommen die Franzosen<br />

langsam näher. Mon dieu! Vor dem Fotografen<br />

liegt ein prächtiger Leopardenhai am<br />

Sandgrund. Nach einigen Fotos ist der Fotograf<br />

zufrieden und schwebt nach oben. Gael<br />

und Damien beobachten den gepunkteten<br />

Hai und sind begeistert. Ihr erster Hai! Das<br />

muss gefeiert werden, und auch die letzte<br />

Nacht auf See wird wohl kurz werden.<br />

diE korallEnblEichE –<br />

Ein oFFEnES Wort<br />

Vor zwei Jahren erwärmten sich Teile der<br />

Andamanensee über längere Zeit auf weit<br />

über 30 °C. So hohe Wassertemperaturen<br />

lösen eine komplexe Wechselwirkung zwi-<br />

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Google Earth: N 08° 38‘ 45“ O 97° 38‘ 44“<br />

Lage: In der Andamanensee im Südwesten Thailands<br />

Flughafen: Phuket (HKT)<br />

Anreise: Eine Stunde mit dem Speedboat ab Khao Lak,<br />

mit dem Tauchschiff mehrere Stunden. Ab Phuket per<br />

Schiff möglich, aber mühsam.<br />

Saison: November bis Mai<br />

schen den Korallen und ihren symbiotisch<br />

lebenden Algen aus. Eine Stresssituation für<br />

Korallen, die sie nicht lange überleben können.<br />

Die Folge war, dass bis 15 Meter Tiefe<br />

an den Similans kaum eine Koralle überlebte.<br />

Teils gleichen die Riffe jetzt Schutthalden<br />

aus toten Korallen. Doch: Die Korallen regenerieren<br />

sich langsam und zwischen den<br />

abgestorbenen Stöcken wachsen wieder<br />

junge Korallen nach. Weich- und Peitschenkorallen<br />

scheinen Pioniere bei der Wiederbesiedlung<br />

zu sein. Nicht jede Schutthalde<br />

hat aber mit Korallenbleiche zu tun: Das<br />

exklusive bei<br />

HigH definition


32<br />

Reise<br />

Das Sepiapaar<br />

ließ sich beim<br />

Rendezvous<br />

nicht stören.<br />

Die Strömung<br />

spült auch<br />

reichlich Nahrung<br />

für die Anemonenfische<br />

„Nemos“<br />

heran.<br />

Anja hat ihn<br />

gefunden: den<br />

Geisterpfeifenfetzenfisch<br />

vom<br />

Boon Sung Wrack.


33<br />

Reise<br />

KHao laK ScUBa adVENtUrES<br />

Ausbildung nach: PADI<br />

Leiter: Stefan Käsweber<br />

Gegründet: 2003<br />

Mitarbeiter: über 120<br />

Transport: Busse, Pick-ups, Longtailboat, Speedboat, 3<br />

Safarischiffe<br />

Tel: +66 (0)76 485 662<br />

Fax: +66 (0)76 485 607<br />

stefan@khaolakscubaadventures.com<br />

http://www.khaolakscubaadventures.com<br />

Geöffnet: Oktober bis Mai<br />

Besonderheiten: International, dennoch familiäre<br />

Atmosphäre; riesiger Tauchshop, Tek-Dive Center, eigenes<br />

Ausbildungszentrum, Unterricht mit iPad<br />

Dynamitfischen hatte noch schlimmere Auswirkungen!<br />

Von der Korallenbleiche nicht<br />

betroffen ist Richelieu Rock.<br />

Ausflugstipp: Cheow Lan Lake im Khao<br />

Sok Nationalpark<br />

Vogelspinnen mag wohl kaum einer. Hier im<br />

Dschungel scheint es von ihnen nur so zu<br />

wimmeln. Gut, dass man nur die Löcher sieht,<br />

in denen sie sich verstecken und manchmal<br />

ein Spinnenbein zurückzuckt. Die Geräusche<br />

der Schreiaffen und der Nashornvögel im<br />

Urwald sind so atemberaubend wie seine<br />

dampfende Feuchtigkeit. Im Nu klebt das<br />

T-Shirt an der Haut, und der Schweiß rinnt<br />

in Bächen von der Stirn, als es den schmalen<br />

Pfad bergauf geht. Ziel der Wanderung durch<br />

den Urwald ist ein schwimmendes Dorf, von<br />

dem es mit einem abenteuerlichen Bambus-<br />

Urwald, Granitfelsen und einsamer, weißer<br />

Sandstrand: So märchenhaft sind die Similans,<br />

wenn die Tagestouristen wieder weg sind.<br />

floß zur „Korallenhöhle“ geht. Im Licht der<br />

Stirnlampen glitzern die Kristalle an den<br />

Tropfsteinen wie in einem Märchen. Vorsichtig<br />

geht es vorbei an Gebilden, die an Korallenriff<br />

erinnern, bis zu einem Stalagmiten,<br />

der mit seinen Shivas und Elefanten aus<br />

einem indischen Tempel stammen könnte.<br />

Um an diesen entlegenen Platz zu kommen,<br />

fährt man mit dem Longtailboat über eine<br />

Stunde über den See. Vorbei an steil aus dem<br />

Wasser ragenden Inseln, die einst Berggipfel<br />

waren. Eine Reise durch eine andere Welt,<br />

eine Reise ans Ende der Zeit.<br />

Buchen kann man diesen unvergesslichen<br />

Ausflug bei einem Reiseveranstalter, der sich<br />

wohltuend vom Einheitsbrei dessen abhebt,<br />

was an jeder Straßenecke angeboten wird:<br />

Holiday Service Khao Lak zeigt dem Reisenden<br />

Südthailand abseits der 08/15-Touren.<br />

Lokaltipp: Khao Niau, Khao Lak<br />

Dass thailändisches Essen lecker ist, hat sich<br />

inzwischen auf der ganzen Welt herumgesprochen.<br />

Ihren kulinarischen Höhepunkt<br />

scheint die Küche im Nordosten des Landes<br />

zu finden. Dass Kochen auch mit Alchemie<br />

zu tun haben kann, erfährt man im Khao<br />

Niao von den Chefs: In Öl eingelegte Kräuter.<br />

Die kleinsten Blätter wilder Limonengräser<br />

und das Stengelinnere in ein Sößchen. Was<br />

kann der Chef noch empfehlen? Luftgetrocknetes<br />

Schweinefleisch und frisches Tartar<br />

beispielsweise. Oder Riesengarnelen – nicht<br />

etwa aus Aquazucht! Wildfänge aus der<br />

Andamanensee! Derart beraten, wird sich<br />

der Tisch unter thailändischen Köstlichkeiten<br />

biegen und ein Geschmackserlebnis das<br />

vorherige übertreffen. Man sagt, dass das<br />

Khao Niau süchtig machen kann!<br />

Fazit<br />

2010 traf die Korallenbleiche die Similans<br />

hart und bis 15 Meter sind viele Korallen<br />

tot. Doch die Riffe beginnen sich zu regenerieren.<br />

Was alte Similan-Taucher beklagen,<br />

wird derjene, der zu ersten Mal hier taucht,<br />

nicht bemerken. Der Fischreichtum der<br />

Inseln ist so sensationell wie früher. Vom<br />

Glasfisch bis zum Walhai kann hier so ziemlich<br />

alles angetroffen werden, was Flossen<br />

hat. Aber nicht nur Fisch gibt es hier zu<br />

sehen. Nacktschneckenliebhaber werden<br />

hier voll auf ihre Kosten kommen, ebenso<br />

wie Fotografen mit Makrofetisch. Das Tauchrevier<br />

ist für Anfänger ebenso gut geeignet<br />

wie für „alte Hasen“. Die Similans, Surin und<br />

Richelieu Rock zählen zu den besten Tauchgebieten<br />

der Welt. Mit Recht! HM<br />

Egal wo Ihre Tauchgänge Sie hinführen, in geheimnisvolle<br />

Höhlen, in alte verfallene Schiffswracks oder in die tiefsten<br />

Tiefen der Ozeane, mit den X-TEK Produkten begleitet Sie<br />

eine zuverlässige und sichere Ausrüstung. Denn es war<br />

schon immer unser Motto: Deep down you want the best!


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35<br />

Hausbesuch<br />

[ Happy Dive ] Frankfurt<br />

Norbert Wenzel,<br />

der Chef von<br />

Happy Divers,<br />

ist leidenschaftlicher<br />

Taucher.<br />

Besucht von<br />

Herbert Gfrörer<br />

Ein Hausbesuch in heimatlichen<br />

Gefilden und noch<br />

dazu im taucherischen<br />

Niemandsland Hessen:<br />

attraktive Tauchgewässer<br />

in nächster Umgebung –<br />

Fehlanzeige – stattdessen<br />

Großstadtjungel. Und<br />

doch, die Happy Divers in<br />

Frankfurt mit ihrem Chef<br />

Norbert Wenzel sind ein<br />

wenig anders... und das<br />

hat unser Interesse<br />

geweckt.<br />

Norbert ist ein echter Typ. In breitem Hessisch,<br />

mit einem sympathischen Grinsen im<br />

Gesicht, erzählt er über seinen Werdegang<br />

und wie es ihn in die Tauchbranche verschlagen<br />

hat. Gelernt hat er Sportartikel-Fachverkäufer.<br />

Nach erfolgreicher Ausbildung hat<br />

der Spätvierziger direkt umgesattelt: Etwas<br />

gestalten wollte er. Was lag da näher als ein<br />

richtiges Handwerk? So wurde es auch der<br />

Schreinerberuf in dem er dann gut 20 Jahre<br />

lang werkte. Tauchen war schon seit den<br />

späten 80er-Jahren seine Passion, die er im<br />

Jahr 2000 dann mit einem ersten TL* krönte.<br />

Nach einigen Jahren hobbymäßiger Arbeit<br />

als Tauchguide und Assistent in der Tauchausbildung<br />

hat er sein aktuelles Projekt ins<br />

Leben gerufen und im Juli 2009 den Umstieg<br />

als selbständiger Unternehmer in der Tauchbranche<br />

gewagt.<br />

Was ist nun daran so besonderes? Nun, Norbert<br />

hat es in den drei Jahren geschafft seinen<br />

Laden zu einem der größten Scubapro<br />

+ Subgear Shops in Deutschland zu entwickeln,<br />

seine Ausbildungszahlen mit 100<br />

Happy Divers – die Zentrale.<br />

Happy Divers im Überblick<br />

Happy Divers<br />

Elisabethenstraße 14<br />

60594 Frankfurt-Sachsenhausen<br />

Telefon: +49 69 40563219<br />

<strong>Web</strong>seite: www.happydive-frankfurt.de<br />

E-Mail: info@hd-f.de<br />

Shop Öffnungszeiten:<br />

Di, Do: 15-20 Uhr Fr: 15-18 Uhr Sa: 9-14 Uhr<br />

Shop:<br />

SCUBAPRO-Showroomhändler, Subgear, Poseidon,<br />

Beuchat, DUI.<br />

Leihausrüstung:<br />

35 komplette Ausrüstungen (alle 2 Jahre komplett<br />

erneuert), 60 Tauchflaschen<br />

Reisebuchungen:<br />

über Aquanaut Frankfurt mit Buchungsstelle bei<br />

Happy Dive<br />

frischgebackenen Taucheinsteigern und<br />

mehr als 350 weiterführenden Brevets sind<br />

auch mehr als passabel und gerade eben<br />

wurde er auf der boot 2012 zum besten<br />

neuen PADI Divecenter gekürt – und das nur<br />

knapp 4 Monate seit er nach deren Richtlinien<br />

ausbildet.


36<br />

Hausbesuch<br />

Mit Happy<br />

Divers auf<br />

großer<br />

Malediven-<br />

Tour.<br />

Gemeinsame<br />

Reisen<br />

stehen<br />

immer am<br />

Programm.<br />

Ob Sommer...<br />

... oder im<br />

Winter<br />

Der Laden in Frankfurt Sachsenhausen beeindruckt<br />

durch seine Größe. Auf gut 200m2<br />

Verkaufsfläche finden sich die kompletten<br />

Produktlinien von Scubapro und Subgear,<br />

ein großes DUI Sortiment, Poseidon Regler<br />

und Rebreather sowie seit kurzer Zeit auch<br />

die Artikel des französischen Herstellers<br />

Beuchat. Alles übersichtlich präsentiert und<br />

verkauft wird nur mit ausführlicher Beratung.<br />

„In meinem Laden werden nur Produkte<br />

verkauft die ich auch selber tauchen möchte.<br />

Auf meine Lieferanten will ich mich zu 100%<br />

verlassen können. Das erwarten doch meine<br />

Kunden auch von mir. Wenn das nicht passt<br />

kannst du gleich einpacken“ erzählt Norbert<br />

über seine Philosophie. „Bei der Ware muss<br />

MALEDIVEN<br />

ÄGYPTEN<br />

BALI<br />

FUERTEVENTURA<br />

ZYPERN<br />

www.wernerlau.com


37<br />

Hausbesuch<br />

alles passen. Rein über Billigpreise verkaufen<br />

ist nicht mein Ding. Da machst du dir den<br />

Laden doch in Rekordzeit kaputt. Gibt zwar<br />

noch viele die das nicht kapieren, aber da<br />

mach ich nicht mit.“<br />

Genauso wenige Kompromisse macht er bei<br />

der Ausbildung: „Tauchschein in ein oder<br />

zwei Tagen? Gibt’s nicht bei uns. Das hat<br />

auch nix mit dem Ausbildungsverband zu<br />

tun, der Tauchlehrer steuert das alleine. Die<br />

Leute, die bei uns einen Schein machen,<br />

sollen sich nachher im Wasser wohlfühlen<br />

- das ist das Wichtigste. Dann kommen die<br />

auch gerne wieder und wir haben alle unseren<br />

Spaß.“ Spaß in Kombination mit einem<br />

professionellen Umfeld ist die Devise von<br />

Norbert. „Wir sind alle eine große Familie mit<br />

einem gemeinsamen Hobby. Ich weiß, klingt<br />

abgedroschen, ist aber genau so.“<br />

Bis spät abends können Kunden den Norbert<br />

und sein Team heimsuchen. Fast meint man<br />

der rührige Hesse hätte sein<br />

Wohnzimmer in den Tauchladen<br />

verlegt. Dass die Happy<br />

Dive Familie nun weit über<br />

200 Personen umfasst – das<br />

sind Stammkunden und Freunde – bestätigt<br />

den eingeschlagenen Weg. Sei es ein Problem,<br />

ein klemmendes Ausrüstungsteil oder<br />

einfach nur beisammensitzen und „babbeln“<br />

– im „Wohnzimmer“ von Happy Dive ist jeden<br />

Abend was los und viele kommen schon<br />

EinE groSSE<br />

FamiliE<br />

Der große Verkaufsraum im Frankfurter Laden.<br />

Happy Divers on Tour: am Fernsteinsee Tirol<br />

hierher anstatt in eine Kneipe zu gehen.<br />

Seit August letzten Jahres ist Christiane Wagner<br />

Schütz als Geschäftspartner mit an Bord<br />

und hält als Geschäftsführerin Norbert den<br />

Rücken frei von der zunehmend wachsenden<br />

Verwaltungsarbeit. Mit Jörg Lang (TL), Heike<br />

Schmidtke (DM) und Thomas Wallner (DM)<br />

ist das Kernteam komplett und stellt das<br />

Herz der Familie dar.<br />

Jeden Freitag ist großer Trainingstag in<br />

einem Frankfurter Schwimmbad – für spezielle<br />

Aktionen wie z.B. Scootertraining,<br />

Rebreather-Schnuppern oder Geschicklichkeitsübungen<br />

unter Wasser ist immer gesorgt.<br />

Am Wochenende werden Ausflüge in deutsche<br />

Seen geplant. Das Besondere dabei ist,<br />

dass die Ausrüstung für Teilnehmer auf<br />

Wunsch kostenfrei von Happy Dive gestellt<br />

wird. Keine Leihgebühren sowohl für Happy<br />

Dive Mitglieder als auch für<br />

Neukunden sind ein Argument<br />

das bei den Tauchausflüglern<br />

gut ankommt. Die<br />

Begleitung von Tauchschülern<br />

durch Divemaster – solange es notwendig<br />

ist – gehört auch zum Haus-Service.<br />

Besondere „Familienfahrten“ sind mittlerweile<br />

fester Bestandteil des Programms: So<br />

zum Beispiel das verlängerte Wochenende<br />

am Fernsteinsee bei der über 100 Taucher<br />

aus Frankfurt ein paar Tage an dem glasklaren<br />

See in Tirol verbringen. Auch eine jährliche<br />

Maledivenkreuzfahrt mit mittlerweile<br />

zwei Vollchartern ist ein Fixtermin der Happy<br />

Divers. HG


Naturpark Dragonera, Scuba Activa<br />

Dragonera Divers<br />

Scuba College Ibiza<br />

Petro Divers, Porto Petro<br />

Unisub Dive Resort<br />

Mero Diving, Cala Ratjada<br />

Hotel Bahia – Tauchbasis Poseidon<br />

Bahia Azul Diving<br />

La Morena, Cala D´Or<br />

Calypso Diving Centre<br />

Utina Diving College<br />

Atlantis Diving Centre<br />

Die beste<br />

seite Des<br />

MittelMeers<br />

Die schönsten Tauchplätze des Mittelmeers –<br />

präsentiert von einigen der etabliertesten<br />

Basen des Mare Nostrum<br />

Tauchzentrum Mihuric<br />

diving.DE Cres<br />

Nadji Laguna<br />

Dive Systems<br />

Butterfly Diving Tucepi<br />

Tauchbasen am miTTelmeer<br />

Menorca: Tauchschule Poseidon<br />

Mallorca: Petro Divers, Porto Petro<br />

AMD - Dragonera Divers<br />

La Morena, Cala D´Or<br />

Mero Diving, Cala Ratjada<br />

Bahia Azul Diving<br />

Scuba Activa<br />

Ibiza: Scuba College Ibiza<br />

Kroatien: Diving.DE Cres<br />

Barakuda Diving Center, Kas<br />

Wählen sie hier ihre Tauchbasis.<br />

Butterfly Diving, Tucepi<br />

Nadji Laguna<br />

Mihuric d.o.o.<br />

Türkei: Barakuda Diving Center, Kas<br />

Gozo/Malta: Calpyso Diving Centre<br />

Dive Systems Malta<br />

Atlantis Diving Centre<br />

Utina Diving College<br />

Spanien: Unisub Dive Resort<br />

Anzeige


39<br />

Biologie<br />

Lieblingsfeind der Fotografen<br />

Büschelbarsche gehören zu einem tropischen Meer wie die<br />

Korallenriffe. auf jeder zweiten Koralle im roten Meer<br />

scheint einer dieser büschelflossigen, sommersprossigen<br />

Fische zu sitzen und sie zu bewachen. dieses Verhalten<br />

erklärt auch ihren anderen Namen: Korallenwächter.<br />

büSchelbarSche –<br />

auch „korallenwächter“ genannt<br />

Auf biologischer Exkursion mit Harald Mathä


40<br />

Biologie<br />

Büschelbarsche: Hach, wie niedlich!<br />

Namengebend für die Fische sind die schnuckeligen<br />

Büschel am Ende der Rückenflossenstrahlen.<br />

Diese ähneln Korallenpolypen<br />

und dienen der Tarnung des Lauerjägers. Der<br />

Fachmann nennt diese Büschel Hautfilamente<br />

oder Cirren, was aber nicht so niedlich klingt.<br />

Die farbenfrohen Fische haben eine barsch-<br />

Mit ihren Brustflossen können sich die Fische bei<br />

Strömung im Untergrund festkrallen.<br />

ähnliche Gestalt mit rundem Kopf und großen<br />

Augen. Dann folgen die auffälligen Rückenflossen<br />

mit den bekannten Quasteln. Die<br />

Fische besitzen keine Schwimmblase, was<br />

bedeutet, dass sie sinken, wenn sie nicht aktiv<br />

schwimmen. Sie stützen sich gerne auf ihre<br />

kräftigen Brustflossen. Mit diesen können sie<br />

sich auch bei starker Strömung im Untergrund<br />

festkrallen. Natürlich bewachen sie keine<br />

Korallen, sondern nutzen diese wie ein Jäger<br />

seinen Hochstand als Ansitz, um Beute aus<br />

der Strömung zu picken. Dazu können die<br />

meist plump wirkenden Fische ganz schön<br />

flott beschleunigen!<br />

Lebensraum<br />

Büschelbarsche leben meist substratspezifisch,<br />

das heißt, jede Art hat spezielle Vorlieben<br />

für bestimmte Korallen, Gorgonien oder<br />

Schwämme. Haben sie ihr kleines Reich gefunden,<br />

dann verlassen sie es nur mehr selten.<br />

Die Reviere sind fix abgesteckt und Konfrontationen<br />

mit dem lieben Nachbarn an der<br />

Tagesordnung, wenn eine Reviergrenze verletzt<br />

wird. Die Korallenwächter leben vom<br />

Flachwasser an abwärts.<br />

Nahrung<br />

Nichts geht Büschelbarschen über frisches<br />

Fleisch. Grünzeug kommt ihnen nicht auf den<br />

Teller. Auf ihrem Speisezettel stehen kleine<br />

Fische, Garnelen oder auch planktonisch<br />

lebende Kleinstlebewesen, die sie blitzschnell<br />

aus der Strömung schnappen. Limitierend<br />

für die Beutegröße ist nur das Maul des<br />

Jägers.<br />

Fortpflanzung<br />

Ein Männchen lebt mit bis zu sieben Weibchen<br />

in seinem Harem. Je mehr Frauen der Pascha<br />

hat, desto größer sind nicht nur seine ehelichen<br />

Pflichten, sondern ist auch sein Revier.<br />

BÜScHElBarScHE<br />

Lat.: Cirrhitidae<br />

Englisch: Hawkfish<br />

10 Gattungen mit etwa 35 Arten<br />

Größe: Zwischen 10 und 30 cm<br />

Aussehen: Meist Barschähnlich<br />

Nahrung: Fische und Garnelen<br />

Lebensraum: Boden- und Riffbewohner<br />

Verbreitung: Die meisten Arten leben im Indopazifik<br />

Verwechslungsmöglichkeit: Barsche<br />

Den sommersprossigen Korallenwächter kennt<br />

jeder Taucher im Roten Meer.<br />

Die Fortpflanzung beginnt bei Beginn der<br />

Dämmerung. Das Männchen guckt dabei in<br />

seinem Harem, welche Weibchen denn paarungsbereit<br />

wären. Noch vor Einbruch der<br />

Dunkelheit wählt er die für ihn Hübscheste<br />

aus. Romeo stuppst dann seine Julia solange<br />

Titelbild von Karlheinz Grosch, Bilder: Divejunkie69, Karlheinz Grosch


41<br />

Biologie<br />

Jede Art hat ihre<br />

speziellen Vorlieben<br />

für den Lebensraum.<br />

Ein Forsters<br />

Büschelbarsch<br />

wartet auf<br />

seinem<br />

Ansitz auf<br />

Beute.<br />

Fotos von links oben Bilder: im Uhrzeigersinn: links oben: © Steffen Harald Schwenk, Mathä, links T. Schwarz, unten: © Dominik Jeannine_Andre, Voegtli, Jürgen Mitte: Amenda © Heiko


42<br />

Biologie<br />

mit der Schnauze an und kitzelt sie mit seinen<br />

Brustflossen, bis das Weibchen akut paarungswillig<br />

ist. Nach diesem höchst erfolgreichen<br />

Vorspiel erheben sich beide ins Freiwasser<br />

und am Höhepunkt ihres Tanzes der Liebe<br />

stoßen sie gleichzeitig Eier und Spermien ab.<br />

Das Weibchen zieht sich erschöpft, aber glücklich<br />

auf die nächste freie Koralle zurück. Und<br />

das Männchen? Sucht sich sein nächstes williges<br />

Weibchen.<br />

Aus den befruchteten Eiern entwickeln sich<br />

Larven, die mehrere Wochen mit den Strömungen<br />

treiben. Das erklärt die weite Verbreitung<br />

dieser Arten.<br />

Eine Hassliebe: Der Langnasenbüschelbarsch,<br />

kurz LaNaBüBa<br />

Beliebt ist er nur als gelungenes Foto, aber<br />

eigentlich hassen ihn alle Fotografen. Der nervöse<br />

kleine Fisch mit dem rot-weiß-karierten<br />

Muster eines Tischtuchs in einer Almhütte mag<br />

Taucher nicht. Ohne künstliches Licht ist der<br />

Mistfisch in seiner Gorgonie auch fast unsichtbar.<br />

Wird er angeleuchtet, fürchtet er sich und<br />

er löst sich in Luft, nein, in Wasser auf. Um<br />

Sekundenbruchteile später auf der anderen<br />

Seite der Koralle, wie auch immer, wieder zu<br />

erscheinen. Er scheint dieses Spiel mit Fotografen<br />

zu lieben. In 35 Metern Tiefe schielt er<br />

auf das Finimeter des Tauchers und wird umso<br />

toller, je näher der Druck gegen die 50-bar-<br />

Marke fällt. Hat man neben 40 unscharfen<br />

Bildern auch einige auf dem Chip, die mehr<br />

als nur die Schwanzflosse von dem Mistvieh<br />

zeigen, dann darf man wirklich stolz auf sich<br />

sein und den Tauchgang wenigstens aus fotografischer<br />

Sicht als gelungen betrachten.<br />

Der Langnasenbüschelbarsch AKA LaNaBüBa<br />

(Oxycirrhites typus) ist mit seiner eigenartigen<br />

Musterung in seiner Koralle perfekt getarnt.<br />

Im diesigen Umgebungslicht ist er fast<br />

unsichtbar. Der kleine Lauerjäger harrt bewegungslos<br />

in einem Korallenast und wartet<br />

geduldig. Kommt ein kleiner Fisch nahe genug,<br />

so schnellt der Jäger wie von einer Bogensehne<br />

abgeschossen auf seine Beute zu und<br />

schnappt sie.<br />

Ein Paar versteckter Monokel-Korallenwächter.<br />

Der Korallenwächter schlechthin:<br />

Forsters Büschelbarsch<br />

Im Gegensatz zum LaNaBüBa ist Paracirrhites<br />

forsteri viel weniger scheu, und er verarscht<br />

die Fotografen auch nicht. Der Fisch mit den<br />

Sommersprossen im Gesicht ist auch Namensgeber<br />

für die Korallenwächter. Aufmerksam<br />

sitzt er auf seiner Koralle und bewacht sein<br />

kleines Reich. Schwimmt ihm etwas Fressbares<br />

vor die Nase, dann schnellt er blitzschnell<br />

vor und schnappt danach. Längere Verfolgungsjagden<br />

der Beute mag er ebensowenig<br />

wie längeres Schwimmen. Ohne Schwimmblase<br />

ist es eben doch recht mühsam, will<br />

man mehr als nur herumhüpfen oder auf<br />

Korallen herumlungern.<br />

Zusammenfassung<br />

Zu Büschelbarschen darf man auch Korallenwächter<br />

sagen, den Fischen ist das egal. Von<br />

In roten Gorgonien ist<br />

er bestens getarnt.<br />

den etwa 35 Arten<br />

begegnet man im<br />

Roten M eer bei<br />

jedem Tauchgang<br />

einem Forsters<br />

Büschelbarsch, der<br />

auf seiner Koralle<br />

s i t z t u n d d i e s e<br />

„bewacht“. Er ist der<br />

klassische „Korallenwächter“.<br />

Ein anderer<br />

bekannter und<br />

beliebter Vertreter<br />

ist der Langnasenbüschelbarsch.Dieser<br />

versteckt sich in<br />

größeren Tiefen in<br />

seiner Koralle und<br />

ist ein beliebtes,<br />

aber schwieriges<br />

Fotomotiv. Die meisten anderen Arten der<br />

Büschelbarsche sind mehr oder weniger langweilig<br />

und sehen auch so aus. HM<br />

Bilder: Dieter Grage, blichb


43<br />

Medizin<br />

DiagnoStik unD therapie DeS pfo<br />

empfehlungen für Den tauchSport<br />

in der dezemberausgabe 2011 von diveinside hat tauchärztin und diveinside-autorin dr. anke<br />

Fabian die Frage diskutiert, was ein persistierendes foramen ovale, kurz PFo, eigentlich ist und<br />

woher es kommt. im Folgenden beschreibt sie die therapiemöglichkeiten und gibt Empfehlungen<br />

für den tauchsport.<br />

Eingangs ein kurzer Rückblick:<br />

PFO: patentes oder persistierendes foramen ovale<br />

patent/persistierend: fortbestehend<br />

foramen: Loch/Öffnung<br />

ovale: oval<br />

Ein persistierendes Foramen ovale ist demnach<br />

ein – aus der Embryonalzeit fortbestehendes<br />

– ovales Loch. Es ist im Herzen<br />

zwischen dem rechten und dem linken Vorhof<br />

lokalisiert. Bei etwa einem Viertel der<br />

Menschen (20–30 Prozent) erfolgt der Verschluss<br />

im ersten Lebensjahr nur unvollständig<br />

– etwa so wie bei einer angelehnten<br />

Tür: das PFO.<br />

Das PFO ist seit langem Objekt von vielen<br />

wissenschaftlichen Studien und wird – vorausgesetzt,<br />

es hat eine bestimmte Größe<br />

– mit Krankheitsbildern wie „paradoxe<br />

Embolie“, Migräne und Schlaganfall in Verbindung<br />

gebracht. Dies erklärt sich durch<br />

die stattfindenden kleinsten Mikroembolien.<br />

Oft ist ein PFO jedoch nur ein Zufallsbefund<br />

und stellt – wenn es klein ist – keinen allzu<br />

großen Risikofaktor dar. Die betroffenen<br />

Menschen haben an Land zumeist keine<br />

Beschwerden, sind sporttauglich und fühlen<br />

sich fit.<br />

Aber: Es gibt auch Ausnahmen, die diese<br />

Regel bestätigen. Diese findet man bei<br />

genauerem Hinsehen in kardiologischen<br />

und neurologischen Ambulanzen und in<br />

der Tauchersprechstunde oder Druckkammer<br />

nach sogenannten „unverdienten<br />

Dekompressionsunfällen“.<br />

Die tauchsportspezifischen physiologischen<br />

Vorgänge schaffen leider den idealen Nährboden,<br />

damit ein bis dato asymptomatisches<br />

PFO zu Krankheitszeichen führen<br />

kann. Oft handelt es sich hierbei um sogenannte<br />

„unverdiente“ Dekompressionserkrankungen,<br />

bei denen im Grunde keine<br />

gröberen Verstöße gegen die Dekompressionsregeln<br />

vorliegen und die aus diesem<br />

Grunde auch oft unerkannt bleiben und<br />

ergo nicht behandelt werden.<br />

Das bedeutet jedoch nicht, dass das Vorhandensein<br />

eines PFO die Ursache der Zwischenfälle<br />

ist, sondern eher, dass es ein<br />

potenzielles Risiko darstellt. Die Ursache<br />

sind immer Blasen!<br />

Was nun, wenn der Verdacht auf ein PFO<br />

im Raum steht oder wenn sich ein Taucher<br />

vorsorglich darauf untersuchen lassen<br />

möchte.<br />

„bin ich dicht?“<br />

dEr bubblE-tESt<br />

Der erste und einfachste Schritt ist ein sogenannter<br />

„Bubble-Test“.<br />

Dabei wird ein gut verträgliches und sicheres<br />

Ultraschall-Kontrastmittel (z.B. Echovist<br />

oder agitierte Kochsalzlösung), das winzige<br />

Gasbläschen („Bubbles“) enthält, in eine<br />

Armvene gespritzt, zumeist rechts. Das<br />

Ultraschall-Kontrastmittel fließt dann über<br />

die Venen in das rechte Herz. Ist die Trennwand<br />

zwischen dem rechten und dem linken<br />

Vorhof durch ein PFO – oder aber durch<br />

einen anderen Defekt – nicht ganz verschlossen,<br />

kann das Kontrastmittel aus dem<br />

venösen Kreislauf in das arterielle Gefäßsystem<br />

übertreten. Die Gasbläschen („Bubbles“)<br />

werden mittels Doppler-Sonographie<br />

registriert und sind an den großen Zacken<br />

und Ausschlägen im Dopplerbild zu erkennen.<br />

(Siehe Bild oben)<br />

Mit dieser Methode kann man also zunächst<br />

feststellen ob überhaupt ein „shunt“ besteht.<br />

Ist dem so, bezeichnet man den Bubble-Test<br />

als „positiv“.<br />

Positiv ist jedoch nicht gleich positiv! Es<br />

kommt darauf an, wie viele Bläschen übertreten<br />

und unter welchen Bedingungen.<br />

Wenn viele Bläschen in Ruhe „shunten“ geht<br />

man von einem anatomisch offenen PFO<br />

aus. In diesem Fall ist „die Tür nicht nur<br />

angelehnt“, sondern steht offen.<br />

Treten Bläschen nur nach Pressen<br />

durch das Valsalva-Manöver<br />

(forcierter Druckausgleich) über<br />

– geht man von einem sogenannten<br />

„funktionell offenen<br />

PFO“ aus – dann wäre die Türe<br />

tatsächlich nur angelehnt und<br />

öffnet sich lediglich unter<br />

Druck.<br />

Falsch positive oder negative<br />

Ergebnisse sind sehr selten – in<br />

der Regel hat der Bubble-Test<br />

eine hohe Aussagekraft und<br />

Zuverlässigkeit. Doch auch hier<br />

bestätigen Ausnahmen die<br />

Regel.<br />

„Schluck-Echo“<br />

Ist der Bubble-Test positiv, führt der Weg<br />

unweigerlich zum Kardiologen, denn jetzt<br />

sollte man den Befund mit einer bildgebenden<br />

Diagnostik genauer untersuchen<br />

und quantifizieren. Das gelingt mit einer<br />

sogenannten „transösophagealen Echokardiographie<br />

(engl.: transesophageal echocardiography,<br />

abgekürzt TEE). Damit kann<br />

man durch ein in die Speiseröhre (Ösophagus)<br />

eingeführtes Endoskop mit eingebautem<br />

Schallkopf insbesondere Erkrankungen<br />

der Vorhöfe diagnostizieren, da die Speiseröhre<br />

in unmittelbarer Nachbarschaft zum<br />

Herzen liegt. Deshalb nennt man diese<br />

Untersuchung auch landläufig ein „Schluck-<br />

Echo“. Das hört sich schlimmer an als es in<br />

der Praxis ist. Während der Untersuchung<br />

wird, wie beim Bubble-Test, ein Kontrastmittel<br />

appliziert und der Übertritt vom<br />

rechten in den linken Vorhof dargestellt.<br />

Die Passage von Echokontrast (sog. „Bubbles“)<br />

vom rechten in den linken Vorhof<br />

Bericht von Anke Fabian


Medizin<br />

innerhalb von drei bis sechs Herzzyklen ist<br />

dabei diagnostisch für ein PFO. Ein TEE stellt<br />

die Methode der Wahl dar und ermöglicht<br />

eine genaue Größenbestimmung des PFO<br />

und quantifiziert das Ausmaß des Shunts.<br />

(Abb. oben)<br />

Je nach Größe und Menge der übertretenden<br />

Blasen teilt man ein PFO in drei verschiedene<br />

Grade ein. Die Gradeinteilung<br />

– abhängig von Größe und Anzahl der übertretenden<br />

Blasen sowie dem Vorhandensein<br />

von Kofaktoren wie z.B. einem Vorhofseptumaneurysma<br />

(Aussackung der Vorhofscheidewand)<br />

– ist wichtig für das gesundheitliche<br />

Risiko an Land und die damit<br />

empfohlenen therapeutischen Maßnahmen<br />

– und für Taucher natürlich für die eine<br />

wichtige Frage: die zukünftige Tauchtauglichkeit.<br />

Da ein Zusammenhang zwischen der Shunt-<br />

Größe beim PFO und dem Risiko für eine<br />

Dekompressionserkrankung (aber auch für<br />

einen Schlaganfall) nachgewiesen wurde,<br />

spielt die Erfassung des Shunts für die weitere<br />

Therapie eine große Rolle: Bis zu 5<br />

„Bubbles“ in einem einzigen echokardiographischen<br />

Standbild gelten als kleiner, 6<br />

bis 25 „Bubbles“ als mittlerer und mehr als<br />

25 „Bubbles“ als großer Shunt. Eine Häufung<br />

von Schlaganfällen und Dekompressionserkrankungen<br />

wurde vor allem bei Shunts<br />

oberhalb von 20 „Bubbles“ festgestellt, und<br />

zwar traten diese zum Teil trotz gerinnungshemmender<br />

Medikation auf.<br />

thEraPiE – FragEn<br />

an dEn ExPErtEn<br />

Wir haben zur PFO-Therapie einen Mann<br />

gefragt, der der sich in „Herzensangelegenheiten“<br />

bestens auskennt: Prof. Dr. med.<br />

Markus Haass – Facharzt für Innere Medizin,<br />

Kardiologie, Angiologie und Internistische<br />

Intensivmedizin. Prof. Haass ist seit Juli 2002<br />

Chefarzt am Theresienkrankenhaus Mannheim<br />

und Lehrbeauftragter der Universität<br />

Heidelberg. In seiner speziellen PFO-Sprechstunde<br />

saß schon manch verzweifelter Taucher<br />

nach mehrfachen unverdienten<br />

Dekompressionserkrankungen und einer<br />

positiven PFO-Diagnostik mit der Frage<br />

nach einem Verschluss.<br />

<strong>DiveInside</strong>: Herr Prof. Haass, wann ist ein<br />

PFO therapiewürdig?<br />

Prof. Haass: Das hängt von der Größe und<br />

dem damit verbundenen Embolie-Risiko<br />

ab. Kleine, nur funktionell offene PFOs, bei<br />

denen nur nach starker Druckerhöhung<br />

durch Pressen Blasen übertreten, bedürfen<br />

keiner oder nur einer konservativen medikamentösen<br />

Therapie. Bei größeren Defekten<br />

schätzt man durch weitere Untersuchungen<br />

das bestehende Embolierisiko ein.<br />

Abhängig vom Ausmaß des Shunts, beste-<br />

Der Pfeil zeigt den offenen Kanal eines PFOs<br />

zwischen dem rechten Herzvorhof (RA = right<br />

atrium) und dem linken Herzvorhof (LA = left<br />

atrium). Die „Tür ist hier mehr als nur angelehnt“<br />

– sie steht sogar etwas offen. Der weiße Fleck im<br />

rechten Vorhof und die Bezeichnung SVC (suprior<br />

vena cava) bezieht sich auf die obere Hohlvene,<br />

die dort in den rechten Vorhof eintritt. Der<br />

Vergleich der weißen Punkte (Bubbles) zwischen<br />

dem linken und dem rechten Bild zeigt deutlich<br />

den Übertritt von Bubbles. Der linke Vorhof ist<br />

nach Kontrastmittelgabe sozusagen voller weißer<br />

Punkte.<br />

henden gesundheitlichen Symptomen (Migräne<br />

mit Aura, Embolien, Schlaganfälle),<br />

einem begleitenden Vorhofseptumaneurysma<br />

oder bereits kleiner, im Kernspin<br />

sichtbarer Infarktherde des Gehirns muss<br />

der Defekt verschlossen werden.<br />

DI: Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei<br />

einem PFO?<br />

PH: Je nach Resultat der Untersuchungen<br />

besteht die Möglichkeit, entweder gerinnungshemmende<br />

Medikamente einzunehmen,<br />

wie z.B. Marcumar, oder aber den<br />

Defekt zu verschließen. Beim Taucher führt<br />

die Gerinnungshemmung natürlich nicht<br />

zum gewünschten Effekt, da es sich hierbei<br />

nicht um Mikrothromben, sondern um Gasembolien<br />

durch Stickstoffbläschen handelt.<br />

DI: Wie wird ein solcher Verschluss vorgenommen?<br />

PH: Normalerweise wird ein kathetergeführter<br />

Schirmverschluss durchgeführt.<br />

Dabei wird ein Führungskatheter unter örtlicher<br />

Betäubung und Röntgenkontrolle<br />

meist von der Leistenvene in das Herz und<br />

durch das PFO vorgeschoben. Die Defektgröße<br />

wird durch einen Ballonkatheter<br />

abgemessen und im Anschluss das passende<br />

Schirm-Implantat gewählt. Der Katheter<br />

wird mit dem Schirmchen armiert, in<br />

den linken Vorhof vorgeschoben und auf-<br />

44 Quelle Abbildungen 1 und 2: Spencer Vascular, Swedish Hospital / Cherry Hill Campus, Jefferson Medical Tower<br />

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45<br />

Medizin<br />

geklappt. Im Anschluss wird der Katheter<br />

ein Stückchen zurückgezogen und das<br />

Gegenstück im rechten Vorhof freigegeben,<br />

sodass der Defekt nun „druckknopfartig“<br />

von beiden Seiten verschlossen ist. (Siehe<br />

Abb. oben) Der wesentliche Vorteil besteht<br />

in einem gesicherten Septumverschluss<br />

und der Vermeidung einer Langzeittherapie<br />

mit Antikoagulanzien (Tabletten zur Gerinnungshemmung,<br />

Anm. d. Red.).<br />

DI: Wie sicher führt solch ein Schirm-Implantat<br />

zum vollständigen Verschluss des PFO, wie<br />

hoch ist also die Erfolgsquote?<br />

PH: Vier bis acht Wochen nach dem Verschluss<br />

wird ein Kontroll-TEE durchgeführt.<br />

Dabei zeigt sich eine Verschlussquote von<br />

90 Prozent. Besteht noch ein Rest-Shunt,<br />

wird nach sechs Monaten nochmals nachkontrolliert.<br />

Dabei findet sich eine Verschlussrate<br />

von 95 Prozent. Die Erfolgsaussichten<br />

eines vollständigen Verschlusses<br />

sind also sehr hoch. (siehe Abb. unten)<br />

DI: In der Literatur wird eine Komplikationsrate<br />

zwischen 0 und 10 Prozent angegeben.<br />

Was für mögliche Komplikationen gibt es?<br />

PH: Jeder noch so sorgsam durchgeführte<br />

Eingriff kann zu Komplikationen führen.<br />

Eine der gefürchtetsten Komplikationen ist<br />

eine Luftembolie, welche beim Einbringen<br />

des Katheters in der Leiste entstehen kann.<br />

Theoretisch kann es auch zur Verschleppung<br />

von Thromben mit Schlaganfall und Lungenembolie<br />

kommen. Des Weiteren sind<br />

Verletzungen des Herzens oder von Gefäßen,<br />

Nachblutungen an der Punktionsstelle,<br />

Hämatome, Infektionen, Fehlplatzierung<br />

oder spätere Wanderung des Schirmchens<br />

oder Herzrhythmusstörungen möglich.<br />

DI: Wie sieht die Nachbehandlung aus? Sind<br />

nach dem Eingriff eine medikamentöse<br />

Thrombose-Prophylaxe oder andere Maßnahmen<br />

notwendig?<br />

PH: Wir behalten unsere Patienten zwei bis<br />

drei Tage zur Beobachtung stationär bei<br />

uns. Vorsorglich wird in dieser Zeit eine<br />

intravenöse Antibiose durchgeführt. Im<br />

Anschluss verordnen wir eine gerinnungshemmende<br />

Medikation (Clopidogrel für<br />

acht Wochen und Aspirin 100mg für sechs<br />

Monate) und eine Endokarditis-Prophylaxe<br />

(Antibiotika vor allem bei zahnärztlichen<br />

Eingriffen zur Vermeidung von Entzündungen<br />

im Bereich der Herzklappen und des<br />

Schirmchens). Im Falle eines Rest-Shunts<br />

sollte letzteres lebenslänglich durchgeführt<br />

werden. Wie bereits erwähnt, wird nach vier<br />

bis acht Wochen ein Kontroll-TEE durchgeführt,<br />

welches im Falle eines Rest-Shunts<br />

nach sechs Monaten nochmals wiederholt<br />

wird. Darüber hinaus wird ein Ruhe- und<br />

ein Belastungs-EKG durchgeführt.<br />

DI: Prof. Haass – wann dürfen Taucher nach<br />

einem Verschluss wieder ins Wasser?<br />

PH: Bei komplikationslosem Verlauf, nachweislich<br />

vollständigem Verschluss und guter<br />

Belastbarkeit könnte man einen Taucher<br />

eigentlich nach drei Monaten wieder seinen<br />

Sport ausüben lassen – sechs Monate sind<br />

jedoch sicherer. Das Schirmchen wird im<br />

Laufe der Zeit endothelialisiert – das heißt,<br />

es heilt vollständig ein und wird sozusagen<br />

ins Herz integriert. Je ungestörter und vollständiger<br />

dieser Prozess ablaufen kann,<br />

desto besser.<br />

DI: In der Literatur wird beschrieben, dass ein<br />

PFO bei 20 bis 30 Prozent der Erwachsenen<br />

vorkommt. Bei Kindern wird die Häufigkeit<br />

jedoch mit bis zu 40 Prozent angegeben. Das<br />

lässt auf einen möglichen Spätverschluss<br />

schließen. Kindertauchen wird immer beliebter.<br />

Zu welchem Zeitpunkt könnte man demnach<br />

Kinder am sinnvollsten testen lassen?<br />

PH: Diese Antwort muss ich Ihnen erst einmal<br />

schuldig bleiben. Wir rufen dafür am<br />

besten jemanden an, der täglich Kinderher-<br />

Dr. Anke Fabian im Gespräch mit Prof. Dr. med.<br />

Markus Haass.<br />

zen operiert: Dr. med. Christian Sebening,<br />

Leiter der Sektion Kinderherzchirurgie an<br />

der Universitätsklinik Heidelberg [Prof. Haass<br />

greift zum Telefon und stellt seinem Heidelberger<br />

Kollegen unsere Frage. Dr. Sebenings<br />

Antwort darauf: „Spätverschlüsse nach<br />

Abschluss des ersten Lebensjahres sehe ich<br />

eigentlich nicht. Was nach einem Jahr nicht<br />

zu ist, bleibt offen. Das impliziert, dass die<br />

PFO-Rate bei Kindern nach dem ersten<br />

Lebensjahr, Jugendlichen und Erwachsenen<br />

gleich sein müsste.]<br />

DI: Meistens haben die betroffenen Taucher<br />

bereits viele (zum Teil Hunderte) Tauchgänge<br />

ungestört absolviert, bevor eine erste „PFObedingte<br />

Dekompressionserkrankung“ auftritt.<br />

Kann sich ein PFO im Laufe des Lebens vergrößern?<br />

PH: Nein. Zwar kann sich das Herz durch<br />

eine Herzinsuffizienz vergrößern und „aus-<br />

Dasselbe Herz nach Verschluss mit einem<br />

Schirm-Implantat, welches man deutlich an<br />

der Verdickung des Vorhofseptums erkennen<br />

kann. Der Pfeil zeigt auf die rechte Seite des<br />

Schirmchens. Im rechten unteren Bild sieht<br />

man deutlich viele weiße Punkte (Bubbles) im<br />

rechten Herzvorhof (RA), die durch den<br />

Verschluss jedoch NICHT shunten können.<br />

Deshalb ist der linke Vorhof (LA) schwarz.<br />

Dieser Verschluss war zu 100 Prozent<br />

erfolgreich.


46<br />

Medizin<br />

latschen“ – das betrifft jedoch nicht das<br />

Vorhofseptum. Eine Größenzunahme eines<br />

PFO ist nicht zu erwarten.<br />

DI: Sollte man den „Bubble Test“ in eine Routine-Tauchtauglichkeitsuntersuchungintegrieren?<br />

PH: Meiner Ansicht nach wäre das eine<br />

sinnvolle präventive Maßnahme.<br />

DI: Bei einem Taucher mit großem PFO erhöht<br />

sich das Risiko, eine Dekompressionserkrankung<br />

zu erleiden, um das 2,5-Fache. Würden<br />

Sie zu einem PFO-Verschluss raten?<br />

PH: Bei einem kleinen PFO Grad I gibt es<br />

ein klares Nein. Keinesfalls ausschließlich<br />

um Tauchen als Freizeitsport zu ermöglichen,<br />

wenn keine anderen gesundheitlichen<br />

Indikationen vorliegen. Bei einem II- bis<br />

III-gradigen PFO stellt sich die Situation<br />

anders dar, da dies womöglich andere<br />

Gesundheitsrisiken mit sich bringt. Prinzipiell<br />

ist es immer eine Einzelfallentscheidung.<br />

DI: Prof. Haass, gibt es etwas, das Sie Tauchern<br />

mit Okklusionswunsch mitgeben möchten?<br />

PH: Gerne: Habt großen Respekt vor einem<br />

Schirmchen. Es ist ein Fremdkörper im Her-<br />

zen. Es ist schneller implantiert als wieder<br />

entfernt. Es kann zwar durch einen Katheter<br />

minimalinvasiv eingebracht werden, aber<br />

es bedarf einer offenen Herzoperation, um<br />

es wieder zu entfernen.<br />

Zwei offene Fragen<br />

Nach diesem äußerst aufschlussreichen<br />

Interview, in dem die allermeisten Punkte<br />

ausführlich beleuchtet wurden, bleiben<br />

dennoch zwei Fragen offen:<br />

• Wie ist die genaue Datenlage bei Kindern?<br />

Was empfehlen wir tauchenden Kindern?<br />

• Warum treten unverdiente Dekompressionserkrankungen<br />

oft erst spät in der Taucherkarriere<br />

auf?<br />

Das Schirmchen im Röntgenbild.<br />

Der Eingriff ist<br />

einfach – trotzdem<br />

gilt es sich intensiv<br />

beraten zu lassen:<br />

Das Schirmchen<br />

kann durch einen<br />

Katheter minimalinvasiv<br />

eingebracht<br />

werden, es bedarf<br />

aber einer offenen<br />

Herzoperation, um<br />

es wieder zu<br />

entfernen.<br />

Tauchmedizinisch betrachtet ist ein Taucher<br />

mit erfolgreich verschlossenem PFO uneingeschränkt<br />

tauchtauglich. Bei Tauchwunsch<br />

mit unverschlossenem PFO können sich<br />

Taucher an den Leitlinien der Schweizer<br />

Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin<br />

orientieren und – unter bestimmten<br />

Umständen – im „Low-Bubble-Profil“ weiter<br />

tauchen. Nachzulesen und als PDF-Flyer im<br />

Download-Bereich verfügbar sind diese<br />

Leitlinien im Portal der SUHMS (Siehe<br />

Abbildung rechts).<br />

Bei bekanntem offenem PFO sollte die<br />

Tauchtauglichkeitsuntersuchung zwingend<br />

von einem erfahrenen Tauchmediziner<br />

durchgeführt werden, der sich mit den<br />

Besonderheiten des „Low-Bubble-Diving“<br />

auskennt. aF


Augenblicke<br />

Wer regelmäßig diese Rubrik liest, der weiß: Ich habe ein Problem mit<br />

Diveguides! Nicht mit allen, aber doch mit der großen Mehrheit von ihnen.<br />

Und manche dieser Neoprenhansel tun auch alles, um jedes Vorurteil<br />

immer wieder aufs Neue zu bestätigen.<br />

Wer meint, dass „Reality-Soaps“ auf RTL2 die<br />

Untergrenze dessen darstellen, was man<br />

einem Publikum an Grenzdebilität noch<br />

zumuten kann, hat wahrscheinlich noch nie<br />

an einem Briefing auf einem x-beliebigen<br />

Safarischiff in Ägypten teilgenommen. Da<br />

sitzen bis zu 20 Menschen, die allesamt älter<br />

als sechs Jahre und augenscheinlich auch<br />

nicht schwachsinnig sind, im Kreis vor einem<br />

meist grausam tätowierten Kerlchen, der in<br />

Babysprache die Vorzüge des hiesigen Tauchplatz<br />

erklärt – unterstützt durch seltsame<br />

Handzeichen, ganz so, als ob eine rein verbale<br />

Kommunikation den Taucher an sich<br />

schon überfordern könnte. „Hier gibt es<br />

Barrakudas, Schildkröten und wenn wir ganz,<br />

ganz viel Glück haben, können wir auch<br />

einen Manta sehen!“ Dabei klopft er sich<br />

anfangs mit der Handkante auf den Arm,<br />

verschränkt anschließend die Finger ineinander<br />

und wedelt zum Abschluss mit den<br />

Armen, als wollte er das Sonnendeck im Flug<br />

verlassen – und ich blicke mich ratlos nach<br />

den Pflegern um, die sicher gleich kommen<br />

werden, um den augenscheinlich nicht ganz<br />

Zurechnungsfähigen wieder abzuführen.<br />

So sicher wie das Amen in der Kirche kommt<br />

im weiteren Verlauf auch irgendwann ein<br />

Satz, der in etwa Folgendes beinhaltet: „Wir<br />

tauchen sicher, das heißt, nicht tiefer als 30<br />

Meter!“ Und diese Gleichung (bis 30 Meter<br />

= sicher, über 30 Meter = tödlich) ist sein in<br />

Stein gemeißeltes Mantra, unumstößlich und<br />

allgemeingültig. Ob 30, 300 oder 3.000 Tauchgänge,<br />

da gibt es keine Ausnahme, das gilt<br />

DiveguiDeS<br />

immer und überall und für jeden. Punkt.<br />

Einen Kontext herzustellen zwischen örtlichen<br />

Bedingungen und individueller Erfahrung<br />

würde schließlich auch einen IQ voraussetzen,<br />

den man wahrscheinlich nicht<br />

hat, wenn man tagein, tagaus mit wedelnden<br />

Armen einen Manta darstellen muss.<br />

Nun kann man das Ganze als reines Entertainment<br />

betrachten, welches durch das<br />

linke Ohr rein und durch das rechte wieder<br />

hinaus geht. Was – zugegeben – die meisten<br />

erfahrenen Taucher auch so machen. Blöd<br />

ist nur, dass viele Novizen alle Aussagen des<br />

Guides für bare Münze nehmen und dann<br />

vollkommen verständnislos reagieren, wenn<br />

Menschen, die diesem schönen Hobby schon<br />

länger verbunden sind, nicht auf den mit<br />

den Armen wedelnden Supermann, sondern<br />

auf ihren eigenen Verstand hören. „Der Guide<br />

hat aber gesagt, dass …“<br />

Die Unerfahrenen unter den Tauchern laufen<br />

dazu auch noch immer in etwas, was ich „die<br />

Vertrauensfalle“ nenne. Sie glauben, dass<br />

der Guide (wobei: Hier sind Tauchbasenbesitzer<br />

und manche Reiseveranstalter auch<br />

nicht besser!) ihnen auf Fragen nach dem<br />

maritimen Leben des jeweiligen Ortes eine<br />

ehrliche Antwort gibt: Das ist, gelinde gesagt,<br />

reichlich naiv. Ich habe jetzt rund 1.800<br />

Tauchgänge, bin gut in der Welt herumgekommen<br />

und wenn mich jemand fragt, wo<br />

ich am liebsten tauche, dann kann es darauf<br />

nur eine Antwort geben: „Scheißegal wo –<br />

Hauptsache, ich war in der letzten Gruppe.“<br />

Denn egal, was man auf der eigenen Tour<br />

auch alles nicht gesehen hat: Die letzte<br />

Gruppe hatte es! Sie waren auf einer Safari,<br />

auf der es trotz Ankündigung keine Haie<br />

gab? „Da habt ihr jetzt aber echt Pech gehabt!<br />

Die letzte Gruppe hatte noch Hammerhaie,<br />

Fuchshaie, Seidenhaie …“ Waren mal wieder<br />

keine Mantas am Manta-Point? „Dumm gelaufen<br />

heute! Die letzte Gruppe hatte noch …“<br />

Sicher, die Natur ist kein Zoo und Begegnungen<br />

sind nicht immer planbar, aber eines ist<br />

klar: Die letzte Gruppe ist in 90 Prozent aller<br />

Fälle die, die alles „hatte“, was man selber<br />

gerade verpasst hat.<br />

hätSchElt EurE liEblingE!<br />

Sind wirklich alle Diveguides so? Nein – die<br />

Mehrheit ist einfach nur durchschnittlich,<br />

wobei „durchschnittlich“ jetzt nichts Schlimmes<br />

ist: Es gibt auch nur wenige überragende<br />

Bankangestellte oder Schuhverkäufer; so ist<br />

das halt, deshalb heißt es ja auch „Durchschnitt“.<br />

Doch unter all den Schlechten und<br />

Mittelmäßigen findet man auch immer wieder<br />

wahre Perlen, die gar nicht mal so schwer<br />

zu erkennen sind. Aber was macht ihn aus,<br />

den guten Guide?<br />

Der gute Guide weiß, wovon er spricht. Er<br />

ist erfahren. Er macht beim Briefing wenig<br />

blabla, erspart sich peinliche Pantomimen<br />

und gibt dafür konkrete Infos, bei denen<br />

man merkt, wie gut er das Gebiet kennt. Er<br />

verspricht wenig, hält dies aber. Er setzt Grenzen<br />

individuell, ohne die physikalischen<br />

außer Acht zu lassen. Er weiß, wie man mit<br />

einem Kompressor umgeht und am Jacket<br />

einen Inflator wechselt. Er sieht sich nicht<br />

als Kindermädchen für minderbemittelte<br />

Tauchgruppen, sondern als kompetenten<br />

Ansprechpartner, der durch seine Ortskenntnisse<br />

den Gästen zu erlebnisreicheren Tauch-<br />

gängen verhilft. Kurzum: Er verdient es von<br />

denen, die mit ihm unterwegs sind, gehätschelt<br />

zu werden!<br />

Gute Diveguides werden meist auch nicht<br />

besser bezahlt als die Flachpfeifen unter<br />

ihren Kollegen. Leider. Aber so wie der<br />

Applaus das Brot des Künstlers ist, ist das<br />

Trinkgeld der Applaus der Taucher. Oder ein<br />

ehrlich vorgebrachtes „Danke!“, in dem man<br />

zum Ausdruck bringt, dass man seine Kompetenz<br />

und seinen Einsatz zu schätzen weiß.<br />

Trinkgeld und Anerkennung tragen dann<br />

gemeinsam dazu bei, dass er seine Motivation<br />

auch bei zukünftigen Gästen beibehält<br />

– und das kommt irgendwann uns allen<br />

zugute. Also: Wann haben Sie das letzte Mal<br />

„Danke“ gesagt?<br />

47 Bericht von Linus Geschke


48<br />

Vorschau Die nächste <strong>DiveInside</strong> erscheint am 16.4.2012<br />

IN DER NÄCHSTEN AUSGABE Reise:<br />

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