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34. Jahrestagung der Deutschen Plastischen Chirurgen<br />
8. Jahrestagung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen<br />
P62 Das Kompressionssyndrom des N. ulnaris in<br />
der Loge de Gyon<br />
T. Dodic, N. von Braunmühl, H. Fansa, W. Schneider<br />
Klinik für Plastische, Wiederherstellungs- und Handchirurgie, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg<br />
Vergleichbar zum N. medianus im Karpaltunnels, zieht der N. ulnaris in<br />
Höhe des Handgelenkes durch einen engen Kanal (Loge de Gyon), der<br />
im Querschnitt betrachtet über ein ligamentäres Dach verfügt und lateral<br />
von dem Os pisiforme begrenzt wird. Ca. 1cm distal dieser Strukturen<br />
verläßt ein dünner Ast für die Funktion der Handbinnenmuskulatur<br />
den Nerv zunächst nach ulnar, um dann aber um das Os hamatum herum<br />
nach radial zur Versorgung der intrinsischen Muskulatur und schließlich<br />
des M. adductor pollicis zu ziehen.<br />
Zunächst steht die Differentialdiagnostische Abgrenzung zu einem Sulcus-Ulnaris<br />
Kompressionssyndrom im Ellenbogenbereich im Vordergrund.<br />
Neben einer eingehenden Anamnese führt das klinische Bild, das<br />
EMG und die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit zur Diagnose.<br />
Über einen Nachuntersuchungszeitraum von zwei Jahren haben wir 15<br />
Patienten mit einem N. ulnaris Kompressionssyndrom in der Loge de<br />
Gyon untersucht. Die Ausfälle waren ausschließlich motorisch. Der Zeitraum<br />
des präoperativen Beschwerdebildes reichte hierbei von wenigen<br />
Wochen bis zu 2 Jahren bis zur Erstkonsultation eines Arztes. 4 Patienten<br />
klagten zusätzlich über ein (elektrophysiologisch gesichertes) Karpaltunnelsyndrom.<br />
Bei weiteren vier Patienten ergab der intraoperative<br />
Befund ein nach palmar komprimierendes Ganglion. Bei einem Patienten<br />
lag eine Kompression des Nervs durch eine Dislokation des Os pisiforme<br />
vor.<br />
Im Plexusblock erfolge eine Dekompression des Nervs über einen offenen<br />
Zugang, ein mikrochirurgische Neurolyse schloß sich an. Alle Wunden<br />
heilten komplikationslos. Postoperativ zeigten EMG/ENLG eine<br />
regelhafte Verbesserung der distalen motorischen Latenz und der Leitgeschwindigkeit<br />
im Vergleich. Die Verbesserung der klinischen Funktion<br />
war im Vergleich zur Befundbesserung beim Karpaltunnelsyndrom deutlich<br />
verzögert und stand in direktem Zusammenhang mit der Dauer des<br />
präoperativen Beschwerdezeitraums. Es ist daher notwendig, die operative<br />
Dekompression frühzeitig durchzuführen um eine funktionell ausreichende<br />
Regeneration der Muskulatur zu erhalten.<br />
P63 Destruktion des N. ulnaris am Ellenbogen bei<br />
Primär Chronischer Polyarthritis<br />
S. Eger, J. Becker, H. Toschka, S. Handstein<br />
Klinik für Plastische, MKG und rekonstruktive Chirurgie, Städtisches Klinikum Görlitz<br />
Die primär chronische Polyarthritis verursacht typische Gelenk- und<br />
Sehnenveränderungen. Therapeutischer Standard der PcP ist die frühzeitige<br />
Synovialektomie. In seltenen Fällen können auch Veränderungen<br />
an großen Nerven mit typischen Symptomen eines Kompressionssyndroms<br />
auftreten.<br />
Methodik: Beschrieben wird der Fall einer 73jährigen Patientin mit einer seit<br />
15 Jahren bekannten PcP. Sie stellte sich mit seit ca. 18 Monaten bestehenden<br />
typischen Beschwerden eines Sulcus ulnaris Kompressionssyndroms<br />
am Ellenbogen vor. Im Einzelnen beklagte die Patientin eine Hypund<br />
Dysästhesie des 5. Fingers der betroffenen Seite. Klinisch zeigte sich<br />
eine ausgeprägte Atrophie der Handbinnenmuskulatur sowie eine Deformation<br />
des Ellenbogens, radiologisch waren am Ellenbogen erhebliche<br />
arthrotische Veränderungen mit Gelenkspaltverschmälerung und Osteophyten<br />
nachweisbar. Elektroneurografisch zeigte sich eine ausgeprägte<br />
Verzögerung Nervenleitgeschwindigkeit des N. ulnaris über dem Sulcus<br />
ulnaris. Da die Patientin wegen ihrer Grunderkrankung auf Gehstützen<br />
Plastische Chirurgie 3 (Suppl. 1): 71 (2003)<br />
Abstracts<br />
angewiesen war, zögerte sie mehrere Monate in eine Operation einzuwilligen.<br />
Schließlich erfolgte die operative Exploration des Nervus ulnaris<br />
am Ellenbogen. Intraoperativ zeigte sich neben einer ausgeprägten<br />
Synovialitis und kubitalen Zysten distal des anatomischen Sulcus über<br />
eine Distanz von 5 cm eine vollständige Zerstörung der Struktur des Nervus<br />
ulnaris sowie die Ausbildung eines typischen in den Gelenkspalt verlagerten<br />
Neuroms. Damit ließen sich die progredienten, bewegungsabhängigen<br />
Beschwerden der Patientin erklären. Da sie rekonstruktive<br />
Maßnahmen strikt ablehnte, erfolgte die Resektion des Neuroms sowie<br />
die intramuskuläre Verlagerung des proximalen Stumpfes, darunter war<br />
zumindest Beschwerdefreiheit zu erreichen.<br />
Diskussion: Wie im beschriebenen Fall gezeigt, kann die PcP neben den<br />
bekannten Symptomen an Sehnen, Gelenken und Knochen zudem gravierende<br />
Veränderungen an funktionell bedeutsamen Nerven hervorrufen,<br />
die einen vollständigen Ausfall der Funktion nach sich ziehen können.<br />
Differentialdiagnostisch muß bei Patienten mit PcP und der Symptomatik<br />
von Nervenkompressionsyndromen die Möglichkeit der<br />
Destruktion des Nerven therapeutisch berücksichtigt werden.<br />
P64 Die freie mikrovaskuläre Lappenplastik zur kombinierten<br />
Defektdeckung und Resektions-Inter-positions-Arthroplastik bei<br />
Noma<br />
G.A. Giessler1 , A.B. Schmidt2 , U. Deubel1 , C.P. Cornelius3 1Klinik für Hand-, Plastische- und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum,<br />
BG Unfallklinik Ludwigshafen, 2Abteilung für Plastische-, Hand- und Rekonstruktive Mikrochirugie,<br />
BG Unfallklinik Murnau, 3Abteilung Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Plastische Operationen, BWK Ulm<br />
Die postentzündliche maxillomandibuläre Ankylose bei schweren Fällen<br />
von Noma im anterolateralen Gesichtbereich ist ein bekanntes, jedoch<br />
häufig unbefriedigend gelöstes Problem. In seltenen Fällen kann die bindegewebige<br />
oder gar knöcherne Ankylose auch das Temporomandibulargelenk<br />
mit einbeziehen. Desweiteren ist die Ausbildung von straffem<br />
Narbengewebe nach Noma häufig mit ausgedehnten Defekten des Viszerokraniums<br />
und des darüberliegenden Weichteilmantels kombiniert.<br />
Die klassische Therapie beruht auf der Osteotomie der Ankylose und der<br />
Verwendung von lokoregionalen Lappen zur Defektdeckung. Leider<br />
führt diese Vorgehensweise nicht selten zu einem Trismusrezidiv, was<br />
auf einer unzureichenden Narbenresektion und einer mangelnden postoperativen<br />
Physiotherapie beruhen kann.<br />
In vier Interplast-Teameinsätzen wurden freie, mikrovaskuläre Lappentransplantate<br />
für große Noma-assoziierte Defekte in Kombination mit<br />
dynamischen, zygomatiko-mandibulären externen Distraktoren zur<br />
Trismusprophylaxe verwendet. Nach einer Serie von über 20 Lappentransplantaten<br />
scheinen zwei Vorgehensweisen die Reankylosierung zu<br />
verringern: Die Keilresektion der ankylosierenden Brücke sollte ausreichend<br />
dimensioniert sein und durch eine Anspitzung des aufsteigenden<br />
Mandibulaastes ergänzt werden. Das Temporomandibulargelenk kann<br />
ggf. bei entsprechender Beteiligung mit reseziert werden. Zusätzlich<br />
sollte der entstehende Raum zwischen den Osteotomiestellen mit vitalem<br />
Lappengewebe (Muskel oder Dermis-Fettlappen) aufgefüllt werden.<br />
Zwei exemplarische Fälle, die nach diesem Prinzip mit einem freien<br />
Paraskapularlappen bzw. einem freien Latissimus dorsi operiert wurden,<br />
werden vorgestellt. In einer Nachbeobachtungszeit von 6 Monaten trat<br />
kein erneuter Trismus auf.<br />
Die Kombination eines freien Lappens zur Defektdeckung, der beschriebenen<br />
Interpositionsarthroplastik und der Verwendung des externen<br />
Distraktors kann bei ausgedehnten, Noma-assoziierten Defekten befriedigende<br />
kosmetische und funktionelle Resultate erreichen. Eine klinische<br />
Langzeitbeobachtung ist wünschenswert, jedoch unter westafrikanischen<br />
Verhältnissen nicht unproblematisch.<br />
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