ABSTRACTS
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Abstracts<br />
Ergebnisse erzielt werden. Darüberhinaus nimmt auch die Anzahl der für<br />
sekundäre motorische Ersatzoperationen zur Verfügung stehenden Muskeln<br />
signifikant zu. Liegt zum Zeitpunkt der Nervenläsion kein Nervendefekt<br />
vor, sollte, vorausgesetzt der Allgemeinzustand des Patienten erlaubt<br />
es, wenn immer möglich, eine spannungsfreie primäre Nervennaht durchgeführt<br />
werden. In allen anderen Fällen erfolgt die Versorgung der Nervenläsion<br />
sekundär nach 3 bis maximal 6 Monaten mit Hilfe einer Nerventransplantation.<br />
Da die funktionellen Ergebnisse nach Nerventransplantation<br />
6–12 Monate nach der Nervenläsion aufgrund einer<br />
Endorganschwäche in den reinnervierten Muskeln deutlich schlechter<br />
wird, muß die nervale Rekonstruktion Priorität gegenüber sekundären<br />
traumatologischen Eingriffen haben. Eine nervale Rekonstruktion mit dem<br />
Ziel der Verbesserung der Motorik sollte abhängig von der Entfernung zwischen<br />
Läsionenhöhe und Muskel nicht später als 12 maximal 18 Monate.<br />
Durch einfache oder multiple Sehnenumsetzplastik(en) kann eine spezifische<br />
Bewegungsform wiederhergestellt (Rekonstruktionsindikation) oder<br />
verstärkt (Augmentationsindikation) werden. Sehnentranspositionen können<br />
monopolar, d.h. nur eine Insertion wird verändert und bipolar, d.h.<br />
Ansatz und Insertion werden abgelöst und neu inseriert, durchgeführt werden.<br />
Sekundäre Ersatzoperationen werden im allgemeinen 2 bis 3 Jahre nach<br />
erfolgter Nervenrekonstruktion durchgeführt. In seltenen Fällen kann die<br />
Sehnentransposition auch gleichzeitig mit der Nervenrekonstruktion erfolgen.<br />
Stehen bei ausreichender Innervation keine Muskel-Sehnen-Gruppen<br />
für die Transposition zur Verfügung (direkte Muskelschädigung, Muskeldegeneration<br />
bei Denervationszeit > 2–3 Jahre) kann eine freie mikrovaskuläre<br />
funktionelle Muskeltransplantation durchgeführt werden. Fehlt eine ausreichende<br />
Innervation kann mit Hilfe eines mehrzeitigen Vorgehens ein Nerventransplantat<br />
vorgelegt werden um dann bei ausreichender Axonzahl im<br />
Bereich des distalen Transplantatstumpfes eine freie mikrovaskuläre Muskeltransplantation<br />
durchzuführen.<br />
Die bisher genannten Rekonstruktionsverfahren können durch adjuvante<br />
Eingriffe zu jedem Zeitpunkt der Therapie oft funktionell deutlich verbessert<br />
werden. Neben der Möglichkeit der einfachen Hautresektion (z.B.<br />
Pitanguy-Dreieck im Bereich der Nasolabialfalte), und fullthickness-<br />
Resektionen (z:B: Wedge-Resektion im Unterlippenbereich), sollten Korrrektureingriffe<br />
im Bereich des Unterlids (laterale Canthopexie, statische<br />
und/oder dynamische Unterlidaufhängung, Levatorschwächung, Goldgewichte,<br />
Federn, usw.) und Straffungsoperationen (Stirnlift, Mittelgesichts<br />
und/oder Halslift) bedacht werden. Schließlich können auch Eingriffe an<br />
der gesunden kontralateralen Seite in das Therapiekonzept einbezogen<br />
werden. Zur Optimierung der Nervenregeneration und zur Therapie von<br />
Ko-Kontraktionen kann die intramuskuläre Injektion von Botulinustoxin<br />
erfolgreich eingesetzt werden.<br />
Nur durch eine intensive interdisziplinäre Zusammenarbeit kann ein optimales<br />
Therapieergebnis erreicht werden. Mitglieder des Therapie-Team<br />
sind neben dem Operateur (Plastische Chirurgie, MKG, HNO, Neurochirurgie)<br />
– oft in Verbindung mit dem Neuro-Pathologen – der Hausarzt<br />
(\„Drehscheibe\“), Physiotherapeut (Krankengymnastik, Ergotherapie...),<br />
Neurologe und in besonderen Fällen anästhetiologische Schmerzambulanz<br />
(bei Deafferenzierungsschmerzen oder Kausalgien), Sozialdienste/Arbeitsamt/Berufsgenossenschaft<br />
(berufliche Rehabilitation bzw. Wiedereingliederung),<br />
Psychotherapeuten und Patienten-Selbsthilfegruppen.<br />
V7 Stellenwert der freien funktionellen<br />
Muskeltransplantation bei Läsionen des N. facialis<br />
R. Hierner 1 , A. Berger 2<br />
UZ. Gasthuisberg , Katholische Universität Leuven 1 , International Neuroscience Institute Hannover 2<br />
Für die Rekonstruktion der Gesichtsbewegungen bei veralterter Läsion<br />
des N. VII mit der Notwendigkeit der extraanatomischen Neurotisation<br />
und dem Ersatz der dgenerierten Gesichtsmuskulatur, haben sich 2 Ver-<br />
34. Jahrestagung der Deutschen Plastischen Chirurgen<br />
8. Jahrestagung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen<br />
fahren bewährt: 1) die mehrzeitige Wiederherstellung mit primärer crossface<br />
transplantation, sekundärer Nervenbiopsie und tertiär freier funktioneller<br />
mikrochirurgischer Gracilis-Transplantation, und 2) die einzeitige<br />
Wiederherstellung mit Reinnervation des M. gracilis-Transplantats<br />
durch den ipsilateralen R. massetericus N. V.<br />
Material und Methode: Bei insgesammt 18 Patienten wurde eine freie funktionelle<br />
Muskeltransplantation zur Wiederherstellung der Gesichtsmotorik durchgeführt,<br />
wobei bei 15 Patienten eine mehrzeitige und bei 32 Patienten eine<br />
einzeitige Rekonstruktion erfolgte. Bei 12 Patienten lag eine idiopathische,<br />
bei 5 Patienten eine posttraumatische und bei einer Patientin eine angeborene<br />
(Möbius-Sequenz) Fazialisparese vor. In 15 Fällen erfolgte primär eine<br />
Cross-face Transplantation und eine Gilles Plastik zur Verbesserung des<br />
Augenschlusses. 9–14 Monate posttransplantationem wurde eine Nervenbiopsie<br />
aus dem distalen Bereich des vorgelegten Nerventransplantats<br />
gewonnen und ausgewertet. In allen 15 Fällen wurde tertiär eine freie funktionelle<br />
M. gracilis-Transplantation durchgeführt. In 3 Fällen erfolgte eine<br />
einzeitige Reinnervation des M. gracilis (n =2) bzw. M. latissimus dorsi (n<br />
= 1) Muskeltransplantats. Untersuchungskriterien der retrospektiven Studie<br />
waren Ruhesymetrie, Quqlität und Quantität der wiederhergestellten<br />
Gesichtsbewegungen und Art und Anzahl von Komplikationen.<br />
Ergebnisse: In allen Fällen der mehrzeitigen Wiederherstellung konnte eine<br />
ausreichende Anzahl myelinisierter Axone in der sekundär durchgeführten<br />
Nervenbiopsie gefunden werden. In 12 von 15 Fällen der mehrzeitigen<br />
und in allen 3 Fällen der primären Reinnervation konnte eine<br />
zufriedenstellende Ruhesymmetrie erzielt werden. Die Ergebnisse bei<br />
Gesichtsbewegung können wie folgt angegeben werden: mehrzeitige<br />
Rekonstruktion (2 sehr gut, 5 gut, 4 befriedigend, 2 ungenügend), einzeitige<br />
Rekonstruktion (1 sehr gut, 1 gut, 1 befriedigend). Bei 2 Patienten<br />
mit mehrzeitiger Rekjonstruktion blieb eine Reinnervation des freien<br />
funktinellen Muskeltransplantats aus.<br />
Schlussfolgerungen: Für die Wiederherstellung der Ruhe- und Belastungssymetrie<br />
im Gesichtsbereich bei veralterter Läsion des N. VII verwenden wir<br />
das sogenannte „integrative Therapiekonzept“. Mithilfe der freien funktionellen<br />
Muskeltransplantation kann bei etwa 3/4 der Patienten ein<br />
zumindest zufriedenstellendes Ergebnis erzielt werden. In Kombination<br />
mit den konventionellen Muskel-Sehnentransfers und sogenannten<br />
adjuvanten Eingriffen (Hautresektionen, facelift....) kann der Anteil an<br />
zumindest zufriedenstellenden Ergebnissen noch weiter erhöhrt werden.<br />
V8 Retrospektiver Vergleich der Ergebnisse nach Reanimation<br />
der Mundregion durch Nerventransplantate, freien innervierte<br />
Muskeltransplantate und motorische Ersatzoperationen modifiziert<br />
nach Mclaughlin<br />
A. Peek1 , K. Exner2 1 2 Plastische Chirurgie, Behandlungszentrum Vogtareuth, Plastische Chirurgie, Markuskrankenhaus Frankfurt<br />
Zur sekundären Reanimation des Gesichtes bestehen die Möglichkeiten<br />
der Nerventransplantation auf den gelähmten Fazialisnerven, des innervierten<br />
freien Muskeltransplantates und regionaler motorischer Ersatzoperationen.<br />
Patientengut: Bei einer retrospektiven Gegenüberstellung der in den Jahren<br />
1996 bis 2003 angewandten Techniken wurden die Indikationen wie<br />
folgt gestellt: Cross face Nerventransplantation in 4; Hypoglossustransfer<br />
in 2; freie Grazilistransplantation mit direktem oder vorherigem cross<br />
face Nervenanschluß in 11; Temporalistransfer modifiziert nach<br />
McLaughlin in 59 Fällen.<br />
Die Indikation zur alleinigen Nervenwiederherstellung wurde bis zu 1<br />
Jahr nach traumatischer Parese, die zur freien Muskeltransplantation nur<br />
bei Patienten unter 30 (mit einer Ausnahme einer zusätzlichen Trigeminusparese)<br />
gestellt.<br />
6 Plastische Chirurgie 3 (Suppl. 1): 6 (2003)