Diabetes Dialog Österreich - Diabetes Austria
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Statements<br />
6<br />
PERI<br />
Human Relations<br />
FRANZ BITTNER<br />
Entstehung des Programms<br />
„Therapie aktiv“ in Wien<br />
Im Jahr 2002 wurde in der Wiener Gebietskrankenkasse<br />
(WGKK) zum ersten Mal über DiseaseManagementProgramme<br />
(DMPs) diskutiert. Die Steiermärkische<br />
Gebietskrankenkasse (STGKK) – zu dieser Zeit<br />
unter Chefarzt Primarius Klima – hatte sich schon seit<br />
geraumer Zeit mit der Verbesserung der Versorgung<br />
chronisch Kranker beschäftigt und galt schon damals<br />
als vorbildlich. Dieses System wollten wir auch in Wien<br />
implementieren. Die weitere Sensibilisierung für diese<br />
Thematik erfolgte zwei Jahre später mit dem österreichischen<br />
<strong>Diabetes</strong>bericht und einer Studie der<br />
Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse<br />
( NÖGKK). Deren Ergebnisse zeigten auf, dass <strong>Österreich</strong><br />
zwar eine deutlich unterdurchschnittliche<br />
Mortalität bei <strong>Diabetes</strong>Typ2Patienten aufweist,<br />
jedoch im internationalen Vergleich das teuerste Land<br />
bei der Behandlung dieser Krankheit ist. Zudem ging<br />
daraus hervor, dass unser Land im Vergleich zu<br />
anderen Nationen die höchsten stationären Kosten<br />
pro <strong>Diabetes</strong>Typ2Patient hat. Im Jahr 2004 stellte<br />
sich durch eine DataEnvelopmentAnalyse der<br />
NÖGKK heraus, dass Belgien und Spanien die effektivsten<br />
Staaten in der Behandlung von <strong>Diabetes</strong>Typ<br />
2Patienten waren. <strong>Österreich</strong> hatte – im Vergleich zu<br />
Belgien mit 857 Euro – Gesamtkosten von 1.200 Euro<br />
pro Patient. Das Mortalitätsrisiko war damals in den<br />
Bezirken 5, 9, 10, 12, 15 und 16 am höchsten. Gerade<br />
in diesen Gegenden waren Einkommen und Bildung<br />
der Bewohner vergleichsweise gering. Eine niedrige<br />
Sterblichkeit war in den Bezirken 1, 4, 6, 7, 13 und 23<br />
gegeben.<br />
Im Jahr 2005 kam es zur Umsetzung des „Disease<br />
ManagementProgramms <strong>Diabetes</strong> mellitus Typ 2 in<br />
<strong>Österreich</strong>“ mit einem Budget von 2,4 Millionen Euro.<br />
Von der Einführung eines strukturierten Behandlungsprogramms<br />
war vor allem eine Reduktion der Spitalsaufenthalte<br />
sowie der besonders kostenintensiven<br />
Fälle von Spätschäden wie Erblindung, Amputa tion<br />
und Nierenversagen zu erwarten. Das Ziel war es, bis<br />
2007 tausend und bis 2008 zweitausend Diabetiker in<br />
dieses Programm zu integrieren. In dieser Hinsicht sind<br />
wir damals an den enormen Anfangsschwierigkeiten<br />
gescheitert. 2007 kam es zu einer Ausdehnung des<br />
Programms auf alle Bezirke und zu einem Vertrag<br />
zwischen allen Kassen und der Ärztekammer für Wien.<br />
Heute haben wir in der Bundeshauptstadt im DMP<br />
Programm „Therapie aktiv“ 148 Ärzte und 6.642<br />
Patienten. <strong>Österreich</strong>weit sind es 888 Ärzte und 26.705<br />
Patienten. Zudem existieren etwa 420.000 therapierte<br />
und 180.000 unbekannte – demnach nicht therapierte<br />
– Diabetiker. Zusammenfassend lässt sich<br />
Folgendes feststellen: Es gibt derzeit 3.939 Allgemeinmediziner<br />
als Vertragsärzte. Bei 888 „Programmärzten“<br />
ist dies eine Quote von 23 Prozent. Zählt man<br />
einige Fachärzte (3.010) hinzu, wird diese noch<br />
geringer. Von 420.000 Diabetikern sind derzeit 26.705<br />
in ein DiseaseManagementProgramm eingeschrieben<br />
– das ist eine Quote von 6,4 Prozent. Bei angenommenen<br />
600.000 (420.000 und 180.000) Patienten<br />
sinkt sie auf 4,5 Prozent. Fazit: Weder „Therapie aktiv“<br />
noch „Diala“ haben die Situation der Diabetiker in<br />
<strong>Österreich</strong> bisher wesentlich verändern können. Das<br />
Potenzial von DMPs konnte bis heute nicht annähernd<br />
ausgeschöpft werden. Daher gelten diese beiden<br />
Programme bislang als die ersten Schritte auf dem<br />
Weg zu einer flächendeckenden strukturierten<br />
Versorgung von chronisch Kranken.