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Examensarbeit zum Thema Migration - Dialog SoWi

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Wandern ohne anzukommen?<br />

Der Problemzusammenhang von <strong>Migration</strong> und<br />

Integration in Vergangenheit und Gegenwart als Beispiel<br />

für die inhaltliche und methodisch-didaktische<br />

Ausgestaltung eines gymnasialen Oberstufenprofils<br />

Sozialwissenschaften/Geschichte<br />

(Konzeptarbeit)<br />

SCHRIFTLICHE HAUSARBEIT<br />

im Rahmen des<br />

ZWEITEN STAATSEXAMENS<br />

für das<br />

Lehramt an Schulen der Sekundarstufe II/I<br />

in den Fächern<br />

SOZIALWISSENSCHAFTEN UND GESCHICHTE<br />

am<br />

STUDIENSEMINAR RECKLINGHAUSEN<br />

vorgelegt von<br />

GÜNTER HINKEN<br />

aus Lingen (Ems)<br />

Juni 2003<br />

Fach: SOZIALWISSENSCHAFTEN<br />

Erstkorrektur: StD’ Christel Schrieverhoff


INHALTSVERZEICHNIS<br />

1 EINLEITUNG 3<br />

2 DIE PROFILBILDUNG IN DER GYMNASIALEN OBERSTUFE 6<br />

2.1 Curriculare Aspekte und Ziele der Profilbildung 6<br />

2.2 Administrative Vorkehrungen für die Einrichtung eines Profil- 11<br />

angebots an einer Schule 11<br />

3 DAS PROFIL SOZIALWISSENSCHAFTEN/GESCHICHTE ALS<br />

FÄCHERKOMBINATION INNERHALB EINES AUFGABENFELDES 13<br />

3.1 Richtlinien für Sozialwissenschaften 13<br />

3.2 Richtlinien für Geschichte 15<br />

3.3 Curriculare Konvergenzen, Wechselwirkungsmöglichkeiten und Grenzen einer<br />

Fächerkombination Sozialwissenschaften/Geschichte 19<br />

4 ZUM ZUSAMMENHANG VON MIGRATION UND INTEGRATION IN<br />

DER FACHWISSENSCHAFTLICHEN UND FACHDIDAKTISCHEN<br />

FORSCHUNG 24<br />

4.1 Fachwissenschaftliche Ansätze 24<br />

4.2 <strong>Migration</strong> und Integration als Unterrichtsgegenstand im Lichte fach- 27<br />

didaktischer Positionen 27<br />

5 ENTWICKLUNG EINER PROFILREIHE FÜR EINEN<br />

LEISTUNGSKURS SOZIALWISSENSCHAFTEN (5 STÜNDIG) UND EINEN<br />

GRUNDKURS GESCHICHTE (3 STÜNDIG) DURCH EINE<br />

KOMPLEMENTÄRE UNTERRICHTSREIHE ZUM<br />

PROBLEMZUSAMMENHANG VON MIGRATION UND INTEGRATION 30<br />

5.1 Profilorganisatorische Überlegungen 30<br />

5.2 Unterrichtsreihe zu „<strong>Migration</strong> und Integration“ im Profil<br />

Sozialwissenschaften/Geschichte 31<br />

6 SCHLUSSBETRACHTUNG 34<br />

7 QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS 36<br />

Anhang


1 Einleitung<br />

»Es ist ein wesentliches Ziel der neuen Ausbildungs- und Prüfungsordnung<br />

für die gymnasiale Oberstufe, individuelle Schwerpunktbildung und eine<br />

tragfähige allgemeine Bildung in verlässlichen und strukturierten<br />

Bildungsgangsangeboten miteinander zu verbinden. Ab dem Schuljahr<br />

2003/04 sind deshalb die Schulen aufgefordert, ihre Bildungsziele auch<br />

fachlich zu konkretisieren: Profile, die vorstrukturiert sind, sollen in Zukunft<br />

die Schwerpunkte der Bildungsarbeit einer Schule verdeutlichen und<br />

Schülerinnen und Schülern ein vertieftes wissenschaftspropädeutisches<br />

Arbeiten in diesen Schwerpunkten ermöglichen.« 1<br />

»<strong>Migration</strong> ist ein Konstituens der Conditio humana wie Geburt,<br />

Vermehrung, Krankheit und Tod. Die Geschichte der Wanderungen ist so alt<br />

wie die Menschheitsgeschichte; denn der Homo sapiens hat sich als Homo<br />

migrans über die Welt ausgebreitet.« 2<br />

»Aktuelle Interessen führen [...] zu Fragen an die Geschichte der<br />

Wanderungen in, aus und nach Europa; denn aktuelle <strong>Migration</strong>sprozesse<br />

kann besser beurteilen, wer abgeschlossene – mithin historische – überblickt<br />

und die Entwicklungslinien kennt, an deren Ende die Probleme der<br />

Gegenwart stehen.« 3<br />

Ab dem Schuljahr 2003/04 sollen möglichst viele Gymnasien und Gesamtschulen in<br />

Nordrhein-Westfalen im Rahmen ihres Schulprogramms fachliche Profile für ihre<br />

gymnasialen Oberstufen festlegen. Diese Aufforderung, ein Profilangebot zu konzipieren,<br />

reiht sich konsequent in die seit Jahren zu erkennenden Bemühungen, »Profile« in<br />

verschiedenen Bildungszusammenhängen zu etablieren. Dies reicht vom »Schulprofil« über<br />

»Profilklassen« bis zur jetzt propagierten »Profilbildung der gymnasialen Oberstufe«.<br />

(Gutheil 2001: 29). Ist bei all diesen Profilversuchen das bildungspolitische Bemühen zu<br />

erkennen, Bildungsinstitutionen und -inhalten einen allokativen Marktwert zuzuordnen,<br />

müssen sich diese Spezialisierungsversuche allgemeiner Schulbildung auch einem<br />

1 Behler, Gabriele, Ministerin a.D. (2002): Vorwort. In: Ministerium für Schule, Wissenschaft und<br />

Forschung des Landes NRW (Hrsg.) (2002): Profilbildung in der gymnasialen Oberstufe. Eine<br />

Handreichung, Frechen, S. 4.<br />

2 Bade, Klaus J., (2002): Historische <strong>Migration</strong>sforschung. In: Bade, Klaus J. (Hrsg.), <strong>Migration</strong> in der<br />

europäischen Geschichte seit dem späten Mittelalter. Vorträge auf dem Deutschen Historikertag in<br />

Halle a.d. Saale, 11. September 2002. Osnabrück, S. 21-44, S. 21.<br />

3 Bade, Klaus J. (2000): Europa in Bewegung. <strong>Migration</strong> vom späten 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart.<br />

München, S. 11.


1 Einleitung 4<br />

bildungsinhaltlichen Legitimationserfordernis stellen. In diesem Zusammenhang sollen die ab<br />

dem nächsten Schuljahr eingerichteten profilierten Bildungsgänge eine<br />

Schwerpunktverlagerung der Lernorganisation in der gymnasialen Oberstufe bewirken:<br />

weniger individuell kombinierbare Einzelfächer und mehr stärker vorstrukturierte<br />

Bildungsgangsangebote, was durch Beschluss der Kultusministerkonferenz auch<br />

deutschlandweite Relevanz hat (Müller-Frerich 2003: 1).<br />

Bei der Auswahl der Profilfächer tendiert das Ministerium für Schule, Jugend und<br />

Kinder stark zu Fächern, die ein großes Gewicht bei der Pflichtbelegung von<br />

Oberstufenkursen haben 4 . Ist dies aus nachfrageorientierten Gründen auf den ersten Blick<br />

zunächst einmal konsequent, zeigen Praxisbeispiele sehr überzeugend, dass sich<br />

Profilkombinationen mit stark gesellschaftswissenschaftlichem Schwerpunkt ihre Nachfrage<br />

bei den Schülerinnen und Schülern 5 durchaus schaffen können (vgl. Heindrihoff u.a. 2000).<br />

Es darf in diesem Zusammenhang vermutet werden, dass in der Wahrnehmung der SuS die<br />

Themenstellungen in gesellschaftswissenschaftlichen Fächern ihr Leben direkter als die<br />

Unterrichtsinhalte vieler anderer Fächer betreffen und die Gesellschaftswissenschaften somit<br />

einen Aktualitäts- und Problematisierungsvorteil gegenüber anderen fachlichen Blickwinkeln<br />

haben.<br />

Diese Wirkung kann auch bei dem hier didaktisch bearbeiteten <strong>Thema</strong> <strong>Migration</strong><br />

und Integration erwartet werden. Im Zuge aktueller Einwanderungs- und<br />

Integrationsdebatten ist den meisten SuS die gesellschaftliche Relevanz dieses <strong>Thema</strong>s<br />

durchaus bekannt. Aber sie nehmen auch verstärkt wahr, dass in einer globalisierten und<br />

entgrenzten Welt jeder von irgendeiner Form von <strong>Migration</strong> betroffen wird und dass im<br />

Zuge des Sozialen Wandels auch die Frage der eigenen Integration in das gesellschaftliche<br />

System sehr lebensnah ist, so dass die Erlangung einer diesbezüglichen Handlungs- und<br />

Lösungskompetenz durchaus <strong>zum</strong> individuellen und allgemeinen Bildungsanspruch beiträgt,<br />

wie es auch in den Zielen der Profilbildung gefordert wird. In diesem Zusammenhang kann<br />

eine Profilkombination Sozialwissenschaften/Geschichte den Bildungsauftrag am besten<br />

erfüllen, da durch die synergetische Zusammenarbeit der beiden Fächer weitere<br />

Entwicklungslinien im Themenbereich <strong>Migration</strong> und Integration besser antizipierbar sind,<br />

4 Vgl. dazu die Beispiele für Profilbildungen in der Handreichung zur Profilbildung, a.a.O., S. 45-155.


1 Einleitung 5<br />

wie das obige Zitat Bades herausstellt. Im Sinne der Profilbildungsziele lassen sich am<br />

<strong>Thema</strong> ›<strong>Migration</strong> und Integration‹ exemplarisch sehr viele Verbesserungen in der<br />

Unterrichts- und Schulentwicklung verdeutlichen: von der Wissenschaftspropädeutik zur<br />

Interdisziplinarität, von vertiefter, mithin auch theoretischer Grundlagenarbeit zu<br />

anwendungsbezogenem Lernen in Projekten. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer<br />

Verknüpfungspunkte und Integrationsanlässe, deren curricularer, inhaltlicher und<br />

methodischer Freilegung das Ziel dieser Arbeit ist. Daher stehen in Bezug auf die<br />

Lehrerfunktionen die Aspekte des „Innovierens“ und „Organisierens“ eines Profilangebots<br />

Sozialwissenschaften/Geschichte auch im Mittelpunkt der Untersuchung. Aber da es<br />

ebenso um die Konzeption und Planung einer Unterrichtsreihe mit praktischer Relevanz<br />

geht, kommt auch der Aspekt des „Unterrichtens“ <strong>zum</strong> Tragen.<br />

Die Arbeit ist in zwei Hauptteile gegliedert: Im ersten Teil geht es um die<br />

curricularen Bedingungen eines Profils Sozialwissenschaften/Geschichte, wobei die<br />

programmatischen Inhalte der Profilbildung und die jeweiligen Lehrpläne der beiden<br />

anvisierten Profilfächer mit ihren Wechselwirkungsmöglichkeiten untersucht werden. Im<br />

zweiten Hauptteil wird der Gegenstand <strong>Migration</strong> und Integration auf seine didaktische<br />

Tauglichkeit im Sinne eines thematischen Profilangebots überprüft und anschließend eine<br />

entsprechende Unterrichtsreihe konzipiert. Zum Schluss wird dieses Konzept evaluiert.<br />

5 Nachfolgend mit SuS abgekürzt.


TEIL A: CURRICULARE BEDINGUNGEN EINES PROFILS<br />

SOZIALWISSENSCHAFTEN/GESCHICHTE<br />

2 Die Profilbildung in der gymnasialen Oberstufe<br />

Die mit der Neufassung der Ausbildungs- und Prüfungsordnung für die gymnasiale<br />

Oberstufe 6 seit dem 01.08.2001 für alle Schulen mit gymnasialer Oberstufe verbindliche<br />

Neujustierung des Oberstufenunterrichts wurde hinsichtlich ihrer Obligatorik im Februar<br />

2003 zurückgenommen. In einem Brief (!) informierte die zuständige Ministerin alle<br />

Leiterinnen und Leiter der Gymnasien und Gesamtschulen in Nordrhein-Westfalen über<br />

Probleme in der organisatorischen Realisierung der Profile und in der Akzeptanz der<br />

Angebotsmöglichkeiten einzelner Schulen und kommt – fast beiläufig – zu dem Schluss,<br />

dass die Profilbildung deshalb „nicht verpflichtend“ festgeschrieben, sondern als „Option“<br />

nachdrücklich empfohlen werde (Brief der Ministerin vom 25.2.2003: 2) 7 . Dieses<br />

Aufweichen der ministeriellen Vorgabe eröffnet dem Ziel der Profilbildung, das darin<br />

besteht, zu einem neuen Selbstverständnis von Inhaltsvermittlung in der gymnasialen<br />

Oberstufe zu kommen, eine ganz neue Perspektive. Nun steht nicht mehr die<br />

Dienstvorschrift im Mittelpunkt, in der Oberstufe Profile anbieten zu müssen, sondern die<br />

Option, mit Hilfe des Konzepts Oberstufenprofil ein auch auf die jeweilige Schule<br />

ausgerichtetes sinnvolles inhaltsorganisatorisches Bildungsangebot einrichten zu können -<br />

Freiwilligkeit ist für die Prozesssteuerung ein zentrales Kriterium (Horster/Rolff 2001: 61).<br />

2.1 Curriculare Aspekte und Ziele der Profilbildung<br />

Die Profilbildung in der gymnasialen Oberstufe muss nach den Vorstellungen des<br />

Kultusministeriums in eine Schul- und Lernstruktur eingebettet werden, die sich auf zwei<br />

Ebenen vollzieht: 1. auf einer curricularen Ebene 8 und 2. auf der Ebene der konkreten<br />

6 Nachfolgend als APO-GOSt bezeichnet.<br />

7 Der Brief ist im Anhang als A 1 aufgeführt. Am Ende des Anschreibens verweist die Ministerin auf<br />

eine entsprechende Öffnung der Rechtsvorschriften (hier die APO-GOSt), die aber bislang noch auf<br />

sich warten lässt.<br />

8 Vgl. dazu Teil I der Handreichung zur Profilbildung, Kapitel 1 und 2.


2 Die Profilbildung in der gymnasialen Oberstufe 7<br />

administrativen Vorkehrungen für die Einrichtung von Profilen in einer Schule 9 . Für alle auf<br />

der curricularen Ebene erwähnten Bezugsgrößen erwartet das Kultusministerium durch die<br />

Konzeption von Profilen eine Förderung des fächerübergreifenden und fächerverbindenden<br />

Arbeitens, eine systematische inhaltliche und methodische Verknüpfung der Gegenstände<br />

einzelner Fächer miteinander und eine Einbindung außerunterrichtlicher Angebote. Auf die<br />

Vorgaben zur Schulentwicklung und <strong>zum</strong> Schulprogramms bezogen, kann mit der<br />

Einführung von Profilen laut Schulbehörde die Erwartung verbunden werden, dass die im<br />

Curriculum der Schule verankerten Entscheidungen über ihr Bildungsangebot deutlicher<br />

akzentuiert und langfristiger geplant werden können. Weiter erleichterten stabile<br />

Lerngruppen die Kommunikation und Kooperation zwischen SuS und die Beratung und<br />

Förderung durch die Profil-Lehrkräfte. Letztere müssten zur Erarbeitung und Durchführung<br />

des Profilangebots eng zusammenarbeiten, was wiederum die Kommunikations- und<br />

Kooperationskultur in der fachlichen und überfachlichen Arbeit der Schule stärke.<br />

Insgesamt werden mit der Einrichtung fester Profile langfristige Planungen für die Schule<br />

und transparente, verlässliche Perspektiven für die SuS ermöglicht, so dass das<br />

Profilangebot auch auf die Konzeption der Sekundarstufe I Auswirkungen hätte. Hieraus<br />

ergäben sich, so das Ministerium, automatisch Auswirkungen auf das Schulprogramm, das<br />

um die Aussagen <strong>zum</strong> und Wechselwirkungen durch das Profilangebot ergänzt werden<br />

müsse. Insofern fände die durch die Schulprogrammarbeit sich verstärkende Profilierung<br />

von Schulen ihre konsequente Fortsetzung in der profilierten gymnasialen Oberstufe (vgl.<br />

Handreichung: 17).<br />

Neben den oben genannten inhaltlichen Aspekten, die alle Ebenen des curricularen<br />

Bereichs umfassen, deckt die Einrichtung eines Profilangebots auch Bereiche ab, die sich<br />

spezifisch aus den allgemeinen Richtlinien für die Sekundarstufe II-<br />

Gymnasien/Gesamtschulen und den Bildungszielen für diese Schulstufe ergeben. In diesem<br />

Zusammenhang geht die Schulbehörde davon aus, dass insbesondere die Arbeit an einem<br />

aus dem Profilangebot resultierenden fachlichen oder fachübergreifenden Projekts<br />

geeignete Möglichkeiten bietet, besondere Lernleistungen in die Abiturprüfung<br />

einzubringen. Darüber hinaus unterstütze die Einrichtung eines Profils drei zentrale<br />

9 Vgl. dazu ebd., Kapitel 3-5.


2 Die Profilbildung in der gymnasialen Oberstufe 8<br />

Zielsetzungen der Richtlinien <strong>zum</strong> methodischen und inhaltlichen Arbeiten in der gymnasialen<br />

Oberstufe, nämlich<br />

• die Wissenschaftspropädeutik des Unterrichts,<br />

• die Selbstständigkeit und<br />

• Kooperationsfähigkeit der SuS.<br />

Fachübergreifende und fächerverbindende Unterrichtsvorhaben böten die besondere<br />

Chance, das, was in den einzelnen Profilfächern und im fachübergreifenden Projekt im<br />

Einzelnen entwickelt wird, zu vernetzen und somit eine entscheidende Ergänzung <strong>zum</strong><br />

fachspezifischen systematischen und methodischen Arbeiten zu erhalten 10 . In diesem Sinne<br />

sind die Vernetzungspotentiale eines Profilangebots nicht nur inhaltlich, sondern auch<br />

konzeptionell und organisatorisch wissenschaftspropädeutisch angelegt 11 . Das vernetzte<br />

wissenschaftspropädeutische Lernen fördert auch die Selbstständigkeit und<br />

Kooperationsfähigkeit der SuS, indem diese unterrichtliche als auch außerunterrichtliche<br />

Arbeitsaufträge eigenständig planen, gestalten und auswerten. Insbesondere letztere, häufig<br />

in Form von Projekten durchgeführte Aktivitäten, werden durch das Lernen in größeren<br />

unterrichtlichen Einheiten gewährleistet und ermöglichen zudem ein differenziertes<br />

selbstständiges Arbeiten mit individuellen Schwerpunktsetzungen. (Handreichung: 16).<br />

Voraussetzung für die inhaltliche Ausgestaltung der Profile ist eine systematische,<br />

kontinuierliche und curricular gesicherte inhaltliche und methodische Verknüpfung der<br />

Profilfächer. Daraus ergeben sich auf der Grundlage der Ausbildungs- und<br />

10 Dies trägt auch der immer häufiger zu beobachtenden Tendenz an den in- und ausländischen<br />

Hochschulen Rechnung, ihre Studiengänge disziplinübergreifend auszurichten. Exemplarisch sei<br />

hier auf zwei interdisziplinäre Studiengänge an deutschen Hochschulen verwiesen: die Universität<br />

Osnabrück bietet das Studium der »European Studies« an, in dessen Verlauf man<br />

Lehrveranstaltungen in den Fachdisziplinen Geschichte, Politik, Soziologie, Ökonomie und Jura<br />

besuchen muss. An der Hochschule Bremen (»University of Applied Science«) existiert am Institut<br />

»School of International Business (SIB)« der Studiengang »International Studies of Global<br />

Management (ISGM)«. Hier sind Studien in den Disziplinen Volkswirtschaftslehre,<br />

Betriebswirtschaftslehre, Soziologie und Jura sowie die Entwicklung umfangreicher sprachlicher,<br />

interkultureller und kommunikativer Kompetenz zwingend vorgeschrieben. Zudem muss in beiden<br />

Studiengängen ein mindestens halbjähriger bzw. ganzjähriger Auslandsaufenthalt nachgewiesen<br />

werden.<br />

11 Der Vernetzungsgedanke entspricht auch den neuesten Lerntheorien aus der<br />

Kognitionspsychologie und dem Konstruktivismus, die davon ausgehen, dass Lernerfolge von der<br />

Verknüpfung und Integration neuer Informationen in die subjektiven Wissensnetze abhängig sind<br />

und nur so optimale Lernbedingungen geschaffen werden können (vgl. Floyd 1997).


2 Die Profilbildung in der gymnasialen Oberstufe 9<br />

Prüfungsordnungen sowie der Richtlinien folgende verbindliche Anforderungen<br />

(Handreichung: 13 ff.):<br />

• Die Profilkonzeptionen müssen für den Zeitraum der Qualifikationsphase, d.h.<br />

der Klassen 12 und 13, gelten<br />

Die jeweiligen Profile werden von den SuS nach Begabung und Neigung gewählt.<br />

Durch die Konzentration der personalen und organisatorischen schulischen Ressourcen<br />

in Richtung der ausgewählten Profilfächer und unter der verpflichtenden Beibehaltung<br />

der strikten Vorgaben für die Belegung von Pflichtkursen kann es zu einer<br />

Beschränkung des Spektrums der für die SuS wählbaren Fächer an einer Schule<br />

kommen. Die uneingeschränkte Beibehaltung und kürzlich noch verschärfte Belegung<br />

von Pflichtfächern geht nach Gutheil (2001: 30 f.) vor allem auf Kosten von möglichen<br />

Profilfächern aus dem gesellschaftswissenschaftlichen Bereich (Aufgabenfeld 2), da<br />

diese von entscheidenden Belegverpflichtungen nicht „profitieren“ können. Durch den<br />

Drang nach Profilführung führt das seiner Meinung nach zur weiteren Schwächung<br />

dieser Fächer. Um solche Ein- und Beschränkungen des Wahlangebotes zu minimieren,<br />

wird den Schulen vom Ministerium »aufgetragen, in regionaler Abstimmung und<br />

Kooperation SuS ihres Einzugsbereichs ein möglichst breites Profilangebot zu<br />

eröffnen.« Diesbezüglich böte sich eine Kombinationsmöglichkeit zwischen der<br />

Entwicklung von Profilangeboten und schon bestehenden Kooperationssystemen an<br />

(ebd.: 14).<br />

• Ein struktureller, nicht bloß punktueller Bezug der beiden Profilfächer<br />

zueinander, der von beiden Lehrkräften in gemeinsamer Planung als fachliches<br />

und vernetztes Arbeiten bestimmt wird<br />

Eine Profilbildung soll die intendierten gegenseitigen fachlichen Befruchtungen zwar<br />

ausdrücklich ermöglichen, sich dabei aber nicht in der Ergänzung erschöpfen, sondern<br />

durch die interfachliche Wechselseitigkeit der inhaltlichen Auseinandersetzung neue<br />

Problemfelder erschließen oder exemplarische Modelle zu Tage fördern, die den<br />

Erwerb von Schlüsselqualifikationen fördern (Handreichung: 17). Hierbei wird auf den<br />

Unterschied zwischen fächerverbindenden und fächerübergreifenden Unterricht<br />

hingewiesen. Letzterer – der auch beim Profilkonzept gemeint ist – beleuchtet ein<br />

spezielles <strong>Thema</strong> durch formale und inhaltlich-lernzielbezogene Absprachen der


2 Die Profilbildung in der gymnasialen Oberstufe 10<br />

jeweiligen Lehrkräfte so ganzheitlich, dass er organisatorisch und planerisch<br />

aufwendiger ist als der „nur“ fächerverbindende Unterricht mit seiner punktuellen<br />

Behandlung fachfremder Bereiche (Frommer/Körsgen 1989: 3).<br />

• Beschreibbare inhaltliche, methodische und qualitative Synergieeffekte<br />

Die Beschreibung soll sich auf das Integrationspotential der beiden Profilfächer<br />

beziehen, das sich an den gemeinsamen Aufgabenschwerpunkten, Gegenständen und<br />

Arbeitsweisen der Fächer bemisst. Die daraus resultierenden Lernprozesse können<br />

komplementär, konzentrisch, kontrastiv oder dialogisch reflexiv angelegt sein (LSW<br />

Soest 1999: 8 f.). Diese Synergien müssen die fachliche Arbeit vertiefen,<br />

Multiperspektivität eröffnen und vernetztes Wissen fördern, so dass man an solchen<br />

Lernprozessen die Tragfähigkeit und Effizienz der Profile und damit den »Mehrwert«<br />

(Handreichung: 10) von Profilbildung gegenüber dem herkömmlichen Fachunterricht<br />

erkennen kann.<br />

• Eine jeweilige Fachbezogenheit der Profilfächer auf der Grundlage der<br />

jeweiligen Richtlinienanforderungen<br />

Die fachliche Priorität bei der inhaltlichen und methodischen Ausgestaltung der<br />

Profilfächer ist die curriculare Bedingung des Profils. Dennoch sollen gerade die<br />

Spielräume zur eigenverantwortlichen Gestaltung schulinterner Curricula genutzt<br />

werden. Horster/Rolff (2001: 9) gehen hierbei noch weiter, indem sie feststellen, dass<br />

Unterrichtsentwicklung mit Personalentwicklung einhergehen muss: die Lehrperson<br />

wisse über Sinn, Gehalt und Erfolg des Unterrichts mehr als die Lehrpläne. 12 Daher<br />

kann bei unauflösbaren, die Ziele der Kooperation verhindernden Problemen eine<br />

Änderung der Systematik des Bildungsganges vorgenommen werden, auch wenn in so<br />

einem Fall die grundsätzliche Kompatibilität der beiden Profilfächer nochmals zu<br />

überprüfen wäre.<br />

Profilvarianten mit außerunterrichtlichen Angeboten werden von der Schulbehörde aufgrund<br />

ihres Motivations-, Bereicherungs- und Entlastungspotentials besonders empfohlen.<br />

Allerdings bedürften sie systematischer und verlässlicher Kooperationskonzepte mit<br />

12 Die Autoren haben sechs Ausgangspunkte für Unterrichtsentwicklung (1. Lehrer, 2. Lerntheorien, 3.<br />

Inhalte, 4. allgemeine Didaktik, 5. Vermittlungsform, 6. Schulcurriculum) festgestellt, wobei die<br />

Lehrpläne nur eine mitlaufende Rolle spielen.


2 Die Profilbildung in der gymnasialen Oberstufe 11<br />

außerschulischen Partnern, die die Dauerhaftigkeit, Transparenz und Akzeptanz der<br />

Verbindungen und Verpflichtungen gewährleisteten.<br />

2.2 Administrative Vorkehrungen für die Einrichtung eines Profil-<br />

angebots an einer Schule<br />

Bei der Auswahl der Profilfächer muss die Schule gemäß APO-GOSt mindestens eines der<br />

fachlichen Aufgabenfelder abdecken, woraus sich insgesamt drei verschiedene<br />

Möglichkeiten ergeben:<br />

• Kombinationen von zwei Fächern eines Aufgabenfeldes;<br />

• Kombinationen von zwei Fächern unterschiedlicher Aufgabenfelder;<br />

• Kombinationen von Unterricht in einem Fach mit außerunterrichtlichen<br />

schulischen oder außerschulischen Lernangeboten.<br />

Die konzipierten Profilangebote beziehen sich auf die drei Aufgabenfelder, »die möglichst«<br />

alle im Profilangebot der Schule repräsentiert sind (Handreichung: 13). Bei der Auswahl<br />

der Profile sind die Schulen »verpflichtet, ein möglichst differenziertes Angebot<br />

gleichwertiger Profile den SuS zur Wahl zu stellen, die wiederum eines dieser Profile<br />

belegen müssen« (ebd.: 10). Die beiden Kurse des von den SuS gewählten Profils müssen<br />

hinsichtlich der Lerngruppen identisch sein und sich an einer »normalen« Kursgröße<br />

orientieren (ebd.: 13). Die letzte Entscheidung über die Auswahl und Einrichtung der Profile<br />

obliegt der Schulleitung nach Beratung in der Schulkonferenz.<br />

Die Einrichtung von Profilen lässt sich in drei Phasen mit entsprechenden<br />

Aufgabenstellungen für die Schule unterteilen:<br />

• organisatorische und pädagogische Vorüberlegungen <strong>zum</strong> Profilangebot;<br />

• praktische Umsetzung der Überlegungen;<br />

• Evaluation des Profilangebots.<br />

Zu den Vorüberlegungen zählen die Prüfung des Kursangebots, die Klärung, ob die<br />

Profilfächer gleichzeitig Pflichtfächer gemäß APO-GOSt sind, die Ermittlung von<br />

Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Schulen, die Koordination in Planungs- und<br />

Arbeitsgruppen sowie den Fachkonferenzen und die Beteiligung von Schülern und Eltern an<br />

der Diskussion über das Profilangebot (Handreichung: 17). Bei den Umsetzungsaspekten


2 Die Profilbildung in der gymnasialen Oberstufe 12<br />

geht es um Fragen wie Kursarten der Profilfächer, Stundenplanungen (u.a. Einrichtung von<br />

Profilstunden), die Einbeziehung außerunterrichtlicher Lernangebote oder die Entwicklung<br />

verschiedener inhaltlicher und methodischer Konzepte (ebd.: 18 ff.). Schließlich wird bei<br />

der Evaluation (ebd.: 21) die Effektivität des Profils, die Existenz von Synergieeffekten, die<br />

Tragfähigkeit des Organisationsmodells oder die Akzeptanz des neuen Schulangebots bei<br />

Lehrern, Schülern und Eltern überprüft 13 . Die Nachbereitung wird durch die Schule und die<br />

obere Schulaufsicht anhand der gemachten Erfahrungen und der schriftlichen<br />

Dokumentation der Profile als Bestandteil des Schulprogramms durchgeführt. Werden bei<br />

der Evaluation des Profilangebots Defizite festgestellt, müssen ggf. Modifizierungen<br />

vorgenommen und vorher getroffene Grundsatzentscheidungen revidiert werden. In diesem<br />

Zusammenhang rät das Ministerium zu der Vorgehensweise, eine längerfristig gültige<br />

Beschlussfassung über das Profilangebot einer Schule erst nach einem Probelauf (erster<br />

Jahrgang), in dem die Profilkonzeption beobachtet wird, zu fassen.<br />

13 Die Handlungsempfehlungen des Ministeriums sind im Anhang (A 2 bis A 4) nochmals in Form von<br />

Checklisten aufbereitet worden.


3 Das Profil Sozialwissenschaften/Geschichte<br />

als Fächerkombination innerhalb eines Aufgabenfeldes<br />

3.1 Richtlinien für Sozialwissenschaften<br />

Das Fach Sozialwissenschaften versteht sich in der Schule als Integrationsfach der<br />

Teildisziplinen Soziologie, Wirtschafts- und Politikwissenschaft. Diese Integration<br />

verschiedener Sichtweisen »ist für das Fach prinzipiell konstitutiv, um gesellschaftliche<br />

Wirklichkeit in ihrer Komplexität zu erfassen und verantwortliche Urteils- und<br />

Handlungskompetenz zu ermöglichen« (Richtlinien: 10). Im Verlauf der gymnasialen<br />

Oberstufe soll das Integrationsprinzip eine Progression von einer additiven Verknüpfung<br />

der Teildisziplinen über ein eher leitwissenschaftliches Verknüpfen der drei Sichtweisen bis<br />

hin zu einer interdisziplinären Integration der drei Teildisziplinen bewirken, um letztlich der<br />

Komplexität der gesellschaftlichen Realität möglichst nahe zu kommen (Richtlinien: 13).<br />

Sozialwissenschaftlicher Unterricht soll laut Richtlinien zu den zwei Zielrichtungen<br />

»gesellschaftliche Kompetenz« und »gewissenhafte Selbstreflexion“ 14 führen (Richtlinien:<br />

5). Hierzu dienen die obersten Leitziele der politischen Bildung 15 als Wegmarken<br />

(Richtlinien: 6), die in der seit zwei Jahren für alle Schulformen geltenden Rahmenvorgabe<br />

Politische Bildung weiter konkretisiert werden. Als fachdidaktische Prinzipien<br />

sozialwissenschaftlichen Unterrichts werden der Aktualitäts- und Zukunftsbezug, die<br />

Problem- und Schülerorientierung und das handlungs- und produktorientierte Lernen vom<br />

Lehrplan besonders hervorgehoben (Richtlinien: 10 f., 42) – in der Rahmenvorgabe<br />

erhalten die didaktischen Kriterien der Kompetenzorientierung, der Kontroversität und der<br />

Subjekt- und Erfahrungsorientierung einen ähnlich hohen Stellenwert (Rahmenvorgabe: 16).<br />

14 »Gesellschaftliche Kompetenz« zeigt sich als Verständnis des Menschen sowohl als<br />

gesellschaftliches Produkt als auch als Gestalter der Gesellschaft, »gewissenhafte Selbstreflexion«<br />

als gesellschaftliche Handlungskompetenz unter Rückgriff einer kritischen Reflexion über<br />

gesellschaftliche Strukturen und einer eigenverantwortlichen Bearbeitung gesellschaftlicher<br />

Probleme (Richtlinien, S. 5).<br />

15 Die Leitziele der politischen Bildung lauten: demokratische Partizipation, soziale Empathie und<br />

Solidarität, interkulturelles Verstehen, personale Verantwortung und Identitätssuche, kommunikative<br />

Kompetenz, ökonomisches und ökologisches Effizienz- und Nachhaltigkeitsdenken.


3 Das Profil Sozialwissenschaften/Geschichte als Fächerkombination 14<br />

Dem Integrationsprinzip des Faches folgend besteht für den<br />

sozialwissenschaftlichen Unterricht die Maßgabe, die genannten Zielrichtungen und Leitziele<br />

mit den obligatorischen Inhalts- und Methodenfeldern zu verknüpfen (vgl. Richtlinien: 15<br />

ff.). Von den insgesamt sechs Inhaltsfeldern, die über den Zeitraum der gymnasialen<br />

Oberstufe verpflichtend zu bearbeiten sind, lassen sich jeweils zwei einer der drei<br />

Teildisziplinen des Faches zuordnen:<br />

Tabelle 1: Obligatorische Inhaltsfelder des Faches Sozialwissenschaften<br />

Bezugsdiszipli<br />

n<br />

Inhaltsfelder<br />

Wirtschaftswissenschaft Soziologie Politikwissenschaft<br />

I Marktwirtschaft: Produktion,<br />

Konsum und<br />

Verteilung<br />

IV Wirtschaftspolitik<br />

II Individuum,<br />

Gruppen und<br />

Institutionen<br />

V Gesellschaftsstrukturen<br />

und<br />

sozialer Wandel<br />

III Politische Strukturen<br />

und Prozesse in<br />

Deutschland<br />

VI Globale politische<br />

Strukturen und Prozesse<br />

Der Lehrplan bietet noch eine weitere inhaltliche und zielorientierte Konkretisierung der<br />

Inhaltsfelder an, die dem Anhang zu entnehmen ist (vgl. A 5 bzw. Richtlinien: 17-27). Da<br />

sich Inhaltsfelder und didaktische Prinzipien ergänzen sollen, wird kein obligatorischer<br />

Themenkatalog vorgegeben, der besagt, welcher inhaltliche Bereich wann bearbeitet<br />

werden muss. Der Lehrplan gibt nur vor, dass drei Inhaltsfelder in der Jahrgangsstufe 11<br />

unter einführenden Gesichtspunkten behandelt werden müssen (es bietet sich hierbei eines<br />

aus jeder Anteilsdisziplin an), zwei weitere in der Jahrgangsstufe 12 und das übrig<br />

gebliebene Inhaltsfeld im ersten Halbjahr der Jahrgangsstufe 13. Das zweite Halbjahr der<br />

Jahrgangsstufe 13 dient der wiederholenden Vertiefung eines schon behandelten<br />

Inhaltsfeldes (Richtlinien: 36). Aufgrund der Berücksichtigung der didaktischen Prinzipien<br />

unterliegt die Entscheidung über die Themenabfolge situationsbezogenen Kriterien und kann<br />

von der Fachkonferenz oder in Kursabsprache mit den SuS erfolgen (Richtlinien: 42). Eine<br />

weitere Maßgabe des Lehrplans besteht in der Forderung, verschiedene Inhaltsfelder<br />

interdisziplinär zu behandeln. Diese Möglichkeit besteht schon ab der Jahrgangsstufe 12,<br />

muss allerdings spätestens ab dem ersten Halbjahr der Jahrgangsstufe 13 berücksichtigt<br />

werden – insbesondere zur Vorbereitung auf das Abitur (Richtlinien: 41).<br />

Bei den Methodenfeldern werden sechs obligatorische Bereiche vorgegeben. Ihre<br />

Schwerpunktsetzung auf die Integration von empirischen und hermeneutischen


3 Das Profil Sozialwissenschaften/Geschichte als Fächerkombination 15<br />

Herangehensweisen unterstreicht die wissenschaftspropädeutische Ausrichtung. Ähnlich<br />

wie bei den Inhaltsfeldern, denen sie sich nicht genau zuordnen lassen, verlangt der<br />

Lehrplan auch bei der Behandlung der Methodenfelder keine spezielle Abfolge. Vielmehr<br />

wird im Sinne einer Progression gefordert, dass im Verlauf sozialwissenschaftlichen<br />

Unterrichts in der Oberstufe »bei der Behandlung der einzelnen Inhaltsfelder zunehmend<br />

mehr und anspruchsvollere Elemente und Stufen fachmethodischer Bearbeitung <strong>zum</strong> Tragen<br />

kommen« (Richtlinien: 29).<br />

Tabelle 2: Obligatorische Methodenfelder des Faches Sozialwissenschaften<br />

Methodenfeld Beschreibung<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Arbeitsweisen zur Gewinnung, Verarbeitung und Darstellung von<br />

Informationen<br />

Umgang mit soziologischen, wirtschaftswissenschaftlichen und<br />

politikwissenschaftlichen Fachbegriffen<br />

Umgang mit empirischen Verfahren in den Sozialwissenschaften<br />

Umgang mit hermeneutischen Verfahren in den Sozialwissenschaften<br />

Umgang mit (komplexen) fachwissenschaftlichen Theorien<br />

Untersuchung des Zusammenhangs von Wissenschaft und Verwertung<br />

Genauere Erläuterungen zu den Methodenfeldern befinden sich im Anhang (vgl. A 6 bzw.<br />

die Richtlinien, S. 28-34).<br />

3.2 Richtlinien für Geschichte<br />

Das Leitmotiv des Geschichtsunterrichts in der Schule erwächst aus der Prämisse, dass<br />

»historisches Erinnern ein konstitutives Element jeder Orientierung in der aktuellen<br />

Gegenwart« (Richtlinien, S. 5) ist: Das gesamte Umfeld menschlicher Existenz – von der<br />

Familie bis zu den großen Systemen Staat und Gesellschaft – ist in geschichtlichen<br />

Prozessen entstanden und unterliegt einem ständigem Wandel. Insofern versteht sich das<br />

Fach Geschichte in der Schule als politische, gesellschaftliche und kulturelle Bildung, die auf<br />

der Grundlage rationaler und erfahrungsbezogener Auseinandersetzung mit dem<br />

„Phänomen“ Geschichte eine historisch-politische Aufklärung betreibt, an deren Ende die<br />

Annahme demokratischer Prinzipien und Wertsetzungen steht. In diesem Bestreben sieht<br />

sich das Fach Geschichte mit den anderen gesellschaftswissenschaftlichen Fächern


3 Das Profil Sozialwissenschaften/Geschichte als Fächerkombination 16<br />

verbunden und möchte im Rahmen des problemorientierten historisch-politischen Lernens<br />

die SuS dazu befähigen, »in sozialer Verantwortung mit anderen zu kommunizieren und<br />

gemeinsam an der Lösung gesellschaftlicher Zukunftsaufgaben zu arbeiten« (Richtlinien: 6).<br />

Aus diesen Grundannahmen ergeben sich drei Beziehungsfelder, an denen sich der<br />

Geschichtsunterricht in der Schule orientieren soll: Gesellschaftsorientierung, durch die<br />

die gesellschaftlich relevanten Fragen an die Vergangenheit deutlich werden,<br />

Schülerorientierung, womit die Lernvoraussetzungen und -interessen der SuS<br />

berücksichtigt werden, und Wissenschaftsorientierung, die die Vermittlung der Inhalte<br />

und Methoden der Fachwissenschaft gewährleistet.<br />

Das zuletzt genannte Beziehungsfeld hat maßgeblichen Anteil an den drei zentralen<br />

Leitkategorien des Geschichtsunterrichts, da die Hauptakzente auf<br />

• einer vertieften Allgemeinbildung,<br />

• der Wissenschaftspropädeutik und<br />

• der Studierfähigkeit<br />

liegen (Richtlinien: 7, 13). Diese Leitintentionen werden in weitere Inhalts- und<br />

Erkenntnisziele sowie methodische Ziele ausdifferenziert, durch die die SuS in zunehmend<br />

selbstgesteuerten und selbstständigen Lernprozessen spezielle inhaltliche Einsichten und<br />

methodische Befähigungen im Kontext der drei Hauptgrundsätze erhalten sollen. Die<br />

wissenschaftszentrierte Sichtweise wird hierbei etwas aufgeweicht, wenn von einer<br />

didaktischen Warte aus verlangt wird, dass die Themenauswahl nicht vom historischen<br />

Gegenstand hergeleitet werden darf, sondern eine problemorientierte Fokussierung im<br />

Mittelpunkt stehen soll. 16 Damit wird die eingangs schon angedeutete<br />

Gegenwartsorientierung wieder aufgenommen. Aktuelle Probleme können in diesem<br />

Zusammenhang ein wesentlicher Ausgangspunkt für Fragen an die Geschichte sein. Unter<br />

dem Leitbegriff der Problemorientierung hat sich die Fachdidaktik Geschichte mit der<br />

vergangenheitsbezogenen Behandlung von Gegenwartsproblemen auseinander gesetzt und<br />

dabei auch den Bezug zur Lebenswelt der SuS herausgestellt (Richtlinien: 35). Diesen<br />

Ansatz aufnehmend, soll sich die Themenauswahl im Fach Geschichte an zehn<br />

16 Eine Auflistung der inhaltlichen und methodischen Ziele des Geschichtsunterrichts ist im Anhang A<br />

7 bzw. in den Richtlinien auf den Seiten 7-9 zu finden.


3 Das Profil Sozialwissenschaften/Geschichte als Fächerkombination 17<br />

Leitproblemen 17 orientieren, die sowohl das Denken und Handeln vergangener Epochen<br />

geprägt haben als auch auf Problemzusammenhänge der gegenwärtigen Gesellschaft<br />

eingehen und damit aus dem Horizont der am Lernprozess Beteiligten erwachsen. In einem<br />

allgemeinbildungskonzeptionellen Sinne treffen die SuS dabei auf »Schlüsselprobleme«<br />

(ebd.), die Problemstellungen unterschiedlicher gesellschaftswissenschaftlicher Disziplinen<br />

thematisieren und damit die Chance für eine fachübergreifende und fächerverbindende<br />

Bündelung und Bearbeitung bieten. Zudem sind es meist offene Probleme, weil weder<br />

damals noch heute endgültige Lösungen dafür erreicht werden können.<br />

Die Unterrichtsthemen beziehen sich auf drei unterschiedliche Lernbereiche: (1)<br />

Dimensionen der historischen Erfahrung, (2) methodische Grundformen der historischen<br />

Untersuchung und (3) die inhaltlichen Zeitfelder und Handlungs- und Kulturräume<br />

historischer Forschung. Die drei Bereichsfelder werden noch weiter konkretisiert, wie die<br />

nachfolgende Tabelle zeigt:<br />

17 Die zehn Leitprobleme lauten: Menschenbild und Weltauffassung; Herrschaft und politische<br />

Ordnungsentwürfe; Freiheitsverständnis und Partizipationsstreben; Wirtschaftsformen und ihre<br />

Auswirkungen; Arbeit als existentielle Sicherung; Gleichheit und Ungleichheit; Das Eigene und das<br />

Fremde; Menschliche Entwicklung und Umwelt; Konflikte, Kriege und Friedensordnungen;<br />

Geschehen und dessen mediale Vermittlung. Vgl. auch Richtlinien, S. 36.


3 Das Profil Sozialwissenschaften/Geschichte als Fächerkombination 18<br />

Tabelle 3: Themenbereiche des Geschichtsunterrichts<br />

Bereich I:<br />

Dimensionen historischer<br />

Erfahrung<br />

• Politikgeschichte<br />

• Wirtschaftsgeschichte<br />

• Sozialgeschichte<br />

• Kultur- und<br />

Zivilisationsgeschichte<br />

• Umweltgeschichte<br />

Bereich II:<br />

Methoden<br />

Grundformen historischer<br />

Untersuchung:<br />

• Gegenwartsgenetisch<br />

• Diachron<br />

• Synchron<br />

• Perspektivischideologiekritisch<br />

• Untersuchung eines<br />

historischen Falls<br />

• Geschlechtergeschichte Arbeitsweisen historischer<br />

Untersuchung<br />

• Umgang mit Quellen und<br />

Forschungsliteratur<br />

• Wissenschaftliches<br />

Arbeiten<br />

• Exkursionen<br />

• etc.<br />

Bereich III:<br />

Inhalte<br />

Zeitfelder:<br />

• Geschichte des 20. Jhs.<br />

und Zeitgeschichte<br />

• Das »lange« 19. Jh.<br />

(1776-1918)<br />

• Mittelalter und frühe<br />

Neuzeit<br />

• Alte Geschichte<br />

Handlungs- bzw.<br />

Kulturräume:<br />

• Orts- bzw.<br />

Regionalgeschichte<br />

• Deutsche Geschichte<br />

• Europäische Geschichte<br />

• Geschichte einer außereuropäischen<br />

Kultur<br />

Bei der Themenauswahl müssen verschiedene obligatorische Auflagen erfüllt werden (vgl.<br />

auch Richtlinien: 44 f.) 18 . Die Kursthemen aller sechs Halbjahreskurse der gymnasialen<br />

Oberstufe müssen als eine didaktische Verknüpfung der Bereiche I, II und III konzipiert<br />

und problemorientiert formuliert werden, was durch Bezug auf wenigstens eines der<br />

Leitprobleme gewährleistet sein soll. Alle sechs Dimensionen des Bereiches I müssen im<br />

Verlauf der Oberstufe für die SuS erkennbar berücksichtigt werden. Drei Grundformen der<br />

historischen Untersuchungsmethoden (Bereich II), nämlich die gegenwartsgenetische, die<br />

diachrone und die synchrone, müssen in der Gesamtsequenz der Oberstufe je einmal<br />

leitende Zugriffsform eines Kursthemas sein. Die beiden anderen (perspektivisch-<br />

ideologisch und historischer Fall) sollen ebenfalls berücksichtigt werden, können jedoch<br />

einer der drei leitenden Grundformen eines Halbjahreskurses zugeordnet werden. Die<br />

Arbeitsweisen historischer Forschung werden für jeden Halbjahreskurs als Schwerpunkte<br />

des Methodenlernens ausgewiesen. Bei den Inhalten des Bereiches III müssen alle vier<br />

Zeitfelder im Verlauf der Oberstufe abgedeckt werden, wobei in der Qualifikationsphase<br />

(Jahrgangsstufe 12 und 13) mindestens ein Halbjahreskurs aus dem Zeitfeld der<br />

18 Eine Strukturskizze, die den didaktischen Prozess der Bestimmung von Unterrichtsthemen im<br />

Geschichtsunterricht einer Schule aufzeigt, ist als Anlage A 8 angefügt.


3 Das Profil Sozialwissenschaften/Geschichte als Fächerkombination 19<br />

Vormoderne (Zeitfelder 3 oder 4) entnommen sein muss. Weiter sieht der Lehrplan eine<br />

angemessene Berücksichtigung aller vier Handlungs- und Kulturräume in der Abfolge der<br />

sechs Halbjahreskurse vor. Neben dieser obligatorischen Verknüpfung von Elementen der<br />

drei Bereiche des Geschichtsunterrichts müssen im Verlauf der Oberstufe noch drei<br />

»unverzichtbare historische Gegenstände« 19 als Teilbereiche von Halbjahresthemen<br />

zwingend thematisiert werden.<br />

3.3 Curriculare Konvergenzen, Wechselwirkungsmöglichkeiten und<br />

Grenzen einer Fächerkombination Sozialwissenschaften/Geschichte<br />

In diesem Kapitel soll geprüft werden, inwieweit Übereinstimmungen und<br />

Wechselwirkungsmöglichkeiten zwischen den im Vorfeld dargelegten<br />

Richtlinienbestimmungen der beiden anvisierten Profilfächer existieren, um die<br />

Profilbedingung der curricularen Kompatibilität überprüfen zu können. Zunächst ist dabei<br />

festzustellen, dass sich beide Fächer von ihrem fachdisziplinären Selbstverständnis her zur<br />

Zusammenarbeit mit anderen Fächern eignen. Dabei hat das Fach Geschichte traditionell<br />

immanente Beziehungen zu fast allen anderen Fächern, denn alle Gegenstandsbereiche der<br />

Fachwissenschaften haben eine geschichtliche Dimension. Darauf aufbauend hat die<br />

historische Dimension einen hohen Stellenwert insbesondere in den geistes- und<br />

sozialwissenschaftlichen Fächern (Richtlinien Geschichte: 11). Eine inhaltliche Füllung dieser<br />

Verbindung kann z.B. darin liegen, dass die Kenntnis der historischen und<br />

sozialgeschichtlichen Umbrüche eine wesentliche Voraussetzung für das Verständnis von<br />

Themen- und Fragestellungen der Sozialwissenschaften sind. Umgekehrt können<br />

beispielsweise sozialwissenschaftliche Theorien Ergänzungen zur Erklärung des historisch-<br />

politischen Wandels liefern. Diese Einschätzungen ergänzen sich mit der<br />

sozialwissenschaftlichen Erkenntnis, dass die gesellschaftliche Wirklichkeit in ihrer gesamten<br />

Komplexität erfasst werden muss, um verantwortungsvolle Urteils- und<br />

Handlungskompetenz <strong>zum</strong> Umgang mit gesellschaftlichen Themen zu ermöglichen<br />

(Richtlinien Sozialwissenschaften: 12). Ansatzpunkte sind dabei auch die<br />

sozialwissenschaftlichen Leitziele der politischen Bildung bzw. die geschichtlichen<br />

19 Diese für den Geschichtsunterricht als unverzichtbar gekennzeichneten Gegenstandsbereiche<br />

lauten: Die Deutsche Frage und die Überwindung der deutschen Teilung; NS-Herrschaft;<br />

Europäisches Rechts-, Staats- und Freiheitsdenken und die Menschen- und Bürgerrechte.


3 Das Profil Sozialwissenschaften/Geschichte als Fächerkombination 20<br />

Leitprobleme mit den für fachübergreifenden und fächerverbindenden Unterricht<br />

prädestinierten Fragestellungen 20 . Im Sinne dieser inhaltlichen Wechselwirkung kann man<br />

zur konzeptionellen Legitimierung einer fächerverbindenden Kooperation der Fächer<br />

Sozialwissenschaften und Geschichte festhalten: Die Komplexität gesellschaftlichen<br />

Handelns und gesellschaftlicher Systeme wird analytisch in eine soziale, wirtschaftliche und<br />

politische Dimension gegliedert, wobei unter dieser horizontalen Differenzierung auf<br />

vertikaler Ebene ergänzend noch ein historisches Fundament gelegt wird. Die nachfolgende<br />

Abbildung macht diesen Zusammenhang graphisch anschaulich:<br />

Abbildung 1: Fachanalytische Struktur einer Profilkombination Sowi/Geschichte<br />

KOMPLEXITÄT GESELLSCHAFTLICHER SYSTEME<br />

Wirtschaftliche Dimension Soziale Dimension Politische Dimension<br />

Historische Dimension der gesellschaftlichen Systeme<br />

Die Abbildung macht auch deutlich, dass das den Sozialwissenschaften immanente<br />

Integrationsprinzip schon strukturell Anregungen für fachübergreifenden und<br />

fächerverbindenden Unterricht gibt (vgl. Richtlinien: 12) – hier in Zusammenarbeit mit dem<br />

Fach Geschichte. Didaktisch reflektiert spiegeln sich die einzelnen Dimensionen sowohl im<br />

Fach Sozialwissenschaften als auch im Fach Geschichte in den Inhalts- und<br />

Methodenfeldern wider. Wie in den Vorkapiteln dargestellt, werden in den Einzelfächern<br />

die verschiedenen Felder in den jeweiligen Lehrplänen aufeinander bezogen und<br />

miteinander verknüpft. Eine solche Verbindung und Verknüpfung der Inhalts- und<br />

Methodenfelder lässt sich auch für ein gemeinsames Profilangebot<br />

Sozialwissenschaften/Geschichte realisieren (vgl. dazu Abbildung 2):<br />

20 Vgl. dazu die entsprechenden Anmerkungen in den Kapiteln 3.1 und 3.2. Für die unten näher<br />

beschriebenen Profilgegenstände »<strong>Migration</strong> und Integration« sind hierfür insbesondere das<br />

Leitziel »Interkulturelles Verstehen« auf Seiten der Sozialwissenschaften und die geschichtlichen<br />

Leitprobleme »Das Eigene und das Fremde« sowie »Gleichheit und Ungleichheit« interessant.


3 Das Profil Sozialwissenschaften/Geschichte als Fächerkombination 21


3 Das Profil Sozialwissenschaften/Geschichte als Fächerkombination 22<br />

Es werden dabei verschiedene inhaltliche und methodische Verknüpfungsmöglichkeiten<br />

deutlich. Am auffälligsten ist dies bei der Verbindung der sozialwissenschaftlichen<br />

Anteilsdisziplinen bzw. Inhaltsfelder mit den Dimensionen historischer Erfahrung. Hierbei<br />

tritt die vorgeschlagene fachanalytische Struktur (vgl. obige Tabelle) voll zu Tage. Unter<br />

Rückgriff auf die historischen Zeit- und Raumfelder sind weitere offensichtliche<br />

Verknüpfungsmöglichkeiten zu konstatieren. Ebenso evident ist die Konvergenz in den<br />

Methodenfeldern, bei denen man mit Ausnahme des empirischen Verfahrens, dessen<br />

Gebrauchswert im sozialwissenschaftlichen Unterricht sicherlich höher als im Fach<br />

Geschichte ist, große Übereinstimmungen zwischen den beiden Fächern feststellen kann. Es<br />

wird deutlich, dass das Potential an curricularen Synergieeffekten bei der Profilkombination<br />

Sozialwissenschaften/Geschichte als sehr hoch einzuschätzen ist.<br />

Das Beispiel des Funktionswertes des empirischen Verfahrens verweist auf eine<br />

weitere Bedingung für die Einrichtung eines Profilangebots in diesen beiden Fächern. Denn<br />

die Anwendung empirischer Verfahren im Fach Sozialwissenschaften kann durchaus<br />

befruchtend auch auf den geschichtlichen Unterricht wirken, z.B. in Form eines<br />

gemeinsamen Projektes, das innerhalb der Grundformen historischer Untersuchung als<br />

historischer Fall zu bearbeiten wäre. Auch die weiteren Grundformen historischer<br />

Untersuchung (Bereich II der didaktischen Struktur des Geschichtsunterrichts) können die<br />

sozialwissenschaftliche Methodenstruktur durchaus erweitern. Die Funktionalität<br />

beispielsweise der perspektivisch-ideologiekritischen Untersuchungsmethode wäre<br />

sicherlich auch in einem Fach wie den Sozialwissenschaften gegeben, insbesondere wenn es<br />

um die Bewertung von politischen Aussagen von Akteuren in der Politik, in der Ökonomie<br />

und in der Soziologie geht. Auch die diachrone Untersuchungsform bestimmter<br />

Themenbereiche wird in den Sozialwissenschaften für die Lösung gesellschaftlicher<br />

Probleme sehr selten angewandt – eine häufigere Anwendung, z.B. bei der Einschätzung<br />

verschiedener <strong>Migration</strong>sformen und ihrer Traditionen, wäre sachdienlich. Die synchrone<br />

und insbesondere die gegenwartsgenetische Untersuchungsform ist den<br />

Sozialwissenschaften wiederum sehr bekannt.<br />

Neben den Konvergenzen und Bereicherungsmöglichkeiten sind bei der Prüfung<br />

einer Kombination zweier Fächer auch die Grenzen der Zusammenarbeit zu beachten.<br />

Diese sind dort aus<strong>zum</strong>achen, »wo sich Inhalte und Methoden der [...] Disziplinen deutlich


3 Das Profil Sozialwissenschaften/Geschichte als Fächerkombination 23<br />

unterscheiden und eine Integration zu einer zu hohen Komplexität der Bearbeitung und der<br />

damit verbundenen Gefahr der Unübersichtlichkeit führen würde« (Richtlinien<br />

Sozialwissenschaften: 12). Bei der Betrachtung der curricularen Strukturskizze beider<br />

Fächer ist hierbei insbesondere eine fehlende geschichtliche Betrachtung globaler politischer<br />

Strukturen und Prozesse (sozialwissenschaftliches Inhaltsfeld VI) aus<strong>zum</strong>achen. Zwar<br />

existiert im Lehrplan Geschichte die Auflage, den Handlungsraum einer außereuropäischen<br />

Kultur zu untersuchen. Aber weltweite und multizentrale Systemverknüpfungen, die man<br />

insbesondere durch die Globalisierung verschiedener Systeme in den letzten zwanzig Jahren<br />

konstatieren muss, existieren nach diesem Verständnis in der geschichtlichen Betrachtung<br />

kaum (eine Ausnahme ist hier wohl die kirchliche Systemverknüpfung). Hier geht es <strong>zum</strong>eist<br />

um landesspezifische bzw. nationalstaatlich- oder ortszentrierte imperiale Weltreiche (u.a.<br />

Römisches Reich, spanisches Weltreich, britisches Empire). Weiter bestünde bei einer<br />

extensiven und additiven Betrachtung solcher geschichtlichen Phänomene die latente Gefahr<br />

der Unübersichtlichkeit, wie sie oben beschrieben wurde. Unter Berücksichtigung der in<br />

diesem Fall unterschiedlichen Ausgangspunkte der beiden anvisierten Profilfächer könnte es<br />

bei der Ausgestaltung eines gemeinsamen Profilangebots »nur« um die Offenlegung eines<br />

entwicklungsgeschichtlichen Paradigmenwechsels bei der Frage um die Existenz globaler<br />

Verbindungen gehen. Dennoch bieten mit dem <strong>Thema</strong> »Globalisierung« gerade weltweite<br />

Problemzusammenhänge mit ihren komplexen Strukturen, Hintergründen und Interessen<br />

den SuS die Chance, das Potential eines interdisziplinären und multiperspektivischen sowie<br />

dadurch problemadäquaten Ansatzes zu erkennen (vgl. Richtlinien Geschichte: 10).


TEIL B: MIGRATION UND INTEGRATION ALS<br />

GEGENSTÄNDE IM PROFILUNTERRICHT<br />

4 Zum Zusammenhang von <strong>Migration</strong> und Integration in der<br />

fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Forschung<br />

4.1 Fachwissenschaftliche Ansätze<br />

Die sozialwissenschaftlichen Teildisziplinen befassen sich <strong>zum</strong>eist unter folgenden Aspekten<br />

mit den aktuellen <strong>Migration</strong>sfragen: Die Wirtschaftswissenschaften untersuchen die<br />

ökonomischen Ursachen und Begleiterscheinungen von Wanderungen sowie die<br />

volkswirtschaftlichen Vor- und Nachteile der Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer<br />

(vgl. Körner 1990; Siebert 1994); die Soziologie interessiert sich für die individuellen und<br />

gesellschaftlichen Folgen der <strong>Migration</strong> und entwickelte dazu auch verschiedene<br />

<strong>Migration</strong>stheorien (vgl. Treibel 1999; Bommes 1999); schließlich stehen für die<br />

Politikwissenschaft der politische Umgang mit und die politische Partizipation von<br />

zugewanderten Minderheiten im Mittelpunkt (vgl. Thränhardt 1988; Santel 1995). Da<br />

Wanderungen kein neues Phänomen sind und einzelne Menschen, Gruppen oder ganze<br />

Stämme (»Völkerwanderung«) zu allen Zeiten ihre Herkunftsregionen verlassen und sich in<br />

anderen Gebieten niedergelassen haben, ist <strong>Migration</strong> auch ein <strong>Thema</strong> der<br />

Geschichtswissenschaft. Die historische <strong>Migration</strong>sforschung (vgl. Bade 2002) legt dabei<br />

ihren Schwerpunkt auf sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Studien <strong>zum</strong> Verlauf und<br />

Vergleich von Wanderungen (vgl. Kamphoefner 1982; Stefanski 1991).<br />

An diesen unterschiedlichen Zugangswegen der verschiedenen Disziplinen zu den<br />

Fragestellungen der <strong>Migration</strong> wird deutlich, welche Chancen multiperspektivischer<br />

Sichtweise das <strong>Thema</strong> <strong>Migration</strong> bietet, so dass es innerhalb des Profilkonzepts<br />

prädestiniert ist für fachübergreifenden und fächerverbindenden Unterricht. Und auch auf<br />

die Frage nach den Synergieeffekten, die eine Bedingung für die Auswahl der Profilfächer<br />

darstellt, gibt Bade einen entscheidenden, nämlich den schon einleitend zitierten Hinweis:<br />

Aktuelle Problemstellungen im Kontext von <strong>Migration</strong> können besser beurteilt werden,<br />

wenn man abgeschlossene und damit historische <strong>Migration</strong>sprozesse überblickt und die


4 Zum Zusammenhang von <strong>Migration</strong> und Integration in der Forschung 25<br />

Entwicklungslinien kennt, an deren Ende die Probleme der Gegenwart stehen. Die Synergie<br />

aktueller und historischer Betrachtungsweisen besteht demnach in der Möglichkeit, weitere<br />

Entwicklungslinien aktueller <strong>Migration</strong>sproblematiken zu antizipieren und damit auch<br />

Handlungs- und Lösungsvarianten zur Bearbeitung dieser Probleme zu erhalten. Dieser<br />

Zusammenhang soll anhand eines in der Forschung untersuchten Beispiels differenziert<br />

dargelegt werden, nämlich an der Anwerbemigration in die Bundesrepublik nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg und den nachfolgenden unerwarteten Problemen bei der Integration der<br />

angeworbenen Migranten in die bundesrepublikanische Gesellschaft.<br />

Schon gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es im Zuge der<br />

diese Zeit charakterisierenden »proletarischen Massenwanderungen« eine erhebliche<br />

industrielle Arbeitsmigration nach Deutschland – insbesondere der niederländischen<br />

»Preußengänger« und der »Ruhrpolen« in die Kohlereviere und Stahlunternehmen des<br />

Ruhrgebiets. Doch handelte es sich bei dieser industriellen Arbeitsmigration häufig um<br />

temporäre intersektorale Fernwanderungen, die in strukturstabilen <strong>Migration</strong>kreisläufen<br />

mündeten. Dabei pendelten Arm- und Kleinbauern außerhalb der landwirtschaftlichen<br />

Saison ins Ruhrgebiet, um dort zusätzliche Mittel zur Ergänzung oder Erweiterung ihrer<br />

ertragsarmen kleinbäuerlichen Subsistenzwirtschaften zu beschaffen. In Relation zu der<br />

recht hohen Zahl an ausländischen Arbeitskräften 21 ergaben sich daraus bis auf kleinere<br />

Ausnahmen keine dauerhaften Zuwanderungen (Bade 2000: 85 ff.).<br />

Die Anwerbemigration in die Bundesrepublik Deutschland aus den<br />

euromediterranen Ländern (hauptsächlich Portugal, Spanien, Italien, Jugoslawien,<br />

Griechenland und die Türkei) seit den 1950er Jahren unterscheidet sich in mehreren<br />

Punkten von den transnationalen Arbeitswanderungen nach Deutschland bis <strong>zum</strong> Ersten<br />

Weltkrieg (Bade 2000: 314 ff.): Der durch die bilateralen Anwerbeabkommen auf<br />

Rückkehr angelegte <strong>Migration</strong>sverlauf wurde durch transnationale <strong>Migration</strong>snetzwerke,<br />

Kettenwanderungen und Familiennachzug überformt. Diese Veränderung wurde durch den<br />

21 Allein im Jahr 1912 arbeiteten ca. 120.000 Niederländer in Preußen, insb. im nahen Ruhrgebiet - jedoch<br />

nur die wenigsten blieben dauerhaft dort. Für das in Bezug auf dauerhafte Zuwanderung häufig<br />

gewählte Beispiel der Ruhrpolen lassen sich leider keine verifizierbaren Daten ermitteln, da sie zu<br />

dieser Zeit nur von ihrer Herkunft, jedoch nicht von der statistisch relevanten Nationalität her<br />

identifizierbar waren. Zwar sind bei ihnen eine dauerhafte Zuwanderung offensichtlich keine<br />

Seltenheit gewesen, aber dennoch war die große Mehrheit der polnischen Arbeiter nur temporär im<br />

Ruhrgebiet.


4 Zum Zusammenhang von <strong>Migration</strong> und Integration in der Forschung 26<br />

Wandel der <strong>Migration</strong>sziele der Einwanderer initiiert. Das Ergebnis war ein<br />

<strong>Migration</strong>seffekt, wonach sich unter dem zunehmenden Einfluss von Daueraufenthalten und<br />

Familiennachzügen der Lebensmittelpunkt der Anwerbemigranten vom Herkunftsland in<br />

das Zielland Bundesrepublik Deutschland verlagerte, so dass die zirkulären<br />

<strong>Migration</strong>ssysteme in Kettenwanderungen und somit Arbeitsaufenthalte in<br />

Einwanderungssituationen übergingen.<br />

Zwischen diesen Zeitperioden erfolgte ein tiefgreifender Wandel der institutionellen<br />

Rahmenbedingungen: Wirtschaftsstrukturen, Betriebsorganisation und<br />

Produktionstechniken veränderten sich ebenso dramatisch wie die Einrichtung der<br />

modernen Arbeits- und Sozialverwaltung, die den Arbeitnehmern auf dem deutschen<br />

Arbeitsmarkt die Wahrnehmung sozialstaatlicher Schutz- und Leistungsangebote<br />

ermöglichte (vgl. Bommes/Halfmann 1998: 12). Daher liegt der Grund für die<br />

unterschiedlichen Einwanderungs- und Aufenthaltssituationen beider<br />

Einwanderungsperioden in dem bei allen nationalen Wohlfahrtsstaaten zu beobachtenden<br />

Inklusionsmechanismus: Durch den sozialstaatlichen Einbezug der Anwerbemigranten in das<br />

bundesrepublikanische Versicherungssystem 22 wuchsen die eingewanderten Arbeitnehmer<br />

und ihre Familienangehörigen in Rechtsverhältnisse hinein, die ihnen trotz wiederholter<br />

Ausweisungsversuche deutscher Behörden in Zeiten wirtschaftlicher Krisen einen<br />

dauerhaften Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland garantierten.<br />

Festzuhalten bleibt, dass die Anwerbung der Arbeitsmigranten nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg eine neue systemintegrierende Qualität für die Bundesrepublik Deutschland hatte.<br />

Aufgrund veränderter arbeits- und sozialrechtlicher Rahmenbedingungen waren sie bei<br />

Aufnahme und Fortdauer ihrer Beschäftigungsverhältnisse in das bundesrepublikanische<br />

Wirtschaftssystem inkludiert und wuchsen in den Status von Wohnbürgern mit<br />

zunehmenden sozialen und zivilen Rechten hinein, ohne allerdings Staatsbürger zu werden.<br />

Die rechtliche Kluft zwischen beiden Bevölkerungsgruppen tat sich auf, weil sich die<br />

Bundesrepublik bis in die jüngste Vergangenheit hinein politisch nicht als<br />

Einwanderungsland verstand, obwohl die Anwerbemigranten nicht nur das Recht auf<br />

22 Diese wohlfahrtsstaatliche Inklusion der Arbeitsmigranten war – u.a. zur Absicherung des<br />

westdeutschen Tarifgefüges – eine Voraussetzung für den sozialpartnerschaftlichen Konsens von


4 Zum Zusammenhang von <strong>Migration</strong> und Integration in der Forschung 27<br />

dauerhaften Aufenthalt, sondern auch auf Nachzug ihrer Familien hatten. Dieser<br />

schizophrene Zustand im »unerklärten Einwanderungsland« (Thränhardt 1988) zeitigte<br />

erhebliche Probleme bei der gesellschaftlichen Integration der nun sesshaften ehemaligen<br />

Anwerbemigranten, die sich verstärkt »zwischen den Kulturen« (Leggewie 2000: 104)<br />

verorteten und z.T. deshalb unter verringerten Chancen im bundesrepublikanischen<br />

Wettbewerbsstaat litten und auch heute noch leiden. Durch die vorsichtige staatsbürgerliche<br />

Einbeziehung der ehemaligen Anwerbemigranten im Zuge der<br />

staatsangehörigkeitsrechtlichen Veränderungen seit den 1990er Jahren ist von einem<br />

langsamen Abschmelzen der rechtlichen Divergenz zwischen Wohn- und Staatsbürgern<br />

auszugehen. Inwieweit man dies nachfolgend auch für die gesellschaftlichen<br />

Integrationsprobleme sagen kann, bleibt abzuwarten.<br />

4.2 <strong>Migration</strong> und Integration als Unterrichtsgegenstand im Lichte fach-<br />

didaktischer Positionen<br />

Als curriculare Basis einer unterrichtlichen <strong>Thema</strong>tisierung von <strong>Migration</strong> und Integration<br />

bieten sich die Leitziele der politischen Bildung im Fach Sozialwissenschaften bzw. die<br />

Leitprobleme des Faches Geschichte an. Bei Letzteren eignet sich insbesondere das<br />

Leitproblem des »Eigenen und des Fremden« (vgl. Kap. 3.2). Hierbei steht die<br />

Abgrenzung von Kollektiven gegenüber Minderheiten im Vordergrund. Das kollektive<br />

Bewusstsein hebt bei eigener Unsicherheit und Gefährdung im Andersartigen das Negative<br />

hervor, so dass es zu einem Zusammenspiel von Krisenbewusstsein, Identitätssuche und<br />

Feindbildmarkierung kommt. Themenbeispiele können hierfür die Geschichte bestimmter<br />

sozialer Gruppen sein, die zu bestimmten Zeiten gesellschaftlich unterdrückt waren und<br />

verfolgt, teils sogar systematisch ermordet wurden, z.B. Juden, Hexen, Farbige, Sozialisten<br />

etc.. Die Aufgabe des Geschichtsunterrichts liegt nun darin, den SuS diesen aufgezeigten<br />

sozialpsychologischen Mechanismus deutlich zu machen und durch das Aufzeigen positiver<br />

Erfahrungen mit dem Anderen (z.B. durch gegenseitige Wertschätzung,<br />

Wirtschaftsaustausch oder Kulturausbreitung) einen Beitrag <strong>zum</strong> Fremdverstehen zu leisten.<br />

Eine Ergänzung erfährt diese Zielsetzung durch das didaktische Prinzip »Geschichte lernen<br />

Staat, Arbeitgebern und Gewerkschaften hinsichtlich des Abschlusses von Anwerbeabkommen mit<br />

Staaten aus dem mediterranen Raum. Vgl. dazu Herbert (1986).


4 Zum Zusammenhang von <strong>Migration</strong> und Integration in der Forschung 28<br />

im interkulturellen <strong>Dialog</strong>«, das eine Vermittlungsfunktion zwischen didaktischer Theorie<br />

und unterrichtlicher Praxis erfüllen soll (Alavi 1998: 149). Dies führt zu einer Erweiterung<br />

fachdidaktischer Kategorien um die Bereiche Geschichtsbewusstsein und<br />

Multiperspektivität (Göpfert 1985), die zusammen mit den Kategorien Identitätssuche und<br />

Fremdverstehen in den Zusammenhang von Werteerziehung gestellt werden können.<br />

An den aufgezeigten geschichtsdidaktischen Positionen zeigt sich eine deutliche<br />

Nähe zur Fachdidaktik der Sozialwissenschaften. Dort steht im Zusammenhang von<br />

<strong>Migration</strong> und Integration das Lernziel »Interkulturelles Lernen« im Mittelpunkt der<br />

didaktischen Perspektive (vgl. Kap. 3.1). Analog <strong>zum</strong> geschichtlichen Leitproblem »Das<br />

Eigene und das Fremde« muss ein Ziel sozialwissenschaftlichen Unterrichts sein, auf Seiten<br />

der SuS eine Haltung zu fördern, die im Umgang mit fremden Menschen die<br />

Verschiedenheit als Selbstverständlichkeit wahrnimmt, somit die »Vielfalt als<br />

Selbstverständlichkeit« versteht (Rinke 2000: 121 f.). Da das Andersartigsein nicht einfach<br />

nur selbstverständlich, sondern im Kontakt mit dem Eigensein auch erklärungsbedürftig ist,<br />

geht es nach Heine/Schoof-Wetzig (2001: 1) aber eher um die „Normalität der Differenz“.<br />

Denn nach Sander (2002: 41) ist die Freiheit – und damit auch die Freiheit der Differenz –<br />

die normative Basis politischer Bildung. Somit sollte sich politisches Lernen auf das<br />

wesentliche Ziel konzentrieren, die Gleichheit der Subjekte in Bezug auf ihre Rechte und<br />

Chancen zu betonen. Auf die unterrichtliche Praxis bezogen heißt dies, dass Interkulturelles<br />

Lernen ein durchgängiges Prinzip des politischen Unterrichts sein muss. Denn nur so kann<br />

aus interkultureller Bildung durch Lernen auch interkulturelle Kompetenz erwachsen<br />

(Grosch/Leenen 2000: 29).<br />

Auch in den Sozialwissenschaften spielt der Begriff der Multiperspektivität eine<br />

entscheidende Rolle. Hierzu gibt es sowohl bei der Themenauswahl als auch bei der Frage<br />

nach der Gestaltung und den Lernformen des Unterrichts vielfältige<br />

Anknüpfungsmöglichkeiten. Besonders geeignet ist dabei der hier vorgeschlagene<br />

Unterrichtsgegenstand von <strong>Migration</strong> und Integration. Er ermöglicht die Betrachtung von<br />

<strong>Migration</strong>sströmen verschiedener Länder (Inhaltsfelder V oder VI) oder auch das<br />

Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher ethnisch-kultureller Herkunft (Inhaltsfeld<br />

II); bei den Lernformen und Methoden könnten <strong>Migration</strong>stheorien (Methodenfeld V) und<br />

die Fallanalyse (Methodenfeld I) ausgewählt werden; bei der Gestaltung des Unterrichts


4 Zum Zusammenhang von <strong>Migration</strong> und Integration in der Forschung 29<br />

muss das vom dialogischen Prinzip Martin Bubers abgeleitete »dialogische Lernprinzip«<br />

(Rinke 2000: 114 ff.) grundlegend sein. Die darin geforderte subjektorientierte Begegnung<br />

wäre beispielsweise bei einer Fallanalyse gewährleistet.<br />

Im Bereich der Unterrichtswerke sind in den letzten Jahren einige Beiträge <strong>zum</strong><br />

<strong>Thema</strong> <strong>Migration</strong> erschienen. Neben dem Vorgehen, diesen Themenkomplex »nur« als<br />

Problemaufriss zur Darstellung des disziplinären Integrationsprinzips zu nutzen (vgl. Stiller<br />

2002: 13-20), existieren einige wenige Unterrichtstitel, die den Zusammenhang von<br />

<strong>Migration</strong> und Integration sehr ausführlich und grundlegend thematisieren und zudem auch<br />

fächerübergreifend die historische wie auch die sozialwissenschaftliche Perspektive<br />

einnehmen (so Hamburger/Köpf/Müller/Nell 1997 oder Wochenschau, Sek. II – <strong>Migration</strong><br />

2002). Eine ausschließlich geschichtliche Perspektive nimmt das Werk von Pandel (1998)<br />

ein.


5 Entwicklung einer Profilreihe für einen Leistungskurs<br />

Sozialwissenschaften (5 stündig) und einen Grundkurs<br />

Geschichte (3 stündig) durch eine komplementäre<br />

Unterrichtsreihe <strong>zum</strong> Problemzusammenhang von <strong>Migration</strong><br />

und Integration<br />

5.1 Profilorganisatorische Überlegungen<br />

Aufgrund der in den Vorkapiteln dargelegten vielfältigen curricularen, inhaltlichen und<br />

methodischen Verknüpfungsmöglichkeiten, Integrationsanlässe und Synergieeffekte<br />

zwischen den Schulfächern Sozialwissenschaften und Geschichte lassen sich einige<br />

fachübergreifende Problemaufrisse und gemeinsame Themengebiete für ein Profilangebot,<br />

das man bspw. den Titel „Gesellschaft und seine Kultur“ geben könnte, finden. Mögliche<br />

gemeinsame Reihentitel könnten z.B. sein: „Die Frau an seiner Seite? – Der Kampf der<br />

Geschlechter in Vergangenheit und Gegenwart“, „Vergangenheit, die nicht vergeht – Die<br />

Wurzeln und Triebe von historischem Nationalsozialismus und gegenwärtigen<br />

Rechtsextremismus“, „Freiheit, die ich meine...- Der Kampf um Freiheit als<br />

immerwährender Prozess“ oder „Die Einigung Europas - Der europäische Staat als<br />

Rekonstruktion vergangener Reiche?“<br />

Die Vielzahl an möglichen gemeinsamen Themenbearbeitungen läßt es gerechtfertigt<br />

erscheinen, das Profil Sozialwissenschaften/Geschichte als umfangreiches Profil, d.h. in<br />

Verbindung zwischen einem Leistungs- und einem Grundkurs zu konzipieren. Prinzipiell<br />

sind beide Fächer von ihrem Verknüpfungspotential in der Lage, den material- und<br />

zeitaufwändigeren Leistungskurs zu führen. Doch im Zusammenhang mit dem hier<br />

bearbeiteten Themengebiet von <strong>Migration</strong> und Integration bietet sich das Fach<br />

Sozialwissenschaften als Lang- und Leistungskursfach an, da dieses Themengebiet aktuell<br />

in vielerlei Hinsicht an Prominenz gewinnt (Zuwanderungsgesetz in Deutschland;<br />

Flüchtlingsströme in Krisengebieten; Anwerbung von hochqualifizierten Arbeitsmigranten –<br />

Green Card – etc.). Diese Festlegung ist insofern von Belang, da das gesamte Profil schon


5 Entwicklung einer Profilreihe für einen Leistungskurs 31<br />

in der Einführungsphase der Klasse 11 wirksam werden muss, auch wenn in dieser<br />

Jahrgangsstufe ggf. nur ein Fach unterrichtet wird. Die Pflicht zur Belegung beider<br />

gesellschaftswissenschaftlicher Fächer wäre aufgrund anderer Belegverpflichtungen wohl<br />

erst in der Qualifikationsphase von den Jahrgangsstufen 12 und 13 realisierbar. Dies böte<br />

jedoch die Gelegenheit, im Profilangebot eine strukturelle Lernprogression zu haben und im<br />

sozialwissenschaftlichen Unterricht der Klasse 11 recht intensive methodische, insb.<br />

geschichtsaffine Phasen einzubauen. Daher sähe eine wahrscheinliche stufenadäquate<br />

Profilstruktur folgendermaßen aus:<br />

Tabelle 4:Stufenabhängige Kursstruktur eines Profils Sozialwissenschaften/Geschichte<br />

Stufe 11 Grundkurs Sowi<br />

Stufe 12 Leistungskurs Sowi Grundkurs Geschichte<br />

Stufe 13 Leistungskurs Sowi Grundkurs Geschichte<br />

Organisatorische Alternativen ergäben zwei weitere Möglichkeiten: Entweder ein reines<br />

Grundkursprofil Sozialwissenschaften/Geschichte (GK Sowi und GK Geschichte) Noch<br />

weniger zeitintensiv wäre die nur einjährige Profilkombination eines Leistungs- oder<br />

Grundkurses Sozialwissenschaften mit dem Zusatzkurs Geschichte in der Klasse 12 oder<br />

13.<br />

5.2 Unterrichtsreihe zu „<strong>Migration</strong> und Integration“ im Profil<br />

Sozialwissenschaften/Geschichte<br />

Nach diesen profilorganisatorischen Überlegungen wird nun die Unterrichtsreihe zu<br />

<strong>Migration</strong> und Integration innerhalb eines (Voll-)Profils Sozialwissenschaften/Geschichte<br />

vorgestellt. Teile der Materialien sind im Anhang zu finden (vgl. A 9 ff.). Der Zeitpunkt für<br />

den Einsatz der Unterrichtsreihe ist durch die Mehrfachabdeckung von Inhalts- und<br />

Methodenfeldern bzw. Geschichtsbereichen variabel.


5 Entwicklung einer Profilreihe für einen Leistungskurs 32


5 Entwicklung einer Profilreihe für einen Leistungskurs 33<br />

Synergieeffekte:<br />

• Mehrperspektivische Betrachtung des Phänomens von <strong>Migration</strong> und Integration.<br />

• Vertieftes Verständnis für historisch-politische Sachverhalte als Möglichkeit für die<br />

erweiterte/ganzheitliche Erkenntnisgewinnung <strong>zum</strong> Sachverhalt von<br />

Einwanderungsregimen.<br />

• Präzisierung und Erweiterung der Fachbegrifflichkeit, insb. fachübergreifende Reflexion<br />

eines Begriffsnetzes zu Wanderungsformen und Integrations-/Segregationsmuster.<br />

• <strong>Thema</strong>tisierung und In-Bezug-Setzung des geschichtlichen Zentralbegriffs zur aktuellen<br />

sozialwissenschaftlichen Themenbearbeitung.<br />

• Bewusst machen der allgemein geschichtlichen „Epochenbegriffe“ und<br />

sozialwissenschaftlich-teildisziplinären Gesellschaftsunterscheidungen als<br />

Hilfskonstruktion für die diachrone Systematisierung des jeweiligen Fachgebiets.<br />

• Erkenntnistransfer durch Synopse von theoriegeleiteter und systematischer<br />

Betrachtungsweise beider Fächer.<br />

• Mehrperspektivische Erörterung der unterschiedlichen methodischen<br />

Herangehensweisen zur Untersuchung eines gegenwartsgeschichtlichen<br />

Problemzusammenhangs.<br />

• Kritische Reflexion verschiedener Problemlösungsansätze zur <strong>Migration</strong>spolitik in ihren<br />

Konsequenzen für den eigenen Staat, für unterschiedliche Gruppen und für die eigene<br />

wirtschaftliche Situation.<br />

• Mehrperspektivische Planung, Durchführung und Auswertung eines<br />

Unterrichtsprojektes, dass sowohl alte wie auch frische Spuren von <strong>Migration</strong> und<br />

Integration in der eigenen Umgebung beleuchtet.<br />

• Bei Planung, Durchführung und Auswertung eines Planspiels sowie einer<br />

Podiumsdiskussion empathisches Erkennen von Rollenpositionen im Zirkel von<br />

<strong>Migration</strong> und Integration.<br />

• Besuch eines Ortes industrieller Arbeitsmigration mit Wahrnehmung der Arbeits- und<br />

Wohnbedingungen von Migranten zu Beginn des 20. Jahrhunderts.


6 Schlussbetrachtung<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass zwischen den beiden untersuchten Fächern<br />

Sozialwissenschaften und Geschichte generell eine Vielzahl von Verknüpfungsmöglichkeiten<br />

existieren. Wie schon in der Einleitung dargestellt wurde, lag der Schwerpunkt der Arbeit<br />

auf das Aufspüren curricularer und inhaltlicher Synergieeffekte zwischen beiden Fächern,<br />

so dass die konzeptionelle und organisatorische Planung des angedachten Profilangebots<br />

Sozialwissenschaften/Geschichte im Mittelpunkt der Betrachtung stand. Hier sind gerade<br />

hinsichtlich der Kompatibilität der Fächerlehrpläne für die Sekundarstufe II viele inhaltliche<br />

und methodische Integrationsanlässe nachgewiesen worden, die auch strukturgraphisch<br />

aufgezeigt werden konnten.<br />

Eine weitere Auffälligkeit sind die Analogien bei den fachdidaktischen Positionen.<br />

Es ist bemerkenswert, dass die jeweiligen Fachdidaktiker nahezu die gleichen inhaltlichen<br />

und didaktischen Positionen hinsichtlich der Lernziele ihres Unterrichts einnehmen –<br />

<strong>zum</strong>indest im Themenbereich <strong>Migration</strong> und Integration. Das sozialwissenschaftliche<br />

Konzept des Interkulturellen Lernens ergänzt sich ausdrücklich mit dem geschichtlichen<br />

Leitproblem „Das Eigene und das Fremde“. Bei beiden Standpunkten steht das politische<br />

Lernen im Vordergrund, so dass die schulische Auseinandersetzung mit dem<br />

Themenkomplex <strong>Migration</strong> – Ausländer – Integration der Andersartigkeit zu einer<br />

Handlungs- und Lösungskompetenz auf Seiten der SuS für gesellschaftliche Fragen in<br />

diesem Themenbereich führt.<br />

Die Unterrichtsreihe zeigt ebenfalls sehr deutlich gemeinsame Bearbeitungs- und<br />

gegenseitige Befruchtungsmöglichkeiten. Insbesondere die methodische Andersartigkeit im<br />

Bereich der synchronen Betrachtung auf Seiten der Sozialwissenschaften und der<br />

diachronen Untersuchungsmöglichkeiten der Geschichte fördern beim <strong>Thema</strong> <strong>Migration</strong><br />

Überraschendes zutage. Die Spannweite des „typischen“ Migranten vom verfolgten<br />

Flüchtling bzw. armen Arbeitsmigranten, der von der Zielgesellschaft diskriminiert wird,<br />

<strong>zum</strong> in vielerlei Hinsicht erfolgreichen globalen „Job-Hopper“ kann so nur mit einer<br />

fächerübergreifenden Perspektive betrachtet werden. Aber ebenso darf in diesem<br />

Zusammenhang nicht vergessen werden, dass auch heute noch jegliche Formen von


6 Schlussbetrachtung 35<br />

<strong>Migration</strong> möglich sind: Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen, d.h. gleiche<br />

Wanderungsformen in verschiedenen Ländern und die Wiederholung von <strong>Migration</strong>sformen<br />

zu unterschiedlichen Zeiten, könnte die Charakterisierung eines modernen <strong>Migration</strong>s- und<br />

Integrationsverständnisses sein.<br />

Daher ist das Konzept der Profilbildung in diesem Fall äußerst positiv zu<br />

betrachten. Das hier dargestellte Konzept lässt eine Mehrzahl an Erkenntnissen erwarten<br />

als wenn beide Fächer isoliert voneinander das <strong>Thema</strong> behandelt hätten. Eine gewisse<br />

Skepsis bleibt hinsichtlich der Zahl von Umsetzungsversuchen im schulischen Alltag. Der<br />

Aufwand an organisatorischen, administrativen, inhaltlichen und methodischen Mühen ist<br />

nicht zu unterschätzen und könnte im stressigen Schulalltag bei einigen KollegInnen<br />

obsiegen. In diesem Zusammenhang ist die Aufhebung der Profilpflicht durch das<br />

Schulministerium sicherlich zu begrüßen. Diesbezüglich wäre es wohl günstig, den<br />

fächerübergreifenden Unterricht mit „kleinen“, temporären Formen der Zusammenarbeit<br />

und Planung zu beginnen, die gerade auch im gesellschaftswissenschaftlichen Bereich<br />

kursartentechnisch zu realisieren ist. So kann sich der vordergründige Nachteil geringer<br />

Pflichtstundenzahlen eventuell zu einem Vorteil wandeln. Vielleicht können einige<br />

Ergebnisse der Arbeit diesen „Mehrwertprozess“ beschleunigen und die schulischen<br />

Entscheidungen für ein wie auch immer geartetes Profil mit den Fächern<br />

Sozialwissenschaften und Geschichte begünstigen.


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